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Die St Marien Kirche in Marienberg ist eine evangelisch lutherische Pfarrkirche im Sudosten des sachsischen Erzgebirgskreises Sie ist die jungste der drei erzgebirgischen spatgotischen Hallenkirchen St MarienSt MarienBlick auf die Kirche durch das Zschopauer Tor Inhaltsverzeichnis 1 Architektur und Baugeschichte 2 Innenarchitektur 3 Ausstattung 3 1 Hauptaltar 3 2 Ubrige Ausstattung 3 3 Orgel 3 4 Gelaut 4 Forderverein und Restaurierung 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksArchitektur und Baugeschichte BearbeitenNachdem die protestantischen Christen der Stadt im Reformationsjahr 1537 eine Blockhauskirche erhalten hatten wurde diese fur den Neubau der Marienkirche abgebrochen Nach der Grundsteinlegung im April 1558 wurde das neue Gotteshaus im Februar 1564 geweiht Die Bauleitung war von Wolf Blechschmidt aus Pirna begonnen und 1560 von Christoph Kolbel aus Plauen ubernommen worden Bei einem Stadtbrand am 31 August 1610 brannte das Kirchgebaude bis auf die Aussenmauern den Turm und die spatere Sakristei nieder Von 1611 bis 1616 erhielt sie eine Decke Pfeiler und Emporen aus Holz Ab 1616 fanden wieder Gottesdienste in der Kirche statt und das Triumphkreuz wurde aufgestellt Ein neuer Altar wurde 1617 errichtet Die holzernen Pfeiler und die Holzdecke wurden 1669 bis 1675 von Andreas Klengel durch toskanische Steinsaulen und Kreuzgewolbe mit stuckierten Rippen ersetzt Die Halle des Quadersteinbaus ist 45 Meter lang und 26 Meter breit und verfugt uber einen unregelmassig funfseitig geschlossenen Chor an dem sich die alte Sakristei mit Vorhangbogenfenster und tur befindet Die drei Kirchenschiffe haben die gleiche Hohe Chor und Halle haben hohe zweigeschossige und vierbahnige Rundbogenfenster mit Masswerk und einer reichen Profilierung Im Konsol gesims unter der Traufe sind Renaissanceformen erkennbar Das hohe Satteldach ist mit vielen im Dreieck gruppierten Gaupen versehen Die Zwiebelkuppel des von zwei Treppenturmen flankierten Westturms stammt von 1616 Das aufwandig gestaltete Portal an der Westseite stammt aus der Zeit vor dem Brand und verfugt uber gestaffelte Kielbogen und Verstabungen In der ehemaligen Taufkapelle befindet sich eine fur Blechschmidt charakteristische freie Rippe mit Bildniskopf In der linken Turmvorhalle sind neben Blechschmidts Steinmetzzeichen vermutlich Kurfurst August und seine Frau Anna abgebildet die den Bau reich beschenkten sowie weitere Steinmetzzeichen Innenarchitektur Bearbeiten nbsp 360 InnenraumpanoramaAls Kugelpanorama anzeigen nbsp St Marien ChorfensterDie Sterngewolbe in der Vorhalle und den beiden Nebenraumen stammen aus der ersten Bauphase Ein Spitzbogen portal mit Verstabungen fuhrt zum Turmaufgang Das Gewolbe der lichten siebenjochigen Halle ist trotz seiner gotischen Bogenfuhrung durch die Stuckierung in barocken Formen gepragt Uber den Kampfern der machtigen Saulen befinden sich frei stehende Akanthusranken Scheidbogen und die Gurtbogen der Seitenschiffe mit stuckierter Akanthuszier Die stuckierten Tuchgehange Fruchtschnure und 25 Engelskopfe an den Brustungen der umlaufenden Emporen wurden unter der Leitung des italienischen Stuckateurs Alessandro Pernasione angefertigt der vom Oberlandbaumeister Wolf Caspar von Klengel beauftragt worden war Die Orgelempore von 1896 gilt in ihrer Gestaltung als