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Claude ist eine Oper in einem Akt von Thierry Escaich Musik mit einem Libretto von Robert Badinter nach Victor Hugos Erzahlung Claude Gueux Wie die Vorlage ist auch die Oper ein eindringliches Pladoyer gegen die Todesstrafe Die Urauffuhrung fand am 27 Marz 2013 in der Opera National de Lyon statt OperndatenTitel ClaudeForm Oper in einem AktOriginalsprache FranzosischMusik Thierry EscaichLibretto Robert BadinterLiterarische Vorlage Victor Hugo Claude GueuxUrauffuhrung 27 Marz 2013Ort der Urauffuhrung Opera National de LyonSpieldauer ca 1 StundenOrt und Zeit der Handlung Das Gefangnis ClairvauxPersonenClaude Bariton Direktor Bariton Albin Countertenor Unternehmer Bariton Hauptgefangniswarter Bariton zwei Manner zwei Gefangniswarter Madchen Echo Stimme drei Gefangene Rechtsanwalt Staatsanwalt Prasident Mannerchor gemischter Chor Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Inhalt 2 Orchester 3 Werkgeschichte 4 Aufnahmen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer durch die Industrialisierung verarmte Arbeiter Claude Gueux wurde zu sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt weil er auf die Barrikaden gegangen war Im Gefangnis geht er eine homosexuelle Beziehung mit dem Haftling Albin ein Der Gefangnisdirektor schikaniert Claude und verlegt Albin in ein anderes Quartier Nachdem alles Flehen erfolglos bleibt totet der verzweifelte Claude den Direktor Er wird daraufhin zum Tod durch die Guillotine verurteilt Inhalt Bearbeiten Drei Manner erinnern sich an die Geschichte des Seidenwebers Claude Gueux Nachdem infolge der Industrialisierung die Lohne gesunken waren konnte er seine Familie nicht mehr ernahren Er ging mit seinen Kameraden auf die Barrikaden wurde verhaftet und in das Gefangnis Clairvaux eingeliefert Dort muss er sieben Jahre Zwangsarbeit leisten Die Gefangenen in Clairvaux leiden unter der harten Arbeit und der Kalte und werden vom sadistischen Gefangnisdirektor gequalt Der wegen eines Diebstahls verurteilte Albin ist zwar gebildet aber schwachlicher Natur Er wird deswegen von den anderen Gefangnisinsassen gepeinigt und vergewaltigt Als Claude daruber klagt dass er nie genug zu essen bekomme teilt Albin sein Brot mit ihm Die beiden freunden sich an Der Unternehmer fur den die Gefangenen schuften mussen beschwert sich beim Direktor daruber dass der Profit in letzter Zeit gesunken sei Er musse die Leute zu mehr Arbeit anhalten Die Gefangnisinsassen lauschen gebannt einem Lied das die zwolfjahrige Tochter des Aufsehers ausserhalb des Gefangnisses singt Claude empfindet diese Stimme wie alles andere an diesem Ort als verdorben Er beneidet den Aufseher darum sein Kind sehen zu durfen wahrend er selbst seit drei Monaten nichts mehr von seiner Familie gehort hat Als Analphabet kann er seiner Frau nicht einmal schreiben Albin verspricht die Briefe an seiner Stelle zu schreiben Zwischen den beiden entwickelt sich eine homosexuelle Beziehung Claude erfahrt vom Gefangnisdirektor und einem seiner Untergebenen dass seine Frau auf den Strich gehen muss um zu uberleben Seine Tochter werde diesem Beispiel bald folgen Der Direktor warnt Claude und Albin Die Gefangenen werden zur Arbeit angetrieben Claude bekommt besonders harte Arbeit zugewiesen Albin wird in ein anderes Quartier versetzt Er verzweifelt an der Trennung von seinem Freund und versucht zu fliehen Claude fleht den Direktor vergeblich an ihn und Albin wieder zusammenzubringen Claude Albin und die anderen Gefangenen leiden zutiefst an ihrem Schicksal Claude hungert wieder und der Direktor lasst ihn seinen Hass deutlich spuren Dennoch versucht Claude durchzuhalten Als er eines Tages von einem Mitgefangenen nach seinem Befinden gefragt wird entgegnet er dass er uber jemanden zu Gericht sitze und furchte dass diesem guten Direktor etwas zustossen konnte Der Direktor ignoriert weiterhin seine Bitten nach Albins Ruckkehr Stattdessen lasst er Claude in den Kerker werfen Erneut werden die Insassen zur Arbeit zusammengetrieben Der Hauptgefangniswarter berichtet dem Direktor uber die zunehmend gereizte Stimmung seit Claude im Kerker steckt Der Direktor lasst den Gefangenen die Rationen kurzen obwohl der Warter darauf