www.wikidata.de-de.nina.az
Giovanni Gronchi 10 September 1887 in Pontedera Toskana 17 Oktober 1978 in Rom war von 1955 bis 1962 der dritte Prasident der Italienischen Republik Giovanni Gronchi Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Staatsprasident 3 Auszeichnungen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGronchis Mutter starb als er sechs Jahre alt war Als Sohn eines kaufmannischen Angestellten wuchs er in einfachen Verhaltnissen auf Seine hohere Schulausbildung und das Universitatsstudium in Pisa finanzierte er mit verschiedenen Nebentatigkeiten Nach dem Abschluss der Scuola Normale Superiore in Pisa arbeitete Gronchi als Lehrer in einigen norditalienischen Stadten Seit 1902 interessierte sich Gronchi als praktizierender Katholik fur die modernistische Bewegung des Theologen Romolo Murri dessen Lega democratica nazionale Gronchi 1905 beitrat Wie sein Mentor war Gronchi fur den Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg was ihn mit anderen katholisch orientierten Politikern in Konflikt brachte Als Kriegsfreiwilliger und Infanterieoffizier zeichnete sich Gronchi an der Front mehrfach aus und erhielt zwei bronzene und eine silberne Tapferkeitsmedaille Anfang 1919 wurde in Rom die katholische Volkspartei Partito Popolare Italiano von Don Luigi Sturzo gegrundet Zu den Grundungsmitgliedern zahlte Giovanni Gronchi der bei der Parlamentswahl in Italien 1919 einen Sitz in der Abgeordnetenkammer errang und dann bei den vorgezogenen Wahlen von 1921 die Zahl seiner Wahlerstimmen fast vervierfachen konnte Im April 1920 wurde er auch zum Generalsekretar der katholisch orientierten Gewerkschaft CLC gewahlt Trotz seiner expliziten Kritik an faschistischen Gewaltexzessen wurde er von Benito Mussolini Ende Oktober 1922 in dessen Regierung berufen als Staatssekretar im Ministerium fur Industrie und Handel was Gronchi zunachst wiederum in Gegensatz zu etlichen Parteikollegen brachte Nach dem PPI Parteikongress in Turin wurden im April 1923 alle PPI Politiker aus der Regierung entfernt Bis Mai 1924 blieb Gronchi im Parteivorstand Im Jahr 1924 erneut die Abgeordnetenkammer gewahlt schloss sich Gronchi nach der Ermordung des sozialistischen Abgeordneten Giacomo Matteotti den Aventinianern an einer antifaschistischen Gruppierung von Oppositionspolitikern verschiedener Parteien Mit der Schaffung eines Einparteiensystems durch Mussolini verlor Gronchi Ende 1926 seinen Parlamentssitz und zog sich bis 1942 aus der Politik zuruck Cecilia Comparini die Gronchi 1913 geheiratet hatte verstarb bereits 1925 Gronchi zog zu seiner Schwester nach Mailand wo er wahrend der faschistischen Zeit blieb und sich als Unternehmer betatigte Daneben befasste er sich intensiv mit den okonomischen und politischen Ideen von John Maynard Keynes die er nach dem Ende des Faschismus verfocht 1941 heiratete er die 25 Jahre jungere Carla Bissatini Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde Gronchi Mitglied des nationalen Befreiungskomitees CLN und bereitete unter anderem mit Alcide De Gasperi die Wiedergrundung der PPI unter dem neuen Namen Democrazia Cristiana vor Am 3 Juni 1944 einen Tag vor der Befreiung Roms hatte Gronchi eine federfuhrende Rolle beim Abschluss des sogenannten Romischen Pakts mit dem alle antifaschistischen Gewerkschaften in der Confederazione Generale Italiana del Lavoro zusammengeschlossen wurden in der er bis zu deren definitiver