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Der Afghanische Burgerkrieg von 1989 bis 2001 war eine Periode innerafghanischer Kampfe im Laufe des seit 1978 in Afghanistan andauernden Konflikts Den Beginn des Burgerkriegs markierte der Abzug der Sowjetarmee im Jahr 1989 der den Sowjetisch Afghanischen Krieg beendete Die weiterhin sowjetisch gestutzte Regierung unter Muhammad Nadschibullah konnte dem Druck der Mudschahedinparteien noch drei Jahre standhalten bis sie im Fruhjahr 1992 zusammenbrach Der darauf folgende zehnjahrige Burgerkrieg war durch den Ruckzug der beiden Supermachte und das Desinteresse der internationalen Gemeinschaft an der Lage in Afghanistan gepragt Ausgefullt wurde das Machtvakuum durch andere Machte in der Region in besonderem Masse Pakistan die versuchten in ihrem Sinne und meist mit eskalierender Wirkung auf den Konflikt Einfluss zu nehmen Der sudwestliche Kabuler Vorort Dih i Dana im Jahr 2004 Die afghanische Hauptstadt wurde im Burgerkrieg zu weiten Teilen zerstort Bereits seit dem Abzug der sowjetischen Truppen und dem Aufstieg regionaler Machthaber in den nicht mehr von der Zentralregierung kontrollierten Gebieten fragmentierte die Staatsgewalt in Afghanistan Nach dem Ende der sowjetisch gestutzten Regierung und dem Scheitern einer Verstandigung zwischen den rivalisierenden Mudschahedinparteien kam es schliesslich zum Zusammenbruch des Staates Zum Symbol der Fragmentierung des Landes wurde die afghanische Hauptstadt Kabul die in verschiedene Einflusszonen aufgeteilt war und auf die sich die meisten Kampfe konzentrierten Etwa 50 000 Menschen kamen zwischen 1992 und 1996 in Kabul durch Gefechte Artilleriebeschuss und Massaker ums Leben die sudlichen Gebiete der Stadt wurden fast vollig zerstort Dagegen waren die im Sowjetisch Afghanischen Krieg verwusteten landlichen Regionen von den Kampfen zwischen den Mudschahedin kaum betroffen und der Wiederaufbau begann Ideologisch war die Zeit des Burgerkrieges nach der versuchten Transformation der Gesellschaft unter der kommunistischen Regierung der Demokratischen Republik Afghanistan durch den Aufstieg des Islamismus gekennzeichnet der bis in die 1980er Jahre in Afghanistan kaum eine Rolle gespielt hatte Bereits die Parteien der Mudschahedin erliessen ab 1992 islamistische Dekrete spater fand diese Entwicklung in der Herrschaft der Talibanorganisation mit teilweise totalitaren Zugen ihren Hohepunkt Mit Unterstutzung Pakistans eroberten die Taliban 1996 Kabul und drangten die verbleibende militarische Opposition in den aussersten Nordosten des Landes zuruck Mit dem Vormarsch der Taliban ab 1994 weiteten sich wiederum Kampfhandlungen auch auf Gebiete ausserhalb der Hauptstadt aus Erst nach der relativen Konsolidierung ihrer Kontrolle uber den grossten Teil des Landes im Jahr 1998 ging die Intensitat der Kampfe wieder zuruck Die Regierung der Taliban war durch ihre radikale Politik international weitgehend isoliert allerdings war die Bereitschaft anderer Staaten sich in Afghanistan zu engagieren weiter gering Erst die Aufnahme Osama bin Ladens und der von ihm gefuhrten Al Qaida Organisation ruckte das Land wieder in den Fokus der Weltpolitik Unter anderem als Reaktion auf die von Angehorigen der al Qaida ausgefuhrten Anschlage vom 11 September 2001 kam es im Oktober 2001 schliesslich zu einer US gefuhrten Intervention die zum Sturz der Talibanregierung fuhrte und eine neue Phase direkter auslandischer Beteiligung am afghanischen Konflikt einleitete Inhaltsverzeichnis 1 Regierung Nadschibullah 1989 1992 1 1 Politik Nadschibullahs 1 2 Militarische Stabilisierung 1 3 Zusammenbruch der Zentralregierung 1 4 Wettlauf nach Kabul 1 5 Politik anderer Staaten 2 Regierung der Mudschahedin 1992 1996 2 1 Ausrufung des Islamischen Staats Afghanistan 2 2 Kampf um die Hauptstadt 2 2 1 Bruch der Regierungskoalition 2 2 2 Islamabad Abkommen 2 2 3 Formierung der Schura yi Hamahangi 2 3 Entwicklung ausserhalb Kabuls 2 4 Ethnifizierung des Konflikts 3 Aufstieg der Taliban 1994 1996 3 1 Wurzeln und Ideologie 3 2 Verbindungen nach Pakistan 3 3 Militarischer Vormarsch 3 4 Unbeliebtheit der anderen Burgerkriegsparteien 3 5 Erste Ruckschlage 3 6 Erneuter Vormarsch und Fall Kabuls 4 Regierung der Taliban 1996 2001 4 1 Struktur des Staates 4 2 Militarische Entwicklung nach 1996 4 3 Wirtschaftliche Entwicklung nach 1996 4 4 Internationale Rezeption 4 5 Bin Laden und die Radikalisierung der Taliban 4 6 Vorabend der westlichen Intervention 5 Literatur 6 EinzelnachweiseRegierung Nadschibullah 1989 1992 BearbeitenIm April 1988 unterzeichneten die Regierungen Afghanistans und Pakistans die Genfer Abkommen zur Beendigung des seit 1978 andauernden Konflikts zwischen der sowjetisch gestutzten Zentralregierung und den islamistisch gepragten Widerstandsgruppen der Mudschahedin die Finanz und Waffenhilfen vor allem von den USA Saudi Arabien und Pakistan erhielten Als Garantiemachte fungierten die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten In den Abkommen verpflichteten sich die beiden Staaten unter anderem zur gegenseitigen Nichteinmischung sowie zu einer Ruckfuhrung der etwa funf Millionen afghanischen Fluchtlinge aus Pakistan Ausserdem wurde ein Zeitplan zum schrittweisen Abzug der seit 1979 im Land stationierten sowjetischen Truppen bis zum 15 Februar 1989 festgelegt Allerdings sahen die Abkommen neben dem Truppenabzug keine weiterreichenden konkreten Schritte zur Losung des Konflikts zwischen der Zentralregierung und den Guerillas vor Zudem erkannten die bei der Ausarbeitung der Vertrage nicht eingebundenen Mudschahedinparteien die darin festgeschriebenen Bestimmungen nicht an so dass der Krieg auch nach dem Abzug der sowjetischen Truppen weiter ging 1 Die Sowjetunion begann im Mai 1988 entsprechend den Abkommen mit dem schrittweisen Ruckzug und zog bis zum 15 Februar 1989 ihr militarisches Personal vollstandig aus Afghanistan ab 2 Die Truppen hinterliessen ein verwustetes Land Etwa eine Million Afghanen waren im Sowjetisch Afghanischen Krieg umgekommen fast anderthalb Millionen der Uberlebenden waren schwer und dauerhaft korperlich versehrt worden sechs Millionen Menschen waren aus dem Land geflohen Als Ergebnis einer gegen die Versorgungsgrundlagen der landlichen Bevolkerung gerichteten sowjetischen Kriegsfuhrung waren grosse Teile der Infrastruktur zerstort die landwirtschaftliche Produktion auf ein Drittel des Vorkriegsstands gefallen 3 Entgegen den Erwartungen fast aller Beobachter brach die nach dem Abzug der sowjetischen Truppen militarisch auf sich allein gestellte afghanische Regierung unter Muhammad Nadschibullah nicht zusammen sondern konnte mit sowjetischer Unterstutzung dem Druck der Guerillas uber drei Jahre standhalten Erst der Putsch gegen Gorbatschow im August 1991 und der wenige Monate spater abgeschlossene Zerfall der Sowjetunion bedeutete das Ende der sowjetischen Hilfen und wenig spater auch des sowjetisch gestutzten Regimes in Kabul 4 Politik Nadschibullahs Bearbeiten Der fruhere Leiter der beruchtigten Geheimpolizei KhAD Muhammad Nadschibullah war 1986 von der Sowjetunion als Nachfolger Babrak Karmals als Prasident eingesetzt worden Er war Ghilzai Paschtune und gehorte wie Karmal zum von persischsprachigen Kabulis dominierten Partscham Flugel der afghanischen Volkspartei Die Reihen der Partschamis wurden nach seinem Amtsantritt von Unterstutzern Karmals gesaubert Seine Politik propagierte Nadschibullah unter dem Schlagwort der Nationalen Aussohnung das die Abkehr von einer militarischen Losung des Konflikts und das Ende der ideologischen Fixierung auf die Sowjetunion ausdrucken sollte Der Begriff wurde von Michail Gorbatschow im Juli 1986 gepragt und mit Aschti yi Milli آشتی ملی ins Persische ubertragen 5 Ideologisch vollzog Nadschibullah mit seiner Politik nach dem Abzug der sowjetischen Truppen eine Kehrtwende Die marxistisch leninistische Rhetorik wurde vollstandig fallen gelassen zugunsten von nationalistischer Propaganda die sich im Speziellen gegen die zunehmend unpopulare pakistanische Einmischung und den arabischen Wahhabismus richtete Die soziale Umgestaltung der landlichen Regionen vor allem die umstrittenen Landreformen wurde vollstandig aufgegeben Ausserdem versuchte Nadschibullah seiner Regierung durch Berufung auf den Islam Legitimitat zu verleihen und vom Stigma der Unglaubigkeit zu befreien Die Demokratische Republik wurde in Republik Afghanistan umbenannt und die islamische Scharia in der Verfassung verankert Im Juni 1990 grundete Nadschibullah schliesslich die Hizb i Watan حزب وطن Vaterlandspartei die als Nachfolgepartei der kommunistischen Volkspartei fungierte 6 Gleichzeitig fuhrte Nadschibullah eine begrenzte politische Liberalisierung durch Das Einparteiensystem wurde offiziell abgeschafft eine Amnestie fur politische Gefangene erlassen und die Anwendung der Folter verboten Doch obwohl die Zahl der politischen Gefangenen und die Anwendung der Folter auch in der Praxis zuruckging wurde ein pluralistisches Mehrparteiensystem nicht zugelassen und es kam immer wieder zu Arrestwellen An die Stelle von praventivem staatlichen Terror ruckte die Unterdruckung offener Opposition Der Politikwissenschaftler Barnett Rubin bezeichnet die Politik Nadschibullahs als Ubergang von einem totalitaren Staat zu einem konventionellen autoritaren Regime 7 Trotz Nadschibullahs demonstrativer Distanzierung von der Sowjetunion war sein Regime auch weiterhin massiv von sowjetischen Hilfen abhangig die nach dem Abzug der Truppen noch verstarkt wurden Kabul wurde durch eine sowjetische Luftbrucke mit zivilen und militarischen Gutern versorgt der Umfang der Lieferungen erreichte im Jahr des Ruckzugs einen Wert von 14 2 Milliarden Dollar 8 Militarisch versuchte Nadschibullah nach dem sowjetischen Abzug die Macht seines Regimes durch die Konzentration der Regierungskrafte auf die Stadte und wichtige Verbindungswege zu sichern Dabei stutzte er sich zunehmend auf die semiregularen Regionalmilizen die nicht nur zur Sicherung der Stadte sondern auch fur die wenigen offensiven Operationen eingesetzt wurden Eine zentrale Rolle spielte dabei die 30 000 Mann starke Dschozdschani Miliz Raschid Dostums die landesweit effektiv gegen die Aufstandischen operierte Insgesamt umfassten die Milizen im Jahr 1990 geschatzte 50 000 70 000 Mann dies entsprach in etwa der doppelten Starke der afghanischen Armee Der militarische Druck auf von den Mudschahedin gehaltene landliche Gebiete wurde grosstenteils aufgehoben Stattdessen versuchte das Regime inoffizielle Waffenstillstandsabkommen mit lokalen Kommandeuren zu schliessen 9 Militarische Stabilisierung Bearbeiten nbsp Unter Kontrolle der Zentralregierung verbliebene Gebiete nach dem Abzug der sowjetischen Truppen im Jahr 1989Bereits wahrend des sowjetischen Abzugs begann der erwartete Sturm der Widerstandsgruppen gegen die Stellungen der Regierung Die Moral der Guerillas war angesichts ihres historischen Sieges hoch ausserdem verstarkte Pakistan seine Waffenlieferungen betrachtlich Im Sommer 1988 fielen zahlreiche von der Regierung gehaltene Orte Nach dem Abschluss des sowjetischen Abzugs kontrollierte die Regierung nur noch die urbanen Zentren des Landes sowie die sie verbindenden Strassen Alle landlichen Regionen und sechs ganze Provinzen waren in der Hand der Mudschahedin 10 In Nadschibullahs Regierungszeit kam es so zu einer Regionalisierung der Staatsgewalt die die hundertjahrige Dominanz Kabuls in Afghanistan beendete 11 Auch die Spannungen zwischen den beiden Flugeln der Volkspartei traten im Marz 1990 wieder offen zu Tage als Nadschibullah einen durch seinen Verteidigungsminister Schahnawaz Tanai