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Friedrich Heinrich Franz Heckendorf 5 November 1888 in Schoneberg 1 17 August 1962 in Munchen 2 war ein deutscher Maler und Grafiker der besonders in der Weimarer Republik grossen Erfolg hatte Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wurde er zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt nachdem er von der Deportation in Vernichtungslager bedrohten Berliner Juden zur Flucht in die Schweiz verholfen hatte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 1937 als entartet beschlagnahmte Werke 2 2 Weitere Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFranz Heckendorf ist Sohn eines Architekten Mit 15 Jahren verliess er das Gymnasium und absolvierte eine Lehre als Dekorationsmaler Ab 1905 bis 1908 studierte er an der Berliner Kunstgewerbeschule und an der Berliner Akademie der Kunste 3 1909 stellte er zwei impressionistisch gepragte Strassenbilder in der Berliner Sezession aus Wahrend seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg als Kampfflieger an der Ostfront Balkan Bosporus und im heutigen Irak am Tigris wandte er sich immer mehr dem Expressionismus zu Auch versuchte er seine Kriegseindrucke in Gemalden wie z B Vormarsch deutscher Truppen an der Morawa 1916 kunstlerisch zu verarbeiten 1917 trat er dem Deutschen Kunstlerbund bei Von 1916 bis 1918 gehorte er dem Vorstand und der Jury der Berliner Sezession an In seinen expressionistischen Werken betonte Heckendorf im dynamischen Malstil besonders die Ausdruckskraft von teilweise harten Konturen und kraftigen leuchtenden Farben Er malte sowohl Olgemalde wie auch Pastelle und Aquarelle in denen er Bildnisse und Figurliches ebenso wie Landschaften und Stillleben darstellte Eine umfangreiche Sonderausstellung in der Kestner Gesellschaft in Hannover im Fruhsommer 1918 gab einen Uberblick uber die erste Schaffensperiode des jungen Kunstlers seit 1912 Wahrend der Weimarer Republik deren uberzeugter Anhanger er war galt Heckendorf als Maler der Republik und Liebling der sogenannten Gesellschaft seine Bilder fanden Eingang in die Sammlungen prominenter demokratischer Politiker wie Matthias Erzberger und Walther Rathenau und eines seiner Gemalde der Verfassungsfeier vor dem Berliner Reichstag 4 von 1929 wurde vom Reichskanzler angekauft 5 Heckendorf trat 1936 der Reichskammer der Bildenden Kunste bei wurde 1940 jedoch ausgeschlossen 6 Von 1939 bis 1943 wohnte er abwechselnd in Berlin und Kitzbuhel 1937 wurde in der Nazi Aktion Entartete Kunst Werke Heckendorfs aus dem Stadtbesitz von Berlin der Nationalgalerie Kronprinzen Palais Berlin der Anhaltischen Gemaldegalerie Dessau dem Museum Folkwang Essen dem Kestner Museum Hannover und dem Kaiser Friedrich Museum Magdeburg beschlagnahmt 7 Am 24 Februar 1943 wurde Heckendorf verhaftet und ins Landgerichtsgefangnis Waldshut eingeliefert Am 27 Mai 1943 wurde gegen ihn und drei weitere in Schutzhaft genommene Deutsche ein Ermittlungsverfahren eroffnet Sie wurden beschuldigt von der Deportation in Vernichtungslager bedrohten Berliner Juden bei der Flucht in die Schweiz geholfen zu haben Am 22 Marz 1944 wurden sie nach zweitagiger Verhandlung von einem Sondergericht in Freiburg zu mehrjahrigen Zuchthausstrafen verurteilt Heckendorf fur den der Staatsanwalt die Todesstrafe gefordert hatte erhielt mit zehn Jahren die hochste Strafe 8 Das Gericht beurteilte die Straftaten der Angeklagten zwar als recht schwerwiegend weil sie sich vorsatzlich auf die Seite unserer Feinde gestellt und zum Wohl des Reiches geplante Massnahmen der Regierung im Krieg zu sabotieren unternommen hatten ging jedoch zur Entlastung der vier nicht judischen Angeklagten davon aus dass der Judenschmuggel von einer weit verzweigten Gruppe von Juden die sich geschickt im Hintergrund hielt aufgebaut und betrieben worden sein muss 9 Am 14 April 1944 wurden die vier