Spaltung im Jahr 1948 eine fuhrende Rolle spielte Von 1944 bis 1946 war er Minister fur Industrie und Handel Von 1946 bis 1948 war Gronchi DC Fraktionsvorsitzender in der Assemblea Costituente der Verfassunggebenden Versammlung der 1946 ausgerufenen Italienischen Republik Kurz nach den Parlamentswahlen in Italien 1948 bei der die Democrazia Cristiana die absolute Mehrheit der Sitze erlangte wurde Gronchi zum Prasidenten der Abgeordnetenkammer gewahlt ein Amt das er bis zu seinem Amtsantritt als Staatsprasident im Jahr 1955 behielt Gronchi gehorte zum linken Flugel der DC den er lange Zeit de facto anfuhrte Als die Vereinigten Staaten als Gegenleistung fur Wirtschaftshilfen den Ausschluss von Kommunisten und Sozialisten aus der Regierung forderten welche von Ministerprasident De Gasperi trotz der absoluten Mehrheit seiner Partei an der Regierung beteiligt worden waren sprach sich Gronchi gegen die Abmachung aus Einen Beitritt Italiens zur NATO befurwortete er nicht Trotz seines Amtes als Prasident der Abgeordnetenkammer verbreitete er seine politischen Ansichten immer wieder in der Parteizeitschrift Politica sociale und auch in der Zeitung La liberta Staatsprasident Bearbeiten nbsp Prasident Gronchi Mitte bei den Olympischen Spielen 1960 in RomInnerparteiliche Querelen ebneten Gronchi den Weg in den Quirinalspalast Die vom Parteivorstand der DC angeregte Kandidatur von Senatsprasident Cesare Merzagora erwies sich als erfolglos und so wurde Gronchi als Kompromisskandidat am 29 April 1955 vom Parlament im vierten Wahlgang mit 658 von 883 abgegebenen Stimmen zum Prasidenten der Republik gewahlt Kommunisten und Sozialisten erinnerten sich noch an Gronchis Haltung anlasslich ihres Ausschlusses aus der Regierung sie versprachen sich von ihm andere aussenpolitische Akzente und besonders die Sozialisten eine Unterstutzung fur eine erneute Regierungsbeteiligung In der Aussenpolitik war Gronchi trotz seiner eher reprasentativen Funktionen besonders aktiv insbesondere im Vergleich zu seinem Vorganger Luigi Einaudi der auch aus Protest gegen die als ungerecht empfundenen Friedensbedingungen besonders die Gebietsabtretungen im Nordosten ganz auf Auslandsreisen verzichtet hatte Vatikan ausgenommen In den Vereinigten Staaten wurde Gronchi 1956 wegen seiner politischen Ansichten mit Misstrauen empfangen dann aber mit grossem Wohlwollen verabschiedet Bei einem Besuch in Moskau erwiesen sich die politischen Gegensatze zwischen ihm und Nikita Sergejewitsch Chruschtschow als unuberwindbar Von Bedeutung waren auch Besuche in Frankreich in der BR Deutschland im Iran in der Turkei und im Vereinigten Konigreich Gronchi war das erste italienische Staatsoberhaupt das lateinamerikanische Staaten besuchte Innenpolitisch verlangte er umgehend die Einrichtung des von der Verfassung vorgesehenen Verfassungsgerichtshofs und des Selbstverwaltungsorgans der Richter und Staatsanwalte CSM Er setzte sich auch fur die noch ausstehende Regionalisierung Italiens ein die ebenfalls von der Verfassung vorgesehen erst 1970 vollstandig umgesetzt wurde Zahlreiche Inlandsreisen und soziale Initiativen zeugen von seinem Interesse am Wiederaufbau des Landes nach der desastrosen italienischen Kriegsbeteiligung Dazu gehorte auch der per Dekret angeordnete Neubau eines Prasidialsitzes der Villa del Gombo im Parco naturale di Migliarino San Rossore Massaciuccoli Gegen die politische Instabilitat im