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Das Welfenschloss Munden ist ein fruheres Schloss in Hann Munden in Sudniedersachsen das in die mittelalterliche Stadtbefestigung Munden einbezogen war Die heute aus zwei Gebaudeflugeln bestehende Schlossanlage wurde ab 1501 von Herzog Erich I von Braunschweig Luneburg als Residenzschloss mit Verwaltungssitz im gotischen Stil errichtet wobei eine Vorgangeranlage als mittelalterliche Burg anzunehmen ist Als das Welfenschloss 1560 durch einen Brand zerstort wurde liess es Herzog Erich II ab 1571 im Stil der Weserrenaissance bzw niederlandischen Renaissance als Vierflugelanlage wieder aufbauen Bei seinem Tod 1584 war der Bau unvollendet und verlor an Bedeutung da die welfischen Landesherren es nur noch vereinzelt als Aufenthaltsort nutzten Nach Zerstorungen im Dreissigjahrigen Krieg wurde das Schloss als Kaserne und spater als Kornspeicher genutzt Heute ist es Sitz offentlicher Einrichtungen Modell des Welfenschloss Munden im unvollendeten Bauzustand um 1590 rechts Ansicht von TillyschanzeAnsicht mit der Werra um 1910 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Vorgangeranlage 3 Baubeschreibung 4 Geschichte 4 1 Jungere Vergangenheit 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Welfenschloss Hann Munden Welfenschloss fruher und heute nbsp Blick uber die Werra und den Blumer Werder auf das Schloss nbsp Etwa gleicher Blickwinkel um 1900 Das Schloss befindet sich im nordostlichen Teil der Altstadt von Hann Munden nahe dem sudlichen Ufer der Werra mit dem Blumer Werder Es ist auf einer leichten Erhohung errichtet worden die deutlich uber dem Niveau der Altstadt und damit relativ hochwassergesichert liegt Etwa 200 Meter flussabwarts liegt der Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser Vorgangeranlage BearbeitenUber eine Vorgangeranlage des ab dem Jahr 1501 errichteten Schlosses bestehen keine gesicherten Erkenntnisse Eine vorherige Befestigungsanlage ist anzunehmen da Aufenthalte welfischer Landesfursten in Munden seit 1247 bezeugt sind Es wird vermutet dass zunachst ein befestigter Vorposten entstand der eine Furt durch die Werra sicherte woraus sich im Laufe der Zeit eine Burganlage entwickelte Mit der ersten urkundlichen Erwahnung von Munden um 1180 wird auch eine Burg genannt deren Aussehen und Standort aber nicht bekannt ist Einen weiteren indirekten Hinweis gibt es aus dem Jahr 1247 als im Stadtrechtsprivileg von Herzog Otto dem Kind drei milites de castro als Zeugen erscheinen Zu einem moglichen Vorgangerbau des Welfenschlosses besteht die Legende dass Otto von Northeim 1070 an dieser Stelle eine Burg erbaut habe da beim Neuaufbau ab 1560 im Fundament ein datierter Grundstein gefunden worden sei Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Treppenturm zwischen dem Nord und dem Ostflugel daneben die ebenfalls weiss getunchte SchlosskapelleTags und nachts nbsp Nordflugel des Schlosses von der Alten Werrabrucke aus gesehen nbsp Das beleuchtete Schloss nachts Beim Welfenschloss Munden handelt es sich um einen um 1571 ursprunglich als Vierflugelanlage konzipierten weitgehenden Schlossneubau an Stelle einer alteren Anlage Heute weist die Anlage zwei Gebaudeflugel auf da der Sudflugel 1849 abgebrannt ist und der Westflugel nie uber den Ansatz des Treppenhauses hinauskam 1 Der etwa 95 Meter lange und rund 15 Meter tiefe Nordflugel der parallel zur Werra verlauft wird als Werra Flugel bezeichnet Er ist mit seinem Westgiebel aus den 1570er Jahren der schmuckreichste Teil des Schlosses Der Giebel weist Zierobeliske Kugeln