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Die romisch katholische Filialkirche St Agidien auch Agidienkirche gelegen an dem nach ihr benannten Agidienplatz in der Altstadt von Regensburg ist eine ehemalige Deutschordenskirche und war als solche der Deutschordenskommende St Agid zugeordnet Heute ist St Agidien eine Filialkirche der Pfarrei St Emmeram Die dem heiligen Agidius Gedenktag 1 September geweihte Kirche ist eine dreischiffige Staffelhalle im Stile der Gotik Kirche St Agidius mit alter Deutschordenskommende Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Glasfenster 3 3 Epitaphien 3 4 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHerzog Ludwig I von Bayern vermachte eine dem heiligen Agidius gewidmete Vorgangerkirche 1210 dem Deutschen Orden der in deren unmittelbarer Nahe eine Kommende errichtete Wann diese entstand ist wegen fehlender Bauurkunden unklar Das mehrfach in der Literatur genannte Weihedatum 1152 hat sich inzwischen als falsch herausgestellt Von diesem romanischen Vorgangerbau sind nur noch Fragmente erhalten Dazu gehort zum Beispiel der im westlichen Chorjoch erkennbare Rundbogen der aufgrund einer spateren Gelandeerhohung sehr niedrig erscheint 1 Nachdem die Kirche gegen Mitte des 13 Jahrhunderts fur die Kommende zu klein geworden war brach man sie teilweise ab und schuf in der Zeit um 1270 80 ein zunachst einschiffiges Langhaus das aufgrund fehlender finanzieller Moglichkeiten vorerst nicht eingewolbt wurde Im 14 Jahrhundert fugte man an das Hauptschiff zwei ungleiche Seitenschiffe an und verlangerte die gesamte Anlage wahrscheinlich um ein Joch nach Westen Ebenfalls noch im 14 Jahrhundert wurde der heutige Chor errichtet Er muss vor 1396 entstanden sein da in diesem Jahr der Komtur Marquard Zollner von Rotenstein starb der diese Baumassnahme beurkundet hat Die Einwolbung des Kirchenbaus durfte nach Ausweis der Stilmerkmale erst im 15 Jahrhundert erfolgt sein 1 Im Jahr 1683 wurden die Komtureigebaude erweitert dabei uberbaute man auch die Seitenschiffe der Agidienkirche Etwa um die gleiche Zeit erfolgte eine Barockisierung der Kirchenausstattung Nach der Sakularisation 1802 03 bestand die Deutschordenskommende im Gegensatz zu den meisten anderen Klostern Bayerns zwar noch kurze Zeit weiter wurde aber im Jahr 1809 ebenfalls aufgelost In der Folgezeit verwahrloste die Agidienkirche bevor sie zwischen 1884 und 1888 nach den Planen des Domvikars Georg Dengler restauriert wurde Dabei erfolgte auch eine Regotisierung der Ausstattung der die meisten barocken Stucke weichen mussten Unglucklicherweise wurde dabei das Kircheninnere in einem wenig einladenden Grauton getuncht und erhielt unschone farbige Fenster sodass der Kirchenraum in der Folgezeit duster und unfreundlich wirkte 2 Im Jahr 1958 wurde die Kirche einer neuerlichen Renovierung unterzogen Bei der Entfernung der dick aufgetragenen Farbschicht aus dem 19 Jahrhundert stiess man auf Reste einer Ausmalung der Kirche im Stile der Gotik und der Renaissance Diesen Fragmenten wurde der nun deutlich freundlicher wirkende Farbton fur die Neufassung der Raumschale angepasst Auch der Naturstein der Arkadenbogen wurde in seiner ursprunglichen Gestalt wiederhergestellt Die Ausstattung wurde bei dieser Massnahme purifiziert also auf ein Mindestmass reduziert In den Jahren 1989 90 wurde aus Anlass des 800 jahrigen Bestehens des Deutschen Ordens eine neuerliche Kirchenrenovierung durchgefuhrt Dabei entdeckte man an der Sudseite des Chores zwei zugesetzte spatgotische Eingange Ausserdem wurden ein neuer Volksaltar und