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Die evangelische Hauptkirche St Marien in Kamenz im Landkreis Bautzen in Sachsen ist eine spatgotische Hallenkirche Sie gehort zur Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Kamenz in der Landeskirche Sachsen und pragt das Stadtbild von Kamenz Hier wurde im Jahr 1729 Gotthold Ephraim Lessing von seinem Vater Pastor Johann Gottfried Lessing getauft Hauptkirche St Marien KamenzChorKanzelAnsicht um 1900MichaelsaltarBetstube an der Ostwand des Turmes Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Liturgische Ausstattung 3 3 Weitere Ausstattung 3 4 Orgel 4 Gelaut 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDie Kirche St Marien besass einen Vorgangerbau dessen Langhaus beim Bau des heutigen Chors aus Granitquadern zu Ende des 14 Jahrhunderts noch existierte Gleichzeitig mit dem Chor wurden die Sakristei und vermutlich auch der Turm an der Nordwestecke der Kirche errichtet Nach 1430 wurde die Hallenkirche erbaut und nach 1450 eingewolbt Gegen 1500 erhielt die Kirche die Backsteingiebel 1793 wurde die Turmhaube erneuert 1887 erfolgte eine Restaurierung durch Gotthilf Ludwig Mockel der wertvolle Ausstattungsstucke zum Opfer fielen 1 1908 fanden Umbauten an den Emporen durch Woldemar Kandler statt 1992 begannen erneute Restaurierungsarbeiten Architektur Bearbeiten nbsp TurmDie Hauptkirche St Marien wurde auf dem hochsten Punkt der Stadt errichtet und hat daher eine besondere Wirkung in der Stadtsilhouette Die Kirche ist eine vierschiffige vierjochige Hallenkirche mit eingezogenem Chor die aus Granit erbaut wurde Der dreijochige Chor endet in einem Funfachtelschluss Der Turm ist in die Nordwestecke des Nordschiffs eingebaut und besitzt uber einem quadratischen Untergeschoss zwei gotische Geschosse das obere davon achteckig mit figurlichen Wasserspeiern und einen barocken ebenfalls achteckigen Turmabschluss mit Haube und Laterne Das Innere mit nach Osten hin ansteigendem Fussboden zeigt durch das vierte Schiff eine grosszugige Raumwirkung Schlanke Spitzbogenfenster mit reichem Masswerk erhellen das Innere Die Gewolbe der Hallenkirche sind teils aus Dreistrahlfiguren entwickelt es finden sich weiterhin Parallelrippengewolbe im Mittelschiff und im ostlichen Chorjoch ein Sterngewolbe Schlanke Achteckpfeiler die kampferlos in die Scheidbogen ubergehen tragen das Gewolbe Portale an den Nordseiten des Chors und des Langhauses sowie ein Westportal mit reichen Profilierungen erschliessen das Bauwerk Das Bauwerk ist mit zwei ungleich hohen parallelen Satteldachern gedeckt das Hauptschiffsdach ist nach Westen mit einem hohen Giebel mit vieretagiger Blendengliederung versehen wahrend das Dach des Nordschiffs nach Osten einen Giebel mit Blendengliederung zeigt Die Orgelempore von 1479 und die Ratsempore von 1480 im Inneren entstammen noch der gotischen Zeit und sind mit reichen Sterngewolben versehen Im Chor sind drei Zelebrantensitznischen mit Schmuckformen aus gotischer Zeit angeordnet Eine an eine Monstranz erinnernde Sakramentsnische mit Kielbogenrahmen und vergitterter Tur ist gleichfalls noch mittelalterlich Die Kirche ist umgeben von einem Friedhof dessen Mauer auf der stadtabgewandten Seite einst Teil der Stadtbefestigung war und auf dem zahlreiche historische Grabdenkmaler erhalten sind Die Katechismuskirche ist dem Chor der Hauptkirche St Marien unmittelbar benachbart Ausstattung BearbeitenDie Hauptkirche St Marien enthalt eine uberaus reiche Ausstattung aus gotischer und aus nachreformatorischer Zeit Von den ursprunglich uber 20 Altaren sind noch zwei Altare am Ort ihrer ersten Aufstellung erhalten Altare Bearbeiten Der Hauptaltar von 1519 ist ein Flugelaltar mit reichem Rankenwerk und Gesprenge der im Schrein die uberlebensgrosse Darstellung der Muttergottes mit dem Evangelisten Johannes und Johannes dem Taufer zeigt In der Predella ist das Abendmahl in vollplastischen Figuren abgebildet Reichgeschnitzte Baldachine bekronen die Figuren In den Flugeln finden sich die Heiligen Andreas und Christophorus Im Gesprenge befinden sich funf Heiligenfiguren in pyramidaler Aufstellung Bemerkenswert ist das Altarkruzifix aus Alabaster von 1630 das dem bedeutenden Dresdner