Figuren und ein heraldisches Zeichen von Erich II auf Im Nordflugel liegen neben dem Treppenturm einer alteren Bauphase die uber zwei Geschosse gehende Raumlichkeiten der Schlosskapelle An das freie Ende des Nordflugels ist ein kurzes Gebaude mit Treppenhaus stummelartig angesetzt das Westflugel genannt wird An den Nordflugel steht im rechten Winkel zum etwa 55 Meter langen und rund 12 Meter tiefen Ostflugel der einen Turm an der Sudostecke aufweist Zwischen den Flugeln befindet sich am Schnittpunkt ein spatgotischer Treppenturm 2 Der Nord und der Ostflugel wurden ab den 1570er Jahren uber alle Stockwerke durch eine holzerne Galerie erschlossen Sie ist heute nicht mehr vorhanden Die Gebaudedacher sind mit Zwerchhausern versehen die aber nicht beherrschend sind wie bei spateren Bauten der Weserrenaissance Die Traufhohe der Gebaude betragt rund 19 Meter die Firsthohe liegt bei etwa 28 Meter Der fruhere Schlosshof wird heute nach Suden durch eine flache Mauer begrenzt bei der es sich um den unteren Bereich der Aussenwand des im 19 Jahrhundert abgebrannten Sudflugels handelt Die Fassaden des Schlosses sind heute in einem rosa Farbton gestrichen Die Fensterumrandungen setzen sich davon in grau ab Diese Farbgebung wird zumindest fur den Innenhof als ursprunglich angesehen da bei einer restauratorischen Untersuchung 1980 eine rosa Putzflache und eine graue Fensterumrahmung aus der Zeit um 1540 festgestellt wurden 3 Im nordostlichen Bereich des Schlosses befinden sich im zweiten und dritten Stockwerk ubereinander liegend zwei Renaissancegemacher mit flachendeckenden Wandmalereien 4 die im Rahmen von Fuhrungen besichtigt werden konnen Sie wurden in Inventaren des 17 Jahrhunderts als Romergemach und als Gemach Zum Weissen Ross bezeichnet bei dem unteren Weissen Ross handelte es sich ursprunglich um die Ratsstube des Herzogs Die Raume sind wahrend der zweiten Phase des Wiederaufbaus des Schlosses ausgemalt worden wie die Jahreszahl 1574 auf dem Kamin des Romergemaches nahelegt Motive sind biblische Figuren und antike romische Helden innerhalb einer aufgemalten Scheinarchitektur Die Malereien zahlen zu den wenigen aus dieser Zeit erhaltenen Darstellungen in Norddeutschland In den fruhen 1580er Jahren hielt sich der hessische Hofmaler Caspar van der Borcht in Munden auf der auch an der Ausgestaltung verschiedener hessischer Schlosser beteiligt war 5 Die lange ubertuncht gewesenen Wandmalereien sind erst Ende des 19 Jahrhunderts wiederentdeckt worden Die Restaurierung der Malereien des Romergemachs die unterschiedlich gut erhalten waren 6 dauerte von 1968 bis 1974 an 7 In weiteren Raumen sind Reste wohl zeitgleicher Ausmalungen erhalten Die Restaurierung beider Gemacher mit der Wiederherrichtung der Boden und Deckenbereiche begann 1960 und wurde 1986 abgeschlossen 8 Von den ursprunglich reichen Ausmalungen des Schlosses sind nur geringe Reste erhalten darunter im Lepanto Saal ein restauriertes Bildnis der Seeschlacht von Lepanto von 1571 9 Geschichte Bearbeiten nbsp Erster Schlossbau um 1560 im gotischen Stil nbsp Zweiter Schlossbau um 1653 im Stil der fruhen Weserrenaissance Merian Stich nbsp Das Schloss 1787 noch mit dem 1849 abgebrannten niedrigen SudflugelDer alteste Hinweis zur Erbauung findet sich als Inschrift am Treppenturm der Schlossanlage Danach soll Herzog Erich I den nordostlichen Schlossbereich 1501 umgebaut und auch wieder aufgebaut haben Vermutlich lag aber die Hauptbauzeit in den Jahren um 1517 bis 1524 wie noch erhaltene Balken und ein Rechnungsbuch nachlegen 10 1525 heiratete er Elisabeth von Brandenburg