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Willi Sitte 28 Februar 1921 in Kratzau Tschechoslowakei 8 Juni 2013 in Halle Saale 1 war ein deutscher Maler und Grafiker Er war lange Zeit Prasident des Verbandes Bildender Kunstler VBK der DDR Willi Sitte 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familiare Situation 3 Ehrungen und Preise 4 Rezeption 5 Werke 5 1 Werkstandorte Auswahl 5 2 Buchillustrationen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilli Sitte wuchs als drittjungstes Kind eines sudetendeutschen Bauern eines Grundungsmitglieds der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei KPTsch und einer tschechischen Mutter mit vier Brudern und zwei Schwestern auf 2 Sein Bruder Rudolf Sitte war ebenfalls ein in der DDR tatiger Kunstler im Bereich der baubezogenen Kunst nbsp Ein Toast nach der Auszeichnung Willi Sittes rechts mit dem Kathe Kollwitz Preis im Jahr 1968 links Werner Klemke in der Mitte Kurt Schwaen nbsp Tafelbild Rock Sanger Reproduktion von Willi Sitte im Neuen Gewandhaus in Leipzig 1981 nbsp Willi Sitte mit Erich Honecker bei der Eroffnung der X Kunstausstellung der DDR 1987Sittes Zeichentalent wurde fruh durch einen Zeichenlehrer gefordert Nach der Schule studierte er ab 1936 an der Kunstschule des nordbohmischen Gewerbemuseums in Reichenberg Textilmusterzeichner und wurde 1940 an die Hermann Goring Meisterschule fur Malerei in Kronenburg in der Eifel empfohlen Seine Kritik an den dortigen Aufgaben fuhrte 1941 zur Einberufung in die Wehrmacht an die Ostfront Dort erkrankte er an Gelbsucht und wurde nach einem Heimaturlaub nach Italien versetzt wo er 1944 desertierte und sich italienischen Partisanen anschloss Dort entstand sein siebenteiliger Totentanz Zyklus Danza funebre del terzo Reich Nach einem Beitrag von Ingeborg Ruthe war er nur zwei Wochen lang am Partisanenkampf bei den Garibaldi Truppen beteiligt 3 Nach kunstlerischen Arbeiten in Mailand Vicenza und Venedig kehrte Sitte 1946 nach Kratzau zuruck musste seine Heimat aber wegen der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei verlassen und lebte danach in Halle Saale wo er 1947 in die SED eintrat 1951 erhielt Sitte einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein 1959 wurde er dort zum Professor berufen und leitete zunachst die Klasse fur Textilgestaltung Er war damals ein Vertreter der aufmupfigen eigenwilligen Kunstszene in Halle die Unabhangigkeit von Kulturfunktionaren einklagte was zu Konflikten mit seiner Partei und in seiner Lehrtatigkeit fuhrte Zu seinen Freunden gehorten damals Christa Wolf Wolf Biermann Eva Maria Hagen Sarah Kirsch Rainer Kirsch und andere Ab 1964 stieg Willi Sitte aktiv in die Politik ein was zum Verlust einiger freundschaftlicher Kontakte fuhrte Als Vertreter des sozialistischen Realismus wuchs seit dem Ende der 1960er Jahre seine offizielle Anerkennung 1969 wurde er zum Ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Kunste gewahlt was er bis 1991 war Er war von 1974 bis 1988 Prasident des Verbandes Bildender Kunstler der DDR VBK DDR und seit 1976 Abgeordneter der Volkskammer Von 1986 bis 1989 war er Mitglied des Zentralkomitees der SED ZK der SED Er wurde von 1965 bis 1975 als Geheimer Informator der Staatssicherheit Stasi gefuhrt galt aber als politisch unzuverlassig und habe seine Bereitschaftserklarung nicht ernst genommen Nach Meinung seiner Kritiker gehorte Sitte