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Die Stuppacher Madonna ist ein Marienbild von Matthias Grunewald entstanden um 1516 Es befindet sich in einem Anbau an der Pfarrkirche Maria Kronung in Bad Mergentheim Stuppach Franken Die Darstellung zahlt neben dem Isenheimer Altar zu Grunewalds Hauptwerken Die Stuppacher MadonnaMatthias Grunewald 1514 1516Mischtechnik auf Nadelholz186 150 cmBad Mergentheim Stuppach Pfarrkirche Maria KronungVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Teil des Maria Schnee Altars 1 3 Mergentheim und Stuppach 1 4 Restaurierungen 1833 1931 1 5 Jungere Vergangenheit 2 Bildbeschreibung 2 1 Aufbau 2 2 Darstellung 3 Bildsymbolik 3 1 Maria als Mutter der Kirche 3 2 Das Lacheln Marias und das Spiel des Kindes 3 3 Der Baum 3 4 Kirche und Regenbogen 3 5 Die kronenlose Maria und das geschlossene Gartentor 4 Kopie von Christian Schad 1947 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 NachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Aufgrund eines 1515 geschlossenen Vertrages aus dem Nachlass von Grunewald und der Beschriftung auf dem Sockel des Rahmens in der Aschaffenburger Stiftskirche St Peter und Alexander wird angenommen dass der Aschaffenburger Stiftskanoniker Heinrich Reitzmann das Bild um 1514 beim Kunstler in Auftrag gab Es entstand also wahrend der Arbeiten am Isenheimer Altar in seiner dortigen Werkstatt Eine Handzeichnung von Grunewald gekronte Madonna mit geflugeltem Kind die als Studie zur Stuppacher Madonna bezeichnet wird liegt im Kupferstichkabinett der Staatsgalerie Stuttgart Das Gemalde war als Andachtsbild fur die neue Kapelle heute Maria Schnee Kapelle in der Stiftskirche zu Aschaffenburg bestimmt Es sollte an der Wand hinter dem Altar angebracht werden Die Kapelle wurde von Kaspar Schantz und seinem Bruder Georg erbaut Bei ihrer Einweihung am 21 Oktober 1516 durch Erzbischof Albrecht von Brandenburg war das Bild mit grosster Wahrscheinlichkeit bereits an seinem vorgesehenen Platz da es 1517 als schon vollendet bezeichnet wurde Das Andachtsbild war von einem noch heute in der Aschaffenburger Kapelle vorhandenen Kopffeld und wahrscheinlich wie die meisten der zeitgenossischen Andachtsbilder auch von einem ebensolchen Sockelfeld umrahmt Eine dritte Blattmaske die von dem entfernten Sockelfeld stammt befindet sich noch im Stiftsschatz Es wurde auf Nadelholzbretter von ausgesuchter Qualitat gemalt Im unteren Teil sind diese mit einem sehr feinen Gewebe bezogen Fur die Farbpigmente setzte Grunewald verschiedene Tempera als Bindemittel ein weshalb man diese Malerei als Mischtechnik bezeichnet Teil des Maria Schnee Altars Bearbeiten nbsp Schneewunder Tannenholz Augustinermuseum Freiburg im Breisgau 1517 bestellte Heinrich Reitzmann bei Grunewald ein weiteres Bild das Schneewunder darstellend Es sollte nach seiner testamentarischen Verfugung zu der bereits vollendeten Tafel gehangt werden Da aber fur das weitere Bild in dem kleinen Raum vermutlich kein geeigneter Platz zu finden war kam es zu einer Umplanung Das schon vorhandene Andachtsbild wurde als Mittelteil eines Triptychons angeordnet das Schneewunderbild als einer der Flugel dazu Die heutige Stuppacher Madonna wurde dafur von ursprunglich ca 195 161 cm auf 186 150 cm beschnitten So entstand zwischen 1517 und 1519 der Maria Schnee Altar Das Bildnis vom Schneewunder musste Grunewald nun auf dem schmalen rechten Altarflugel unterbringen heute im Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau Der verschollene linke Flugel zeigte vermutlich die drei Stifter von