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Vereinigte Vaterlandische Verbande Deutschlands VVVD war der Name eines Zusammenschlusses verschiedener rechtsgerichteter Organisationen zur Zeit der Weimarer Republik Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Grundung 3 Entwicklung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNach der Novemberrevolution 1918 bildeten sich zahlreiche rechtsgerichtete paramilitarische Verbande Kampfbunde und getarnte Nachfolger der Freikorps Schon in den ersten Jahren der Weimarer Republik gab es Bestrebungen die in sich zerstrittenen und zersplitterten Organisationen zu vereinigen Im Rahmen der Debatte zur Kriegsschuldfrage wurde 1921 ein kurzlebiger Arbeitsausschuss Deutscher Verbande gegrundet der nach eigenen Angaben 600 Teilorganisationen umfasste In Bayern bildeten sich bereits 1922 unter dem Schirmherren Erich Ludendorff die Vereinigten Vaterlandischen Verbande Bayerns die noch im selben Jahr inspiriert von Benito Mussolinis Marsch auf Rom einen Marsch auf Berlin planten Gustav von Kahr Anhanger der Vereinigung wurde Generalstaatskommissar Im Vorfeld des Hitlerputsches von 1923 zogerte Kahr sich der Sache anzuschliessen und wurde von Hitler zum Mittun gezwungen Kahr widerrief dies aber bald was letztlich zur Niederschlagung des Putsches beitrug 1 Grundung Bearbeiten nbsp Fritz Geisler stand bis 1925 an der Spitze der OrganisationEs war dieses bayerische Vorbild das auch auf Reichsebene die Bestrebungen eines Zusammenschlusses forderte Die Vorbereitungen dazu waren im Dezember 1922 abgeschlossen Am 20 Januar 1923 hatten sich 140 nationale Verbande und Vereine von ehemaligen Offizieren zu den Vereinigten Vaterlandischen Verbanden Deutschlands offiziell zusammengeschlossen Die Verbande gehorten zuvor meist drei Organisationen an namlich der Zentralstelle vaterlandischer Verbande der Arbeitsgemeinschaft vaterlandischer Aufklarung und der Nationalen Einheitsfront Die Zentralstelle wurde 1917 gegrundet und umfasste 50 einzelne Organisationen Die Arbeitsgemeinschaft bestand aus 20 Teilgruppen Die Einheitsfront war ein Ableger des Volksbundes gegen den Bolschewismus und hatte 100 000 Mitglieder 2 Die VVVD standen dabei in der Tradition von Rechtsverbanden des Kaiserreichs und der Deutschen Vaterlandspartei der Kriegsjahre Dabei handelte es sich um ein lockeres Bundnis von Organisationen mit sehr unterschiedlichen Zielen Darunter waren militaristische volkische antimarxistische oder antisemitische Gruppierungen Einige strebten eine Restaurierung der Monarchie an andere sahen ihr Ziel in einer Rechtsdiktatur Entwicklung BearbeitenGeleitet wurde die VVVD von einem Prasidium aus den Leitern der drei Grundungsverbande Dabei ubte aber Fritz Geisler ein fuhrender Vertreter der gelben Gewerkschaften die eigentliche Fuhrung aus In ihrem Grundungsjahr stand zunachst die Ruhrbesetzung im Zentrum der Verbandsaktivitaten Es wurden Versammlungen abgehalten Resolutionen verfasst und Demonstrationen organisiert Dabei machte man die sozialdemokratischen Organisationen als angebliche Defatisten aus Daher schuf der Verband eine eigene antimarxistische Propagandagruppe Daneben wurden schwarze Listen von Personen erstellt die mit den Besatzern zusammenarbeiteten und Femegerichte mit eingesetzt Der Verband verlangte zu dieser Zeit eine militarische Diktatur unter Hans von Seeckt 3 Der Verband hatte sich auch auf Reichsebene nicht am Hitlerputsch von 1923 beteiligt und war dadurch auch nicht durch ein Verbot betroffen Er fullte daher vor allem 1924 die Lucke als Sprachrohr der radikalen Rechten aus die durch das Verbot der NSDAP entstanden war Die VVVD bemuhten sich 1924 25 vor allem um den Anschluss der Wehrverbande und der volkischen Parteien 4 Dementsprechend weit gefasst waren nun auch die Ziele der Vereinigten Verbande Dazu gehorte selbstverstandlich die Revision des Friedensvertrages von Versailles zu deutschen Gunsten Es wurde die Aufrustung die Ruckkehr zu den Vorkriegsgrenzen und die Ruckgabe der Kolonien gefordert Innenpolitisch wollte man die Verfassung des Kaiserreichs wieder in Kraft setzen Der Marxismus und der judische Geist sollten bekampft werden Man traumte von einem Grossdeutschland auf volkisch sozialer Grundlage durch den Anschluss von auslandischen Gebieten mit deutschen Minderheiten Wahrend des Wahlkampfes im Mai 1924 strebte der Verband einen Rechtsblock an Dieser sollte die DNVP volkische Gruppen und den rechten Flugel der DVP umfassen Die Parteien wurden gedrangt Wahllisten aufzustellen aus volkischen und nationalen Kandidaten bestanden Folgten die Parteien diesen Bedingungen nicht entzog die Vereinigung ihnen ihre Unterstutzung Diesem Muster folgte man auch in den Folgejahren 5 Die DNVP stand zwar den Forderungen der Vereinigung durchaus aufgeschlossen gegenuber