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Xibalbaonyx ist eine ausgestorbene Gattung der Faultiere aus der Familie der Megalonychidae Sie ist uber mehrere Schadel und einzelne Reste des Korperskelettes belegt Die Funde stammen aus zwei unterschiedlichen Fundregionen im heutigen Mexiko einerseits verschiedene Cenoten von der Halbinsel Yucatan andererseits aus der Chapalasee Region weiter westlich gelegen Das Fossilmaterial datiert in das ausgehende Pleistozan Es zeugt von einem grossen Vertreter der Familie der in etwa die Ausmasse von Megalonyx erreichte Als besondere Merkmale sind die sehr kleinen vorderen eckzahnahnlichen Zahne zu nennen ebenso das Fehlen eines Scheitelkamms der ansonsten typisch ist fur zahlreiche ausgestorbene Angehorige der Megalonychidae Die Tiere ernahrten sich von weicher Blattnahrung einzelne anatomische Unterschiede lassen jedoch auf regionale Abweichungen schliessen Die Gattung wurde im Jahr 2017 eingefuhrt Ein weiterer im gleichen Jahr benannter grosser Vertreter der Megalonychidae aus Mexiko konnte identisch mit Xibalbaonyx sein XibalbaonyxZeitliches AuftretenOberes Pleistozan bis Unteres Holozan11 000 JahreFundorteMittelamerika Mexiko SystematikNebengelenktiere Xenarthra Zahnarme Pilosa Faultiere Folivora MegatherioideaMegalonychidaeXibalbaonyxWissenschaftlicher NameXibalbaonyxStinnesbeck Frey Olguin Stinnesbeck Zell Mallison Gonzalez Nunez Morlet Mata Sanvicente Hering amp Sandoval 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenXibalbaonyx war ein grosser Vertreter der Megalonychidae Er erreichte im Maximum die Ausmasse von Megalonyx der wiederum etwa Rindergrosse besass Belegt ist Xibalbaonyx uber mehrere Schadelfunde und einzelne Teile des Bewegungsapparates Ein Teilskelett gehort einem nicht vollstandig ausgewachsenen Individuum von schatzungsweise 2 m Lange und 200 kg Korpergewicht an 1 Der Schadel variierte in seiner Lange von 29 bis 39 cm bei einer Breite von 12 bis 14 6 cm ohne Jochbogen und einer Hohe von 15 7 bis 21 4 cm In Seitenansicht war der Schadel an der Stirnlinie regelmassig aufgewolbt Lediglich auf Hohe des Nasenbeins zog der Schadel markant ein und setzte so das stumpfe Rostrum deutlich ab Dies ist ein auffallender Unterschied zu den heutigen Zweifinger Faultieren Choloepus bei denen der Schadel fliessend in die Schnauze ubergeht Ausserdem ist bei diesen der Schadel hinten starker aufgewolbt Die Nasenbeine verliefen bei Xibalbaonyx nahezu horizontal Insgesamt nahmen sie rund ein Drittel der gesamten Schadellange ein Die Nasenoffnung mass bei grossen Individuen 7 2 cm in der Breite und 8 5 cm in der Hohe und stand nahezu senkrecht Sie hatte nicht die vergleichsweise grossen Ausmasse wie bei Ahytherium Die gegenuber der Breite recht grosse Hohe der Nasenoffnung bewirkte auch dass der Oberkiefer sehr hoch war Er uberragte das Nasenbein etwas in Seitenansicht hatte er eine Trapezform mit der grosseren Langskante an der Basis Das Stirnbein beanspruchte ebenfalls rund ein Drittel der Schadellange An seinem vorderen Ende schob sich das Nasenbein weit nach hinten Auf den stark gewolbten Scheitelbeinen waren zwei markante Temporallinien ausgebildet die nahezu parallel liefen Ein Scheitelkamm wie er bei Megalonyx Ahytherium oder bei einigen karibischen Vertretern der Megalonychidae vorkam bestand dem gegenuber nicht Wie bei vielen Faultieren bildete der Jochbogen keinen vollstandig geschlossenen Bogen Der vordere Bogenabschnitt bestand typischerweise aus drei Fortsatzen einem jeweils langen aufsteigenden und absteigenden sowie einem kurzen horizontal verlaufenden Der auf und der absteigende Fortsatz standen im rechten Winkel zueinander die Offnung zwischen beiden war damit weiter als bei Megalonyx Der hintere Bogenansatz war ebenfalls lang