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Elisabeth Badinter 5 Marz 1944 als Elisabeth Bleustein Blanchet in Boulogne Billancourt bei Paris ist eine franzosische Philosophin und Professorin an der Eliteuniversitat Ecole polytechnique in Paris Elisabeth Badinter 2023 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Philosophie und gesellschaftspolitische Auffassungen 3 Mutterliebe 3 1 Gesellschaft ohne Liebe 3 2 Ein neuer Mythos entsteht die Mutterliebe 3 3 Die Frau als Hauptverantwortliche fur das Gluck der Kinder 3 4 Veranderliche Muttergefuhle 4 Weiblicher Ehrgeiz 5 Die mannliche Identitat 5 1 Die Konstruktion der Mannlichkeit 5 2 Mannliche Ideale 6 Ich bin Du 7 Der falsche Weg 7 1 Der amerikanische Feminismus 7 2 Feministische Irrtumer 8 Ehrungen 9 Sonstiges 10 Werke auf Deutsch 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenBadinter stammt aus einer judisch franzosischen Familie aus Paris und studierte Philosophie und Soziologie an der Sorbonne Die Lehrbefahigung fur Philosophie an hoheren Schulen erwarb sie 1973 Neben ihrer Professur hat Badinter seit 1987 einen Sitz im Aufsichtsrat der von ihrem Vater Marcel Bleustein Blanchet gegrundeten internationalen Kommunikationsfirma Publicis von 1996 bis 2017 war sie Aufsichtsratsprasidentin 1 2004 erhielt sie die Ehrendoktorwurde der Universitat Luttich Universite de Liege Mit 22 Jahren heiratete sie den Rechtsanwalt und Politiker Robert Badinter Ihre drei Kinder bekam sie innerhalb von dreieinhalb Jahren wahrend ihrer Abschlussexamen an der Universitat Schon sehr fruh in ihrer Jugend beschaftigte sie sich mit dem Beauvoir schen Feminismus Sie beschreibt ihr Elternhaus als offen die gleichberechtigte gebildete aktive Frau war fur die Familie eine Selbstverstandlichkeit Wahrend Anfang der 1970er der Feminismus in Frankreich laut zu werden begann entdeckte Elisabeth Badinter die Kompliziertheit des hauslichen Lebens als Mutter 2 Philosophie und gesellschaftspolitische Auffassungen BearbeitenIn ihren zahlreichen Essays und Buchern beschaftigt sich Elisabeth Badinter u a mit Geschichte Philosophie und Soziologie der Frau in ihrem historischen Umfeld Badinters besondere Passion ist das Zeitalter der Aufklarung Badinter vertritt jene Richtung des Feminismus die die Gleichheit der Geschlechter und den Universalismus betont Ihre Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf die allgemeine Gultigkeit der Menschenrechte fur Frauen und Manner und gegen die rechtliche okonomische und soziale Benachteiligung von Frauen Die Vertreterinnen des Differenzdenkens unterstreichen einen grundlegenden Unterschied der Geschlechter Frauenrechte mussten besonders betont werden weil die universalistische Theorie Frauen schon immer benachteiligt habe indem sie den Mann mit dem Menschen gleichsetze Frauen bedurfen nach dieser Ansicht eines besonderen Schutzes und aktiven Kampfes gegen ihre Unterdruckung Die amerikanischen Feministinnen kampfen seit den 1980er Jahren gegen Gewalt an Frauen und schurten dadurch nach Badinters Ansicht das Misstrauen gegenuber den Mannern Sie befurwortet das Abtreibungsrecht und ein Gesetz zur Gleichstellung von Frau und Mann im Arbeitsumfeld und in der Familie 1992 wurde in Frankreich ein erstes Gesetz gegen sexuelle Belastigung erlassen Sie bedauert daran dass es nur den Missbrauch von Macht ahndet und damit den Frauen wieder eine untergeordnete hierarchische Position zuweist Viele Feministinnen und NGOs begannen damals einen Kampf fur einen weiteren Geltungsbereich der sich auch auf Belastigung unter Kolleginnen und Kollegen oder im offentlichen Raum erstreckt Nach Ansicht Badinters hat sich der Feminismus in jenen Jahren geteilt in einen akademisch theoretischen Zweig dem auch sie angehort und in eine aktive kampferische Richtung Badinter bedauert den zunehmenden Einfluss des angelsachsischen Radikalismus