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Dieser Artikel befasst sich mit der ehemaligen Zitadelle Magdeburg als Teil der Festungsanlagen Zum von Friedensreich Hundertwasser entworfenen Gebaude in der Magdeburger Innenstadt siehe Grune Zitadelle von Magdeburg Die Zitadelle Magdeburg war ein zentraler Bestandteil der Festung Magdeburg Die Zitadelle befand sich auf einer Insel in der Elbe dem heutigen Stadtteil Werder Befestigung des Elbubergangs Magdeburg 1757 unten Osten die Turmschanze in der Mitte die Zitadelle oben Westen die StadtBlick vom Johannisberg uber das Neue Brucktor zur Zitadelle um 1880Blick von der Zitadelle uber die Elbe vor 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baugeschichte 1 2 Wasserbaumassnahmen 1 3 Kriegerische Auseinandersetzungen 1 4 Die Zitadelle als Gefangnis 1 5 Aufhebung der Festung 2 Heutige Situation 3 Liste von Gouverneuren und Kommandanten 3 1 Preussische Gouverneure der Zitadelle Magdeburg 3 2 Liste der Kommandanten 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten Nach den schweren Zerstorungen im Dreissigjahrigen Krieg verlor Magdeburg in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts seine Selbstandigkeit 1666 erfolgte die Stationierung einer brandenburgischen Garnison in der Stadt Der sich in Cleve aufhaltende brandenburgische Kurfurst befahl daraufhin am 12 Juni 1666 die beschadigten Festungswerke der Stadt wieder instand zu setzen Zugleich wurde die Frage nach dem moglichen Standort einer Zitadelle aufgeworfen Bereits am 23 Juni 1666 befahl der Kurfurst die Zitadelle auf der Elbseite der Stadt zu errichten Hintergrund hierzu war dass die dortigen Festungsanlagen entlang des Elbufers nur verhaltnismassig schwach ausgebaut waren Die Vernichtung der Stadt im Jahre 1631 war durch einen Angriff auf dieser Seite erfolgt Unabhangig hiervon durfte auch die brandenburgische Strategie fur einen Bau an dieser Stelle gesprochen haben Aus brandenburgischer Sicht war insbesondere die Sicherung des Elbubergangs erforderlich Magdeburg war die einzige Elbquerung zwischen Hamburg und Wittenberg Aus Westen kommende Truppen sollten an einer Querung der Elbe in brandenburgisches Kernland hinein gehindert werden Die Stadt Magdeburg war fur diesen Zweck notfalls verzichtbar Mit der Zitadelle direkt an der Elbquerung waren die brandenburgischen Truppen mit auch nur geringer Personalstarke in der Lage den Elbubergang zu halten Der tatsachliche Baubeginn der Zitadelle zog sich jedoch hin Erst am 18 Juli 1679 teilte Generalleutnant de Maestre mit dass er einen Riss verfertigt habe Am 4 Februar 1680 liess Obrist und Kommandant Schmied von Schmiedseck auf dem zukunftigen Baugelande Pfahle ausstecken Mit der Errichtung des Mauerwerks wurde 1683 begonnen die Fertigstellung erfolgte 1702 Der Bezug der Kasematten erfolgte erst einige Jahre spater da das Mauerwerk trocknen musste Die Bauleitung hatte Ingenieurhauptmann Heinrich Schmutze inne der auch das Magdeburger Rathaus und die Tore der Zitadelle entworfen hat nbsp Lageplan der Zitadelle aus dem Jahr 1883 Oben Westen die Elbe Unten Osten die ZollelbeNach Westen zur Stadt hin hatte die Zitadelle acht Meter hohe Mauern Nach Osten zur Turmschanze hatten die Mauern eine Hohe von funf Metern Sinn dieser geringeren Hohe war die damit gegebene Moglichkeit dass die ostliche Turmschanze im Falle einer feindlichen Ersturmung