ausgezogen er begann am hinteren Abschnitt der Temporallinien die hier das Schlafenbein querten Das Jochbein bildete zusatzlich einen Teil des Orbitarandes In der hinteren Ansicht hatte das Hinterhauptsbein eine runde Form Die Gelenkfortsatze zur Verbindung mit der Halswirbelsaule waren konvex geformt und nach unten orientiert Ausserdem war am Hinterhauptsbein ein markanter horizontaler Wulst ausgebildet An der Schadelbasis wirkte die Glenoidgrube zur Gelenkung mit dem Unterkiefer flach sowie breit in Quer und schmal in Langsrichtung des Schadels Die Flugelbein Region war aufgeblaht und hohl und damit in Langsrichtung gestreckt sowie von rhombischer Gestalt Am Gaumen kamen wenigstens 40 kleine Knochenoffnungen Foramina von 0 2 bis 1 5 mm Durchmesser vor 2 3 Der Unterkiefer war massiv und kompakt gestaltet Er mass zwischen 21 und 30 3 cm in der Lange In Seitenansicht hatte er die Form einer Sanduhr Die fur Faultiere charakteristische loffelartige Verlangerung der Symphyse am vorderen Ende des Unterkiefers war bei Xibalbaonyx mit 1 bis 3 cm vergleichsweise kurz Sie verjungte sich zur Spitze hin In ihren Ausmassen entsprach die Verlangerung etwa der von Nohochichak war aber langer als bei Megalonyx und kurzer als bei Pliometanastes Die Unterkante des horizontalen Knochenkorpers verlief sinusartig mit der grossten Ausstulpung unterhalb der Zahnreihe Im Bereich des Diastemas kamen zahlreiche Foramina vor deren Offnungen je 0 5 mm betrugen sie werden teils als Foramen mentale gedeutet Der aufsteigende Ast war breit und bis zu 13 cm hoch Seine Vorderkante verdeckte in Aussenansicht den hintersten Zahn vollstandig Der Kronenfortsatz erhob sich rund 5 cm uber der Oberkante des horizontalen Knochenkorpers Der Gelenkfortsatz sass niedriger was wiederum einen Unterschied zu Meizonyx darstellt Das Gelenk selbst war in Aufsicht lang sanduhrformig in Seitenansicht aufgewolbt Der markante Winkelfortsatz am hinteren Ende des Unterkiefers bildete einen stumpfen Abschluss Am Ansatz des Kronenfortsatzes offnete sich der Mandibularkanal auf der Aussenseite des Unterkiefers auf 10 mm Weite Er trat am Foramen mandibulae unterhalb des Kronen und Gelenkfortsatzes an der Innenseite des Unterkiefers wieder hervor Das Foramen selbst war teilweise gedoppelt im Unterschied zu Meizonyx und Nohochichak mit ihrem einfachen Foramen mandibulae 2 3 4 Das Gebiss besass den fur Faultiere typischen Aufbau bestehend aus je einem eckzahnartigen caniniformen Zahn im vorderen Abschnitt und mehreren molarenartigen molariformen Zahnen im hinteren Im oberen Gebiss gab es je Kieferhalfte vier im unteren je drei molariforme Zahne so dass das Gebiss insgesamt aus 18 Zahnen bestand Der caniniforme Zahn wies einen ovalen bis dreieckigen Querschnitt auf in der oberen Zahnreihe war er nach hinten gekrummt in der unteren dagegen mehr oder weniger gerade verlaufend Er uberragte die hinteren Zahne aber nur geringfugig und war damit vergleichsweise klein An der Spitze bestand jeweils eine Scherkante sie wies beim oberen caniniformen Zahn nach hinten beim unteren nach vorn Zum hinteren Gebissabschnitt bestand ein Diastema Im Oberkiefer nahm dieses rund ein Viertel der Schadellange ein im Unterkiefer wies es etwa die Lange des Symphysenfortsatzes auf Die molariformen Zahne waren rechteckig trapezformig oder oval im Querschnitt und hatten hohe Zahnkronen Ihre Kauoberflachen zeigten sich in Ubereinstimmung mit anderen Vertretern der Megalonychidae typisch bilophodont mit zwei quergestellten Leisten auf der Kauoberflache Zwischen den einzelnen Leisten war der Zahn tief eingeschnitten Die gesamte obere Zahnreihe mass bei grossen Individuen 16 8 cm in der Lange einschliesslich des rund 8 cm langen Diastemas Der entsprechende Wert fur die untere Zahnreihe lautete 