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Die Alte Universitat ist ein Profanbau der Philipps Universitat Marburg im neogotischen Stil Erbaut wurde sie 1873 1879 Westflugel Seminar und Auditorientrakt und 1887 1891 Aulatrakt nach Planen des Universitatsbaumeisters Carl Schafer Der Bau fugt sich beinahe nahtlos an die ab 1291 erbaute und in das Ensemble integrierte Klosterkirche die spatere Universitatskirche an deren Sakristei sogar unmittelbar in den neuen Gebaudekomplex ubernommen wurde und eine Zeitlang Raum fur das Universitatsarchiv bot der Komplex ist heute Sitz des Fachbereichs Evangelische Theologie Alte Universitat im Hintergrund der Weidenhauser BruckeAlte Universitat von OstenAlte Universitat von SudenAlte Universitat DetailWasserspeierHundefigurAnsicht um 1875 wahrend des Umbaus der ehemaligen Klosteranlage der Dominikaner Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vorgeschichte der Alten Universitat 3 Barfusserkloster und erste Universitatsbibliothek 4 Zweite Universitatsbibliothek 5 Universitatsreithaus 6 Marburger Kugelkloster 7 Literatur 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach der Annexion Kurhessens durch Preussen 1866 wurde die Philipps Universitat allmahlich ausgebaut In diese Zeit fallt der Bau der heutigen Alten Universitat der als qualitatvolles Beispiel eines Profanbaus der deutschen Neogotik gelten kann Die Gliederung des Vorgangerbaus eines Dominikanerklosters mit Kreuzgang und Flugelbauten wurde im Sinne des Alten als Bedeutungstrager in das architektonische Konzept Carl Schafers ubernommen Seine Bauweise ist inspiriert vom mittelalterlichen Bild der Marburger Oberstadt mit dem alles uberragenden Schloss als Krone wie von der Gestalt der gotischen Elisabethkirche mit ihren schlanken Turmen und dekorativen Farbglasfenstern Wie bei St Elisabeth wurde weisser Wehrdaer Sandstein als Baumaterial verwendet Die Schlusssteine der Gewolbe tragen die Wappen deutscher Universitatsstadte Eine Hundefigur auf dem Dach uber dem einstigen Abortbau in der Nordwestecke des Universitatsgebaudes halt die Erinnerung an die fruheren Hausherren der Anlage wach an die Domini canes die Hunde des Herren wie die Dominikaner Monche wortspielerisch wegen ihres Glaubenseifers bezeichnet wurden Domini canes Evangelium latrantes per totum orbem Die Hunde des Herren bellen der ganzen Welt das Evangelium Im Gebaude befindet sich auch ein musealer Universitatskarzer Die Aula besitzt eine Orgel und ist mit 27 m Lange 14 m Breite und 8 50 m Hohe von beachtlicher Grosse Die Innenausstattung der Jahre zwischen 1893 und 1902 geht auf den Frankfurter Architekten Alexander Linnemann zuruck dessen bemalte Holzdecke eine freitragende Konstruktion erhalten blieb Seine ganzfigurigen Gemalde der Hohenzollern Kaiser Wilhelm I und Friedrich III flankierten einst an der Sudwand des Raumes das Bild des Universitatsstifters Philipps des Grossmutigen Drei sechsteilige Fenster mit reichem Masswerk und Grisaillenmalerei auf Antikglas lassen gedampftes Tageslicht in den Raum Professorengestuhl aus Eichenholz mit den geschnitzten Wappen deutscher Universitaten eine Wandtafelung ebenfalls aus Eichenholz zwei imposante Kronleuchter ein reichlich verziertes Katheder und kunstvoll beschlagene und bemalte Turen vervollstandigen den Raumschmuck Hohepunkt ist das 1903 eingebrachte Bildprogramm des Dusseldorfer Historienmalers Johann Peter Theodor Janssen 1844 1908 das die Marburger Lokal und Universitatsgeschichte zu einer preussisch deutschen Bildungsgeschichte transformiert Sieben Hauptbilder an den Wanden ein Sagenzyklus Otto der Schutz in den Zwickeln der grossen Fenster 13 Medaillons bedeutender Gelehrter der hiesigen Universitat sowie ein Medaillon des Landgrafen Wilhelm VI des Wiederbegrunders der Universitat 1653 beeindrucken den Besucher Wilhelm VI hatte die im Dreissigjahrigen Krieg nach Kassel ausgewichene reformierte Marburger Universitat an die Lahn zuruckverlegt Tafeln im westlichen Kreuzgang enthalten Holzschnitte und Namen von Professoren die vor 1653 an der Philippina tatig waren Am 17 Juni 1934 hielt der damalige Vizekanzler Franz von Papen in der Aula der Universitat Marburg die regimekritische sogenannte Marburger Rede und am 21 August 1951 hielt der Arzt und Schriftsteller Gottfried Benn in der Marburger Universitatsaula seinen vielbeachteten Vortrag uber Probleme der Lyrik Im Innenhof erinnert eine Buste an Professor Rudolf Bultmann 1884 1976 einen der wirkungsmachtigsten evangelischen Theologen des 20 Jahrhunderts Sein Name steht fur die Uberwindung uberkommener Formen der Frommigkeit und einer orthodoxen Theologie um fur ein dem Wesen des Glaubens und den Erfordernissen der Gegenwart gleichermassen entsprechendes Christentum einzutreten Die Buste wurde zum 20 Todestag Bultmanns von zwei norwegischen Verehrern gestiftet Bildhauer war der Norweger Hugo Frank Wathne 1932 2017 Die im Aufgang am Lahntor aufgestellte Bronzebuste des Reichsfreiherrn Karl vom und zum Stein erhielt 1931 zunachst im oberen Eingangsbereich der Universitat in der Reitgasse einen Ehrenplatz Die Buste um 1970 an ihren heutigen Platz versetzt war ein Geschenk der preussischen Staatsregierung anlasslich des 100 Todestages des in Nassau geborenen Reformers und grossen Sohns der Provinz Hessen Nassau Nach dem Deutschen Bruderkrieg 1866 war die kurhessische Philippina koniglich preussisch geworden und nunmehr auch Landesuniversitat fur den nassauischen Teil dieser Provinz fur Studenten aus Nassau war vertraglich zuvor Gottingen Landesuniversitat eine Wahl die Goethe in einem Brief an den Urfreund Karl Ludwig von Knebel vom Oktober 1817 wie