angefuhrten Putschversuch des Chalq Flugels der Volkspartei abwehren konnte Der Staatsstreich wurde von Gulbuddin Hekmatyar dem Fuhrer der Mudschahedinpartei Hizb i Islami yi Gulbuddin unterstutzt Der Paschtune Hekmatyar unterhielt seit Anfang des Jahres eine vermutlich vom pakistanischen Geheimdienst ISI vermittelte Verbindung zum ebenfalls paschtunisch gepragten Chalq Flugel der Regierung 12 Doch trotz der militarischen Erfolge und der Spannungen innerhalb des Regimes gelang es den Guerillas nicht die Hochburgen der Regierung ernsthaft zu bedrohen Eine Pattsituation deutete sich an Den Mudschahedin fehlten die planerischen und militarischen Mittel um gross angelegte militarische Operationen durchzufuhren Sie erhielten zwar weiterhin amerikanische Waffenlieferungen allerdings wurden diese ab Mitte 1988 drastisch reduziert und erreichten bei weitem nicht den Umfang der weiter aufgestockten Unterstutzung der Zentralregierung durch die Sowjetunion 13 In dieser Situation wurde die Stadt Dschalalabad ostlich von Kabul das Hauptziel besonders des pakistanischen Militars Pakistan sah die Eroberung Dschalalabads als Schlussel zum Fall der afghanischen Hauptstadt der eine Machtubernahme des von ihnen favorisierten Hekmatyars ermoglichen sollte Die Kabuler Regierung sandte 15 000 Soldaten nach Dschalalabad um die Stadt zu sichern Am 6 Marz 1989 begannen etwa 10 000 Kampfer der Hizb i Islami yi Chalis und der Mahaz i Milli unter Leitung des ISI die Offensive auf die Stadt Der Regierung gelang es durch effektive Luftunterstutzung und funktionierende Versorgungslinien aus Kabul den Angriff zuruckzuschlagen Massaker durch Chalis Kampfer an Regierungstruppen verstarkten den Widerstand der Verteidiger der Stadt 14 nbsp Angehorige der Hizb i Islami yi Chalis im Oktober 1987 Hizb und Mahaz i Melli fuhrten im Marz 1989 die bislang grosste Offensive gegen die Zentralregierung Die Verluste der Kampfer der Mudschahedin werden auf mehrere Tausend geschatzt Dieser erste militarische Erfolg der auf sich allein gestellten Regierungsarmee war ein entscheidender Ruckschlag fur die Guerillas Die USA distanzierten sich vorsichtig von den von ihnen zuvor unterstutzten Fraktionen und reduzierten ihre Waffenlieferungen weiter Auch innerhalb der Mudschahedin kamen erstmals Zweifel an einem militarischen Sieg uber die Regierungstruppen auf 14 Ein weiterer wichtiger militarischer Erfolg gelang der Regierung diesmal in der Offensive bei der Eroberung der etwa zehn Kilometer westlich von Kabul gelegenen Stadt Paghman Paghman war seit 1985 unter der Kontrolle der Mudschahedin und wurde von ihnen zur Festung ausgebaut die ihnen als strategisch wichtige Stellung fur Angriffe auf die Hauptstadt diente Raschid Dostum fuhrte die entscheidenden Operationen bei der Eroberung der Stadt 15 Afghanischen Regierungsquellen zufolge hatten bis Anfang 1990 70 bis 80 der Widerstandsgruppen die Kampfe eingestellt Diese Tendenz wird auch von internationalen Geheimdienstberichten gestutzt die von einem Ruckgang der aktiven Kampfer von 85 000 auf 50 000 ausgehen Dabei spielte eine wichtige Rolle dass in den Augen vieler Kampfer der Dschihad mit dem Abzug der sowjetischen Truppen beendet war und sich die zerstrittenen Mudschahedinfuhrer nicht auf eine glaubwurdige Alternative zur Nadschibullah Regierung einigen konnten Allerdings gelang es der Regierung weder ihre territoriale Kontrolle entscheidend auszubauen noch formale Abkommen mit bedeutenden Fuhrern der Aufstandischen zu schliessen 16 Zusammenbruch der Zentralregierung Bearbeiten Die geschwachte Stellung der Sowjetunion nach dem Putschversuch in Moskau sowie die Entspannung zwischen den beiden Supermachten ermoglichten erstmals eine grundlegende Annaherung der Positionen zum Konflikt in Afghanistan Im September 1991 unterzeichneten die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten eine Ubereinkunft die Waffenlieferungen an alle Beteiligten des afghanischen Burgerkriegs bis zum Jahresende einzustellen Daruber hinaus ruckte die Sowjetunion von ihrer fruheren Forderung nach einer zentralen Rolle Nadschibullahs in einer Ubergangsregierung ab und gab der amerikanischen Forderung nach freien Wahlen unter Einbeziehung der Oppositionsgruppen nach Die amerikanische Regierung akzeptierte im Gegenzug dass Nadschibullah bis zur Bildung einer Ubergangsregierung vorlaufig an der Macht blieb Eine zentrale Rolle fur die Neubewertung der bisherigen kompromisslosen Unterstutzung der Widerstandsgruppen spielte neben deren Zerstrittenheit die Ernuchterung als die von ihnen unterstutzten radikal islamistischen Parteien insbesondere die Hizb i Islami von Gulbuddin Hekmatyar und die Ittihad i Islami von Abdul Rasul Sayyaf im Golfkrieg die irakische Invasion Kuwaits unterstutzten 17 nbsp Raschid Dostum im Jahr 2002 Die Rebellion Dostums im Januar 1992 war Ausloser fur den Zusammenbruch der ZentralregierungWahrenddessen arbeiteten die Vereinten Nationen verschiedene Kompromissvorschlage aus um die Mudschahedinparteien und nicht kommunistische Teile der Regierung zur Zusammenarbeit in einer Interimsregierung zu bewegen Die Plane zur Bildung einer Ubergangsregierung wurden jedoch Makulatur als der Staat zusammenbrach den diese regieren sollte Als die Sowjetunion Ende 1991 wie vereinbart ihre militarische Unterstutzung und auch die Lebensmittel und Treibstofflieferungen einstellte zog dies schnell den Kollaps der Regierung Nadschibullahs nach sich Der von ihm gefuhrte Staat war zuletzt wenig mehr als ein Netzwerk antagonistischer Fuhrer das nur noch durch Nadschibullahs Umverteilung sowjetischer Hilfen zusammengehalten wurde 18 Der Niedergang von Nadschibullahs Regime war durch verschiedene Faktoren bedingt Zum einen befand sich die Hizb i Watan in einer ideologischen Krise Viele ehemalige Mitglieder der Volkspartei traten nicht in die neugegrundete Partei uber da Nadschibullahs auf afghanischem Nationalismus beruhende Politik in dem multiethnischen Land ohne glaubwurdigen ausseren Feind nur wenig Ruckhalt fand Ausserdem unternahm Nadschibullah kaum Versuche die zerstorte afghanische Wirtschaft wiederaufzubauen um dem Land eine minimale Selbstversorgung zu ermoglichen Durch die verhaltnismassig lukrativen Rekrutierungsmoglichkeiten sowohl seitens der Mudschahedin als auch der Regierungsmilizen und die explodierende Korruption gab es fur die meisten Afghanen nur wenig Anreize zu normaler Arbeit zuruckzukehren eine Situation die Nadschibullah selbst durch seine Forderung der semiautonomen Milizen noch verscharft hatte 19 Entscheidend fur den Zusammenbruch war schliesslich die massive Abhangigkeit von sowjetischer Hilfe die bereits 1990 reduziert wurde und nach dem Putschversuch in Moskau ganz ausblieb Die dadurch verursachten umfassenden Versorgungsschwierigkeiten erschwerten die Bindung der Parteikader und besonders der einflussreichen Regionalmilizen an die Regierung und schlugen sich bereits vor dem endgultigen Zusammenbruch in militarischen Niederlagen nieder Der schwerste Ruckschlag fur die Regierung seit der relativen Stabilisierung Anfang 1990 war der Verlust der Stadt Chost im April 1991 wo ganze Garnisonen desertierten oder zu den Mudschahedin uberliefen Auch innerhalb des Regimes kam es zu zunehmenden Spannungen 20 Unmittelbarer Anlass des Zusammenbruchs war der Aufstand der nordlichen Milizenfuhrer die Nadschibullah nicht mehr langer als Mittelsmann benotigten und sich mit den regionalen Mudschahedinparteien verbundeten Die Verbindungen Kabuls in den Norden des Landes die von den Regionalmilizen gesichert wurden waren besonders kritisch fur das Uberleben des Regimes Da Nadschibullah diese Milizen nicht mehr langer uber die Verteilung sowjetischer Hilfen an sich binden konnte versuchte er ihm personlich gegenuber loyale paschtunische Offiziere der regularen Armee an deren Spitze zu setzen Als sich im Januar 1992 der tadschikische General Abdul Mumin in der Provinz Balch weigerte sein Kommando an einen Paschtunen abzugeben nahm dies Raschid Dostum zum Anlass eine Rebellion der Garnison in Mazar i Scharif anzufuhren der sich schnell andere Milizen im Nordwesten anschlossen Zusammen mit Mumin und anderen usbekischen und Ismaili Milizenfuhrern grundete er eine neue Partei die Dschunbisch i Milli yi Islami جنبش ملی اسلامی Nationale Islamische Vereinigung Dostums Rebellion wurde ausserdem durch Mitglieder des Partscham Flugels der Regierung unterstutzt die eine von Nadschibullah angestrebte paschtunische Kontrolle des Nordens verhindern wollten 21 Die Partschamis und die nordlichen Milizenfuhrer verbundeten sich mit der Dschamiat i Islami von Burhanuddin Rabbani und Ahmad Schah Massoud und der Hizb i Wahdat der schiitischen Hazara Massoud der als popularer Fuhrer des Widerstands gegen die Sowjetunion uber das grosste Ansehen in der Bevolkerung verfugte wurde Sprecher des Bundnisses Militarisch dominierend waren allerdings die Milizen Dostums die uber 40 000 Mann umfassten Am 18 Marz 1992 ubernahm die Allianz kampflos Mazar i Scharif auch andere Orte im Norden wurden nach verhaltnismassig kleinen Gefechten ubernommen Nadschibullah erklarte am selben Tag er werde zurucktreten sobald eine neutrale Regierung gebildet werde Am 24 Marz 1992 spaltete sich die Hizb i Watan auf und einzelne Parteifunktionare ubernahmen die Macht In Kabul erlangten von Aussenminister Abdul Wakil einem Cousin Babrak Karmals angefuhrte Mitglieder des Partscham Flugels die Kontrolle uber die Stadt 22 Wettlauf nach Kabul Bearbeiten nbsp Topographische Karte der Provinz Kabul Die Provinz wurde nach dem Zusammenbruch der sowjetisch gestutzten Zentralregierung zum Schauplatz der meisten Kampfe zwischen den rivalisierenden Parteien Als die Zentralregierung auseinanderzubrechen begann setzte ein Wettlauf der rivalisierenden Parteien nach Kabul ein Wahrend Dostum den Norden des Landes unter seine Kontrolle brachte ruckten Massouds Truppen von Nordosten auf Kabul vor und besetzten praktisch kampflos die Flugplatze bei Bagram Zuvor hatten bereits mit Dostum und Massoud verbundete Partschamis unter der Fuhrung von Karmals Bruder Mahmud Baryalai den Kabuler Flughafen besetzt und Truppen der Dschunbisch in die Hauptstadt einfliegen lassen Gleichzeitig ruckten Hekmatyars Truppen von Suden auf Kabul vor und bezogen Stellung vor den Toren der Hauptstadt Als Nadschibullah am 15 April versuchte nach Indien zu fliehen wurde er von Baryalais Kraften am Verlassen des Landes gehindert und suchte Zuflucht in der UN Botschaft Die Partschami Rebellen prangerten Nadschibullah als Diktator an und forderten Massoud auf Kabul als neues Staatsoberhaupt zu betreten Sie hofften den Nationalhelden Massoud als von ihnen abhangige Symbolfigur instrumentalisieren zu konnen 23 Massoud war jedoch bewusst dass Paschtunen sowohl innerhalb der Mudschahedin als auch der Regierungskader eine Machtubernahme der nordlichen Allianz und eine damit einhergehende paschtunische Marginalisierung furchteten Diese Angst wurde von Hekmatyar zu seinen Zwecken instrumentalisiert Massoud sah daher eine von ihm angefuhrte Regierung ohne paschtunische Beteiligung zum Scheitern verurteilt Stattdessen forderte er die zerstrittenen Fuhrer der Mudschahedinparteien im pakistanischen Peschawar auf eine gemeinsame Ubergangsregierung zu bilden Ausserdem liess er die Hauptstadt von aussen abriegeln um ein Einsickern von Kampfern der verschiedenen Parteien zu verhindern Er hielt standig Kontakt mit paschtunischen Milizenfuhrern denen er versicherte dass er nicht unilateral die Macht ubernehmen wurde Dennoch schleusten Paschtunen in der Regierungsarmee zumeist Mitglieder des Chalq Flugels unbewaffnete Kampfer der Hizb i Islami