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Positives Christentum ist ein Schlagwort der NS Propaganda mit dem die NSDAP in ihrem Parteiprogramm von 1920 ihre eigene Weltanschauung als christlich konfessionell ungebunden dem judisch materialistischen Geist kampferisch entgegengesetzt und am Prinzip des volkisch rassistisch verstandenen Gemeinnutzes orientiert ausgab 1 Der Begriff des positiven Christentums hatte in der Religionsphilosophie der Aufklarung im Sinne von positiver Religion religio posita oder positiva als Analogiebildung zum Begriff des Positiven Rechts den Charakter des Christentums als Offenbarungsreligion und institutionalisierter Religion im Gegensatz zu naturlicher Religion und Vernunftreligion beschrieben Auf dieses traditionelle Begriffsverstandnis dem in der Kaiserzeit die kirchlich positive Richtung gefolgt war wiesen christliche Theologen auch in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zuweilen hin wenn sie betonten dass positiv nur schriftgemass der biblischen Offenbarung und nicht einer politischen Partei gemass bedeuten konne 2 Die NS Ideologie knupfte an diese Begriffstradition jedoch nicht an sondern stellte stattdessen positives und negatives Christentum Alfred Rosenberg einander gegenuber womit die der eigenen Ideologie kommensurablen oder von ihr als christlich ausgegebenen z T recht eigentlich neuheidnischen Inhalte einerseits 3 und andererseits die als judisch oder kirchlich konfessionell depraviert abgelehnten Elemente begrifflich getrennt werden sollten Die Selbstdarstellung als positives Christentum verband sich dabei im 25 Punkte Programm mit der Forderung nach Freiheit aller religioser Bekenntnisse im Staat dies allerdings versehen mit einer wesentlichen Einschrankung soweit sie nicht dessen Bestand d h den des NS Staates gefahrden oder gegen das Sittlichkeits und Moralgefuhl der germanischen Rasse verstossen 1 In Abgrenzung von den marxistischen und sozialdemokratischen Parteien aber auch von der offentlichen Wahrnehmung ihrer eigenen antichristlichen und antikirchlichen Tendenzen versuchte sich die NSDAP damit den Anschein einer Partei zu geben die dem Christentum und den Kirchen mit kritischer Aufgeschlossenheit gegenuberstand und auch der grossen Zahl derer eine Heimat zu bieten hatte welche sich den Kirchen entfremdet aber christlichen Werten weiterhin verbunden fuhlten 4 In seinem offentlichen Aufruf zur Machtergreifung bekraftigte Hitler am 31 Januar 1933 Sie die Reichsregierung wird das Christentum als Basis unserer gesamten Moral die Familie als Keimzelle unseres Volks und Staatskorpers in ihren festen Schutz nehmen 5 Siehe auch BearbeitenDeutsche ChristenLiteratur BearbeitenClaus Ekkehard Barsch Die politische Religion des Nationalsozialismus die religiosen Dimensionen der NS Ideologie in den Schriften von Dietrich Eckart Joseph Goebbels Alfred Rosenberg und Adolf Hitler 2 vollst uberarb Aufl Fink Munchen 2002 ISBN 3 7705 3172 8 Michael Ley Julius H Schoeps Der Nationalsozialismus als politische Religion Philo Bodenheim 1997 Studien zur Geistesgeschichte 20 ISBN 3 8257 0032 1 Friedrich Zipfel Kirchenkampf in Deutschland 1933 1945 Religionsverfolgung und Selbstbehauptung der Kirchen in der nationalsozialistischen Zeit Walter de Gruyter Berlin 1965 Veroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich Meinecke Institut der Freien Universitat Berlin 11 ISBN 3 11 000459 3 Anmerkungen Bearbeiten a b Parteiprogramm der NSDAP vom 24 Februar 1920 Punkt 24 Wir fordern die Freiheit aller religioser Bekenntnisse im Staat soweit sie nicht dessen Bestand gefahrden oder gegen das Sittlichkeits und Moralgefuhl der germanischen Rasse verstossen Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden Sie bekampft den judisch materialistischen Geist in und ausser uns und ist uberzeugt dass eine dauerhafte Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus auf der Grundlage Gemeinnutz vor Eigennutz Zitiert nach Friedrich Zipfel Kirchenkampf in Deutschland 1965 S 1 Vgl Heinrich Vogel Wort Gotts oder Mythus Referat vom 4 Marz 1935 In Wilhelm Niemoller Hrsg Die Preussensynode zu Dahlem Die zweite Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union Geschichte Dokumente Berichte Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1975 Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes 29 ISBN 3 525 55532 6 S 68 ff hier S 76 Zum Verhaltnis von positivem Christentum und Neuheidentum siehe Hans Jurgen Becker Neuheidentum und Rechtsgeschichte in Joachim Ruckert Dietmar Willoweit Hrsg Die Deutsche Rechtsgeschichte in der NS Zeit ihre Vorgeschichte und ihre Nachwirkungen Mohr Siebeck Tubingen 1995 Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20 Jahrhunderts 12 ISBN 3 16 146444 3 S 7 29 So eines der zentralen Anliegen von Ludwig Muller in seiner Schrift Was ist positives Christentum 1938 vgl Thomas Martin Schneider Reichsbischof Ludwig Muller eine Untersuchung zu Leben Werk und Personlichkeit Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1993 Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Reihe B 19 ISBN 3 525 55719 1 S 274 ff 1 2 Vorlage Toter Link germanhistorydocs ghi dc org Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Positives Christentum amp oldid 207792151