folgt kommentierte Nassau hatte ohnehin kein schickliches Local Giessen und Marburg zu nah und so unbedeutend Der mit dem preussischen Kultusminister Carl Heinrich Becker 1876 1933 befreundete Bildhauer Jakob Jacob Hubel damals Bergnassau geb am 16 Dezember 1889 in Schmargendorf bei Berlin gest nach 1950 in Berlin gestaltete die Buste des Freiherrn Den Aufgang zieren ferner eine Bauinschrift die in lateinischer Sprache auf die Grundung der Universitat 1527 und die Fertigstellung des neuen Horsaal Gebaudes 1879 verweist sowie eine Erinnerungstafel fur den russischen Universalgelehrten Michail Lomonossow 1711 1765 der 1736 1739 in Marburg bei dem Philosophen Christian Wolff 1679 1754 studiert und 1740 eine Marburgerin geheiratet hat Weiter bergan grusst aus einem Drahtkafig in luftiger Hohe Landgraf Philipp der Grossmutige Peter Joseph Schoneseiffer 1846 1922 fertigte 1901 die Statue Zu Fussen der Philippsfigur gedenkt eine Bronzetafel des judischen Gelehrten Hermann Cohen 1842 1918 der mit seinen Kant Interpretationen die so genannte Marburger Schule des Neukantianismus begrundete eine Stromung in der Philosophie die in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Jungakademiker aus dem In und Ausland zum Studium nach Marburg fuhrte zum Beispiel den spater aus Deutschland vertriebenen Ernst Cassirer 1874 1945 ferner den spanischen Soziologen und Kulturphilosophen Jose Ortega y Gasset 1883 1955 und den russischen Dichter und Nobel Preistrager Boris Pasternak 1890 1960 nbsp Die Muhltreppe an der Strasse PilgrimsteinAn der Stutzmauer neben der Muhltreppe im Osten erinnert eine Tafel an den Mathematikprofessor Physiker und genialen Erfinder Denis Papin 1647 ca 1712 einen Hugenotten der am Marburger Markt Nr 15 wohnte und am Ort unter anderem eine fruhe Form der Hochdruckdampfmaschine entwickelt hat Vorgeschichte der Alten Universitat BearbeitenDie Vorgeschichte der Alten Universitat lasst sich bis in die letzten Jahre des 13 Jahrhunderts zuruckverfolgen als Landgraf Heinrich I 1244 1308 dem Predigerorden der Dominikaner ordo fratrum praedicatorum Land zum Bau eines Klosters an der Sudostecke der Stadt zur Verfugung stellte Der hochragende Chor der Kirche wurde um 1320 vollendet diese noch als Basilika begonnen der Bau blieb aber ein Torso Ein flaches Kirchenschiff aus der Zeit um 1420 mit einem Seitenschiff hinter dicken Saulen schliesst das Gebaude im Westen unsymmetrisch ab Der Dachreiter stammt aus dem 18 Jahrhundert dem Bettelorden der Dominikaner war der Bau reprasentativer Kirchturme verwehrt Nach dem Einzug der Universitat in die Klostergebaude 1527 fand die Kirche zunachst keine Verwendung das Inventar wurde verkauft Zeitweilig diente die Kirche dann fur Begrabnisfeiern der Professoren Nach dem Lahnhochwasser von 1552 sollte das nutzlose Gebaude abgerissen werden man benotigte Steine zur Wiederaufrichtung der beiden beim Hochwasser zerstorten mittleren Bruckenbogen der Weidenhauser Brucke 1579 wurde die Kirche schliesslich zu einem herrschaftlichen Kornspeicher eingerichtet bis 1653 Die vermauerten Luftungsluken fur Speicherboden sind uber dem Westportal noch zu erkennen Der Kornmarkt an der Langsseite der Kirche einst der Monchsfriedhof erinnert noch an die sakulare Funktion des Ortes Anlasslich der 400 Jahr Feier der Universitat 1927 wurde das Innere der Kirche umfassend restauriert Sehenswert ist der Lettner mit seiner expressionistischen Brustung Die Kirche erfullt heute eine Doppelfunktion Sie ist Kirche der evangelisch reformierten Stadt und der Universitatsgemeinde Seit ihrer Wiederherstellung fur den evangelischen Gottesdienst durch Landgraf Wilhelm VI 1629 1663 im Jahre 1658 war sie bis zum Zweiten Weltkrieg zugleich auch Garnisonskirche Ihre religiose Ausrichtung verdankt sie der seit 1607 bestehenden kleinen niederhessisch reformierten Gemeinde anfanglich Angehorige des Hofes der Garnison der Beamtenschaft und der Universitat Die Universitat war mit der Einfuhrung der Verbesserungspunkte 1605 durch Landgraf Moritz den Gelehrten 1572 1632 vom lutherischen ins reformierte Lager ubergetreten Moritz hatte 1604 das Erbe seines kinderlos verstorbenen Onkels Ludwig IV 1537 1604 eines Lutheraners angetreten Leere Nischen und zerstorte Reliefs an der Westseite der Kirche weisen auf das Bilderverbot der Reformierten mauritianischer Bildersturm Die reformierte Ausrichtung der Universitat dauerte bis ins 19 Jahrhundert fort unterbrochen von einer lutherischen Periode im Dreissigjahrigen Krieg 1 als Marburg zur Landgrafschaft Hessen Darmstadt gehorte 1624 1645 und der dortige Landgraf die 1607 als lutherische Ausbildungsstatte gegrundete Universitat Giessen mit Marburg vereinigte und die alte hessische Samtuniversitat in Marburg fur seine Territorien wieder aufrichtete Die Marburger Hochschulgrundung ist der Reformation geschuldet die ab 1526 Homberger Synode unter dem jungen Landgrafen Philipp in Hessen Einzug hielt Der neue Glaube bedurfte zur Ausbildung von Pfarrern Richtern Beamten Lehrern und Arzten einer Bildungsanstalt die vom furstlichen Landesherren dann aus eigener Machtvollkommenheit gestiftet wurde Der Freiheitsbrief Landgraf Philipps fur seine Stiftung datiert vom 31 August 1529 die Dotationsurkunde zur wirtschaftlichen Absicherung vom 4 Oktober 1540 das fur die reichsweite Anerkennung von akademischen Graden wichtige Universitatsprivileg wurde nachtraglich erst am 16 Juli 1541 von Kaiser Karl V erteilt eine sonst auch ubliche papstliche Bestatigung fehlte aus einsichtigem Grund Zunachst ohne abgesicherten Rechtsstatus verstarkte die Universitat Marburg den Kreis alterer deutscher Hochschulen wie Heidelberg