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Tony Sender auch Toni Sender 29 November 1888 in Biebrich Landkreis Wiesbaden 26 Juni 1964 in New York war eine deutsche Politikerin SPD USPD und Journalistin mit dem burgerlichen Namen Sidonie Zippora Sender die auch die Pseudonyme Dora Denis und Elisabeth verwendete In der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion der sie von 1920 bis 1933 angehorte wurde sie zum linken Flugel gerechnet Tony Sender um 1950Berliner Gedenktafel am Haus Wittelsbacherstrasse 34 in Berlin Wilmersdorf Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gedenken 3 Schriften 4 Zeitschriftenbeitrage Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAm 29 November 1888 wurde Tony Sender in Biebrich heute zu Wiesbaden als dritte Tochter des Kaufmanns Moritz Moses Sender und dessen Frau Marie geb Dreyfus geboren Ihre Eltern waren beide orthodoxe Juden ihr Vater war Vorsitzender der judischen Gemeinde zu Biebrich Sie uberraschte ihre Eltern damit dass sie einen Beruf erlernen wollte und verliess nach ihrem Abschluss an der Hoheren Tochterschule bereits als Dreizehnjahrige ihre Familie um in Frankfurt am Main die private Handelsschule fur Madchen zu besuchen Sie wollte wie sie spater schrieb so bald wie moglich okonomisch und damit auch geistig und in ihrer Lebensfuhrung ihr eigener Herr sein Im Burgertum war damals Erwerbstatigkeit fur Frauen nicht vorgesehen ihre Berufsperspektive als kaufmannische Angestellte liess sich gerade noch mit den Kriterien burgerlicher Anstandigkeit vereinbaren Schon vor Abschluss der Ausbildung verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt selbst Sie wurde nach der Ausbildung kaufmannische Angestellte der Frankfurter Metallhandelsfirma Beer Sondheimer amp Co Sie trat der Buroangestelltengewerkschaft und der SPD bei Fur das Studium der Nationalokonomie verweigerte ihr der Vater die damals notwendige Zustimmung Einige Zeit lebte sie in Paris und engagierte sich bei den franzosischen Sozialisten Mit der Ermordung Jean Jaures und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte sie nach Frankfurt zuruck wo sie zusammen mit Robert Dissmann in ganz Sudwestdeutschland Friedensarbeit leistete nbsp Banner Frauen zur Wahl in der Sonderausstellung Damenwahl Historisches Museum Frankfurt Tony Sender ist ganz rechts zu sehen Nach dem Krieg arbeitete sie massgeblich in der Arbeiterratebewegung mit und wurde 1919 Abgeordnete der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung 1920 wurde sie fur die Unabhangige Sozialdemokratische Partei Deutschlands USPD im Wahlkreis Hessen Nassau in den Reichstag gewahlt Seit 1922 nahm sie ihr Mandat nach der Wiedervereinigung der beiden sozialdemokratischen Parteien fur die SPD wahr Von 1924 bis 1933 wirkte sie als Reichstagsabgeordnete fur den Wahlkreis Dresden Bautzen mit den Arbeitsschwerpunkten Zoll und Handelspolitik nbsp Tony Sender im Gesprach mit Paul Lobe im Wandelgang des Reichstags Schnappschuss von Erich SalomonIn der SPD Reichstagsfraktion war Tony Sender zusammen mit Abgeordneten wie Paul Levi Kurt Rosenfeld Max Seydewitz und Heinrich Strobel Angehorige des linken Flugels der an marxistischen Konzeptionen festhielt und ab 1930 in Opposition zur Tolerierungspolitik der Fraktionsmehrheit gegenuber den Prasidialkabinetten Bruning und Papen stand 1 Auch der Wechsel ihres Wahlkreises von Frankfurt nach Dresden ab 1924 war unter anderem eine Folge der veranderten Krafteverhaltnisse in der Partei da Sender als entschiedene Linke in