Renaissancebildhauer Sebastian Walther zugeschrieben wird und aus einer Kreuzigungsgruppe stammt Die zugehorige Marienfigur wurde 1945 zerstort die Johannesfigur befindet sich im Stadtmuseum Dresden Der Michaelisaltar von 1498 ist als Seitenaltar im nordlichen Schiff aufgestellt Er zeigt in der Predella Heilige in Halbfigurendarstellung Anna Selbdritt in der Mitte gerahmt von Hubertus und Johannes dem Taufer Im Schrein ist Michael als Seelenwager dargestellt Die Flugel zeigen in je zwei Bildern Apostel Andreas und Konig Sigismund oben links darunter Evangelist Johannes und Papst Gregor auf der rechten Seite sind oben Petrus und Paulus und darunter die heilige Katharina und Barbara dargestellt Der Sakristeialtar von 1620 aus Holz und Alabaster befindet sich an der Ostwand des Nordschiffes Er zeigt einen zweigeschossigen Aufbau mit Saulenstellungen und im Giebel die Wiederkunft Christi Liturgische Ausstattung Bearbeiten Die Taufe in achteckiger Kelchform stammt aus dem 14 Jahrhundert Die Triumphkreuzgruppe aus der Zeit um 1400 wurde nach einer Restaurierung 1935 wieder im Triumphbogen angebracht Sie zeigt lebensgrosse qualitatvolle Schnitzfiguren Bis 2011 wurden zahlreiche Kunstschatze der Kirchgemeinde in der Sakristei verwahrt unter ihnen ein kleiner Reliquienkasten aus der Zeit um 1380 1400 mit zwei Armreliquiaren ein kleines Flugelaltarchen von 1505 sowie eine Figur des Christkinds Bornkindl mit segnend erhobener Hand und Weltkugel aus der Zeit um 1500 Diese Objekte befinden sich jetzt als Leihgaben in der Dauerausstellung des kommunalen Sakralmuseums St Annen Klosterkirche St Annen in Kamenz 2 Die Kanzel von 1566 ist ein Werk von Andreas Dressler mit typologisch gegenuber gestellten Szenen aus dem Alten und Neuen Testament Das Chorgestuhl an der Nordwand des Chores stammt von 1560 Ein Lesepult im Chor wurde 1640 geschaffen und zeigt ein als Buchauflage gestaltetes Kapitell auf einer gewundenen holzernen Saule Weitere Ausstattung Bearbeiten Die Kirche beherbergt zahlreiche Gemalde Tafel und Votivbilder sowie Epitaphien Besonders zu erwahnen ist davon ein dreiteiliges gemaltes Epitaph des Cranachschulers Wolf Krodel von 1543 in der Sakristei In der Mitteltafel ist der Gekreuzigte dargestellt in den Ecken finden sich Stifterwappen Die ausseren Tafeln zeigen Darstellungen von Gericht und Gnade auf der linken Tafel treiben Tod und Teufel Adam in die Holle weiterhin ist Moses daruber Christus als Weltenrichter und der Sundenfall dargestellt auf der rechten Tafel dazu antithetisch eine Darstellung von Christus als Erloser Ein von Andreas Dressler gemaltes Epitaph von 1554 mit der Darstellung des Jungsten Gerichts befindet sich ebenfalls in der Sakristei Ein Votivbild des gleichen Kunstlers von 1585 mit der Darstellung eines alten Mannes und der Himmelfahrt in architektonischem Rahmen ist im Chor zu sehen Ein weiteres Altargemalde von 1613 das die Scherflein der armen Witwe darstellt wurde 1613 von Christoph Berger aus Kamenz geschaffen und befindet sich in der Ratsloge Ein grosses Sandsteinepitaph wurde vermutlich von Zacharias Hegewald 1627 geschaffen und ist an der Sudwand des Chores angebracht Es zeigt in einem dreiteiligen Aufbau in der Sockelzone eine Schriftkartusche mit Wappen im Mittelfeld Christus am Kreuz flankiert von Nischen mit Petrus und Paulus und die Familie des Verstorbenen daruber die Himmelfahrt und Gottvater auf der Weltkugel Mehrere Betstuben und Emporen sind im Langhaus untergebracht Davon zu nennen ist eine Betstube an der Ostwand des Turmes aus der Zeit um 1660 sowie zwei gleichzeitige Betstuben an der Nordwand mit Saule und Knorpelwerk Der Schumacherchor von 1675 befindet sich an der Sudseite des Langhauses und zeigt an der Brustung querrechteckige Felder mit aufgemalten Bibelspruchen und Blattwerk auf dunkelgrauem Grund Der Finstere Chor von 1675 findet sich unter der Orgelempore an der Westwand und ist ahnlich wie der Schumacherchor bemalt Die Lange Empore eine zweigeschossige Empore in braunem Holzton stammt aus den Jahren 1703 und 1709 Weitere zweigeschossige Emporen in gotisierenden Formen aus den Jahren 1830 und 1837 sind an der Nordwand angebracht Orgel Bearbeiten nbsp Blick zur OrgelDie Orgel ist ein