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Die Pfarr und Stiftskirche Zu Unserer Lieben Frau zu Laufen Mariae Himmelfahrt Landkreis Berchtesgadener Land Oberbayern gilt als die alteste gotische Hallenkirche Bayerns Der monumentale Kirchenbau wird von einem kreuzgangahnlichen Bogengang umgeben der ab dem 15 Jahrhundert als Grablege des wohlhabenden Burgertums und Adels der alten Schiffer und Handelsstadt entstand Gesamtansicht von Sudosten Oberndorf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 2 3 Ausstattung 2 4 Orgel 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Pfarrei Laufen ist bereits seit der Mitte des 12 Jahrhunderts nachweisbar Das alteste Gotteshaus der Stadt stand im Schlossbereich Diese Peterskirche war wohl eine herzogliche Eigenkirche des Erzherzogs Gerfried von Melk a d Donau Im 8 oder 9 Jahrhundert entstand im Norden der Halbinsel ein Baptisterium mit dem Patrozinium Johannes der Taufer das spater zur erhaltenen Michaelskapelle ausgebaut wurde Der Bau mit bis zu 1 5 m dicken Grundmauern wurde aus Tuffsteinquadern errichtet das Tonnengewolbe wird von neun polierten Porphyrsaulen getragen Um 1200 wurde in der Flussschleife der Salzach eine romanische Basilika nach dem damals in Altbayern und Salzburg vorherrschenden lombardischem Schema errichtet Zum Bau der Stiftskirche wurde das Bodenniveau ausgeglichen bzw kunstlich erhoht sodass das Taufhaus mit der noch heute bestehenden Michaelskapelle uberbaut werden konnte Das Taufhaus nun Untergeschoss wurde zu einem Beinhaus fur die aufgelassenen Graber des fruher bei der Kirche befindlichen Friedhofs wogegen das Obergeschoss ein Andachtsraum wurde Die hochmittelalterliche Pfarrkirche stand in enger Beziehung zum gleichzeitigen Bau des Salzburger Domes Ab etwa 1330 begann man im Chorbereich mit dem grosszugigen Neubau des Gotteshauses in gotischen Stilformen Als Vorbilder werden die Zisterzienserkirchen von Neuberg in der Steiermark und Heiligenkreuz bei Wien angesehen Von der romanischen Basilika wurde nur der Westturm ubernommen und aufgestockt Bereits 1338 war der gotische Hallenbau weitgehend vollendet Der rasche Bauablauf wurde besonders durch die grosszugige Unterstutzung des Ritters Heinrich von Lampoldingen 1347 ermoglicht Das Wappen des Stifters die funfblattrige Rose findet sich deshalb auf vielen Schlusssteinen des Gewolbes Dieses spatmittelalterliche Gotteshaus ist im Wesentlichen bis heute nahezu unverandert geblieben Ab dem 15 Jahrhundert begann man mit der Anlage des kreuzgangahnlichen Bogenganges um die Kirche als Grablege der wohlhabenden Burger und des Adels Dieser Gang geht auf oberitalienische Vorbilder zuruck und wurde schrittweise bis ins 17 Jahrhundert ausgebaut Nach der Erhebung zum Kollegialstift 1627 wurde die Inneneinrichtung ab 1636 barockisiert Um 1775 empfand man diese Einrichtung als nicht mehr zeitgemass In spaten Rokokoformen entstanden ein neuer Hochaltar eine Kanzel ein prachtiges Chorgestuhl und Sakristeien fur den Stiftsdekan und die Kanoniker Nach 1840 kam es unter Dekan Johann Wolfgang Braun zu einer Regotisierung der Innenausstattung der Kirche Sie wurde neugotisch uberarbeitet oder ersetzt Die im Kirchenboden eingelassenen Grabdenkmaler wurden an den