gegr 1386 Leipzig gegr 1409 Tubingen gegr 1477 oder Wittenberg gegr 1502 Das universale studium Marpurgense wurde am 30 Mai 1527 mit der Immatrikulation von 105 Personen Professoren Studenten Beamte eroffnet und feierlich im alten Dominikanerkloster am 1 Juli 1527 als erste protestantische Universitatsgrundung von Bestand auf den Weg gebracht Nach dem Willen des Stifters war die neue Hochschule dem gemeinen Nutz verpflichtet Das Kloster war zuvor wie auch das Kloster der Franziskaner am sudwestlichen und das der Kugelherren am westlichen Stadtrand sakularisiert worden Gebaude und klosterliche Guter sowie die Einnahmen daraus der Universitat zur Nutzung und finanziellen Ausstattung zugewiesen Die Dominikanermonche und ihr Prior zuletzt 12 Personen wurden einvernehmlich zum Auszug bewogen und mit Geldzahlungen abgefunden Geratschaften und Bucher durften sie behalten Bucher aus dem Besitz der Franziskaner mit ihrem widerstandigen Guardian Nikolaus Ferber und Schrifttum der Kugelherren gingen spater hingegen in den Bestand der Universitatsbibliothek Marburg uber Das Kloster der Dominikaner umfasste neben der Kirche einen an diese angefugten grossen Ostflugel mit Sakristei Refektorium Speisesaal Dormitorium Schlafsaal im Winter und Kapitelstube Versammlungszimmer sowie den Zellen der Monche im Obergeschoss An der Westseite des Ostflugels war ein Kuchentrakt angebracht Sudlich der Kirche an den Kreuzgang anschliessend befand sich ein weiteres Gebaude der sogenannte Sudbau der ab 1529 als Padagogium und damit als Schule und auch Herberge fur junge Stipendiaten Hessische Stipendiatenanstalt und andere Schuler genutzt wurde die hier auf das Universitatsstudium vorbereitet wurden Das Gebaude enthielt zuletzt Klassenraume Wohnungen fur den Schuldirektor und einen Karzerwarter sowie einen Gymnasialkarzer im Dachgeschoss waren zudem vier Karzerzellen fur disziplinarisch auffallig gewordene Studenten vorgesehen Das gesamte Klostergelande war von einer Mauer umgeben Das Dominikanerkloster wurde Hauptgebaude der neuen Hochschule Mit Bezug auf seine Lage erhielt es den Namen Collegium Lani Lahn Kolleg und wurde der Fakultat der Juristen uberlassen bot ausserdem Raum fur die Universitatsverwaltung und den Senat sowie im ersten Jahr der Universitat auch Lehrraum und Unterkunft fur Studenten und Professoren bis 1528 das Franziskanerkloster ubernommen werden konnte Das einstige Refektorium der Dominikaner wurde zu einem prachtvollen Saal grosses Auditorium Aula umgestaltet und spater mit Bildnissen der Landesherren und ab 1600 mit Professorenbildnissen ausgestattet Ein fruher Nutzniesser des alten Klostergartens war wohl der Humanist Botaniker und erste Medizinprofessor Euricius Cordus 1486 1535 aus Simtshausen bei Wetter der im Kloster eine Wohnung bezog nbsp Kaiser Friedrich II entlasst nach Preussen ziehende Deutsch Ordensritter 1236 Wandgemalde in der Aula von Peter JanssenDer Abriss des Klosters begann im Sommer 1873 nachdem 1846 bereits die sudliche Futtermauer Stutzmauer und ein Teil des ehemaligen Kuchenbaus eingesturzt waren acht Schuler des Padagogs und nunmehrigen Gymnasiums wurden beim Einsturz damals verschuttet drei von ihnen uberlebten das Ungluck nicht Der Neubau der Universitat erfolgte im neugotischen Stil nach Planen des Universitatsbaumeisters Carl Schafer 1844 1908 in zwei Abschnitten Kirche und ehemalige Sakristei blieben erhalten Von 1874 bis 1879 wurde ein Trakt fur Auditorien Seminarbibliotheken Sitzungszimmer sowie Raume fur die Verwaltung und das Rektorat errichtet zudem waren im westlichen Obergeschoss eine Wohnung fur den Kastellan und auf gleicher Ebene zwei Studentenkarzer vorgesehen Begunstigt von den Baumassnahmen waren insbesondere die philologisch historischen Disziplinen die Juristen und die Theologen Naturwissenschaftler und Mediziner hatten im nordlichen Stadtgebiet in den Jahrzehnten zuvor zum Teil neue Gebaude beziehen konnen Die Einweihung des ersten Bauabschnitts fand vom 28 bis 30 Mai 1879 im Beisein des preussischen Kultusministers Adalbert Falk 1827 1900 statt Zwischen 1885 und 1891 schloss sich ostlich der Bau der Aula eines Senats und Promotionssaals sowie weiterer Horsale an Die feierliche Inbesitznahme dieses Gebaudes fiel auf den 26 Juni 1891 der Innenausbau der Aula sollte mit der Anbringung der letzten Bilder Peter Janssens bis 1903 andauern Umbaumassnahmen in neuerer Zeit in den Jahren 1964 1967 zugunsten der nunmehr allein im Hause untergebrachten Theologen fuhrten unter anderem zur Auflosung der alten Gartenanlage heute Parkplatz zur Umgestaltung des Innenhofes und zur Entfernung ursprunglichen Mobiliars Barfusserkloster und erste Universitatsbibliothek BearbeitenEin von der Strasse abgetrennter Gebaudekomplex des heutigen Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften Am Plan Nr 1 2 erhielt seine architektonische Gestalt im 19 Jahrhundert Hier befand sich am Sudwestausgang der Stadt das Franziskaner Minoriten oder Barfusserkloster nach den unbeschuhten Fussen der Bruder Die Monche waren vermutlich mit der hl Elisabeth 1207 1231 nach Marburg gekommen und hatten ihre Niederlassung nach 1235 an dieser Stelle errichtet nachdem der Deutschritterorden Deutscher Orden das in der Talaue gelegenen Franziskushospital mit dem Grab seiner im Alter von gerade einmal 24 Jahren verstorbenen Grunderin ubernommen hatte und die Minderbruder nicht zum Zuge gekommen waren Die Bruder hielten nach Einfuhrung der Reformation an ihrem alten Glauben fest und verliessen unter Protest Ende Mai 1528 ihr Kloster Dieses wurde der Universitat als weitere Raumlichkeit in ihrer Anfangszeit ubertragen und fuhrte nach