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Der Agidienplatz in der Altstadt von Regensburg war nach seiner Entstehung am Beginn des 13 Jahrhunderts bis zum Ende des 19 Jahrhunderts immer in die Entwicklung der Stadt einbezogen Im Laufe des 20 Jahrhunderts verlor der Platz ohne Anbindung an die neu entstehenden Verkehrswege seine Bedeutung Heute liegt der Platz im Abseits der sich lebhaft entwickelnden Altstadt von Regensburg denn er hat ausser der Sternwarte keine touristischen oder gastronomischen Anziehungspunkte und wird deshalb kaum besucht Seine Bebauung wird uberwiegend von ubergeordneten Behorden ohne Besucherverkehr genutzt Sternwarte Regensburg Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Nutzung 2 Entwicklung des Platzes 2 1 Mittelalter bis 1500 2 2 Nach 1500 2 3 Nach 1600 Ballhaus 2 4 Nach 1700 3 EinzelnachweiseLage und Nutzung Bearbeiten nbsp Deutschordenskomturei heute kath Altenheim St Josef nbsp DominikanerklosterDer mit Ausmassen von 50 50 m relativ kleine nahezu quadratische Agidienplatz in der sudwestlichen Altstadt von Regensburg ist vom belebten Bismarckplatz und von der stark genutzten Gesandtenstrasse nur 100 m entfernt Trotz seiner beiden kleinen Rasenflachen ist der Agidienplatz wegen der abseitigen Lage und wegen weitgehend fehlender Wohnbebauung meist menschenleer Auf der Westseite des Platzes gibt es ausser dem hinter einer Kirche verborgenen Altenheim nur ein einziges vom Platz aus zugangliches Wohnhaus das ehemalige Ballhaus das aber nur teilweise bewohnt ist und von Buros genutzt wird Von den drei Wohnhausern am Ostrand des Agidienplatzes sind zwei zur benachbarten Gasse Am Olberg orientiert und haben dort auch ihre Zugange Der Agidienplatz wird diagonal nur von einer Einbahnstrasse gequert Diese Strasse ist Teil eines die Altstadt querenden Ost West Strassenzuges der von Kennern als Umgehung der fur den Pkw Verkehr gesperrten Altstadt genutzt werden kann Im Westen mundet dieser Strassenzug in die Schottenstrasse und nimmt vorher noch die Ausfahrt aus der Tiefgarage des benachbarten Bismarckplatzes auf Der auf dem Agienplatz Platz verbleibende freie Strassenraum wird fur Parkplatze von Anwohnern auch aus der weiteren Umgebung genutzt Die Gebaude auf der Nordseite des Platzes liegen alle auf dem grossen Gelande des ehemaligen Dominikanerklosters das sich nach Norden bis hin zur 100 m entfernten Predigergasse erstreckt Alle Gebaude werden heute mit Ausnahme des Gebaudes in dem die Volkssternwarte Regensburg untergebracht ist staatlich genutzt Das gilt auch fur das ganz im Westen allein stehende Gebaude bei dem es sich um das 1875 erbaute ehemalige Koniglich Bayerische Gymnasium handelt Diese katholische hohere Schule die in Abgrenzung zum 1880 eroffneten stadtischen Neuen Gymnasium heute Albrecht Altdorfer Gymnasium spater auch als Altes Gymnasium bezeichnet wurde war der Vorlaufer des heutigen Albertus Magnus Gymnasiums das als Neubau im Stadtwesten zu finden ist Auch das Gebaude auf der Sudseite des Agidienplatzes im Osten am Eck zur Gasse Am Olberg das ehemalige Neue Deutsche Haus des Deutschen Ordens und das zugehorige westlich anschliessende grosse Freigelande ist heute im Besitz des Freistaats Bayern Hier und in weiteren Gebauden auf dem ostlich nicht weit entfernten Emmeramsplatz residiert die