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Die Kirche Sankt Marien ist die evangelische Stadtpfarrkirche von Bernau bei Berlin in Brandenburg Der spatgotische Kirchenbau ist das dominierende Bauwerk der historischen Altstadt von Bernau und besitzt eine bemerkenswert reiche historische Ausstattung St Marien von SudwestenMosaik der ehemaligen GlockengussanlageGedenktafel im Innern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gemeindeleben 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie St Marien Kirche entstand vermutlich um das Jahr 1240 als romanische Basilika Ein zweiter Kirchenbau entstand um das Jahr 1280 im Stil der Gotik Zwischen 1400 und 1519 wurde die gotische Basilika in eine spatgotische Hallenkirche umgebaut Der Feldsteinturm wurde 1839 abgerissen bis 1846 entstand unter der Leitung des Bezirksbauinspektors Julius Manger der noch heute vorhandene Backsteinturm der 57 4 Meter hoch ist Von 1979 bis 1985 fand eine umfassende Aussenrenovierung statt Bei der Innenrestaurierung in den Jahren 1985 bis 1989 wurde die Ausmalung aus dem Jahr 1519 wiederhergestellt Eine an einer Saule in Anwesenheit des preussischen Kronprinzen und dessen Gemahlin angebrachte Gedenktafel von 1884 erinnert daran dass am 17 Dezember 1632 die sterblichen Uberreste des in der Schlacht bei Lutzen fur die evangelische Glaubenssache gefallenen Konigs Gustav II Adolf in der Kirche aufgebahrt waren und dass dazu gemass Verordnung des Kurfursten Georg Wilhelm von Brandenburg eine Leichenpredigt gehalten wurde In der Nacht zum 1 Mai 1933 kletterte der Kommunist Peter Schlawitz 1 auf den Kirchturm und brachte dort die Rote Fahne ein Symbol der sozialistischen und kommunistischen Bewegung an Diese wurde vorher von der Kommunistin Marie Brendel genaht Im Jahr 1999 wurden bei Bauarbeiten am Kirchplatz zwei Glockengussanlagen auf dem ehemaligen Friedhof gefunden Neben Schlackeresten konnten die Reste einer Glockenform sowie mehrere Feuerungskanale gesichert werden Nordlich der Kirche erinnert ein Mosaik an die Fundstelle Die Glockenform ist als Kreis ausgefuhrt wahrend die vier Feuerungskanale mit roten Mosaikflachen ausgebildet wurden Architektur Bearbeiten nbsp Chor von Suden nbsp WestportalDie Kirche ist eine Hallenkirche aus Backstein mit vierjochigem an der Nordseite durch ein zweites Seitenschiff erweitertem also vierschiffigem Langhaus mit einem Hallenumgangschor Die Kirche ist mit einem Satteldach uber drei Schiffe gedeckt das vierte Schiff zeigt quergestellte Satteldacher mit Pfeilergiebeln Die Anlage des Schiffes ahnelt derjenigen der ebenfalls vierschiffigen Marienkirche zu Kamenz In den beiden nordlichen Seitenschiffen finden sich verschiedene Sterngewolbeformen Im Winkel zwischen Chor und dem ausseren Nordseitenschiff wurde die Sakristei erbaut daruber der zum Chor und Schiff geoffnete sogenannte Schulerchor mit einem Ziergiebel Im ostlichen Joch des sudlichen Seitenschiffs findet sich die Eingangshalle mit daruber erbautem Monchschor der ebenfalls zum Schiff geoffnet ist Der Westturm wurde 1846 von J Manger aus Backstein anstelle des ursprunglichen querrechteckigen Feldsteinturms erbaut Die altesten Bauteile sind die beiden nordlichen Seitenschiffe die wohl aus dem spaten 14 Jahrhundert oder dem fruhen 15 