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Der Zentralausschuss der SPD wurde im Juni 1945 in Berlin gegrundet dem klassischen Sitz des Parteivorstands der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Er war von der sowjetischen Besatzungsmacht als provisorischer Vorstand der SPD anerkannt und betrieb von Anfang an die Vereinigung der SPD mit der KPD unter dem Motto Einheit der Arbeiterklasse womit er seinen Gesamtvertretungsanspruch fur Deutschland fruh verlor und auf die Sowjetische Besatzungszone beschrankt blieb Er bestand bis zur Zwangsvereinigung von SPD und KPD im April 1946 Berlin Behrenstrasse 36 39 Die ehemalige Geschaftszentrale der Dresdner Bank war 1945 bis 1946 Sitz des Zentralausschusses der SPD Foto 1926 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung des Zentralausschusses 1 2 Anspruch auf die Fuhrung der gesamtdeutschen SPD 1 3 Weg zur Einheitspartei 1 4 Ablehnung der Vereinigung 1 5 Vereinigungsparteitag 2 Personen 2 1 Vorstand des Zentralausschusses 2 2 Mitglieder des Zentralausschusses 2 3 Hauptsekretare des Zentralausschusses 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung des Zentralausschusses Bearbeiten In Berlin fanden sich am 11 Juni 1945 vierzehn Sozialdemokraten zur Konstituierung eines provisorischen Zentralausschusses der SPD zusammen 1 Es wurde festgelegt einen Aufruf der SPD an das deutsche Volk zu erarbeiten Dies geschah unter dem Eindruck des am 10 Juni durch die Sowjetische Militaradministration in Deutschland SMAD erlassenen Befehl Nr 2 der die Bildung antifaschistischer demokratischer Parteien und Gewerkschaften in der Sowjetischen Besatzungszone erlaubte und der Tatsache dass die Kommunistische Partei Deutschlands KPD bereits am darauf folgenden Tag mit dem kurz zuvor in Moskau ausgearbeiteten 2 Aufruf der Kommunistischen Partei Deutschlands an die Offentlichkeit getreten war Am 15 Juni folgte der Aufruf des Zentralausschusses der SPD der von Erich Gniffke Otto Grotewohl Gustav Dahrendorf Karl Kleikamp und anderen veroffentlicht wurde In einigen Fragen ging der Zentralausschuss damit uber die von den Kommunisten zu diesem Zeitpunkt propagierten Ziele hinaus So forderte man im Unterschied zur KPD den Sozialismus in Wirtschaft und Gesellschaft und die organisatorische Einheit der deutschen Arbeiterklasse 3 Die erste vom Zentralausschuss der SPD einberufene Funktionarsversammlung fand am 17 Juni im Deutschen Hof in der Luckauer Strasse in Berlin Kreuzberg statt Die etwa 1 500 Teilnehmer stimmten dem Aufruf vom 15 Juni zu und bestatigten die Zusammensetzung des Zentralausschusses Zu gleichberechtigten Vorsitzenden wurden Max Fechner Erich Gniffke und Otto Grotewohl gewahlt Am 7 Juli erschien die erste Ausgabe der Zeitung Das Volk als Organ des Zentralausschusses der SPD Bis zum November 1945 wurde der Zentralausschuss um vier Mitglieder und neun Hauptsekretare erweitert Anspruch auf die Fuhrung der gesamtdeutschen SPD Bearbeiten Unter den Teilnehmern der Funktionarsversammlung vom 17 Juni befanden sich auch etwa 300 die nicht aus Berlin oder Brandenburg sondern aus anderen Teilen Deutschlands kamen Daraus leitete der Zentralausschuss unter anderem seinen Anspruch ab fur alle deutschen Sozialdemokraten zu sprechen Ausserdem berief man sich darauf dass der Parteivorstand der