ein neuer Ambo die der Eggenfeldener Kunstler Joseph Michael Neustifter aus Sandstein geschaffen hatte aufgestellt Im Jahr 2016 erhielt die Kirche eine neue Orgel 2 Architektur Bearbeiten nbsp Gotischer Chor von SudostenDie dreischiffige gotische Staffelhalle ist traditionell nach Osten ausgerichtet Von aussen ist nur der Chor erkennbar da die Seitenschiffe in der Barockzeit durch die Komtureigebaude uberbaut wurden Der gotische Chor der drei Joche und einen dreiseitigen Chorschluss umfasst ist durch Kaff und Sockelgesimse gegliedert Diese umlaufen auch die zweifach abgesetzten Strebepfeiler deren Giebel jeweils von einer Kreuzblume bekront wird Das Dachgesims mit einer Konsolenreihe ist wohl im Zuge der Barockisierung im spaten 17 Jahrhundert hinzugekommen Der sehr hohe und schlanke Turm befindet sich im Winkel zwischen Chor und nordlichem Seitenschiff Er ist ausserlich schlicht und nur durch Ecklisenen gegliedert In den beiden oberen Geschossen befinden sich grosszugige Schalloffnungen Den oberen Abschluss bildet eine mit Holzschindeln gedeckte Achteckspitze 3 Das einzige Portal fuhrt in das Nordschiff der Kirche Dieses wurde wie auch der ubrige Kirchenraum im 15 Jahrhundert mit einem spatgotischen Kreuzrippengewolbe versehen dessen Gurtbogen aus profilierten Wandvorlagen entspringen Das Mittelschiff umfasst vier Joche die beiden Seitenschiffe haben jeweils drei Das nordliche Seitenschiff besitzt einen Funfachtelschluss der beim sudlichen Sudschiff in der Barockzeit abgetrennt wurde und seither als Sakristei genutzt wird Im ostlichen Joch des Mittelschiffs wurde nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Altarinsel eingerichtet Der eigentliche Chorraum der geringfugig breiter als das Mittelschiff ist liegt dahinter und ist mittels eines spitzen Chorbogens abgetrennt Die Trennung der einzelnen Schiffen bilden spitze Scheidbogen die auf wuchtigen Rechteckpfeilern ruhen Eine Besonderheit fur eine gotische Kirche ist dass das sudliche Seitenschiff das Mittelschiff in der Breite ubertrifft Im Westjoch des Mittelschiffs ist eine zweiachsig unterwolbte Orgelempore mit Spitzbogen eingezogen 3 Ausstattung BearbeitenAltare Bearbeiten Vom neugotischen Hochaltar wurden bei der Purifizierung in den 1950er Jahren nur die Steinmensa und der Tabernakel belassen Das vormalige barocke Altarblatt auf dem die Beweinung Christi dargestellt war wurde 1959 zu einem geringen Preis nach Fuchsmuhl verkauft wo sich bereits seit 1885 der barocke Hochaltar aus der Agidienkirche befand und nun der ursprungliche Altar wieder zusammengefugt werden konnte Auch die neugotischen Aufbauten der beiden Seitenaltare wurden 1958 entfernt Auf der Mensa des linken Seitenaltars befindet sich eine barocke Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit Am rechten Seitenaltar ist eine spatgotische Madonna mit Kind zu sehen die von zwei etwa zeitgleichen Engelsfiguren flankiert wird und vermutlich in der Barockzeit bekront wurde 2 Glasfenster Bearbeiten Die bemalten Glasfenster im Chorschluss wurden nach einem Entwurf des Munchner Malers Wilhelm Braun von der Regensburger Hofglasmalerei Georg Schneider gefertigt Die Motive sind jeweils dreigeteilt Im mittleren Fenster sind von unten nach oben das alttestamentliche Opfer des Melchisedek das Letzte Abendmahl und die Auferstehung Jesu Christi dargestellt Im linken Fenster erkennt man ebenfalls von unten nach oben die Herbergssuche Die Anbetung der Heiligen Drei Konige und Den zwolfjahrigen Jesus im Tempel Das rechte Fenster zeigt in gleicher Reihenfolge die Heilung eines Kranken