wenig gegluckt angeglichen 1 Das Rippengewolbe der Sakristei an der Ostseite stammt von 1558 bis 1560 nbsp Ostseite mit Altar nbsp Westseite mit Orgel nbsp Altar von 1617 nbsp Kanzel nach 1610 nbsp Bergmann auf der linken Seite der Kirche 1678 nbsp Bergmann auf der rechten Seite der Kirche 1678 nbsp Kruzifix Mitte 17 Jh nbsp Anna Selbdritt Altar links Barbara Mitte Anna mit Tochter Maria und Enkel Jesus rechts vermutlich Katharina nbsp St Marien AltarAusstattung BearbeitenDie Autoren des Kunstfuhrers Dehio Sachsen II betonen die umfangreiche Ausstattung von z T hohem kunstlerischen Wert 1 Hauptaltar Bearbeiten Der reich verzierte Altar verfugt uber einen holzernen Saulenaufbau und eine Rollwerkverzierung von Andreas Hellmert von 1617 Die manieristischen Bilder stammen von Kilian Fabritius kurfurstlicher Hofmaler in Dresden In der Predella wird das Abendmahl im Hauptfeld die Geburt Christi im Aufsatz die Grablegung und in den Wangen die Verkundigung dargestellt Auf dem Halfter des Esels ist zu lesen DAMNARE POTEST QUI MELIORA FACIT Tadeln darf wer Besseres leistet Auf dem Halsband des Hundes erscheint die Jahreszahl 1616 Die Figuren von Moses und Johannes dem Taufer uber dem Hauptfeld stammen vermutlich aus dem 16 Jahrhundert Ubrige Ausstattung Bearbeiten Die Sandstein Kanzel mit Treppe einem einfachen Fuss und einer reichen Beschlagwerkornamentik wurde nach 1610 angefertigt Der Schalldeckel von 1896 tragt die lateinische Aufschrift QUI EX DEO EST VERBUM DEI AUDIT Johann 8 Wer aus Gott kommt vernimmt Gottes Wort Der Taufstein aus Crottendorfer Marmor von 1860 wurde von einem anonymen Spender aus der Kirchgemeinde gestiftet Wahrend der Renovierung und farblichen Neugestaltung des Kirchenschiffes wurden 1896 sieben Buntglasfenster der Zittauer Firma Turcke eingebaut auf denen Christus als Weltenrichter dargestellt ist 1954 erhielt der Innenraum einen grauen Farbton Das lebensgrosse Kruzifix stammt aus der Mitte des 17 Jahrhunderts Die beiden lebensgrossen holzernen gefassten Bergmannsfiguren wurden 1687 angefertigt und befanden sich fruher als Karyatiden am Kirchenstuhl des Bergamtes Die beiden Bergmannsleuchter stammen von 1614 und 1743 Der spatgotische Schnitzaltar einer Freiberger Werkstatt wurde Anfang des 16 Jahrhunderts angefertigt und stammt aus der 1724 bis 1729 umgebauten Kirche in Lengefeld Im Mittelschrein ist Maria zwischen Petrus und Paulus dargestellt auf den Innenseiten der Flugel die Passion und auf den Aussenseiten die Evangelisten Die Flugel stammen vermutlich aus der Werkstatt Michael Wohlgemuts Der Altar wurde im April 2001 restauriert wieder aufgestellt Der kleine Schnitzaltar mit Anna selbdritt stammt aus der Marienberger Fabian Sebastian Kapelle die kurz nach der Stadtgrundung in der Nahe des Zschopauer Tores gebaut worden war In den Seitenflugeln sind die Schutzheiligen des Bergbaus Barbara und wahrscheinlich Katharina dargestellt Die ausdrucksvolle realistischen Holzplastiken eines unbekannten Meisters wurden um 1520 angefertigt Die Aussenbemalung mit den Schutzheiligen Fabian und Sebastian ist fast vollig zerstort Das 1924 aufgestellte Ehrenmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurde vom Chemnitzer Bildhauer Bruno Ziegler angefertigt nbsp St Marien OrgelOrgel Bearbeiten Die grosse Orgel von Carl Eduard Schubert wurde 1872 bis 1879 gebaut Das mechanische Instrument mit