Altar und Kapelle vor unbekanntem Hintergrund Wegen der geringen Raumhohe wurde das Sockelfeld des ursprunglichen Andachtsbildes entfernt und durch einen niedrigen friesartigen Balken ersetzt Die Ruckseiten der Flugel mit der Epiphanie und die spater dazugekommenen Standflugel wurden von einem unbekannten Kunstler ausgefuhrt Nach den erforderlichen Umbauten stand das Triptychon als Retabel auf dem Altartisch Die Stuppacher Madonna wurde bereits um 1531 aus dem Rahmen genommen Das ist daraus zu schliessen dass der Altar ab diesem Jahr als Dreikonigsaltar bezeichnet wurde und die zugeklappten Flugel das Mittelbild ersetzten 1532 verschenkte es Albrecht von Brandenburg Erzbischof von Mainz an Walther von Cronberg Hochmeister des Deutschen Ordens in Mergentheim 1 Mergentheim und Stuppach Bearbeiten 1809 wurde es in der Kapelle des ehemaligen Deutschordensschlosses in Mergentheim bei der Auflosung des Ordens entdeckt 1812 kaufte Balthasar Blumhofer Pfarrer in der Pfarrei Stuppach das Bild fur seine Kirche Es wurde damals Rubens zugeschrieben 1854 wurde die Kirche neugotisch umgestaltet Der in den neuen Hochaltar integrierte Rahmen fur das Bild erwies sich als zu klein Es musste daher an allen Seiten beschnitten werden 1881 wurde es bei einer Restaurierung als eine Schopfung Matthias Grunewalds erkannt Dies erfreute die Stuppacher nicht besonders da der Name Rubens einen besseren Klang hatte als der nur wenigen Fachleuten gelaufige Name Grunewald Restaurierungen 1833 1931 Bearbeiten Das Bild wurde seit es in Stuppach ist mehrfach restauriert unter anderem 1926 bis 1931 Nach der Abnahme der Ubermalungen wurde der in funf Jahrhunderten entstandene desolate Zustand des Bildes offenbar Es gab kaum mehr eine unbeschadigte oder unbearbeitete Partie Der Kunsthistoriker Wilhelm Fraenger schrieb uber den damaligen Zustand Diesem Bild ist es widerfahren dass ein Bauernmaler die schadhaften Partien auf seine Weise restaurierte So hat der uble Pinsel dieses Tunchermeisters den ganzen Himmel uberschmiert und den dort in der Gloriole Gottes schwebenden Engelreigen bis zur Unkenntlichkeit entstellt Auch das Gesicht der Madonna wie Kopf und Korperchen des Jesusknaben wurden mit einer dicken Farbenkruste zugedeckt wie schliesslich auch die grobe Form des Regenbogens dem Pfuschwerk dieses Restaurators zugehort 2 Auf Anregung des Landesamtes fur Denkmalpflege restaurierte ab 1926 Joseph von Tettenborn das Gemalde vier Jahre lang in der Werkstatt der Staatsgalerie Stuttgart und entfernte die jungeren Ubermalungen Nach Abschluss der Arbeiten wurde das Bild ein Jahr lang in der Staatsgalerie ausgestellt 3 Die Restaurierung ist durch eine Fotodokumentation umfangreich belegt Das Ersetzen einer Christusfigur in den Wolken Christus als Weltenherrscher durch einen Gottvater der von einer Vielschar von Engeln umgeben ist und dem des Isenheimer Altars nachempfunden wurde ist allerdings umstritten Der Kunsthistoriker Ziermann verweist auf eine Vorstudie Grunewalds die sich heute im Kupferstichkabinett der Staatsgalerie Stuttgart befindet Sie zeigt einen Christus als Weltenherrscher der in der linken Hand einen kreuzgekronten Globus und in der rechten ein Zepter tragt Das Kreuz an der Spitze des Zepters das die gleiche Form wie das Kreuz an der Gartenpforte hat weist auf ihn als himmlischen Brautigam der Jungfrau Von seinem Thron aus tragen zwei Engel eine Krone um sie Maria als der Himmelskonigin zu uberbringen Um das Gemalde nach seiner Ruckkehr nach Stuppach besser vor klimatischen Schwankungen zu schutzen errichtete die