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Robert Badinter 30 Marz 1928 in Paris ist ein franzosischer Politiker Parti socialiste Juraprofessor Anwalt und Autor Im Jahr seines Amtsantritts als Justizminister 1981 setzte er die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich durch Robert Badinter am 3 Februar 2007 auf einer Demonstration gegen die Todesstrafe in Paris Er ist in zweiter Ehe mit der Philosophin Elisabeth Badinter verheiratet und hat drei Kinder Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Abschaffung der Todesstrafe 3 Politische Karriere 4 Mitgliedschaften 5 Bibliografie 6 Biografie 7 Weblinks 8 QuellenLeben BearbeitenDie Familie seiner Mutter Shiffra genannt Charlotte Rosenberg emigrierte in Folge der Pogrome im zaristischen Russland 1903 nach Frankreich Sein Vater Samuel genannt Simon wurde 1895 in Bessarabien geboren und wanderte 1919 nach Frankreich aus 1 Er studierte ab 1920 an der Universitat Nancy angewandte Wirtschaftswissenschaften und grundete nach seinem Studienabschluss einen Kurschnerei Grosshandel in Paris Charlotte und Simon heirateten am 7 Juni 1923 in Fontenay sous Bois im Januar 1928 nahmen beide die franzosische Staatsburgerschaft an 1 Badinters Familie wohnte vor der Besetzung Frankreichs in Paris und floh zunachst nach Nantes spater nach Lyon Am 9 Februar 1943 wurde Simon Badinter bei einer von Klaus Barbie angeordneten Razzia in Lyon festgenommen und im Vernichtungslager Sobibor ermordet 2 3 Badinter der selbst einer Verhaftung nur knapp entging fand mit seiner Mutter und seinem alteren Bruder bis zur Befreiung 1944 im Dorf Cognin in Savoyen Unterschlupf Dank gefalschter Personalpapiere und der Verschwiegenheit der Dorfbewohner konnte er dort weiterhin das Gymnasium besuchen 4 Nach seinem Literatur und Jurastudium an der Pariser Universitat das er mit der Licence abschloss erhielt er 1948 ein staatliches Stipendium und beendete sein Studium an der renommierten Columbia University in New York 1949 mit einem Master of Arts Seit 1951 ist er in Paris als Anwalt zugelassen 1954 promoviert zu einem Thema amerikanischen Rechts an der juristischen Fakultat in Paris 5 In der von ihm 1965 mitgegrundeten Anwaltssozietat Badinter Bredin und Partner war er bis zu seiner Ernennung zum Justizminister 1981 tatig 1966 wurde er zum Professor berufen und lehrte in Dijon Besancon Amiens und schliesslich ab dem Jahre 1974 an der Sorbonne seit 1994 als Emeritus 6 Die seit 1957 bestehende Ehe mit der Schauspielerin Anne Vernon wurde 1965 einvernehmlich geschieden 7 1966 heiratete er die Philosophieprofessorin Elisabeth Badinter Tochter des Grunders der grossen Werbeagentur Publicis Marcel Bleustein Blanchet mit der er drei Kinder hat 8 Abschaffung der Todesstrafe BearbeitenIm Juni 1972 unterlag Badinter als Verteidiger vor Gericht und wurde Zeuge der Guillotinierung seines Klienten Roger Bontems der gemeinsam mit seinem Komplizen Claude Buffet wegen Beihilfe zum Mord an zwei Geiseln anlasslich eines Ausbruchsversuches aus dem Gefangnis von Clairvaux zum Tode verurteilt wurde Badinter wurde dadurch von einem Kritiker zu einem vehementen Gegner der Todesstrafe 1973 verarbeitet er diese Erfahrung in seinem ersten Buch L Execution Von nun an verteidigte er oft erfolgreich Angeklagte denen die Todesstrafe drohte und erhielt deshalb den Spitznamen Monsieur Abolition Durch ein denkwurdiges Pladoyer gegen die Todesstrafe erwirkte er im Juni 1977 gegen den offentlichen Druck die Abwendung der Todesstrafe fur den Kindesmorder Patrick Henri der zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde 9 Francois Mitterrand versprach im Wahlkampf 1981 die Abschaffung der Todesstrafe und machte nach seinem Wahlsieg Badinter der ihn bereits bei seiner ersten Prasidentschaftskampagne 1974 unterstutzt hatte zum Justizminister Wenige Monate nach seiner Ernennung gewann er am 18 September 1981 mit einer engagierten Rede vor der Nationalversammlung eine Dreiviertelmehrheit fur die Abschaffung der Todesstrafe Utiliser contre les terroristes la peine de mort c est pour une democratie faire sienne les valeurs de ces derniers Eine Demokratie die gegen Terroristen die Todesstrafe vollstreckt macht sich die Werte Letzterer zu Eigen Robert Badinter Rede vor der Assemblee Nationale 10 Neben den Sozialisten stimmten auch Abgeordnete der Opposition darunter Jacques Chirac und Philippe Seguin fur seine Gesetzesvorlage die vom Senat am 30 September 1981 bestatigt wurde Am 17 Februar 1986 ratifizierte Frankreich zudem das sechste Zusatzprotokoll zur Europaischen Menschenrechtskonvention das die Verhangung der Todesstrafe in Friedenszeiten verbietet Auf eine aussergewohnliche Probe gestellt wurde Badinters entschiedene Absage an die Todesstrafe 1983 durch den Prozess gegen Klaus Barbie der 1943 in Lyon den Befehl zur Deportation von Badinters Vater Simon unterzeichnet hatte Simon Badinter als junger russisch judischer Student nach Paris emigriert war in den Osten verschleppt worden und im Vernichtungslager Sobibor ermordet worden Robert entging nur knapp dem gleichen Schicksal Vierzig Jahre spater hielt sein Sohn in seinem Pariser Amtszimmer die Deportationsorder mit Barbies Unterschrift in Handen und fand sich in seinem Beschluss bestatigt dem Tater ein uber jeden Zweifel erhabenes rechtsstaatliches Verfahren angedeihen zu lassen 11 Am 19 Februar 2007 wurde das Verbot der Todesstrafe auf Badinters Initiative hin in die franzosische Verfassung aufgenommen Die im Kongress versammelten Abgeordneten von Nationalversammlung und Senat beschlossen die Anderung mit 828 zu 26 Stimmen Nun heisst es im Artikel 66 1 Niemand darf zum Tode verurteilt werden 12 Diese Verfassungsanderung ermoglichte es am 10 Oktober 2007 das 13 Zusatzprotokoll zur Europaischen Menschenrechtskonvention zu ratifizieren das die Todesstrafe ausnahmslos also auch zu Kriegszeiten verbietet 13 Badinter ist nach wie vor ein engagierter Gegner der Todesstrafe und tritt international fur deren Abschaffung ein Politische Karriere BearbeitenVom 23 Juni 1981 bis zum 18 Februar 1986 war Robert Badinter Justizminister Wahrend seiner Amtszeit wurde die Cour de surete de l Etat ein Sondergericht fur staatsgefahrdende Straftater und Militargerichte zu Friedenszeiten abgeschafft Weitere Reformen der Justiz im Sinne der Gleichheit vor dem Gesetz und der burgerlichen Freiheiten folgten Burger konnen sich unmittelbar an den Europaischen Gerichtshof fur Menschenrechte wenden Homosexuelle diskriminierende Gesetze des Vichy Regimes wurden abgeschafft die Rechte der Opfer von Verkehrsunfallen gestarkt und nicht freiheitsentziehende Ersatzstrafen ermoglicht Im Marz 1986 wurde er von Francois Mitterrand zum Prasidenten des Verfassungsrats Conseil Constitutionel ernannt und bekleidete diese Funktion bis Marz 1995 Seine politischen Bemuhungen zielten darauf ab diesen Rat zu einem Verfassungsgericht auszubauen 1993 sorgte der in mehreren Paragraphen als nicht verfassungskonform abgelehnte stark restriktive Gesetzentwurf zum Einwanderungs und Asylrecht loi Pasqua des rechtskonservativen