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Als Xylophagie von altgriechisch 3ylon xylon deutsch Holz und fageῖn phagein deutsch essen wird der Verzehr von Holz bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Biologie 1 1 Prokaryoten 1 2 Protisten und einzellige Eukaryoten 1 3 Pilze Fungi 1 4 Muscheln Bivalvia 1 5 Krebstiere Crustacea 1 6 Insekten Insecta 1 7 Wirbeltiere Vertebrata 2 Medizin und Psychiatrie 3 Siehe auch 4 EinzelnachweiseBiologie BearbeitenHolz entsteht beim Sekundaren Dickenwachstum hoherer Pflanzen durch den Einbau von Lignin in die ursprungliche Zellwand Holz besteht dementsprechend hauptsachlich aus einem Verbund von Lignin und den ursprunglichen Zellwandbestandteilen Cellulose Hemicellulose und Pektin der als Lignocellulose bezeichnet wird Nur eine begrenzte Anzahl an Organismen hat die Fahigkeit entwickelt Lignocellulose wieder in seine fur die eigenen Bedurfnisse geeignete Einzelbestandteile aufzulosen 1 Ein weiteres Problem liegt im sehr beschrankten Stickstoffgehalt von Holz Die meisten xylophagen Organismen sind deshalb auf symbiontische Mikroorganismen angewiesen die Stickstoff fixieren konnen 2 Lebewesen die sich ausschliesslich von Holz ernahren werden als obligat xylophag beschrieben solche die sich nur gelegentlich von Holz ernahren als fakultativ xylophag 3 Wird ausschliesslich verrottendes Totholz als Nahrungsquelle genutzt spricht man auch von Saproxylophagie 4 Prokaryoten Bearbeiten Unter den Bakterien sind insbesondere Vertreter der Actinobacteria Rhodococcus der Firmicutes der Bacteroidetes Bacteroides der Alphaproteobacteria Sphingomonas der Betaproteobacteria Burkholdia und der Gammaproteobacteria Teredinibacter in der Lage Enzyme zu bilden die Lignocellulose oder Cellulose abbauen konnen Die Fahigkeiten zum Lignocellulose Abbau bei den Archaeen sind nur wenig erforscht Von einigen Archaeen wie etwa Pyrococcus ist bekannt dass sie Lignocellulose unter hohen Temperaturen abbauen konnen 1 Protisten und einzellige Eukaryoten Bearbeiten Protisten der Gattung Phytophthora erzeugen eine Reihe von Enzymen mit denen sie Cellulose und Hemicellulose pflanzlicher Zellwande abbauen konnen Bis zu 19 unterschiedliche Protisten aus den Gruppen der Parabasalia und der Oxymonaden leben in einer Erweiterung des Enddarmes von niederen Termiten wo sie fur die Verdauung von Holzpartikeln verantwortlich sind Von einzelligen Grunalgen der Gattung Chlamydomonas ist bekannt dass sie Cellulose mit Hilfe einer Endoglucanase aufbereiten und verwerten konnen 1 Pilze Fungi Bearbeiten nbsp Holz mit Braunfaule oben und Weissfaule unten Xylophage Standerpilze haben zwei grundsatzlich verschiedene Strategien zum Abbau von Lignocellulose entwickelt die traditionell als Weissfaule und Braunfaule bezeichnet werden Weissfaule verursachende Pilze erschliessen Lignocellulose uber Cellulose abbauende Enzyme Cellulasen und auch Lignin abbauende Enzyme wie Laccasen Ligninase Manganperoxidase oder andere Peroxidasen Diese Enzyme sind in der Regel zu gross um die verholzten Zellwande durchdringen zu konnen und der Abbau erfolgt nur an der Oberflache der Zellwande Braunfaule verursachende Pilze haben dagegen einen Grossteil ihres Lignocellulose abbauenden Enzymsystems verloren und durch ein System ersetzt bei dem uber Fenton Reaktionen erzeugte