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Die Vakuumpolarisation ist eine quantenelektrodynamische Erscheinung die eng mit dem verwandt ist was in Quantenfeldtheorien allgemein als Vakuumfluktuation bezeichnet wird Durch Erzeugung und Vernichtung virtueller Teilchen wird dabei das Vakuum zu einem nichtlinear polarisierbaren elektromagnetischen Medium Obwohl die Vakuumpolarisation nur indirekt als kleine Korrektur in Experimenten beobachtbar ist bestatigen diese die theoretischen Vorhersagen mit teilweise hoher Genauigkeit Das durch die Vakuumpolarisation verstarkte elektrische Potential heisst Uehling Potential Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Feynman Diagramme 3 Experimentelle Nachweise 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenWie in anderen Quantenfeldtheorien mit Wechselwirkung ist auch in der Quantenelektrodynamik das Vakuum definiert als der Zustand mit der niedrigsten moglichen Energie Der Teilchenzahloperator hat jedoch in diesem Zustand keinen festen Wert worin sich die Tatsache ausdruckt dass man das Vakuum nicht als leer auffassen kann Formal ergibt sich das weil der Teilchenzahloperator nicht mit dem Hamiltonoperator kommutiert der die Energie des Vakuumzustands beschreibt Obwohl im Vakuum keine reellen direkt beobachtbaren Teilchen vorhanden sind hat es doch Eigenschaften die sich durch eine kurzzeitige nicht direkt beobachtbare Anwesenheit von Teilchen erklaren lassen 1 Man muss sich bei solchen Beschreibungen jedoch klarmachen dass sie nur Versuche zur Veranschaulichung formaler theoretischer Sachverhalte sind Dabei unterliegen die Quantenfelder der Teilchen und daraus gebildete physikalische Messgrossen als Operatoren der heisenbergschen Unscharferelation d h sie konnen in der Regel keine scharf definierten Erwartungswerte bilden Feynman Diagramme Bearbeiten nbsp Feynman Diagramm fur die niedrigste Ordnung der VakuumpolarisationFeynman Diagramme dienen in der Quantenelektrodynamik zur anschaulichen Darstellung von komplizierten Formeln zur storungstheoretischen Berechnung physikalischer Messgrossen In der niedrigsten Ordnung wird die Vakuumpolarisation durch ein virtuelles Photon beschrieben das ein virtuelles Elektron Positron Paar erzeugt das sich sofort wieder zu einem virtuellen Photon vernichtet Betrachtet man das Diagramm im Kontext der Streuung zweier geladener Teilchen aneinander z B eines Elektrons im elektromagnetischen Feld eines Atomkerns so sieht das Elektron bei schwacher Ablenkung d h kleinem Impulsubertrag eine kleinere durch die Vakuumpolarisation abgeschirmte elektrische Ladung des Atomkerns als bei starker Ablenkung d h grossem Impulsubertrag wobei es dem Kern viel naher kommt und daher viel weniger von der Abschirmung betroffen ist Von der klassischen Situation herkommend ist aber gerade die abgeschirmte Ladung in grossem Abstand diejenige die man als klassische Ladung des Atomkerns misst Daher beschreibt man die Zunahme der Wechselwirkung bei kleineren Abstanden durch eine effektive Zunahme der Kopplungskonstanten mit dem Impulsubertrag 2 Formal ist dasselbe Diagramm auch ein Beitrag zur Selbstenergie des Photons Sie verschwindet aber fur reelle Photonen was ein Ausdruck dafur ist dass Photonen masselos sind nbsp Feynman Diagramm fur den Vakuumpolarisationstensor zweiter OrdnungVirtuelle Elektron Positron Paare verleihen dem Vakuum Eigenschaften die in der klassischen Elektrodynamik ein nichtlinear polarisierbares Medium aufwiese Besonders deutlich wird das in der nachsthoheren nichtverschwindenden Ordnung der Storungstheorie wo das Feynman Diagramm fur die Vakuumpolarisation vier Photonen an vier Ecken einer geschlossenen Elektron Positron Schleife aufweist Durch dieses Diagramm wird beispielsweise die Photon Photon Streuung vorhergesagt also ein Prozess bei dem zwei einlaufende elektromagnetische Wellen aneinander gestreut werden Ein solcher Prozess ist in der linearen klassischen Elektrodynamik unmoglich wo zwei elektromagnetische Wellen sich einfach addieren und daher ohne jede Wechselwirkung durchdringen Die Wahrscheinlichkeit fur den Prozess ist jedoch so klein dass er bisher nicht nachgewiesen werden konnte Es gibt jedoch sehr gute Hinweise auf die Photon Photon Streuung in den Daten des ATLAS Experiments bei CERN 3 Dasselbe gilt fur die Photonspaltung bei der ein einlaufendes Photon in zwei auslaufende aufgespalten wird wahrend das vierte Photon im Diagramm als virtuelles Photon die Wechselwirkung mit einem ausseren elektromagnetischen Feld vermittelt z B wieder dem elektromagnetischen Feld eines Atomkerns Lediglich die Delbruck Streuung bei der zwei virtuelle Photonen die Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld eines Atomkerns vermitteln konnte bisher in Ubereinstimmung mit der Theorie tatsachlich gemessen werden Experimentelle Nachweise BearbeitenAls gute experimentelle Nachweise der Vakuumpolarisation gelten messbare Beitrage zur Lamb Verschiebung und zu Teilchenstreuexperimenten 4 Eine besonders gute Bestatigung liefern die Beitrage der Vakuumpolarisation zum theoretischen Wert des anomalen magnetischen Moments des Elektrons dessen Prazisionsmessung mit der Theorie vertraglich ist Die Deutung des Casimir Effekts als Nachweis der Vakuumpolarisation ist umstritten 5 In myonischem Wasserstoff ist die Vakuumpolarisation der dominante Beitrag zur Lamb Verschiebung und hat einen grosseren Einfluss als die Feinstruktur 6 Literatur BearbeitenClaude Itzykson Jean Bernard Zuber Quantum Field Theory McGraw Hill New York 1980 ISBN 0 07 032071 3Einzelnachweise Bearbeiten Eine ausfuhrlichere Veranschaulichung findet man im Kapitel 5 von Stephen Hawking Leonard Mlodinow Der grosse Entwurf Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2010 ISBN 978 3 498 02991 3 Eine sehr ausfuhrliche Berechnung dieses Sachverhalts findet man im Kapitel 7 1 1 von Claude Itzykson Jean Bernard Zuber Quantum Field Theory McGraw Hill New York 1980 ISBN 0 07 032071 3 Evidence for light by light scattering in heavy ion collisions with the ATLAS detector at the LHC The ATLAS Collaboration https arxiv org pdf 1702 01625 pdf I Levine TOPAZ Collaboration Measurement of the Electromagnetic Coupling at Large Momentum Transfer In Physical Review Letters 78 Jahrgang 1997 S 424 427 doi 10 1103 PhysRevLett 78 424 R L Jaffe The Casimir Effect and the Quantum Vacuum In Physical Review D Band 72 2005 Weblink der Cornell University Library R Pohl The size of the proton In Nature 466 Jahrgang 2010 S 213 216 doi 10 1038 nature09250 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vakuumpolarisation amp oldid 226335277