www.wikidata.de-de.nina.az
Das Adelheid Kreuz ist ein aus dem 11 und 12 Jahrhundert stammendes Reliquienkreuz im Stift St Paul im Lavanttal Es wurde dem Kloster St Blasien im Hotzenwald Schwarzwald von Konigin Adelheid von Ungarn gestiftet und befand sich dort bis ins 19 Jahrhundert danach gelangte es nach St Paul Das Kreuz ist das grosste erhaltene deutsche Reliquienkreuz des Hochmittelalters 1 es besteht aus einem Holzkern ist mit vergoldetem Silberblech uberzogen und tragt an der Vorderseite Gemmen Edelsteine und Perlen und ist 82 9 cm hoch 65 4 cm breit sowie 7 4 bis 7 8 cm tief Adelheid KreuzRuckseite Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Barocke Kopie 2 2 Drittes Reliquiar 3 Ausstellungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenVom Mittelquadrat des Kreuzes gehen die vier Arme ab von denen der untere langer als die anderen ist Die Enden der Arme sind zu Quadraten erweitert An der Vorderseite sind die Armflachen in Langsrichtung dreigeteilt wobei der mittlere Teil um rund einen Zentimeter erhoht ist gleich wie die anschliessenden Quadrate an den Armenden Samtliche Flachen sind in kleinere Felder unterteilt Jedes Feld ist symmetrisch mit einem grossen Edelstein in der Mitte vier kleineren in der Ecke sowie mit Perlen oder vergoldeten Metallknopfen versehen Die dazwischenliegenden Flachen sind mit Spiralranken aus Filigran gefullt Die Edelsteine sind nicht mehr vollstandig erhalten Vorhanden sind von ursprunglich 170 noch 147 unter diesen 47 Amethyste 22 Karneole 17 Achate 13 Bergkristalle 7 Mondsteine 6 Granate 5 Chalzedone 5 Onyxe 4 Almandine 4 Heliotrope 3 Turkise 2 Berylle 2 Serpentine und je ein Lapislazuli Smaragd Milchopal und Rauchquarz Im Mittelquadrat befand sich fruher eine ungewohnlich grosser Partikel vom Kreuz Christi Als dieser Ende des 17 Jahrhunderts in ein neues Reliquiar uberfuhrt wurde wurde in das Adelheid Kreuz ein Holzstuck in vergoldeter Kupferfassung eingefugt in das kreuzweise zwei kleine Kreuzsplitter eingefugt sind Diese Reliquie befindet sich noch heute im Adelheid Kreuz Die Ruckseite des Kreuzes entstand im Kloster St Blasien unter dem Abt Gunther von Andlau 1141 1170 Sie ist mit Goldblech beschlagen in das mit Stichel figurliche Darstellungen und Inschriften graviert ist Im Mittelfeld thront der segnende Christus in einer Mandorla In den Quadraten an den Armenden sind die Symbole fur die vier Evangelisten umgeben von Spruchbandern dargestellt oben der Adler des Johannes rechts der Stier des Lukas links der Lowe des Markus und unten der Engel des Matthaus Die Arme zeigen oben zwei Engel links und rechts je zwei Apostel innen Petrus und Johannes aussen wahrscheinlich Paulus und Andreas oder Jakobus Der untere Arm ist nur unvollstandig erhalten und zeigt vier Figuren direkt unter Christus wird eine thronende Gottesmutter vermutet unter ihr der Stifter der Ruckseite Abt Gunther ihm zur Seite ein Geistlicher mit Mitra Ganz unten zwei Diakone von denen einer durch die Tonsur als Monch kenntlich ist Alle drei sind durch Heiligenscheine als Heilige gekennzeichnet In den Heiligen werden in Analogie zum gotischen Hochaltar von St Blasien Blasius Stephanus und Laurentius vermutet Die Inschriften der Ruckseite nennen die Widmung durch Adelheid sowie die spatere durch Abt Gunther sowie die Namen der Heiligen deren Reliquien sich wahrscheinlich in den langrechteckigen Offnungen an der Vorderseite sowie in Bohrungen von einzelnen Edelsteinen befanden Die Seitenflachen sind mit einem getriebenen Bandgeflecht wohl aus der Zeit Abt Gunthers versehen Das Bandgeflecht ist zweireihig und vierstrahnig Geschichte BearbeitenDie Geschichte des Kreuzes ist in zwei Quellen niedergeschrieben dem Liber constructionis monasterii ad S Blasium Buch uber die Erbauung des Klosters St Blasien aus dem 12 Jahrhundert 2 und dem Liber Originum Monasterij Sancti Blasij Buch zum Ursprung des Klosters St Blasien aus dem 16 Jahrhundert 3 Danach wurden die grossen Kreuzpartikel dem Stift St Blasien von Konigin Adelheid Gattin des Konig Ladislaus I von