seiner Lage zwischen Stadtgraben und westlicher Stadtmauer zunachst den Namen Collegium Pomerii Kolleg am Stadtgraben spater Collegium philosophicum Das Kloster hatte keinen nennenswerten Besitz Ein zugehoriges Brauhaus wurde vom Landgrafen bereits 1527 der Stadt geschenkt Die im Norden des Areals befindliche Kirche mit ihrem schlanken Dachreiter fiel wust und war zeitweilig Holzlager auf ihren Fundamenten und unter Einbeziehung der sudlichen Kirchenwand sollte 1731 32 das Universitatsreithaus Trockene Reitbahn entstehen Philipp hatte noch die im Gotteshaus ruhenden Gebeine seiner Mutter in die Elisabethkirche umbetten lassen auch wurden Grabsteine entfernt Das Hauptgebaude im Suden in voller Lange auf der Stadtmauer ruhend diente den Artisten also den spater der Philosophischen Fakultat zuzurechnenden Fachern als Vorlesungs und Disputationsstatte und die Mediziner mit ihrem Horsaal waren hier untergebracht In der ehemaligen Sakristei wurde 1609 ein chemisches Laboratorium Johannes Hartmann Universalgelehrter installiert Daruber hinaus waren im Hauptbau zwei Dienstwohnungen fur Professoren darunter eine fur den Bibliothekar und ein Raum fur die Universitatsbibliothek eingerichtet Ein Querbau im Osten des Gelandes mit Fassade zum Plan war den Academici Studenten unter den Stipendiaten vorbehalten zeitweise um die 30 Minoren Anfanger und ca ein halbes Dutzend Majoren Fortgeschrittene jungere Lehrer Das Stipendiatengebaude enthielt einen Karzer wie ein Verzeichnis der Raume aus dem Jahre 1743 vermuten lasst wo von einer Stube mit der Bezeichnung Das Gefangnis die Rede ist Der Leiter und akademische Mentor der Stipendiaten Ephorus genannt hatte seinen Haushalt an der Ostecke des Hauptgebaudes das hier uber den gedeckten Collegiengang mit dem Stipendiatengebaude verbunden war Uber diesen Gang erreichten die Stipendiaten ihre Latrine die sich wie der Abtritt des Ephorus hoch oben an der talseitigen Aussenwand des Hauptgebaudes befand Ausserdem standen innerhalb des Klosterbereichs noch Wirtschaftsgebaude ein Kreuzgang und ein kleiner Garten zur Verfugung Den Grundstock fur die Marburger Universitatsbibliothek bildete eine auf dem Schloss aufgestellte Buchersammlung Diese Sammlung vereinnahmte zunachst auch Bucher und Handschriften aus aufgelosten hessischen Klostern etwa solche aus dem Alsfelder Augustinerkloster und aus der Zisterzienserabtei Haina Aus dem Besitz der Marburger Franziskaner und des Kugelklosters der dritten Heimstatt der Philippina stammten nachweislich ebenfalls eine Anzahl Schriften Im Jahre 1606 umfasste der gesamte Buchbestand der Bibliothek ungefahr 1150 Bande darunter eine Schenkung von 500 Banden aus dem Nachlass des Grafen Christoph Ernst zu Diez 1543 1603 eines Sohnes Philipps aus seiner Nebenehe Der Bestand enthielt in der Mehrzahl Werke mit theologischem oder religiosem Bezug darunter die Hauptwerke der Reformatoren Die Bibliothek war ab 1533 in einem relativ dunklen Raum von der Grosse 46 Fuss 26 Fuss 10 Fuss 1 Fuss ca 0 285 m im westlichen Obergeschoss des Sudgebaudes der Franziskaner untergekommen Der Zugang erfolgte uber die Dienstwohnung des auf gleicher Etage wohnenden Bibliothekars eines Professors der die Aufgabe des Universitatsbibliothekars im besoldeten Nebenamt versah Der Fonds zur Anschaffung neuer Bucher war bescheiden Die in den Statuten der Universitat von 1564 niedergelegte Vorschrift die Bucher wie in den alten Klosterbibliotheken an Ketten zu legen wurde unterlaufen um die Ausleihe an Professoren zu ermoglichen 1627 fuhrte ein Rechtsstreit zwischen dem Darmstadter und dem Kasseler Landgrafen zur Aufteilung des Bibliotheksbestandes unter den Universitaten Marburg und Giessen Die zwischen 1624 und 1645 in Marburg wirkenden Giessener die reformierte Marburger Universitat war ja nach Kassel ausgewichen haben ihren Anteil nach Beendigung des Dreissigjahrigen Krieges nach Giessen verbracht so dass bei Ruckverlegung der Marburger Universitat 1653 gerade einmal um die 800 Bande in der hiesigen Bibliothek gezahlt wurden 1687 war deren Bestand bereits wieder auf 1414 Bande angewachsen theologische Schriften lagen von der Anzahl her obenan gefolgt von Werken der Philosophie der Jurisprudenz der Historie und der Medizin Inzwischen war es auch Studenten erlaubt gegen Burgschaft Bucher zu entleihen Die Bibliothek wurde an zwei Tagen in der Woche fur 1 2 Stunden geoffnet Zur Starkung des Bibliotheksetats mussten Doktoranden und Neuimmatrikulierte im 18 Jahrhundert einen finanziellen Beitrag leisten Aber auch mit diesen zusatzlichen Mitteln war eine nennenswerte Bestandserweiterung und Buchpflege kaum moglich Willkommen waren daher Schenkungen wie die des Orientalisten Johann Joachim Schroder 1680 1756 der seltene Fachbucher stiftete oder die des Universitatskanzlers Johann Georg Estor 1699 1773 der seine knapp 9000 Bande umfassende Bibliothek zumeist Bucher zur Rechtswissenschaft und Geschichte 1768 der Universitat vermachte und deren Buchbestand mehr als verdoppelte Um die Estor schen Bucher aufnehmen zu konnen wurde der Bibliotheksraum betrachtlich erweitert durch Hinzunahme der angrenzenden Professorenwohnung Die nunmehr hellen Raumlichkeiten erhielten Tische und Stuhle so dass in der Bibliothek jetzt unmittelbar gearbeitet werden konnte Nach dem Urteil Friedrich Gedikes von 1789 war indes die Marburger Universitatsbibliothek unbedeutend hochstens 18000 Bande ohne Plan Der grosste Theil dieses kleinen Fonds kommt von einem Antheil an den Strafgefallen her vornehmlich wenn sich ein Student vom Carcer loskauft wofur er fur jeden Tag 3 Thaler zahlt Fester 1905 S 40 f Ankaufe von Professorenbibliotheken