der Zitadelle das Innere der Zitadelle von ostlicher brandenburgischer Seite unter Feuer nehmen konnte Die Zitadelle verfugte uber grosse gewolbte Kasematten die durch Erdaufschuttungen vor feindlicher Artillerie geschutzt waren Wasserbaumassnahmen Bearbeiten Obwohl die Zitadelle auf einer Insel in der Elbe lag machten sich erhebliche Wasserbaumassnahmen erforderlich um standig tiefes Wasser im Umfeld der Zitadelle sicherzustellen 1736 wurde daher ostlich der Zitadelle ein Wehr angelegt welches Wasser aus der damaligen Grossen und Mittelelbe zwischen der Zitadelle und dem Holzstreckenwerder hindurch in die Stromelbe leitete Nur bei Hochwasser wurde noch Wasser in die Alte Elbe zwischen Holzstreckenwerder und Friedrichstadt geleitet Ein Uberfallwehr entstand an der stromaufwarts gelegenen Rothehornspitze Die damals die Hauptwassermassen fuhrende Mittelelbe wurde so abgesperrt und das Wasser ebenfalls in die bis dahin seichte Stromelbe gelenkt 1739 entstand oberhalb der Zitadelle noch eine Buhne in der Mittelelbe Infolge dieser Massnahmen versandete die Mittelelbe die heute nur noch als Gelandeabsenkung auf der so in der heutigen Form entstandenen Rotehorninsel zu erkennen ist Spater entstand sudlich der Zitadelle noch ein Schleusenkanal zwischen Stromelbe und Zollelbe Die heute an dieser Stelle befindliche Strasse tragt daher den Namen Schleusenstrasse nbsp Reste der Bastion Kronprinz der Zitadelle im Hintergrund ehemaliges OffizierswohnhausKriegerische Auseinandersetzungen Bearbeiten Die Magdeburger Zitadelle wurde wie die gesamte Festung Magdeburg nie aktiv in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelt Zwar lag sie an strategisch wichtiger Stelle die Grosse der Gesamtanlage hatte jedoch fur eine Ersturmung einen dermassen grossen Aufwand feindlicher Truppen und enorme Verluste bedeutet dass ein Angriff unterblieb Indirekt hatte sie daher eine Wirkung auf kriegerische Auseinandersetzungen Einzige Ausnahme blieb das Erscheinen napoleonischer Truppen vor Magdeburg im Jahr 1806 In der Festung befanden sich 23 000 Mann preussischer Truppen und 800 Offiziere Vor der Festung waren lediglich 7000 franzosische Soldaten erschienen Trotzdem ubergab der Kommandant der Festung von Kleist die Festung kampflos Preussen hatte zuvor bei Jena und Auerstedt schwere militarische Niederlagen erlitten Im Jahre 1814 fand auch der Abzug der Franzosen kampflos statt Aufgrund der zu erwartenden schweren Verluste hatten Preussen und seine Verbundeten davon abgesehen die Festung anzugreifen Die franzosische Festungsbesatzung ergab sich erst als Paris bereits gefallen war und konnte noch einen freien Abzug nach Frankreich aushandeln Die Zitadelle als Gefangnis Bearbeiten nbsp Vom Gefangenen Polikarp Guminski 1849 angefertigtes Bild von gefangenen polnischen Offizieren in der ZitadelleDie Zitadelle Magdeburg entwickelte sich zu einem wichtigen und gefurchteten Gefangnis in Preussen So wurden Straftater zu schweren Erd und Steinbrucharbeiten in der Festung herangezogen Die extrem harten Arbeitsbedingungen die mangelhafte Ernahrung und die schlechten hygienischen Zustande fuhrten zu einer sehr hohen Sterblichkeitsrate unter den Gefangenen Gefangene wurden vor Arbeitskarren gespannt und lebten auf engem Raum in dunklen Kasematten auf selten gewechseltem Stroh Auch der Vollzug der von Gerichten verhangten Strafen wie