Jahrhundert stammen Sie wurden als Anbau zum Langhaus des vermutlich basilikalen Vorgangerbaus errichtet von dem nur noch Reste in der nordlichen Pfeilerreihe des Mittelschiffs erhalten sind und das wahrend der Umbauarbeiten weiter genutzt wurde Die Pfeiler zwischen den beiden nordlichen Seitenschiffen sind achteckig mit halbrunden Vorlagen Der Umgangschor entstammt wohl der Zeit zwischen 1480 und 1490 Er weist kraftige Rundpfeiler auf die mit gedrehten Diensten versehen sind und schlichte Kreuzrippengewolbe tragen Die Strebepfeiler sind ahnlich wie bei den Bauwerken des Hinrich Brunsberg nach innen gezogen und treten nach aussen nur als flache Lisenen in Erscheinung Die Sudwand des Langhauses und die Sudvorhalle wurden etwa gleichzeitig mit dem Chor errichtet und weisen als gemeinsames Merkmal Kopfkonsolen auf Danach wurden wahrscheinlich das sudliche Seitenschiff und das Mittelschiff erbaut und in Anlehnung an die Pfeilerreihe zwischen den beiden nordlichen Seitenschiffen ebenfalls mit Achteckpfeilern versehen Im ostlichen Mittelschiffsjoch ist das Datum 1519 zu finden das sich wohl auf den Abschluss der Umbauarbeiten bezieht Das Mittelschiff und die Vorhalle zeigen Sterngewolbeformen wahrend im Sudseitenschiff kleinteiligere phantasievolle Sternennetzfiguren vorherrschen Ausstattung Bearbeiten nbsp Spatgotischer Flugelaltar nbsp Innenraum mit Blick zum Altar nbsp Kanzelkorb von 1609Das wertvollste Kunstwerk im Kirchenraum ist der spatgotische Flugelaltar aus der Zeit um 1520 Er besteht aus 39 figurlichen und 68 bildlichen Darstellungen und stammt vermutlich aus der Schule von Lucas Cranach dem Alteren Im Schrein zeigt er eine Marienkronung zwischen musizierenden Engeln mit vier Heiligen darunter In den Flugeln sind in drei Reihen ubereinander 24 Heilige dargestellt Die doppelten Flugel und die Standflugel zeigen wie auch die Predella Szenen aus dem Leben Christi und Marias sowie Heiligenlegenden Ein reiches Gesprenge mit geschnitzten Figuren bildet den Abschluss des Altars Die Triumphkreuzgruppe aus dem Jahr 1520 steht auf einer Reihe von geschnitzten gekreuzten Masswerkbogen und pragt die Innenansicht der Kirche Die reich geschnitzte Kanzel mit kronenartigem Schalldeckel stammt aus dem Jahr 1609 und zeigt am Kanzelkorb zwei altere Schnitzfiguren von Christus und Maria aus der Zeit um 1500 Der pokalformige Taufstein entstammt dem 14 15 Jahrhundert Am nordostlichen Pfeiler des Binnenchors steht das gemauerte Sakramentshaus vom Ende des 15 bis Anfang des 16 Jahrhunderts das mit einem Giebelfeld und Fialen abgeschlossen ist Es zeigt eine Darstellung des Schweisstuches der heiligen Veronika auf einem Tafelbild Mehrere kunstlerisch wertvolle Schnitzfiguren und Reliefs sind zu erwahnen darunter ein Sandsteinrelief von Christus am Olberg vom Anfang des 15 Jahrhunderts ein kleineres Holzrelief mit der Geisselung Christi und eine Sitzmadonna unter einem Baldachin von etwa 1520 Zwei Opfergeldtruhen stammen aus dem 16 und 17 Jahrhundert Eine ehemalige Sakristeitur wurde im 16 Jahrhundert gefertigt Vier Pastorenbildnisse aus der zweiten Halfte des 17 bis zur ersten Halfte des 19 Jahrhunderts sind weiter zu erwahnen Die Empore im ausseren nordlichen Seitenschiff wurde 1614 als Tuchmacher Schuster und Knechtechor errichtet und