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Alessandro Sandro Pertini 25 September 1896 in Stella Provinz Savona 24 Februar 1990 in Rom war ein italienischer Politiker und vom 8 Juli 1978 bis zum 23 Juni 1985 siebter italienischer Staatsprasident Sandro Pertini Inhaltsverzeichnis 1 Jugend 2 Kampf gegen den Faschismus 3 Pertini als Abgeordneter 4 Pertini als Prasident 5 Pertini in der Musik 6 Werke 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseJugend BearbeitenAls Sohn des wohlhabenden piemontesischen Grundbesitzers Alberto begann Sandro an einem Salesianerinternat in Varazze seine Schulbildung und besuchte anschliessend in Savona das Chiabreragymnasium Sein Philosophielehrer war Adelchi Baratono ein sozialistischer Reformer und Mitarbeiter von Filippo Turatis Zeitung Critica Sociale der Pertini in die Kreise der ligurischen Arbeiterbewegung einfuhrte Pertini studierte Sozialwissenschaften und Jura und legte sein Examen an der Universitat Genua ab 1915 wurde Pertini eingezogen nahm als Leutnant am Ersten Weltkrieg an der Isonzo Front teil und erhielt einige Auszeichnungen fur Mut und Tapferkeit 1918 trat er dem Partito Socialista Italiano PSI bei Er zog zu seinem Bruder nach Florenz wo er am Institut Cesare Alfieri Politikwissenschaft studierte und sein Diplom 1924 mit einer Schrift mit dem Titel La Cooperazione Kooperation erhielt Kampf gegen den Faschismus BearbeitenBei seinem Studium war er in Kontakt zu demokratischen Interventionisten wie Gaetano Salvemini den Brudern Rosselli und Ernesto Rossi gekommen Gemeinsam mit ihnen wurde er mehrfach von faschistischen Kommandos verprugelt verlor jedoch niemals seine politischen Ideale Er trat zunachst der Oppositionsbewegung Italia libera Freies Italien bei Nach dem Mordanschlag auf Giacomo Matteotti in Rom engagierte er sich verstarkt im Kampf gegen den Faschismus 1925 wurde er als Autor einer Broschure mit dem Titel Sotto il barbaro dominio fascista Unter der barbarischen faschistischen Herrschaft verhaftet in der der Monarchie und dem koniglichen italienischen Senat das Misstrauen ausgesprochen wurde weil sich zum Beispiel der Senat gegen eine Anklage des Generals Emilio De Bonos wegen Mitwirkung an der Ermordung Matteottis ausgesprochen hatte 1926 wurde er im Zuge der Sondergesetze gegen den Antifaschismus zu funf Jahren Deportation verurteilt konnte sich aber in der Mailander Wohnung Carlo Rossellis verstecken wo er Filippo Turati den eigentlichen Kopf des italienischen Sozialismus kennenlernte Pertini organisierte nun dessen Flucht nach Korsika begleitete ihn dorthin und blieb bis 1929 in Frankreich Er arbeitete dort als Taxifahrer Hilfsarbeiter Anstreicher Maurer und Komparse Nach seiner Ruckkehr nach Italien mit einem gefalschten Schweizer Pass bemuhte er sich um den Aufbau einer sozialistischen Untergrundorganisation wurde jedoch verraten 1929 in Pisa verhaftet und zu zehn Jahren und neun Monaten Haft verurteilt Pertini blieb ungebrochen und quittierte den Urteilsspruch mit dem Ruf Es lebe der Sozialismus und Nieder mit dem Faschismus was ihm eine zeitweilige Inhaftierung im Gefangnis Regina Coeli und das Urteil lebenslanglich im Zuchthaus Santo Stefano einbrachte Mehrere ernsthafte Erkrankungen bewirkten im Dezember 1930 seine zeitweilige Entlassung in ein Heim fur chronisch Kranke in Turi Dort lernte er mit Antonio Gramsci eine weitere legendare Personlichkeit des italienischen Sozialismus kennen mit dem er sich anfreundete und dessen Tagebucher er schliesslich auch retten konnte 1 Im April 1932 wurde er wegen seines Gesundheitszustands in ein Sanatorium fur Strafgefangene in Pianosa verlegt Als man seiner Mutter seinen Gesundheitszustand wegen eines Gnadengesuchs darlegte machte er klar dass er keine Gnadengesuche wunsche 1935 befand er sich in der Verbannung auf Ponza 1939 in Tremiti und spater auf der Insel Ventotene im Tyrrhenischen Meer wo er bis 1943 verblieb Einen Monat nach Mussolinis Verhaftung wurde Pertini befreit und sturzte sich unverzuglich in den Kampf gegen das neue Mussoliniregime und die deutschen Besatzer Er gehorte zu den Grundern der wiedererstandenen PSU und ubernahm dort die Organisation des militarischen Widerstandes Nachdem er von der SS gemeinsam mit Giuseppe Saragat in Rom verhaftet und brutal verhort worden war ohne jemanden zu verraten wurde er zum Tode verurteilt Er kam bei einem Uberfall