in Europa und ist der Meinung dass hasserfullte Parolen der falsche Weg Fausse Route 3 so der franzosische Titel sind Mutterliebe BearbeitenBekannt wurde Badinter 1980 mit ihrem provokanten Buch L Amour en plus deutsch Mutterliebe 1981 4 in dem sie mit der alten Vorstellung vom angeborenen Mutterinstinkt komplett aufraumt Die Frauen seien keineswegs ab dem Moment der Geburt die liebenden hingebungsvollen Mutter die auf ihr eigenes Leben verzichten um den Kindern ein schones Leben zu bereiten sondern hatten im Lauf der Geschichte konkret betrachtet Badinter den Zeitraum vom 17 Jahrhundert bis heute in Frankreich sich ziemlich wenig um ihre Nachkommen gekummert und seien aus Not oder Lust ihrer eigenen Arbeit oder ihrem Vergnugen nachgegangen Die heute so selbstverstandlich scheinende herausragende Stellung des Kindes und die gesellschaftliche Verherrlichung der Mutterliebe und des Stillens seien Diskurse der Neuzeit Mutterliebe sei demnach kein naturlicher unabanderlicher Instinkt kein Bestandteil der weiblichen Natur sondern ein menschliches Gefuhl das in hochst unterschiedlichen Auspragungen vorhanden sein kann oder auch nicht 2 Mutterschaft habe sehr viele Gestaltungsmoglichkeiten und der unterschiedliche Umgang der Menschen mit ihren Kindern in verschiedenen Epochen und Gesellschaften zeige dass es vielfaltige Losungsmoglichkeiten fur das Grossziehen der Kinder gibt Gesellschaft ohne Liebe Bearbeiten Badinter beschreibt dass vor dem 18 Jahrhundert weder eheliche Liebe noch die Liebe zu den Kindern gesellschaftliche Werte waren Beziehungen innerhalb der Familie waren von Angst bestimmt nicht von Zartlichkeit Das aristotelische Erbe die christliche Theologie der politische Absolutismus sie alle haben zu diesem Gesellschaftsbild beigetragen in dem der Wert eines Menschenlebens besonders der des jungen welches damals noch viel fragiler war als heute recht gering bemessen war Kinder machten Angst oder sie waren eine Last besonders in armen Schichten Bestenfalls waren diese Kinder der Gleichgultigkeit ausgesetzt Weder kamen sie in der Literatur vor noch gab es vor dem Ende des 19 Jahrhunderts eine eigene Kinderheilkunde Der Tod eines Kindes wurde nicht betrauert er war zu selbstverstandlich Jedoch reicht diese Einstellung nicht zur Erklarung jener Gleichgultigkeit aus denn viele Kinder waren nicht gestorben wenn sich ihre Mutter mehr um sie gekummert und sie gestillt hatten Auch solche Grausamkeit ist ein Aspekt der Muttergefuhle auf die Badinter hinweist Die Verweigerung des Stillens die damals oft zum Tod des Babys fuhrte war der Anfang der Ablehnung der Kinder Stillen galt im 17 Jahrhundert als unfein einer Dame der hoheren Gesellschaft nicht wurdig man glaubte und glaubt teilweise bis heute dass Stillen die Brust verunstalte und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und ein Eheleben unmoglich mache Die Ablehnung der Mutterschaft und der Ehe war Gegenstand der allerersten feministischen Bewegungen der Preziosen in Paris die sich nach intellektueller Bildung und Freiheit fur Frauen sehnten 85 der Frauen und 79 der Manner waren damals in Frankreich Analphabeten Kindern wurde im 17 und 18 Jahrhundert so wenig Aufmerksamkeit geschenkt dass deren gangige Behandlung einer unbewussten Abtreibung oder gar Totung entsprach Gleich nach der Geburt kam das Kind fur einige Jahre zu einer Amme aufs Land wo ca zwei Drittel der Kinder unter menschenunwurdigen Bedingungen umkamen Jene die uberlebten verbrachten einige Jahre im Elternhaus bevor sie in ein Kloster oder Pensionat gesteckt wurden Ungefahr 5 der Kinder wurden ausgesetzt Ein neuer Mythos entsteht die Mutterliebe Bearbeiten Erst Ende des 18 Jahrhunderts anderten sich in Frankreich die Einstellungen zum Kind der Mythos vom Mutterinstinkt und von der spontanen Liebe jeder Mutter zu ihrem Kind entstand Arzte Moralisten und