Werk der Firma E F Walcker amp Cie aus dem Jahr 1895 das von der Orgelbauanstalt Eule 1938 renoviert und umdisponiert wurde Sie hat nach einer Restaurierung 2005 durch die Firma Gross 42 Register auf drei Manualen und Pedal 3 und ersetzte eine bis 1891 vorhandene Barockorgel die von Matthias Schurig 1682 erbaut worden war und 36 Register auf drei Manualen und Pedal enthielt Das kursachsische Wappen des Orgelprospekts blieb erhalten und befindet sich an der Emporenbrustung der Klosterkirche Kamenz 4 I Hauptwerk C f3Principal 16 Oktave 0 8 Gemshorn 0 8 Gedackt 0 8 Oktave 0 4 Rohrflote 0 4 Quinte 0 2 2 3 Oktave 0 2 Terz 0 1 3 5 Mixtur VI 0 2 Zimbel III 0 1 3 Fagott 16 Trompete 0 8 II Manualwerk C f3Quintaden 16 Praestant 0 8 Holzgedackt 0 8 Querflote 0 4 Salicet 0 4 Principal 0 2 Quinte 0 1 1 3 Sifflote 0 1 Sesquialtera II 0 2 2 3 Scharf IV 0 1 Trichterregal 0 8 III Manualwerk C f3Spitzflote 0 8 Quintaden 0 8 Geigenschwebung 0 8 4 Principal 0 4 Holzflote 0 4 Nasard 0 2 2 3 Blockflote 0 2 Klingende Zimbel III 0 1 Rankett 16 Pedalwerk C d1Principalbass 16 Subbass 16 Gedacktbass 16 Quintbass 10 2 3 Oktavbass 0 8 Oktave 0 4 Posaune 16 Trompete 0 8 Schalmei 0 4 Koppeln II I III II III I I P II P III P Effektregister Zimbelstern Spielhilfen Fundament Pleno 1 Pleno 2 Organo Pleno Tremulant IIIEin kleines Orgelpositiv im Chor von 1823 stammt vermutlich von der Orgelbaufirma Kayser das Pfeifenwerk wurde 1935 von der Firma Eule erneuert 5 Gelaut BearbeitenDas Gelaut besteht aus zwei Eisenhartgussglocken und drei Bronzeglocken Glocke 6 Steigerschelle hangt nicht lautend als Uhrschlagglocke in der Laterne 6 Der Glockenstuhl und die gekropften Joche sind aus Stahl gefertigt 7 Im Folgenden eine Datenubersicht des Gelautes 7 Nr Gussdatum Giesser Material Durchmesser Masse Schlagton1 1729 Glockengiesserei M Weinhold Bronze 1407 mm 1890 kg es 2 1956 Glockengiesserei Schilling amp Lattermann Eisenhartguss 1440 mm 1300 kg f 3 1956 Glockengiesserei Schilling amp Lattermann Eisenhartguss 1198 mm 0 760 kg as 4 1576 Glockengiesserei W Hilliger Bronze 0 967 mm 0 483 kg a 5 1979 Glockengiesserei S Schilling Bronze 0 878 mm 0 420 kg b 6 1568 Glockengiesserei W Hilliger Bronze 1460 mm 1525 kg des Literatur BearbeitenCornelius Gurlitt Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Die Stadte Kamenz und Pulsnitz 36 Heft Dresden 1912 Volltext im Angebot der SLUB Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen I Regierungsbezirk Dresden Deutscher Kunstverlag Munchen 1996 ISBN 3 422 03043 3 S 465 469 Klaus Mertens Evangelische Kirchen Kamenz Kleiner Kunstfuhrer Nr 2011 Schnell amp Steiner Munchen 2009 Rainer Thummel Glocken in Sachsen Klang zwischen Himmel und Erde Hrsg Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens 2 aktualisierte und erganzte Auflage Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2015 ISBN 978 3 374 02871 9 S 312 Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus Peter Meissner Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Kirche Kamenz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Evangelisch lutherischen Kirchengemeinde KamenzEinzelnachweise Bearbeiten Fritz Loffler Die Stadtkirchen in Sachsen 4 Auflage Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1980 S 217 Website des Sakralmuseums Kamenz Abgerufen am 14 September 2017 Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 2 Juli 2019 Ulrich Dahnert Historische Orgeln in Sachsen Verlag Das Musikinstrument Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 920112 76 8 S 162 Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 15 Juli 2019 Kamenz BZ Glocken der Stadtkirche St Marien Abgerufen am 6 Januar 2023 deutsch a b Rainer Thummel Glocken in Sachsen Klang zwischen Himmel und Erde Hrsg Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens 2 aktualisierte und erganzte Auflage Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2015 ISBN 978 3 374 02871 9 S 312 Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus Peter Meissner Normdaten Geografikum GND 7549800 5 lobid OGND AKS VIAF 247418132 51 268055555556 14 094861111111 Koordinaten 51 16 5 N 14 5 41 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Kamenz amp oldid 238528463