sowie weitere Schenkungen beispielsweise 1816 die des Philosophen Johannes Bering Philosoph 1748 1825 im Umfang von 1230 Banden halfen schliesslich den Bestand vermehren Den grossten diesbezuglichen Schub erhielt die Universitatsbibliothek bereits in der Westphalischen Zeit 1807 1813 als umfangreiche Bestande der Deutschordenskommende Lucklum der Benediktinerabtei Corvey und der aufgelosten Universitat Rinteln nach Marburg gelangten Nach der Erdbeschreibung des Kurfurstenthums Hessen von 1826 S 130 besass Marburg damals eine fast 100 000 Bande starke Bibliothek bei annahernd 400 eingeschriebenen Studenten Als 1866 die Preussen die Marburger Universitat ubernahmen war zuletzt die Studentenzahl wieder auf unter 300 gesunken die gewohnliche Jahresfrequenz der Philippina in den ersten drei Jahrhunderten ihres Bestehens uberschritt nur selten die Zahl 200 Seit den 1820er Jahren erfolgten wiederholt Umbau und Erweiterungsmassnahmen in der Bibliothek ausserlich war das Bibliotheksgebaude 1860 dann vollendet Der Westflugel der bis 1878 das Archaologische Institut beherbergte entstand 1850 und war auch als Wohnung fur den Bibliothekar bestimmt Das marode Stipendiatengebaude und der Collegiengang wurden 1811 12 abgebrochenen das konviktartige Zusammenleben der Stipendiaten war damit beendet Die Universitatsbibliothek bezog im Jahre 1900 einen Neubau in der Universitatsstrasse 25 Die freigewordenen Raumlichkeiten am Plan nutzte unter anderem das Germanistische Seminar bis zu dessen Umzug 1967 in die Turme in der Wilhelm Ropke Strasse und nach 1945 fanden in dem Gebaudekomplex weitere Institute der Philosophischen und der Staatswissenschaftlichen Fakultat ein Unterkommen Zweite Universitatsbibliothek BearbeitenEine steile Treppe an der Ostecke des heutigen Seminargebaudes am Plan fuhrt hinab zur Universitatsstrasse Man erhalt hier einen ungewohnlichen Blick auf die durch Strebepfeiler verstarkte machtige Stadtmauer die das Seminargebaude in seiner vollen Lange tragt Der Weg fuhrt weiter zur Ruckseite des Bibliotheksneubaus von 1900 ein im spatgotischen Stil errichteter achtstockiger Klinkerbau der durch seine markanten Treppengiebel auffallt Der Buchbestand der Bibliothek einschliesslich der im Kriege zeitweilig ausgelagerten Bestande fand darin bis 1946 eine Bleibe Danach zog die Universitatsbibliothek vorubergehend in die Raume des Hessischen Staatsarchivs am Friedrichsplatz um dann nach Fertigstellung eines modernen Bibliotheksgebaudes in der Wilhelm Ropke Strasse 4 fruher Krummbogen in den Jahren 1967 68 erneut umzuziehen Zwischen 1946 und Anfang der 1970er Jahre waren im Bibliotheksgebaude in der Universitatsstrasse kriegsbedingt ausgelagerte Buchbestande der Preussischen Staatsbibliothek Berlin untergekommen die 1945 von den Amerikanern u a aus der Schachtanlage Ransbach Heimboldshausen Philippstal nach Marburg gebracht worden waren Westdeutsche Bibliothek auch im Wilhelmsbau des Marburger Schlosses wurden Teilbestande damals eingelagert Das Bibliotheksgebaude Universitatsstrasse 25 wird heute vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften genutzt der seine einst dezentralen Fachbibliotheken hier unter einem Dach vereinigt hat Universitatsreithaus BearbeitenDer stattliche Barockbau mit seinem Mansardendach in der Barfusserstrasse 1 Ecke Am Plan war einst dem Reitvergnugen der Studenten vorbehalten er beherbergte die Reithalle der Universitat Errichtet wurde das Gebaude auf den Fundamenten der ehemaligen Klosterkirche der Franziskaner An seiner Westseite ist der fruhere ostliche Chorraum der Kirche in die Architektur des Neubaus aufgenommen worden Uber dem vermauerten Osteingang am Plan finden sich die Initialen des Stifters des Landgrafen Friedrich I 1676 1751 und das Jahr der Einweihung 1731 Das Nordportal des Gebaudes schmuckt ein hessisches Wappen und die Jahreszahl 1732 Gebaudevollendung Bis ca 1870 unterhielt die Universitat unter der Leitung eigens angestellter Reitlehrer ein Reitinstitut fur Studierende Auf dem Gelande befand sich auch ein Pferdestall fur gut ein Dutzend Tiere spater falschlicherweise als Torhaus Barockhauschen deklariert vgl Carsten Lind Marburger UniJournal Nr 65 S 35 Der Reitbetrieb kam in den Folgejahren zum Erliegen auch weil die Universitat fur mehrere Jahre keinen Reitlehrer mehr beschaftigte bis schliesslich in den 1880er Jahren in einem neuen Reitstall in der Haspelstrasse 35 und erneut unter Leitung eines Universitatsreitlehrers der Unterricht wieder aufleben konnte Die Universitat hat 1876 ihr Reithaus zwischenzeitlich an die Stadt verpachtet die das Gebaude als Gesellschaftsbau nutzte und im Haus zwei Sale fur Musik und Theaterauffuhrungen herrichten liess Saalbau In den Raumlichkeiten fanden 1877 auch die Feierlichkeiten zum 350 Grundungsjubilaum der Marburger Universitat statt Wahrend der Bauarbeiten am ehemaligen Dominikanerkloster wurden zwischen 1872 73 und 1879 die Studentenkarzer in die oberste Etage des Reithauses verlegt Diese wurden 1906 endgultig aufgelost als im Gebaude Raum fur die archaologischen Sammlungen der Universitat benotigt wurde 1898 wurde der grosse Saal im Hause in eine akademische Turnhalle umgewandelt der spater noch ein Gymnastiksaal folgen wird 1920 bis 1923 fand die erste Mensa academica Unterschlupf im alten Reithaus das dann ab 1924 dem neu gegrundeten Institut fur Leibesubungen zur Verfugung stand und das noch heute ein Zentrum der Sportwissenschaft und des Studentensports ist Marburger Kugelkloster Bearbeiten nbsp Kugelkirche von Nordosten nbsp Kugelhaus von Nordosten nbsp Kugelhaus Sudostecke mit Inschriften von 1491 nbsp Wappen des Schoffen Heinrich