Administratoren bemuhten sich unter anderem aus wirtschaftlichen Grunden darum eine moglichst grosse Zahl an Staatsvolk zu erhalten Damit wurde die Frau als Mutter aufgewertet der Vater als Autoritat verlor zusehends an Bedeutung Die Frau war als Hauptverantwortliche fur das Wohl und Gedeihen ihrer Kinder zustandig und sollte in dieser edlen Pflicht glucklich aufgehen Die Philosophie der Aufklarung ersetzte die Theorie des naturlichen und gottlichen Ursprungs vaterlicher Gewalt durch die Idee der Beschrankung dieser Macht durch die Bedurfnisse der Kinder und die Idee der Gleichheit von Mann und Frau in der Erziehung Jean Jacques Rousseau beschreibt in seinem Gesellschaftsvertrag die neue Familie Die Eltern haben die moralische Verpflichtung fur ihre Kinder gut zu sorgen und sie zu selbstandigen Menschen zu erziehen die nach dem Erwachsenwerden keine Verpflichtungen mehr gegenuber ihren Eltern haben In der Franzosischen Revolution wurde auch die Stellung der Ehefrau und Mutter erhoht Liebesheiraten waren verbreitet Durch das neue Streben nach Gluck und Liebe in der Familie wurde die Gleichheit zwischen Mann und Frau zumindest im familiaren Bereich deutlich vergrossert Die Frau war nun nicht mehr auf einer Stufe mit den Kindern der Autoritat des Mannes unterworfen sondern als Gefahrtin des Mannes Basis fur die gluckliche Familie Das 19 Jahrhundert war gepragt von Aufrufen eine gute Mutter zu sein erbarmungslos wurde die schlechte Mutter kritisiert Langsam sickerte die Vorstellung dass Fursorge und Zartlichkeit der Mutter fur die Entwicklung und das Wohlbefinden des Babys unersetzlich sind in das allgemeine Bewusstsein der Franzosen Immer weniger Kinder wurden zu Ammen gegeben das Stillen wurde stark propagiert Das heute unvorstellbare Fesseln der Sauglinge durch das Wickelkissen wurde kaum noch angewandt Durch die neue korperliche Freiheit der Babys wurden zartlichere Beziehungen zur Mutter moglich jedoch stieg der Arbeitsaufwand fur die Mutter dadurch betrachtlich Mit dem neuen Bild der fursorglichen Mutter schlich sich auch das Schuldbewusstsein bei den Muttern ein diesem Ideal nicht zu entsprechen ein Druck der auf den Frauen und ihren Beziehungen zu ihren Kindern bis heute lastet Die Frau als Hauptverantwortliche fur das Gluck der Kinder Bearbeiten Die Psychoanalyse Sigmund Freuds machte die Frau zur Hauptverantwortlichen fur das Gluck ihres Kindes sie ubertrug ihr damit eine riesige Aufgabe die Erwerbsarbeit praktisch ausschliesst Die Theorie des naturlichen weiblichen Masochismus stilisiert die ideale Mutter als unendlich leidensfahig Die Mutter empfindet die korperlichen Schmerzen beim Gebaren und Stillen als Lust und Freude Durch Selbstaufopferung findet sie Erfullung in ihren Kindern Affektiv gestorte Kinder haben eine schlechte unfahige Mutter die durch psychische Storungen selbst ungeeignet zur Mutterschaft ist Obwohl nicht moralisierend gemeint wurden Angst und Schuldgefuhle hierdurch bei den Muttern weiter gesteigert Veranderliche Muttergefuhle Bearbeiten Die feministischen Bewegungen der 1960er Jahre kritisierten das freudsche Mutterbild und wiesen auf die grosse Diskrepanz zwischen der Realitat und der Vorstellung der normalen passiven masochistischen Frau hin Der Mythos der naturlichen Mutterschaft wurde zerstort Mutterliebe ist nichts Selbstverstandliches mehr mutterliche Fursorge ist eine Arbeit fur die Bezahlung verlangt wird Gefuhle von Muttern hangen vom historischen und gesellschaftlichen Kontext ab von Bildung und Einkommen Mutterliebe ist ein wandelbares Gefuhl kein Instinkt Die Vater nehmen mehr Anteil an ihren Kindern sie werden mutterlicher wahrend die Frauen mannlicher werden und eine distanzierte Auffassung zur Mutterschaft einnehmen Weiblicher Ehrgeiz BearbeitenIm 18 Jahrhundert als die Frauen noch auf die Rolle der Hausfrau und Mutter festgelegt waren als