Innenministers Charles Pasqua fur eine offentliche Kontroverse 14 Vom 24 September 1995 an war er Senator fur das unmittelbar an Paris grenzende Departement Hauts de Seine Er wurde 2004 wiedergewahlt sein Mandat endete mit dieser Wahlperiode am 30 September 2011 nachdem er nicht erneut kandidiert hatte 15 Er wirkte beratend an der neuen Verfassung Rumaniens mit die 1991 in Kraft trat und in vielen Punkten von der Verfassung Frankreichs inspiriert ist 16 Am 27 August 1991 wurde er zum Prasidenten der von der Europaischen Gemeinschaft eingesetzten Badinter Kommission ernannt einer Schiedskommission zur Klarung juristischer Fragen im Zusammenhang mit den Konflikten um die Nachfolgestaaten Jugoslawiens Die sudfranzosische Stadt Perigueux benannte am 25 September 2009 die Esplanade du Theatre in seiner Anwesenheit in Esplanade Robert Badinter um 2003 verlieh ihm die Universitat Zagreb die Ehrendoktorwurde 17 2009 die Universitat Neuchatel Neuenburg und 2010 die staatliche Universitat Moldawien 18 Mitgliedschaften Bearbeiten2006 American Academy of Arts and Sciences 19 2009 American Philosophical Society 20 Bibliografie BearbeitenL Execution 1973 Prozessbericht in der Mordsache Claude Buffet und Roger Bontems Condorcet 1743 1794 1988 mit Elisabeth Badinter Une autre justice 1989 Libres et egaux L emancipation des Juifs 1789 1791 1989 La prison republicaine 1871 1914 1992 C 3 3 Oscar Wilde ou l injustice 1995 Un antisemitisme ordinaire 1997 L Abolition 2000 uber seinen Kampf fur die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich Die englische Ubersetzung erschien 2008 bei Northeastern University Press Boston und tragt den Titel Abolition One Man s Battle Against the Death Penalty ISBN 978 1 55553 692 3 Une constitution europeenne 2002 Die deutsche Ubersetzung erschien 2013 bei Carl Heymanns Verlag unter dem Titel Robert Badinter eine Verfassung fur Europa anlasslich der Verleihung des Carl Heymann Preises Le role du juge dans la societe moderne 2003 Le plus grand bien 2004 anlasslich des 200 Jahrestags des Code civil Contre la peine de mort 2006 Les Epines et les Roses Editions Fayard Paris 2011 Autobiographie Rezension Alexandra Kemmerer Auch der Schreibtischmorder meines Vaters hat Anspruch auf ein ordentliches Verfahren In Frankfurter Allgemeine Zeitung 28 Juni 2011 147 S 32 Le travail et la loi zusammen mit Antoine Lyon Caen Editions Fayard Paris 2015 ISBN 978 2 213 68689 9 Opernlibretto Claude nach Victor Hugo Claude Gueux Komposition Thierry Escaich Urauffuhrung Marz 2013 Opera de Lyon Biografie BearbeitenPaul Cassia Robert Badinter Un juriste en politique Editions Fayard Paris 2009 ISBN 978 2 213 65139 2 Rezension Alexandra Kemmerer Wenn es sein muss schreibt er seinen eigenen europaischen Verfassungsentwurf In Frankfurter Allgemeine Zeitung 2 Januar 2010 Nr 1 S 32 Pauline Dreyfus Robert Badinter ou l epreuve de la justice Editions du Toucan Boulogne 2009 ISBN 978 2 8100 0312 9 La peine de mort Robert Badinter Vier CDs inklusiv Ausschnitten aus der historischen Debatte zur Abschaffung der Todesstrafe vor der Nationalversammlung editions Fremeaux amp Associes 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Robert Badinter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Robert Badinter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Robert Badinter im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Robert Badinters Blog 2011 2012 Archiv von 2 Badinter auf einer Webseite mit bekannten franzosischen Anwalten Archiv von 3 Robert Badinter kampfte