Seitenwanden oder im ausseren Bogengang aufgestellt das Pflaster wurde erneuert Um die Jahrhundertwende entfernte man zudem die Sakristeien und das Chorgestuhl Die Raumschale wurde steingrau gestrichen und durch damals moderne farbige Glasfenster verdunkelt 1963 65 sanierte man die Kirche grundlegend und konnte das mittelalterliche Raumbild wiederherstellen Eine neue den damaligen Bedurfnissen angepasste Sakristei wurde im Untergeschoss des Turmes eingerichtet Hierbei kam es zu massiven Eingriffen in die Bausubstanz des romanischen Turmes zumal auch ein neues Orgelwerk eingebaut wurde Fur den Einbau einer Kirchenheizung mussten mehrere Erbbegrabnisse beseitigt werden 1993 wurde der Turm grundlegend saniert ab 1996 das riesige Satteldach neu gedeckt 1997 98 eine Innenrenovierung durchgefuhrt Wahrend der Innensanierung entstanden im Mittelgang ein neues Gestuhl und eine Altarinsel fur den Volksaltar mit Ambo Die Sangerempore wurde erweitert und mit einer neuen Orgel versehen Speziell die Farbgestaltung des modernistischen Orgelprospektes ist zeitgenossisch inspiriert und sorgte von Anfang an fur Diskussionen Die letzten Sanierungsmassnahmen am Bogengang um die Kirche wurden 2011 abgeschlossen Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten nbsp Die Westfassade mit dem sichtbaren romanischen Turm nbsp Die Sudseite mit dem Vorzeichen und dem gewolbten BogengangDer blockhafte Monumentalbau aus unverputzten Nagelfluhquadern wird von einem riesigen Satteldach uberdeckt das uber dem Ostgiebel abgewalmt ist Der Chor schliesst gerade in gleicher Breite wie das Langhaus Der altere Westturm ist in die Fassade eingestellt und steigt dachreiterartig uber dem Giebel empor Die Turmgliederung besteht aus Lisenen und Deutschen Bandern uber Bogenfriesen Der gotische Turmaufsatz wird von einem Spitzhelm mit Eckaufsatzen bekront Hohe 57 m Die beiden Obergeschosse zeigen offene Klangarkaden nach Salzburger Art Die Arkaden dokumentieren in ihrer romanischen Gestalt mit zweitverwendeten Saulen und Kapitellen die konservative Baugesinnung im Erzstift Salzburg des 14 Jahrhunderts Die Gotik verdrangte hier erst sehr spat und zogerlich die romanischen Stilformen Im Geschoss unterhalb der Klangarkaden ist bis heute in der originalen Ausstattung die Stube des Turmers und Nachtwachters erhalten der neben dem Lauten der Stundenglocken im Mittelalter die Aufgabe hatte abends fur den sicheren Verschluss der Stadttore zu sorgen und nachts fur das Laufener Stadtgebiet zu dem damals auch Oberndorf gehorte auf entstehende Brande zu achten und die Burger rechtzeitig zu warnen Aus Sicherheitsgrunden ist diese Nachtwachterstube heute der Offentlichkeit nicht zuganglich es ist jedoch geplant sie nach der Renovierung des Zugangs in das Stiftsmuseum zu integrieren und der Offentlichkeit zuganglich zu machen zumal sie einen fantastischen Ausblick uber das gesamte Stadtgebiet ermoglicht Ungewohnlich ist der rechteckige Grundriss der Kirche der deutlich auf die Vorbilder der Zisterzienserkirchen von Heiligenkreuz und Neuberg verweist Der Bau ist 43 m lang und 24 m breit Die Aussenwande werden nur durch schlanke Spitzbogenfenster gegliedert Die Strebepfeiler sind nach innen gezogen und erscheinen dort als