Kirchengemeinde 1930 31 einen Anbau an der Sudseite der Kirche in dem das Bild seit dieser Zeit unterbrochen von einer Auslagerung wahrend des Zweiten Weltkriegs Anm 1 prasentiert wird 4 Architekt des Anbaus war Hugo Schlosser 5 Jungere Vergangenheit Bearbeiten nbsp Aufstellung nach der jungsten RestaurierungIn den 1980er Jahren wurde auf dem Tafelbild ohne denkmalpflegerische Beteiligung ein Uberzug aufgebracht der sich konservatorisch nachteilig auf die darunter liegenden Malschichten auswirkte dem Gemalde einen unnaturlichen Glanz verlieh und Unebenheiten der Malschichten optisch verstarkte 6 Seit 1997 schutzt das Gemalde zusatzlich eine Glaswand die den Raum in dem das Gemalde aufgestellt ist von dem Raum trennt in den Besucher betreten konnen 7 Das Gemalde wird seit der letzten Restaurierung aus konservatorischen Grunden nur hinter einem Schutzglas gezeigt 8 und moglichst nicht verliehen Wahrend der Restaurierung der Stuppacher Kapelle liess die Kirchengemeinde das Bild 1998 99 in der Staatsgalerie Stuttgart und im Diozesanmuseum Rottenburg ausstellen Vom 6 September 2011 bis zum 8 Januar 2012 wurde es in der Ausstellung Himmlischer Glanz Raffael Durer und Grunewald malen die Madonna der Vatikanischen Museen und der Gemaldegalerie Alte Meister im Semperbau am Dresdner Zwinger gezeigt Angesichts des Zustandes des Gemaldes der Prasident des Restauratorenverbandes Volker Schaible sprach von einer Ruine war diese Ausleihe umstritten 9 Nach der Ausleihe wurde es unmittelbar in die Restaurierungswerkstatt des Landesamtes fur Denkmalpflege nach Esslingen am Neckar gebracht Hier wurde der Uberzug aus den 1980er Jahren im Zuge einer umfangreichen konservatorischen Bestandsaufnahme und Restaurierung wieder entfernt 10 Die Zeit der Ausstellung in Dresden und der Restaurierung in Esslingen wurde in Stuppach fur die klimatische Ertuchtigung des Anbaus genutzt in dem das Bild anschliessend wieder gezeigt wurde 11 Bildbeschreibung BearbeitenAufbau Bearbeiten Das Gemalde ist durch eine Diagonale von links unten nach rechts oben in zwei Halften geteilt Die rechte Bildseite auf der sich unter anderem die Kirche befindet wirkt dunkler und schwerer Sie scheint sich in grosserer Nahe zum Betrachter zu befinden Die linke Seite erscheint durch ihre Farbgebung heller und atherischer Eine zweite Sichtdiagonale die weniger auffallig ist verlauft von rechts unten nach links oben vom Mantelsaum uber die Haare bis zu den Wolken Optischer Mittelpunkt des Bildes ist Maria mit dem Kinde die mit ihrem ausgebreiteten Mantel ein Dreieck bildet Der Baum zu ihrer rechten Seite folgt in leichter Schwingung ihrer Korperkontur Ihr Kopf befindet sich im Schnittpunkt der beiden Diagonalen Exakt in der physischen Bildmitte befinden sich die Hande Vor dem Hintergrund des Mantels bilden sie in diesem Bild den starksten Hell Dunkel Kontrast Darstellung Bearbeiten nbsp Detail des Isenheimer AltarsDas detailgetreu gemalte Bild zeigt Maria die auf einem Brunnenrand oder einer Bank sitzt Sie tragt ihr langes blondes Haar offen und keine Krone kront ihr Haupt Der Kopf ist dem Kind zugewandt das auf ihrem Schoss steht und dem sie mit der linken Hand eine Feige reicht Mit der rechten Hand halt sie das Jesuskind wobei die Finger in unnaturlicher Haltung gespreizt sind Mit ebenso unnaturlicher Fingergestik greift das Kind in Richtung Feige und weist gleichzeitig mit seinen Fingern auf den dargestellten Baum Uber dem Kopf Marias wolbt sich ein Regenbogen darunter ein angedeuteter Heiligenschein Am linken oberen Bildrand offnet sich der