Auspeitschungen die Setzung von Brandzeichen Erschiessungen Strangulationen und Vierteilungen fanden in der Zitadelle statt In der Zitadelle verbussten jedoch auch hoher gestellte Personen Haftstrafen wobei zum Teil erheblich gunstigere Haftbedingungen bestanden und zum Teil Diener mitgebracht werden konnten nbsp Werner Siemens als Seconde Lieutenant der preussischen Artillerie 1842Bekannter Insasse war Werner Siemens Siemens war 1840 wegen der verbotenen Beteiligung als Sekundant an einem Duell Gefangener auf der Zitadelle Ihm gelang wahrend der Haft die galvanische Vergoldung und Versilberung von Metallen Als er bereits nach einem Monat begnadigt wurde erbat er eine Haftverlangerung um seine Studien fortsetzen zu konnen Friedrich von der Trenck wurde 1754 auf der Zitadelle inhaftiert Trenck versuchte einen unterirdischen Stollen zu graben um so zu fliehen Er wurde daraufhin in das ebenfalls zur Festung Magdeburg gehorende Fort Berge verlegt Im Jahre 1788 erwirkte der Magdeburger Domherr Graf Friedrich Wilhelm von Wartensleben bei Friedrich Wilhelm II fur seinen Sohn Hermann lebenslange Verwahrung in der Zitadelle Der Sohn hatte gegen den Willen seines Vaters 1786 die aus Halle Saale stammende Handwerkstochter Johanna Rosina Hartung geheiratet und mit ihr auch bereits zwei Kinder Nach 20 Monaten gelangte der junge Familienvater aufgrund einer mutterlichen Erbschaft gegen den Widerstand des Vaters in Freiheit Weitere bekannte Haftlinge waren der Revolutionar Gustav Adolph Schloffel 1848 fur sechs Monate von 1823 bis 1829 der Demokrat Dietrich Wilhelm Landfermann der Dichter Fritz Reuter der Priester Eduard Michelis der polnische Marshall Jozef Pilsudski Gerhard Cornelius Walrave einer der Erbauer der Festung Magdeburg der Maler Polikarp Guminski der Revolutionar Gustav Rawald und der Offizier Armand von Ardenne Haufig diente die Zitadelle auch als Kriegsgefangenenlager So wurden 286 Schweden die 1715 bei Stralsund in preussische Hande gefallen waren hier interniert Wahrend des Siebenjahrigen Kriegs waren Osterreicher Franzosen und Russen auf der Zitadelle gefangen Der spatere Unternehmer und Erfinder Hermann Gruson wurde am 13 Marz 1821 als Sohn des Premierleutnants Louis Abraham Gruson in der Magdeburger Zitadelle geboren Aufhebung der Festung Bearbeiten nbsp Abrissarbeiten in den 1920er JahrenMit der sich verandernden Waffentechnik verloren die Festung Magdeburg und auch die Zitadelle spatestens Ende des 19 Jahrhunderts ihre militarische Bedeutung Es erfolgte 1912 die endgultige Aufhebung der Festung Nachdem sich die Stadt Magdeburg langer um den Erwerb der Grundstucke bemuht hatte riss sie nach erfolgter Ubertragung dann von 1922 bis 1927 die Zitadelle weitgehend nieder Der Schutt wurde zur Auffullung der in Cracau gerade neu zu errichtenden Strassenzuge verwandt nbsp Ehemaliges Offizierswohnhaus als letztes Gebaude der ZitadelleHeutige Situation BearbeitenAuf dem ehemaligen Gelande der Zitadelle befindet sich heute ein Veranstaltungsplatz der von gastierenden Zirkus Unternehmen und fur Volksfeste genutzt wird Die auf das Gelande fuhrende Strasse tragt noch heute den Namen Zitadelle An der Nordseite des Gelandes befindet sich noch das aus Backstein errichtete ehemalige Offizierswohnhaus Auch eine dort befindliche Kleingartenanlage tragt den Namen Zitadelle Liste von Gouverneuren und Kommandanten BearbeitenPreussische