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Wilhelm Grothaus 17 November 1893 in Herten 28 November 1965 in Recklinghausen 1 war ein deutscher KPD SED Politiker und Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Parteimitgliedschaft und Berufsleben 3 Widerstand 4 Leben in der DDR 4 1 17 Juni 5 Ruckkehr nach Herten 6 Werke 7 Literatur 8 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenWilhelm Grothaus wurde in Herten als Sohn eines Bergarbeiters und einer Landarbeiterin geboren und wuchs auch dort auf Von 1900 bis 1907 besuchte er die Volksschule Nachdem er Soldaten welche gegen streikende Arbeiter eingesetzt waren mit Steinen beworfen hatte musste sich sein Vater deshalb 1905 vor Gericht wegen Landfriedensbruchs verantworten Zwischen 1907 und 1911 arbeitete Grothaus als Landarbeiter und begann danach eine Lehre als Steinsetzer Ab 1912 war er als Gerichtsschreiber beschaftigt unterbrochen von der kurzfristigen Tatigkeit als Gewerkschaftsangestellter 1914 wurde er zum Militardienst eingezogen Von 1916 bis 1920 war er am Wirtschaftsamt von Herten beschaftigt 3 Am 5 Januar 1922 heiratete er Friederike Ruffer in Wanne Eickel 4 Parteimitgliedschaft und Berufsleben Bearbeiten1918 oder 1919 war er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD eingetreten Nach seiner Schulzeit hatte er neben seinen beruflichen Tatigkeiten laufend Abendschulkurse belegt 2 Von 1920 bis 1922 war er in einer Steinkohlenzeche als Lohnbuchhalter angestellt bevor er die nachsten vier Jahre Geschaftsfuhrer einer Wein und Spirituosenhandlung in Recklinghausen wurde 1926 wechselte er als Geschaftsfuhrer einer sozialdemokratischen Wohnungsbaugesellschaft nach Berlin Nach einem erneuten Wechsel des Arbeitgebers war er bis 1934 bei der Gemeinnutzigen Wohnungsfursorge des Reichsbundes Deutscher Mieter e V beschaftigt 3 In Berlin lernte er Georg Schumann kennen der sein weiteres Leben beeinflusste Wohl auf dessen Veranlassung trat Grothaus nach langjahriger SPD Mitgliedschaft 1932 in die KPD ein Seine Arbeitsstelle beim Reichsbund deutscher Mieter musste er 1934 aufgeben weil er nach der Machtergreifung aus Berlin ausgewiesen wurde Er zog mit seiner Frau nach Dresden 2 wo er Geschaftsfuhrer einer Verlagsanstalt wurde Von 1937 bis 1939 war er arbeitslos In der Zeit um 1939 40 war er Geschaftsfuhrer eines Radebeuler Schulbuchverlags und Anfang 1940 Angestellter des Dresdner Finanzamts Ab Marz 1940 war er Buchhalter im Stahlbaubetrieb Kelle amp Hildebrandt in Dresden 3 Widerstand BearbeitenIn Dresden war er weiterhin im Widerstand gegen den Nationalsozialismus tatig Er traf dort wieder Georg Schumann der nach seiner Entlassung aus dem KZ Sachsenhausen in Leipzig arbeitete und dort eine Widerstandsgruppe gegrundet hatte die sich am Nationalkomitee Freies Deutschland orientierte 1943 grundete und leitete Grothaus in Dresden eine Untergruppe der Schumann Engert Kresse Gruppe Die gesamte Gruppe wurde wahrscheinlich aus den eigenen Reihen heraus im Fruhjahr 1944 an die Gestapo verraten 2 Grothaus beschuldigte spater Kurt Sindermann als Verrater 5 Im Marz desselben Jahres wurde auch Grothaus verhaftet und kurze Zeit spater seine Frau Im November 1944 war Schumann mit einigen anderen Gruppenmitgliedern wegen Vorbereitung zum Hochverrat Feindbegunstigung und Wehrkraftzersetzung vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und spater hingerichtet worden Der Prozess gegen die Dresdner Gruppe sollte am 18 April 1945 stattfinden Wahrend der Luftangriffe auf Dresden ab dem 13 Februar gelang Grothaus die Flucht aus dem Gefangnis und er schaffte es nach Westfalen zu fliehen wo er das Kriegsende erlebte 2 Leben in der DDR BearbeitenIm Juni 1945 kehrte er nach Dresden zuruck um nach seiner Frau zu suchen Anfanglich arbeitete er wieder bei Kelle amp Hildebrandt und wurde Vorsitzender einer Wohnparteiorganisation der KPD Als anerkanntes Opfer des Faschismus und redegewandtes KPD Mitglied machte er in der Sowjetischen Besatzungszone SBZ dann schnell Karriere Uber die Stationen als Direktor des Dresdner Finanzamtes 2 Leiter der Landtagswahlen 1946 im Bezirk Meissen stieg er im Landwirtschaftsministerium der DDR in der Abteilung Bodenreform in der Zeit von 1947 bis 1950 zum Ministerialdirigenten auf 1950 fiel er bei der DDR Fuhrung in Ungnade nachdem sein vorgesetzter Minister Reinhard Uhle in den Westen gefluchtet war und sich damit einer drohenden Verhaftung entzogen hatte Grothaus wurde mangelnde Wachsamkeit und Nichterfullung des Parteiauftrags und Gefahrdung der Staatssicherheit vorgeworfen Die weiteren Vorwurfe der Korruption und Bestechlichkeit entbehrten jeglicher Grundlage Das Verfahren endete mit einer fristlosen Entlassung aus dem Staatsdienst und einer strengen Ruge verbunden mit dem zweijahrigen Verbot jeglicher Funktion in Staat und Partei 2 17 Juni Bearbeiten Grothaus ging als Buchhalter zuruck zu Kelle amp Hildebrandt dessen Besitzer nach dem Volksentscheid in Sachsen 1946 enteignet wurden und der