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Die Schiffsbohrmuscheln Teredinidae auch Holzbohrmuscheln Schiffsbohrwurmer oder Pfahlmuscheln genannt sind eine Familie der Muscheln und gehoren zur Ordnung der Myida Die meisten Arten der Familie bohren im Holz und ernahren sich von abgeraspelten Holzspanen aber auch in unterschiedlichem Masse von aus dem Wasser filtriertem Plankton Wenigstens eine Art ernahrt sich in erster Linie von chemoautotrophen thiotrophen Bakterien Neun Arten wurden bisher in Europa bzw europaischen Gewassern nachgewiesen 1 Kuphus polythalamia aus Sudostasien ist die langste rezente Muschel Der wurmformige Weichkorper wird bis zu 1 90 m lang allerdings bei einem Durchmesser von nur etwa 6 cm SchiffsbohrmuschelnSchiffsbohrwurmSystematikUnterklasse HeterodontaEuheterodontaUberordnung ImparidentiaOrdnung MyidaUberfamilie PholadoideaFamilie SchiffsbohrmuschelnWissenschaftlicher NameTeredinidaeRafinesque Schmaltz 1815 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Geographische Verbreitung Lebensraum und Lebensweise 3 Entwicklung 4 Taxonomie 5 Fossile Belege 6 Lebensmittel 7 Literatur 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie gleichklappigen meist im Grossen und Ganzen halbkugeligen weit klaffenden Gehause sind stark reduziert und bedecken bzw umschliessen nur noch die vorderen Enden der wurmahnlichen Weichkorper Sie legen meist Bohrungen in Holz an die als Wohnrohre fungieren und zeitlebens nicht mehr verlassen werden Die Bohrungen sind mit Calciumcarbonat ausgekleidet Die Starke dieser Auskleidung variiert in der Dicke und nach Holzart auch konnen die Bauten unterteilt sein und am unteren Ende Septen aufweisen Die beiden Klappen dienen nun nicht mehr dem Schutz des Weichkorpers sondern sind zum Bohrorgan modifiziert Akzessorische Schalenplatten wie sie bei den Bohrmuscheln Pholadidae vorhanden sind fehlen allerdings Die Gehause werden nur einige Millimeter bis 5 Zentimeter lang Sie sind im Umriss durch drei radiale Furchen dreigegliedert in einen kleinen meist dreieckigen vorderen Teil einen grossen hoch schiefeiformigen und geblahten mittleren Teil und einen wieder etwas kleineren halbrunden hinteren Teil Auriculum Der dreieckige vordere Teil setzt oben am mittleren Teil an abgesetzt durch einen Knick Der vordere Teil ist mit quer zur Langsachse und randparallel verlaufenden auch etwas geschwungenen Rippen versehen die mit stachel oder dornartigen Fortsatzen besetzt sind Sie dienen zum Abraspeln von Holzspanen am Ende des Bohrlochs In dorsalen Bereich des vorderen Gehauseteils sitzt der Wirbel Der mittlere Teil ist meist nur schwach mit randparallelen Anwachsstreifen ornamentiert ebenso der hintere Gehauseteil Von den Wirbeln verlauft oft eine schmale Langsgrube oder auch einige radiale Elemente fast senkrecht zur Gehauselangsachse uber den mittleren Gehauseteil zum Ventralrand Das Ligament liegt intern in einem kleinen Resilifer Schlosszahne fehlen Es sind drei Schliessmuskeln vorhanden ein kleiner vorderer ein grosser hinterer und ein kleiner ventraler Schliessmuskel Der Fuss ist kurz und hat keine Byssusdruse mehr Der hintere Teil des Korpers geht in zwei lange einziehbare Siphonen uber die mit Ausnahmen meist nicht verwachsen sind Die Siphonen sind im distalen Teil jeweils aussen von einer zusatzlichen Kalkplatte die Palette genannt wird halb umgeben Die Paletten bestehen aus einem Stiel und einem halbrohrenformigen oder halbkonusformigen Blatt wobei der Stiel nach unten zeigt Die Paletten sind spezifischer als die beiden Klappen isolierte Klappen sind daher meist nicht sicher einer Art zuzuordnen und so basieren die meisten Arten auf den unterschiedlichen Paletten gelegentlich auch auf der Kombination von Paletten und Klappen Die Paletten sind paddelformig gabelformig oder auch fackelformig Die Stiele sind kurz und eher dick oder auch sehr lang und dunn Bei manchen Arten sind mehrere ineinander steckende Paletten vorhanden Werden die Siphonen