13 1 cm einschliesslich eines 4 9 cm langen Diastemas hier nahmen die hinteren Zahne davon 7 8 cm ein 2 3 Vom postcranialen Skelett sine einzelne Teile belegt Das Schulterblatt war rundlich gestaltet geteilt durch die Schultergrate in zwei etwa gleich grosse Abschnitte Die Glenoidgrube die Gelenkkapsel fur den Oberarm hatte eine lang ovale und flache Gestalt Der Oberarmknochen war kurz und robust gebaut bei einer Lange von 32 cm Der Schaft zeichnete sich durch kraftige Muskelmarken und Knochenleisten aus hierzu gehort etwa die seitlich am Schaft entlanglaufende deltopectorale Leiste die eine deutlich aufgeraute Flache bildete Sie gab der Knochenoberflache einen rauen Charakter Das untere Gelenkende war weit ausladend Die Elle erreichte fast die Lange des Oberarmknochens ist aber nur stark beschadigt uberliefert Rekonstruiert besass sie einen leicht gekrummten Verlauf Die Gelenkkapsel die das untere Gelenk des Humerus fasste und so gemeinsam mit diesem das Ellenbogengelenk bildete offnete sich weit mit einer Rundung um 120 Die Speiche wies eine langschmale Gestalt auf Der Oberschenkelknochen wurde wenigstens 32 cm lang Wie ublich bei bodenlebenden Faultieren war er breit und flach die Schaftlange ubertraf die breite um rund das Doppelte Die grosste Breite wurde am oberen Gelenkende erreicht Das kugelige Gelenk zeigte nach hinten und sass auf einem kurzen Hals Der Grosse Rollhugel war kraftig ausgebildet der Kleine und der dritte Rolhugel bestanden dagegen nur als jeweils aufgeraute Flache Letzterer befand sich seitlich am Schaft Charakteristisch fur viele bodenlebende Faultiere wurde das Schienbein nur halb so lang wie der Oberschenkelknochen Sein Schaft der entlang der Langsachse etwas gebogen verlief besass die Form einer Sanduhr wobei der Querschnitt am oberen Ende grosser war als der am unteren Von den Handen und Fussen konnten bisher nur einzelne Wurzelknochen und Zehenglieder geborgen werden Die jeweiligen Endphalangen waren symmetrisch gestaltet Sie liefen spitz zu und erwiesen sich als teils deutlich krallenartig gekrummt 4 1 Fossilfunde BearbeitenDas bisher bekannte Fossilmaterial von Xibalbaonyx entstammt zwei weiter entfernten Fundregionen in Mexiko Der erste und zur Beschreibung der Gattung verwendete Fund kam auf der Halbinsel Yucatan zu Tage Er wurde dort in der Cenote von El Zapote westlich von Puerto Morelos und etwa 36 km sudlich von Cancun sowie 90 km nordlich von Tulum im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo entdeckt El Zapote ist Teil eines uber 7000 km langen unterirdischen Karstsystems von dem bisher nur ein geringer Teil untersucht wurde Der Zugang zu El Zapote liegt heute unter Wasser und besteht aus einem rund 30 m langen und etwa 10 m breiten Kamin der zu einer 40 m breiten und 60 m hohen Kammer fuhrt Diese ist mit kalkreichen Spelaothemen bedeckt die aufgrund ihrer grossen 2 m und mehr messenden sowie charakteristischen Form als Hollenglocken bezeichnet werden 5 Innerhalb der Kammer fanden sich die Reste von Xibalbaonyx in 50 bis 55 m Tiefe Sie bestehen aus einem weitgehend vollstandigen Skelett das sich uber eine Flache von 3 m Ausdehnung verteilt der Schadel lag etwas isoliert von den restlichen Korperpartien Von dem Skelett wurden neben dem Schadel aber bisher lediglich Teile geborgen Dazu gehoren mehrere Wirbel wie der erste und der zweite Halswirbel sowie Fragmente der Hals Brust und Schwanzwirbel ebenso wie Abschnitte des Brustkorbes etwa einzelne Rippen und der Vorder und Hintergliedmassen Radiocarbondatierungen geben dem Fund ein Alter von 10 647 bis 10 305 Jahren BP Die Daten zeigen an dass die Zenote wie ein Grossteil des Karstsystems im Ubergang vom Pleistozan zum Holozan durch den steigenden Meeresspiegel infolge der Gletscherschmelze der letzten