hinweist dass sie wegen der gestiegenen Kantinenkosten schon jetzt zu wenig erhalten Nach zehn Tagen Einzelhaft wird Claude aus dem Kerker entlassen Er klagt den anderen Gefangenen die Grausamkeit des Direktors und informiert sie uber seinen Entschluss ihn zu toten selbst wenn es ihn das Leben koste Die Mitgefangenen unterstutzen ihn dabei Er solle den Direktor nur noch ein weiteres Mal um die Ruckkehr Albins bitten Wenn er sich weigere sei sein Tod nur gerecht Am nachsten Tag geht Claude zum Direktor um seinen Wunsch auszusprechen Als dieser erneut ablehnt ermordet er ihn Bei der Gerichtsverhandlung weist der Anwalt darauf hin dass Claude ein guter Ehemann Vater und Arbeiter gewesen sei Die Mitgefangenen bezeichnen ihn als Opfer des Schicksals Das Publikum jedoch halt ihn fur einen Verbrecher und Morder Claude selbst erklart wahrheitsgemass seine Beweggrunde Er wird zum Tode verurteilt Wahrend Claude auf seine Hinrichtung durch die Guillotine wartet sieht er in einer Vision eine Tanzerin laut Deutschlandfunk Rezension ein sterbender Ballettschwan der von einer rasenden Menschenmasse niedergedruckt wird um dann doch wieder aufzustehen und muhsame Flugelschlage zu wagen Ein Kommentator berichtet dass Claude vor der Vollstreckung so schwach war dass er erst gesundgepflegt werden musste Dann sei alles sehr schnell gegangen War die Maschinerie der Justiz einmal in Gang gesetzt wer hatte sie da noch aufhalten konnen Orchester BearbeitenDie Orchesterbesetzung der Oper enthalt die folgenden Instrumente 1 Holzblaser zwei Floten zwei Oboen zwei Klarinetten zwei Fagotte Blechblaser zwei Horner zwei Trompeten zwei Posaunen Pauken Schlagzeug zwei Spieler Klavier Akkordeon Orgel Harfe StreicherWerkgeschichte BearbeitenDie Oper Claude entstand 2013 im Auftrag der Opera National de Lyon Das Libretto stammt von dem ehemaligen franzosischen Justizminister Robert Badinter der 1981 die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich durchgesetzt und zudem die dortige gesetzliche Diskriminierung von Homosexuellen beendet hatte 2 Es basiert auf Victor Hugos 1834 erschienener Erzahlung Claude Gueux deutsch Vom Leben und Sterben des armen Mannes Gueux und den Gerichtsakten des historischen Falles auf den sich Hugo stutzte 3 Das Libretto unterscheidet sich in einigen Punkten von der Vorlage Der Grund fur die initiale Verurteilung Claudes ist hier nicht ein Mundraub sondern seine Teilnahme an einem bewaffneten Protest gegen die Verarmung der Arbeiter durch die Industrialisierung 4 Ausserdem wird hier der reale homosexuelle Hintergrund der Tat nicht verschwiegen Dennoch unterscheidet sich der Buhnencharakter Claude auch von der historischen Person Badinter gestaltete ihn als Rebellen gegen die soziale Ungerechtigkeit im Sinne der Helden von Camus 2 Die Urauffuhrung fand am 27 Marz 2013 im Rahmen eines Festivals mit dem Titel Justice Injustice statt Orchester Chor und Kinderchor der Opera de Lyon spielten unter der musikalischen Leitung von Jeremie Rhorer Die Inszenierung stammte von Olivier Py Dekoration und Kostume von Pierre Andre Weitz die Choreografie von Daniel Izzo und das Lichtdesign von Bertrand Killy Die Darsteller waren Jean Sebastien Bou Claude Jean Philippe Lafont Direktor Rodrigo Ferreira Albin Laurent Alvaro Unternehmer und Hauptgefangniswarter Remy Mathieu 1 Mann und 1 Gefangniswarter Philip Sheffield 2 Mann und 2 Gefangniswarter Loleh Pottier Madchen Anael Chevallier Echo Stimme Yannick Berne 1 Gefangener Paolo Stupenengo 2 Gefangener Jean Vendassi 3 Gefangener David Sanchez Serra Rechtsanwalt Didier Roussel Staatsanwalt und Brian Bruce Prasident Ausserdem wirkte die Tanzerin Laura Ruiz Tamayo mit 1 Ein Mitschnitt der Urauffuhrung wurde im Deutschlandradio Kultur ubertragen 5 Von der Kritik wurde das Werk gemischt aufgenommen Wahrend einige Kritiker es uneingeschrankt lobten zeigten sich andere enttauscht von Escaichs Opernerstling Der Urauffuhrungs Rezensent der Opernwelt fand die Oper im Vergleich zu Leos Janaceks thematisch verwandter Oper Aus einem Totenhaus weniger vielschichtig Badinters Text sei ein schwarzweiss ausgelegte s Manifest in dem die verletzlichen Opfer den kaltherzigen Tater n gegenubergestellt werden Die Musik des Organisten