folgte dieser aber nicht immer in der konkreten Politik Wahrend die VVVD den Dawes Plan vehement ablehnten stimmte die DNVP diesem zu Im Jahr 1925 schlugen sie zunachst General von Seeckt als Kandidaten des nationalen Lagers fur das Amt des Reichsprasidenten vor hatten damit aber keinen Erfolg da die Rechtsparteien Karl Jarres nominierten Unwillig schwenkten auch die VVVD auf Jarres ein Nachdem die Rechtsparteien im zweiten Wahlgang Paul von Hindenburg ins Rennen schickten lehnten die VVVD dies anfangs ab weil sie annahmen dass bei einer Wahl Hindenburgs das Ansehen der Republik wachsen konnte Letztlich blieb aber nichts anderes ubrig als sich hinter Hindenburg zu stellen 6 Die VVVD waren ein entschiedener Gegner der aussenpolitischen Verstandigungspolitik von Gustav Stresemann Mit anderen rechten Gruppierungen schloss man sich zu einem Aktionsbundnis zur Verhinderung der Ratifizierung der Vertrage von Locarno zusammen Allerdings gelang es nicht ein wirklich geschlossenes Rechtsbundnis zu schaffen 7 nbsp Rudiger von der Goltz ubernahm die Fuhrung 1925 Foto von 1918 Auch gelang es nicht die unbestrittene Fuhrungsrolle im extrem rechten Lager zu erringen Im Inneren gab es erhebliche Spannungen die 1925 offen ausbrachen Es handelte sich um einen Machtkampf zwischen dem Prasidenten Geisler und dem Fuhrer des militarischen Flugels der Vereinigung Rudiger von der Goltz ein ehemaliger Freikorpsfuhrer im Baltikum Obwohl beide politisch der DNVP nahestanden hatten sie unterschiedliche Positionen gegenuber dem volkischen Gruppierungen Geisler stand diesen anders als von der Goltz mit wenig Sympathie gegenuber Auch wollte dieser den militarischen Kraften einen breiteren Raum auch durch die Einbeziehung paramilitarischer Massenorganisationen einraumen Die Militarisierung der Vereinigung lehnte Geisler ab und wollte vor allem die Arbeiter fur die nationale Sache gewinnen Insofern ging es bei dem Machtkampf auch um die zukunftige Ausrichtung der Vereinigung Dabei setzte sich von der Goltz durch 8 Von der Goltz gelang es nicht wie erhofft eine Zusammenarbeit des eher DNVP nahen VVVD und der volkischen Parteien zustande zu bringen Ebenso gelang es nicht die grossen paramilitarischen Verbande an die Vereinigung heranzufuhren Mit dem jungdeutschen Orden kam es sogar zu heftigen teilweise vor Gericht ausgefochtenen Auseinandersetzungen Theodor Duesterberg war zwar Mitglied des Prasidium aber nicht in seiner Eigenschaft als fuhrende Person des Stahlhelm Der Bund Wiking unter Hermann Ehrhardt schloss sich an besass aber schon keine Bedeutung mehr 9 Anders als gedacht ubernahm nicht der VVVD die Fuhrungsrolle der nationalen Opposition sondern diese lag seit 1926 27 beim Stahlhelm Im Jahr 1929 war der Einfluss der Vereinigung so stark gesunken dass sogar uberlegt wurde die Organisation aufzulosen 10 Insgesamt waren die Ziele zu diffus und widerspruchlich als dass die Vereinigung eine wirklich starke politische Rolle spielen konnte Hinzu kam der notorische Egoismus der Mitgliedsorganisationen Gleichwohl spielten die VVVD im rechten Spektrum weiter eine gewisse Rolle So waren sie eine der Gruppierungen die 1929 die Kampagne gegen den Young Plan mittrugen Politisch unterstutzten die VVVD die DNVP und die NSDAP Sie waren 1931 an der Harzburger Front beteiligt und warben 1932 bei der Reichsprasidentenwahl fur Adolf Hitler Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die VVVD aufgelost Literatur BearbeitenHans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 4 Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Grundung der beiden deutschen Staaten 1914 1949 Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 32264 6 S 392f James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution Die Vereinigten Vaterlandischen Verbande Deutschlands 1922 1933 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 33 1985 S 617 639 PDF DateiWeblinks BearbeitenChristoph Hubner Vaterlandische Verbande 1918 19 1933 In Historisches Lexikon Bayerns Eintrag auf Preussenchronik deEinzelnachweise Bearbeiten Eberhard Kolb Die Weimarer Republik Munchen 2002 S 55 James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 620 James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 621 James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 623 James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 625 James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 628 James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 629 James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 631f James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 633f James M Diehl Von der Vaterlandspartei zur nationalen Revolution S 634 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vereinigte Vaterlandische Verbande Deutschlands amp oldid 223884906