SPD im Jahr 1933 eine illegale Reichsleitung konstituiert hatte welche den Zusammenhalt der Partei in der Illegalitat gewahrleisten sollte Mit Max Fechner 4 und Richard Weimann gehorten zwei Uberlebende dieses Kreises dem Zentralausschuss an Dies wurde ebenfalls als Legitimation des Fuhrungsanspruchs des Zentralausschusses angesehen 5 Ein formelles Mandat oder stichhaltige Argumente fur alle deutschen Sozialdemokraten zu sprechen hatte aber weder der Zentralausschuss in der Sowjetischen Besatzungszone noch Kurt Schumacher der zur gleichen Zeit vom britisch besetzten Hannover aus die Wiedergrundung der SPD in den westlichen Besatzungszonen betrieb nbsp Gedenktafel zur Erinnerung an die Wennigser KonferenzVom 5 bis 7 Oktober 1945 fand in Wennigsen bei Hannover eine Konferenz statt bei der Sozialdemokraten aus allen Teilen Deutschlands sowie Mitglieder des Londoner Exilvorstandes Fritz Heine Erich Ollenhauer und Erwin Schoettle zusammenkamen um unter der Fuhrung Schumachers die SPD fur die Westzonen neu zu grunden Die Vertreter des Zentralausschusses Dahrendorf Fechner und Grotewohl nahmen als Gaste teil Schumacher der eine Zusammenarbeit mit der KPD strikt ablehnte setzte sich auf der Konferenz mit seiner Meinung durch dass die Zustandigkeit des Zentralausschusses sich nur auf die Sowjetische Besatzungszone beschranken sollte da bis zu einer Entscheidung durch einen Reichsparteitag kein Fuhrungsgremium fur ganz Deutschland sprechen durfte Weg zur Einheitspartei Bearbeiten In Berlin trafen sich am 4 und 5 Dezember die Mitglieder des Zentralausschusses mit verantwortlichen Funktionaren der Parteiorganisationen aus den Landern der sowjetischen Besatzungszone Bis zur Wahl ordentlicher Leitungsorgane durch einen Parteitag sollte dieses Gremium alle wichtigen die Gesamtpartei betreffenden Angelegenheiten entscheiden Zu den leitenden Sozialdemokraten in den westlichen Besatzungszonen sollte Verbindung aufgenommen werden um sie zur Mitarbeit in diesem Gremium zu bewegen Damit verzichtete der Zentralausschuss auf seinen bisherigen Anspruch einer reichsweiten Fuhrung 6 Jeweils dreissig Vertreter von SPD und KPD berieten am 21 und 22 Dezember in Berlin uber Fragen der Einheit der Arbeiterklasse Diese als erste Sechziger Konferenz bezeichnete Zusammenkunft nahm eine Entschliessung an in der der Ausbau einer Aktionseinheit beider Parteien gefordert wurde Am 10 Februar 1946 entschied sich der Zentralausschuss fur eine organisatorische Verschmelzung mit der KPD Gleichzeitig wurde fur den 19 und 20 April ein Parteitag in der Sowjetischen Besatzungszone einberufen Der bisherige Standpunkt uber einen Zusammenschluss konne nur ein Reichsparteitag entschliessen wurde aufgegeben 7 Die zweite Sechziger Konferenz fand am 26 Februar statt Sie beriet uber die Grundsatze und Ziele der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands Im Laufe des Monats Marz versuchten die Fuhrer des Zentralausschusses auf mehreren Kreisdelegiertenversammlungen die SPD Mitglieder von der Notwendigkeit der Verschmelzung beider Parteien zu uberzeugen Ablehnung der Vereinigung Bearbeiten Kritisch zur Vereinigung stehende Sozialdemokraten fuhlten sich von dem Ergebnis der vorher nicht angekundigten ersten Sechziger Konferenz uberrumpelt Der Reinickendorfer Kreisvorsitzende Franz Neumann