Himmel Gottvater und Engel sind erkennbar Die Darstellung Marias hat Ahnlichkeit mit der im Isenheimer Altar den Grunewald zuvor gemalt hatte Rechts von Maria steht ein Baum dessen Krone durch den oberen Bildrand abgeschnitten ist Er tragt gleichzeitig Laub Bluten und Fruchte An der Wurzel des Baumes steht ein Gefass mit Blumen Eindeutig zu identifizieren sind Rosen und Madonnen Lilien Im Hintergrund des Baumes ist eine Kirche mit weit vorspringenden Strebebogen erkennbar die vom rechten Bildrand teilweise abgeschnitten ist Kunsthistoriker haben in der dargestellten Kirche Details des Strassburger Munsters wiedererkannt Links sieht man eine weisse Keramikschale in der ein Rosenkranz liegt und einen Krug Daruber ist ein Feigenbaum erkennbar der sich um ein Holzkreuz windet und dahinter ein Garten mit einem geschlossenen Tor in Kreuzform Bienenstocke und daruber eine Landschaft mit einem Dorf es soll sich um Seligenstadt handeln Gebirge sowie in der Ferne einem angedeuteten Meer Bildsymbolik BearbeitenWie fur Gemalde dieser Zeit typisch besitzen die meisten der auf diesem sorgfaltig durchkomponierten Bild dargestellten Objekte eine tiefe Symbolik Die Allegorese ist hier allerdings sehr vielschichtig bezieht sich auf viele mystische Symbole wie sie beispielsweise in den Visionen der hl Birgitta von Schweden genannt werden und in der deutschen Mystik eine Rolle spielen Das Bild hebt sich damit von zeitgenossischen Madonnendarstellungen ab Die Symbolik einzelner Gegenstande erschliesst sich teilweise nur in Zusammenhang mit der Symbolik anderer auf dem Bild dargestellter Objekte und lasst Spielraum fur eine Reihe unterschiedlicher Leseweisen Die verwendete Bildsprache war zumindest zu einem Teil den theologisch gebildeten Zeitgenossen Grunewalds gelaufig Neben der reinen Darstellung der Madonna mit dem Kinde diente diesen das Bild als Meditationshilfe uber Glaubensinhalte Maria als Mutter der Kirche Bearbeiten Kunsthistorisch besteht heute weitgehend Konsens dass die zahlreichen Details des Bildes darauf hinweisen dass Grunewalds Gemalde als eine Darstellung Mariens als Mutter der Kirche zu interpretieren ist Berta Reichenauer schrieb dazu Grunewald hatte auf seinem Bild die Kirche und ihre gottliche Sendung darzustellen So wie der Mensch das Spielzeug Gottes ist die Schopfung aus dem gottlichen Spiel hervorgegangen ist so ist auch die Kirche Spielpartner des Hochsten Maria ist die Mutter der Kirche dem Hohenlied zufolge die Braut des Herrn Ihr Spiel ist brautliches Spiels wie es die Mystiker verstanden Reichenauer S 68 Dazu passt dass uber dem Treppenaufgang der im Hintergrund dargestellten Kirche eine Marienfigur steht auch dies ist eine Anspielung auf den Ehrentitel Mariens als figura ecclesiae als Bild der Kirche Fur die mittelalterlichen Theologen war Maria allerdings nicht nur figura ecclesiae sondern auch Sponsa et mater Ecclesia Braut und Mutter der Kirche zugleich Das Lacheln Marias und das Spiel des Kindes Bearbeiten nbsp Leonardo da Vinci Felsgrottenmadonna etwa 1483 1486 Paris LouvreDas leichte Lacheln Marias das auf zahlreichen mittelalterlichen Madonnendarstellungen zu sehen ist wirkt als Gefuhlsausdruck einer selbstvergessenen Mutter die mit ihrem Kind spielt Es erscheint in ahnlicher Weise beispielsweise bei Raffaels Madonna im Grunen oder bei Leonardo da Vincis Felsgrottenmadonna Dieses malerisch haufig festgehaltene Lacheln ist der malerische Ausdruck einer uralten theologischen Uberlegung Schon die Kirchenvater und die Mystiker hatten sich mit Marias Verhaltnis zu ihrem