Regierung der Oberpfalz Auf einer Informationstafel wird uber die fruhe und spatere Geschichte des Neuen Neue Deutsche Haus informiert das 1720 nach Planen des Baumeisters des Deutschen Ordens Franz Keller errichtet worden war und spater dann als Verwaltungsgebaude der ehemaligen Bleistiftfabrik Rehbach genutzt wurde Das westlich anschliessende Freigelande der ehemalige Klostergarten des Deutschen Ordens war das Gelande fur die Produktionsgebaude der Bleistiftfabrik und wird heute als Behordenparkplatz genutzt 1 Entwicklung des Platzes BearbeitenMittelalter bis 1500 Bearbeiten nbsp St Agidius Deutschordenskirche mit alter Komturei 2010 Der Agidienplatz ist einer von mehreren Platzen dieses Namens die es auch in Braunschweig Hannover und Nurnberg gibt Wie in diesen Stadten so wurde auch in Regensburg der Platz nach der namensgleichen Aegidienkirche benannt Diese Kirche war ursprunglich eine romanische Kirche die in der Zeit der Burggrafen von Regensburg entstanden war uber deren Entstehung aber keine Einzelheiten bekannt sind Die Kirche und zugehorige Gebaude wurden 1210 von Herzog Ludwig I von Bayern anlasslich der Grundung der Deutschordenskommende St Agid Regensburg dem Deutschen Orden ubergeben In den folgenden Jahrhunderten wurden die Kirche und die sie umschliessenden Komturgebaude bis zum Ende des 15 und 16 Jahrhunderts mehrmals umgebaut und erweitert nbsp Stadtmauerturm am Agidienplatz nbsp Deutsch Ordens Haus mit Bastei Teutsch Haus mit Werk Wenig spater um 1229 begannen nur knapp 200 m nordlich entfernt von der Agidienkirche die Monche des Bettelordens der Dominikaner mit dem Bau der Dominikanerkirche Auch dieser Orden hatte durch Schenkungen mehrere Grundstucke erhalten die im Suden bis an den Grundbesitz der Deutschordenskommende heranreichten Damit war voraussehbar dass die Gestaltung und Entwicklung des Platzes und damit seine Geschichte von den Aktivitaten dieser beiden Ordensgemeinschaften im Zusammenwirken mit dem dritten Grundeigentumer der Stadt Regensburg eng verbunden blieben Der Grundbesitz der Ordensgemeinschaften endete im Westen des Platzes dort wo der stadtische Grundbesitz begann Dort verlief von Nord nach Sud die Arnulfinische Stadtmauer Sie war 920 erbaut worden und wurde ab 1290 im Zuge der Stadterweiterungen durch die mittelalterliche Stadtmauer ersetzt Als Ergebnis des Mauerneubaus verschwand beim Dominikanerkloster die alte Stadtmauer die dort vor dem Westportal der Kirche verlief Fur die Gebaude der Deutschordenskommende auf dem Agidienplatz ergaben sich keine grossen Veranderungen Die neue mittelalterliche Stadtmauer verlief nun nicht mehr dem Beraiterweg folgend auf dem Agidienplatz Die neue Mauer verlief dem Verlauf des heutigen Wiesmeierwegs von Westen her folgend zunachst zwar in Richtung Agidienplatz nach Osten bog dann aber nach Suden ab bevor der Agidienplatz erreicht wurde Sie folgte dem Grenzverlauf des Grundstucks der Deutschordenskommende nach Suden um 300 m weiter sudlich das Kloster Sankt Emmeram zu erreichen Dort schloss die neue Mauer an das ebenfalls dort neu erbaute Emmeramer Tor an Ein Teilabschnitt dieser mittelalterlichen Stadtmauer hat sich bis heute gut erhalten und ist im Hinterhof des heutigen Altersheims zuganglich am besten uber die sudlich verlaufende Sackgasse Agidiengang In diesem