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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Wissel Begriffsklarung aufgefuhrt Wissel ist ein Ortsteil der Stadt Kalkar am linken unteren Niederrhein Er liegt rund funf Kilometer nordlich des Stadtkerns von Kalkar in der Rheinniederung Ende 2018 hatte er 2061 Einwohner WisselStadt KalkarKoordinaten 51 46 N 6 17 O 51 771944444444 6 2880555555556 17 Koordinaten 51 46 19 N 6 17 17 OHohe 17 mEinwohner 2061 31 Dez 2018 1 Eingemeindung 1 Juli 1969Die ehemalige Stiftskirche St Clemens in WisselHaus KemnadeWisseler StiftsmuseumHaus am KostersdickHaus am KostersdickDeichhaus an der DorfstrasseWisseler DunenFreizeitpark Wisseler See Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung des Ortsnamens 2 Geschichte 2 1 Mittelalter 2 2 Neuzeit 2 3 Wirtschaftsgeschichte 2 3 1 Tabakanbau 2 3 2 Verkehr und Infrastruktur 2 3 3 Kiesabbau und Freizeitpark 3 Geografie 3 1 Streusiedlung 3 2 Die Wisseler Dunen De Dunn 4 Bildergalerie 5 Sehenswurdigkeiten 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksBedeutung des Ortsnamens BearbeitenAus dem 12 Jahrhundert ist die Schreibweise Wisceloh uberliefert Wisch bedeutet Wiese feuchte Niederung Loh bedeutet Busch oder auch gerodete Lichtung im Wald Im 14 Jahrhundert veranderte sich der Ortsname in Wissel Geschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Aus einer Kiesgrube ostlich von Wissel wurde das Fragment eines Schwertes der Zeit um 500 n Chr geborgen 2 Aus dieser Kiesgrube stammt eine derart grosse Zahl von Funden des 8 bis 12 Jahrhunderts dass D von Detten hier die Lage der ursprunglichen Ansiedlung vermutet die bei einer Katastrophe weitgehend in den Rhein abgerutscht ist und zu einer Verlagerung von Wissel an seinen heutigen Standort zwang 3 Erstmals urkundlich erwahnt wird Wissel 1070 und im Jahr 1167 werden das Kanonikerstift und die heutige romanische Kirche von Wissel erstmals urkundlich erwahnt Einer dem Klever Herzog Johann I gewidmeten Chronik ist zwar zu entnehmen das Kanonikerstift sei schon um das Jahr 825 gegrundet worden angeblich von Graf Eberhard von Kleve und seiner Gemahlin Berta einer adeligen Frau aus dem Stamme Karls des Grossen 4 Hellmut Rotthauwe verweist aber darauf dass dies von Historikern fur eine Erfindung der klevischen Hofhistoriographie des 15 Jahrhunderts gehalten wird 5 Auch Dieter Kastner meint Graf Eberhard gehore der Sage an 6 Das Gebiet um Wissel gehorte im Mittelalter den Grafen von Kleve Sie errichteten in der Rheinniederung zwischen der Kalflack einem kleinen Fluss im Westen der Niederung und dem Rhein eine Burg zum Schutz und zur Verwaltung ihrer Landereien Sie wurde von den Herren von Wischele bewohnt die dem Grafen von Kleve lehnspflichtig waren 1115 wurde die Burg durch den Kolner Erzbischof Friedrich I von Schwarzenburg im Krieg gegen den deutschen Kaiser Heinrich V auf dessen Seite sich der Klever Graf Dietrich III gestellt hatte zerstort Hellmut Rotthauwe vermutet dass sich die Grafen von Kleve danach in Wissel mit der Errichtung eines Kanonikerstiftes begnugten weil sie in Grieth naher am Rhein ihre neue Burg bauten 7 Das Wisseler Stiftskapitel bestand aus dem Propst dem Dechanten dem Scholaster und elf spater zwolf Kanonikern Die Kanoniker bewohnten eigene Hauser die rings um den von Mauern umgebenen viereckigen Kirchplatz standen 4 Die Kanoniker waren zwar eine ordensahnliche Gemeinschaft gingen jedoch auch weltlichen Pflichten nach Sie verwalteten die umliegenden Landereien und Gehofte und lebten von den erwirtschafteten Ertragen Mit der Sakularisation unter Napoleon wurde das Stift 1802 