Kind auseinandergesetzt und sich mit der Frage beschaftigt welche Rolle dabei Spielen und Lacheln spielte Sieh unter dem lieben Weinstock o Christus spielt voller Frieden behutet im Garten die heilige Kircheheisst es schon bei dem Monch Notker Die theologische Uberzeugung dass sich im Lacheln die gottliche Weisheit und Gelassenheit manifestiere und dass der leidende Gott auch ein spielender Gott ein Deus ludens war spiegelt sich in vielen Gemalden des 15 und 16 Jahrhunderts wider So spielt bei Raffael das Jesuskind mit dem Kreuz wahrend bei Grunewald das spielende Kind mit seinen gespreizten Fingern nicht nur nach der Feige greift sondern mit dieser Geste gleichzeitig auf den neben Maria stehenden Baum verweist der hier ebenfalls eine mehrschichtige Symbolik besitzt und unter anderem den Kreuzestod andeutet Das spielende Kind auf dem Schoss der Mutter steht dabei auf schwerem kostbar verbramtem Brokat und uber ihm offnen sich die Wolken um den Blick auf Gottvater freizugeben Im Alten Testament ist die Wolke Symbol der Gegenwart Gottes wahrend sie im Neuen Testament auf seine Vergegenwartigung hinweist Der Baum Bearbeiten Mit dem Zeigefinger der linken Hand weist das Kind in Richtung Baum der gleichzeitig Fruchte und Bluten tragt was bei mitteleuropaischen Baumarten nicht vorkommt Das gleichzeitige Fruchten und Bluhen ist ebenso wie die an seinen Wurzeln stehenden Madonnen Lilien vor allem Symbol der Jungfraulichkeit Mariens Auch hier hat Grunewald ein nicht sehr haufig verwendetes Symbol benutzt auf vielen mittelalterlichen Tafelgemalden sind es die tatsachlich gleichzeitig bluhenden und fruchtenden Wald Erdbeeren die auf diese Eigenschaft Mariens hinweisen Der Baum deutet hier jedoch gleichzeitig auf den Kreuzestod Christi und ist damit das Symbol der Erlosung Ziermann weist jedoch auch darauf hin dass die Zeigerichtung der Finger auch auf den Halsschmuck Marias deuten Der zeitgenossische Betrachter las diesen Schmuck als Zeichen der Brautschaft Marias und der jungfraulichen Empfangnis Im selben Sinne deutete er das Kreuz an der Pforte zum geschlossenen Garten Ziermann S 156 Kirche und Regenbogen Bearbeiten nbsp Detail der Stuppacher Madonna Die als Bildhintergrund gemalte Kirche nbsp Das Sudquerhaus des Strassburger Munsters mit dem Doppelportal der Marienfigur und den Lanzettfenstern nbsp Das Nordquerhaus des Strassburger Munsters mit den Rosenfenstern nbsp Strebepfeileraufsatze an der Sudseite des Strassburger MunstersGrunewald hat in der Darstellung der Kirche im Bildhintergrund Ansichten des Strassburger Munsters wiedergegeben welches er regelmassig vor Augen hatte An der wiedergegebenen Fassade des sudlichen Querschiffes sind die heute nicht mehr existierende Gerichtslaube vor dem Doppelportal die Lanzettfenster im ersten Geschoss mit einer Marienfigur unter einem Baldachin und der Laufgang daruber zu erkennen Die Rosenfenster gestaltete Grunewald in der Art des Strassburger Nordquerhauses wahrend er die auf dem Bild links anschliessende Choranlage der Kirche mit Strebepfeilern versah die denen des Strassburger Langhauses ahneln Manche Betrachter erkennen im fernen Bildhintergrund der Stuppacher Madonna ein Meer Die christliche Literatur nutzt das Bild des Schiffes und der Arche haufig als Sinnbild fur die Kirche und verwendet die Formulierung von der Kirche die einem Schiff gleich durch das Meer der Welt fahrt Seit dem Beginn der christlichen Literatur in der Spatantike gab es ebenso wie in der rabbinischen Literatur Auslegungen des Namens Maria die einen Bezug zum Meer herstellten