Verurteilten ins Zuchthaus Ensisheim im Elsass verlegt wo Heckendorf Schwerstarbeit in den Kaliminen leisten musste Nachdem er in die Krankenstation des Zuchthauses eingeliefert worden war erreichte eine dort tatige Pflegerin dass er die Zuchthauskirche renovieren und mit Wandmalereien versehen konnte Am 17 September 1944 wurde Heckendorf zuerst ins Zuchthaus nach Ludwigsburg verlegt und von dort ins Arbeitshaus Kaltenstein bei Vaihingen Enz gebracht von wo er im April 1945 nach Ulm ins Gefangnis transportiert wurde Dort wurde er der Gestapo ubergeben die ihn Ende April 1945 noch ins KZ Mauthausen einweisen liess wo er im Mai 1945 von den US Truppen befreit wurde 10 Nach dem Krieg wirkte Heckendorf erst an der Akademie der bildenden Kunste Wien und dann in Salzburg Er arbeitete bis zu seinem Tod am 17 August 1962 in Munchen Heckendorfs Malerei wurde ursprunglich vom Expressionismus insbesondere von Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel gepragt Seine meist landschaftlichen Motive sowie Blumenstilleben sind von einer kraftigen leuchtenden Farbigkeit Kunsthistorisch ist er der Verschollenen Generation und dem Expressiven Realismus zuzurechnen 11 Nach seinem Tod geriet Heckendorf sowohl als Maler wie als Judenretter weitgehend in Vergessenheit 12 Seine Werke befinden sich u a im Lindenau Museum Altenburg in der Berlinischen Galerie und im Brohan Museum Berlin im Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg der Stiftung Moritzburg in Halle im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg im Salzburg Museum und im Kunstmuseum Solingen in Solingen Grafrath Werke Bearbeiten1937 als entartet beschlagnahmte Werke Bearbeiten Seelandschaft Ol auf Leinwand 88 108 cm 1920 Verbleib ungeklart Madchen mit Kind Tafelbild zerstort Brandenburger Tor Zeichnung Bleistift und Kreide 23 4 28 6 cm 1922 zerstort Goldfischteich Zeichnung Bleistift und Kreide 23 6 26 7 cm 1922 zerstort Der Neue See Zeichnung Bleistift und Kreide 28 1 30 1 cm 1922 1940 zur Verwertung auf dem Kunstmarkt an den Kunsthandler Bernhard A Bohmer Verbleib ungeklart Sturm aquarellierte Lithografie 1915 Blatt 3 der beschlagnahmten 3 Mappe Kriegsbilderbogen deutscher Kunstler Goltzverlag Munchen 1915 Verbleib ungeklart Weitere Werke Auswahl Bearbeiten Segelregatta Ol Lw 57 77 cm 1910 Ubergang uber die Angerapp 1915 Vormarsch deutscher Truppen an der Morawa 1916 Gestrandet 1917 Mutter mit Kind Orientalin mit Kind Ol Lw 80 70 5 cm 1917 ausgestellt auf der 17 Sonderausstellung der Kestner Gesellschaft Hannover vom 15 05 bis 16 06 1918 Stilleben mit Chrysanthemen Ol Lw 68 105 cm 1917 Auferstehung Christi 1918 Mappenwerk Sonne 10 Farblithografien im Verlag Wasmuth A G Berlin 1919 Partnachklamm Ol Lw 82 60 cm 1921 Haus im Park mit Paar Ol Lw 60 70 cm 1921 Flucht nach Agypten Ol Lw 79 90 cm 1921 Cafeterrasse am See Ol Lw 45 60 7 cm 1922 Sudliche Seenlandschaft Ol Lw 80 99 cm 1922 Belebte Terrasse am See Ol Lw 90 71 cm 1923 Wannsee Ol Lw 37 47 cm 1924 Blumenstilleben Ol Lw 80 5 64 5 cm 1924 Parklandschaft Ol Lw 42 5 48 cm 1925 Blumengarten mit Pergola am See Ol Lw 51 5 62 5 cm 1926 Herbstliches Blumenstilleben Ol Holz 76 5 90 cm 1929 An der Havel bei Moorlake Ol Holz 70 94 cm 1929 Staatsbegrabnis Gustav Stresemann Gouache auf braunem Papier 52 73 cm 1929 Museum Kunst der Verlorenen Generation Salzburg 13 Landschaft an der Seine 1930 31 Am Stossensee Ol Sperrholz 53 70 cm 1931 Der Stossensee in der Kunst Sudliche Kustenlandschaft Ol Holz 80 100 cm 1932 Sudlandische Stadt am Meer Ol Holz 50 69 5 cm 1932 Mittelmeerlandschaft mit Minnarett Aquarell Papier 40 49 cm 1939 Stilleben mit Blumenstrauss und Apfeln Ol Platte 60 80 cm 1942 Trabrennbahn in Salzburg Ol Platte 57 68 cm 1947 Lowin schlagt ein Wildschwein in der Oase Ol Hartfaser 55 70 cm ca 1950er Motiv nach Frans Snyders Badende an der Isar Ol 50 65 1953 ausgestellt auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung in Dresden Italienische Kustenlandschaft unter gelbem Himmel Ol Platte 47 62 cm 1952 Fruhlings Blumenstrauss Ol Papier 65 5 47 cm 1954 Gartencafe am Luganer See Aquarell Papier 36 48 cm 1956 Kuchenstilleben mit Fischen Ol Pappe 79 5 60 cm 1961 Kunst am Bau 1959 Sgraffito Haus Weinzierl Parkstrasse 5 Ingolstadt Architekt Hans Zitzelsperger Literatur BearbeitenJoachim Kirchner Franz Heckendorf Von Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1919 Franz Heckendorf In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 16 Hansen Heubach E A Seemann Leipzig 1923 S 211 212 Franz Heckendorf In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 2 E J E A Seemann Leipzig 1955 S 400 Alexandra Cacace Heckendorf Franz In Allgemeines Kunstlerlexikon Die Bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker AKL Band 70 de Gruyter Berlin 2011 ISBN 978 3 11 023175 5 S 513 Horst Ludwig Franz Heckendorf In Bruckmanns Lexikon der Munchner Kunst Munchner Maler im 19 20 Jahrhundert Band 5 Achmann Kursell Bruckmann Munchen 1993 S 359 360 Winfried Meyer NS Justiz gegen Judenhelfer Vernichtung durch Arbeit statt Todesstrafe Das Urteil des Sondergerichts Freiburg i Br gegen den Berliner Maler Franz Heckendorf und seine Vollstreckung In Wolfgang Benz Hrsg Jahrbuch fur Antisemitismusforschung Band 19 2010 ISBN 978 3 940938 92 3 S 331 362 Symphonie in Farbe Franz Heckendorf Bruno Krauskopf Wilhelm Kohlhoff Katalog zur Ausstellung der Kunstfreunde Bergstrasse 1991 in Bensheim Auerbach Mit einem Geleitwort von Rainer Zimmermann Alsbach 1991 Winfried Meyer Franz Heckendorf 1888 1962 Maler Bohemien und Fluchthelfer fur Juden an der Schweizer Grenze In Angela Borgstedt u a Hrsg Mut bewiesen Widerstandsbiographien aus dem Sudwesten Schriften zur politischen Landeskunde Baden Wurttembergs hrsg von der Landeszentrale fur politische Bildung Baden Wurttemberg Bd 46 Stuttgart 2017 ISBN 978 3 945414 37 8 S 217 228 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Franz Heckendorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Galerie Schuller uber Franz Heckendorf Kurzbiographie Max Osborn uber Franz Heckendorf 1923 Werke von Franz Heckendorf Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsurkunde Nr 593 1888 StA Schoneberg Abgerufen am 11 Januar 2023 Falschlicherweise wird auch 1965 als Todesjahr angegeben Winfried Meyer NS Justiz gegen Judenhelfer Vernichtung durch Arbeit statt Todesstrafe Das Urteil des Sondergerichts Freiburg i Br gegen den Berliner Maler Franz Heckendorf und seine Vollstreckung In Wolfgang Benz Hrsg Jahrbuch fur Antisemitismusforschung 19 Metropol Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 940938 92 3 S 334 Helmut Herbst Verprofiliert Zur Marbacher Tucholsky Ausstellung In Karl H Pressler Hrsg Aus dem Antiquariat Band 8 1990 Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel Frankfurter Ausgabe Nr 70 31 August 1990 S A 334 A 340 hier S A 334 Winfried Meyer 2010 S 335 Schweizer Kunst 1931 Kunstdiebstahl Abgerufen am 31 August 2019 Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU Berlin Winfried Meyer 2010 S 331 f Winfried Meyer 2010 S 353 Winfried Meyer 2010 S 356 360 Rainer Zimmermann Expressiver Realismus Malerei der verschollenen Generation Hirmer Munchen 1994 S 384 Winfried Meyer 2010 S 361 f Heckendorf Franz In Museum Kunst der Verlorenen Generation Abgerufen am 1 Februar 2022 osterreichisches Deutsch Normdaten Person GND 121207781 lobid OGND AKS LCCN no94017823 VIAF 40228912 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heckendorf FranzALTERNATIVNAMEN Heckendorf Friedrich Heinrich Franz vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und GrafikerGEBURTSDATUM 5 November 1888GEBURTSORT Berlin SchonebergSTERBEDATUM 17 August 1962STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Heckendorf amp oldid 233515148