bezeichnete die Unterzeichner der Entschliessung als Totengraber der Sozialdemokratischen Partei 8 Anfang 1946 wandten sich mehrere Kreisverbande gegen eine sofortige Vereinigung mit der KPD Die Mehrzahl der sozialdemokratischen Funktionare bejahte zwar prinzipiell eine Einheitspartei hatte aber grosse Bedenken gegen eine schnelle Verschmelzung Am 14 Februar trafen sich auf Einladung des Kreisvorsitzenden von Tempelhof Curt Swolinzky etwa zwolf Funktionare darunter Gerhard Aussner und Franz Neumann die den Vereinigungskurs des Zentralausschusses ablehnten Sie beschlossen auf der nachsten Berliner Funktionarskonferenz am 17 Februar einen Misstrauensantrag gegen den Zentralausschuss zu stellen Dieser Antrag scheiterte jedoch 9 Die SPD Kreisdelegiertenkonferenz Reinickendorf verabschiedete am 23 Februar einen Aufruf zur Stimmabgabe aller Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei in der sowjetisch besetzten Zone und in Berlin zur Einheit der Arbeiterschaft Die etwa 2 500 Teilnehmer der SPD Funktionarskonferenz stimmten am 1 Marz im Admiralspalast mit deutlicher Mehrheit fur diesen Aufruf und damit fur die Durchfuhrung einer Urabstimmung 10 Die Urabstimmung fand am 31 Marz nur in den drei Berliner Westsektoren statt Im Ostteil machte die sowjetische Stadtkommandantur die Genehmigung der Urabstimmung am 30 Marz von der Beantwortung mehrerer Fragen uber die technische Durchfuhrung der Urabstimmung abhangig Die gewunschten Angaben konnte der Parteivorstand aber unmoglich innerhalb eines Tages liefern so dass die Abstimmung damit faktisch verhindert wurde nbsp Gedenktafel an der ZinnowwaldschuleEtwa 71 5 Prozent der berechtigten SPD Mitglieder hatten trotz eines Boykottaufrufes des Zentralausschusses an der Urabstimmung im Westteil teilgenommen Die Frage nach der Bereitschaft zum sofortigen Zusammenschluss beider Arbeiterparteien beantworteten 82 2 Prozent mit Nein Die zweite Frage lautete Bist du fur ein Bundnis beider Parteien welches gemeinsame Arbeit sichert und den Bruderkampf ausschliesst 61 7 Prozent antworteten darauf mit Ja 11 Am 7 April grundeten 500 Vereinigungsgegner in der Zinnowwaldschule in Berlin Zehlendorf eine vom Zentralausschuss unabhangige Landesorganisation der SPD in Berlin 12 Zu gleichberechtigten Vorsitzenden wurden Karl Germer Jr Franz Neumann und Curt Swolinzky gewahlt Vereinigungsparteitag Bearbeiten Der Vereinigungsparteitag von KPD und SPD beschloss am 21 und 22 April die Verschmelzung beider Parteien zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands Damit beendete der Zentralausschuss der SPD seine Tatigkeit Die Gremien der SED waren anfangs paritatisch besetzt Otto Grotewohl wurde neben Wilhelm Pieck zum gleichberechtigten Vorsitzenden gewahlt Aber schon ab 1948 spielten die Sozialdemokraten in der SED kaum noch eine Rolle Enttauscht verliessen einige ehemalige Mitglieder des Zentralausschusses Erich Gniffke Hermann Harnisch Annedore Leber Erich Lubbe die SED und traten im Westen wieder in die SPD ein Personen BearbeitenVorstand des Zentralausschusses Bearbeiten Max Fechner 1892 1973 gleichberechtigter Vorsitzender Erich Gniffke 1895 1964 gleichberechtigter Vorsitzender Otto Grotewohl 1894 1964 gleichberechtigter Vorsitzender Gustav Dahrendorf 1901 1954 bis Februar 1946 Helmut Lehmann 1882 1959 