und die unter anderem dazu fuhrten dass zahlreiche lateinische und deutsche Marienlieder Maria als Meerstern ansprechen als Stern der den Weg in den Hafen des Heils weist Deutlich sichtbar wolbt sich ein Regenbogen Der Regenbogen ist im Alten Testament das Zeichen nach der Sintflut des gottlichen Bundes 1 Mos 9 13 der durch Jesus Christus erneuert wird Ein mit der christlichen Symbolik vertrauter Zeitgenosse Grunewalds konnte daher in diesem Bild lesen dass Rettung im Heil nur fande wer der von Maria gelenkten Kirche angehort so wie nur diejenigen Rettung vor der Vernichtung durch die Sintflut fanden die sich auf der Arche befanden Kunsthistoriker weisen jedoch auch darauf hin dass der Regenbogen auch anders gedeutet werden kann Der Regenbogen taucht auch in den Visionen der hl Birgitta von Schweden auf In diesen Visionen spricht Birgitta von der Muttergottes die wie der Regenbogen uber den Wolken stehe und sich wie dieser zu den Erdbewohnern herabneige den Guten wie den Bosen mit ihrem Gebet beruhrend Die kronenlose Maria und das geschlossene Gartentor Bearbeiten Fur die Deutung Marias als Braut der Kirche ist massgeblich dass Maria anders als auf der Vorstudie Grunewalds auf dem Gemalde keine Krone tragt Ihr Halsschmuck weist ebenso auf den Status ihrer Brautlichkeit hin wie der Ring an der linken Hand und ihr offenes Haar Ihr Kleid gleicht dem einer Konigin ihre Haartracht ist jedoch die eines einfachen Madchens so wie sie im Hohen Lied der Bibel erwahnt wird Auch das verschlossene Gartentor die Lilien der Sitzplatz unter dem Baum der uber den Bienenstocken angedeutete Honig der Regenbogen und der Feigenbaum der sich um ein im Garten stehendes Holzkreuz windet verweisen auf diesen Bibeltext Der Hortus conclusus den das geschlossene Gartentor andeutet wird in der Malerei haufig durch die Darstellung von Blumen erganzt die zu den marianischen Symbolen zahlen So sind neben den Rosen den Lilien und der Feige auch Nelke Weissdorn und Kamille kreisformig um Maria angeordnet Bienenstocke tauchen allerdings auch in den Visionen der hl Birgitta von Schweden auf In dieser Mystik wird Maria einem Bienenkorb gleichgesetzt in dessen Schoss Gottes Sohn die hochgelobte Biene Einkehr nahm Ahnlich wie beim Regenbogen ist die Darstellung der Bienenstocke mehrdeutig Kopie von Christian Schad 1947 Bearbeiten nbsp Kopie der Stuppacher Madonna von Christian Schad 1947 im Rahmen Stiftskirche St Peter und Alexander in AschaffenburgZwischen 1943 und 1947 kopierte der bekannte und wegen seiner Kenntnisse in altmeisterlicher Maltechnik geschatzte Maler Christian Schad im Auftrag der Stadt Aschaffenburg Grunewalds Madonna Diese Kopie befindet sich in der Stiftskirche St Peter und Alexander in Aschaffenburg dem ursprunglichen Ort der Stuppacher Madonna Literatur BearbeitenBruno Hilsenbeck Die Stuppacher Madonna des Mathis Gothart Nithart Matthias Grunewald und ihre Botschaft Eine Dankesgabe an die Freunde der Stuppacher Madonna Kapellenpflege Stuppacher Madonna Stuppach Bad Mergentheim 1972 4 Auflage 2004 Grossformat mit Interpretationen und Farbabbildungen Ganz und Detailansichten Hanns Hubach Matthias Grunewald Der Aschaffenburger Maria Schnee Altar Geschichte Rekonstruktion Ikonographie Mit einem Exkurs zur Geschichte der Maria Schnee Legende ihrer Verbreitung und Illustrationen Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Bd 77 Selbstverlag der Gesellschaft fur Mittelrheinische Kirchengeschichte Mainz 1996 ISBN 3 929135 09 4 zugleich Dissertation Universitat Heidelberg 1994 Brigitte Barz Die