in die Stadt und rusteten sie dort mit Regierungswaffen aus 24 Um einem drohenden Putsch durch Hekmatyars Hizb zuvorzukommen liess Massoud seine Truppen schliesslich am 25 April nach Kabul eindringen Ausserdem bewaffneten nicht paschtunische Partschamis mit der Unterstutzung der iranischen Botschaft in Kabul lebende Schiiten Die Verbande Dostums Massouds und der schiitischen Hizb i Wahdat vertrieben nach schweren Kampfen die paschtunischen Hizb Chalq Krafte aus der Stadt Die geschlagenen paschtunischen Kampfer durchbrachen Massouds Sicherheitsring um die Hauptstadt und andere Mudschahedin stromten in die Stadt errichteten Strassensperren und begannen mit Plunderungen 24 Politik anderer Staaten Bearbeiten Der Konflikt in Afghanistan der bereits seit 1989 von den Umwalzungen beim Zerfall des Ostblocks in den Hintergrund gedrangt wurde verschwand nach dem Sturz der Regierung Nadschibullah fast vollstandig von der politischen Weltbuhne Die Vereinigten Staaten halbierten ihre Militarhilfe von 600 Millionen Dollar Mitte der 1980er Jahre auf 280 Millionen nach dem sowjetischen Abzug und stellten sie 1992 ganz ein 25 Auch politisch enthielten sich die USA seitdem ebenso wie die ubrigen westlichen Lander ab 1992 weitgehend jeder grosseren Einflussnahme Der Westen unterstutzte zwar einhellig die Aufrufe der Vereinten Nationen zur Einstellung der Kampfe konkrete Massnahmen wurden jedoch nicht ergriffen Auch die UN Hilfsprogramme erhielten nur noch verhaltnismassig geringe finanzielle Mittel 26 Ahmed Rashid bezeichnete 2001 die Politik der USA nach dem sowjetischen Abzug als Weglaufen vor dem afghanischen Konflikt aus dem nach dem Sieg der Mudschahedin 1992 ein Wegrennen wurde 27 Der Ruckzug der Supermachte gab den Regionalstaaten freie Hand in ihrem Sinne auf den Konflikt einzuwirken Der Burgerkrieg nahm wiederum Zuge eines Stellvertreterkrieges an Dostums Dschunbisch wurde durch Usbekistan unterstutzt die Hizb i Wahdat durch Iran die Dschamiat erhielt Hilfen vor allem aus Indien und Iran Hekmatyars Hizb i Islami und spater die Taliban agierten als Vertreter Pakistans Pakistan unternahm dabei die bei weitem umfangreichsten Versuche die Entwicklung Afghanistans zu kontrollieren 28 Die pakistanische Politik zielte darauf ab eine paschtunisch gepragte Zentralregierung unter pakistanischer Kontrolle zu etablieren um so strategische Tiefe gegenuber Indien zu erlangen 29 Gulbuddin Hekmatyar erhielt trotz des geringen Ruckhalts fur seine radikal islamistische Politik in der afghanischen Bevolkerung seit den 1980er Jahren den Grossteil der uber pakistanische Kanale geschleusten Finanz und Militarhilfen 30 Die Beziehungen zwischen den Regionalmachten und den jeweils von ihnen unterstutzten Gruppierungen in Afghanistan waren durch gegenseitige Instrumentalisierung gepragt keine der afghanischen Parteien wurde tatsachlich von aussen kontrolliert Die verschiedenen Staaten verfolgten in ihrer Politik divergierende Partikularinteressen und ubten statt die von ihnen unterstutzten Parteien auf eine friedliche Einigung zu drangen haufig einen eskalierenden Einfluss auf den Konflikt aus 28 Insbesondere kam es zu einer Polarisierung zwischen dem schiitischen Iran auf der einen sowie den sunnitisch gepragten Staaten Pakistan und Saudi Arabien auf der anderen Seite die die Situation weiter verscharfte 31 Regierung der Mudschahedin 1992 1996 Bearbeiten nbsp Burhanuddin Rabbani war von 1992 bis 2001 Prasident des Islamischen Staats Afghanistan Wahrend in Kabul gekampft wurde verkundeten die im pakistanischen Peschawar beratenden Mudschahedinfuhrer am 26 April schliesslich eine Einigung Die Peschawar Abkommen genannten Vertrage wurden von den Fuhrern aller zu den Peschawar Sieben gehorenden Parteien unterschrieben Sie sahen vor zunachst eine von Sibghatullah Mudschaddidi als amtierenden Prasidenten gefuhrte Ubergangsregierung einzusetzen Mudschaddidi war als Kompromisskandidat gewahlt worden da die von ihm gefuhrte Partei Dschabha yi Nidschat nur uber wenig Einfluss verfugte Nach zwei Monaten wurde er gemass dem Abkommen von Burhanuddin Rabbani dem Fuhrer der Dschamiat i Islami in seinem Amt abgelost Das Verteidigungsministerium fiel ebenfalls an die Dschamiat was der starken Stellung von Massouds Truppen der Schura yi Nizar in der Hauptstadt entsprach Das Amt des Premierministers ging an Hekmatyar das Aussenministerium an Gailanis Nahzat i Hambastagi Nach sechs Monaten sollte ein Rat die Schura yi ahl i hal wa aqd persisch شوراى اهل حل و عقد zusammenkommen und uber eine neue Ubergangsregierung entscheiden die dann den Weg zu allgemeinen Wahlen ebnen sollte Das Konzept der Schura war an den islamischen Rechtsbegriff Ahl al hall wal aqd arabisch أهل الحل والعقد Leute des Losens und Bindens angelehnt der in Afghanistan nur wenig bekannt war Ausrufung des Islamischen Staats Afghanistan Bearbeiten Die Ubergangsregierung traf am 28 April aus Pakistan in Kabul ein und rief unter weiter in der Stadt andauernden Kampfen den Islamischen Staat Afghanistan aus Pakistan nahm noch am selben Tag diplomatische Beziehungen mit der Regierung auf nur wenig spater folgten die Staaten der Europaischen Gemeinschaft und die USA Die neue Entitat erfullte allerdings kaum die Merkmale eines Staates In der Hauptstadt herrschte Chaos und die Regierung verfugte uber keinerlei Einnahmen Hilfen aus dem Ausland waren praktisch vollstandig eingestellt worden und alle Zollstationen die traditionell die Haupteinnahmequelle des afghanischen Staates darstellten waren in der Hand lokaler Schuras die keine Abgaben in die Hauptstadt abfuhrten 32 Ein Ministerposten bedeutete keine Kontrolle uber die betreffende institutionelle Gewalt 33 Die Grundung des Islamischen Staats Afghanistan war ein Elite Settlement bei dem verschiedene Fuhrer nicht nur im Namen ihrer Partei sondern effektiv als Vertreter ganzer ethnolinguistischer Gruppen handelten Der im Peschawar Abkommen vereinbarte Stufenplan setzte daher eine Zusammenarbeit aller beteiligten Fuhrer voraus Das Misstrauen zwischen den Mudschahedinfuhrern insbesondere zwischen Massoud und Hekmatyar der eskalierende Einfluss der Regionalmachte und das Fehlen eines Staates fuhrten zum Scheitern einer solchen Verstandigung Bereits im Fruhjahr 1992 kam es in Kabul zu Zusammenstossen zwischen der schiitischen Hizb i Wahdat und der radikal antischiitischen Ittihad i Islami Noch schwerwiegender war die Opposition Hekmatyars der sich weigerte sein Amt als Premierminister anzutreten Stattdessen prangerte er die Regierung vor allem die Unterstutzung Dostums als kommunistisch an und begann im August Kabul von seinen Stellungen im Suden der Stadt mit Raketen zu beschiessen 34 35 Nach dem Fall Kabuls kam es zu keinen grosseren Sauberungen oder Racheaktionen an Unterstutzern der gesturzten Regierung Dennoch bedeutete die Machtubernahme der Mudschahedin fur die meisten Bewohner Kabuls besonders fur die gebildete Elite das Ende ihres urbanen modernen Lebensstils Alle rivalisierenden Parteien mit Ausnahme von Dostums Dschunbisch waren islamistisch gepragt und setzten in unterschiedlichem Masse islamistische Gesetze durch Dazu gehorten die Einfuhrung der Scharia und die Einschrankung der Frauenrechte 36 Kampf um die Hauptstadt Bearbeiten nbsp Stellungen in Kabul im Mai 1992 nach dem Zusammenbruch der Regierung NadschibullahsBis zur Einnahme der Stadt durch die Taliban im Herbst 1996 war die Kontrolle der Hauptstadt das militarische und politische Hauptziel der rivalisierenden Parteien Die meisten Kampfe fanden daher in Kabul und der unmittelbaren Umgebung statt Dabei wurde die von den Kampfen im sowjetisch afghanischen Krieg kaum betroffene Hauptstadt zu grossen Teilen zerstort bis zu 50 000 Menschen wurden von 1992 bis 1996 durch Artilleriebeschuss Gefechte und gezielte Massaker getotet und etwa 150 000 verletzt 37 Die meisten wurden Opfer des ungezielten Raketenbeschusses der Wohnviertel durch Hekmatyar Von den zu der Zeit auf etwa zwei Millionen geschatzten Einwohnern flohen ein Viertel in den Monaten nach der Eroberung durch die Mudschahedin aus der Stadt am Ende des Jahres 1994 war die Bevolkerung auf etwa 500 000 gesunken 38 Nach dem Zusammenbruch des alten Regimes hatten sechs Gruppierungen eine Prasenz in Kabul oder der naheren Umgebung etablieren konnen Massoud der am Tag nach der Ausrufung des Islamischen Staats in die Stadt gekommen war besetzte mit den Truppen seiner Schura yi Nizar den nordlichen Teil Kabuls und das Stadtzentrum mit den meisten Regierungsgebauden Die eingeflogenen Krafte von Dostums Dschunbisch i Milli kontrollierten weiterhin den Flughafen sowie einige Ministerien Die Harakat i Inghilab beherrschte die Strasse nach Dschalalabad griff aber nicht in die Geschehnisse in der Hauptstadt ein Die Ittihad i Islami unter Abdul Rasul Sayyaf richtete sich im Bezirk Paghman im Westen Kabuls der Heimat ihres Grunders ein wahrend die Hizb i Wahdat die Bezirke im Westen des Stadtzentrums mit einer grosseren schiitischen Gemeinde kontrollierte Die aus dem Stadtgebiet vertriebene Hizb i Islami von Hekmatyar errichtete in Tschahar Asyab im Suden Kabuls ihr Hauptquartier und bezog entlang eines weiten Bogens in den sudlichen Vororten Kabuls Stellung 39 nbsp Die Dschada yi Maywand nahe dem Kabuler Basar im Jahr 1993 Die Basargegend lag zu der Zeit an der Front zwischen Schura yi Nizar Dschunbisch und Hizb i Islami Nach der Einnahme Kabuls durch Massoud und Dostum bildeten sich zwei fragile Allianzen heraus die um die Kontrolle der Hauptstadt kampften Den Kern der hinter der Interimsregierung stehenden Krafte bildete die mit der Dschamiat assoziierte Schura yi Nizar unter dem Kommando von Massoud sowie Teile des Partscham Flugels der Hizb i Watan Das Bundnis wurde unterstutzt von Dostums Dschunbisch sowie der schiitischen Hizb i Wahdat Diese Allianz entsprach weitgehend dem nordlichen Bundnis das sich nach Dostums Aufstand gegen die Regierung Nadschibullahs konstituierte Auf der Gegenseite kooperierte Hekmatyars Hizb mit fruheren Mitgliedern des Chalq Flugels der Ittihad i Islami von Abdul Sayyaf sowie freiwilligen islamistischen Kampfern aus arabischen Landern Die ubrigen Mudschahedin Fraktionen waren lokal ausgerichtet und nahmen nicht unmittelbar an den Kampfen um die Hauptstadt teil Die beiden Lager verknupften die langjahrige Rivalitat zwischen Massoud und Hekmatyar zwischen Dschamiat und Hizb mit der ebenso lang andauernden Fehde zwischen Chalq und Partscham Flugel innerhalb der kommunistischen Volkspartei Die Polarisierung nahm ausserdem die zusatzliche Dimension eines Machtkampfes zwischen Paschtunen und Nicht Paschtunen um die Kontrolle Afghanistans an 32 Dabei war lediglich das Bundnis um die Dschamiat grundsatzlich in der Lage eine Regierung zu bilden Die Strategie der Hizb i Islami beschrankte sich darauf eine effektive Regierung zu verhindern Auch der andauernde verheerende Raketenbeschuss der Kabuler Wohngebiete durch Hekmatyar verfolgte keine militarische Absichten sondern zielte allein darauf ab eine Normalisierung der Situation in der Hauptstadt zu verhindern Die zeitweilige Unterstutzung Hekmatyars durch andere Parteien war daher nur taktischer Natur um die Rabbani Regierung zu schwachen oder die eigene Verhandlungsposition zu verbessern So hatten etwa Dostum und die Wahdat kein Interesse an einer nachhaltigen Starkung der Zentralgewalt da dies ihren eigenen Autonomiebestrebungen in den von ihnen beherrschten Gebieten zuwidergelaufen ware Doch keiner der anderen Akteure wollte die Hizb i Islami tatsachlich an der Macht sehen 40 Bruch der Regierungskoalition Bearbeiten nbsp Zerstorte Hauser im Westen Kabuls im Jahr 2004 