Imhof und seiner Ehefrau Elisabeth geb von Treisbach in der KugelkircheKugelkirche St Johannes Evangelist Marburg und Kugelhaus Kugelgasse 10 der dritte Gebaudekomplex aus der Grundungszeit der Philippina verdanken ihre Existenz dem beguterten Marburger Schoffen Heinrich Imhof genannt Rode einem ehemaligen Rektor der Universitat Leipzig und seiner Ehefrau Elisabeth geb von Treisbach Beide wunschten ihr irdisches Vermogen in eine geistliche Stiftung einzubringen zu der eine Kollegiatkirche und ein Haus gehoren sollten in dem Kleriker und Laien in christlicher Gemeinschaft leben konnten Vorbild war die im 14 Jahrhundert in den Niederlanden entstandene Reformgemeinschaft der Bruder vom gemeinsamen Leben der Kugelherren wie diese nach ihrer kapuzenartigen Kopfbedeckung der Gugel mittellateinisch cuculla genannt wurden Nach Zustimmung des Landgrafen und Bestatigung durch den Papst wurde die Stiftung 1477 installiert und drei Fraterherren aus Munster nach Marburg berufen Die Kirche wurde ab 1478 erbaut ihre Weihe erfolgte 1485 im gleichen Jahr wurde auch der an der Sudseite der Kirche angelegte Friedhof fur die Angehorigen der Gemeinschaft geweiht Das sich anschliessende Konventshaus wurde nach Vollendung des Kirchenbaus errichtet Die Angabe 1491 auf einem Quader in der Sudostecke des Baus weist auf das Jahr der Fertigstellung Das in einem benachbarten Quader eingehauene Wappen der Stifter wurde wie anderer figurlicher Schmuck am Haus wahrend des mauritianischen Bildersturms 1605 zerstort Eine Inschrift bezieht sich auf dieses Wappen das dem Haus den Namen gegeben hat Diss heisset das fraterhuss zˉm lewˉnbach also Fraterhaus zum Lowenbach nach dem schreitenden Lowen uber einem schragen Bach im Wappen der Stifter 1506 wurde der Bau nach Westen erweitert Die spatgotische Kugelkirche ist ein einschiffiger Quaderbau mit sieben kurzen Jochen und einem sechsseitigen Dachreiter Das Netzgewolbe wurde um 1520 vielfarbig ausgemalt aus gleicher Zeit stammt der steinerne Wandtabernakel in Form eines sechseckigen Turmes Alte Eingange an den Nebenraumen der Nord und der Sudseite wurden spater zugemauert Das Fraterhaus mit Kreuzgang und den bergseitig zwei und talwarts drei Stockwerken sowie dem turmartigen Abortanbau im Westen sitzt dort direkt auf der Stadtmauer auf Ein Wehrgang auf der Mauer verpflichtete die Bruder zu besonderen Dienstleistungen Zwischen Kirche und Fraterhaus stand einmal ein holzernes Verbindungsgebaude das abgerissen und 1879 durch einen Anbau ersetzt wurde Treppenturm und Waschhaus Der grosse Staffelgiebel im Osten des Gebaudes wurde 1860 zuruckgebaut Im Jahre 1514 bildeten acht Fratres den hiesigen Konvent Ohne Ablegung eines eigentlichen Gelubdes gaben die Bruder sich geistlichen Ubungen und Studien hin Sie waren bemuht die Heilige Schrift in der Ursprache zu lesen und wurden so zu Forderern der Klassischen Studien Ihre Bibliothek enthielt zahlreiche Werke griechischer und romischer Autoren Geld verdienten sie unter anderem mit dem Abschreiben von Buchern namentlich der Bibel Daneben betrieben sie eine eigene Schule die von Sohnen adliger wie auch burgerlicher Familien besucht wurde Der als Gelehrter geruhmte Fraterherr Heinrich Keck war Lehrer des jungen Landgrafen Philipp Bei Einfuhrung der Reformation 1526 gehorten ein Pater und elf weitere Personen zur Brudergemeinschaft Einige von ihnen traten zum evangelischen Glauben uber und durften im Hause wohnen bleiben andere wurden abgefunden einzelne studierten an der neuen Hochschule Monche aus anderen aufgelosten Klostern erhielten vorubergehend ebenfalls im Fraterhaus Wohnrecht Die Kirche der Bruder wurde theologischer Horsaal das Fraterhaus ab 1533 zum okonomischen Gebrauch der theologischen Stipendiaten sowie zur Wohnung des Professor primarius der Theologischen Fakultat bestimmt Im Hause untergebracht wurden ein weiterer Professor sowie der Okonom der Universitatsvogt der die Einkunfte darunter vielfaltige Naturallieferungen Getreide Ganse Huhner Holz des fruheren Dominikanerklosters des Kugelklosters und des Frauenstifts Caldern Kloster Caldern verwaltete Einnahmen aus Universitatsgut und Universitatswald Caldern trugen laut Haushaltsplan des Landes Hessen noch im Jahre 2000 zur Finanzierung der Philipps Universitat bei Ab 1546 wohnten auch Stipendiaten im Haus Ein bis ins 19 Jahrhundert im Kugelhaus ansassiger Universitatspropst besorgte den Gemeinen Tisch der ab 1560 bis 1811 dann in einem Gebaude im alten Barfusserkloster konzentrierten Stipendiaten gegen Entgelt wurden zugleich andere Studenten aus Kuche und Backhaus der Propstei die zeitweilig dem Kugelhaus diesen Namen gab versorgt Zuletzt speisten 1848 die theologischen Stipendiaten in der Mensa im Haus Die Stipendiaten Anstalt besass wie alle anderen ehemaligen Klostergebaude auch einen Karzer denn 1725 gibt Propst Jungclas d A an er habe den alten carzer aussmauern lassen dessgleichen ein thurgestell nebst der thur mit bandt und riegel Meyer zu Ermgassen 1977 S 170 1855 zog das Pharmazeutisch Chemische Labor der Universitat in den Kugelhof 1653 fanden die Feierlichkeiten zur Wiedereroffnung der nunmehr reformierten Marburger Universitat in der Kugelkirche statt 1658 wechselte die reformierte Gemeinde in die ehemalige Dominikanerkirche 1687 wurde die Kugelkirche Gottesdienstlokal fur franzosische Glaubensfluchtlinge Seit 1823 stand das Gebaude leer und Kurfurst Wilhelm II Hessen Kassel uberliess die Kirche der wachsenden katholischen Gemeinde Marburgs die hier seit 1827 Gottesdienst halt Das ab 1853 leer stehende Fraterhaus wurde im gleichen Jahr den hiesigen Justizamtern im Tausch gegen Raumlichkeiten im Deutschen