Inneren konnte er wenig ausrichten sie verleitete ihn mehrmals zu politischen Initiativen und Stellungnahmen die eher zum Zustandigkeitsbereich von Regierung und Parlament gehorten Mit Ende der Amtszeit als Prasident der Republik wurde Gronchi von Rechts wegen Senator auf Lebenszeit Er trat im Senat der gemischten Fraktion bei weil er sich mit der Politik der Christdemokraten nicht mehr identifizieren konnte Er nahm nur selten an Senatssitzungen teil in seinen letzten Lebensjahren galt sein Interesse mehr der Kunst und der Kultur Gronchi starb 1978 in Rom mit 91 Jahren Giovanni Gronchi fuhrte als Staatsprasident folgende offizielle Auslandsreisen durch 1 1955 Vatikanstadt 1956 Vereinigte Staaten und Kanada Frankreich Schweiz BR Deutschland 1957 Iran Turkei 1958 Vereinigtes Konigreich Brasilien 1959 Vatikanstadt 1960 Sowjetunion 1961 Sudamerikareise vom 7 bis zum 20 April nach Peru Argentinien Uruguay und Brasilien 1962 SchweizAuszeichnungen BearbeitenAls Staatsprasident war Gronchi Chef des Verdienstordens der Italienischen Republik und drei weiterer Verdienstorden Italiens Im Ersten Weltkrieg erhielt er drei Tapferkeitsmedaillen und zwei Kriegsverdienstkreuze 2 im Jahr 1965 eine Verdienstmedaille fur Bildung Kunst und Kultur 3 Als Staatsprasident erhielt Gronchi von anderen Staaten oder Volkerrechtssubjekten folgende Auszeichnungen Auswahl 1955 Ritter vom Goldenen Sporn Collane 4 1956 Sonderstufe des Grosskreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1958 Grosskreuz des britischen Order of the Bath 1959 Ritter des Christusordens Collane 5 1960 Collane des Finnischen Ordens der Weissen RoseWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Giovanni Gronchi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zeitungsartikel uber Giovanni Gronchi in den Historischen Pressearchiven der ZBW Giuseppe Sircana Gronchi Giovanni In Mario Caravale Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 59 Graziano Grossi Gondi Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2002 Giovanni Gronchi auf archivio quirinale it italienisch Darstellung auf senato it italienisch Biografie im Sistema Archivistico Nazionale auf beniculturali it italienisch Einzelnachweise Bearbeiten Liste der Reisen auf archivio quirinale it Alfio Doveri Giovanni Gronchi Parlamentare e Uomo politico pisano Pacini Editore Pisa 1987 S 45 Eintrag auf quirinale it Eintrag auf quirinale it Eintrag auf quirinale itStaatsprasidenten der Republik Italien Alcide De Gasperi provisorisch Enrico De Nicola Luigi Einaudi Giovanni Gronchi Antonio Segni Giuseppe Saragat Giovanni Leone Sandro Pertini Francesco Cossiga Oscar Luigi Scalfaro Carlo Azeglio Ciampi Giorgio Napolitano Sergio MattarellaPrasidenten der Abgeordnetenkammer der Republik Italien Giovanni Gronchi Giovanni Leone Brunetto Bucciarelli Ducci Sandro Pertini Pietro Ingrao Leonilde Iotti Oscar Luigi Scalfaro Giorgio Napolitano Irene Pivetti Luciano Violante Pier Ferdinando Casini Fausto Bertinotti Gianfranco Fini Laura Boldrini Roberto Fico Lorenzo Fontana Normdaten Person GND 119185245 lobid OGND AKS LCCN n88213383 VIAF 7514573 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gronchi GiovanniKURZBESCHREIBUNG dritter Prasident der Republik Italien 1955 1962 GEBURTSDATUM 10 September 1887GEBURTSORT PontederaSTERBEDATUM 17 Oktober 1978STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giovanni Gronchi amp oldid 234175553