www.wikidata.de-de.nina.az
Die romisch katholische Kirche St Nicolai in Kalkar bei Kleve und Xanten am Niederrhein ist unter anderem bekannt fur ihre neun von ursprunglich mindestens 16 geschnitzten Retabel ihre Kirchenfenster ihr Chorgestuhl die historische Seifert Orgel und ihren Marienleuchter St Nicolai in KalkarInnenraum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Architektur 2 Altare 2 1 Georgsaltar 2 2 Hochaltar 3 Kirchenfenster 4 Weitere Ausstattung 5 Orgel 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte und Architektur BearbeitenDie Nikolaikirche ist eine dreischiffige Halle mit zwei parallelen Choren und einem eingebauten Westturm Wahrscheinlich wurde der Bau schon 1230 begonnen 1409 kam es zu einem Brand Unter Leitung des klevisch herzoglichen Baumeisters Johann Wyrenberg wurde die heute bestehende dreischiffige Halle in verschiedenen Bauabschnitten bis zur Weihe 1450 fast vollendet Die Einwolbung des Chores erfolgte 1421 Um 1900 wurde die Kirche umfassend restauriert Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Dacher teilweise abgedeckt und das Dach uber dem sudlichen Seitenschiff zerstort wobei drei Gewolbe dort einsturzten Ausserdem traten Schaden am Mauerwerk des Turmes auf Beim Wiederaufbau wurden bis 1949 die Dacher instand gesetzt und danach die Mauer und Gewolbeschaden beseitigt 1 Altare BearbeitenDie Altare wurden von Meister Arnt von Zwolle Hochaltar Georgsaltar Jan van Halderen zwei Szenen der Predella im Hochaltar Jan Joest Malerei Hochaltar Henrik Douvermann Sieben Schmerzen Altar Hendrik Grotens Sieben Schmerzen Altar Ferdinand Langenberg Sieben Schmerzen Altar Derick Baegert Georgsaltar Ludwig Juppe Hochaltar Marienaltar Kersken von Ringenberg Crispinus Crispinianusaltar Arnt van Tricht Dreifaltigkeitsaltar Johannesaltar Meister Rutger Johannesaltar einem Schuler Meister Arnts Jakobusaltar und unbekannten Kunstlern Annenaltar Georgsaltar Marienaltar grosstenteils in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts geschaffen nbsp Hochaltar nbsp Dreifaltigkeitsaltar nbsp Sieben Schmerzen Altar nbsp Annenaltar nbsp JakobusaltarGeorgsaltar Bearbeiten nbsp Gesamtansicht nbsp MittelteilDer Georgsaltar wurde ca 1480 von einem Meister Arnt von Zwolle begonnen und 1492 vollendet Der Georgsaltar ist das fruheste Werk das Arnt in der Nikolaikirche geschaffen hat Er bietet im Mittelteil hinter zwei schmalen Saulen ein weitraumiges Landschaftspanorama mit neun Szenen aus der Legende des hl Georg die alle in einem Bild zusammengefasst sind Die Hauptszene in der Mitte zeigt St Georg zu Pferde den Drachen besiegend Der Meister Arnt von Zwolle wird auch Arnt von Kalkar genannt Im letzten Viertel des 15 Jahrhunderts wurde die Bildhauerei am Niederrhein vor allem von diesem Bildschnitzer gepragt In Kalkar und in Zwolle war er hauptsachlich tatig und von diesen beiden Orten hat er seinen Namen in der Kunstgeschichte Er ist nicht nur fur den Georgaltar verantwortlich sondern auch fur die erste Phase des Hochaltars den er bei seinem Tod 1492 unvollendet in seinem Atelier zuruckliess Die Hauptszene aus der Nahe Rechts neben Georg kniet die Konigstochter Aja Ganz am rechten Rand findet die Enthauptung des Heiligen statt Die Geschichte der Georgslegende ist kurz folgende Georg war ein Soldat in Kappadozien im antiken Kleinasien und starb im Jahr 303 als Martyrer unter Diokletian Nach einer Legende erhielt ein Drache von der bedrohten Bevolkerung der Stadt Silene taglich zwei Schafe Als die Anzahl der Schafe nicht mehr ausreichte wurden ein Schaf und ein Kind geopfert bis schliesslich der Konig auch seine eigene Tochter die Prinzessin Aja dem Monstrum ausliefern musste Als die weinende Prinzessin den tapferen Georg traf und ihm ihr Ungluck schilderte jagte dieser den Drachen bekampfte und besiegte ihn Der Moment in dem Georg den Drachen mit dem Speer oder einem Schwert totet ist die bekannteste Szene der Georgslegende Der Bildhauer hat dieses zentrale Thema durch Hervorhebung der Plastizitat betont die Gruppe ist fast vollrund geschnitzt und ihr auch einen grosseren Massstab gegeben Arnt von Zwolle ist von 1460 an in