Kaltzeit geflutet wurde 2 1 Ein Unterkiefer ein Halswirbel und ein Oberarmknochen kamen zusatzlich in der Cenote Tortugas auf Yucatan zum Vorschein lokal auch als Cementerio de Xenartros spanisch fur Friedhof der Nebengelenktiere bezeichnet Diese befindet sich nur 2 km sudwestlich von El Zapote Sie hat einen Durchmesser von 25 m und eine Tiefe von 55 m wobei sich die Faultierreste nur 1 m oberhalb des tiefsten Punktes fanden Ein Zugang zu anderen Cenoten der Region besteht nicht 4 1 Ebenfalls von der Halbinsel ist mit Nohochichak ein weiterer grosser Vertreter der Megalonychidae mit nahezu zeitgleichem Auftreten belegt 6 Ein weiterer Schadel wurde aus Zacoalco westlich des Chapalasees im mexikanischen Bundesstaat Jalisco berichtet Der 70 km lange und 30 km breite Chapalasee ist der grosste See Mexikos er stellt aber nur den Rest eines wesentlich grosseren Binnengewassers dar das im Pleistozan bestand Dieses fullte das Chapalasee Riftsystem aus eine tektonische Senke zwischen der Sierra Madre Occidental und dem Jalisco Block Die Region die seit den 1950er Jahren im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses steht ist reich an Fossilfunden des ausgehenden Pleistozans mit Resten von Fischen Amphibien Reptilien Vogeln und Saugetieren Letztere beinhalten auch mehrere Vertreter der Nebengelenktiere Aus Zacoalco wurde unter anderem Eremotherium beschrieben einem der grossten bekannten Vertreter der Faultiere Der Schadel von Xibalbaonyx galt vor seiner wissenschaftlichen Aufarbeitung im Jahr 2018 teilweise als Rest eines Angehorigen der Mylodontidae oder der Megalonychidae 7 8 3 Palaobiologie BearbeitenIm Allgemeinen wird fur die ausgestorbenen Vertreter der Megalonychidae analog zu den rezenten Zweifinger Faultieren von einer Spezialisierung auf blattreiche Pflanzennahrung ausgegangen browsing Ablesbar ist dies unter anderem an der generell schmalen Schnauze einschliesslich der schmalen loffelartigen Symphysenverlangerung am Unterkiefer Xibalbaonyx zeigt in diesem Aspekt einzelne besondere Anpassungen Der fehlende Scheitelkamm verweist darauf dass der Musculus temporalis im Gegensatz zu anderen Angehorigen der Familie wohl eine geringere Rolle spielte Dies lasst auf weniger faserhaltige Pflanzen als Nahrungsgrundlage schliessen Das gestreckte Flugelbein befurwortet einen starker entwickelten Musculus masseter beziehungsweise Musculus pterygoideus ersterer ist uber den Jochbogen letzterer uber den Gelenk und Winkelfortsatz dadurch verlangert Beide bewirken das Schliessen des Mauls sowie seitliche und vor beziehungsweise ruckwarts gerichtete Kaubewegungen Die Dominanz des Masseter Muskels spricht gegen eine erhohte Beisskraft und somit fur sehr weiche Pflanzennahrung Die caniniformen Zahne sind bei Xibalbaonyx kleiner als im Vergleich zu verwandten Formen Das ist als Hinweis zu werten dass sie bei der Nahrungsaufnahme nur untergeordnet eingesetzt wurden 3 Neben diesen allgemeinen Unterschieden zu anderen Vertretern der Megalonychidae zeigen die regionalen Formen von Xibalbaonyx auch untereinander gewisse Abweichungen Der Schadel aus der westlicher gelegenen Chalapasee Region hat starker entwickelte Temporalleisten gegenuber dem der ostlicheren Yucatan Halbinsel Auch ist bei ersteren der Kronenfortsatz am Unterkiefer eher hakenformig gestaltet Beides verweist auf graduelle Unterschiede in der Auspragung des Temporalis Muskels Dagegen besitzt der Schadel von der Yucatan Halbinsel im Vergleich zu dem Chalapasee Schadel mehrfach ausgebildete Knochenoffnungen am Unterkiefer Foramen mentale und Foramen mandibulae Verantwortlich dafur konnte eine starker durchblutete Schnauzenregion bei den Tieren von Yucatan sein was eventuell in einer beweglicheren Zunge resultierte Letzteres ist Anzeichen einer starker