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Albert Derichsweiler 6 Juli 1909 in Bad Niederbronn Elsass 6 Januar 1997 in Munchen war ein hochrangiger nationalsozialistischer Studentenfunktionar in der NS Zeit unter anderem Bundesfuhrer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds NSDStB von 1934 bis 1936 Nach dem Krieg engagierte er sich als Kommunal und Landespolitiker in der Deutschen Partei und der FDP Albert DerichsweilerAlbert Derichsweiler links wahrend einer Kundgebung an der Berliner Universitat 1934 In der Mitte Rektor Eugen Fischer Albert Derichsweiler Pfingsten 1944 im Heimaturlaub als SS Hauptscharfuhrer vor seiner Beforderung zum SS Obersturmfuhrer Inhaltsverzeichnis 1 NS Karriere 2 Nachkriegszeit 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseNS Karriere BearbeitenDerichsweiler war seit 1929 Mitglied der Hitler Jugend Er studierte von 1931 bis 1937 Rechtswissenschaft in Bonn Munster und Koln Zum 1 Dezember 1930 trat er der NSDAP Mitgliedsnummer 394 037 1 1931 dem NSDStB und der SA bei Nach seinem Wechsel nach Munster gehorte er von 1931 bis 1935 der dortigen CV Verbindung Sauerlandia an der er im Wintersemester 1932 33 als Senior vorstand 2 Im April 1933 wurde er zum NSDStB Hochschulgruppenfuhrer und zugleich Fuhrer der Studentenschaft Munster ernannt Im Mai desselben Jahres trat er als Redner bei der Bucherverbrennung in Munster auf Das NS Regime trieb die Gleichschaltung entschlossen voran Derichsweiler machte in den folgenden Monaten schnell Karriere unter anderem als Kreisfuhrer West des NSDStB Kreisleiter der Deutschen Studentenschaft und Stabsleiter des CV bevor er am 1 August 1934 als Reichsleiter die Bundesfuhrung des NSDStB ubernahm In dieser Funktion die er bis November 1936 innehatte profilierte sich Derichsweiler als Verfechter einer kompromisslosen Ausschaltung der traditionellen Studentenverbindungen die sich nach einer kurzen Phase des Widerstandes im Verlauf des Jahres 1935 mehrheitlich selbst auflosten um der Eingliederung zu entgehen siehe auch Geschichte der Studentenverbindungen oder in den NSDStB eingliederten Bereits im Mai 1935 war er selbst aus seiner Verbindung ausgetreten 2 Am 25 Juni 1935 erliess er in seiner Funktion als Fuhrer des NSDStB Richtlinien fur die weltanschauliche Schulung in den Korporationen Dabei kam es immer wieder zu Machtkampfen mit der von dem Nationalsozialisten Andreas Feickert gefuhrten Deutschen Studentenschaft da beide Organisationen die politische Fuhrung der Studentenschaft fur sich beanspruchten Infolgedessen wurden schliesslich sowohl Derichsweiler als auch Feickert abgesetzt und ihre Funktionen unter Gustav Adolf Scheel in einer einheitlichen Reichsstudentenfuhrung zusammengefuhrt Derichsweiler wurde anschliessend als SA Obersturmfuhrer in den Stab von Rudolf Hess berufen und trat nach eigenen Angaben bis zum Kriegsende nicht weiter hervor Tatsachlich bekleidete er in den Folgejahren zahlreiche Amter und Funktionen des NS Staates z B Reichsredner der NSDAP Mitglied des einflusslosen Reichstages von 1936 bis 1938 3 Gauobmann der DAF sowie 1943 kurzzeitig Prasident der Gauarbeitskammer im Warthegau bevor er die letzten beiden Kriegsjahre als Soldat bei der Waffen SS verbrachte mit dem letzten Rang SS Obersturmfuhrer Ende 1943 wurde er von der SS Verfugungsdivision in die Leibstandarte SS Adolf Hitler ubernommen dort diente er als Panzerkommandant in einem Panzerkampfwagen VI Tiger II Im Juni 1944 wurde er bei der Schlacht um Caen nach der Landung der Alliierten in der Normandie schwerkriegsbeschadigt er verlor seinen rechten Arm Derichsweiler tat sich als Ideologe hervor als er wahrend der Verscharfung des Kirchenkampfes 1936 Hitlers Parole Positives Christentum aus dem 25 Punkte Programm von 1920 so interpretierte dass damit nicht die christlichen Konfessionen sondern eine allgemeine positive Religiositat gemeint sei und sich aus dieser Formel deshalb nicht auf eine von Hitler garantierte Schutzwirkung fur die Kirchen im Sinne einer Vereinbarkeit von Nationalsozialismus und Christentum schliessen lasse 4 Nachkriegszeit BearbeitenNach Kriegsende war Derichsweiler zunachst als Kaufmann tatig und engagierte sich dann in der national konservativen Deutschen Partei deren hessischer Landesvorsitzender er Anfang der 1950er Jahre war 5 1952 wurde er in den Stadtrat von Frankfurt am Main gewahlt Bereits ein Jahr spater wechselte er zur FDP Am 12 Januar 1955 ruckte er fur August Martin Euler in den Hessischen Landtag nach Er verliess am 2 Mai 1956 die FDP Fraktion und schloss sich der FDP Abspaltung Freie Volkspartei an deren Bundesgeschaftsfuhrer er war Mit dieser kehrte Derichsweiler schliesslich 1957 zur DP zuruck und wurde dort erneut zum hessischen Landesvorsitzenden gewahlt und behielt dieses