einfache Frauen schwer arbeiteten und hochstens Frauen der Aristokratie nach gesellschaftlicher Zerstreuung suchten wurde das Phanomen des weiblichen Ehrgeizes kritisch betrachtet Ehrgeiz stellte die Gesellschaftsordnung in Frage und galt als purer Egoismus Wahrend Manner vielfaltige Moglichkeiten in der Lebensgestaltung hatten waren Frauen dazu bestimmt Zartlichkeit und Fursorge zu spenden Doch im Jahrhundert der Aufklarung machten zwei unterschiedliche Frauen Emilie du Chatelet und Louise d Epinay ihren Weg als Wissenschaftlerin bzw als Schriftstellerin und Erzieherin obwohl Frauen damals kaum Bildung erhielten Die beiden suchten ihr Gluck in ihrer Arbeit Emilie du Chatelet war als Frau in der Wissenschaft stark benachteiligt Frauen wurden angehalten zu beten und zu schweigen Schongeisterei hatte einen schlechten Ruf Das Bestreben Louise d Epinays ihre Kinder selbst zu erziehen und neben ihren Pseudomemoiren Werke uber die Padagogik des Glucks und die Erziehung von Madchen zu veroffentlichen stiess in einer Zeit der absoluten Gleichgultigkeit den Kindern gegenuber auf grossen Widerstand Die grossen Neuerungen in ihren Schriften in denen sie sich erstmals direkt an die Mutter wendet sind die geistige Ebenburtigkeit der Geschlechter und die Bedeutung des Lernens fur das weibliche Gluck Sie wendet sich aktiv gegen Jean Jacques Rousseau der die weibliche Abhangigkeit und den Zwang von Herd und Heim propagiert hat indem sie die Frauen selbst fur ihr Gluck verantwortlich macht Die geistige Emanzipation der Frauen bedingt dass sie sich auf ihrer Suche nach Gluck nicht auf die Manner verlassen durfen Auch Emilie du Chatelet fand ihr Heil im Studium und in der Bildung als unabhangige Grundlage des Glucks als sie Isaac Newtons Principia Mathematica kommentiert ins Franzosische ubersetzte und eigene physikalische Schriften verfasste Badinter sieht die beiden Frauen als Vorlauferinnen heutiger Lebensentwurfe nur mit dem Unterschied dass Frauen heute oft beides wollen erfullte Mutterschaft und die Verwirklichung des personlichen Ehrgeizes und Geltungsdrangs 5 Die mannliche Identitat BearbeitenAnfang der 1990er Jahre beschaftigt sich Badinter wissenschaftlich mit dem neuen Bild des Mannes nach der Auflosung der patriarchalen Ordnung in der westlichen Welt XY De l identite masculine deutsch XY Die Identitat des Mannes 1993 6 Im 19 und 20 Jahrhundert galt das Modell der unterschiedlichen einander entgegengesetzten Geschlechter wobei der Mann die machtigere Position dieses Dualismus innehatte Der Biologismus legte die traditionellen Rollen fest Mutter Heim und Herd versus Politik Arbeit Beruf schopferischer Tatigkeit Badinter zeichnet die Kontroverse der feministischen Ansatze nach Die Differentialistinnen hangen der Soziobiologie an und sehen das Geschlecht das Verhalten und das Wesen des Mannes von der Biologie bestimmt Durch die naturliche Aggressivitat des Mannes wird seine Herrschaftsposition begrundet Badinter kritisiert daran dass diese eingeschrankte Sicht der Natur zu Unterdruckung und beschrankten Moglichkeiten fuhrt weil Manner und Frauen dazu verdammt sind unentwegt die gleichen Rollen zu spielen Das Gleichheitsmodell betont die Vielfalt der Lebensentwurfe Simone de Beauvoirs Feststellung gilt auch fur den Mann Man wird nicht als Mann geboren man wird es Mannlichkeit wird konstruiert erlernt und ist damit veranderbar Zwischen diesen beiden Polen versucht Badinter die allgemeinen Eigenschaften des Mannlichen zu finden Die Konstruktion der Mannlichkeit Bearbeiten Mannlichkeit beginnt innerhalb der ersten Liebesbeziehung in der Symbiose mit der Mutter Nur wenn diese Phase gluckt also die richtige Dosis Mutterliebe zwischen Kalte und Umklammerung gefunden wird kann sich das mannliche Kind genugend von der Mutter distanzieren um seine Mannlichkeit leben zu konnen Am Beginn steht schon die