selektiven Nahrungsaufnahme Die regionalen Differenzierungen mogen ein Ausdruck unterschiedlicher Landschaftsverhaltnisse sein Die Chalapasee Region bestand im ausgehenden Pleistozan aus einer wasser und vegetationsreichen Landschaft mit Galeriewaldern Yucatan war hingegen durch trockene fast wustenartige Bedingungen gepragt 3 Die Vordergliedmassen von Xibalbaonyx waren etwas langer als die Hintergliedmassen so dass der Rumpf leicht hoher lag als das Hinterteil Als Fortbewegung kann ein eher virfussiger denn zweifussiger Gang angenommen werden Die schwach eingedellte Gelenkgrube des Schulterblatts befurwortet einen weiten Rotationsraum des Armes und somit eine hohe Schultermobilitat Dies ist auch an den beiden etwa gleich grossen Flachen des Schulterblattes erkennbar was bei zahlreichen anderen Faultieren so nicht vorkommt Die hier ansetzende Muskulatur unterstutzt somit diese Ansicht Am Oberarm war ebenfalls eine massive Muskulatur ausgebildet erkennbar an der ausgedehnten deltopectoralen Aufrauung Dies ist aufgrund einiger markanter Knochenvorsprunge auch fur den Unterarm wahrscheinlich In Verbindung mit dem gekrummten Verlauf der Elle ergibt sich dadurch ein ausserst stabiler Unterarm Die weite Offnung der Gelenkkapsel der Elle ermoglichte gute Aus und Einwartsdrehungen des Armes was beim verwandten Megalonyx so nicht der Fall war aber unter anderem bei Diabolotherium dokumentiert ist Die gesamte Struktur des Vorderbeines lasst daher auf kletternde Bewegungen schliessen auch wenn nicht von einer vollstandig arborikolen Lebensweise auszugehen ist Das Klettern erfolgte dabei wahrscheinlich nicht nur in den Baumen sondern eventuell auch an Felswanden wie denen der Cenoten die im ausgehenden Pleistozan noch mitunter zuganglich waren Neben dem Klettern ist des Weiteren eine grabende Suche nach Nahrung nicht auszuschliessen ebenso wie eine teilweise Fortbewegung im Wasser denkbar ware zumal heutige Baumfaultiere sehr gute Schwimmer sind Alle drei Bewegungsformen erfordern ahnliche Ablaufmuster 3 Unterstutzt wird die Ansicht einer kletternden Lebensweise zusatzlich durch einzelne Merkmale der Hinterbeine Am Gelenkkopf des Oberschenkelknochens fehlt die Huftkopfgrube Fovea capitis femoris Die hier entlanglaufende Sehne die normalerweise den Oberschenkel stabilisiert war offensichtlich nur schwach entwickelt Dadurch erhohte sich die Moglichkeit fur seitliche Beinbewegungen Ausserdem sorgte der gut ausgebildete Grosse Rollhugel fur eine entsprechend massive Gesassmuskulatur die die Beinrotation bestarkte Dagegen spielte die vordere Oberschenkelmuskulatur bei Xibalbaonyx nur eine untergeordnete Rolle Die symmetrische Gestaltung der Endphalangen verweist wiederum auf einen Sohlengang charakteristisch fur Megalonychidae aber abweichend von anderen grossen Bodenfaultieren mit ihren eingedrehten Handen und Fussen Die starke Krummung der aufsitzenden Krallen eigneten sich ebenfalls zum Klettern 1 Einzelne Wirbel von Xibalbaonyx zeigen verschiedene Asymmetrien die wahrscheinlich auf pathologische Veranderungen zuruckgehen Was diese verursachte ist bisher ungeklart zumals es sich bei einem Individuum um ein Jungtier handelt Es konnen sowohl Mutationen als auch Stress und Fehlernahrung eine Rolle spielen Einzelne kurze Linien mit V formigem Querschnitt an verschiedenen Rippen und Langknochen werden von den Wissenschaftlern als Schnittmarken interpretiert verursacht durch Steinwerkzeuge des Menschen 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Megalonychidae basierend auf Skelettmerkmalen nach Stinnesbeck et al 2020 4 Megalonychidae Eucholoeps Pliometanastes Pliomorphus Megalocnus Parocnus Neocnus Acratocnus Choloepus Megistonyx Ahytherium Nohochichak Meizonyx Zacatzontli Xibalbaonyx Megalonyx