Sauerstoffradikale den Abbau bewerkstelligen 1 Xylophage Schlauchpilze Verursacher der Moderfaule verfugen ebenfalls uber Cellulose abbauende Enzyme Ihre Fahigkeiten zum Abbau von Lignin sind jedoch weniger stark ausgepragt als bei den Weissfaule verursachende Standerpilzen 1 Muscheln Bivalvia Bearbeiten In Holz bohrende Schiffsbohrmuscheln Teredinidae und die mit ihnen verwandte Familie der Xylophagaidae haben xylophage Formen hervorgebracht 1 Sie sind allerdings nicht in der Lage die fur den Abbau von Lignocellulose notwendigen Enzyme vollstandig selbst zu bilden sondern sind auf die Hilfe von Gammaproteobakterien Teredinibacter angewiesen Die Symbionten leben in speziell umgeformten Zellen Bakteriocyten in den Deshayes Drusen der Kiemen der Muschel Fur die Verdauung von Holz geeignete Enzyme der Symbionten werden von den Muscheln offenbar selektiv in den Verdauungstrakt transportiert 5 Krebstiere Crustacea Bearbeiten nbsp Xylophager Flohkrebs Chelura terebransUnter den marinen Krebstieren ernahren sich je eine Gattung aus der Ordnung der Asseln Limnoria und aus der Ordnung der Flohkrebse Chelura von Holz ohne dass sie dafur die Hilfe von Symbionten benotigen 6 Die Asseln der Gattung Limnoria nutzen Hamocyanin aus ihrer Hamolymphe um das Grundgerust der Lignocellulose aufzubrechen und so die Wirksamkeit ihrer korpereigenen Cellulose abbauenden Enzyme zu erhohen 7 Insekten Insecta Bearbeiten Vertreter mehrerer Ordnungen der Insekten haben im Verlauf ihrer Entwicklungsgeschichte unabhangig voneinander eine xylophage Ernahrungsweise angenommen Dementsprechend vielfaltig sind die Auspragungen der Xylophagie und die dafur notwendigen physiologischen Anpassungen bei den Insekten Einige Schaben und Termiten zum Beispiel sind zeit ihres Lebens auf Holz als Nahrungsmittel angewiesen Bei zahlreichen anderen Vertretern der holometabolen Insekten ist Xylophagie hingegen auf das Larvenstadium beschrankt 4 Xylophage Larvenstadien finden sich bei Schmetterlingen Cossidae Sesiidae Hautfluglern Siricidae und zahlreichen Kafern Scarabaeoidea Buprestidae Bostrichidae Ptinidae Lymexylidae Oedemeridae Cerambycidae und Curculionoidea 4 Termiten produzieren Cellulase in ihren Speicheldrusen und im Mitteldarm Bei den niederen Termiten wandern die vorverdauten Holzpartikel in den bauchig erweiterten Enddarm wo sie von den dort symbiontisch lebenden geisseltragenden Protisten Flagellaten phagocytiert und weiter verarbeitet werden Die Flagellaten sind ihrerseits selbst wieder mit Symbionten Bakterien und Archaeen vergesellschaftet die sowohl an ihrer Zelloberflache als auch in ihrem Cytoplasma leben und an der Aufschliessung der beteiligt sind Den Enddarm der hoheren Termiten bewohnen nur diese Prokaryoten ihnen fehlen die Flagellaten 1 nbsp Saugmaul und Zahne von Panaque nigrolineatusTermiten sind sehr eng mit den Schaben verwandt Die Zusammensetzung der symbiontischen Bakteriengesellschaft im Darm xylophager Schaben unterscheidet sich jedoch deutlich von jener der Termiten und zeigt mehr Ahnlichkeit mit omnivoren Schaben Es wurde deshalb darauf geschlossen dass sich Xylophagie bei Schaben und Termiten unabhangig voneinander entwickelt hat 8 Wirbeltiere Vertebrata Bearbeiten Von Harnischwelsen der Gattung Panaque ist bekannt dass sie grosse Mengen an Holz aufnehmen Bis zu 70 des Inhalts ihres