der Resistenza frei und wurde im zentralen Militarausschuss des Komitees zur nationalen Befreiung Vertreter der PSU Als Fuhrungsmitglied der PSU ging Pertini in den Norden um den Widerstand der Resistenza gemeinsam mit dem CLNAI zu organisieren Im Juli 1944 nahm er an der Befreiung Roms teil wandte sich daraufhin erneut dem Norden zu und gelangte von Frankreich uber den Mont Blanc nach Norditalien wo er im April 1945 gemeinsam mit Luigi Longo und Leo Valiani den Aufstand von Mailand organisierte Pertinis jungster Bruder Eugenio kam im April 1945 im KZ Flossenburg ums Leben Einer Quelle zufolge starb er am 25 April zwei Tage nach der Befreiung des Lagers vermutlich an den Folgen einer Typhuserkrankung 2 anderen Quellen zufolge wurde er am 20 April erschossen als er bei der Aufstellung zu einem Todesmarsch zusammenbrach 3 Pertini als Abgeordneter BearbeitenNach der Befreiung Italiens am 25 April 1945 war Pertini kurz Parteisekretar des PSU Im Juni 1946 wurde er in die verfassunggebende Versammlung gewahlt die die Verfassung der Italienischen Republik ausarbeitete Pertini war von 1948 bis 1953 Senator und gehorte ab 1953 der Abgeordnetenkammer an Vom 5 Juli 1968 bis 4 Juni 1976 war er Prasident der Abgeordnetenkammer Wahrend der Nachkriegszeit war er im Parteiprasidium der PSU bzw PSI Von 1950 bis 1952 fungierte Pertini als Chefredakteur der sozialistischen Zeitung Avanti Trotz seiner grundsatzlichen Bereitschaft fur eine politische Zusammenarbeit mit dem PCI war Pertini immer auf die Unabhangigkeit seiner Partei bedacht die er als Huterin der Demokratie und Freiheit der Arbeiterklasse verstanden wissen wollte Wie die Mehrheit der italienischen Linken verstand Pertini die Sowjetunion als Schutzmacht gegen den Faschismus und Nationalsozialismus und trat wahrend des Kalten Krieges fur die Entspannungspolitik ein Nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes im November 1956 durch sowjetische Truppen ergriff Pertini eindeutig fur die Ungarn Partei und berief sich dabei auf das Selbstbestimmungsrecht der Volker die Souveranitat der Staaten und die demokratische Legalitat Er trat gegen jede Art von Kolonialismus ein sowohl in der offenen franzosischen Variante in Indochina als auch in der verbramten Variante Italiens in Somalia Er verurteilte Korruption sowohl im italienischen Staat als auch in seiner Partei und nahm in ihr eine unabhangige Position ein die ihm uber die Parteigrenzen hinweg hohes Ansehen einbrachte Gleichzeitig trat er fur die Einheit seiner Partei uber die Vielfalt der verschiedenen Flugel ein Er gehorte zu den energischen Verfechtern eines Atomwaffenverbots in Italien Pertini als Prasident BearbeitenAb 1963 war Pertini Stellvertretender Prasident 1968 wurde er Prasident der Camera dei Deputati Abgeordnetenhaus einer der beiden Kammern des italienischen Parlaments und wurde 1978 nach 16 Wahlgangen mit 81 Jahren zum Prasidenten der italienischen Republik gewahlt dem hochsten Staatsamt Italiens Als Prasident bemuhte er sich erfolgreich darum den Italienern wieder Vertrauen in den italienischen Staat und seine Institutionen zu geben Wahrend der Periode des Terrorismus der Brigate Rosse war er ein strenger Verteidiger der Institutionen des Rechtsstaats und sprach offen die vermutete Verbindung zwischen den Roten Brigaden und der UdSSR an Er trat sein Amt kurz nach der Ermordung des Parteivorsitzenden der Democrazia Cristiana Aldo Moro durch die Roten Brigaden an und konnte das Auseinanderbrechen der Parteien des Verfassungsbogens DC PCI PLI PRI PSDI und PSI in der sogenannten parlamentarisch programmatischen Mehrheit nicht verhindern Mehrfach weigerte sich Pertini den im Nachkriegsitalien aus taktischen Grunden so beliebten Weg der Neuwahlen zu gehen und zwang so die italienischen Parteien nach Kompromissen zu suchen Pertini trat entschieden gegen die Mafia auf die in seiner Amtszeit eine Reihe Staatsanwalte und Richter brutal ermordete Er verurteilte die Apartheid in Sudafrika die Militardiktaturen in Sudamerika und die Intervention der UdSSR in Afghanistan Pertini lehnte es aus Altersgrunden ab fur eine zweite Amtszeit zu kandidieren und wurde nach dem Ende seiner Prasidentschaft automatisch zum Senator auf Lebenszeit nbsp Sandro Pertini mit Helmut Schmidt beim Endspiel der Fussball Weltmeisterschaft 1982 in MadridIm Dezember 1988 wurde Sandro Pertini als erster Personlichkeit