die ihr halbes Leben im Schloss verbrachte Nach Erichs Tod 1540 ubernahm sie fur funf Jahre vormundschaftlich die Regentschaft uber das Furstentum Calenberg Gottingen fur ihren minderjahrigen Sohn Erich II Diese Zeit nutzte Elisabeth zur Durchsetzung der Reformation im Furstentum 1553 nach dem Sieg Herzog Heinrich des Jungeren in der Schlacht bei Sievershausen musste sie das Schloss verlassen Nach ihrem Weggang ubernahm ihr Sohn Herzog Erich II das Schloss der seine Jugend und Kindheit darin verbracht hatte Wahrend der Abwesenheit Herzog Erichs II in Spanien brannte am 1 April 1560 das Schloss grosstenteils nieder Der Herzog liess das Schloss wieder aufbauen Nach ersten Arbeiten zur Wiederherstellung der wichtigsten Raume im Ostflugel 1561 begann erst ab 1571 ein grosser Bauabschnitt auf der Nordseite des Hofes der der Anlage ihr heutiges Erscheinungsbild gab und beim Tode 1584 des Herzogs noch nicht vollendet war 11 Durch Erichs Tod erlosch sein Geschlecht und sein verschuldetes Furstentum fiel an die Wolfenbutteler Linie der Welfen Damit verlor Munden 1584 seinen Status als Residenzstadt den es seit 1498 als Residenz des Furstentums Calenberg Gottingen innegehabt hatte Nach der Residenzzeit blieb das Schloss als furstliches Haus eingerichtet Uber die Belegung des Schlosses ohne Residenzstatus liegen nur sparliche Hinweise vor die fur eine laufende Instandhaltung sprechen Die nachfolgenden Landesherren der Wolfenbutteler Linie residierten nicht von Schloss Munden aus aber hielten sich dort zu bestimmten Anlassen auf wie zu ihrer Huldigung durch die Mundener Burger Direkter Nachfolger Erichs war sein Neffe Herzog Julius von Braunschweig Wolfenbuttel der die Huldigung 1585 im Schloss entgegennahm Nach seinem Tod 1589 ging das Schloss auf seinen Sohn Heinrich Julius uber der dort 1599 Landtag abhielt Als Landesherr bewohnte er das Schloss nicht dauerhaft es sind lediglich Jagdaufenthalte in den Jahren 1591 und 1592 uberliefert Der Sohn und Nachfolger von Heinrich Julius Friedrich Ulrich liess sich ebenfalls von den Mundener Burger huldigen nbsp Seitenansicht des Schlossbaus 1776 nbsp Heutige Ansicht aus derselben PerspektiveBei der Einnahme Mundens 1626 im Dreissigjahrigen Krieg verwusteten die von Johann T Serclaes von Tilly gefuhrten Truppen das Schloss so schwer dass keine Hofhaltung mehr moglich war 2 Als sich Konig Georg II von England zugleich Kurfurst von Braunschweig Luneburg im Jahre 1729 in seinem Stammland aufhielt besuchte er Munden Dabei ordnete er den Umbau des Schlosses zur Kaserne an Nach mehrjahrigen Umbauarbeiten wurde 1741 im Schloss ein Regiment Soldaten stationiert 2 Im Siebenjahrigen Krieg kam es durch franzosische Truppen die Munden 1757 eingenommen hatten zu Schaden am Schloss so dass es als Kaserne nicht mehr genutzt werden konnte Ab etwa 1776 wurde der uber viele Jahre leerstehende Schlossbau als Kornspeicher genutzt 1849 brannte der Sudflugel des Schlosses ab Es handelte sich um einen Fachwerkbau der nicht wieder aufgebaut wurde 2 1861 zogen das Amtsgericht Munden und 1868 Teile der neu gegrundeten Koniglich Preussischen Forstakademie Hannoversch Munden in den Schlossbau ein Weitere Verwaltungseinrichtungen folgten unter anderem das Katasteramt die Hochbauverwaltung das Finanzamt und 1898 das Heimatmuseum Nach dem Zweiten Weltkrieg ubernahm das Land Niedersachsen als Rechtsnachfolgerin das Schloss Jungere Vergangenheit Bearbeiten nbsp Der Rittersaal in der 3 Etage des SchlossesAb 1973 zog das Land Niedersachsen die im Schloss untergebrachten Landeseinrichtungen wegen