Kalkar nachweisbar verlor aber 1484 infolge einer Pestepidemie mehrere nahe Verwandte und zog nach Zwolle Dort fuhrte er seine Werkstatt weiter die den Stil der spatgotischen Plastik im niederrheinisch niederlandischen Grenzgebiet uber Jahrzehnte hin pragte Er war so unentbehrlich dass man ihm von Kalkar aus die Weiterfuhrung des 1480 begonnenen Georgsaltars in Auftrag gab Das bildhauerische Werk des Meisters Arnt wird durch einen ungemein spannungsvollen und gleichzeitig graziosen Figurenstil gekennzeichnet dem er durch die harte detailgenaue Behandlung der Oberflache einen graphischen Charakter verleiht Wir befinden uns hier in der Zeit des ausgehenden Mittelalters als der Kupferstich und der Holzschnitt erstmals in der Kunstgeschichte als eigene Gattung in den Vordergrund treten und auch die anderen Kunstformen beeinflussen Die Predella gehort nicht zum ursprunglichen Bestand des Altares und ist nicht von Arnt gemacht Sie stammt aus dem fruhen 16 Jahrhundert in den Buhnenkasten der Predella Beweinung Christi Georgsmesse Martyrium des hl Erasmus Die seitlichen Flugelgemalde sind gleichzeitig entstanden Sie zeigen auf den Innenseiten zwei Szenen aus der Legende der hl Ursula auf den Aussenseiten den Drachenkampf des hl Georg und den hl Christophorus Hochaltar Bearbeiten Der Hochaltar wurde von Arnt von Zwolle 1488 zwar begonnen aber 1492 bei seinem Tod unvollendet zuruckgelassen Ab 1498 arbeitete Jan van Halderen daran und 1498 1500 wurde er von Ludwig Juppe aus Marburg vollendet Die Flugelgemalde schuf 1506 08 der aus Wesel stammende Jan Joest Die Schnitztafel stellt eine fast unubersehbare Fulle an Szenen aus dem Leben Jesu dar mit der Kreuzigung im erhohten Mittelteil als Kronung Es ist zu erkennen wie die ganze Tafel aus einzelnen beschnitzten Stammen zusammengesetzt ist Dass das so deutlich wird war im Original naturlich nicht so beabsichtigt weil die folgende Bemalung fur Einheitlichkeit gesorgt hatte Zu einer farbigen Fassung wie sie zu dieser Zeit fur Schnitzaltare ublich war ist es entweder aus Geldmangel oder aufgrund geanderten Zeitgeschmacks nie gekommen vgl Guido de Werd Michael Jeiter St Nicolaikirche Kalkar 2002 Munchen Berlin S 72f Die Hauptszenen links unten die Kreuztragung daruber Christus in Gethsemane und noch hoher und kleiner die beiden Szenen Judas mit den Soldaten und der Verrat des Judas Auf dem nachsten Abschnitt in der Mitte die Ohnmacht Mariens und die Veronika mit dem Schweisstuch Dann weiter rechts streiten die Soldaten um den Rock Christi ganz rechts oben die Kreuzabnahme und unten die Grablegung Detailaufnahmen zeigen Szenen unter der Kreuzigung u a den Schacher um das Gewand Christi im oberen rechten Teil Hier wird besonders deutlich mit welcher ungeheueren Detailgenauigkeit und technischer Brillanz diese Szenen geschnitzt worden sind besonders bei den Faltenwurfen der Kleidung und der Gestaltung der Frisuren Bemerkenswert ist auch das Bestreben jedem Gesicht eine individuelle Mimik zu geben Der Gesamtentwurf zum Altar stammt eindeutig von Arnt selber Er beabsichtigte auch alle Schnitzarbeiten alleine auszufuhren Das Holz fur das Gehause des Schreines kaufte die Bruderschaft der Kirche ein Bretter in Amsterdam Kampen und Nimwegen schweres Holz im Klevischen Wald Wahrend 1491 in Kalkar die Vorbereitungen fur den neuen Hochaltar zugig vorangingen arbeitete Meister Arnt im fernen Zwolle an den Gruppen fur Schrein und Predella Er hatte das Holz dafur in grosse und kleine Blocke eingeteilt die in Mass und Starke aufeinander abgestimmt waren 1492 erreichte die Kirchenleitung die Nachricht vom Ableben des Meisters nachdem man kurz zuvor eine grossere Abschlagszahlung geleistet hatte Als Nachstes wurden naturlich erstmal die unvollendeten Schnitzwerke nach Kalkar geholt egal in welchem Zustand sie waren Dann sucht man nach einem Kunstler der das angefangene Werk vollenden konnte Das zog sich sehr in die Lange und nach mehreren Fehlversuchen kam es erst 1498 dazu dass Jan van Halderen einige Gruppen vollendete u a hier den Einzug in Jerusalem und das letzte Abendmahl in der Predellazone Man erkannte aber den Abfall in