www.wikidata.de-de.nina.az
Curt Carl Albert Swolinzky 19 Dezember 1887 in Lobbe Rugen 1 November 1967 in Berlin war ein deutscher Politiker SPD In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gehorte er zu den einflussreichsten Funktionaren der SPD in West Berlin Ein Korruptionsskandal beendete 1955 seine politische Laufbahn Leben BearbeitenSwolinzky machte in Greifenhagen bei Stettin eine kaufmannische Lehre als Textilkaufmann Im Ersten Weltkrieg war er Soldat 1908 wurde er erstmals und 1919 erneut Mitglied der SPD fur die er als Stadtverordneter in Greifenhagen tatig war Anfang der 1920er Jahre ging Swolinzky als hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionar Zentralverband der Angestellten nach Breslau wo er zuletzt auch Vorsitzender des mitgliederstarken SPD Ortsvereins war Swolinzky gehorte in der SPD zum aussersten rechten Flugel und bekampfte in Breslau aktiv die eigene Parteilinke 1 von der sich ein grosser Teil 1931 der SAP anschloss Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten befand er sich einige Monate in sogenannter Schutzhaft und ubersiedelte dann nach Berlin In Berlin Tempelhof in der Berliner Strasse 82 heute Tempelhofer Damm 198 ubernahm Swolinzky 1938 fur einen geringen Kaufpreis das Textilgeschaft des judischen Inhabers Georg Lewy 2 der unter dem Druck der Zwangsmassnahmen gegen judische Gewerbetreibende gegen seinen Willen verkaufen musste 3 Lewy uberlebte mit seiner Familie den Holocaust durch Flucht nach England und forderte bereits kurz nach Kriegsende sein Geschaft zuruck indem er im Juni 1945 den Kaufvertrag als sittenwidrig erzwungen anfocht Swolinzky bestritt aber dass der Verkauf unter Zwang erfolgt sei Lewy klagte bis 1952 erfolglos durch mehrere Instanzen Da Swolinzky in dieser Zeit einer der fuhrenden Funktionare und Fraktionsvorsitzender der Berliner SPD in der Stadtverordnetenversammlung von Gross Berlin war wurde in der Berliner Presse und daruber hinaus uber den Fall berichtet 4 Er wehrte sich in ausfuhrlichen Stellungnahmen etwa in der judischen Gemeindezeitung Der Weg 5 Einen Strafantrag gegen acht Zeugen die im August 1946 vor der Entnazifizierungkommission Tempelhof unter Eid ausgesagt hatten sie hatten ihn in der Nazizeit mit dem Parteiabzeichen der NSDAP gesehen soll Swolinzky im April 1947 wieder zuruckgezogen haben 6 Nach dem Ende des Krieges wurde Swolinzky im Sommer 1945 Kreisvorsitzender der SPD in Tempelhof Anfang 1946 gehorte er mit Gerhard Aussner Spandau und Franz Neumann Reinickendorf zur informellen Fuhrungsgruppe 7 jener Berliner Sozialdemokraten die gegen die Vereinigung mit der KPD auftraten Am 19 Marz 1946 wurde er vom Zentralausschuss der SPD wegen parteischadigenden Verhaltens durch Fraktionsbildung und Herausgabe von Flugblattern parteizersetzenden Inhalts als Kreisvorsitzender in Tempelhof abgesetzt und aus der SPD ausgeschlossen 8 Da der Zentralausschuss bald darauf die Kontrolle uber die Bezirksverbande in West Berlin verlor konnte Swolinzky den Kreisvorsitz erneut ubernehmen Bei der Neukonstituierung der Berliner Bezirksorganisation der SPD durch die Fusionsgegner wurden Swolinzky Neumann und Karl Germer im April 1946 zu gleichberechtigten Vorsitzenden gewahlt Beim SPD Landesparteitag im Mai 1948 erhielt er bei der Wahl des Landesvorsitzenden und seiner Stellvertreter nur 63 von 295 Stimmen und wurde nicht mehr in den Landesvorstand gewahlt Von 1946 bis 1958 war Swolinzky Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung bzw des Abgeordnetenhauses von Berlin Im Zuge des Skandals um das Berliner Zahlenlotto in dessen Zentrum verschwundene bzw zweckwidrig verwendete Lottogelder sowie ungewohnlich hohe Vorstands und Aufsichtsratsbezuge standen wurde Swolinzky der im Aufsichtsrat der Lottogesellschaft sass im Dezember 1955 