Das Gebiet wurde durch die Kampfe zwischen Dschamiat Ittihad und Wahdat sowie Hekmatyars Artilleriebeschuss zu grossen Teilen zerstort Im Dezember 1992 hielt Rabbani 45 Tage spater als im Peschawar Abkommen vorgesehen die Schura yi ahl i hal wa aqd ab die ihn in seinem Amt bestatigte Etwa ein Zehntel der Mitglieder der Schura gehorten zu Dostums Dschunbisch die ubrigen waren grosstenteils mit Rabbanis Dschamiat assoziiert Die ubrigen Parteien warfen Rabbani Manipulationen vor und boykottierten die Versammlung Ausserdem erodierte durch die Weigerung Rabbanis den Verbundeten Dostum in die Regierung aufzunehmen die Unterstutzung fur das Regierungslager unter den ethnischen Usbeken 41 Zur gleichen Zeit brach die ursprungliche Allianz des Regierungslagers vom Fruhjahr auseinander als Massoud versuchte die Krafte der bislang verbundeten schiitischen Hizb i Wahdat gewaltsam zu entwaffnen Als die Wahdat daraufhin die Koalition aufkundigte kappte im Gegenzug die antischiitische Ittihad ihre Verbindungen zu Hekmatyar und trat dem Bundnis um die Regierung Rabbanis bei Schura yi Nizar und Ittihad begannen im Februar 1993 eine gemeinsame Offensive gegen Stellungen der Hizb i Wahdat in Afschar im Westen Kabuls Ziel war die Einnahme des Kabuler Hauptquartiers der Wahdat um die Verbindung der von Regierungskraften gehaltenen Gebiete im Norden und Osten Kabuls einerseits und der nun verbundeten Ittihad im Paghman Bezirk westlich von Kabul andererseits zu ermoglichen Massoud nannte als Grund fur die Operation ausserdem Misshandlungen ethnischer Tadschiken durch Wahdattruppen in deren Einflussgebiet 42 Wahrend und nach der Einnahme Afschars kam es zu schweren Ubergriffen an der Hazara Zivilbevolkerung durch die Truppen der Ittihad und der Schura yi Nizar Eine im Sommer 1993 auf Druck der schiitischen Gemeinde durch die Rabbani Regierung eingesetzte Kommission schatzte die Zahl der ermordeten Zivilisten auf mehrere Hundert die Anzahl der geplunderten Hauser auf einige Tausend Die Offensive konnte die Wahdat nicht ausschalten stattdessen trieb sie die schiitische Partei vorubergehend an die Seite Hekmatyars bevor sie im Herbst 1993 wieder ein kurzlebiges Abkommen mit dem Regierungslager schloss 43 Islamabad Abkommen Bearbeiten Unter Druck seitens Pakistans Saudi Arabiens und Irans unterzeichnete Rabbani am 7 Marz 1993 in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad das Islamabad Abkommen mit Hekmatyar sowie Vertretern von funf anderen Mudschahedinparteien Durch den Vertrag wurde Hekmatyar wiederum zum Premierminister ernannt und beauftragt in Abstimmung mit Prasident Rabbani und den ubrigen Parteien eine neue Regierung zu bilden Die Fuhrer der Peschawar Sieben fuhren gemeinsam nach Mekka wo sie an der Kaaba einen Eid auf den Vertrag leisteten Doch auch die erneute Vereinbarung scheiterte Die Hizb i Wahdat setzte die Angriffe auf die Regierung fort und auch Hekmatyar stellte zwar formell eine Regierung zusammen blieb aber weiterhin ausserhalb Kabuls Im April fuhrte er erneut schwere Angriffe auf die Stellungen der Regierung Fur den Rest des Jahres 1993 ging in Kabul die Intensitat der Kampfe zuruck wahrend militarische Erfolge der Dschamiat in anderen Teilen des Landes den Druck auf die Hizb i Islami erhohten 42 Formierung der Schura yi Hamahangi Bearbeiten Angesichts der relativen Stabilisierung der Regierung befurchtete Dostum der nicht in das Islamabad Abkommen einbezogen war eine Schwachung seiner eigenen Stellung Im Januar 1994 kam es schliesslich zur zweiten folgenreichen Regruppierung seit dem Fall Nadschibullahs als Dostums Dschunbisch die Regierungsallianz verliess und sich mit Hekmatyar zur Schura yi Hamahangi persisch شوراى هماهنگى Koordinierungsrat zusammenschloss Das neue Bundnis dem eine geheime Ubereinkunft zwischen iranischem und pakistanischem Geheimdienst zugrunde lag umfasste neben Hizb i Islami und Dschunbisch i Melli auch die Hizb i Wahdat ausserdem hielt die Schura yi Hamahangi lose Kontakte zu Mudschadiddi 44 Darauf folgten die bisher heftigsten Kampfe mit den schlimmsten Zerstorungen in der Geschichte Kabuls die den Fluchtlingsstrom aus der Hauptstadt weiter anschwellen liess Die Dschamiat und ihre Verbundeten konnten trotz Dostums Seitenwechsels und der massiven Raketen und Artillerieangriffe durch Hekmatyar ihre Linien in Kabul halten und sogar Dostums Truppen aus den meisten seiner Stellungen vertreiben Der Regierungsallianz gelang es jedoch nicht in anderen Gebieten des Landes ihre Kontrolle auszubauen Der Kampf um die Hauptstadt wurde zu einer blutigen Pattsituation in der keine der rivalisierenden Koalitionen einen entscheidenden Vorteil erlangen konnte Alle Parteien verfugten uber regionale Hochburgen sowie auslandische Unterstutzung aber keine von ihnen besass eine landesweite Prasenz 43 Entwicklung ausserhalb Kabuls Bearbeiten nbsp Vereinfachte Darstellung der territorialen Kontrolle Afghanistans nach dem Fall der Regierung Nadschibullahs Deutlich erkennbar ist die Regionalisierung der verschiedenen Gruppierungen Ausser in der Hauptstadt fanden Kampfe in der Region Kundus statt wo Dschamiat Dschunbisch und Ittihad um Einfluss in der Stadt konkurrierten Ausserdem gab es begrenzte Gefechte um die Kontrolle des Salangtunnels sowie der Provinzen Badghis und Kandahar Landesweit gingen die Opferzahlen aber im Vergleich zu denen wahrend des Sowjetisch Afghanischen Krieges drastisch zuruck Wahrend im bis dahin von Kampfhandlungen fast unberuhrten Kabul die Kampfe eskalierten horten in anderen Stadten und besonders in den landlichen Gebieten die Bombardements die in den 1980er Jahren enorme Opfer forderten weitgehend auf Auch andere grossere Kampfhandlungen blieben die Ausnahme In vielen Gebieten begann der Wiederaufbau und etwa 2 8 Millionen afghanische Fluchtlinge kehrten bis 1994 aus den Nachbarlandern zuruck 45 Die auf die Hauptstadt konzentrierte internationale Berichterstattung trug dagegen zur verzerrten Wahrnehmung eines weiter eskalierenden Burgerkriegs bei 46 Dabei entwickelte sich die Situation in paschtunisch gepragten und nicht paschtunischen Regionen sehr unterschiedlich In Gebieten ohne paschtunische Bevolkerungsmehrheit blieben Verwaltung und Militar aus der Zeit der kommunistischen Regierung meist intakt sie wurden allerdings unter Fuhrung der regionalen Machthaber reorganisiert Die Gebiete im Westen Norden Nordosten sowie Zentralafghanistan gerieten nach dem Fall der Regierung Nadschibullahs unter jeweils einheitliche Kontrolle einzelner Fraktionen 47 Dagegen fragmentierten die paschtunisch gepragten Gebiete im Suden und Sudosten des Landes entlang von Stammesgrenzen Die zentrale politische Rolle der Stammesgruppen verhinderte den Aufstieg einzelner Machthaber wie in anderen Teilen des Landes 48 Die Armeegarnisonen wurden aufgelost und die Ausrustung an lokale Stammesfuhrer verteilt Lediglich die Sarandoymilizen des Chalq gefuhrten Innenministeriums liefen zur Hizb Islami yi Gulbuddin uber und wurden zum Ruckgrat von Hekmatyars Streitkraften Hekmatyars Hizb die im Gegensatz zu den anderen Parteien uber keine regionale oder tribale Basis verfugte war die einzige paschtunische Kraft die sich uberregional halten konnte 49 In den meisten der Gebiete ubernahmen Stammesschuras die verbliebene Staatsgewalt Die lokalen Schuras stellten jedoch weder uberregionale Truppen auf noch errichteten sie eine effektiv funktionierende Zivilverwaltung 50 Afghanistans zweitgrosster Ort Kandahar wurde zwischen konkurrierenden Befehlshabern aufgeteilt deren Machtkampfe die Situation in der Stadt in Anarchie abgleiten liessen 40 Im Norden baute Dostum Mazar i Scharif zu seiner Machtbasis aus Partschamis aus niedrigeren Rangen kooperierten mit ihm und er erlangte die Kontrolle uber die lokalen Fuhrer der Mudschahedin die sich seiner Dschunbisch i Milli anschlossen Die relative Stabilitat des Nordens unter Dostums Herrschaft und die Nahe zu Usbekistan fuhrten zu einem begrenzten wirtschaftlichen Aufschwung Die Vereinten Nationen verlegten im August 1992 ihr Hauptburo von Kabul nach Mazar i Scharif sieben Lander eroffneten dort Konsulate Dostum baute in seinem Einflussgebiet ein effektives Verwaltungs und Steuersystem auf Er sah sich als Vertreter von Sakularismus regionaler Autonomie und Minderheitenrechten Gleichzeitig fuhrte er ein brutales Regime und finanzierte seinen ausschweifenden Lebensstil aus den knappen Ressourcen der Region 51 nbsp Muhammad Ismaʿil Khan im Jahr 2002 1992 ubernahm Ismaʿil die Kontrolle uber die Region Herat In Herat ubernahm der lokale Fuhrer der Dschamiat i Islami Muhammad Ismaʿil auch bekannt als Ismail Khan kampflos die Kontrolle uber die Stadt Angriffe von Verbundeten Hekmaytars konnte Ismaʿil mit seinen Truppen zuruckschlagen auch die bedeutenden schiitischen Bevolkerungsgruppen der Region integrierte er erfolgreich in sein Verwaltungssystem In der Folge wurde Herat zur stabilsten Region in Afghanistan und die Wirtschaft erholte sich Das wirtschaftliche Wachstum der Stadt ermoglichte es Muhammad Ismaʿil weitere regionale Milizenfuhrer auf seine Seite zu bringen und sein Machtmonopol auszubauen 52 Der Nordosten blieb weitgehend unter Kontrolle von Ahmad Massouds Schura yi Nizar lediglich Kundus wurde grosstenteils von Sayyafs Ittihad i Islami kontrolliert Einige regionale Armeegarnisonen wurden in die Kommandostruktur der Schura yi Nizar integriert die durch fortgeschrittene Institutionalisierung auch wahrend Massouds Abwesenheit funktionierte 53 Die meisten in der Schura yi Nizar organisierten Milizenfuhrer waren ebenso wie Muhammad Ismaʿil Mitglieder der Dschamiat i Islami allerdings unterhielten beide Regionen nur lose Verbindungen zur Dschamiat dominierten Regierung in Kabul 54 Aus Zentralafghanistan dem Hazaradschat hatten sich die sowjetischen Truppen bereits 1981 zuruckgezogen sodass sich die Situation dort nach dem gesamtafghanischen Abzug wenig anderte Der Einfluss Irans nahm mit der Schwachung der Zentralregierung weiter zu und die iranisch gestutzte Hizb i Wahdat ubernahm zunehmend die militarische und politische Kontrolle uber die Region 55 Nach dem Fall der Regierung Nadschibullahs wurde Zentralafghanistan wie der Norden unter Dostum ein von Kabul autonomes Gebiet Damit besass die Volksgruppe der Hazara mehr Einfluss als jemals zuvor in der afghanischen Geschichte Ihre Position wurde dadurch weiter gestarkt dass die Hizb i Wahdat in Kabul die beiden grossen sunnitischen Bundnisse gegeneinander ausspielen konnte 56 Ethnifizierung des Konflikts Bearbeiten Wahrend des Sowjetisch Afghanischen Krieges und des anschliessenden Guerillakampfes gegen die sowjetgestutzte Regierung fanden sich Angehorige aller ethnischen Gruppen und grosseren Stamme auf beiden Seiten der Front wieder Als nach dem Zusammenbruch des Regimes der Dschihad auf der einen Sozialismus und sowjetische Hilfen auf der anderen Seite an Attraktivitat verloren griffen einige Fuhrer zunehmend auf Gemeinschaftsrhetorik zuruck um Unterstutzung fur ihre Partei zu mobilisieren Dieser Wandel zeigte sich besonders bei der Hizb i Islami yi Gulbuddin deren drohender Marginalisierung Hekmatyar entgegenzuwirken versuchte indem er die Verteidigung paschtunischer Interessen propagierte Sowohl unter den ehemaligen Kadern des kommunistischen Regimes als auch unter den Mudschahedin trat die Fragmentation in rivalisierende Gruppen die teilweise entlang ethnisch linguistischer Grenzen verlief offen zu Tage Im postsowjetischen Afghanistan schienen schliesslich die vier wichtigsten Kraftezentren eindeutig ethnisch verortbar Die Kampfer der Hizb i Wahdat waren ausschliesslich Hazara die Dschunbisch war uberwiegend durch