einer fur die Romantik nicht so typischen Disposition hat 51 klingende Register auf drei Manualen und Pedal mit 3158 Pfeifen 2 Die im Original erhaltenen Orgeln Schuberts sind in der Regel grundtoniger angelegt als die Orgeln vergleichbarer Grosse Gottfried Silbermanns Das Register Bordun 16 im Hauptwerk baute Schubert schon bei relativ kleinen Orgeln Die Registerpalette bei den Streichern ist bei Schubertorgeln reicher und vielfaltiger als bei Silbermann Schubert baute Register die Silbermann offenbar so nicht kannte wie z B Hohlflote 8 Salicional 8 Flauto dolce 4 Dolcissimo 8 Fugara 8 und Cello 8 Pedal C E Schubert baute zwei grosse dreimanualige Orgeln Schlosskirche Chemnitz und St Marien Marienberg Beide Orgeln versah Schubert mit einer Barkermaschine pneumatische Einrichtung zur Erleichterung der mechanischen Spieltraktur Wahrend in Marienberg der Barkerhebel schon beim Kontrakt mit vorgesehen war erfolgte in Chemnitz der Einbau des Barkerhebels durch Schubert einige Jahre spater I Hauptwerk C f31 Prinzipal 16 2 Octave 0 8 3 Gamba 0 8 4 Dolcissimo 0 8 5 Bordun 0 8 6 Quinta 0 6 7 Octave 0 4 8 Spitzflote 0 4 9 Quinta 0 3 10 Octave 0 2 11 Terz 0 1 12 Mixtur V 0 6 13 Cimbel IV14 Cornett IV ab a0 15 Trompete 0 8 II Brustwerk C f316 Bordun 16 17 Fugara 0 8 18 Rohrflote 0 8 19 Gemshorn 0 8 20 Quintadena 0 8 21 Geigenprincipal 0 4 22 Gemshorn 0 4 23 Flauto dolce 0 4 24 Cimbel II 0 3 25 Fagott 16 III Oberwerk C f326 Quintadena 16 27 Principal 0 8 28 Salicional 0 8 29 Lieblich Gedackt 0 8 30 Octave 0 4 31 Rohrflote 0 4 32 Flauto traverso 0 4 33 Nasat 0 3 34 Octave 0 2 35 Quinte 0 1 1 2 36 Octave 0 1 37 Sesquialtera II 16 4 5 38 Mixtur IV39 Oboe 0 8 Pedal C 3140 Principalbass 16 41 Violonbass 16 42 Fugarabass 16 43 Subbass 16 44 Quintbass 12 45 Oktavbass 0 8 46 Cello 0 8 47 Octavbass 0 4 48 Cimbel II 0 3 49 Posaune 32 50 Posaunenbass 16 51 Trompetenbass 0 8 Koppeln II I III I III II I PGelaut Bearbeiten Das Gelaut besteht aus vier grossen Bronzeglocken c1 es1 g1 c2 und der als Elfeglockchen bezeichneten Bergglocke In den Jahren 1796 und 1862 erfolgte eine Erneuerung des Gelauts Wahrend des Ersten Weltkrieges wurden die vier Bronzeglocken am 16 Juli 1917 zu Rustungszwecken beschlagnahmt und eingeschmolzen Der Marienberger Fabrikant Gerhard Baldauf stiftete der Kirche daraufhin drei neue Eisenhartgussglocken d1 1950 kg f1 1400 kg und a1 500 kg der Einhub der bei Schilling amp Lattermann in Apolda gegossenen Glocken war im Dezember 1918 Bis in die 1950er Jahre diente das Elfeglockchen auch als Feuerglocke der Stadt Marienberg 3 Das Elfeglockchen wird seit 2014 uber einen Linearmotor gelautet 4 Im Jahre 2015 entschied sich der Kirchenvorstand fur den Einbau eines neuen Vierergelauts aus Bronzeglocken Die Kosten von 400 000 wurden zu 80 aus dem Programm Stadtebaulicher Denkmalschutz im Gebiet der ostlichen historischen Altstadt und zu 10 aus dem Stadthaushalt abgedeckt 2017 wurde in 45 m Hohe ein neuer Ringanker gegossen und mit dem Bau eines neuen Glockenstuhls begonnen Der Guss der neuen Glocken erfolgte am 17 Marz 2017 durch die Innsbrucker Glockengiesserei Grassmayr 5 Nr Liturgisches Amt Name Masse Schlagton1 Christusglocke Solus Christus 2 700 kg c12 Gebetsglocke Sola Fide 1 400 kg es13 Offenbarungsglocke Sola Sriptura 1 200 kg g14 Taufglocke Sola Gratia 880 kg c2Die beiden grosseren der alten Glocken wurden