Verdauungstraktes konnen aus Holz bestehen das sie mit ihrem Saugmaul und loffelformigen Zahnen von im Wasser liegenden Asten und Stammen abraspeln Unklar ist jedoch noch ob sie das Holz auch primar zur Nahrstoffgewinnung verwerten und damit tatsachlich Xylophagie betreiben was ihnen einen Uberlebensvorteil in Zeiten mit geringem Nahrstoffangebot bieten wurde 2 9 Die Fische sind offensichtlich nicht in der Lage das Holz selbst zu verdauen 2 9 Allerdings finden sich in ihrem Verdauungstrakt Pilze 9 und Bakterien 2 die das Potential zu Celluloseabbau und Stickstofffixierung aufweisen Medizin und Psychiatrie BearbeitenIn der Medizin und der Psychiatrie bezeichnet Xylophagie das zwanghafte Verzehren von Holz durch Menschen Diese spezielle Essstorung gilt als Sonderform des Pica Syndroms 10 Siehe auch BearbeitenErnahrungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g S M Cragg G T Beckham N C Bruce T D H Bugg D L Distel P Dupree A Green Etxabe B S Goodell J Jellison J E McGeehan S J McQueen Mason K Schnorr P H Walton J E M Watts amp M Zimmer Lignocellulose degradation mechanisms across the Tree of Life In Current Opinion in Chemical Biology Band 29 2015 S 108 119 Volltext a b c d R McDonald H J Schreier amp J E M Watts Phylogenetic Analysis of Microbial Communities in Different Regions of the Gastrointestinal Tract in Panaque nigrolineatus a Wood Eating Fish In PLOS one Band 7 Nummer 10 2012 e48018 doi 10 1371 journal pone 0048018 A C Benke amp J B Wallace Influence of Wood on Invertebrate Communities in Streams and Rivers In S V Gregory K L Boyer amp A M Gurnell Hrsg The ecology and management of wood in world rivers American Fisheries Society Symposium 37 2003 S 149 177 Digitalisat a b c E Chiappini amp R Nicoli Aldini Morphological and physiological adaptations of wood boring beetle larvae in timber In Journal of Entomological and Acarological Research Band 43 Nummer 2 2011 S 47 59 Digitalisat R M O Connor J M Fung K H Sharp J S Benner C McClung S Cushing E R Lamkin A I Fomenkov B Henrissat Y Y Londer M B Scholz J Posfai St Malfatti S G Tringe T Woyke R R Malmstrom D Coleman Derr M A Altamia S Dedrick St T Kaluziak M G Haygood amp D L Distelb Gill bacteria enable a novel digestive strategy in a wood feeding mollusk In PNAS Plus Band 111 Nummer 47 2014 S E5096 E5104 doi 10 1073 pnas 1413110111 D J Wildish amp S M C Robinson Ultimate cause s of dwarfism in invertebrates the case of driftwood talitrids In Evolutionary Ecology Research Band 17 2016 S 685 698 Digitalisat Memento des Originals vom 3 Marz 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot pdfs semanticscholar org K Besser G P Malyon W S Eborall G Paro da Cunha J G Filgueiras A Dowle L Cruz Garcia S J Page R Dupree M Kern L D Gomez Y Li L Elias F Sabbadin S E Mohamad G Pesante C Steele King E Ribeiro de Azevedo I Polikarpov P Dupree S M Cragg N C Bruce amp S J McQueen Mason Hemocyanin facilitates lignocellulose digestion by wood boring marine crustaceans In nature communications Band 9 2018 Artikel Nr 5125 doi 10 1038 s41467 018 07575 2 N Lampert A Mikaelyan amp A Brune Diet is not the primary driver of bacterial community structure in the gut of litterfeeding cockroaches In BMC Microbiology Band 19 2019 Artikel Nr 238 doi 10 1186 s12866 019 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