ethnische Usbeken gepragt die meisten Dschamiatmitglieder waren persischsprachige Sunniten wahrend Hekmatyar und spater die Taliban im Wesentlichen unter Paschtunen rekrutierten 57 Doch obwohl im Burgerkrieg ethnische Zugehorigkeiten an politischer Bedeutung gewannen waren die Kampfe nicht in erster Linie ethnisch motiviert Ethnonationalismus dominierte nie die Strategien der Parteien fur die Dschamiat und die Taliban die eine Vereinigung des Landes unter einer einheitlichen Zentralgewalt anstrebten war er sogar hinderlich Selbst die einzige ethnisch homogene Partei die Hizb i Wahdat bezog sich ideologisch auf die Schia nicht auf Hazara Nationalismus Die zunehmende ethnische Pragung der verschiedenen Gruppierungen war nur teilweise durch eine ethnisch ausgerichtete Mobilisierungsstrategie bedingt wie sie etwa Dostum bei seiner Dschunbisch anwendete Haufig war sie eine unbeabsichtigte Folge der zunehmenden Regionalisierung der Parteien die die lokale Herkunft ihrer Fuhrer zu einem entscheidenden Faktor bei der Mobilisierung von Unterstutzern machte Der Ethnologe Bernt Glatzer bezeichnete die Ethnifizierung des Konflikts als blosses Epiphanomen Eine bedeutende Rolle spielte zudem die Wahrnehmung des afghanischen Burgerkrieges als ethnischen Konflikt in in und auslandischen Medien sowie bei auslandischen Regierungen Diese Wahrnehmung fuhrte dazu dass Milizenfuhrer Hilfen aus dem Ausland aufgrund ihres ethnischen Hintergrundes erhielten und so ethnische Gegensatze von aussen verstarkt wurden 58 Aufstieg der Taliban 1994 1996 BearbeitenPakistans Afghanistanpolitik die weiterhin auf eine von Hekmatyar dominierte afghanische Regierung ausgerichtet war befand sich spatestens im Sommer 1994 angesichts der blutigen Pattsituation in Kabul in einer Sackgasse Es war offensichtlich dass Hekmatyar und die Schura yi Hamahangi weder in der Lage waren die Hauptstadt zu erobern noch die Paschtunen gegen die nicht paschtunisch gepragte Regierung Rabbanis zu vereinigen Hekmatyar war auch unter Paschtunen wegen seiner militarisch sinnlosen Raketenangriffe auf Kabul zunehmend verhasst Pakistan stand damit erstmals ohne Stellvertreter in Afghanistan da 59 Ahmed Rashid kommentierte die pakistanische Afghanistan Politik sei uber weite Strecken des Jahres 1994 wie ein gestrandeter Wal richtungslos und ohne machtige Stellvertreter gewesen 60 In dieser Situation entschloss sich Pakistan die grenzuberschreitende Organisation der Taliban die 1994 erstmals auf der politischen Landkarte erschien als neuen Klienten in Afghanistan zu unterstutzen Die Taliban nannten sich selbst Islamische Talibanbewegung Afghanistans paschtunisch د افغانستان د طالبان اسلامی تحریک Da Afghanistan da Taliban Islami Tahrik Ihre Einordnung als Bewegungsorganisation ist jedoch umstritten einige Autoren charakterisieren sie als primar militarische Organisation 61 Vom politisch fragmentierten Suden ausgehend drangen die Einheiten der Taliban schnell in weite Teile des Landes vor Bis Ende 1994 war der pakistanische Innenminister Nasrullah Babar der wichtigste Patron der Taliban in der pakistanischen Regierung spater konzentrierte auch der ISI zu Lasten seines bisherigen Proteges Hekmatyar seine Unterstutzung auf die neue Gruppierung 62 Wurzeln und Ideologie Bearbeiten nbsp Die paschtunische Burka wurde in der internationalen Wahrnehmung zum Symbol der Genderpolitik der Taliban 63 Die Ideologie der Taliban basiert auf einer extremen Form des Deobandismus wie er in afghanischen Fluchtlingslagern in Pakistan gelehrt wurde Die von Deobandis gegrundete pakistanische Partei Jamiat e Ulema Islam errichtete wahrend des sowjetisch afghanischen Krieges Hunderte Madrasas in den paschtunisch gepragten Grenzgebieten Pakistans in denen sie jungen Fluchtlingen freie Ausbildung Versorgung und militarisches Training anbot Eine besondere Rolle spielte die Jamiat Splitterfraktion von Maulana Sami ul Haq an dessen Madrasa Darul Uloom Haqqania zahlreiche spatere Talibanfuhrer ausgebildet wurden Die primitive Interpretation der Scharia wie sie die dort lehrenden halbgebildeten Mullahs vertraten war weit entfernt von der ursprunglich reformorientierten Agenda der Deobandis und stark beeinflusst vom paschtunischen Rechts und Ehrenkodex dem Paschtunwali Zu den vom Deobandismus ubernommenen Elementen zahlen vor allem das extreme Frauenbild und die tiefsitzende Antipathie gegenuber schiitischen Muslimen Rashid nennt die so in den pakistanischen Fluchtlingslagern entstandene extreme Islaminterpretation der Taliban eine Anomalie die in keiner Weise in das Spektrum der Ideen und Bewegungen passte die im Afghanistan seit der Saur Revolution aufgekommen waren 64 Die Interpretation der Talibanideologie ist nicht einheitlich Die Einordnung als antimoderne 65 und fundamentalistische 66 Bewegung vor allem ihr messianischer Charakter durch die herausgehobene Rolle ihres Fuhrers Muhammad Omar ist verbreitet eine traditionalistische Ausrichtung dagegen umstritten Die Taliban planten ein Sittengesetz einzufuhren wie es in ihrer Vorstellung im Afghanistan vor den Reformen der 1950er Jahre existiert hatte ein Ziel das mit der ideologischen Ausrichtung der fundamentalistischen Mudschahedinparteien wie der Ittihad i Islami und der Hizb i Islami yi Gulbuddin in Ubereinstimmung stand Doch hatten viele Taliban kaum jemals das von ihnen angestrebte traditionelle Afghanistan erlebt ihre Ideologie bezog sich stattdessen auf ein imaginiertes Dorfleben wie es in der Vorstellung von in Lagern oder Madrasas aufgewachsenen Fluchtlingen existierte 67 Totalitare Elemente der Ideologie umfassten die Monopolisierung sowohl der politischen als auch der privaten Sphare und die Ausubung von Terror als psychologisches Machtinstrument Der Terror betraf besonders Frauen fuhrte aber auch deren mannlichen Verwandten ihre Machtlosigkeit vor Augen Im Unterschied zu anderen totalitaren Ideologien des 20 Jahrhunderts kamen die Taliban allerdings in einem Land an die Macht dessen staatliche Strukturen vollig zerstort waren was die oftmals inkonsistente Durchsetzung ihrer Dekrete erklart 68 Die Mitglieder der Taliban waren im Allgemeinen ethnische Paschtunen landlicher Herkunft die meist wahrend des Krieges aufgewachsen waren und ausser den pakistanischen Madrasas keinerlei Ausbildung genossen hatten Manche hatten bereits im afghanischen Burgerkrieg in unterschiedlichen Gruppierungen gekampft waren jedoch nur in seltenen Fallen in verantwortliche Positionen gelangt 69 Neben den jungen Madrasastudenten den Taliban im ursprunglichen Wortsinn umfasste die Organisation ausserdem fruhere Mudschahedinkampfer meist der Hizb i Islami yi Chalis oder der Harakat i Inghilab deren Kommandeure sich den Taliban angeschlossen hatten sowie ehemalige Offiziere des kommunistischen Regimes zumeist des paschtunisch gepragten Chalq Flugels 70 Verbindungen nach Pakistan Bearbeiten nbsp Unter Premierministerin Benazir Bhutto begann die Unterstutzung der Taliban durch die pakistanische Regierung Obgleich die Schlusselfiguren innerhalb der Taliban Afghanen waren und sich die Organisation in einigen paschtunisch gepragten Gebieten auf lokalen Ruckhalt in der Bevolkerung stutzen konnte waren die Verbindungen nach Pakistan vielfaltig und umfassend Nach Schatzungen von Ahmed Rashid kampften von 1992 bis 1999 zwischen 80 000 und 100 000 Pakistanis auf Seiten der Taliban in Afghanistan 71 Der Aufstieg der Taliban wird daher haufig als Versuch einer schleichenden Invasion des Landes durch Pakistan gewertet 72 Die Unterstutzung der Taliban durch die pakistanische Regierung begann im Jahr 1993 mit Benazir Bhuttos Wahl zur Premierministerin Bhuttos siegreiche Volkspartei koalierte mit der von Maulana Fazlur Rahman gefuhrten Jamiat e Ulema Islam die bis dahin kaum Unterstutzung seitens der Regierung erhalten hatte Die Jamiat war damit erstmals in die Lage versetzt enge Verbindungen zum ISI der pakistanischen Armee sowie zu auslandischen Regierungen insbesondere Saudi Arabien aufzubauen Diese Kanale nutzte sie intensiv um Unterstutzung fur die sich formierende Talibanorganisation zu werben 73 Eine entscheidende Rolle als Fursprecher der Taliban spielte dabei Bhuttos neuer Innenminister Nasirullah Babar der die Fuhrung von Pakistans Afghanistanpolitik ubernahm 74 Eine weitere Verbindung der Taliban nach Pakistan stellten die von Rashid Transportmafia genannten machtigen Schmugglergruppen aus Quetta und Chaman dar die mit den Taliban uber Stammeszugehorigkeit eng verbunden waren Die Geschafte der Transportmafia waren jedoch stark eingeschrankt da durch die Kampfe in Kabul und die fragmentierte Lage in Sudafghanistan die Landrouten durch Afghanistan blockiert waren Die Interessen der Schmugglergruppen deckten sich mit den Planen Bhuttos und Babars eine Uberlandroute von Pakistan nach Zentralasien zu offnen Trotz ihrer vielfaltigen Verbindungen nach Pakistan wurden die Taliban nie von aussen kontrolliert Anders als die Mudschahedinparteien deren Kontakte ausserhalb Afghanistans auf den ISI und die Jaamat e Islami beschrankt waren ermoglichten es den Taliban die weitreichenden Verbindungen zu Staatsorganen Parteien islamistischen Gruppen dem Madrasanetzwerk sowie der Drogen und Transportmafia die pakistanischen Lobbys gegeneinander auszuspielen Statt zu dem von der pakistanischen Regierung angestrebten Gewinn strategischer Tiefe in Afghanistan kam es zu einer Talibanisierung in Pakistan selbst 75 Militarischer Vormarsch Bearbeiten nbsp Karte der ersten Kampfhandlungen der Taliban im Herbst 1994 in der Region KandaharUber den genauen Ursprung der Taliban gibt es wenig gesicherte Informationen Ob das pakistanische Innenministerium unter Nasrullah Babar oder einzelne Kampfer der Taliban die neue Organisation formierten ist ungeklart 76 Erstmals gesichert in Erscheinung traten die Taliban am 12 Oktober 1994 als etwa 200 Manner aus afghanischen und pakistanischen Madrasas den strategisch wichtigen von Hekmatyars Hizb i Islami gehaltenen Ort Spin Baldak in der Provinz Kandahar an der Grenze zu Pakistan eroberten Dabei gelangten sie an grosse Mengen Waffen und Munition die sie nach eigenen Angaben aus einem lokalen Waffendepot erbeuteten Diese Angaben werden allerdings angezweifelt als Versuch Waffenlieferung durch Pakistan zu verschleiern 77 Dieser erste militarische Erfolg der Taliban markierte den Beginn einer Krafteverschiebung Unter dem Eindruck der anhaltenden schweren Kampfe der Kabuler Regierung gegen die drei Parteien der Schura yi Hamahangi wurden die Ereignisse im Suden des Landes jedoch national wie auch international kaum wahrgenommen Lediglich die untereinander zerstrittenen Warlords in Kandahar sahen in der neuen Organisation eine unmittelbare Bedrohung und verlangten von Pakistan die Unterstutzung der Taliban einzustellen 78 Am 29 Oktober sandte Babar einen Testkonvoi mit 30 von ehemaligen pakistanischen Armeeangehorigen gefahrenen Lastwagen uber Kandahar und Herat nach Asgabat in Turkmenistan Bhutto selbst hatte sich am Tag zuvor bei einem Treffen mit Raschid Dostum und Muhammad Ismaʿil personlich die Sicherung der Streckenabschnitte in deren Territorien zusichern lassen Als der Konvoi kurz vor Kandahar von Einheiten der dortigen Machthaber gestoppt wurde griffen am 3 November die Taliban ein und ermoglichten gewaltsam die Weiterfahrt des Konvois Sie zogen sofort weiter in Richtung Kandahar wo sie nach zwei Tagen die zweitgrosste Stadt des Landes unter geringen Verlusten einnahmen und die dort herrschenden paschtunischen Warlords entmachteten 79 Der Fall Kandahars wurde von der Regierung Bhutto und der Jamiat e Ulema Islam gefeiert 80 Hauptfiguren der Taliban bei der