Frankfurt nicht mehr auf einen sicheren Listenplatz gewahlt worden ware wahrend Sachsen zunehmend zur Bastion des linken SPD Flugels wurde 2 Der Abstimmung zur Bewilligung der vierten Baurate des Panzerkreuzers A und der ersten Baurate des Panzerkreuzers B am 20 Marz 1931 blieb Sender zusammen mit sechs anderen sachsischen SPD Abgeordneten demonstrativ fern Vier sachsische Abgeordnete Seydewitz Kuhnt Strobel Graf brachen die Fraktionsdisziplin sogar offen und stimmten gegen die vorliegenden Antrage was zu ihrem Ausschluss aus der SPD Fraktion und der Neukonstituierung als SAPD fuhrte 3 Trotz ihrer kritischen Haltung ging Sender diesen Schritt von Teilen ihrer linken Fraktionskollegen jedoch nicht mit und verblieb in der SPD Im Jahre 1932 trat sie fur einen Generalstreik ein um die drohende Gefahr einer nationalsozialistischen Machtergreifung abzuwenden 4 Allein als Redakteurin der Betriebsrate Zeitschrift des Deutschen Metallarbeiter Verbandes verfasste sie bis 1933 fast 420 Beitrage 1928 wurde ihr zudem die Redaktion der Frauenwelt einer Illustrierten der SPD ubertragen Nach offenen NS Morddrohungen floh sie am 5 Marz 1933 in die Tschechoslowakei Dort engagierte sie sich sofort im Rahmen der antinazistischen Grenzarbeit in Richtung Sachsen Auch in Antwerpen war sie im Widerstand gegen das nationalsozialistische Deutschland aktiv und arbeitete eng mit der dortigen 50 kopfigen Exilgruppe des Reichsbanners Schwarz Rot Gold zusammen Am 29 Marz 1934 veroffentlichte der Deutsche Reichsanzeiger die zweite Ausburgerungsliste des Deutschen Reichs durch welche sie ausgeburgert wurde 5 1935 siedelte sie in die USA uber Den Pariser Volksfront Aufruf von Ende 1936 trug sie mit aber nach Abschluss des Hitler Stalin Paktes im Sommer 1939 verabschiedete sie sich von diesen Vorstellungen nbsp Monatskarte fur die Long Island Rail Road mit Passfoto Tony Senders 1950 In den USA betatigte sie sich ebenfalls in diversen Emigrantengruppen klarte in zahllosen Vortragen und Artikeln uber die Situation im Dritten Reich auf und widersprach dabei heftig der Kollektivschuld These Zeitweilig erarbeitete sie fur den amerikanischen Geheimdienst OSS Berichte und Lageeinschatzungen 6 zu diversen von der Wehrmacht okkupierten Landern sowie zu Deutschland Sodann arbeitete sie seit 1943 amerikanische Staatsburgerin als Wirtschaftsspezialistin bei der UNRRA United Nations Relief and Rehabilitation Administration spater als Reprasentantin der American Federation of Labor AFL bzw des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften beim Wirtschafts und Sozialrat der Vereinten Nationen Sie engagierte sich in der UN Menschenrechtskommission und der Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstellung der Frau Besondere Verdienste erwarb sie sich bei der internationalen Bekampfung und Achtung der Zwangsarbeit Sie starb am 26 Juni 1964 in New York an einem Schlaganfall Im Jahr 1988 wurde ihr zu Ehren an ihrem Geburtsort die Ausstellung 100 Jahre Tony Sender gezeigt 1992 wurde ihr auch in Frankfurt am Main eine grosse Ausstellung gewidmet Seit 1992 verleiht die Stadt Frankfurt den Tony Sender Preis zur Forderung von hervorragenden innovativen Leistungen die der Verwirklichung der Gleichberechtigung der Geschlechter dienen und der Diskriminierung von Frauen entgegenwirken Die Parteischule der SPD Hessen Sud Toni Sender Akademie ist nach ihr benannt 7 Gedenken BearbeitenAm 31 Oktober 2022 wurde an ihrem ehemaligen Wohnort Berlin Wilmersdorf Wittelsbacherstrasse 34 eine Berliner