Amt bis 1959 Nach dem Zusammenschluss von DP und GB BHE kandidierte er bei der Bundestagswahl 1961 fur das Fusionsprodukt Gesamtdeutsche Partei erfolglos auf der hessischen Landesliste und im Bundestagswahlkreis Hanau 6 Derichsweiler wurde 1978 zum Prasidenten der Deutschen Gesellschaft fur Sonnenenergie gewahlt 7 Am 6 Januar 1997 verstarb Derichsweiler im Alter von 88 Jahren Beerdigt wurde er auf einem Friedhof in Buch am Ammersee Gemeinde Inning am Ammersee in Oberbayern Literatur BearbeitenSebastian Felz Albert Derichsweiler 1909 1997 Die Karriere eines Brandstifters In Anja Gussek Daniel Schmidt Christoph Spieker Hrsg Offentliche Zensur und Bucherverbrennung in Munster Eine Dokumentation herausgegeben aus Anlass der Enthullung einer Gedenktafel am 6 Mai 2009 Geschichtsort Villa ten Hompel Aktuell 12 Villa ten Hompel Munster 2009 ISBN 978 3 935811 05 7 S 21 37 Kapitel Online als PDF 1 13 MB Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 38 39 Albrecht Kirschner Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Vorstudie NS Vergangenheit ehemaliger hessischer Landtagsabgeordneter der Kommission des Hessischen Landtags fur das Forschungsvorhaben Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Hrsg Hessischer Landtag Wiesbaden 2013 S 8 23 26 29 31 32 34 36 39 49 Download PDF 479 kB Jochen Lengemann Das Hessen Parlament 1946 1986 Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags 1 11 Wahlperiode Hrsg Prasident des Hessischen Landtags Insel Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 458 14330 0 S 234 hessen de PDF 12 4 MB Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 105 Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 95 96 Albert Derichsweiler Internationales Biographisches Archiv 35 1959 vom 17 August 1959 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Rainer Poppinghege Die Bucherverbrennung als Karrieresprungbrett Reichsstudentenbundsfuhrer Albert Derichsweiler 1934 1936 In GDS Archiv Bd 9 2011 S 137 155 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Albert Derichsweiler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Derichsweiler Albert Hessische Biografie Stand 6 Januar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Dr jur Albert Derichsweiler Abgeordnete In Hessische Parlamentarismusgeschichte Online HLGL amp Uni Marburg abgerufen am 28 September 2023 Stand 6 September 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv Bestand R 9361 IX Kartei Personenbezogene Unterlagen der NSDAP Mitgliederkartei Gaukartei Nr 6060422 a b Geschichte der KDStV Sauerlandia PDF 174 kB S 4 Albert Derichsweiler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Daran erinnerte 1936 die Bekennende Kirche An die evangelische Christenheit und an die Obrigkeit in Deutschland Kanzelabkundigung der Bekennenden Kirche Deutschlands am Sonntag den 23 August 1936 Herausgegeben von der Schlesischen Bekenntnissynode Brehmer amp Minuth Breslau 1936 Digitalisat der Hochschul und Landeskirchenbibliothek Wuppertal daraus das Zitat Auch diejenigen Christen die den ehrlichen Willen haben ihrem Volke zu dienen mussten bekampft werden so wurde in einem studentischen Schulungslager gesagt Wenn das Parteiprogramm von positivem Christentum rede so sei damit in Wirklichkeit nicht das Christentum sondern ganz allgemein eine positive Religiositat gemeint Man habe das nicht gleich offen aussprechen konnen Denn der Arzt konne einem Kranken nicht die volle Wahrheit sagen Diese Ausfuhrungen sind von dem Reichsamtsleiter Derichsweiler ausdrucklich bestatigt worden S 2 Siehe zu Derichsweilers Angriff auf das Christentum auch Traugott Jahnichen Selbstbehauptung Protest Widerstand zum Verhalten der Bekennenden Kirche gegenuber dem Nationalsozialismus In Gunter Brakelmann Manfred Keller Hrsg Der 20 Juli 1944 und das Erbe des deutschen Widerstandes Lit Munster 2005 ISBN 3 8258 8561 5 S 40 61 hier S 48 Christof Brauers Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953 Munchen 2007 ISBN 978 3 89975 569 5 Seite 587 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Martin Schumacher M d B Die Volksvertretung 1946 1972 Hrsg Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien S 212 urn nbn de 101 1 2014070812574 Carsten Krystofiak Zeitreise Ostfront am Kanal Recherchen ohne Ende Der Historiker Christian Steinhagen weiss alles uber Das braune Munster In Ultimo Nr 11 13 13 Mai 2013 26 Mai 2013 S 8f Normdaten Person GND 130475076 lobid OGND AKS VIAF 6041446 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Derichsweiler AlbertKURZBESCHREIBUNG deutscher Studentenfunktionar und Politiker NSDAP FDP MdR MdLGEBURTSDATUM 6 Juli 1909GEBURTSORT Bad Niederbronn ElsassSTERBEDATUM 6 Januar 1997STERBEORT Munchen Abgerufen 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