Einnahme Kandahars waren die Mullahs Omar und Rahmani letzterer wurde von Omar fur mehrere Jahre zum Gouverneur der Stadt ernannt 81 Rabbanis Regierung in Kabul sah die Taliban zu diesem Zeitpunkt noch als Verbundete im Kampf gegen Hekmatyar was vermutlich die passive Rolle des mit der Dschamiat verbundenen machtigsten Kommandeurs in Kandahar Mullah Naqib bei der Eroberung der Stadt erklarte 82 Nach der Eroberung Kandahars wandten sich die Taliban vermutlich mit Unterstutzung des ISI nach Norden in Richtung Kabul In den folgenden drei Monaten ubernahmen die Taliban teils gewaltsam teils durch Bestechung der lokalen Befehlshaber die Kontrolle uber 12 von 31 Provinzen und ruckten bis an die Aussenbezirke von Herat und Kabul vor Im Januar 1995 eroberten sie Ghazni im Februar die Hauptstadt der Provinz Wardak Maydan Schahr Im gleichen Monat nahmen sie Hekmatyars Machtbasis Tschahar Asiyab im Suden der Hauptstadt ein Hekmatyar konnte lediglich kleinere Einflussgebiete in Teilen der Provinzen Paktiya Logar und Nangarhar halten Durch den Vormarsch waren binnen weniger Monate alle paschtunisch gepragten Parteien Mahaz i Milli Dschabha yi Milli Ittihad i Islami Harakat i Inqilab und Hizb i Islami marginalisiert 83 Durch den Zustrom von Tausenden uberwiegend afghanischen aber auch pakistanischen Studenten aus den Madrasas in Pakistan die sich inzwischen den Einheiten angeschlossen hatten war die Truppenstarke der Taliban auf mindestens 10 000 angewachsen Entgegen dem von den Taliban selbst verbreiteten Grundungsmythos handelte es sich bei ihrem Aufstieg keinesfalls um eine gewaltlose Befriedung zuvor gesetzesloser Regionen Mit Ausnahme von Zabul und Urozgan erfolgte die Ubernahme der Provinzen unter erbitterten Gefechten und teilweise starken Verlusten Zudem waren die spater von den Taliban eroberten Gebiete anders als die tatsachlich von Anarchie geplagte Region um Kandahar meist friedlich und teilweise wie etwa Ghazni und Herat verhaltnismassig effektiv verwaltet 70 Unbeliebtheit der anderen Burgerkriegsparteien Bearbeiten Wahrend die direkten Todesopfer im afghanischen Burgerkrieg im Vergleich zur sowjetischen Besatzungszeit gesunken waren waren die Plunderungen und Selbstbereicherungen von Eliten und Kommandeuren in der Zeit des Burgerkriegs offensichtlicher geworden So verteilte man in der Zivilbevolkerung Spitznamen Die Truppen General Dostums wurden mancherorts als die Teppich Rauber bezeichnet und nachdem ein Kommandeur General Massouds offenbar im grossen Stil Wasserleitungen und Wellblechdacher an pakistanische Metallhehler verkauft hatte wurden seine Leute als die Dach Rauber bekannt Diese Reputation der Warlords als Plunderer sorgte fur Unmut gerade in der armen Landbevolkerung Da die Taliban als uberaus strenge aber immerhin gerechte Machthaber auftraten erlangten sie schnell und nachhaltigen Ruckhalt 81 84 Erste Ruckschlage Bearbeiten Anfang 1995 fuhrten die Taliban Verhandlungen sowohl mit der Regierung Rabbanis als auch mit dessen Gegnern der schiitischen Hizb i Wahdat unter Abdul Ali Mazari Massoud durch den Vormarsch der Taliban von Angriffen durch Hekmatyars Hizb i Islami entlastet nutzte die Situation um in einer Grossoffensive die Wahdat aus ihren Stellungen im Sudwesten Kabuls zu vertreiben In dieser verzweifelten Lage wandte sich Mazari an die Taliban und bot ihnen die Ubergabe aller schweren Waffen an wenn diese im Gegenzug die Wahdat Stellungen ubernehmen und als Puffer zwischen Wahdat und Massouds Schura yi Nizar agieren wurden Bei der Ubergabe der Waffen und Stellungen kam es jedoch zu Gefechten zwischen Wahdat Einheiten und Taliban Mazari wurde von Einheiten der Taliban gefangen genommen und kam in deren Gewahrsam unter bis heute ungeklarten Umstanden ums Leben Die Eskalation der Ereignisse und besonders der Tod Mazaris machten auf lange Sicht jede Verstandigung zwischen den Taliban und der schiitischen Minderheit in Afghanistan unmoglich 85 In einer weiteren Grossoffensive am 11 Marz und nach einer Woche schwerster Kampfe gelang es Massoud auch die Taliban aus Kabul zu vertreiben Dabei kam es wiederum zu Plunderungen schiitischer Wohngebiete in der Stadt Im Sommer 1995 waren Rabbani und Massoud in alleiniger Kontrolle der Hauptstadt und alle Gegner ausser Raketenreichweite Kabul war damit erstmals seit Anfang 1992 keine Stadt im Belagerungszustand mehr Hilfsorganisationen nahmen ihre Arbeit wieder auf und Wiederaufbauprojekte begannen 86 Zur gleichen Zeit waren Einheiten der Taliban im Westen des Landes weiter auf dem Vormarsch und bewegten sich auf Muhammad Ismaʿils Hochburg Herat zu Gleichzeitig attackierten Einheiten von Dostum der sich de facto mit den Taliban verbundet hatte die Stellungen Ismaʿils von Nordwesten Die Regierung Rabbanis flog 2000 Mann aus der Hauptstadt ein und setzte ihre uneingeschrankte Luftherrschaft ein um die Angriffe zuruckzuschlagen In den schwersten Kampfen in Afghanistan seit der Schlacht um Dschalalabad im Marz 1989 gelang es den Einheiten der Dschamiat die Taliban bis nach Dilaram zuruckzutreiben Die Taliban erlitten hohe Verluste und viele Beobachter sagten nach den Niederlagen vor Kabul und Herat bereits das Ende der Organisation voraus 87 Erneuter Vormarsch und Fall Kabuls Bearbeiten nbsp Talibanpatrouille in Herat im Jahr 2001Die Pause der Kampfhandlungen im Sommer 1995 nutzten die Taliban um ihre Einheiten mit entscheidender logistischer Unterstutzung des ISI und neuen Waffen und Fahrzeugen aus Pakistan und Saudi Arabien zu reorganisieren Die Rekrutierung in den pakistanischen Madrassas erreichte einen neuen Hohepunkt Tausende neuer Kampfer schlossen sich den Einheiten der Taliban an deren Truppenstarke etwa 25 000 erreichte Ausserdem formalisierten die Taliban mit Hilfe des ISI ihre Zusammenarbeit mit Dostum in einem Geheimabkommen 88 Als Muhammad Ismaʿil der die Taliban bereits am Rand der Auflosung sah seine Truppen Ende August 1995 in einer schlecht vorbereiteten Offensive uber die Provinz Helmand auf Kandahar vorrucken liess wurden seine Einheiten von der effektiv gefuhrten Gegenoffensive uberrascht Innerhalb weniger Tage drangten die Taliban die Truppen der Dschamiat bis nach Schindand zuruck wahrend Dostum Entlastungsangriffe auf Herat fuhrte Am 3 September ordnete Ismaʿil unter ungeklarten Umstanden den kampflosen Ruckzug aus Shindand an Seine Einheiten sturzten ins Chaos und zwei Tage spater gab Ismaʿil auch Herat auf und floh in den Iran 89 Am 5 September ubernahmen die Taliban so kampflos die Stadt Muhammad Ismaʿils Einheiten waren geschwacht durch zunehmende Auflosungserscheinungen und andauernde Angriffe durch Dostums Dschunbisch Zudem erhielt Ismaʿil nur zogerliche Unterstutzung seitens der Regierung in Kabul die seine Autonomiebestrebungen innerhalb der Dschamiat mit Misstrauen sah Die Niederlage Muhammad Ismaʿils und der Fall Herats war ein Wendepunkt des Konflikts Da die Taliban nicht langer von zwei Seiten von Kraften der Dschamiat umschlossen waren konnten sie ihre Einheiten auf die Eroberung Kabuls konzentrieren Ausserdem kontrollierten die Taliban nun die Strasse von Pakistan nach Turkmenistan eine Schlusselforderung der Regierung Bhutto und der pakistanischen Transportmafia 90 Im Herbst 1995 eroberten die Taliban ausserdem die Stellungen im Suden Kabuls zuruck aus denen sie Massoud im Marz vertrieben hatte Wie zuvor Hekmatyar begannen sie die Wohngebiete der Hauptstadt ungezielt mit Raketen zu beschiessen und beendeten damit die kurze Friedensperiode des Sommers in Kabul Doch auch nach einer zehnmonatigen Belagerung konnten sie die Verteidigungslinien Massouds nicht durchbrechen Moderate Stimmen innerhalb der Taliban zumeist unter Paschtunen aus den kurzlich eroberten Gebieten begannen fur Verhandlungen mit der Regierung zu pladieren wahrend die Kandaharis um Omar die militarische Eroberung des Landes mit allen Mitteln fortsetzen wollten 91 Um eine Entwicklung in ihrem Sinne zu erzwingen ernannte die Kerngruppe der Kandaharis Muhammad Omar zum Amir al Muʿminin أمير المؤمنين Fuhrer der Glaubigen einem islamischen Titel der Omar zum Emir von Afghanistan und unangefochtenen Fuhrer des Dschihad machte Diesen Anspruch unterstrich er am 4 April als er sich im Umhang des Propheten Mohammed in Kandahar prasentierte Wenig spater rief eine von den Taliban einberufene Versammlung paschtunischer Mullahs und Ulema den Dschihad gegen Rabbanis Regierung aus Die Erklarung war ein schwerer Schlag fur die laufenden Bemuhungen der Vereinten Nationen um eine friedliche Beilegung des Konflikts und der UN Sonderbeauftragte Mehmoud Mestiri gab in der Folge seinen Posten auf 92 Im Mai 1996 schlossen die Rabbani Regierung und Hekmatyar unter dem Druck der Ereignisse ein erneutes Bundnis Hekmatyar nahm wiederum den Posten des Premierministers an Das Bundnis bewahrte Hekmatyar nach dem Verlust seines Hauptquartiers an die Taliban vor dem Abfall in die Bedeutungslosigkeit barg jedoch kaum Vorteile fur Rabbani und Massoud Die Legitimitat der Regierung wurde durch die Ernennung Hekmatyars den die Menschen in Kabul als Hauptverantwortlichen fur die Zerstorung der Hauptstadt ansahen stark geschwacht Weiteren Unmut zog die Regierung auf sich als Hekmatyar als erste Amtshandlung fundamentalistische Dekrete erliess die in Teilen die spatere Gesetzgebung der Taliban vorwegnahmen Zudem war Massoud durch das Bundnis gezwungen seine auf etwa 30 000 Mann geschatzten Truppen zu uberdehnen um die Stellungen von Hekmatyars geschwachter Hizb i Islami zu decken 93 Zu einer weiteren Schwachung der Regierung Rabbanis kam es im Zuge der fortschreitenden Ethnifizierung des Konflikts die den Aufbau einer multiethnischen Verwaltung und Streitkraft zugunsten von ethnischen Loyalitaten in den Hintergrund rucken liess Rabbani und Massoud waren dadurch zunehmend auf Personen aus ihren Heimatgebieten Pandschschir und Badachschan angewiesen Diese Entwicklung fuhrte zu wachsenden Spannungen zwischen den verschiedenen Flugeln innerhalb der Dschamiat i Islami und der Schura yi Nizar die eine grosse Bandbreite nicht paschtunischer Gruppen reprasentierten 94 Im September eroffneten die Taliban schliesslich von ihren Stellungen im Suden Kabuls aus mit etwa 10 000 Mann eine schnelle indirekte Offensive auf die Hauptstadt Sie schwenkten dabei zunachst an Kabul vorbei nach Osten in die Provinz Nangarhar Am 12 September eroberten sie die Stadt Dschalalabad nachdem Pakistan die Grenze am Chaiberpass fur Talibanunterstutzer geoffnet hatte so dass die Stadt auch von Osten unter Druck geriet Wenig spater ubernahmen Einheiten der Taliban auch die Provinzen Kunar und Laghman Danach wandten sie sich von dort wieder nach Westen und uberrannten die Stellungen von Hekmatyars Hizb i Islami in Sarobi im Osten der Provinz Kabul die gleichzeitig den ostlichen Perimeter von Massouds Verteidigungsring um Kabul bildeten Von der Geschwindigkeit des Vordringens der Taliban uberrascht entschied Massoud am 26 September die Hauptstadt kampflos aufzugeben und zog sich mit seinen Truppen und schweren Waffen geordnet nach Norden ins Pandschschirtal zuruck 95 Regierung der Taliban 1996 2001 BearbeitenAls erste Amtshandlung nach der Einnahme Kabuls folterten die Taliban den ehemaligen Prasidenten Nadschibullah der sich noch immer auf dem Gelande der UN Vertretung aufhielt zusammen mit seinem Bruder zu Tode und stellten ihre verstummelten Leichen offentlich zur Schau Binnen 24 Stunden implementierten die neuen Machthaber ausserdem die strengste Interpretation der Scharia die die Welt bisher gesehen hatte Sie verboten Frauen die zu dem Zeitpunkt im offentlichen Dienst ein Viertel und im Bildungs und Gesundheitssektor die