zeigt an der Brustung 75 Gemalde mit Darstellungen aus dem Alten Testament Das Gestuhl des 16 und 17 Jahrhunderts ist fast vollstandig erhalten Davon hervorzuheben ist besonders der reich geschnitzte und mit Intarsien versehene Burgermeisterstuhl vom Ende des 16 Jahrhunderts an der Sudseite mit Schnitzwangen eines alteren Gestuhls vom Anfang des 16 Jahrhunderts Im Schulerchor sind Reste eines Orgelprospekts aus dem 16 Jahrhundert erhalten ausserdem drei Schnitzfiguren und zwei Gemalde In der Sakristei stehen zwei historische Leuchterengel aus der Zeit um 1500 ausserdem ein Antependium aus italienischer Seide aus der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts Zahlreiche Epitaphien und Grabdenkmaler zumeist aus dem 16 und 17 Jahrhundert sind im Innenraum der Kirche und in der sudlichen Vorhalle aufgestellt Orgel Bearbeiten nbsp Voigt Orgel von 1988 1989 nbsp Erhaltene Reste des Scherer Prospekts von 1573Die Bernauer Orgelgeschichte reicht mehr als 500 Jahre zuruck Im Jahr 1519 baute Blasius Lehmann eine newe orgel 2 Sie wurde 1548 durch ein Ruckpositiv oder eine zweite Orgel von Meister Leonhard aus Frankfurt Oder erganzt In den Jahren 1572 1573 schuf der Hamburger Orgelbauer Hans Scherer der Altere ein neues Werk mit 26 Registern auf zwei Manualen Das Pedal war angehangt Von dieser Orgel sind 14 Engelfiguren darunter 5 bauzeitliche Reste von geschnitztem Schleierwerk und zwei ziselierte Prospektpfeifen erhalten Auf den mit Schnitzwerk verziertem Prospekt war reichlich Blattgold und silber aufgebracht 3 Ihre Disposition fand Eingang in das Syntagma musicum von Michael Praetorius 1619 4 Paul Ludemann erweiterte sie wohl 1617 1618 um ein Brustwerk auf einem dritten Manual und 1626 um ein freies Pedalwerk in zwei flankierenden Turmen III P 41 Nach Reparaturen durch Johann Nette in den Jahren 1671 1673 erfolgte ein eingreifender Umbau durch Arp Schnitger im Jahr 1710 der das Windwerk samtliche gemischte Stimmen und fast alle Zungenstimmen erneuerte und die Windladen veranderte III P 38 5 1740 1770 fuhrte der Bernauer Organist und Orgelbauer Andreas Benjamin Lehmann Wartungs und Reparaturarbeiten durch Johann Simon Buchholz uberholte das Werk 1789 1790 und nahm Veranderungen vor Nach Kriegsschaden gelang die Reparatur 1816 durch den Berliner Orgelbauer Carl Friedrich Kuhnzak nur unbefriedigend So kam es 1863 1864 trotz der Bewunderung Friedrich Wilhelms IV fur den prachtigen Prospekt und gegen den Rat verschiedener Sachverstandiger zu einem kompletten Neubau durch Wilhelm Sauer aus Frankfurt Oder 2 Das dreimanualige Werk verfugte uber 37 Register auf mechanischen Kegelladen hinter einem neugotischen Prospekt der bis heute erhalten ist Die Orgel wurde 1905 durch Barnim Gruneberg umgebaut und erhielt pneumatische Trakturen und einen freistehenden Spieltisch Die 1917 abgelieferten Prospektpfeifen ersetzte Gruneberg 1925 1951 nahm Sauer eine Umdisponierung vor und restaurierte das Instrument das am Schluss stark von Anobien befallen war Hinter dem Sauer Prospekt baute der Mitteldeutsche Orgelbau A Voigt 1988 1989 die heutige Orgel mit 29 Registern die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Die Disposition lautet wie folgt 6 7 I Hauptwerk C g3Pommer 16 Prinzipal 8 Holzflote 8 Oktave 4 Koppelflote 4 Quinte 