MegalonychotheriumVorlage Klade Wartung StyleXibalbaonyx ist eine Gattung aus der ausgestorbenen Familie der Megalonychidae innerhalb der Unterordnung der Faultiere Folivora und der Uberordnung der Nebengelenktiere Xenarthra Die Megalonychidae stellen eine sehr formenreiche Gruppe dar Als nachste Verwandten der Megalonychidae kommen die Megatheriidae und die Nothrotheriidae in Betracht Erstere schliessen die grossten bekannten Vertreter der Faultiere ein letztere bestehen aus eher kleineren Angehorigen der Faultiere Alle drei Familien zusammen werden in die Uberfamilie der Megatherioidea verwiesen Innerhalb der Faultiere bilden die Megalonychidae eine sehr alte Linie ihr erstes Auftreten ist im Oligozan in Patagonien belegt 9 Charakteristische Merkmale finden sich in der eckzahn caniniformen oder schneidezahnahnlichen incisiformen Gestaltung des jeweils vordersten Zahnes sowie in den molarenartig molariform gestalteten hinteren Zahnen Letztere zeichnen sich durch zwei querstehende Leisten bilophodont auf der Kauflache aus was auf eine eher blattfresserische Ernahrungsweise der Megalonychidae verweist Im Unterschied zu den Megatheriidae und den Nothrotheriidae ist der Hinterfuss plantigrad gestaltet und nicht gedreht womit er seine ursprungliche Form beibehielt 10 Die Megalonychidae waren einst weit verbreitet Fossilreste finden sich sowohl in Sudamerika als auch in Mittelamerika sowie in Nordamerika bis hoch in den arktischen Norden 10 In einer klassischen auf skelettanatomischen Vergleichen beruhenden Ansicht schlossen die Megalonychidae ursprunglich auch die Faultiere der Westindischen Inseln sowie die heute noch lebenden Zweifinger Faultiere Choloepus ein 11 Molekulargenetische Untersuchungen gemeinsam mit Proteinanalysen konnten jedoch keine naheren Verwandtschaftsverhaltnisse zwischen diesen einzelnen Gruppen feststellen 12 13 Ein Grossteil des Fossilmaterials der Megalonychidae liegt fragmentarisch vor und ist weitgehend unvollstandig Die systematischen Beziehungen der einzelnen Vertreter der Gruppe konnten daher bisher nur ungenugend herausgearbeitet werden Allerdings lassen sich bedingt durch den Formenreichtum verschiedene Entwicklungslinien nachweisen Eine umfasst weitgehend sudamerikanische Vertreter wie Megistonyx oder Ahytherium beziehungsweise Ortotherium eine weitere besteht aus den nordamerikanischen Formen Megalonyx und Pliometanastes hier da auf Skelettmerkmalen beruhend auch karibische Faultiere wie Megalocnus oder Neocnus 11 14 6 Momentan ist es jedoch nicht moglich fur die nordamerikanischen Vertreter der Megalonychidae direkte Vorlaufer zu bestimmen Damit einhergehend ist deren Verbindung zu den sudamerikanischen Formen eher unbekannt Xibalbaonyx besitzt phylogenetischen Analysen zufolge eine engere Beziehung zu anderen mittelamerikanischen Formen wie Meizonyx oder Nohochichak Vor allem Meizonyx vermittelt dabei wiederum starker zu den sudamerikanischen Megalonychidae Die Formen dort sind weitgehend in den tropischen Landschaften beheimatet Die hauptsachlich in den temperierten Regionen Nordamerikas auftretenden Formen wie Megalonyx oder Pliometanastes stellen dagegen entferntere Verwandte dar 6 3 Es sind drei Arten von Xibalbaonyx bekannt 2 3 4 X exinferis Stinnesbeck Stinnesbeck Frey Olguin amp Gonzalez 2020 X microcaninus Stinnesbeck Frey amp Stinnesbeck 2018 X oviceps Stinnesbeck Frey Olguin Stinnesbeck Zell Mallison Gonzalez Nunez Morlet Mata Sanvicente Hering amp Sandoval 2017Verwandtschaftsverhaltnis der drei Arten von Xibalbaonyx nach Stinnesbeck et al 2020 4 Xibalbaonyx X microcaninus X exinferis X ovicepssVorlage Klade Wartung StyleX microcaninus ist aus der Chapalasee Region belegt und stellt eine kleinere Art dar Sie hebt sich durch kurzere eckzahnahnliche Zahne und einzelne