Haus an der Elisabeth Kirche uberwiesen Die sanitaren Anlagen im Kugelhaus entsprachen zu der Zeit noch den fruheren also den mittelalterlichen Verhaltnissen und so beklagte sich immerhin sechs Jahre nach Ubernahme ein Justizbeamter Am Eingang zu den Lokalen der Justizamter I und II befinden sich die Abtritte derselben Diese Kloaken welche nicht einmal gereinigt werden konnen verbreiten einen solchen pestilenzialischen namentlich mein Geschaftslokal durchdringenden der Gesundheit nachteiligen Gestank dass es nicht auszuhalten ist Keller 1982 S 82 Der um Abhilfe gebetene Landbaumeister hielt eine Verlegung der Abtritte fur untunlich zog immerhin aber Massnahmen zur Beseitigung des ublen Geruchs in Erwagung Das Kugelhaus fiel nach dem Umzug der Justizbehorden in ein neues Amtsgerichtsgebaude in der Universitatsstrasse Nr 24 1894 an die Universitat zuruck und beherbergte zum Beispiel ab 1923 das neugegrundete Psychologische Institut nach 1945 fanden hier unter anderem das Institut fur Mittelalterliche Geschichte und das Forschungsinstitut Deutscher Sprachatlas Arbeitsraume 1970 72 wurde das Haus umgebaut und bot dem Institut fur Volkerkunde und Einrichtungen der Sportwissenschaft Unterkunft Der Entwicklungsplan der Universitat sieht mittlerweile die Aufgabe des stark sanierungsbedurftigen in der Zustandigkeit der Landesverwaltung befindlichen Gebaudes vor Literatur BearbeitenAcademia Marburgensis Band 1 1977 Beitrage zur Geschichte der Philipps Universitat Marburg Fur den Fachbereich Geschichtswissenschaften hrsg von W Heinemeyer Th Klein und H Seier Marburg 1977 Beitrage Karl Heinemeyer Die Marburger Kugelherren als Wegbereiter der Universitat S 1 48 Walter Heinemeyer Zur Grundung des universale studium Marburgense S 49 92 Peter Dilg Die Anfange der Philipps Universitat in den Epigrammen des Euricius Cordus S 93 110 Hans Georg Gundel Die Statuten der Universitat Marburg von 1560 S 111 180 Thomas Klein Conservatio Rei publicae per bonam educationem Leben und Werk Hermann Kirchners 1562 1620 S 181 230 Peter Scheibert Lomonosov Christian Wolff und die Universitat Marburg S 231 240 Karl Christ Zur Entwicklung der althistorischen Lehre und Forschung an der Philipps Universitat im Zeitraum 1870 1976 S 241 302 Volker Losemann Der Marburger Schlossplan 1927 1945 Zeitgeschichtliche Wandlungen eines Forschungsprojekts S 353 405 Hans Gunther Bickert Norbert Nail Marburger Karzer Buch Kleine Kulturgeschichte des Universitatsgefangnisses Dritte neu bearbeitete und vermehrte Auflage Marburg 2013 Martin Cremer Westdeutsche Bibliothek Sammlung der ehem Preussischen Staatsbibliothek Aufbau und Entwicklung 1946 1949 Marburg 1950 Das Institut fur Leibesubungen an der Philipps Universitat Festgabe zur 400 Jahrfeier der Universitat Herausgegeben von P eter Jaeck Marburg 1927 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Munchen Berlin 2008 Die Einfuhrung der Verbesserungspunkte in Hessen von 1604 1610 und die Entstehung der hessischen Kirchenordnung von 1657 als Beitrag zur Geschichte der deutsch reformirten Kirche urkundlich dargestellt von Heinrich Heppe Kassel 1849 Die Universitatsstrasse in Marburg Herausgegeben vom Fachbereich Planen Bauen und Umwelt der Universitatsstadt Marburg Marburg 2013 Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 100 darin u a Ulrich Hussong Zwischen Fronhof und Heiligem Kreuz S 3 63 Ulrich Hussong Das Gebiet der Universitatsstrasse vor der Bebauung S 65 72 Katharina Schaal Bauten der Universitat an der Universitatsstrasse Bibliothek Landgrafenhaus Savignyhaus Altes Amtsgericht und die Planungen fur das Universitatskuratorium S 491 533 Erdbeschreibung des Kurfurstenthums Hessen nach der neuesten Staatseintheilung abgefasst und zum Gebrauche fur Burger und Volksschulen eingerichtet von Conrad Wiegand Lehrer der Madchenschule zu Gudensberg im Kreise Fritzlar Dritte vermehrte und verbesserte Auflage Cassel 1826 Richard Fester Der Universitats Bereiser Friedrich Gedike und sein Bericht an Friedrich Wilhelm II 1789 I Erganzungsheft des Archivs fur Kulturgeschichte Herausgegeben von Georg Steinhausen Berlin 1905 S 36 ff Marburg Werner Fritzsche Joachim Hardt Karlheinz Schade Universitatsbauten in Marburg 1945 1980 Baugeschichte und Liegenschaften der Philipps Universitat Marburg 2003 Schriften der Universitatsbibliothek Marburg 116 Holger Th Graf Andreas Tacke Hrsg Preussen in Marburg Peter Janssens historistische Gemaldezyklen in der Universitatsaula Darmstadt und Marburg 2004 Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 140 Dieter Grossmann Bau und Kunstgeschichte der Stadt Marburg ein Uberblick A Die Bau und Kunstdenkmaler in der Kernstadt In Marburger Geschichte Ruckblick auf die Stadtgeschichte in Einzelbeitragen Im Auftrag des Magistrats der Universitatsstadt Marburg herausgegeben von Erhart Dettmering und Rudolf Grenz Marburg 1980 S 775 880 E L Th Henke Die Eroffnung der Universitat Marburg im Jahre 1653 Marburg 1862 Heinrich Hermelink Siegfried August Kaehler Die Philipps Universitat Marburg 1527 1927 Funf Kapitel aus ihrer Geschichte 1527 1866 Die Universitat Marburg seit 1866 in Einzeldarstellungen 2 Aufl unveranderter Nachdruck von 1927 Marburg 1977 Andrea Jacobi 100 Jahre Alte Aula Ein Hohepunkt des preussischen Universitatsausbaus in Marburg Marburg 1991 Marburger Universitatsreden 16 Otfried Keller Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19 und 20 Jahrhundert Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte der Landschaft an der Lahn Marburg 1982 Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 4 Kirche auf dem Felsen Festschrift anlasslich der 700 Jahrfeier der