Ungarn und Tochter des Rudolf von Rheinfelden zusammen mit 70 Goldstucken fur eine entsprechende Fassung geschenkt Anlass war die Bestattung ihrer Mutter 1079 in St Blasien Adelheid verfugte auch dass sie selbst hier begraben werden solle Die Reliquie stammte angeblich von ihrem Schwager Ceysa Abt zur Zeit der Schenkung war Giselbert 1068 1086 Das Kreuz wurde gemass uberlieferter Inschrift des nicht erhaltenen Fusses unter dessen Nachfolger Uto von Kyburg 1086 1108 fertiggestellt Als Bestimmungsort werden daher die Graber beziehungsweise ein zugehoriger Altar angenommen Vielfach wurde das Kreuz auch als Ersatzinsignie fur Adelheids Vater Rudolf von Rheinfelden 1077 bis 1080 Gegenkonig angesehen als Ersatz fur das Reichskreuz 4 Dies gilt anderen Autoren als wenig wahrscheinlich auch aufgrund fehlender Quellen 5 Die heutige Ruckseite wurde erst spater unter Abt Gunther 1141 1170 angefertigt und Gunther in der Inschrift auf der Ruckseite ebenfalls als Auftraggeber genannt Als Grund fur diese spate Fertigstellung wird in den Quellen Zweifel an der Echtheit der grossen Kreuzpartikel angefuhrt die erst unter Gunther durch ein Gottesurteil ausgeraumt worden seien Diese Legende wird heute als Versuch gedeutet die Echtheit der Reliquie zu beweisen beziehungsweise die Veranderungen am Kreuz das wohl kaum unvollstandig war zu legitimieren Als Herkunft der Ruckseite wird Schwaben angenommen Das Kreuz orientiert sich in seiner Gestalt wie andere Kreuze etwa in Koln Hildesheim oder Osnabruck am Reichskreuz dem damals bedeutendsten Kreuzreliquiar Es ist das grosste Reliquienkreuz aus dieser Zeit und ubertrifft in der Hohe sogar das Reichskreuz Die quadratischen Balkenschlusse und das quadratische Mittelfeld teilt es nur mit dem Reichskreuz Die Dreiteilung der Arme tritt mehrfach bei mittelalterlichen Goldkreuzen auf etwa beim Ardennenkreuz heute Germanisches Nationalmuseum Nurnberg oder beim Cruz de la Victoria Schatz der Kathedrale von Oviedo und verweist damit auf Traditionen aus dem ersten christlichen Jahrtausend Auffallend am Kreuz ist dass es keine prominente Inschrift und kein Stifterbild gibt Es wird vermutet dass diese bei der Umarbeitung unter Abt Gunther entfernt wurden Die Umarbeitung ging mit einer veranderten Verwendung einher befand sich das Kreuz zunachst wohl am Grab der Adelheid wurde es nun fur liturgische Zwecke verwendet Dies entspricht auch den Intentionen der damaligen Kirchenreformen in denen St Blasien fuhrend war Die Kreuzreliquie wurde unter Gunther herausnehmbar gestaltet die Reliquie ist hier vollstandig sichtbar Bei vergleichbaren Kreuzen befindet sich die Reliquie hinter einem Bergkristall auch die vier Edelsteine in den Ecken des Mittelfeldes lassen einen Edelstein in der Mitte erwarten Barocke Kopie Bearbeiten Unter Abt Romanus Vogler 1672 1695 wurde fur die Kreuzreliquie ein barockes Kreuz angefertigt Ahnlich dem Original wirkte es durch den reichen Edelsteinbesatz die Volutenansatze an den Kreuzenden und durch einen Strahlenkranz am Mittelteil wesentlich monumentaler als das Original Es wurde 1688 vollendet aber erst 1696 durch Einsetzen der Kreuzpartikel in Verwendung genommen In das Original wurde der oben beschriebene Nachbau der Kreuzpartikel eingesetzt Das barocke Kreuz ist seit den Napoleonischen Kriegen verschollen es durfte als Beitrag St Pauls zu den osterreichischen Kriegskontributionen 1810 nach Wien gelangt sein Das Aussehen ist von einem Kupferstich von 1734 bekannt Beide Kreuze waren 1809 nach der Sakularisation von St Blasien mit den Monchen in das wiederbegrundete Stift St Paul gekommen Drittes Reliquiar Bearbeiten Fur die Kreuzpartikel selbst liess Abt Berthold Rottler 1810 ein neues Reliquiar anfertigen Es ist aus vergoldetem Silber und mit Diamanten Smaragden Bergkristall und Email verziert Es ist 67 5 cm hoch 38 5 cm breit Das Kreuz ruht auf einem querovalen Fuss von 25 cm Breite und 19 5 cm Hohe Am Oberende des Fusses tragen vier Cherubim eine Blutenkranz von hier leitet ein Akanthusblatt zum Kreuz uber Die Balkenenden des