am 6 Juni abgenommen die grosse Glocke erhielt ihren neuen Standort auf dem Friedhof und die mittlere an der Stadtmauer beim Zschopauer Tor Die kleine Eisenhartgussglocke verbleibt im Glockenturm und wird eine Etage tiefer gehangen Die feierliche Glockenweihe erfolgte am 3 September durch Superintendent Findeisen und Pfarrer Freier dazu wurden die Glocken in einem Festumzug von der Erzgebirgskaserne auf den Marktplatz gefahren Am 25 September 2017 erfolgte der Einhub der Glocken in den Turm und nach Fertigstellung des Glockenstuhls ihr Transport in die Glockenstube Zum 500 jahrigen Reformationsjubilaum am 31 Oktober 2017 erfolgte das erste Lauten des Vierergelauts 6 7 Forderverein und Restaurierung Bearbeiten1991 wurde ein Forderverein zur Rettung der Kirche gegrundet auf dessen Betreiben von 1992 bis 1996 das Kirchendach erneuert der Turm instand gesetzt und das Portal restauriert wurden Bis zum Jahr 2005 wurden die Aussenfassade die Ratsfenster hinter dem Altar und die anderen buntverglasten Bleifenster des Chorraumes und der Seitenschiffe die original erhaltenen Seitenkapellen die Sakristei und der vordere Innenbereich der Kirche nach dem Quentin schen Vorbild farbliche Gestaltung von 1897 restauriert Am 23 April 2023 wurden bei einem bergmannischen Gottesdienst die beiden holzernen Bergmannsfiguren nach umfangreicher Restaurierung der Offentlichkeit vorgestellt Bei der Restaurierung wurden altere Farb und Schmutzschichten entfernt und die Figuren zeigen sich jetzt in einer Farbgebung des 18 Jahrhunderts Die Gesamtinvestition aus Spenden den Forderprogrammen der Stadt Marienberg der Deutschen Sparkassenstiftung und den Mitteln der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens betrugen ca 6 5 Millionen Euro Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen II Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 ISBN 3 422 03048 4 S 674 f Klaus Kratzsch Evangelisch Lutherische Stadtkirche St Marien in Marienberg Grosse Baudenkmaler Heft 514 Munchen Berlin 1997 Wolfgang Ranft Die St Marienkirche zu Marienberg In Sachsische Heimatblatter 52 2006 Heft 3 S 264 271 Einzelnachweise Bearbeiten a b Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen II Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 ISBN 3 422 03048 4 S 675 Orgel von Carl Eduard Schubert Memento vom 2 Februar 2017 im Internet Archive Evangelisch lutherische Kirchgemeinde St Marien Marienberg abgerufen am 27 Marz 2014 Sonntag 19 08 2012 Feier zum 150 Grundungsjubilaum Freiwillige Feuerwehr Marienberg archiviert vom Original am 4 September 2017 abgerufen am 29 Januar 2022 Glockenerneuerung Das Projekt Neue Glocken fur St Marien Ev Luth Kirchgemeinde Marienberg abgerufen am 29 Januar 2022 Glockenerneuerung mit Klangaufnahme des neuen Gelauts Memento vom 3 September 2017 im Internet Archive Jan Gorner Kirchenglocken werden geweiht In Freie Presse 1 September 2017 archiviert vom Original am 1 September 2017 abgerufen am 29 Januar 2022 Glocken von St Marien Forderverein zum Erhalt der Sankt Marienkirche Marienberg e V 2015 archiviert vom Original am 3 September 2017 abgerufen am 29 Januar 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchgemeinde Homepage des Fordervereins50 650502777778 13 165716666667 Koordinaten 50 39 1 81 N 13 9 56 58 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Marienberg amp oldid 234450351