aufgehoben Neuzeit Bearbeiten Um 1550 wurde in Wissel nahe dem heutigen ostlichen Ortsausgang Richtung Grieth das noch heute bewohnte Haus Kemnade als Wasserburg errichtet vermutlich am Standort der 1115 zerstorten Burg Um 1850 baute man es in spatklassizistischem Stil um Nachdem Friedrich der Grosse 1753 in Preussen landratliche Kreise mit Amtern eingefuhrt hatte 8 gehorte Wissel zu den Amtern Till und Grieth mit Sitz in Wissel Das Verwaltungsgebaude das sogenannte Burgermeisteramt steht heute in Wissel am Dorfplatz gegenuber der ehemaligen Post jetzt Fahrschule Das Amt war eine Verwaltungsorganisation zwischen Kreis und Gemeinde in der die im Amt zusammengeschlossenen Gemeinden ihre Selbstandigkeit behielten 1935 wurde das Amt Grieth aufgelost Wissel dem Amt Kalkar zugeordnet 9 Im nahegelegenen Klever Reichswald und im Umfeld des heutigen Ortes tobte im Fruhjahr 1945 die sogenannte Schlacht im Reichswald In dieser Schlacht um den Niederrhein wurde der Ort schwer in Mitleidenschaft gezogen Seit der am 1 Juli 1969 in Nordrhein Westfalen beim 1 kommunalen Neugliederungsprogramm durchgefuhrten Gebietsreform bei der die Amter aufgelost wurden gehort Wissel zur Stadt Kalkar 10 Wirtschaftsgeschichte Bearbeiten Tabakanbau Bearbeiten Seit Mitte des 18 Jahrhunderts bluhten am Niederrhein der Tabakanbau und die Tabakverarbeitung auf Die Voraussetzungen dafur waren gunstig In der damals fuhrenden Tuchindustrie waren viele Arbeitskrafte beschaftigungslos geworden und suchten Arbeit Auf dem Rhein konnten auslandische Tabake mit denen der niederrheinische Tabak gemischt wurde eingefuhrt werden Ausserdem grundeten hollandische Fabrikanten Filialen auf preussischem Boden um die Zahlung hoher Einfuhrzolle zu vermeiden Besonders bekannt fur den Tabakanbau wurde Wissel Der lockere lehmig sandige Boden brachte hier uberdurchschnittliche Ernteertrage Insbesondere Anfang des 20 Jahrhunderts florierte die Tabakindustrie am Niederrhein Das Ende kam bald nach dem Zweiten Weltkrieg In den 1960er Jahren erlebte zwar vor allem die Produktion von Pfeifentabak noch einmal einen Nachfrageschub Billigere auslandische Tabake die verstarkte Nachfrage nach Zigaretten bessere Verdienstmoglichkeiten in anderen Wirtschaftszweigen und veranderte Vertriebsstrukturen fuhrten jedoch zum Niedergang 1960 gab in Wissel der letzte Tabakbauer auf Verkehr und Infrastruktur Bearbeiten Die Eisenbahnzeit begann fur Wissel erst am 15 August 1904 als der Hippeland Express eroffnet wurde Der nachste Bahnhof war nun im wenige Kilometer westlich gelegenen Till und dank dem etwa gleichzeitig erfolgten Bau der Brucke uber die Kalflack schnell zu erreichen Zuvor waren die nachstgelegenen Bahnstationen weit entfernt in Kleve Bahnstrecke Koln Nijmegen und Emmerich Bahnstrecke Oberhausen Arnhem An das Stromnetz wurde Wissel noch spater am 30 September 1913 angeschlossen Die Strassenbeleuchtung wurde im Dezember 1914 angelegt Bis in die 1960er Jahre lagen die nachsten Brucken uber den Rhein weit entfernt in Nimwegen und Wesel Die rechte Rheinseite konnte man in kurzerer Entfernung nur mit Fahren nach Emmerich Grietherort und Rees erreichen Die bessere Anbindung an das rechtsrheinische Strassennetz durch den Bau der Rheinbrucke Emmerich 1965 und der Rheinbrucke Rees Kalkar 1967 war fur die Entwicklung von Wissel von entscheidender Bedeutung Auch das Freizeitzentrum Wisseler See mit Campingplatz und Naturfreibad wurde so leichter erreichbar Dank der verbesserten Strassenverbindungen war die Stilllegung der Bahnstrecke Xanten Kleve 1989 weniger negativ Kiesabbau und Freizeitpark Bearbeiten 1932 begann