weitere Merkmale ab X oviceps wurde auf Yucatan nachgewiesen und umfasst einen grosseren Vertreter mit Ausmassen vergleichbar zu Megalonyx Es ist gleichzeitig die Nominatform der Gattung X exinferis stammt ebenfalls von Yucatan und weist sehr kleine eckzahnartige Zahne sowie ein doppeltes Foramen mentale am extrem kurzen Symphysenfortsatz des Unterkiefers auf 2 3 4 Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Xibalbaonyx wurde von einem Forscherteam um Sarah R Stinnesbeck im Jahr 2017 vorgelegt Grundlage bildete der Fund aus der Cenote von El Zapote auf der Halbinsel Yucatan Der dort geborgene Schadel mitsamt Unterkiefer stellt den Holotyp der Gattung Exemplarnummer Za2014 01 beziehungsweise Za2014 05 dar Der Gattungsname Xibalbaonyx deutet auf Xibalba der Unterwelt in der Mythologie der Maya Er ehrt einerseits die Taucher die das Fossilmaterial in der unterirdischen Cenote unter teils gefahrlichen Bedingungen geborgen haben andererseits bezieht er sich auf Yucatan als Heimat der Maya allgemein Der zweite Namensbestandteil onyx ist griechischen Ursprungs ony3 und bedeutet so viel wie Kralle 2 Nur kurz nach der Veroffentlichung der Erstbeschreibung von Xibalbaonyx wurde von H Gregory McDonald und Kollegen ein weiterer grosser Vertreter der Megalonychidae anhand eines Teilschadels sowie eines Unterkiefers ebenfalls von Yucatan vorgestellt und mit Nohochichak benannt Er stammt wie Xibalbaonyx aus einer Cenote nur unweit von El Zapote entfernt und weist ein ahnliches stratigraphisches Alter auf In ihren Merkmalen gleichen sich die beiden Gattungen es bestehen jedoch auch bestimmte Unterschiede So ist bei Nohochichak der Processus postorbitalis relativ kraftig ausgebildet dieser fehlt aber bei Xibalbaonyx Weitere Abweichungen betreffen etwa die Position bestimmter Foramina die Auspragung des Jochbogens oder die Gestaltung des Nasenbeins Das bisher geringe Fundmaterial der beiden Gattungen erschwert eine Beurteilung dieser Unterschiede Es ist daher unklar ob sie auf eine generische Differenzierung oder auf Artunterschiede innerhalb einer Gattung zuruckzufuhren sind Auch besteht die Moglichkeit dass es sich um einen Sexualdimorphismus oder um Pathologien handelt Aufgrund dieser Unklarheiten wurde auf eine Vereinigung der beiden Gattungen bisher verzichtet 3 Literatur BearbeitenSarah R Stinnesbeck Eberhard Frey Jeronimo Aviles Olguin Wolfgang Stinnesbeck Patrick Zell Heinrich Mallison Arturo Gonzalez Gonzalez Eugenio Aceves Nunez Adriana Velazquez Morlet Alejandro Terrazas Mata Martha Benavente Sanvicente Fabio Hering und Carmen Rojas Sandoval Xibalbaonyx oviceps a new megalonychid ground sloth Folivora Xenarthra from the Late Pleistocene of the Yucatan Peninsula Mexico and its paleobiogeographic significance Palaontologische Zeitschrift 49 2 2017 S 245 271 doi 10 1007 s12542 017 0349 5 Sarah R Stinnesbeck Eberhard Frey und Wolfgang Stinnesbeck New insights on the paleogeographic distribution of the Late Pleistocene ground sloth genus Xibalbaonyx along the Mesoamerican Corridor Journal of South American Earth Sciences 85 2018 S 108 120 doi 10 1016 j jsames 2018 05 004Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Sarah R Stinnesbeck Eberhard Frey Jeronimo Aviles Olguin Arturo Gonzalez Gonzalez Adriana Velazquez Morletc und Wolfgang Stinnesbeck Life and death of the ground sloth Xibalbaonyx oviceps from the Yucatan Peninsula Mexico Historical Biology An International Journal of Paleobiology 2020 doi 10 1080 08912963 2020 1819998 a b c d e f g Sarah R Stinnesbeck Eberhard Frey Jeronimo Aviles Olguin Wolfgang Stinnesbeck Patrick Zell Heinrich Mallison Arturo Gonzalez Gonzalez Eugenio Aceves Nunez Adriana Velazquez Morlet Alejandro Terrazas Mata Martha Benavente Sanvicente Fabio Hering und Carmen Rojas