Abgrenzung vom Weiblichen die Erfahrung dass Mannlichkeit im Unterschied zur mutterlichen Weiblichkeit entwickelt werden muss Viele Kulturen begehen diese Trennung von der liebenden Mutter mit einer Beschneidung und anderen brutalen Initiationsriten die die Jungen traumatisiert zurucklassen sie aber dadurch in die Gemeinschaft der Manner aufnehmen Durch diesen radikalen Einschnitt gehort der Sohn zum Vater und entgeht der Abhangigkeit von der Mutter Je langer die Symbiose mit der Mutter andauert desto schmerzhafter ist die Initiation Madchen entgehen durch den naturlichen Ubergang zur Frau die Menstruationsblutungen und die mogliche Identifizierung mit der Mutter dieser kunstlichen Trennung Bei den Mannern bleibt immer ein Wunsch zuruck namlich der als Mann anerkannt zu werden In der heutigen westlichen Gesellschaft ubernehmen sportliche Wettkampfe die Aufgabe dass Manner sich als harte starke richtige Manner fuhlen konnen was fruher in strengen Internatsschulen und militarischen Ausbildungen des 19 und 20 Jahrhunderts geschah Manner grenzen sich dreifach ab um ihre Mannlichkeit zu betonen Sie sind kein Baby Trennung von der Mutter sie sind kein Madchen Trennung vom weiblichen Geschlecht und sie sind nicht homosexuell Betonung ihrer Heterosexualitat Die mannliche Identitatsfindung ist nach Badinters Ansicht also harter und schwieriger als die der Frauen Mannliche Ideale Bearbeiten Das heute gangige aber unerreichbare mannliche Ideal von Macht Erfolg Starke Unterwerfung fuhrt zu grossem Frust bei Nichterreichung dieser Ziele Manner fuhlen sich unvollkommen und kompensieren das mit einer ubertriebenen Mannlichkeit die Gewalt Selbstzerstorung und Aggressivitat gegen andere einschliesst Auch dem Modell des weichen Mannes der 1970er und 80er Jahre kann Badinter nichts abgewinnen denn in beiden Modellen werden Eigenschaften nur einem Geschlecht zugeschrieben die dem anderen Geschlecht fremd sind Gegen den traditionellen Dualismus der Geschlechter wehrt sich Badinter entschieden Sie pladiert fur den androgynen Menschen der abwechselnd weiblich und mannlich sein kann je nach Erfordernissen der Situation Es geht um die Erganzung komplementarer Elemente statt um strikte Dualitat Fur Badinter ist die Mannlichkeit heute schon vielfaltig mit der Weiblichkeit verbunden Viel mehr wird sich daran noch andern wenn die Vater durchgangig ab der Geburt aktiv an der Betreuung ihrer Sohne und Tochter mitwirken Nur dann konnen die durch das Patriarchat verstummelten Manner ihr mutterliches und vaterliches Erbe miteinander versohnen und zu ganzen Mannern werden Die Gegensatze zwischen den Geschlechtern sind heute geringer als je zuvor und die Gleichheit der Geschlechter ist trotz der unleugbaren Unterschiede weithin verwirklicht Ich bin Du BearbeitenIn L un est l autre 1986 deutsch Ich bin Du 7 geht es um den androgynen Menschen und die revolutionierte Beziehung zwischen Mannern und Frauen Ihre Bestandsaufnahme lautet Das Patriarchat sei nun endgultig zu Ende es gebe keine Geschlechtertrennung mehr Die Ehe habe sich von einer Versorgungsinstitution zu einer Liebesangelegenheit gewandelt Die Anzahl der Eheschliessungen gehe zuruck Frauen konnten wie Manner aktiv und erfolgreich sein die Arbeitswelt sei im Vergleich zu fruheren Zeiten weniger geschlechtsspezifisch organisiert Durch die Moglichkeiten der Empfangnisverhutung und Abtreibung seien die Frauen freier in ihrer Wahl Kinder zu bekommen Und seien Kinder da seien heute die Chancen auf einen liebenden fursorglichen Vater so gross wie nie zuvor denn immer mehr Manner lebten auch diese Seiten aus Badinter meint das Leitbild der Ahnlichkeit der Geschlechter sei ausgelost durch das Ideal der Gleichheit in demokratischen Gesellschaften Durch die distanzierte Haltung der Frauen zur Mutterschaft wurden weniger Unterschiede zwischen den Geschlechtern als naturlich