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Erich Walter Gniffke 14 Februar 1895 in Elbing 4 September 1964 in Bad Kissingen war ein deutscher Politiker SPD SED Erich Gniffke 1945 Erich Gniffke am Rednerpult 1946 Erich Gniffke 2 v r auf dem Vereinigungsparteitag der KPD und der SPD zur SED Handedruck zwischen Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck 3 v r Walter Ulbricht Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenErich Gniffke wurde in Westpreussen als Sohn eines Werftarbeiters geboren Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete er zunachst als Laufbursche bevor er von 1909 bis 1913 eine kaufmannische Lehre erfolgreich absolvierte Als 18 Jahriger wurde er 1913 Mitglied der SPD Unterbrochen durch zwei Jahre Wehrdienst im Ersten Weltkrieg arbeitete er bis 1920 bei den Komnick Werken in Elbing Die nachsten vier Jahre war er Prokurist in einer Chemikalienhandlung Von 1924 bis 1926 war er Mitinhaber und Geschaftsfuhrer der Im und Exportfirma Gniffke u Co 1 Obwohl Gniffke beruflich eher auf Seiten der Unternehmer stand war er seit 1923 aktives Mitglied im Zentralverband der Angestellten Ab 1926 wurde er vom Allgemeinen freien Angestelltenbund als hauptamtlicher Funktionar in Elbing angestellt 1929 wechselte er als Gewerkschaftsfuhrer und Bezirksleiter nach Braunschweig Politisch aktiv war er als Mitglied des Landesvorstands der SPD in dem er eng mit dem damaligen Vorsitzenden Otto Grotewohl zusammenarbeitete und im Reichsbanner Schwarz Rot Gold In diesem stieg er zum Gaufuhrer auf Der Freistaat Braunschweig war eine Hochburg der NSDAP in dem diese schon 1930 in die Regierung eingetreten war Gniffke setzte sich vehement fur die Verteidigung der Demokratie ein Weil er die Regierung mit NSDAP Beteiligung angegriffen hatte wurde er 1932 wegen Landfriedensbruchs verurteilt 1933 wurde er in Schutzhaft genommen und war anschliessend arbeitslos 1 Von Ende 1933 bis 1935 arbeitete er als Revisor beim Kartell der Dachpappenfabrikanten 1936 ubernahm er den Generalvertrieb fur Heizkessel und Heizungsherde der Firma Heibacko 2 Dort war er ein fuhrendes Mitglied des sozialdemokratischen Widerstands gegen das NS Regime in der sogenannten Heibacko Gruppe 1 die dazu diente personliche Kontakte zu erhalten und das wirtschaftliche Uberleben ihrer Mitglieder zu gewahrleisten Echten Widerstand konnte sie nicht organisieren 3 In seinem Buro hatte er Otto Grotewohl beschaftigt Gemeinsam mit diesem wurde er im August 1938 wieder im Rennelberg Gefangnis inhaftiert Er selbst musste sieben Monate in Einzelhaft verbringen und wurde nach der Haftentlassung an seinem neuen Wohnort Berlin dauernd uberwacht Trotzdem hielt er weiter Kontakt zum sozialdemokratischen Widerstand 1 Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er zum Volkssturm verpflichtet aus dem er desertierte Unmittelbar nach der Befreiung vom Nationalsozialismus im Mai 1945 begann er gemeinsam mit Grotewohl in Berlin in der sowjetischen Besatzungszone mit dem Wiederaufbau der SPD Nachdem die Aktivitaten mit denen der Gruppe um Max Fechner zusammengefasst worden waren gelang dies wenn auch muhevoll und ohne Unterstutzung durch die Besatzungsmachte Die Sowjetische Militaradministration in Deutschland SMAD hatte nach dem SMAD Befehl Nr 2 begonnen die vorher schon in Moskau vorbereitete Organisation der KPD als zentralistische Partei zu fordern Beim Aufbau der SPD spielte Gniffke wegen seines organisatorischen Talents eine wesentliche Rolle Als sich der Grunderkreis im Juni als Zentralausschuss konstituierte wurde