Mehrzahl der Beschaftigten stellten ausserhalb ihrer Hauser zu arbeiten schlossen alle Madchenschulen zerstorten Fernsehgerate und befahlen allen Mannern lange Barte wachsen zu lassen Etwa 25 000 Familien die von Kriegswitwen gefuhrt wurden drohte der Hungertod 96 Alle Fuhrer der Taliban kamen aus den armsten konservativsten und am wenigsten alphabetisierten paschtunischen Provinzen im Suden Afghanistans Sie sahen die Stadte und besonders Kabul mit seiner gebildeten weiblichen Bevolkerung als Sundenpfuhl Fur ihre Rekruten typischerweise in einer frauenlosen Gesellschaft aufgewachsene Waisen und andere Wurzellose aus den Fluchtlingslagern war die Kontrolle uber Frauen und deren Ausschluss aus dem offentlichen Leben Symbol ihrer Mannlichkeit und ihrer Hingabe an den Dschihad Die Unterdruckung der Frauen wurde so zum Massstab fur den islamischen Radikalismus der Taliban und spielte eine entscheidende Rolle bei ihrer Mobilisierungsstrategie 97 Struktur des Staates Bearbeiten Die Taliban waren keine Partei im klassischen Sinne da sie keine klare Struktur besassen und nach ihrer Machtubernahme praktisch vom Staat ununterscheidbar wurden 69 Ihr unumstrittener Fuhrer seit den Anfangen der Organisation war Muhammad Omar der Fuhrung der Exekutive Legislative und Judikative des von den Taliban gefuhrten Staates auf sich vereinte Das wichtigste Entscheidungsorgan der Taliban war die in Kandahar ansassige Oberste Schura die von engen Kampfgefahrten Omars dominiert wurde die meisten von ihnen Durrani Paschtunen aus der Region Kandahar Auch nach der Eroberung von nicht paschtunisch gepragten Gebieten wurde die Schura kaum um nicht paschtunische Mitglieder erweitert Der Einfluss von Ghilzai Paschtunen blieb ebenfalls begrenzt so dass die Fuhrungsebene der Taliban vollig unreprasentativ wurde Nach der Eroberung Kabuls im Herbst 1996 nahm der Einfluss der Kandahar Schura ab und alle Macht konzentrierte sich auf Muhammad Omar 98 Diese Entwicklung wurde im Oktober 1997 formalisiert als die Taliban den Islamischen Staat in Islamisches Emirat umbenannten und damit Omar als Emir Afghanistans auch formal Staatsoberhaupt wurde 99 Zwei spater gegrundete Schuras die Militarische Schura und die Kabuler Schura waren der Obersten Schura untergeordnet Die Schura in Kabul wurde von Muhammad Rabbani geleitet und entwickelte sich zur De facto Regierung Afghanistans Sie verfugte jedoch kaum uber effektive Regierungsgewalt da auch geringfugige Entscheidungen in Kandahar bestatigt werden mussten Entscheidungen Muhammad Rabbanis der als verhaltnismassig moderat galt wurden regelmassig von Muhammad Omar widerrufen Auch die Militarische Schura implementierte lediglich taktische Vorgaben alle strategischen Entscheidungen wurden direkt von Omar getroffen 100 Die Verwaltung des Staates kam fast vollstandig zum Erliegen Die Taliban sauberten die Regierungsburokratie von hoheren nicht paschtunischen Beamten und ersetzten sie durch Paschtunen die oftmals uber keinerlei Qualifikation verfugten und meist nicht einmal Persisch die Lingua Franca des Landes sprachen In der Folge stellten Ministerien und Behorden ihre Funktion weitgehend ein die einzigen funktionierenden Organe im Staat der Taliban waren die Religionspolizei und das Militar Zudem wurden die neuen Machthaber durch den Mangel an ethnischer tribaler und regionaler Reprasentativitat ihrer Vertreter in den meisten Gebieten als Besatzungsmacht empfunden Die Situation wurde verschlimmert durch die Politik Omars alle Funktionare standig zu rotieren und Minister die zu viel Kompetenz gewonnen hatten oder zu machtig geworden waren als Kommandeure an die Front zu schicken 101 Militarische Entwicklung nach 1996 Bearbeiten nbsp Territoriale Kontrolle Afghanistans im Winter 1996 nach dem Fall Kabuls Massoud blau Taliban grun Dostum rosa Hezb i Wahdat gelb Nach dem Fall Kabuls kontrollierten die Taliban etwa 65 des afghanischen Territoriums Drei Kraftezentren verblieben ausserhalb ihres Herrschaftsbereichs Der Nordosten Afghanistans war besetzt von Massouds aus Kabul zuruckgezogenen Truppen Das Hazaradschat wurde weiterhin von der Hizb i Wahdat kontrolliert die nach dem Tod Mazaris von Muhammad Karim Chalili gefuhrt wurde Die dritte Region war der von Dostums Dschunbisch beherrschte Norden mit Mazar i Scharif als Zentrum Wahrend der anhaltenden Kampfe zwischen den Taliban und Massoud war lange unklar welche Position Dostum und seine Dschunbisch i Milli beziehen wurde Angesichts des absoluten Machtanspruches der Taliban und ihres scheinbar unaufhaltsamen Vormarsches entschied er sich jedoch fur eine Allianz mit Massoud und Chalili mit denen er sich am 10 Oktober 1996 zum Obersten Rat zur Verteidigung des Vaterlandes verbundete Der Zusammenschluss wurde im Juni 1997 zur Vereinigten Front persisch جبهه متحد Dschabha yi Muttahid in den Medien auch bekannt als Nordallianz erweitert die neben Dschamiat Wahdat und Dschunbisch auch Sayyafs Ittihad i Islami und Mohsenis Harakat i Islami umfasste Rabbani wurde zum politischen Massoud zum militarischen Fuhrer der Allianz ernannt 102 Im Februar 1997 ruckten die Taliban sowohl von Herat als auch von Kabul durch den Salangtunnel nach Norden vor Im Mai meuterte Dostums stellvertretender Kommandeur Dschamil Malik und ubernahm mit Hilfe der von Westen einruckenden Einheiten der Taliban Mazar i Scharif Dostum floh daraufhin in die Turkei Der Einmarsch der Taliban die sofort begannen in der persisch und usbekischsprachigen sakular regierten Stadt auf Paschtunisch islamistische Dekrete zu verkunden provozierte einen Aufstand der Bevolkerung Die lokalen Einheiten der Hizb i Wahdat schlossen sich der Erhebung an die das Bundnis zwischen Malik und den Taliban auseinanderbrechen liess Auch die usbekischen Truppen der Dschunbisch eroffneten das Feuer auf ihre kurzzeitigen Verbundeten Hunderte Taliban kamen bei ihren Ruckzugsversuchen nach Westen um bis zu 4000 wurden in Gefangenschaft bei Massakern getotet Massoud schloss von Suden den Salangtunnel so dass auch die von Kabul vorgeruckten Einheiten der Taliban in der Region um Pol e Chomri eingeschlossen wurden Dostum kehrte im September aus dem Exil zuruck und stellte seine Kontrolle uber die Dschunbisch wieder her ohne aber seine alte Machtposition wiedererlangen zu konnen 103 Diese bisher schwerste Niederlage der Taliban war militarisch folgenreich da die absoluten Truppenstarken aller afghanischen Fraktionen verhaltnismassig gering waren die gesamten Talibantruppen vor der Niederlage in Norden werden auf etwa 25 000 geschatzt Von da an war die Organisation noch mehr auf pakistanische Rekruten und internationale Dschihadisten angewiesen die von vielen Afghanen als auslandische Besatzer wahrgenommen wurden Andererseits ermoglichte es ihnen ihre internationale Rekrutierungsbasis sich zu regruppieren und trotz der hohen Verluste den Kampf fortzufuhren 104 nbsp 1998 2001 beherrschten die Taliban etwa 90 des Landes Zu Beginn des Jahres 1998 erhohten die Taliban durch eine Hungerblockade den Druck auf die Hazara Zentralafghanistans Es war das erste Mal in 20 Jahren Krieg dass eine Partei Nahrungsmittel als Waffe einsetzte 105 Im Sommer wagten Einheiten der Taliban erneut von Herat aus Vorstosse auf die von Dostum kontrollierten Gebiete im Norden und eroberten Anfang August Dostums nach Schibirghan verlegtes Hauptquartier Eine Woche danach fiel Mazar i Scharif einen Monat spater Bamiyan die Hauptstadt des Hazaradschats Nach der Einnahme beider Stadte kam es zu systematischen Massakern an der Hazara Zivilbevolkerung Das Rote Kreuz und die Vereinten Nationen schatzen die Zahl der von Taliban ermordeten Zivilisten allein in Mazar i Scharif auf uber 5000 106 Die Massaker an den schiitischen Hazara und die Ermordung mehrerer iranischer Diplomaten durch Angehorige der Taliban in Mazar i Scharif fuhrten zu einer diplomatischen Krise mit der iranischen Regierung die 250 000 Mann der regularen Armee und der Revolutionsgarden an der afghanischen Grenze Stellung beziehen liess Trotz einzelner Grenzgefechte kam es zu keiner iranischen Invasion allerdings stockte der Iran seine Hilfslieferungen an Massoud weiter auf 107 Massoud war der einzige Gegner den die Taliban nicht ausschalten konnten Die militarischen Auseinandersetzungen zwischen seinen Einheiten und den Taliban verlagerten sich nach dem Fall der Hauptstadt in die nordlichen Gebiete der Provinz Kabul die Schomali Ebene Die zur Schomali Ebene gehorenden Bezirke Kalakan Mir Batscha Kot Qarabagh und Farza waren von 1996 bis 2001 beinahe ununterbrochen Schauplatz schwerer Kampfe Die Taliban wandten eine Taktik der verbrannten Erde an die sich besonders gegen ethnische Tadschiken richtete Umgekehrt verubten Truppen Massouds Ubergriffe an ethnischen Paschtunen die sie als Talibansympathisanten verdachtigten Viele Einwohner flohen entweder nach Norden in das Pandschschir Tal oder nach Suden in die Slums von Kabul Allein wahrend der schweren Kampfe im August 1998 flohen nach Schatzungen der Vereinten Nationen innerhalb von vier Tagen mehr als 20 000 Menschen aus dem Gebiet Im Juli 1999 kam es im Rahmen der Sommeroffensive der Taliban zu Massenhinrichtungen und systematischen Misshandlungen von Frauen Nach der Offensive waren die Ebenen praktisch entvolkert und die Infrastruktur vollstandig zerstort Trotz ihrer brutalen Taktik konnten die Taliban die Ebene nicht sichern die Front lag noch im September 2001 nahe dem Flugplatz Bagram 108 Wirtschaftliche Entwicklung nach 1996 Bearbeiten Aufgrund der Flucht der stadtischen Intellektuellenschicht Afghanistans brach die zivile Verwaltung unter den Taliban weitgehend zusammen Die islamischen Rechtsgelehrten unter den Taliban die nun als Richter und Gouverneure eingesetzt wurden waren wohl durchaus bemuht Ordnung und Gerechtigkeit walten zu lassen doch ihre Anweisungen ergingen in der Regel mundlich oder in Form von Notizen auf den Unterlagen die ihnen vorgelegt wurden Eine eigene Burokratie besass die neue Regierung auch ein Jahr nach der Machtubernahme nicht 81 In den Jahren 1999 und 2000 kam es zur schlimmsten Durre in Afghanistan seit Menschengedenken sodass Ernten praktisch ausfielen Auch fur 2001 wurde Mitte des Jahres nur ein Ertrag von etwa 40 Prozent der normalen Ertrage prognostiziert Verscharft wurde diese Situation durch die Strategie der Taliban Brunnen und Bewasserungskanale zu zerstoren um so die Feinde im eigenen Land zu schwachen Die Hungersnot hatte erhebliche Auswirkungen auf die Bevolkerung darunter eine erhohte Kindersterblichkeit ca 25 vor dem funften Lebensjahr und eine erhohte Fluchtbereitschaft Von Sommer 2000 bis Sommer 2001 mobilisierten sich 700 000 Menschen zusatzlich zu bereits 3 Millionen Fluchtlingen inner und ausserhalb Afghanistans Pakistan welches 2 5 Millionen Fluchtlinge aufnahm zeigte sich zunehmend feindlich gegenuber den Hilfesuchenden Die Zustande im Fluchtlingslager Jalozai wurden etwa als unhaltbar beschrieben 109 In den fruhen 1990er Jahren hatten Ruckkehrer aus dem Exil darunter gerade auch amerikanische Afghanen mit einem lukrativen Opiumanbau begonnen Die Taliban vertraten 1997 die Auffassung dass die Rauschgiftproduktion zwischenzeitlich geduldet werden konnte solange der Anbau ausschliesslich fur den Export gedacht sei zumindest solange bis die internationale Gemeinschaft den Bauern eine wirtschaftliche Alternative gemacht habe 81 Entsprechende Angebote blieben aus und bis 2000 war Afghanistan der grosste Opium Produzent der Welt Erst 2001 zwangen die Taliban aus religiosen wie ernahrungspolitischen Grunden die Bauern zum Umstieg auf Weizenanbau Diese Entscheidung kam zu spat um wesentliche Auswirkungen