2 2 3 Oktave 2 Waldflote 2 Mixtur V 1 1 3 Trompete 8 Tremulant II Schwellwerk C g3Flotenprinzipal 8 Gedackt 8 Salizional 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Nasat 2 2 3 Oktave 2 Terz 1 3 5 Spitzquinte 1 1 3 Zimbel III 1 2 Vox Humana 8 Tremulant Pedal C f1Prinzipalbass 16 Subbass 16 Oktavbass 8 Gedacktbass 8 Choralbass 4 Rauschpfeife III 2 2 3 Posaune 16 Trompete 8 Koppeln II I I P II PGemeindeleben BearbeitenIn der Kirche finden im 21 Jahrhundert haufig geeignete Kulturveranstaltungen statt Insbesondere kommt dabei auch die Orgel zum Einsatz Dazu hob die Kirchenleitung die Sommerkonzerte in der St Marienkirche aus der Taufe Der Besuch der Konzerte die von eingeladenen Musikern gegeben werden ist kostenlos jedoch wird um Spenden gebeten 8 9 Literatur BearbeitenErnst Badstubner Die Stadtkirche St Marien zu Bernau DKV Kunstfuhrer Heft 431 3 Auflage Munchen Berlin 2000 Wolf Bergelt Die ehemalige Scherer Orgel in Bernau Eine historiografische Dokumentation Dokumente der Orgelwelt Bd 12 epubli Berlin 2016 ISBN 978 3 7418 6125 3 Georg Dehio Begr Gerhard Vinken u a Bearb Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2000 ISBN 3 422 03054 9 S 71 76 Thomas Drachenberg Hrsg Die Stadt in der Kirche Die Marienkirche in Bernau und ihre Ausstattung Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologischen Landesmuseums Bd 40 Lukas Verlag Berlin 2017 ISBN 978 3 86732 260 7 Heinrich Trost Beate Becker Horst Buttner Ilse Schroder Christa Stepansky Die Bau und Kunstdenkmale der DDR Bezirk Frankfurt Oder Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1980 S 107 115 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marienkirche Bernau bei Berlin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09175044 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Sankt Marien Bernau Homepage der Gemeinde Voigt Orgel der Marienkirche Bernau bei Berlin Beitrag auf Orgel VerzeichnisEinzelnachweise Bearbeiten Artikel uber Bernau bei Berlin bei stadtnavigator berlin de Abgerufen am 21 Oktober 2017 a b Orgelbaugeschichte in St Marien Abgerufen am 7 August 2021 Siehe die beiden Beitrage zur Rekonstruktion des Scherer Prospektes und zur Geschichte der Orgel in Thomas Drachenberg Hrsg Die Stadt in der Kirche Die Marienkirche in Bernau und ihre Ausstattung Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologischen Landesmuseums Bd 40 Lukas Verlag Berlin 2017 ISBN 978 3 86732 260 7 S 196 243 Michael Praetorius Syntagma musicum Bd 2 De Organographia 1619 Nachdruck Barenreiter Kassel 2001 ISBN 978 3 7618 1527 4 S 176 177 online Abgerufen am 7 August 2021 Gustav Fock Arp Schnitger und seine Schule Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord und Ostseekustengebiet Barenreiter Kassel 1974 ISBN 3 7618 0261 7 S 208 209 Disposition der Voigt Orgel Abgerufen am 7 August 2021 Informationen zur Orgel auf Organ index Abgerufen am 27 Oktober 2022 Sandra Siebmanns Orgelkonzert in Bernau Markischer Markt 6 Juli 2022 Veranstaltungen in der Bernauer Marienkirche Konzertreihe Abgerufen am 12 Juli 2022 Normdaten Geografikum GND 4238308 0 lobid OGND AKS VIAF 235117317 52 679722222222 13 587222222222 Koordinaten 52 40 47 N 13 35 14 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Bernau bei Berlin amp oldid 235138715