runde Wandvorlagen nbsp Der Westflugel des Bogenganges um die Kirche nbsp Grabdenkmal im Westflugel nbsp Kreuzgang im Norden nbsp Wehrgang im OstenDer Vorbau uber dem reich profilierten Hauptportal im Suden ist der stadtebauliche Abschluss der ehemaligen Hauptstrasse Das Vorzeichen offnet sich auch seitlich zum gewolbten Bogengang der ab dem 15 Jahrhundert auf drei Seiten um die Kirche gelegt wurde Im Sudwesten fuhrt ein kurzer Abzweig zur runden Michaelskapelle dem Nachfolgebau des hochmittelalterlichen Baptisteriums An den Wanden sind zahlreiche Grabplatten und Epitaphien aufgestellt Die Platten zeigen oft heraldische Darstellungen und Wappen des Adels und stadtischen Patriziats Weitere bereits stark abgetretene Steine dienen als Fussbodenbelag Innenraum Bearbeiten nbsp Innenraum nach Osten nbsp Gegenblick nach Westen nbsp Das Sudschiff nach Osten nbsp DeckeDie sechs Joche dieser altesten Hallenkirche Bayerns und Salzburgs werden von Kreuzrippengewolben mit Birnstabprofilen uberspannt Acht 33 m hohe Pfeiler tragen das 14 m hohe gemauerte und verputzte Gewolbe Die Pfeilerkerne sind abwechselnd rund und achteckig mit vorgelegten Runddiensten Die Gewolberippen ruhen auf glatten Kelchkapitellen mit hohen Deckplatten Die Schlusssteine zeigen neben dem Stifterwappen Laubwerk Christussymbole und figurliche Motive Das Mittelschiff ist etwas breiter als die Seitenschiffe Die beiden alteren Ostjoche sind durch breite Gurtbogen als Presbyterium abgetrennt Die farbliche Fassung der Raumschale mit grauen Pfeilerkernen stammt aus dem 17 Jahrhundert Der romanische Westturm springt ins Langhaus vor wird aber grosstenteils von der modernen Orgel und der Empore verdeckt In die Erdgeschosswand sind zwei bedeutende mittelalterliche Rotmarmorepitaphien eingelassen Ausstattung Bearbeiten nbsp Kreuztragung und Dornenkronung vom spatgotischen Hochaltar um 1467 Der heutige Hochaltar entstand um 1775 in fruhklassizistischen Formen Einige Spatrokokoelemente beleben den strengen viersauligen Aufbau der im 19 Jahrhundert verandert wurde Das Altarblatt von Franz Xaver Konig schildert die Himmelfahrt Mariens Seitlich stehen die Skulpturen der Salzburger Landespatrone Rupert und Virgil Lorenz Hormbler Salzburg zugeschrieben Die moderne Altarinsel des Volksaltares gestaltete der einheimische Bildhauer Friedrich Koller 1997 98 aus Untersberger Marmor Das Sudschiff wird vom ehemaligen Schiffer oder Rupertusaltar abgeschlossen Das Altarblatt von Johann Michael Rottmayr sign 1691 zeigt den heiligen Rupert zusammen mit heiligen Martyrerinnen Seitlich stehen die Rokokoplastiken der heiligen Johannes d T und Johannes Evangelist Im Auszug Aufsatz ist der heilige Andreas zu erkennen Im Nordschiff steht der Georgsaltar mit der Darstellung des Drachentoters Jakob Zanusi Salzburg um 1730 35 Das Gemalde wird von den Statuen der Apostel Thomas und Bartholomaus flankiert Als Rest des spatgotischen Hochaltares haben sich vier Tafelbilder um 1467 an den Seitenschiffswanden erhalten Die Bilder zeigen die Geburt Christi die Huldigung der Weisen Sudschiff und die Passionsdarstellungen der Dornenkronung und der Kreuztragung Die vielfigurigen Darstellungen auf Goldgrunden entstammen dem Salzburger Kunstkreis nbsp Reste des