er dort Mitglied Unter der Vereinbarung der Sozialdemokraten mit der KPD vom 19 Juni 1945 und der Einheitsfronterklarung im Rahmen der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED stand jeweils seine Unterschrift als erste von Seiten der SPD 1 Innerhalb der SPD war Gniffke eher der Organisator wahrend der ehrgeizigere Grotewohl der bessere Redner war Grotewohl hatte auch die besseren Beziehungen zu Wilhelm Pieck welcher mit Hilfe der SMAD versuchte die SPD in einer zukunftigen Einheitspartei zu vernichten Kurt Schumacher Vorsitzender der SPD in den drei westlichen Besatzungszonen hatte sich von Anfang an strikt gegen eine Vereinigung von SPD und KPD ausgesprochen Wie die Mehrheit im ostlichen Zentralausschuss folgte Gniffke dieser Meinung nicht Gniffke versuchte mit der SMAD zu taktieren und die SPD zur starksten Partei zu machen was gegen Ende 1945 auch gelang Als der Zentralausschuss daraufhin einen Fuhrungsanspruch der SPD formulierte geriet die Partei unter starken Druck von Seiten der KPD und der SMAD Innerhalb der ostlichen SPD kam es zu Differenzen zwischen Grotewohl und Gniffke die nur notdurftig im November 1945 ausgeraumt wurden An den Vorbereitungen zur Rede von Grotewohl auf einer gemeinsamen Konferenz von KPD und SPD im Dezember 1945 in welcher sich Grotewohl gegen die KPD aussprach war Gniffke beteiligt ohne sich selbst mit einem Redebeitrag auf der Konferenz zu beteiligen 1 Beim Vereinigungsparteitag am 21 und 22 April 1946 wurde Gniffke als eines von 14 Mitgliedern in das Zentralsekretariat der SED gewahlt In den Wochen davor hatten viele geglaubt er wurde wie beispielsweise Gustav Dahrendorf oder Karl Germer versuchen die SPD nach der Flucht in den Westen von dort zu bewahren nachdem er schon im Februar vorhergesehen hatte dass die KPD alle Schlusselpositionen in der neuen Partei besetzen wurde und die SPD aufhoren wurde zu existieren Geblieben ist er dann wahrscheinlich aus Konkurrenz zu Kurt Schumacher und aus Solidaritat und Verantwortung gegenuber den 700 000 SPD Mitgliedern die in der Mehrzahl auch in der SBZ bleiben mussten Nach der Vereinigung wurde die SPD und von deren ehemaligen Mitgliedern besonders Gniffke schnell zuruckgedrangt Wahrend seiner Reisen in der SBZ bemerkte er schnell eine Stalinisierung der SED und dass Sozialdemokraten von Positionen entfernt wurden Da die SMAD ihm nicht vertraute und Grotewohl sich als Kommunist gab wurde Gniffke innerhalb von Partei und Gesellschaft schnell isoliert Im Juni 1947 fuhr er gegen den Willen von Walter Ulbricht zur Ministerprasidentenkonferenz nach Munchen woraufhin Sergei Iwanowitsch Tjulpanow von der SMAD nach Moskau meldete dass Gniffke wenig zu vertrauen sei 1 Er wurde zwar auf dem 2 Parteitag der SED im September 1947 wieder in den Parteivorstand gewahlt aber spatestens nach einer oppositionellen Rede anlasslich des 100 Jubilaums der Revolution von 1848 war er weiter isoliert Gniffke blieb allerdings Landtagsabgeordneter in Mecklenburg Vorpommern und wurde im Marz 1948 zum Vorsitzenden des Sekretariats des Deutschen Volksrats gewahlt Dies war wohl der Beginn seiner Abschiebung Am 27 September 1948 wurde er mit Hinweis auf seine Arbeit im Volksrat vom Zentralsekretariat aller Funktionen enthoben was von der SMAD ausdrucklich begrusst wurde Dies war die Folge seines eher zaghaften Widerstands gegen die Umwandlung der SED zu einer Partei neuen Typus der sich meist nur in kleinen sprachlichen Feinheiten ausserte in denen er beispielsweise anstelle des Begriffs Partei neuen Typus offentlich von den Marxisten