zu den DDR Verantwortlichen die Karrieren je nach politischer Linie forderten oder zerstorten 4 Seit 1985 war Willi Sitte Mitglied des Weltfriedensrates und seit 2001 Korrespondierendes Mitglied der European Academy of Sciences Arts and Humanities in Paris Seine Produktivitat als Maler und Hochschullehrer wurde dadurch nicht verringert Sein Werk ist von figurlichen Darstellungen bestimmt oft in geradezu barock anmutenden Formen Die expressiven Korperdarstellungen als Ausdruckstrager gesellschaftlicher Aussagen und politischer Ideen provozierten oft das Kunstpublikum Als Hochschullehrer engagierte er sich in der Ausbildung des kunstlerischen Nachwuchses darunter von 1975 bis 1987 als Direktor der Sektion Bildende und Angewandte Kunst der Hochschule fur Industrielle Formgestaltung in Halle Willi Sitte lebte und arbeitete in Halle und in Grossjena im Verbandshaus heute Akademie Haus Sonneck Neben Werner Tubke Bernhard Heisig und Wolfgang Mattheuer gilt er als bedeutendster Maler der DDR Wegen seines Bekenntnisses zum Kommunismus und seiner Parteikarriere in der SED losten seine Werke und Ausstellungen nach der Wiedervereinigung bisweilen offentliche Diskussionen aus So wurde im Sommer 2001 eine geplante Jubilaumsausstellung des Kunstlers zu seinem 80 Geburtstag im Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg vom Verwaltungsrat kurzfristig verschoben weil man Sittes Rolle als DDR Kulturfunktionar erst noch genauer untersuchen wollte Sitte sagte daraufhin die bereits vorbereitete Ausstellung ab 5 Stattdessen stellte er in Mailand aus 6 Bis heute fliessen in Kritiken zu Sittes Werken oft nicht nur kunstlerische Aspekte sondern auch politische Beurteilungen ein Andererseits sind seine Werke bis heute bei Kunstsammlern und Galerien im Westen Deutschlands und in Westeuropa begehrt Anlasslich seines 85 Geburtstages wurde in Merseburg am 28 Februar 2006 die Willi Sitte Galerie eroffnet Dies geschah im Beisein des fruheren Bundeskanzlers Gerhard Schroder und des damaligen Ministerprasidenten Sachsen Anhalts Wolfgang Bohmer Die Stiftung ist in einer historischen Domkurie untergebracht Sitte starb im Alter von 92 Jahren und wurde auf dem Gertraudenfriedhof in Halle beerdigt 7 Die Trauerrede hielt der Theologe und Gewerkschafter Jurgen Weissbach 7 nbsp Grab Willi Sitte Halle Saale Familiare Situation BearbeitenSitte heiratete 1947 in erster Ehe Irmgard Kindler Dieser Ehe entstammte 1949 Sohn Volkmar der spater als Anwalt tatig war Die Ehe wurde 1963 geschieden Sitte heiratete dann in zweiter Ehe Ingrid Dressler Dieser Ehe entstammt die 1966 geborene Tochter Sarah verheiratete Rohrberg welche als Museologin tatig ist 8 Ehrungen und Preise Bearbeiten1953 Kunstpreis der Stadt Halle fur das Gemalde Karl Marx liest vor 1954 Kunstpreis der Stadt Halle fur das Gemalde Aus den Tagen bei Leipzig 1964 Kunstpreis der DDR 1968 Kathe Kollwitz Preis der Akademie der Kunste 1974 Wahl zum Prasidenten des Verbandes Bildender Kunstler der DDR 1977 Beteiligung an der Documenta 6 1979 Nationalpreis der DDR erster Klasse fur Kunst und Literatur 1983 Ernennung zum Mitglied im Kunstlerhaus Wien Gesellschaft Bildender Kunstler Osterreichs 1985 Wahl zum Mitglied des Weltfriedensrates 1988 Wahl zum Ehrenprasidenten des Verbandes Bildender Kunstler der DDR 2001 Wahl zum korrespondierenden Mitglied der European Academy of Sciences Art and Humanities in Paris 2003 Grundung