vorgegeben angesehen Biologismus Durch die Gleichheit der Geschlechter hore der Kampf zwischen ihnen auf und mache einem gegenseitigen Verstandnis und Vertrautheit Platz Damit anderten sich auch die Paarbeziehungen Diese seien heute nicht mehr an die Institution der Ehe gebunden wurden frei gewahlt und seien von Freundschaft und Zartlichkeit gepragt weniger von Leidenschaft Die aufopfernde Liebe habe einer egalitaren Beziehung des Gebens und Nehmens Platz gemacht das Ich trete starker in den Vordergrund Badinter beginnt ihre geschichtlichen Ausfuhrungen zur Beziehung der Geschlechter in der Altsteinzeit In der damaligen Gesellschaft seien Frauen und Manner zwar in spezifische Spharen mit bestimmten Aufgaben geteilt gewesen beide Seiten aber hatten Machtbefugnisse besessen und seien einander ebenburtig gewesen Die Macht des Jagers habe symmetrisch der Leben spendenden Zeugungsmacht der Frau entsprochen Erst in den Kriegergesellschaften der Bronzezeit habe sich der Wandel zum Patriarchat vollzogen danach vor allem unterstutzt durch die Religionen die die vielfaltigen Gottinnen gegen allmachtige Vatergottheiten ausgetauscht hatten Die Frauen seien zu schwachen Gebarerinnen degradiert worden und die Zeugungsmacht auf den Mann ubergegangen der streng uber die weibliche Sexualitat gewacht habe Eine direkte Folge des Patriarchats sei die Trennung der Geschlechter der Dualismus der heimliche Kampf und die Angst zwischen Frauen und Mannern Doch tauche die Frau wieder in der Phantasie des Mannes auf und zwar in den Bereichen in denen er am wehrlosesten sei und zu denen er keinen Zugang habe Geburt und Tod Der Niedergang des Patriarchats sei einhergegangen mit der Entmachtung der absolutistischen Herrscher und der Kirchen Die Trennung von Kirche und Staat als deren Beginn Badinter die Franzosische Revolution ansieht sei ausserhalb Frankreichs erst im 20 Jahrhundert Realitat geworden Seit die Frauen in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Kontrolle uber ihre Fruchtbarkeit erlangt hatten seien sie nicht nur wirtschaftlich aktiv geworden sondern hatten dadurch auch ihren Objektstatus abgelegt den sie als Mutter und Hausfrauen innegehabt hatten Die Manner hatten die Kontrolle uber die Fortpflanzung verloren und seien nun von der Entscheidung der Frauen fur oder gegen Kinder abhangig Der falsche Weg BearbeitenIn ihrem Buch Fausse Route 2003 deutsch Die Wiederentdeckung der Gleichheit Schwache Frauen gefahrliche Manner und andere feministische Irrtumer 2004 zieht Badinter eine kritische Bilanz des Feminismus 8 9 Sie sieht einen Paradigmenwechsel in den 1990er Jahren in der westlichen Gesellschaft heraufziehen Die Frauen haben beruflich und gesellschaftlich viel erreicht stellen jedoch fest dass die Manner nach wie vor weniger arbeiten und die Hauptlast des Haushalts der Pflege und der Kinder auf ihnen lastet Im Feminismus aussert sich das in der Viktimisierung der Frau in der Zuschreibung ihrer Opferrolle Nicht mehr erfolgreiche Kampferinnen sind das Vorbild sondern die allseits unterdruckte Frau die standig Gewalt und Hass ausgesetzt ist Durch diese Einebnung der Unterschiede zwischen Frauen in Verallgemeinerungen und Analogiebildungen gehen jegliche okonomischen kulturellen und sozialen Differenzen verloren Frauengruppen die an sich wenig gemein haben werden vergleichbar Die Errungenschaften des fruhen Feminismus wie freie Sexualitat und Unabhangigkeit von der Mutterschaft werden damit wieder aufgeweicht Das Differenzdenken in strikten Schwarzweiss Mustern sieht in den Frauen die Guten die moralisch Uberlegenen die friedlichen Opfer Dieser dualistische Gegensatz ubersieht aber die komplexe Wirklichkeit Die Idee der in Mann und Frau gespaltenen Menschheit fuhrt bald wieder auf die langst uberholte Definition der weiblichen Natur zuruck Badinter stort dabei besonders die kollektive Verurteilung