Fritz Neubecker 1903 1995 KassiererMitglieder des Zentralausschusses Bearbeiten Karl Germer Jr 1913 bis Marz 1946 Bernhard Goring 1897 1949 Hermann Harnisch 1883 1951 August Karsten 1888 1981 ab November 1945 Katharina Kern 1900 1985 ab November 1945 Annedore Leber 1904 1968 ab November 1945 Karl Litke 1893 1962 Otto Meier 1889 1962 Josef Orlopp 1888 1960 Hermann Schlimme 1882 1955 Richard Weimann 1890 1976 Antonie Wohlgemuth 1891 1984 ab November 1945Hauptsekretare des Zentralausschusses Bearbeiten Friedrich Fritz Ebert 1894 1979 Gustav Klingelhofer 1888 1961 bis Marz 1946 Paul Lobe 1875 1967 Erich Lubbe 1891 1977 Otto Ostrowski 1883 1963 Fritz Schreiber 1905 1994 Louise Schroeder 1887 1957 Karl Carl Vollmershaus 1883 1979 Theo Wiechert 1910 1946 Literatur BearbeitenMartin Broszat Gerhard Braas Hermann Weber Hrsg SBZ Handbuch Staatliche Verwaltungen Parteien gesellschaftliche Organisationen und ihre Fuhrungskrafte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 1949 Oldenbourg Munchen 1993 2 Auflage ISBN 3 486 55262 7 Matthias Loeding Fuhrungsanspruch und Einheitsdrang Der Zentralausschuss der SPD im Jahre 1945 Verlag Dr Kovac Hamburg 2002 ISBN 3 8300 0770 1 Manfred Wilke Hrsg Anatomie der Parteizentrale Die KPD SED auf dem Weg zur Macht Akademie Verlag Berlin 1998 ISBN 3 05 003220 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grundungsparteitag der SED Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Ebert Stiftung Archiv der sozialen Demokratie Besatzungszeit Die Sowjetische Besatzungszone 1945 1949 abgerufen am 23 November 2020 Wolfgang Leonhard Die Revolution entlasst ihre Kinder Kiepenheuer und Witsch Koln 1992 ISBN 3 462 02188 5 Seite 479 Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD Aufruf zum Neuaufbau der Organisation 15 Juni 1945 abgerufen am 5 April 2012 uhorb Losche Dora In archiv spd berlin 23 November 2020 abgerufen am 23 November 2020 SBZ Handbuch S 462 Norbert Podewin Manfred Teresiak Bruder in eins nun die Hande Das Fur und Wider um die Einheitspartei in Berlin Dietz Berlin 1996 ISBN 3 320 01917 1 S 90 Sozialistische Mitteilungen Nr 83 84 1946 SPD Sonderparteitag fuer die Russische Zone abgerufen am 8 April 2012 Protokoll der erweiterten Sitzung des Bezirksvorstandes der SPD mit den Kreisleitern am 29 Dezember 1945 In Norbert Podewin Manfred Teresiak Bruder in eins nun die Hande Das Fur und Wider um die Einheitspartei in Berlin Dietz Berlin 1996 ISBN 3 320 01917 1 S 282 Bericht uber die Konferenz der Kreis und Abteilungsleiter der Berliner SPD am 17 Februar 1946 In Norbert Podewin Manfred Teresiak Bruder in eins nun die Hande Das Fur und Wider um die Einheitspartei in Berlin Dietz Berlin 1996 ISBN 3 320 01917 1 S 304 Bericht uber die Berliner SPD Funktionarskonferenz am 1 Marz 1946 im Admiralspalast In Norbert Podewin Manfred Teresiak Bruder in eins nun die Hande Das Fur und Wider um die Einheitspartei in Berlin Dietz Berlin 1996 ISBN 3 320 01917 1 S 309 311 Norbert Podewin Manfred Teresiak Bruder in eins nun die Hande Das Fur und Wider um die Einheitspartei in Berlin Dietz Berlin 1996 ISBN 3 320 01917 1 S 167 226 uhorb 1946 04 07 Bezirksparteitag der SPD In archiv spd berlin 7 April 1946 abgerufen am 23 November 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralausschuss der SPD amp oldid 229063349