der Willi Sitte Stiftung fur realistische Kunst mit Sitz in Merseburg 9 2007 Burgerpreis Der Esel der auf Rosen geht der Stadt Halle Saale 2008 Ehrenburgerschaft der Stadt Montecchio Maggiore Italien fur seine Verdienste wahrend des Zweiten Weltkrieges in Montecchio Maggiore wo er sich nach seiner Desertion aus der Wehrmacht den Partisanen anschloss 10 2008 erneute Verleihung des Kunstpreises der Stadt Halle Saale 2009 Menschenrechtspreis der Gesellschaft zum Schutz von Burgerrecht und Menschenwurde GBM zusammen mit Heidrun Hegewald und Walter Womacka 11 12 Rezeption BearbeitenDer Komponist Wolfgang Paule Fuchs schrieb im Jahr 2009 uber Bilder von Willi Sitte den Zyklus Gemalde einer Vernissage Werke BearbeitenSchriftliche Unterlagen von Willi Sitte liegen im Archiv fur Bildende Kunst des Germanischen Nationalmuseums Sittes Hauptwerke versinnbildlichen menschliche Solidaritat wie Hochwasserkatastrophe am Po von 1953 klagen den Krieg an Massaker II 1959 oder die Zweitklassigkeit Herr Mittelmass mitunter auch Herr Dr Mittelmass richten sich gegen Imperialismus und Faschismus oder ruhmen die Arbeiterklasse Daneben entwickelten sich erotische Motive wie Atelier und Einblick von 1976 Im Bademantel von 1977 und Drei Grazien in Vitrine von 1982 mit uppigen meist nackten Frauen zu seinem Markenzeichen Internationale Anerkennung fand Willi Sitte unter anderem 1972 auf der 3 Internationalen Grafikbiennale Florenz wo er mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde sowie mit der Teilnahme an der documenta 6 in Kassel 1977 Werkstandorte Auswahl Bearbeiten Ludwig Forum fur Internationale Kunst Aachen Kunstmuseum Walter Augsburg Deutsches Historisches Museum Berlin Nationalgalerie Berlin Ludwig Museum fur Internationale Kunst Budapest und Peking Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus Museum Kunstlerkolonie Darmstadt Darmstadt Galerie Neue Meister Dresden Militarhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden Museum fur aktuelle Kunst Sammlung Hurrle Durbach Stadel Museum Frankfurt am Main Stadtmuseum Gera Stiftung Moritzburg Kunstmuseum des Landes Sachsen Anhalt Halle Saale Kunsthalle Hamburg Museum Ludwig Koln Museum der bildenden Kunste Leipzig Willi Sitte Galerie Merseburg Sammlung Hasso Plattner Potsdam Kunsthalle Rostock Stadtisches Museum Suhl Klassik Stiftung Weimar Museum am Dom WurzburgBuchillustrationen Bearbeiten Anna Seghers Aufstand der Fischer von St Barbara Mit Zeichnungen und Originallithographien von Willi Sitte Verlag Faber amp Faber Leipzig 2001 Heinrich Peuckmann Erinnern Vergessen Lyrikband mit Grafiken von Willi Sitte Lychatz Verlag Leipzig 2013 Literatur BearbeitenEdition Galerie Schwind Willi Sitte Gemalde 1950 2002 Leipzig 2009 Wolfgang Hutt Willi Sitte Reihe Maler und Werk Verlag der Kunst Dresden 1976 Robert R Shane Personal and Political The Dynamics of East German Art in the Painting of Willi Sitte In Art criticism No 2 1980 S 121 142 Joachim Jahns Hrsg Herr Mittelmass 1949 1995 Dingsda Querfurt 1995 ISBN 3 928498 44 4 Thomas Grimm Willie Sitte in Was von den Traumen blieb Eine Bilanz der sozialistischen Utopie Mit einem Vorwort von Heiner Muller Siedler Verlag Berlin 1993 ISBN 3 88680 482 8 S 153 169 Horst Kolodziej Hrsg Das Sitte Verbot Katalog k einer Ausstellung zum 80 Geburtstag Willi Sittes Texte Bilder Dokumente GNN Schkeuditz 2001 Hans Georg Sehrt Willi Sitte Lithographien 