eines Geschlechts der Manner Am Beispiel Gewalt demonstriert sie dass Straftaten nicht eine rein mannliche Angelegenheit sind Meist wird jedoch die von Frauen begangene Gewalt totgeschwiegen als Antwort auf mannliche Gewalt legitimisiert oder als unbedeutende Randerscheinung abgetan Die Sexualitat hat sich in der letzten Zeit geandert und wird in einer solchen Vielfalt gelebt dass die Definition von Normalitat nicht mehr moglich ist Badinter kritisiert am gangigen Feminismus dass er Sexualitat nur als gut einstuft wenn sie unschuldig freiwillig und auf wechselseitigem Begehren grundet Prostitution und Pornografie lehnen viele Feministinnen strikt ab Badinter nimmt eine liberalere Haltung ein mochte beides straffrei lassen Die Konsenstheorie im Feminismus verlangt bei jeder sexuellen Beziehung vollige Transparenz die verbal ja wie von manchen gefordert vertraglich geaussert werden muss Badinter wendet dagegen ein dass Frauen im Stande sein sollten ihre Meinung kundzutun und bedauert dass das Unbewusste Geheimnisvolle der Sexualitat die gesamte Erotik beim Aufsetzen eines Vorvertrags verloren geht Naturlich lehnt sie jede Art von Vergewaltigung ab jedoch stuft sie ein Nachgeben der Frau aufgrund von Uberredung ohne dass die Frau ihre Zustimmung explizit geaussert hat nicht als solche ein Der amerikanische Feminismus Bearbeiten Amerikanische Feministinnen besonders Andrea Dworkin und Catherine MacKinnon stellen die mannliche Sexualitat insgesamt in Frage Diese kulturalistische Variante des Feminismus kampft gegen jede Art von sexueller Macht von Mannern Sie wirft der landlaufigen Trennung von Sex und Vergewaltigung vor vom mannlichen Standpunkt aus gezogen worden zu sein Damit wird jede heterosexuelle Handlung zur potenziellen Vergewaltigung stilisiert und der Penis als todbringende Waffe gesehen Vergewaltigung wird zum Paradigma der Heterosexualitat erhoben Dagegen hilft nach Dworkins Ansicht nur entweder der Ruckzug in die weibliche Homosexualitat oder die Zivilisierung Demokratisierung und Besanftigung der Mannlichkeit Fur Dworkin ist Sexualitat von Intimitat Zartlichkeit Kooperation und Gefuhl gepragt Badinter betrachtet die Dinge anders und sieht darin einen Ruckschritt in ein traditionelles Modell der Weiblichkeit Die Gewalt der Triebe ist nicht ausschliesslich mannlich die Libido ist sehr komplex und lasst sich nicht auf die vier einfachen Imperative von Dworkin reduzieren Feministische Irrtumer Bearbeiten Fur Badinter geht der amerikanische Feminismus in die falsche Richtung weil dieser gerade dort wo die Differenzen zwischen den Geschlechtern nicht aufzuheben und wichtig sind namlich in der Sexualitat eine Gleichheit verlangt die es nicht geben kann und andererseits in allen anderen Bereichen des Lebens wo Badinter Gleichheit sehen mochte einen Differentialismus vertritt Sie kritisiert dass Frauen immer als die Leidtragenden als besonders schutzbedurftig und von den Mannern wesentlich unterschieden angesehen werden Dem Universalismus verpflichtet wehrt sich Badinter gegen die relativistischen Ausnahmen von der allgemeinen Gultigkeit der Gesetze Sie tritt dafur ein dass die Gesetze ausnahmslos fur alle gelten sollten ohne dass Geschlechts oder Rassenunterschiede berucksichtigt werden Der Ruckzug auf die unterschiedliche Natur von Frauen und Mannern die Reduzierung auf das Biologische ist gefahrlich fur Frauen die ihre vor 30 Jahren muhsam erkampften Freiheiten wieder verlieren konnten wie etwa selber entscheiden zu konnen ob und wann eine Frau Kinder mochte ob und wie lange sie diese stillen mochte oder ob sie erwerbstatig sein mochte ohne hierbei gesellschaftlichen Zwangen ausgesetzt zu sein Besonders wehrt sich Badinter gegen die Unsitte alle Frauen unterschiedslos uber einen Kamm zu scheren und betont dass die Unterschiede zwischen Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen und sozialen Schichten deutlich grosser sind als zwischen Frauen und Mannern mit einem ahnlichen Lebensstil Durch all diese feministischen Irrtumer so furchtet Badinter werden sich die Beziehungen zwischen Frauen und Mannern weiter verschlechtern 10 Ehrungen BearbeitenDer Asteroid 13657 Badinter tragt seit 2010 ihren Namen Sie wurde vom franzosischen Kulturministerium zum Kommandeur des Ordre des Arts et des Lettres ernannt 11 2011 folgte ihre Ernennung zum Kommandeur des Ordre du Merite culturel von Monaco 12 Sonstiges BearbeitenIm Oktober 2017 warf Badinter Frankreichs Medien und Politik vor sie wurden den in den Banlieues grassierenden islamischen Antisemitismus totschweigen Im Nachrichtenmagazin L Express erschien ein Aufruf von Badinter 13 dessen Ubersetzung in dem deutschen Magazin Emma veroffentlicht wurde 14 Werke auf Deutsch BearbeitenDie Mutterliebe Die Geschichte eines Gefuhls vom 17 Jahrhundert bis heute Piper Munchen 1981 ISBN 3 492 11491 1 Emilie Emilie Weiblicher Lebensentwurf im 18 Jahrhundert Piper Munchen 1984 ISBN 3 492 02865 9 Ich bin Du Die neue Beziehung zwischen Mann und Frau oder Die androgyne Revolution Piper Munchen 1987 Beltz Weinheim 2001 ISBN 3 407 22088 X XY Die Identitat des Mannes Seine Natur seine Seele seine Rolle Piper Munchen 1993 ISBN 3 492 22337 0 Die Wiederentdeckung der Gleichheit Schwache Frauen gefahrliche Manner und andere feministische Irrtumer Ullstein Munchen 2004 ISBN 3 548 36767 4 Der Infant von Parma oder die Ohnmacht der Erziehung Ubers Thomas Schulz C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60093 7 Der Konflikt Die Frau und die Mutter Ubers Ursula Heldt Stephanie Singh C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60801 8 Maria Theresia Die Macht der Frau Ubers Horst Bruhmann Petra Willim Zsolnay Munchen 2017 ISBN 978 3 552 05822 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Elisabeth Badinter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Interview mit Elisabeth Badinter L Express Juni 2020 franzosisch Rezension von Badinters Fausse Route franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Elisabeth Badinter et sa famille 1 a b Paula E Hyman Elisabeth Badinter In Jewish Women s Archives deutsch Die Wiederentdeckung der Gleichheit Schwache Frauen gefahrliche Manner und andere feministische Irrtumer 2004 Die Mutterliebe Die Geschichte eines Gefuhls vom 17 Jahrhundert bis heute Piper Munchen 1981 Elisabeth Badinter Emilie Emilie ou l ambition feminine au xviiie siecle 1984 deutsch Emilie Emilie Weiblicher Lebensentwurf im 18 Jahrhundert Piper 1984 Elfi Hartenstein Ursprung Weib Elisabeth Badinter XY Die Identitat des Mannes Spiegel Special 5 1993 offline Ich bin Du Die neue Beziehung zwischen Mann und Frau oder Die androgyne Revolution Piper 1988 Rezensionsnotiz Perlentaucher Rezension von Margret Nitsche querelles net Elisabeth Badinter Die Wiederentdeckung der Gleichheit Schwache Frauen gefahrliche Manner und andere feministische Irrtumer 2004 Ministere de la Culture Nomination ou promotion dans l ordre des Arts et des Lettres Cinquantenaire Archiviert vom Original am 28 Oktober 2021 abgerufen am 5 Dezember 2021 franzosisch Legimonaco N 8044 du VENDREDI 25 NOVEMBRE 2011 Ordonnance Souveraine n 3 540 du 18 novembre 2011 portant promotions ou nominat Abgerufen am 5 Dezember 2021 franzosisch FAZ net 19 Oktober 2017 Jurg Altwegg Die Tater machen es wie die Nazis Elisabeth Badinter Darum schweigen alle In Emma vom 25 Oktober 2017 Normdaten Person GND 115366539 lobid OGND AKS LCCN n79014558 VIAF 108796454 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Badinter ElisabethALTERNATIVNAMEN Badinter ElisabethKURZBESCHREIBUNG franzosische PhilosophinGEBURTSDATUM 5 Marz 1944GEBURTSORT Boulogne Billancourt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabeth Badinter amp oldid 234670599