Stuppacher Madonna von Matthias Grunewald Verlag Urachhaus Stuttgart 1998 ISBN 3 8251 7193 0 Elsbeth Wiemann Die Stuppacher Madonna Grunewald zu Gast Anlasslich der Ausstellung Grunewald zu Gast die Stuppacher Madonna in der Staatsgalerie Stuttgart vom 21 November 1998 bis 14 Februar 1999 Staatsgalerie Stuttgart 1998 Tilman Daiber Die Stuppacher Madonna von Matthias Grunewald Untersuchungen zur Maltechnik Diplomarbeit Akademie der Bildenden Kunste Stuttgart 1999 Werner Gross Wolfgang Urban Hrsg Wunderschon prachtige Die Stuppacher Madonna zu Gast im Diozesanmuseum Rottenburg Ein Begleitbuch zur Ausstellung von 19 Februar bis 25 April 1999 Suddeutsche Verlags Gesellschaft Ulm 1999 ISBN 3 88294 280 0 Ewald M Vetter Die Stuppacher Maria des Matthias Grunewald In Zeitschrift des Deutschen Vereins fur Kunstwissenschaft Bd 54 55 2000 2001 ISSN 0044 2135 S 141 175 Ludwig A Mayer Neue Erkenntnisse zur Entstehung des Maria Schnee Altares und gegenteilige Ansichten zu einigen MGN Dokumenten In Aschaffenburger Jahrbuch Bd 22 2002 ISSN 0518 8520 S 11 38 Andreas Henning Arnold Nesselrath Hrsg Himmlischer Glanz Raffael Durer und Grunewald malen die Madonna Anlasslich der Ausstellung Himmlischer Glanz Raffael Durer und Grunewald Malen die Madonna vom 6 September 2011 bis 8 Januar 2012 in der Gemaldegalerie Alte Meister Staatliche Kunstsammlungen Dresden Prestel Munchen u a 2011 ISBN 978 3 7913 5185 8 Wolfgang Urban Konservator Pfarrkirche Maria Kronung in Stuppach Die Stuppacher Madonna Das Meisterwerk kehrt nach Stuppach zuruck Vernissage Jg 20 Nr 6 Nr 196 Vernissage Verlag Heidelberg 2012 Vernissage Meisterwerke Andreas Menrad Grunewalds Ikone im Landesamt fur Denkmalpflege Die Restaurierung der Stuppacher Madonna In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Heft 2 2013 S 62 68 online Ursula Fuhrer Annette Kollmann Die Stuppacher Madonna im Licht der restauratorischen Untersuchungen Zu Bestand Schadensbildern Konservierungs und Restaurierungsmassnahmen In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Heft 2 2013 S 69 74 online Judith Breuer Die Kapelle fur Grunewalds Madonnenbild in Stuppach In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 4 2022 S 270 277 online Ludwig Schonbein Sei mein Heute sei mein Morgen Frieden finden in einer verkehrten Welt aufgezeigt am Projekt der Stuppacher Madonna Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2023 ISBN 978 3 95976 400 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stuppacher Madonna Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kapellenpflege der Stuppacher MadonnaAnmerkungen Bearbeiten Am Ende des Krieges war das Bild im Salzbergwerk Bad Friedrichshall Kochendorf ausgelagert Breuer S 274 Nachweise Bearbeiten Breuer S 271 Fraenger S 296 Breuer S 271 Breuer S 271 Breuer S 273 Andreas Menard Stuppacher Madonna von Matthias Grunewald Untersuchung und Restaurierung am Landesamt fur Denkmalpflege in Esslingen In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 41 2012 S 175 176 Breuer S 276 Breuer S 277 Hanno Rauterberg Madonna hilf in Die Zeit Nr 36 vom 1 September 2011 Andreas Menard Stuppacher Madonna von Matthias Grunewald Untersuchung und Restaurierung am Landesamt fur Denkmalpflege in Esslingen In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 41 2012 S 175 176 Breuer S 276 49 443722222222 9 7487777777778 Koordinaten 49 26 37 4 N 9 44 55 6 O Normdaten Werk GND 4254846 9 lobid OGND AKS LCCN n2002018975 VIAF 184415747 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stuppacher Madonna amp oldid 237081213