Gouverneure der Zitadelle Magdeburg Bearbeiten 1675 August Herzog von Holstein Plon General Feldzeugmeister 1681 Ernst Gottlieb von Borstel Generalmajor zuvor Kommandant und Gouverneur von Stettin 1687 Ernst Carl Graf von Schomberg Generalmajor 1691 Ludecke Ernst von Schoning Generalmajor 1692 Wilhelm von Brandt Generalmajor zuvor Gouverneur von Pillau 1689 1691 und spater von Kustrin 1701 1701 Leopold Furst zu Anhalt Dessau Generalfeldmarschall 1747 Leopold Maximilian Furst zu Anhalt Dessau spater Gouverneur von Kustrin 1755 Ferdinand Herzog zu Braunschweig Generalfeldmarschall 1759 Ferdinand Erbprinz zu Hessen Kassel General der Infanterie Vice Gouverneur 1766 Friedrich Christoph von Saldern Generalleutnant 1785 Christian August von Lengefeld Generalleutnant 1789 Ludwig Karl von Kalckstein Generalfeldmarschall 1800 Franz Kasimir von Kleist General der InfanterieListe der Kommandanten Bearbeiten 1666 Johann Schmidt von Schmidtseck Oberst 1675 Wolf Friedrich von Bomsdorf Oberst geschaftsfuhrend 1 1675 Isaak du Plessis Gouret Oberst 1681 Ernst Gottlieb von Borstel Oberst spater Gouverneur 1682 Sigismund von Lichtenhain Oberst 1687 Adam von Krusemark Oberst 1688 Bernhard de Huet Generalmajor zuvor Kommandant der Festung Minden 1698 Johann Heinrich von Borstel Generalleutnant 1711 Ulrich Christoph von Stille Generalleutnant 1723 Jakob von Bechefer Generalleutnant 1731 Christoph Heinrich von der Goltz Generalleutnant 1739 David Jurgen von Graevenitz Generalleutnant spater Gouverneur von Kustrin 1747 Anselm Christoph von Bonin Generalleutnant 1755 Franz Andreas von Borcke Generalleutnant 1759 Johann Nikolaus von Reichmann Oberst Vice Kommandant ab 1763 wirklicher Kommandant 1782 Otto Kasimir von Meerscheidt genannt Hullessem Generalmajor 1798 Otto Ludwig von Wobeser Generalmajor 1805 Jakob Ludwig du Trossel Oberst 1815 Karl Friedrich von Hirschfeld Generalleutnant 1815 Heinrich Wilhelm von Horn Generalleutnant Erster Kommandant spater Kommandant von Kolberg 1816 Wilhelm von Beckendorff Oberst Zweiter Kommandant 1820 Karl Friedrich Ludwig von Lobenthal Generalmajor Erster Kommandant 1821 Carl Adolph von Carlowitz Generalleutnant Erster Kommandant ab 1829 Gouverneur von Breslau 1824 Gustav Graf von Hacke Generalleutnant Erster Kommandant spater Gouverneur von Breslau Literatur Bearbeitenvon Zedlitz Die Staatskrafte der preussischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III Band 3 Der Militairstaat Maurer Berlin 1830 Digitalisat Erich Wolfrom Die Baugeschichte der Stadt und Festung Magdeburg Magdeburger Kultur und Wirtschaftsleben Nr 10 ZDB ID 545106 1 Stadt Magdeburg Der Oberburgermeister Magdeburg 1936 Helmut Asmus 1200 Jahre Magdeburg Von der Kaiserpfalz zur Landeshauptstadt Eine Stadtgeschichte Band 2 Die Jahre 1631 bis 1848 Scriptum Halberstadt 2002 ISBN 3 933046 16 5 Sabine Ulrich Magdeburger Kasernen Landeshauptstadt Magdeburg Bd 81 ZDB ID 1222115 6 Stadt Magdeburg Buro fur Offentlichkeitsarbeit und Protokoll Magdeburg 2002 Bernhard Mai Christiane Mai Festung Magdeburg Verlag Janos Stekovics Dossel 2006 ISBN 3 89923 098 1 Einzelnachweise Bearbeiten Dietrich Mevius Wolf Friedrich von Bomsdorff Der Exekutor In Amtsblatt Locknitz Penkun Nr 04 2011 S 17 18 52 12711 11 64448 Koordinaten 52 7 37 6 N 11 38 40 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zitadelle Magdeburg amp oldid 237785143