sprach 1 Am 28 Oktober 1948 schrieb Erich Gniffke seinen Austrittsbrief aus der SED in dem er vor allem Walter Ulbricht angriff Darin zahlte er alle ihm bekannten Fakten der Stalinisierung auf In dem Brief sah er voraus dass die Partei neuen Typus zur Vernichtung aller demokratischen Rechte und zu einer totalitaren Diktatur fuhren werde Dies wolle er nicht mittragen 1 Nachdem Grotewohl am Abend des 29 Oktober vergeblich versucht hatte Gniffke zum Verbleib in der Partei zu uberreden hielt er am 30 Oktober in einer ausserordentlichen Sitzung des Parteivorstands eine lange Rede gegen Gniffke in der er diesen kriminalisierte Daraufhin erfolgte der Parteiausschluss von Gniffke und wurden Untersuchungsverfahren gegen dessen Freunde und Bekannte angeordnet 1 Erich Gniffke fluchtete zuerst nach Frankfurt am Main Dort half ihm Gustav Dahrendorf die anfangliche wirtschaftliche Notlage zu uberwinden Im Westen betatigte er sich wieder als Geschaftsmann ab 1953 als Selbststandiger 1953 zog er in die Eifel wo er 1959 SPD Kreisvorsitzender im Landkreis Daun wurde 1 Er starb 1964 in Bad Kissingen an einem Herzinfarkt 1966 wurden seine Erinnerungen unter dem Titel Jahre mit Ulbricht veroffentlicht In einem Vorwort verweist Herbert Wehner auf die Zwangslage in der sich Erich Gniffke befunden hatte und merkt an dieser habe sich nicht geschont 1 Werke BearbeitenDer SED Funktionar Dietz Verlag Berlin 1947 Jahre mit Ulbricht Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1966 Erich Gniffke 400 000 Westdeutsche wollten die SED DER SPIEGEL 18 1966 Literatur BearbeitenG Bach Gniffke Erich Walter In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag Berlin 1970 S 158 159 Wolfgang Leonhard Der vergessene SPD Grunder Erich W Gniffke In Frankfurter Rundschau 11 September 1964 abgedruckt in Leonhard Das kurze Leben der DDR Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1990 ISBN 3 421 06586 1 S 136 Ditmar Staffelt Der Wiederaufbau der Berliner Sozialdemokratie 1945 46 und die Einheitsfrage ein Beitrag zur Nachkriegsgeschichte der unteren und mittleren Organisationsgliederungen der SPD Verlag Peter Lang 1986 ISBN 3 8204 9176 7 S 429 Bernd Rainer Barth Helmut Muller Enbergs Gniffke Erich Walter In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Hermann Weber Erich Walter Gniffke In Karl Wilhelm Fricke Peter Steinbach Johannes Tuchel Hrsg Opposition und Widerstand in der DDR C H Beck 2002 ISBN 3 406 47619 8 S 203 209 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erich Gniffke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Erich Gniffke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Der Spiegel Heibacko 6 November 1948 zeitgenossischer Bericht zu seiner Flucht Kurzbiografie zum Engagement im Reichsbanner Schwarz Rot GoldEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Hermann Weber Erich Walter Gniffke In Karl Wilhelm Fricke Hrsg Opposition und Widerstand in der DDR C H Beck Munchen 2002 ISBN 978 3 406 47619 8 S 203 209 Info zur Firma Heibacko Dierk Hoffmann Otto Grotewohl 1894 1964 eine politische Biographie Oldenbourg Verlag 2009 S 189 Normdaten Person GND 118695525 lobid OGND AKS LCCN n93004290 VIAF 32790803 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gniffke ErichALTERNATIVNAMEN Gniffke Erich W Gniffke Erich WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Widerstandskampfer und Politiker SPD SED MdVGEBURTSDATUM 14 Februar 1895GEBURTSORT ElbingSTERBEDATUM 4 September 1964STERBEORT Bad Kissingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Gniffke amp oldid 235967776