sudlich der Wisseler Dunen der Kiesabbau Die entstandenen Wasserflachen umschliessen inzwischen das gesamte Naturschutzgebiet Wisseler Dunen im Osten von Wissel An den ausgekiesten Flachen im Suden entstand der Freizeitpark Wisseler See mit Naturfreibad und Campingplatz Geografie BearbeitenStreusiedlung Bearbeiten Um vor dem haufigen Hochwasser des Rheins geschutzt zu sein bauten die Menschen in Wissel ihre Gehofte moglichst hoch gelegen auf kleinen Hugeln die sich beim Ruckzug des Eises nach der letzten Eiszeit abgelagert oder durch die standigen Verlagerungen des Verlaufs des Rheinstroms gebildet hatten So entstand eine Streusiedlung in der die Hauser mit einem unregelmassigen Netz gewundener kleiner Wege und Strassen verbunden sind Darin liegt Wissels besonderer Reiz Zum Hochwasserschutz wurde Wissel mit einem der altesten Ringdeiche am Niederrhein umgeben Die Wisseler Dunen De Dunn Bearbeiten Der Rhein hat immer wieder Sand angeschwemmt der durch den Wind verweht wurde In Wissel bildeten sich dabei Binnendunen Nach Angaben des Naturschutzzentrums Kleve sind sie im Mittelalter entstanden 11 Die Dunen dienten schon seit dem 14 Jahrhundert der Bevolkerung als gemeinschaftliche Viehweide Allmende Jedes Jahr am 2 Mai trieben die Kleinbauern ihre Kuhe in die Dunen was man in Schaaren nannte Auch bei den haufigen Uberschwemmungen des Rheins fanden die Tiere hier Schutz und Nahrung Die Dorfbewohner die die Dunen nutzten waren auch fur ihre Erhaltung und Pflege verantwortlich Anfang der 1930er Jahre wurde auf staatliche Anordnung hin vom Reichsarbeitsdienst ein grosser Teil der dorfwarts gelegenen Dunen zur Anlage eines Segelflugplatzes planiert Seit 1935 steht die restliche Dunenlandschaft jedoch unter Naturschutz Sie ist heute in kommunalem Eigentum Bildergalerie Bearbeiten nbsp Wisseler Dunen nbsp Wisseler Dunen nbsp Wisseler See nbsp Wisseler MuhleSehenswurdigkeiten BearbeitenDie heutige Pfarrkirche Sankt Clemens ist eine ehemalige Stiftskirche der Grafen und Herzoge von Kleve Die um 1150 errichtete dreischiffige romanische Tuff Basilika gilt als eines der bedeutendsten romanischen Bauwerke des 12 Jahrhunderts am unteren Niederrhein Im 15 Jahrhundert wurde die romanische Apsis durch einen gotischen Chor ersetzt um 1650 erhohte man die Firste des Daches Im Eingangsbereich ist das romanische Taufbecken erhalten im rechten Seitenschiff steht eine spatgotische Pieta die Heinrich Douvermann sehr wahrscheinlich fur den Sieben Schmerzen Altar in der Sankt Nicolai Kirche in Kalkar geschaffen hat Mit der Sakularisation unter Napoleon wurde das Stift 1802 aufgehoben Von den Hausern der Kanoniker haben sich einige erhalten In der sudostlichen Ecke des Kirchplatzes befindet sich seit April 1997 in einem denkmalgeschutzten Kanonikerhaus das von Erich Hubbertz gegrundete Stiftsmuseum Wissel Es bietet Ausstellungen zu Kunst und Geschichte insbesondere zur Ortsgeschichte Haus Kemnade ursprunglich als Wasserburg am heutigen Ortsausgang nach Grieth errichtet und noch heute an drei Seiten von Wassergraben umgeben stammt hauptsachlich aus der Mitte des 16 Jahrhunderts Um 1850 wurde es in spatklassizistischem Stil umgebaut Sudlich vom Wisseler Ortskern liegt der Freizeitpark Wisseler See mit Campingplatz und Naturfreibad Ostlich des Wisseler Ortskerns breitet sich das von Kiesgruben umgebene Naturschutzgebiet Wisseler Dunen aus Am sudlichen Ortseingang steht eine Windmuhle Huismanns Molle aus dem Jahre 1873 die heute als Jugendbegegnungsstatte dient Betreiber ist der Muhle Wissel e V Erbauer der Muhle war das Ehepaar Johann und Johanna Paal aus Bimmen Keeken die