auf das internationale Drogengeschaft der Taliban zu haben zumal Reserven angelegt worden waren Die letzten Prognosen von Sommer 2001 waren aber ein Einbruch des Taliban Geschafts mit Opium in den kommenden Jahren 109 Internationale Rezeption Bearbeiten nbsp Frauendemonstration gegen die Taliban in Peschawar im Jahr 1998Nachdem der Aufstieg der Taliban bislang ausserhalb der Region kaum Beachtung gefunden hatte wurde nach der Ubernahme Kabuls deren Geschlechterpolitik und die Ermordung Nadschibullahs international scharf verurteilt Anders als bei der Eroberung Herats und anderer Stadte fand der Fall Kabuls durch die Prasenz internationaler Medien in der Stadt vor den Augen einer entsetzten Weltoffentlichkeit statt Die Vereinten Nationen weigerten sich Afghanistans UN Sitz an die neue Talibanregierung zu ubergeben stattdessen agierte die faktisch entmachtete Rabbani Regierung weiter als Vertreter des Landes Die UN Hilfsorganisationen wurden im Sommer 1997 als Reaktion auf immer weiter verscharfte Restriktionen vorlaufig abgezogen Auch zwischenstaatlich erkannte mit Ausnahme der Talibanunterstutzer Pakistan Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten kein Staat das von den Taliban ausgerufene Islamische Emirat Afghanistan an Unter den islamischen Staaten ubte Iran die scharfste Kritik an der Geschlechterpolitik der Taliban wahrend sich die meisten ubrigen Lander nicht ausserten 110 Die Position der USA war anfangs ambivalent Die Clinton Regierung verfugte seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes uber keine koharente Afghanistanstrategie sondern versuchte eine Positionierung in dem Konflikt weitgehend zu vermeiden Seither beschrankte sich die amerikanische Afghanistanpolitik auf regelmassige Appelle an alle Beteiligten eine parteiubergreifende Regierung zu bilden Nach der Eroberung Kabuls durch die Taliban hielten sich die Vereinigten Staaten mit einer eindeutigen Verurteilung zuruck Stattdessen gab es innerhalb der Regierung sympathisierende Stimmen die die Taliban als antiiranisch und prowestlich ausgerichtete Bewegungsorganisation ansahen die als potentielle Ordnungsmacht zur Stabilisierung des Landes und der Eindammung des Opiumanbaus beitragen konnte Eine weitere Rolle spielten ausserdem die Plane des aus der amerikanischen Unocal und saudischen Delta Oil gebildeten CentGas Konsortium eine Gaspipeline durch Afghanistan von Zentralasien nach Pakistan zu bauen Eine solche Pipeline war Teil der amerikanischen Strategie zur Isolierung Irans deren Realisierung aber eine Stabilisierung der Lage in Afghanistan voraussetzte 111 nbsp Madeleine Albright leitet eine neue Politik gegenuber den Taliban ein Diese Ausserungen fuhrten insbesondere seitens der iranischen Regierung zu Anschuldigungen die Talibanorganisation sei durch die amerikanische CIA aufgebaut und aufgerustet worden Tatsachlich gewahrte die Clinton Regierung den Taliban keinerlei finanzielle oder militarische Hilfen sie liess allerdings den US Verbundeten Pakistan und Saudi Arabien bei deren massiver Unterstutzung der Organisation anfangs freie Hand Gleichzeitig weigerten sich die USA der pakistanischen Forderung nach einer Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Talibanregierung nachzukommen 112 Von 1997 an wandelte sich die amerikanische Einstellung gegenuber den Taliban grundlegend Die anfanglich konfuse Politik die letztlich die Unterstutzer der Taliban stillschweigend gewahren liess wurde von einer dezidiert gegen die Taliban gerichteten Linie abgelost Diese Kehrtwende in der amerikanischen Afghanistanpolitik begann mit der Ernennung Madeleine Albrights zur Aussenministerin und war anfangs vor allem durch die Kampagnen afghanischer und amerikanischer Frauenrechtsgruppen getrieben Im Jahr 1998 fuhrte die andauernde Weigerung der Taliban mit politischen Gegnern Kompromisse zu schliessen die mangelnde Eindammung des Opiumanbaus sowie die Unterstutzung Bin Ladens zu einer weiteren Verscharfung der amerikanischen Politik gegenuber der Organisation und deren Unterstutzern in Pakistan Die Vergeltungsschlage gegen Trainingseinrichtungen der al Qaida in Chost nach den Anschlagen gegen US Botschaften in Afrika im August 1998 markierten schliesslich den vorlaufigen Tiefpunkt des Verhaltnisses zwischen den Taliban und den Vereinigten Staaten Auch Unocal gab im Dezember 1998 seine Pipelineplane auf amerikanischen Druck hin auf und zog sich aus dem CentGas Konsortium zuruck 113 Bin Laden und die Radikalisierung der Taliban Bearbeiten nbsp Unter dem Einfluss Osama bin Ladens radikalisierten sich die Taliban Nach der Eroberung Kabuls stromten erstmals seit den 1980er Jahren wieder Tausende auslandische Kampfer vor allem aus arabischen Staaten nach Afghanistan Im Mai 1996 wurde Osama bin Laden auf Druck der Vereinigten Staaten aus dem Sudan ausgewiesen und kehrte nach mehrjahriger Abwesenheit nach Afghanistan zuruck 114 Die Taliban stellten Bin Laden Trainingslager zur Verfugung in denen islamistische Kampfer aus aller Welt ausgebildet wurden Die als arabischen Afghanen 115 bezeichneten Kampfer unterstutzten die Offensiven der Taliban und waren in hohem Masse an den Massakern gegen die Hazara beteiligt 116 Unter dem Einfluss von bin Laden und seiner wahhabitisch gepragten al Qaida begannen sich die Taliban weiter zu radikalisieren Nach den Anschlagen in Afrika im August 1998 befassten sich die Dekrete und Reden Muhammad Omars statt mit der Situation in Afghanistan zunehmend mit der Unterstutzung des globalen Dschihad Suchte er zuvor noch die Anerkennung der westlichen Staaten schwenkte er nun auf die radikal antiwestliche Linie der al Qaida um Als Omar im Herbst 1998 die saudische Regierung beleidigte stellte auch Saudi Arabien seine Unterstutzung der Taliban ein und Pakistan verblieb als einziger Verbundeter der Organisation 117 Zwei im Oktober 1999 und Dezember 2000 vom UN Sicherheitsrat beschlossene Sanktionskataloge gegen die Taliban zeugten von der fortgeschrittenen Isolierung des Talibanregimes Im Jahr 2001 fuhrten die Taliban immer radikalere gegen Nicht Moslems gerichtete Massnahmen durch Am 10 Marz zerstorten sie trotz enormer Proteste auch in der islamischen Welt durch Sprengladungen und Artilleriebeschuss die Buddha Statuen von Bamiyan Einen Monat spater erliess Omar ein Dekret das Sikhs und Hindus zwang gelbe Erkennungsmarken zu tragen um sie in der Offentlichkeit als Nicht Moslems identifizieren zu konnen und im Sommer liess er Mitarbeiter christlicher Hilfsorganisationen festnehmen 118 Zur gleichen Zeit begann die pakistanische Unterstutzung der Taliban auf ihr Ursprungsland zuruckzuschlagen wo seit 1998 Neotaliban Parteien in Belutschistan und der Nordwestlichen Grenzprovinz an Einfluss gewannen und nach afghanischem Vorbild islamistische Dekrete erliessen 119 Doch trotz ihrer Radikalisierung und der rhetorischen Unterstutzung fur die Ziele der al Qaida standen die Taliban bin Ladens globalem Dschihad distanziert gegenuber Als ethnozentrisch gepragte Partei blieben ihre eigenen Aktivitaten immer auf den nationalen Rahmen beschrankt Insgesamt schlossen sich nur wenige Afghanen internationalen Dschihad Netzwerken wie al Qaida an und auch deren bevorzugte Taktiken wie Anschlage auf die Zivilbevolkerung und Selbstmordattentate blieben Afghanistan fremd 120 Vorabend der westlichen Intervention Bearbeiten Hauptartikel Krieg in Afghanistan 2001 2021 Die Prasenz von Osama bin Laden und der von ihm gefuhrten al Qaida in Afghanistan wurde ab 1998 zur Hauptkonfliktquelle mit der internationalen Gemeinschaft und zur Burde fur die Talibanregierung Unter Berufung auf die vom Paschtunwali gebotene Gastfreundschaft weigerte sich Muhammed Omar kategorisch der von den USA Saudi Arabien und den Vereinten Nationen immer nachdrucklicher erhobenen Forderung nach bin Ladens Auslieferung nachzukommen Die Konsequenzen der Entscheidung auslandische Dschihadisten unter ihren Schutz zu stellen wurden von den Taliban bis zur US gefuhrten Intervention im Oktober 2001 vollig unterschatzt Obwohl die Politik der Taliban international scharf verurteilt wurde war kein westliches Land willens sich uber Appelle und Sanktionen hinaus in Afghanistan zu engagieren Doch als von Afghanistan aus ein globaler Dschihad gegen die einzig verbliebene Supermacht gefuhrt wurde ruckte das Land wieder in den Fokus der Weltpolitik Zum Sturz der Taliban fuhrten so schliesslich Ereignisse die die Organisation selbst nicht in der Hand hatte 121 Am 9 September 2001 ermordeten als Journalisten auftretende Agenten der al Qaida Ahmad Schah Massoud den Befehlshaber der verbliebenen militarischen Opposition gegen die Taliban 122 Zwei Tage spater fuhrten Al Qaida Angehorige Selbstmordanschlage mit fast 3000 Toten auf dem amerikanischen Festland aus Die USA und ihre Verbundeten reagierten mit einer gegen die al Qaida und die Taliban gerichteten militarischen Intervention in Afghanistan Unter enormem amerikanischen Druck stehend kundigte auch Pakistan den Taliban die Unterstutzung auf 123 Am 7 Oktober begannen massive US Luftschlage auf die Stellungen der Taliban wahrend die Einheiten der Vereinigten Front am Boden vorruckten Innerhalb von zehn Wochen nach Beginn der Intervention brachen alle Positionen der Organisation zusammen Weit entfernt davon den Aufrufen der Taliban zu einem neuen Aufstand gegen die Invasoren zu folgen erhofften sich die meisten Afghanen von den auslandischen Truppen Schutz vor ihren eigenen diskreditierten Machthabern und vor einem erneuten Abgleiten in den Burgerkrieg 124 Literatur BearbeitenAfghanischer Burgerkrieg allgemein Larry P Goodson Afghanistan s Endless War State Failure Regional Politics and the Rise of the Taliban University of Washington Press Seattle 2001 ISBN 0 295 98050 8 William Maley The Afghanistan Wars 3 Ausgabe Red Globe Press London 2021 ISBN 978 1 352 01100 5 Gilles Dorronsoro La revolution afghane des communistes aux taleban Ed Karthala Paris 2000 ISBN 2 8458 6043 9 engl Revolution Unending Afghanistan 1979 to the Present aus dem Franzosischen ubersetzt von John King Columbia University Press New York 2005 ISBN 0 231 13626 9 Antonio Giustozzi Empires of Mud Wars and Warlords of Afghanistan Columbia University Press New York 2009 ISBN 978 0 231 70080 1 Kristian Berg Harpviken Transcending Traditionalism The Emergence of Non State Military Formations in Afghanistan In Journal of Peace Research Band 34 Nr 3 August 1997 S 271 287 doi 10 1177 0022343397034003003 Regierung Nadschibullah 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Present Columbia University Press Centre d Etudes et de Recherches Internationales New York Paris 2005 ISBN 0 231 13626 9 S 304 305 In der Literatur wird sowohl arabische Afghanen als auch afghanische Araber als Bezeichnung fur die auslandischen Freiwilligen von denen viele keine Araber waren benutzt Thomas Hegghammer The Caravan Abdallah Azzam and the Rise of Global Jihad Cambridge University Press Cambridge 2020 ISBN 978 0 521 76595 4 S 515 doi 10 1017 9781139049375 Ahmed Rashid Taliban The Power of Militant Islam in Afghanistan and Beyond Yale University Press New Haven 2022 ISBN 978 0 300 26682 5 S 139 Ahmed Rashid Taliban The Power of Militant Islam in Afghanistan and Beyond Yale University Press New Haven 2022 ISBN 978 0 300 26682 5 S 138 140 William Maley The Afghanistan Wars Red Globe Press London 2021 ISBN 978 1 352 01100 5 S 193 194 206 Ahmed Rashid The Taliban Exporting Extremism In Foreign Affairs Band 78 Nr 6 November Dezember 1999 S 22 35 Thomas Barfield Afghanistan A 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title Afghanischer Burgerkrieg 1989 2001 amp oldid 236927737