Kreuzes sind mit Dreipassen mit Palmettendekor versehen In den Zwickeln der Kreuzbalken stehen Strahlenbundel Die Kreuzbalken selbst werden von der Kreuzreliquie und deren Rahmung eingenommen die beidseitig von Bergkristallen bedeckt wird aber vollstandig sichtbar ist An der Vorderseite ist die Schauoffnung von einer Silber Rahmung mit Diamantenbesatz umgeben Um diesen Rahmen liegt eine Reihe von Smaragden Die Einrahmung entspricht derjenigen von 1688 1696 auch wenn die Zahl der Edelsteine heute geringer ist Die Bergkristalle durften die originalen aus dem 13 Jahrhundert sein In Summe ist das Kreuz eine qualitatvolle Gesamtgestaltung wobei der Fuss eher spatbarocke Formen aufweist der Dekor dem Formenschatz des Empire entspricht Die Kreuzpartikel selbst besteht aus drei Teilen und beinhaltet Teile eines Nagellochs und stellt demnach einen besonders kostbaren Teil des Kreuzes dar 6 Ausstellungen BearbeitenAnlasslich des 300 Geburtstags des Grunders und Bauherrn des Klosters St Blasien Furstabt Martin Gerbert im Jahr 2020 zeigt das Augustinermuseum Freiburg seit 28 November 2020 coronabedingt verlangert bis 19 September 2021 die Ausstellung Der Schatz der Monche Leben und Forschen im Kloster St Blasien 7 dort wird unter anderen Klosterschatzen das Adelheid Kreuz gezeigt 1 Literatur BearbeitenKlaus Gereon Beuckers Adelheid Kreuz Reichskreuz In Gerfried Sitar Martin Kroker Hrsg Macht des Wortes Benediktinisches Monchtum im Spiegel Europas Band II Katalog Schnell amp Steiner Regensburg 2009 ISBN 978 3 7954 2125 0 S 348 50 Hermann Fillitz Das Adelheid Kreuz aus St Blasien In Schatzhaus Karntens Landesausstellung St Paul 1991 900 Jahre Benediktinerstift Klagenfurt 1991 Band II Beitrage ISBN 3 85378 377 5 S 665 680 Martina Pippal Grosses Reliquienkreuz sogenanntes Adelheidkreuz In Schatzhaus Karntens Landesausstellung St Paul 1991 900 Jahre Benediktinerstift Klagenfurt 1991 Band I Katalog ISBN 3 85378 376 7 S 99 online Karl Ginhart Reliquienkreuz der Konigin Adelheid In Karl Ginhart Hrsg Die Kunstdenkmaler des Benediktinerstiftes St Paul im Lavanttal und seiner Filialkirchen Osterreichische Kunsttopographie Band XXXVII Verlag Anton Schroll Wien 1969 S 217 224 Sebastian Bock Das Adelheidkreuz Sichtweisen auf seine Geschichte In Guido Linke Hrsg Der Schatz der Monche Petersberg 2020 ISBN 978 3 7319 1076 3 S 60 67 Guido Linke Das barocke Kreuzreliquiar mit Abbildung eines Kupferstichs von Johann Amann nach Laurentius Gumpp 1734 In Guido Linke Hrsg Der Schatz der Monche Petersberg 2020 ISBN 978 3 7319 1076 3 S 169f Guido Linke Kreuzreliquiar zum Dritten Reliquiar mit Abbildung In Guido Linke Hrsg Der Schatz der Monche Petersberg 2020 ISBN 978 3 7319 1076 3 S 229 Einzelnachweise Bearbeiten a b Badische Zeitung Das Augustinermuseum zeigt den Schatz des Klosters St Blasien Kultur Badische Zeitung Abgerufen am 15 Marz 2021 Liber constructionis monasterii ad S Blasium In Franz Joseph Mone Quellensammlung der badischen Landesgeschichte Karlsruhe 1848 1867 Band 4 S 76 142 online Columban Reble Liber Originum Monasterij Sancti Blasij In Silva Hercynia Das ist ein alt geschribenes Buch vom Ursprung dess Gotts Hauses St Blasien auff dem Schwartzwald Waldshut 1716 Zum Adelheid Kreuz S 37 f S 227 237 online Hermann Fillitz Das Adelheid Kreuz aus St Blasien In Schatzhaus Karntens Landesausstellung St Paul 1991 900 Jahre Benediktinerstift Band II Beitrage ISBN 3 85378 377 5 S 674 K G Beuckers Adelheid Kreuz Reichskreuz In Gerfried Sitar Martin Kroker Hrsg Macht des Wortes Benediktinisches Monchtum im Spiegel Europas Band II Katalog Schnell amp Steiner Regensburg 2009 ISBN 978 3 7954 2125 0 S 348 Der Abschnitt beruht auf Holger Kempkens Kreuzreliquiar In Gerfried Sitar Martin Kroker Hrsg Macht des Wortes Benediktinisches Monchtum im Spiegel Europas Band II Katalog Schnell amp Steiner Regensburg 2009 ISBN 978 3 7954 2125 0 S 350 ff Stadtische Museen Der Schatz der Monche freiburg de museen Abgerufen am 15 Marz 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adelheid Kreuz amp oldid 238093478