durch Jesus die wundersame Brotvermehrung und die Auferweckung des Junglings zu Naim 2 Epitaphien Bearbeiten Coelestin Steiglehner dem letzten Furstabt des Klosters St Emmeram der von 1810 bis zu seinem Tod 1819 in der vormaligen Deutschordenskomturei wohnte ist es zu verdanken dass in der Agidienkirche zahlreiche Epitaphien der Deutschordensritter aufgestellt sind 2 An der Westwand des Nordschiffs ist ein Grabstein mit Wappen fur den Komtur Marquard Zollner von Rottenstein 1396 angebracht der den chor und die behawsung gebawet hat Links daneben befindet sich das qualitatvoll gearbeitete Epitaph fur Konrad von Chores 1486 mit einem Relief des Ordenspriesters in ganzer Figur Ahnlich ist das Epitaph des Komturs Philipp von Hohenstein 1525 ebenfalls im Nordschiff gestaltet Das Epitaph des 1623 verstorbenen Komturs Hans Martin Edlweck an der Nordseite des Chorbogens besteht aus einer Steinplatte mit zehn kleinen Bronzeabgussen In der Mitte soll ein betender Ritter den Verstorbenen darstellen mit seinem Wappen daruber und seitlich jeweils vier Agnaten Eine Raritat sind die drei aus Holz geschnitzten und bemalten Totenschilde fur die Komture Hans Jakob Nothaft 1525 Sebastian von Iglingen 1532 und Thomas von Lochau 1564 2 Orgel Bearbeiten nbsp Sandtner Orgel von 2016Die fruhere Orgel der Agidienkirche wurde 1888 von der Firma G F Steinmeyer amp Co als Opus 338 erbaut und umfasste sieben Register auf mechanischen Kegelladen Das Instrument wurde mehrmals umgebaut Am 12 Juni 2016 wurde ein neues Instrument der Firma Orgelbau Sandtner eingeweiht Es besitzt 17 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Disposition orientiert sich an romantischen Klangfarben und lautet wie folgt 4 5 6 I Hauptwerk C g31 Principal 8 2 Rohrflote 8 3 Salicional 8 4 Oktave 4 5 Dolce 4 Tremulant II Schwellwerk C g36 Nachthorn 8 7 Viola di Gamba 8 8 Vox coelestis 8 9 Traversflote 4 10 Nazard 2 2 3 11 Doublette 2 12 Terz 1 3 5 13 Mixtur II 1 1 3 14 Oboe 8 Tremulant Pedal C f115 Subbass 16 16 Oktavbass 8 17 Gedecktbass 8 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenMarianne Popp St Agid Regensburg Kleine Kunstfuhrer Nr 1874 Schnell amp Steiner Munchen 1990 Anke Borgmeyer Achim Hubel Andreas Tillmann Angelika Wellnhofer Denkmaler in Bayern Stadt Regensburg Band III 37 MZ Buchverlag Regensburg 1997 ISBN 978 3 92752 9922 S 18 19 Paul Mai Die Deutschordens Kommende St Agid In Peter Schmid Hrsg Geschichte der Stadt Regensburg Band 2 Friedrich Pustet Regensburg 2000 ISBN 3 7917 1682 4 S 821 828 Paul Mai Hrsg 800 Jahre Deutschordenskommende St Agid in Regensburg 1210 2010 Ausstellung in der Bischoflichen Zentralbibliothek Regensburg St Petersweg 11 13 vom 19 Juni bis 26 September 2010 Schnell amp Steiner Regensburg 2010 ISBN 978 3 7954 2421 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Agidien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilder der ehem Deutschordenskirche St AgidEinzelnachweise Bearbeiten a b Popp S 7 a b c d e f Popp S 9 16 a b Popp S 8f Informationen auf der Webseite der Herstellerfirma abgerufen am 8 November 2016 Die Kirche St Agid in Regensburg erhalt eine neue Sandtner Orgel Online auf www wochenblatt de abgerufen am 31 Januar 2017 Zur grosseren Ehre Gottes und zur Erbauung der Menschen Weihbischof Dr Josef Graf weiht neue Orgel in der Regensburger Deutschordenskirche St Agid Online auf www bistum regensburg de abgerufen am 31 Januar 2017 49 016666666667 12 090277777778 Koordinaten 49 1 0 N 12 5 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Agidien Regensburg amp oldid 222624613