die neugeschaffene Otto Hahn Friedensmedaille in Gold der Deutschen Gesellschaft fur die Vereinten Nationen DGVN in Berlin fur herausragende Verdienste um Frieden und Volkerverstandigung insbesondere fur seine politische Moral und praktizierte Humanitat verliehen Im Guinness Buch der Rekorde von 1983 war er als altester amtierender Prasident der Welt aufgefuhrt Unvergesslich bleibt seine Reaktion auf das dritte italienische Tor beim Endspiel der Fussball Weltmeisterschaft 1982 zwischen Italien und Deutschland als er seinen Finger in Richtung der deutschen Delegation oder des spanischen Konigs reckte was den Eindruck erweckte er wolle sagen Niemand kann uns jetzt noch besiegen Sandro Pertini fuhrte als Staatsprasident folgende offizielle Auslandsreisen durch 4 1978 Vatikanstadt privat 1979 BR Deutschland Jugoslawien Vatikanstadt privat 1980 Jugoslawien Algerien Spanien Volksrepublik China Griechenland 1981 Mexiko und Costa Rica und Kolumbien Portugal Schweiz Agypten Portugal 1982 Japan Vereinigte Staaten BR Deutschland Frankreich Spanien privat 1983 Frankreich Tunesien Jugoslawien Libanon Jordanien 1984 Sowjetunion Vereinigtes Konigreich Vatikanstadt Schweiz San Marino 1985 Spanien Agypten Sowjetunion Brasilien Argentinien und Uruguay Frankreich Vereinigtes KonigreichPertini war mit Carla Voltolina verheiratet die er 1945 bei den Partisanen der Resistenza kennengelernt hatte Er starb 1990 mit 93 Jahren sein Tod hinterliess bei vielen Italienern eine tiefe Lucke weil er fur seine Rechtschaffenheit Integritat und die Art und Weise moralische und politische Fragen auszusprechen sehr geschatzt wurde Pertini in der Musik BearbeitenToto Cutugno hat Sandro Pertini 1983 ein Denkmal im Lied L italiano gesetzt Hier erwahnt er un partigiano come presidente dt Italien ist ein Land mit einem Partisanen als Prasidenten Pertinis Siegestanz beim Finale der Fussball WM 1982 in Spanien erwahnt Luca Barbarossa in seinem Lied Le cose da salvare Werke BearbeitenAlessandro Pertini Sechsmal verurteilt und nicht zerbrochen Protokolle eines demokratischen Sozialisten 1987 Aus dem Italienischen von Elisabeth ThielickeLiteratur BearbeitenStefano Caretti Maurizio degl Innocenti und Gianni Silei Hrsg Scrivere con la sinistra Dalla Carta intestata a Internet 2002 Casa Editrice Piero Lacaita Rom Stefano Caretti Maurizio degl Innocenti Sandro Pertini Combattente per la Liberta 2002 Casa Editrice Piero Lacaita Rom G Arfe P Caretti F Cerofolini D Cofrancesco Maurizio degl Innocenti E Gallo A Ghirelli A Manzella G Negri G Vassali Angelo Ventura Sandro Pertini nella Storia d Italia 1997 Casa Editrice Piero Lacaita RomWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Sandro Pertini Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Sandro Pertini im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website des nationalen Kulturvereins Sandro Pertini Website der Fondazione Sandro Pertini mit einigen QuellendokumentenEinzelnachweise Bearbeiten Sandro Pertini Ich lernte Gramsci Programmjournal Deutsch Italienisches Kulturfestival Hamburg 1985 S 13 15 Der Tod nach der Befreiung in Der Neue Tag Weiden Oberpfalz Bericht vom 12 Marz 2005 Eugenio Pertini Associazione Nazionale Partigiani d Italia abgerufen am 6 Juli 2016 Liste der Reisen auf archivio quirinale itStaatsprasidenten der Republik Italien Alcide De Gasperi provisorisch Enrico De Nicola Luigi Einaudi Giovanni Gronchi Antonio Segni Giuseppe Saragat Giovanni Leone Sandro Pertini Francesco Cossiga Oscar Luigi Scalfaro Carlo Azeglio Ciampi Giorgio Napolitano Sergio MattarellaPrasidenten der Abgeordnetenkammer der Republik Italien Giovanni Gronchi Giovanni Leone Brunetto Bucciarelli Ducci Sandro Pertini Pietro Ingrao Leonilde Iotti Oscar Luigi Scalfaro Giorgio Napolitano Irene Pivetti Luciano Violante Pier Ferdinando Casini Fausto Bertinotti Gianfranco Fini Laura Boldrini Roberto Fico Lorenzo Fontana Normdaten Person GND 120135639 lobid OGND AKS LCCN n79039970 VIAF 7407265 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pertini SandroALTERNATIVNAMEN Pertini Alessandro wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG italienischer Politiker Mitglied der Camera dei deputatiGEBURTSDATUM 25 September 1896GEBURTSORT Stella SavonaSTERBEDATUM 24 Februar 1990STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sandro 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