Universitatskirche zu Marburg ehemals Dominikaner Kloster Kirche Im Auftrag des Kirchenvorstands herausgegeben von Holger Kusse Marburg 2000 darin u a Friedrich Dieckmann Holger Kusse Von der Kirche des Dominikanerklosters zur Universitatskirche S 11 34 Burkhard zur Nieden Zur Geschichte des Dominikanerklosters in Marburg S 35 50 Wilhelm Kolbe Die Sehenswurdigkeiten Marburgs und seiner Umgebungen in geschichtlicher kunst und kulturhistorischer Beziehung Mit sechsundzwanzig Illustrationen Marburg 1884 Katharina Krause Hrsg 500 Jahre Bauten der Philipps Universitat Marburg Marburg 2018 Kristin Langefeld Zwischen Collegium Kampfrasen und Kaffeehaus Lebenswelt Alltag und Kultur Marburger Studenten im 18 Jahrhundert Historische Kommission fur Hessen Darmstadt und Marburg 2023 Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 192 ISBN 978 3 88443 347 8 Fritz Laupichler Der Deutsche Orden in Marburg 1234 1809 Geschichte Spurensuche Nachleben Marburg Buchner Verlag 2022 ISBN 978 3 96317 251 9 Margret Lemberg Gerhard Oberlik Die Wandgemalde von Peter Janssen in der Alten Aula der Philipps Universitat zu Marburg Marburg 1985 Margret Lemberg Die Universitatskirche zu Marburg Von der Kirche der Dominikaner zur reformierten Stadt und Universitatskirche Marburg 2016 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 82 ISBN 978 3 942225 31 1 Marburg Architekturfuhrer herausgegeben von Ellen Kemp Katharina Krause und Ulrich Schutte Petersberg 2002 Marburg seine Geschichte und Sehenswurdigkeiten Verfasser Joh Aug Koch Marburg 1850 Reprint Marburg 1986 Vorwort Erhart Dettmering Kurt Meschede Ein Brunnen hoch uberm Lahntor Vom ehemaligen Dominikaner Kloster und nachfolgenden Universitatsbau zu Marburg In Hessenland 11 Jahrgang Folge 10 16 Mai 1964 Mit Zeichnung von Philipp Hoffmeister Westhaus Sudflugel Priorhaus des Klosters Kurt Meschede Das Marburger Kloster der Dominikaner II In Hessenland 11 Jahrgang Folge 15 25 Juli 1964 Mit Zeichnung des Sudflugels Kurt Meschede Marburgs zweitalteste Ordensniederlassung Das Barfusser oder Franziskaner Kloster In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde 79 1968 S 77 86 Heinrich Meyer zu Ermgassen Tisch und Losament Verkostigung und Unterbringung der Stipendiaten in Marburg In Studium und Stipendium Untersuchungen zur Geschichte des hessischen Stipendiatenwesens herausgegeben von Walter Heinemeyer Marburg 1977 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen in Verbindung mit der Philipps Universitat Marburg 37 S 101 240 Norbert Nail Was Professoren einst argerte Aus der Fruhzeit des Marburger Universitatsneubaus von 1879 91 In Studenten Kurier 2 2010 S 17 21 Auch in https www uni marburg de de uniarchiv unijournal beschwerden 19 jhd muj 40 pdf Norbert Nail Vom Karzer Maler zum Malkunstler Martin Disteli und Wolfgang Wolff zwei ungewohnliche Studentenkarrieren In Studenten Kurier 4 2020 S 24 28 Jena Marburg 1 Norbert Nail Alles schon mal dagewesen Pandemien und Lockdowns im ersten Jahrhundert der Marburger Philipps Universitat In Marburger Geographische Gesellschaft Jahrbuch 2020 Marburg Selbstverlag 2021 S 163 181 2 Helmut Nuhn Die Universitat als Waldbesitzerin Teil 1 Nutzung und Ertrage bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts In Marburger Geographische Gesellschaft e V Jahrbuch 2019 Marburg Lahn 2020 S 129 163 Alfred Pletsch Marburg Entwicklungen Strukturen Funktionen Vergleiche mit Routenvorschlag fur eine Stadtexkursion Anlage Stadtkarte Marburg 1750 Marburg 1990 Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur Band 32 Katharina Schaal Hrsg Von mittelalterlichen Klostern zu modernen Institutsgebauden Aus der Baugeschichte der Philipps Universitat Marburg Munster New York 2019 Acadedemia Marburgensis Band 15 Carl Schafer Von Deutscher Kunst Gesammelte Aufsatze und nachgelassene Schriften Mit 3 Bildnissen 9 Tafeln und 139 Textabbildungen Berlin 1910 Darin Zur Geschichte des alten Universitatsgebaudes zu Marburg S 81 86 Neubau der Universitats Aula zu Marburg S 377 384 Jutta Schuchard und Ulrich Klein Hrsg Neugotik in Marburg und Hessen mit Beitragen von Ulrich Hussong U Klein Susann Schlesinger und J Schuchard Marburg 2017 Marburger Beitrage zur hessischen Geschichte 23 Christiane Stamm Burkhart Die Planungs und Baugeschichte der Alten Universitat in Marburg 1872 1891 Darmstadt und Marburg 2003 Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 133 Die Universitatsbibliothek Marburg 1527 1977 Eine bauhistorische Darstellung Von Herwig Godeke und Franz Heinrich Philipp Photographische Arbeiten Annemarie Mauersberger Aus Anlass des Universitatsjubilaums 1977 herausgegeben von der Universitatsbibliothek Marburg Gladenbach 1977 Gottfried Zedler Geschichte der Universitatsbibliothek zu Marburg von 1527 1887 Mit drei Tafeln Marburg 1896 Siehe auch BearbeitenFranziskanerkloster MarburgWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Universitat Marburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www marburg de Sehenswurdigkeiten Alte Universitat und Universitatskirche Grundriss des Marburger Dominikanerklosters von 1870 Katharina Schaal Kurze Geschichte der Philipps Universitat Walter Sanders Stadt und Universitat Marburg 1946 Festordnung der Einweihungsfeier des Universitatsgebaudes zu Marburg vom 28 30 Mai 1879 Litteralien von allen Sorten Fast 450 Jahre Archivgeschichte der Universitat Marburg Karzerfuhrung onlineEinzelnachweise Bearbeiten vgl Konfessionsverhaltnisse in der Landgrafschaft Hessen Kassel50 80793 8 77179 198 Koordinaten 50 48 28 5 N 8 46 18 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Universitat Marburg amp oldid 236557481