im Tabakdorf Wissel Land erworben und ein Wohnhaus mit landwirtschaftlichen Stallungen und die Muhle errichtet hatten Nachdem die erhofften wirtschaftlichen Erfolge ausgeblieben waren verkaufte die Familie das Anwesen samt Muhle und wanderte mit acht Kindern nach Amerika aus wo sie reich wurde Nachfolger der Paals wurden die Eheleute Johann Theodor Huismann und deren Kinder die bereits als Muller Backer und Landwirte in der Gemeinde tatig waren Sie liessen einen Motor in die Muhle einbauen um auch bei Windstille mahlen zu konnen Im Zweiten Weltkrieg brannte die benachbarte Muhle Peerenboom nieder Huismanns Muhle hatte nur geringe Schaden und konnte repariert werden Bis in die 1950er Jahre blieb sie in Betrieb und wurde gelegentlich zum Mahlen genutzt Sie wurde 1963 vom Kreis Kleve erworben und 1973 dem Muhle Wissel e V zur Nutzung uberlassen In den Jahren 1976 77 erfolgte eine Erweiterung durch den Ausbau der Erdwalle Die Muhle beinhaltet noch das ursprungliche Mahlwerk mit grossen holzernen Zahnradern Zudem findet der Besucher Aufenthalts Schlaf und Schulungsraume Kuche und Sanitaranlagen und kann fur Gruppen von Jugendlichen gemietet und genutzt werden 12 Quellen Bearbeiten Stadtportrait Stadt Kalkar abgerufen am 27 Oktober 2019 Frank Siegmund Merowingerzeit am Niederrhein Rheinische Ausgrabungen 34 Rheinland Verlag Koln 1998 S 85 u 439 mit Taf 219 D von Detten Die Kiesgrube im Altrheinbogen von Kalkar Wissel Ausgrabungen im Rheinland 83 84 Bonn 1985 S 183 187 a b Inge Breidenbach St Clemens in Kalkar Wissel Memento vom 11 Marz 2007 im Internet Archive Rheinische Kunststatten Heft 109 Ausg 1992 Helmut Rotthauwe Kostbarkeit Kalkar Kleve 1980 S 305 Dieter Kastner Die Grafen von Kleve und die Entstehung ihres Territoriums vom 11 bis 14 Jahrhundert in Land im Mittelpunkt der Machte Die Herzogtumer Julich Kleve Berg Kleve 1984 S 53 Helmut Rotthauwe Kostbarkeit Kalkar Kleve 1980 S 306 Helmut Rotthauwe Kostbarkeit Kalkar Kleve 1980 S 253 Helmut Rotthauwe Kostbarkeit Kalkar Kleve 1980 S 254 Martin Bunermann Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein Westfalen Deutscher Gemeindeverlag Koln 1970 S 79 Naturschutzzentrum Kleve Binnendunen in Wissel Festbroschure zum 110 jahrigen Bestehen der Muhle und zum 10 jahrigen Vereinsjubilaum 1983 Literatur BearbeitenInge Breidenbach St Clemens in Kalkar Wissel Rheinische Kunststatten Heft 109 Ausg 1992 Helmut Rotthauwe genannt Lons Kostbarkeit Kalkar Stadt Kalkar Hrsg Rheinland Verlag Abtei Brauweiler Pulheim 1980 ISBN 3 7927 0558 3 Kapitel Nachrichten aus Wissel S 304 307 Alois Puyn Calcar Du kleine Stadt am Niederrhein Bilder von Anno dazumal 1868 1945 Volkersche Buchdruckerei und Buchhandlung Goch Kalkar 1980 Kapitel Ein Dorf mit vielen Gesichtern Wissel S 152 164 Gunther J Bergmann Kalkar der Stadtfuhrer fur das Zentrum und die Stadtteile Mit Fotos von Bernd Morsen und Karten und Zeichnungen von Karl Heinz Rottmann Mercator Verlag Duisburg 2002 ISBN 3 87463 337 3 Robert Scholten Beitrage zur Geschichte von Wissel und Grieth und zur Genealogie niederrheinischer Geschlechter Kleve 1889 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wissel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wissel Das Dunendorf Fotoreportage uber Wissel Memento vom 13 Oktober 2008 im Internet Archive Ortsteile von Kalkar Altkalkar Appeldorn Bylerward Emmericher Eyland Grieth Hanselaer Honnepel Kalkar Kehrum Neulouisendorf Niedermormter Wissel Wisselward Normdaten Geografikum GND 4108444 5 lobid OGND AKS VIAF 4313149068367565730006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wissel amp oldid 237074000