1976 2000 Halle Saale 2001 52 S 39 Abb hrsg vom Halleschen Kunstverein e V anlasslich der Ausstellung vom 27 Januar 4 Marz 2001 im Opernhaus Halle Gisela Schirmer Willi Sitte Farben und Folgen Faber amp Faber Leipzig 2003 ISBN 3 936618 16 X G U Grossmann Hrsg Politik und Kunst in der DDR Der Fonds Willi Sitte im Germanischen Nationalmuseum ISBN 978 3 926982 98 8 Anke Scharnhorst Bernd Rainer Barth Sitte Willi In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Meggie Jaworski Willi Sittes Lidice Zwischen Kunst und Politik Magisterarbeit Universitat Leipzig 2010 Masterdatenbank VDG Weimar Kromsdorf 2012 vdg weimar de PDF kostenpflichtig Gisela Schirmer Willi Sitte Lidice Historienbild und Kunstpolitik in der DDR Reimer Berlin 2011 ISBN 978 3 496 01439 3 13 Thomas Bauer Friedrich Paul Kaiser Sittes Welt Willi Sitte Die Retrospektive Katalog E A Seemann Verlag Leipzig 2021 Thomas Bauer Friedrich Paul Kaiser Willi Sitte Maler und Funktionar Eine biografische Recherche VG Bild Kunst Dresden Halle Saale 2021 ISBN 978 3 96502 021 4 Aron Boks Nackt in die DDR Mein Urgrossonkel WILLI SITTE und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat 400 Seiten HarperCollins 21 Februar 2023 ISBN 978 3 7499 0558 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Willi Sitte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Willi Sitte im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Irmgard Zundorf Willi Sitte Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Willi Sitte Galerie in Merseburg Aron Boks Onkel Willis unbekanntes Werk Neues Deutschland 26 Februar 2021 Der Maler Willi Sitte Ein Leben zwischen Kunst und Politik ARTE 2021 im Videoarchiv Internet ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten Umstrittener DDR Maler Willi Sitte ist tot In Spiegel Online 8 Juni 2013 spiegel de Gunter Gaus im Gesprach mit Willi Sitte In RBB 1996 Interview Ingeborg Ruthe Guter Kunstler schlechter Mensch An der Hallenser Willi Sitte Retrospektive scheiden sich abermals die Geister Der ehemalige Staatsmaler der DDR hat seine Biografie ein wenig frisiert In Frankfurter Rundschau vom 2 November 2021 S 14 Willi Sitte bei Stasi gefuhrt In Die Welt 20 Juni 2001 abgerufen am 27 Juli 2020 siehe LeMO Frank Schumann Abgesang mit Chor Die GBM hat sich in Berlin offiziell verabschiedet nd aktuell 12 Dezember 2022 a b Trauerfeier fur Willi Sitte Rosen und Kerzen zum Abschied In Mitteldeutsche Zeitung 20 Juni 2013 mz de abgerufen am 2 Juni 2021 Willi Sitte bei Galerie Schwind Abgerufen am 27 Februar 2021 Willi Sitte Stiftung fur realistische Kunst Naumburger Tageblatt Menschenrechtspreis der GBM Memento vom 23 Februar 2017 im Internet Archive Bildende Kunst in der DDR ist untrennbar mit Willi Sitte verbunden Verlagsinfo mit Abbildung Prasidenten des VBKD VBK Otto Nagel 1950 1952 Fritz Dahn 1952 1954 Otto Nagel 1955 1956 Willi Wolfgramm 1956 1959 Walter Arnold 1959 1964 Lea Grundig 1964 1970 Gerhard Bondzin 1970 1974 Willi Sitte 1974 1988 Karl Clauss Dietel 1988 1990 Normdaten Person GND 118614827 lobid OGND AKS LCCN n83006925 VIAF 67258425 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sitte WilliKURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und Politiker SED MdVGEBURTSDATUM 28 Februar 1921GEBURTSORT KratzauSTERBEDATUM 8 Juni 2013STERBEORT Halle Saale Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willi Sitte amp oldid 236913302