sein Leben lang gegen die Todesstrafe Damit rettete er auch den Naziverbrecher Klaus Barbie vor der Guillotine den Morder seines Vaters Interview mit NZZ Quellen Bearbeiten a b Doan Bui und Isabelle Monnin Ils sont devenus francais Dans le secret des archives Jean Claude Lattes Paris 2010 ISBN 978 2 7096 3552 3 S 81 ff franzosisch Ils sont devenus francais Dans le secret des archives Samuel Badinter est ne a Bessarabie une province de l Empire russe en 1895 La region est surnommee le Yiddishland les Juifs ne peuvent la quitter qu avec autorisation Il a quitte son pays en 1919 a vingt six ans Christophe Boltanski Faurisson negationniste impenitent face a Badinter In Liberation 13 Marz 2007 abgerufen am 17 Mai 2021 franzosisch Lyon Commemoration de la rafle de la rue Sainte Catherine francetvinfo fr 10 Februar 2013 abgerufen am 17 Mai 2021 franzosisch Baudouin Eschapasse Les Savoyards m ont sauve la vie in Le Point 27 September 2012 Katalogeintrag der Doktorarbeit Les conflits de lois en matiere de responsabilite civile dans le droit des Etats Unis franz in Catalogue du Systeme Universitaire de Documentation Biographie bei den Vereinten Nationen eng Yvan Foucart Anne Vernon L elegance A touch of France lesgensducinema com 2 April 2009 Justine Francioli Robert Badinter biographie d un modele republicain nonfiction fr 13 Oktober 2009 Lebenslauf in Badinters Blog franz Robert Badinter J ai l honneur de demander a l assemblee nationale l abolition de la peine de mort Journal Officiel de la Republique Francaise 18 September 1981 ISSN 0429 3088 S 1141 franzosisch Alexandra Kemmerer Auch der Schreibtischmorder meines Vaters hat Anspruch auf ein ordentliches Verfahren In Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr 147 28 Juni 2011 S 32 Loi constitutionnelle sur l abolition de la peine de mort franz Liste der Unterzeichnerstaaten beim Europarat Paul Cassia Il est temps de faire du Conseil constitutionnel une veritable juridiction in Le Monde 15 Marz 2010 Kurz Biographie beim Senat franz Bericht uber die Entwicklung der Verfassung Rumaniens auf senat fr franz Robert Badinter Ehrendoktor Memento vom 24 Mai 2010 im Internet Archive Internetprasenz der kroatischen Botschaft in Frankreich 17 April 2003 Robert Badinter Ehrendoktor Internetprasenz der franzosischen Botschaft in Moldawien April 2010 Archiv 1 Book of Members 1780 present Chapter B PDF 1 2 MB In amacad org American Academy of Arts and Sciences abgerufen am 15 April 2018 englisch Member History Robert Badinter American Philosophical Society abgerufen am 15 April 2018 englisch mit Kurzbiographie Justizminister der Funften Franzosischen Republik Michel Debre Edmond Michelet Bernard Chenot Jean Foyer Louis Joxe Rene Capitant Jean Marcel Jeanneney Rene Pleven Pierre Messmer Jean Taittinger Jean Lecanuet Olivier Guichard Alain Peyrefitte Maurice Faure Robert Badinter Michel Crepeau Albin Chalandon Pierre Arpaillange Henri Nallet Michel Vauzelle Pierre Mehaignerie Jacques Toubon Elisabeth Guigou Marylise Lebranchu Dominique Perben Pascal Clement Rachida Dati Michele Alliot Marie Michel Mercier Christiane Taubira Jean Jacques Urvoas Francois Bayrou Nicole Belloubet Eric Dupond Moretti Normdaten Person GND 120928639 lobid OGND AKS LCCN n84050895 NDL 00511835 VIAF 19673572 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Badinter RobertKURZBESCHREIBUNG franzosischer Politiker Jurist und AutorGEBURTSDATUM 30 Marz 1928GEBURTSORT Paris Abgerufen von https de wikipedia 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