zuruckgezogen fugen sich die beiden halbrohrenformigen Blatter zu einem Konus zusammen und die Offnung der Wohnrohre ist verschlossen Die Schale ist meist dunn und besteht ebenso wie die Paletten aus Aragonit Die Schale besteht aus einer ausseren Lage aus Kreuzlamellen und einer inneren Lage aus komplexen Kreuzlamellen Die Paletten bestehen zwar uberwiegend aus Kalziumkarbonat der vordere Rand und evtl auch nach vorne gerichtete Fortsatze bestehen dagegen aus dem organischen Periostracum Es wird leicht abgerieben oder nach dem Tod des Tieres zersetzt Die Paletten konnen dadurch am Vorderende auch ohne Bruch eine andere Umrissform bekommen Geographische Verbreitung Lebensraum und Lebensweise BearbeitenDie Familie ist weltweit verbreitet Die Schiffsbohrmuscheln bohren uberwiegend in Holz und verdauen die Holzpartikel wahrscheinlich mit Hilfe von Cellulase produzierenden Bakterien Sie sind jedoch auch Suspensionsfiltrierer Einige Arten haben sehr kleine Kiemen die darauf schliessen lassen dass hier Holz den grossten Teil der Nahrung ausmacht Zumindest eine Art ernahrt sich von chemoautrophen thiotrophen Bakterien die in oder auf den Kiemen leben Anfang 2016 wurden Schiffsbohrmuscheln auch auf Spitzbergen entdeckt in 1 8 C kaltem Wasser Bisher ist noch nicht geklart ob es sich um eine bereits bekannte Art handelt die sich an das kalte Wasser angepasst hat oder um eine neue Art 2 Entwicklung BearbeitenInnerhalb der Schiffsbohrmuscheln kann ein breites Spektrum an Fortpflanzungsstrategien beobachtet werden die sich nicht nur auf die klassischen Strategien wenige grosse Eier oder sehr viele Eier beschrankt Einige Arten produzieren Millionen von Eiern die im freien Wasser befruchtet werden Die Larven haben eine lange Phase als planktonische Veliger Larven in der sie weit verfrachtet werden konnen Andere Arten bruten ihre Eier in der Mantelhohle aus und entlassen die Jungen bereits als Veliger Larven oder sogar als Pediveliger die bereits nach wenigen Stunden zum Bodenleben ubergehen bzw sich an Holz anheften Die Pediveliger Larve die ein geeignetes Substrat gefunden hat errichtet zunachst einen Wall aus Kalziumkarbonat um sich wahrend sie versucht erste Holzraspel aus der Unterlage zu losen Einige Arten laichen nur einmal im Jahr ab andere Arten sogar mehrmals Taxonomie BearbeitenDie Familie enthalt derzeit knapp 80 rezente Arten in drei Unterfamilien und 14 Gattungen 3 Eine ganze Reihe von Arten wird zudem als nomina dubia angesehen Die Zahl der fossilen Arten ist noch nicht erfasst Bohrmuscheln Teredinidae Rafinesque Schmaltz 1815 Unterfamilie Bankiinae Turner 1966 Gattung Bankia Gray 1840 Bankia bipennata Turton 1819 Gattung Nausitora Wright 1864 Gattung Nototeredo Bartsch 1923 Nordischer Schiffsbohrwurm Nototeredo norvagica Spengler 1792 Gattung Spathoteredo Moll 1928 Unterfamilie Kuphinae Tryon 1862 nur eine Gattung Gattung Kuphus Guettard 1770 nur eine rezente Art mehrere fossile Arten Kuphus polythalamia Linnaeus 1758 Unterfamilie Teredininae Rafinesque 1815 Gattung Bactronophorus Tapparone Canefri 1877 Gattung Dicyathifer Iredale 1932 Gattung Lyrodus Binney 1870 Gattung Neoteredo Bartsch 1920 Gattung Psiloteredo Bartsch 1922 Psiloteredo megotara Hanley in Forbes amp Hanley 1848 Gattung Teredo Linnaeus 1758 Schiffsbohrwurm Teredo navalis Gattung Teredothyra Bartsch 1921 Gattung Teredora Bartsch 1921 Teredora malleolus Turton 1822 Gattung Uperotus Guettard 1770 Gattung Zachsia Bualtoff amp Rjabtschikoff 1933Fossile Belege BearbeitenDie altesten sicheren Vertreter der Familie kennt man aus dem Palaozan 4 dagegen Kondo amp Sano 2009 Aptium Unterkreide 5 Spuren bohrender Muscheln in Holz sind fossil nicht einmal selten uberliefert Derartige Spurenfossilien werden unter der Teredolites zusammengefasst Neben Holz sind vereinzelt Bernsteinstucke auf unterkreidezeitlicher Lagerstatte gefunden worden die von einer Bohrmuschel angebohrt worden sind 6 7 In jungster Zeit wurden auch auf Kuba fossile Belege diese