unter Androhung eines Ausschlussverfahrens dazu gedrangt aus der SPD auszutreten was er auch tat 9 In diesem Zusammenhang war zusatzlich bekanntgeworden dass Swolinzky der zu diesem Zeitpunkt stellvertretender Vorsitzender der SPD Fraktion im Abgeordnetenhaus war Partei und Geschaft nicht auseinandergehalten hatte 10 Er hatte seinem Textilgrosshandel uber eine Tarnfirma seit 1949 Auftrage zur Belieferung von Senats und Bezirksdienststellen mit Textilien Wolldecken Uniformtuche Dienstbekleidung fur die BVG usw verschafft Der Aufforderung sein Mandat im Abgeordnetenhaus niederzulegen kam er nicht nach und blieb bis zum Ende der Legislaturperiode fraktionsloser Abgeordneter Dadurch verlor die SPD die absolute Mehrheit der Sitze im Abgeordnetenhaus 1959 60 geriet Swolinzky noch einmal in die Schlagzeilen als die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Bestechung ermittelte Im September Oktober 1959 befand er sich deswegen fast drei Wochen lang in Untersuchungshaft Literatur BearbeitenHarold Hurwitz Demokratie und Antikommunismus in Berlin nach 1945 Band 4 Die Anfange des Widerstands Teil 2 Zwischen Selbsttauschung und Zivilcourage Der Fusionskampf Koln 1990 Werner Breunig Siegfried Heimann Andreas Herbst Biografisches Handbuch der Berliner Stadtverordneten und Abgeordneten 1946 1963 Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin Band 14 Landesarchiv Berlin Berlin 2011 ISBN 978 3 9803303 4 3 S 260 Ditmar Staffelt Der Wiederaufbau der Berliner Sozialdemokratie 1945 46 und die Einheitsfrage ein Beitrag zur Nachkriegsgeschichte der unteren und mittleren Organisationsgliederungen der SPD Verlag Peter Lang 1986 ISBN 978 3 8204 9176 0 S 434 Nils Ferberg Zu Unrecht vergessen Curt Swolinzky 1887 1967 In 100 Jahre Arbeiterbewegung in Tempelhof Herausgegeben vom Verein zur Heimatpflege Heimatkunde Geschichte und Kultur Tempelhofs Berlin 1991 S 137 140 Einzelnachweise Bearbeiten Harold Hurwitz Demokratie und Antikommunismus in Berlin nach 1945 Band 4 Die Anfange des Widerstands Teil 2 Zwischen Selbsttauschung und Zivilcourage Der Fusionskampf Koln 1990 S 949 Verwaltungsbezirk Tempelhof Berliner Strasse 82 In Berliner Adressbuch 1938 Teil 4 S 1787 Lewy G Herrenart Verwaltungsbezirk Tempelhof Berliner Strasse 82 In Berliner Adressbuch 1940 Teil 4 S 1821 Swolinzky C Spezialgesch f Herrenart u Damenwasche Auf der langen Bank In Der Spiegel Nr 19 1947 Wie lange noch In Der Weg Band 2 Nr 3 17 Januar 1947 S 2 Siehe Neues Deutschland 26 April 1947 Tobias Kuhne Das Netzwerk Neu Beginnen und die Berliner SPD nach 1945 Berlin 2018 S 274 Siehe Manfred Teresiak Die SED in Berlin Dokumente zur Vereinigung von KPD und SPD Berlin 1995 Band 4 S 99 Muller ist sauber In Der Spiegel Nr 2 1956 Harold Hurwitz Demokratie und Antikommunismus in Berlin nach 1945 Band 4 Die Anfange des Widerstands Teil 2 Zwischen Selbsttauschung und Zivilcourage Der Fusionskampf Koln 1990 S 950 Landesvorsitzende der SPD Berlin gleichberechtigt Hermann Harnisch Werner Rudiger 1945 1946 gleichberechtigt Franz Neumann Karl Germer Jr Curt Swolinzky 1946 1948 Franz Neumann 1948 1958 Willy Brandt 1958 1963 Kurt Mattick 1963 1968 Klaus Schutz 1968 1977 Gerd Loffler 1977 1979 Dietrich Stobbe 1979 1981 Peter Glotz 1981 Peter Ulrich 1981 1985 Jurgen Egert 1985 1986 Walter Momper 1986 1992 Ditmar Staffelt 1992 1994 Detlef Dzembritzki 1994 1999 Peter Strieder 1999 2004 Michael Muller 2004 2012 Jan Stoss 2012 2016 Michael Muller 2016 2020 Franziska Giffey Raed Saleh seit 2020 PersonendatenNAME Swolinzky CurtALTERNATIVNAMEN Swolinzky Curt Carl Albert vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD GEBURTSDATUM 19 Dezember 1887GEBURTSORT Lobbe RugenSTERBEDATUM 1 November 1967STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Curt Swolinzky amp oldid 236147746