barocken Hochaltars im NordschiffIm Nordschiff hangt ein Kreuzbild der Zeit um 1420 Trotz einer spateren Ubermalung gilt das Gemalde als bedeutendster Rest der gotischen Ausstattung der Kirche Etwas weiter ostlich wurden drei Holzskulpturen von Jakob Gerold aus dem barocken Hochaltar gegen 1775 abgebrochen platziert Die farbige Fassung der Figuren schuf Kaspar Zehentner dessen Enkel Johann Michael Rottmayr es bis zum kaiserlichen Hofmaler brachte Neben den beiden spatgotischen Tafelbildern im Sudschiff birgt ein moderner Holzschrein 2001 die ehemalige Schreinfigur des spatmittelalterlichen Hochaltares eine sitzende Muttergottes mit dem Kind An der Sudwand befindet sich auch das 1698 von Johann Michael Rottmayr zum Gedenken an seine Eltern geschaffene Lunettenbild mit dem hl Lukas und der hl Cacilia Die hl Cacilia Patronin der Kirchenmusik soll an Rottmayrs Vater Friedrich erinnern Friedrich Rottmayr war Stiftsorganist zu Laufen Der malende hl Lukas steht fur Johann Michael Rottmayr Mutter Margaretha Magdalena eine Malerin nbsp Das Epitaph des Hans von Nussdorf und seiner Hausfrau SpornellaDie bedeutendsten Grabdenkmaler der Kirche befinden sich an unter der Orgelempore an den Turm und Kirchenwanden Besonders bemerkenswert ist der Rotmarmorstein fur Marx von Nussdorf gest 1478 und seine Gemahlin Spornella gest 1479 geb von Seben Das Epitaph wird zu den bedeutendsten derartigen Denkmalern des Salzburger Kunstkreises gerechnet Die Verstorbenen sind kniend vor der Madonna mit dem Kind dargestellt Der geharnischte Ritter ergreift die Hand der Muttergottes eine Hausfrau halt die Hand des Jesusknaben Seitlich sind die Wappen der Eheleute ausgearbeitet Orgel Bearbeiten nbsp Die OrgelDie Orgel wurde 1998 von Glatter Gotz Orgelbau gebaut Sie hat 29 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Disposition lautet 1 I HauptwerkBourdon 16 Principal 8 Gambe 8 Rohrflote 8 Octave 4 Spitzflote 4 Super Octave 2 Quinte 2 2 3 Mixtur IV 1 1 3 Trompete 8 Tremulant II SchwellwerkGedeckt 8 Salicional 8 Voix Celestis 8 Praestant 4 Traversflote 4 Flageolet 2 Quinte 2 2 3 Larigot 1 1 3 Terz 1 3 5 Scharff 1 Hautbois 8 Clairon 4 Tremulant PedalPrincipal 16 Subbass 16 Octavbass 8 Gedecktbass 8 Choralbass 4 Posaune 16 Trompete 8 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenWalter Brugger Hans Roth Die Kirchen der Stadt Laufen Schnell amp Steiner Kleine Kunstfuhrer 35 3 Aufl Munchen 2003 ISBN 3 7954 4096 3 Walter Brugger Hans Roth Laufen und Oberndorf Kunst und Geschichte Tittmoning 1970 Peter Gries Stiftskirche Laufen Salzach Grosse Baudenkmaler Heft 221 Munchen Berlin 1968 Heinz Dopsch und Hans Roth Hrsg Laufen und Oberndorf 1250 Jahre Geschichte Wirtschaft und Kultur an beiden Ufern der Salzach Laufen Oberndorf 1998 ISBN 3 00 003359 9 Reinhard Weidl Die ersten Hallenkirchen der Gotik in Bayern Munchen 1987Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftskirche Laufen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Stiftskirche auf der Homepage des Pfarrverbands Laufen Leobendorf 1 Einzelnachweise Bearbeiten Orgeldatenbank Bayern online47 942227 12 937158 Koordinaten 47 56 32 N 12 56 13 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftskirche Laufen amp oldid 228958290