Ichnogattung aus dem Oberjura Oxfordium gefunden 8 Fruheste Nachweise von Teredolites stammen aus dem Unterjura 9 Villegas de Gibert Rojas Consuegra und Belaustegui stellen die Ichnogattung Teredolites jedoch zur Familie der Bohrmuscheln Pholadidae 8 Lebensmittel Bearbeiten nbsp Eine Schiffsbohrmuschel Turu herausgelost aus Mangrovenholz in der Nahe von Joanes auf der Flussinsel Marajo Brasilien Die Schiffs bohr muschel auf dem Foto ist ca 50 cm lang In Nordostbrasilien werden verschiedene Arten von Schiffsbohrmuscheln gesammelt und gegessen Sie werden Turu oder Cupim do Mar genannt Sie kommen vor allem in den Mangrovenwaldern vor und werden von Mannern tiradores de turu aus den armeren Bevolkerungsschichten bei Ebbe gesammelt Meist handelt es sich um die Art Neoteredo reynei 10 Literatur BearbeitenMichael Amler Rudolf Fischer amp Nicole Rogalla Muscheln Haeckel Bucherei Band 5 Enke Verlag Stuttgart 2000 ISBN 3 13 118391 8 Rudiger Bieler amp Paula M Mikkelsen Bivalvia a look at the Branches Zoological Journal of the Linnean Society 148 223 235 London 2006 Eugene V Coan Paul Valentich Scott Bivalve Seashells of Tropical West America marine Bivalve mollusks from Baja california to Northern Peru Part 2 Santa Barbara Museum of Natural History Santa Barbara 2012 ISBN 978 0 936494 43 2 S 971 Rudolf Kilias Lexikon Marine Muscheln und Schnecken 2 Aufl 340 S Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1997 ISBN 3 8001 7332 8 S 304 05 Fritz Nordsieck Die europaischen Meeresmuscheln Bivalvia Vom Eismeer bis Kapverden Mittelmeer und Schwarzes Meer 256 S Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1969 S 156 Guido Poppe Yoshihiro Goto European Seashells Volume 2 Scaphopoda Bivalvia Cephalopoda 221 S Verlag Christa Hemmen Wiesbaden 1993 2000 unv Nachdruck ISBN 3925919104 S 136 Ruth D Turner A Survey and Illustrated Catalogue of the Teredinidae Harvard University Cambridge 1966 ohne ISBN Online bei www biodiversitylibrary org Ruth D Turner Family Teredinidae In Raymond Cecil Moore Hrsg Treatise on invertebrate paleontology Mollusca 6 Bivalvia 2 S N722 N742 New York 1969 Einzelnachweise Bearbeiten Luisa M S Borges Lucas M Merckelbach Iris Sampaio Simon M Cragg Diversity environmental requirements and biogeography of bivalve wood borers Teredinidae in European coastal waters Frontiers in Zoology 11 13 13 S 2014 Eli Klintisch Arctic shipworm discovery alarms archaeologists Science 351 6276 901doi 10 1126 science 351 6276 901 MolluscaBase Teredinidae Rafinesque 1815 Eugene V Coan Paul Valentich Scott Bivalve Seashells of Tropical West America marine Bivalve mollusks from Baja california to Northern Peru Part 2 Santa Barbara Museum of Natural History Santa Barbara 2012 ISBN 978 0 936494 43 2 S 912 Yasuo Kondo Shin ichi Sano Origination of extant heteroconch families Ecological and environmental patterns in post Paleozoic bivalve diversification Palaeontological Research 13 39 44 Tokyo 2009 doi 10 2517 1342 8144 13 1 039 E Penalver amp X Delclos Spanish Amber In Biodiversity of fossils in amber from the major world deposits Hrsg D Penney Manchester 2010 A Ross C Mellish P York amp B Crighton Burmese Amber In Biodiversity of fossils in amber from the major world deposits Hrsg D Penney Manchester 2010 a b J Villegas J M de Gibert R Rojas Consuegra Z Belaustegui Jurassic Teredolites from Cuba New trace fossil evidence of early wood boring behavior in bivalves Journal of South American Earth Sciences 38 123 128 Columbia South Carolina USA 2012 Bernd Wolfgang Vahldiek Gunter Schweigert Altester Nachweis Holz bohrender Muscheln Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 244 261 271 2007 PDF 1 2 Vorlage Toter Link content2 schweizerbart de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Zusammenfassung Nigel J H Smith Amazon Sweet Sea Land Life and Water at the River s Mouth University of Texas 2002 S 203 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schiffsbohrmuscheln amp oldid 231652620