der Qualitat beispielsweise an der gleichformigen Behandlung der Gewander und der mangelhaften Variation in den Figurentypen Und man ubertrug noch im selben Jahr 1498 Ludwig Jupan die tatsachliche Vollendung des Altares Ludwig Jupan der mit dem Meister Loedewich identisch ist sollte einige Jahre spater in der gleichen Kirche den Marienaltar schnitzen Kirchenfenster BearbeitenIn den Jahren 2000 bis 2020 gestaltete der Wiesbadener Biologe Physiker und Glasmaler Karl Martin Hartmann die vormals zerstorten und bis dahin schmucklos gehaltenen Kirchenfenster neu 2 Als Motive verwendete er u a Feynmandiagramme Abbildungen von Drei Jet Ereignissen Spektroheliogramme inkl einer Darstellung des Kometen Hale Bopp eine fotografische Aufnahme des Galaxienhaufens Abell 2218 bei dem der von Albert Einstein vorhergesagte Gravitationslinseneffekt beobachtet werden konnte Die Fenster verbinden die historische Darstellungsform und Verkundigungskommunikation der Kirchenfenster in katholischen Kirchen mit physikalischen Erkenntnissen uber die Genese des Universums zu einer Art Neuformulierung der Schopfungsgeschichte nbsp Kirchenfenster von Karl Martin Hartmann nbsp Weitere Ausstattung BearbeitenWeitere bemerkenswerte Ausstattungsgegenstande sind der Marienleuchter das Chorgestuhl und zahlreiche Gemalde nbsp Marienleuchter nbsp Kreuzigung Gemalde nbsp Marientod Gemalde Orgel Bearbeiten nbsp Historischer OrgelprospektDie Orgel wurde 1967 1968 durch die Orgelbaufirma Seifert Kevelaer erbaut Das Instrument hat elektrische Spiel und Registertrakturen Es befindet sich in einem reich ornamentierten neugotischen Gehause welches noch vom Vorgangerinstrument stammt Diese nicht mehr erhaltene romantische Vorganger Orgel wurde 1870 von A Tibus Rheinberg erbaut und 1904 durch die Nachfolge Firma Muller Rheinberg erweitert Die von Heinrich Stockhorst entworfene Disposition der heutigen Orgel lautet 3 4 I Hauptwerk C 1 Quintadena 0 16 2 Prinzipal 0 8 3 Rohrflote 0 8 4 Oktave 0 4 5 Koppelflote 0 4 6 Quinte 0 2 2 3 7 Schwegel 0 2 8 Mixtur V VI 0 0 1 1 3 9 Trompete 0 8 II Brustwerk C 10 Holzgedackt 0 8 11 Blockflote 4 12 Prinzipal 2 13 Oktavlein 1 14 Zimbel II 1 2 15 Krummhorn 8 Tremulant III Oberwerk C 16 Holzprinzipal 8 17 Spitzgambe 8 18 Singend Prinzipal 4 19 Gedacktflote 4 20 Nachthorn 2 21 Quinte 1 1 3 22 Sesquialtera II 0 2 2 3 23 Scharf V 1 24 Trompet harmonique 0 8 ursprunglich Dulzian 16 25 Schalmei 8 Tremulant Pedalwerk C 26 Prinzipalbass 0 16 27 Subbass 16 28 Oktovbass 0 8 29 Pommer 0 8 30 Choralbass 0 4 31 Flachflote 0 2 32 Hintersatz V 0 2 2 3 33 Posaune 16 34 Trompete 0 8 Koppeln Normalkoppeln II I III I III II I P II P III P Superoktavkoppeln III I III II Suboktavkoppeln III I III IILiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Rheinland 1967 Hans Peter Hilger Stadtpfarrkirche St Nicolai in Kalkar Pfarrei Sankt Nicolai Kalkar Boss Kleve 1990 ISBN 3 89413 181 0 Hans Huth Kunstler und Werkstatt der Spatgotik Darmstadt 1967 Zur Bedeutung der Farbe in der mittelalterlichen Plastik Ludwig Juppe Franz Josef Nuss Hrsg Der Passionsaltar des Meisters Loedewich in der St Nikolaikirche zu Kalkar Insel Wiesbaden 1956 Insel Bucherei 625 1 Guido de Werd Die St Nikolaikirche zu Kalkar Munchen Berlin 2 Auflage 1986 Einzelnachweise Bearbeiten Hartwig Beseler Niels Gutschow Kriegsschicksale Deutscher Architektur Verluste Schaden Wiederaufbau Band I Karl Wachholtz Verlag Neumunster 1988 ISBN 3 926642 22 X S 511 Jurgen Kappel Thissen segnet zwei neue Fenster in Kalkar In Kirche Leben 23 Juni 2019 S 18 Gustav K Ommer Neuzeitliche Orgeln am Niederrhein Munchen Schnell amp Steiner 1988 S 268f Vgl auch die Website der Kirchengemeinde Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nicolai Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Seite der Kirche St Nicolai in Kalkar Dort finden sich auch Bilder aller Altare und Fenster Ein Artikel uber St Nicolai in der Zeit denkmalpflege lvr de Der Niederrhein Kunstlandschaft der Spatgotik51 738055555556 6 2919444444444 Koordinaten 51 44 17 N 6 17 31 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nicolai Kalkar amp oldid 234386092