Gedenktafel enthullt 8 Schriften BearbeitenTony Sender Autobiography of a German Rebel New York Vanguard Press 1939 Tony Sender Herausgeberin Gisela Brinker Gabler Autobiographie einer deutschen Rebellin Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 596 22044 0 Zeitschriftenbeitrage Auswahl BearbeitenIn Der sozialistische Arzt Stimmen gegen den 218 7 Jg 1931 Heft 4 April S 103 104 Textarchiv Internet ArchiveLiteratur BearbeitenWilly Buschak Die Vereinigten Staaten von Europa sind unser Ziel Arbeiterbewegung und Europa im fruhen 20 Jahrhundert Klartext Essen 2014 ISBN 978 3 8375 0751 5 Anette Hild Berg Tony Sender 1888 1964 Ein Leben im Namen der Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit Bund Verlag Koln 1994 ISBN 3 7663 2506 X Brigitte Kassel Toni Sender 1888 1964 In Siegfried Mielke Hrsg Gewerkschafterinnen im NS Staat biografisches Handbuch Bd 2 Metropol Verlag Berlin 2022 Gewerkschafter im Nationalsozialismus 10 ISBN 978 3 86331 633 4 S 460 483 Siegfried Mielke Stefan Heinz Hrsg Emigrierte Metallgewerkschafter im Kampf gegen das NS Regime Gewerkschafter im Nationalsozialismus Verfolgung Widerstand Emigration Bd 3 Metropol Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 86331 210 7 S 20 57 191 207 212 304 843 f Kurzbiografie Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biographische Dokumentation 3 erheblich erweiterte und uberarbeitete Auflage Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5183 1 Tony Sender 1888 1964 Rebellin Demokratin Weltburgerin Historisches Museum Frankfurt am Main 1992 Christl Wickert Sender Toni In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 248 f Digitalisat Sender Toni in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 689Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tony Sender Sammlung von Bildern Literatur von und uber Tony Sender im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Tony Sender in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Erdmute Dietmann Beckert Tony Sender 2000Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Diers Linkssozialismus Ursprunge und Geschichte 1917 1989 PDF 376 kB In RLS Standpunkte 39 2010 S 3 Christa Schell Toni Sender Rebellin Demokratin Weltburgerin Carsten Voigt Kampfbunde der Arbeiterbewegung das Reichsbanner Schwarz Rot Gold und der Rote Frontkampferbund in Sachsen 1924 1933 Bohlau Verlag Koln Weimar 2009 S 424 Portrat zu Toni Sender im Online Archiv der Friedrich Ebert Stiftung Michael Hepp Hrsg Die Ausburgerung deutscher Staatsangehoriger 1933 45 nach den im Reichsanzeiger veroffentlichten Listen Band 1 Listen in chronologischer Reihenfolge De Gruyter Saur Munchen New York London Paris 1985 ISBN 978 3 11 095062 5 S 4 Nachdruck von 2010 Tony Sender 1888 1964 Rebellin Demokratin Weltburgerin Historisches Museum Frankfurt am Main 1992 S 178 Webseite der Toni Sender Akademie e V Michaela Gericke Kriegsgegnern Judin Politikerin Berlin enthullt eine Gedenktafel fur Tony Sender In RBB 2 November 2022 abgerufen am 2 November 2022 Normdaten Person GND 118613189 lobid OGND AKS LCCN n95086190 VIAF 25395379 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sender TonyALTERNATIVNAMEN Sender Sidonie Zippora vollstandiger Name Sender Toni Denis Dora Pseudonym Elisabeth Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutsche Politikerin SPD MdR und JournalistinGEBURTSDATUM 29 November 1888GEBURTSORT BiebrichSTERBEDATUM 26 Juni 1964STERBEORT New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tony Sender amp oldid 232479433