als Volkseigener Betrieb weitergefuhrt wurde Wegen seines selbstlosen Einsatzes fur die Belange der Arbeiter gewann er dort schnell die Achtung der Belegschaft Wahrend des Aufstands am 17 Juni 1953 wurde er von dieser zum Vorsitzenden der Kommission gewahlt welche die Forderungen nach freien Wahlen und Freilassung politischer Gefangener vortragen sollte Als Redner im VEM Sachsenwerk hatte er ein Rededuell mit dem Altersprasidenten der Volkskammer Otto Buchwitz Buchwitz wollte die Arbeiter von Streiks und Demonstrationen abhalten und wurde dafur ausgepfiffen wahrend Grothaus fur seinen Vorschlag auch im Sachsenwerk eine Kommission zu wahlen und die Forderungen gemeinsam durchzusetzen Beifall erhielt 2 In der folgenden Nacht wurde Grothaus vom Ministerium fur Staatssicherheit verhaftet und in einem sowjetischen Militargefangnis inhaftiert Spater wurde er wieder der Stasi ubergeben die ihn in endlosen Verhoren zu einem Gestandnis zwang dass er die Initiative an sich gerissen habe um reaktionare Forderungen zu stellen und somit Initiator faschistischer Provokationen war In einem Schauprozess vor dem 1 Strafsenat des Bezirksgerichts Dresden gegen ihn und andere Mitglieder der Streikleitung bei dem die Urteile vor Beginn feststanden wurde er am 23 Juli 1953 zu funfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt In der Sachsischen Zeitung wurde er daraufhin als gewissenloser Verrater an der Arbeiterklasse diffamiert der sich als SED Mitglied raffiniert getarnt habe um dann sein wahres Gesicht als Verrater an den Interessen der Arbeiterklasse zu zeigen Nachdem er von den Nationalsozialisten fast ermordet worden war wurde ihm vorgeworfen er habe die faschistische Diktatur wieder errichten wollen Als Warnung schrieb die Zeitung dass Verrater aus den eigenen Reihen harter bestraft wurden als alte Faschisten Sich solidarisierenden Arbeitern aus dem Sachsenwerk welche sich bei einer sowjetischen Arbeiterdelegation fur Grothaus einsetzen wollten wurde gesagt dass schon Hitler sich Forderungen der Arbeiter aufdringlich und provokativ auf seine Fahnen geschrieben hatte 2 Wilhelm Grothaus wurde von dem Urteil und den offentlichen Diffamierungen hart getroffen Dies schrieb er an den Bezirksstaatsanwalt gegenuber dem er betonte sein ganzes Leben lang nur fur die Arbeiterbewegung gekampft zu haben und dass er in der DDR den herbeigesehnten Staat gesehen habe Von den SED Machthabern wurde er wie ein gewohnlicher Verbrecher behandelt Im Juni 1960 wurde ein Gnadengesuch von ihm mit der Begrundung abgelehnt dass die Gemeingefahrlichkeit seiner Tat eine vorzeitige Haftentlassung ausschliessen wurde Nach dem Tod Wilhelm Piecks wurde er im Rahmen eines allgemeinen Gnadenerlasses am 15 November 1960 begnadigt Wenige Tage spater konnte er das Zuchthaus Waldheim verlassen Ruckkehr nach Herten BearbeitenTief enttauscht vom Kommunismus und seinem herbeigesehnten Staat ging er daraufhin zuruck in seine Heimatstadt Herten in Westdeutschland 2 Obwohl durch die Haft korperlich und auch seelisch angeschlagen schonte er sich nicht Ehemalige Mithaftlinge die weiter in der DDR lebten unterstutzte er mit Paketsendungen und hielt Vortrage um uber das wahre Wesen des Stalinismus und spater des sogenannten Realsozialismus aufzuklaren 2 Grothaus starb 1965 in Recklinghausen ohne dass seine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit in der DDR gebliebenen Haftkameraden in Erfullung gegangen war 2 Werke BearbeitenWohnungsbauten der Gemeinnutzigen Wohnungsfursorge des Reichsbundes Deutscher Mieter e V Rhenania Verlag Th P Braun Dusseldorf 1930 Literatur BearbeitenIlko Sascha Kowalczuk Grothaus Wilhelm In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Heidi Roth Der 17 Juni 1953 in Sachsen Sonderausgabe fur die Sachsische Landeszentrale fur politische Bildung Hannah Arendt Institut fur Totalitarismusforschung e V an der Technischen Universitat Dresden Dorothea Heintze Wer zuschaut ist ein Verrater in Chrismon 11 2017 S 37 Einzelnachweise Bearbeiten Geburtseintrag Standesamt Herten Nr 233 1893 Stadtarchiv Herten a b c d e f g h i j k l Heidi Roth Wilhem Grothaus In Karl Wilhelm Fricke Hrsg Opposition und Widerstand in der DDR C H Beck Munchen 2002 ISBN 978 3 406 47619 8 S 327 331 a b c d Ilko Sascha Kowalczuk Grothaus Wilhelm In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Einwohnermeldekarte des Grothaus Wilhelm Stadtarchiv Herten Kurt Sindermann In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Karl Dietz Verlag Berlin Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Normdaten Person GND 120022885 lobid OGND AKS LCCN nr2003028038 VIAF 37737284 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grothaus WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker KPD SED Opfer des Nationalsozialismus und des StalinismusGEBURTSDATUM 17 November 1893GEBURTSORT HertenSTERBEDATUM 28 November 1965STERBEORT Recklinghausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Grothaus amp oldid 230372272