Escaich sei farbig suffig und aufwuhlend explosiv Sie klinge haufig wie improvisiert ganz in der Tradition komponierender franzosischer Organisten Einige Stellen erschienen ihm wie eine Neuorchestrierung von Alban Bergs Wozzeck durch Claude Debussy 2 Den Opernwelt Rezensenten der DVD Veroffentlichung erinnerte der Orchestersatz gelegentlich an Anton Bruckner aber auch an die Patterns der Minimal Music und die Improvisationskunst 6 Der Rezensent des Deutschlandfunk beschrieb das Libretto als konzis fein gewurzt mit scharf geschnittenen Einzelszenen Die Partitur sei hektisch flirrend und von schnellen quasi halbsolistischen Klavierlaufen und schrillen Orgelinterventionen etwas strukturiert Es gebe kunstvoll eingesetzte bose Floten schmutzige Jahrmarktsklange und einen zweigeteilten Chor 7 Der Rezensent der Neuen Musikzeitung fand die Oper uberraschend gelungen Die Musik sei duster expressiv zuweilen lautmalerisch agierend und uberaus ausdrucksreich Aufgrund der enorm intelligenten Musik sei aus dem Text kein politisch pathetischer Kitsch entstanden Die Kompositionstechnik Escaichs webt wie einst die Lyoner Seidenweber stets an einem Gebilde von komplexer Gleichzeitigkeit das aus vielen Komponenten und Faden erwachst Sie stelle zwar hohe Anforderungen an den Horer wirke aber nie unterkomplex 8 Der Rezensent der Neuen Zurcher Zeitung war wenig beeindruckt von der Auffuhrung Er fand die Musik rein illustrierend beilaufig und gesichtslos Durch die Anderungen anhand der Gerichtsakten sei ausserdem das gewaltige Pladoyer Hugos verfalscht worden wenngleich sie das Stuck naher an die Wirklichkeit ruckten und die dadurch entstehenden Scharfungen dem Theater dienten 9 Die Zeitschrift Gramophone bewertete die Oper in der DVD Rezension durchweg positiv Das Libretto aktualisiere und intensiviere Hugos Text und verdeutliche einiges darin nur Angedeutete Die Musik sei farbig und fesselnd Sie stehe in der Tradition von Bergs Wozzeck und Bernd Alois Zimmermanns Oper Die Soldaten Auch Messiaen und Dutilleux seien nicht weit und Escaich habe explizit Muster und Texturen aus Messiaens Turangalila Sinfonie ubernommen 4 Aufnahmen BearbeitenApril 2013 Jeremie Rhorer Dirigent Olivier Py Inszenierung Pierre Andre Weitz Dekoration und Kostume Daniel Izzo Choreografie Bertrand Killy Lichtdesign Orchester Chor und Kinderchor der Opera de Lyon Jean Sebastien Bou Claude Jean Philippe Lafont Direktor Rodrigo Ferreira Albin Laurent Alvaro Unternehmer und Hauptgefangniswarter Remy Mathieu 1 Mann und 1 Gefangniswarter Philip Sheffield 2 Mann und 2 Gefangniswarter Video der Urauffuhrungs Produktion Bel Air Classiques BAC118 DVD 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Claude Gueux Victor Hugos Erzahlung auch in englischer und russischer Ubersetzung franzosisch Flyer PDF der Opera National de Lyon Werkinformationen auf der Website des Komponisten Joachim Lange Festival Justice Injustice der Opera de Lyon Rezension im Online Musik MagazinEinzelnachweise Bearbeiten a b Werkinformationen am IRCAM abgerufen am 9 Dezember 2018 a b c Gerhard Persche Recht und Gerechtigkeit Rezension der Urauffuhrung In Opernwelt Mai 2013 S 22 Programminformationen des Fernsehsenders Arte vom 2 November 2015 abgerufen am 18 Dezember 2018 a b c Philip Kennicott DVD Rezension In Gramophone August 2015 abgerufen am 18 Dezember 2018 Pladoyer gegen die Todesstrafe Beitrag vom 27 April 2013 im Archiv von Deutschlandfunk Kultur abgerufen am 18 Dezember 2018 Albrecht Thiemann Explosiv Thierry Escaichs Claude aus der Opera de Lyon DVD Rezension In Opernwelt Juli 2015 S 22 Jorn Florian Fuchs Vom Knast ins Weltall Anruhrendes und Abgedrehtes beim Opernfestival Justice Injustice in Lyon In Deutschlandfunk 1 April 2013 abgerufen am 20 Dezember 2018 Hans Jurgen Linke Projektionsflachen einer utopischen Gerechtigkeit Rezension der Urauffuhrung In Neue Musikzeitung 5 2013 abgerufen am 20 Dezember 2018 Peter Hagmann Musiktheater hart an der Realitat Rezension der Urauffuhrung In Neue Zurcher Zeitung 2 April 2013 abgerufen am 20 Dezember 2018 Normdaten Werk GND 1074007018 lobid OGND AKS LCCN n2017021432 VIAF 305312647 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Claude Oper amp oldid 239914067