Zentralisierungen in Folge der niedersachsischen Gebietsreform ab Danach stand der Schlossbau weitgehend leer und es drohte der Verfall Da bei der Stadt Hann Munden Platzbedarf fur kulturelle Einrichtungen herrschte uberliess 1980 das Land Niedersachsen der Stadt das Schloss mit einem langfristigen Mietvertrag in eigentumahnlicher Funktion Zwischen 1981 und 1987 erfolgten fur die neue Nutzung des Schlosses unter Beachtung des Denkmalschutzes umfangreiche Baumassnahmen fur mehrere Millionen DM Dabei wurden aus statischen Grunden die Holzdecken vielfach durch Stahlbetondecken ersetzt 8 Das Schloss beherbergt seitdem im Ostflugel das Amtsgericht Hann Munden im ostlichen Teil des Nordflugels das Stadtische Museum Hann Munden und im westlichen Nordflugel die Stadtbucherei 1 Etage das Stadtarchiv mit dem Lepanto Saal 2 Etage sowie den Rittersaal 3 Etage Der Ritter und der Lepanto Saal konnen auch fur offentliche Veranstaltungen genutzt werden Siehe auch BearbeitenListe der Baudenkmale in Hann MundenLiteratur BearbeitenPeter Arnold 111 Schlosser und Herrensitze in Niedersachsen Verlagsgesellschaft Madsack Hannover 1987 S 10 11 Welfenschloss Munden Geschichte Restaurierung Umbau Dokumentation aus Anlass der Einweihung des Rittersaales am 19 2 1987 hrsg Stadt Munden 1987 Manfred Lausmann Die Restaurierung der Renaissancemalereien im Mundener Schloss In Hans Herbert Moller Hrsg Restaurierung von Kulturdenkmalen Beispiele aus der niedersachsischen Denkmalpflege Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen Beiheft 2 Niedersachsisches Landesverwaltungsamt Institut fur Denkmalpflege Niemeyer Hameln 1989 S 219 224 Michael Streetz Das Renaissanceschloss Hannoversch Munden in den Inventaren des 16 17 und 18 Jahrhunderts Eine Fallstudie zur Auswertung schriftlicher Quellen und ihre Verbindung mit Ergebnissen der Bauforschung zwei Bande Lang Frankfurt am Main 2004 ISBN 3631518110 Dissertation an der Universitat Gottingen 1996 Wolfgang Dietrich Nuck Eine Mundener Burg im 11 Jahrhundert In Sudniedersachsen Band 39 Heft 2 2011 S 50 60 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Welfenschloss Munden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Stefan Eismann zu Welfenschloss Munden in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im mittelalterlichen Zustand von Wolfgang Braun Kurzbeschreibung mit Fotos Kurzbeschreibung im Regiowiki der Hessisch Niedersachsischen Allgemeine 17 Architekturfotos des Schlosses Fotoaufnahmen vom Welfenschloss Munden beim Bildarchiv Foto MarburgEinzelnachweise Bearbeiten Streetz Das Renaissanceschloss Hannoversch Munden in den Inventaren des 16 17 und 18 Jahrhunderts S 73 a b c d Das Welfenschloss in Munden Baugeschichte Architekturmalerei am Schloss in Munden Die Malereien im Romergemach des Mundener Schlosses HStAM Bestand 4 f Staaten B Nr Braunschweig Calenberg 238 Abgerufen am 9 Januar 2023 Die Schaden an den Malereien im Romergemach des Mundener Schlosses Die Restaurierung der Malereien im Romergemach des Mundener Schlosses a b Das Welfenschloss in Munden Restaurierung und Umbau Die Restaurierung der Malereien im Lepantoraum des Mundener Schlosses Streetz Das Renaissanceschloss Hannoversch Munden in den Inventaren des 16 17 und 18 Jahrhunderts S 60 61 Streetz Das Renaissanceschloss Hannoversch Munden in den Inventaren des 16 17 und 18 Jahrhunderts S 63 77 51 418134 9 654439 Koordinaten 51 25 5 3 N 9 39 16 O Normdaten Geografikum GND 4544251 4 lobid OGND AKS VIAF 240085927 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Welfenschloss Munden amp oldid 237881220