Sandoval Xibalbaonyx oviceps a new megalonychid ground sloth Folivora Xenarthra from the Late Pleistocene of the Yucatan Peninsula Mexico and its paleobiogeographic significance Palaontologische Zeitschrift 49 2 2017 S 245 271 doi 10 1007 s12542 017 0349 5 a b c d e f g h i j k Sarah R Stinnesbeck Eberhard Frey und Wolfgang Stinnesbeck New insights on the paleogeographic distribution of the Late Pleistocene ground sloth genus Xibalbaonyx along the Mesoamerican Corridor Journal of South American Earth Sciences 85 2018 S 108 120 doi 10 1016 j jsames 2018 05 004 a b c d e f g Sarah R Stinnesbeck Wolfgang Stinnesbeck Eberhard Frey Jeronimo Aviles Olguin und Arturo Gonzalez Gonzalez Xibalbaonyx exinferis n sp Megalonychidae a new Pleistocene ground sloth from the Yucatan Peninsula Mexico Historical Biology An International Journal of Paleobiology 33 10 2021 S 1952 1963 doi 10 1080 08912963 2020 1754817 Wolfgang Stinnesbeck Eberhard Frey Patrick Zell Jeronimo Aviles Fabio Hering Norbert Frank Jennifer Arps Anna Geenen Johannes Gescher Margot Isenbeck Schroter Simon Ritter Sarah Stinnesbeck Eugenio Aceves Nunez Vicente Fito Dahne Arturo Gonzalez Gonzalez und Michael Deininger Hells Bells unique speleothems from the Yucatan Peninsula Mexico generated under highly specific subaquatic conditions Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology 489 2018 S 209 229 a b c H Gregory McDonald James C Chatters und Timothy J Gaudin A new genus of megalonychid ground sloth Mammalia Xenarthra from the late Pleistocene of Quintana Roo Mexico Journal of Vertebrate Paleontology 37 3 2017 S e1307206 Spencer George Lucas Late Cenozoic fossil mammals from the Chapala rift basin Jalisco Mexico New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin 44 2008 S 39 49 Spencer George Lucas Late Cenozoic vertebrate fossil assemblages from Jalisco Mexico New Mexico Museum of Natural History and Science Bulletin 44 2008 S 51 64 Alfredo A Carlini und Gustavo J Scillato Yane The oldest Megalonychidae Xenarthra Tardigrada phylogenetic relationships and an emended diagnosis of the family Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 233 3 2004 S 423 443 a b H Gregory McDonald und Gerardo de Iuliis Fossil history of sloths In Sergio F Vizcaino und W J Loughry Hrsg The Biology of the Xenarthra University Press of Florida 2008 S 39 55 a b Timothy J Gaudrin Phylogenetic relationships among sloths Mammalia Xenarthra Tardigrada the craniodental evidence Zoological Journal of the Linnean Society 140 2004 S 255 305 Frederic Delsuc Melanie Kuch Gillian C Gibb Emil Karpinski Dirk Hackenberger Paul Szpak Jorge G Martinez Jim I Mead H Gregory McDonald Ross D E MacPhee Guillaume Billet Lionel Hautier und Hendrik N Poinar Ancient mitogenomes reveal the evolutionary history and biogeography of sloths Current Biology 29 12 2019 S 2031 2042 doi 10 1016 j cub 2019 05 043 Samantha Presslee Graham J Slater Francois Pujos Analia M Forasiepi Roman Fischer Kelly Molloy Meaghan Mackie Jesper V Olsen Alejandro Kramarz Matias Taglioretti Fernando Scaglia Maximiliano Lezcano Jose Luis Lanata John Southon Robert Feranec Jonathan Bloch Adam Hajduk Fabiana M Martin Rodolfo Salas Gismondi Marcelo Reguero Christian de Muizon Alex Greenwood Brian T Chait Kirsty Penkman Matthew Collins und Ross D E MacPhee Palaeoproteomics resolves sloth relationships Nature Ecology amp Evolution 3 2019 S 1121 1130 doi 10 1038 s41559 019 0909 z H Gregory McDonald Ascanio D Rincon und Timothy J Gaudin A new genus of megalonychid sloth Mammalia Xenarthra from the Late Pleistocene Lujanian of Sierra de Perija Zulia State Venezuela Journal of Vertebrate Paleontology 33 5 2013 S 1226 1238 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Xibalbaonyx amp oldid 233563681