Teilabschnitt der Stadtmauer findet sich mit dem Agidienturm auch einer der beiden noch heute erhaltenen Mauerturme der mittelalterlichen Stadtmauer 2 Hier war es auch wo 1337 der Regensburger Ratsherr Konrad Frumold als Verschworer tatig wurde Hier versuchten er und seine Mitverschworer heimlich in wochenlanger Arbeit und mit einem unterirdischen Gewolbe als Ausgangspunkt einen Gang unter der Stadtmauer hindurch zu graben Sie wollten einem Heer von Kaiser Ludwig dem Bayern Einlass verschaffen der die Absicht hatte die Stadt Regensburg zu unterwerfen Der Plan wurde kurz vor seiner Vollendung aufgedeckt und die Verschworer hingerichtet Das unterirdische Gewolbe wurde 1818 bei Grabungen von Coelestin II Steiglehner aufgefunden jedoch bereits um 1840 bei Kanalisierungsarbeiten zerstort 3 Als spater im 16 Jahrhundert die Stadtmauern durch den Bau von Basteien verstarkt wurden wurde auch bei der West Sud Rundung der Stadtmauer am Agidienplatz eine Bastei gebaut und dort die sog Deutsch Orden Batterie platziert Zusammen mit der Bastei am Jakobstor wurde diese Bastei im Dreissigjahrigen Krieg ein Hauptangriffspunkt der bayerischen Artillerie im Verlauf der Kampfe um Regensburg Nach 1500 Bearbeiten Im 16 Jahrhundert kam es immer wieder und auch uber langere Zeitraume hinweg zu Streitigkeiten zwischen den Ordensgemeinschaften untereinander und mit der Stadt Regensburg uber die Grenzverlaufe auf dem Platz Auch die Nutzung des stadtischen Areals im Westen des Platzes gab Anlass zum Streit Als die Stadt dort 1564 ihren Schweine und Pferdemarkt betrieb und 1682 sogar eine Abfallgrube entstand die auch fur tote Tiere benutzt wurde errichteten die Deutschherren eine Mauer die nach Auffassung der Stadt auf stadtischem Gebiet lag aber zunachst geduldet wurde 1643 liess die Stadt bei einer vom Deutschen Orden bei der Kirche errichten holzernen Plankenabsperrung des Burgersteigs die im Holz eingebrannten Ordens Zeichen durch stadtische Symbole ersetzen Die dadurch stadtisch gewordenen Holzplanken wurden von den Bauern die dem Orden zinspflichtig waren abgesagt woraufhin die Bauern von der Stadt in Gefangenschaft gesetzt wurden 2 Nach 1600 Ballhaus Bearbeiten nbsp Nachfolgebau des Ballhauses ehem furstl BeamtenwohnhausNach Abschluss des Westfalischen Friedens wurde beschlossen dass 1653 in Regensburg ein Reichstag stattfinden sollte um offen gebliebene Fragen im Friedensvertrag zu klaren Als das nicht gelang wurde fur 1663 ein neuer Reichstag beschlossen der dann zum Immerwahrenden Reichstag wurde Weil viele Gesandte erwartet wurden begann der Rat der Stadt auf dem stadtischen Gelande des Agidienplatzes unmittelbar an der Stadtmauer 1652 mit dem Bau eines Ball und Komodienhauses fur Veranstaltungen zur Unterhaltung der erwarteten Gesandten Der Baubeginn des Holzgebaudes hatte einen jahrzehntelangen Streit mit der Deutschordenskommende und mit den Dominikanern zur Folge Die Ordensbruder fuhlten sich durch den geplanten Betrieb den zugehorigen Abort ausserhalb des Gebaudes und die weit ausladende Dachtraufe belastigt Man befurchtete auch eine erhohte Brandgefahr und beklagte am kaiserlichen Hof auch die Verletzung von Grundstucksrechten Obwohl sich die Stadt rechtfertigen konnte kam es zunachst zur Einstellung des Baus Erst als 1760 das furstliche Haus Thurn und Taxis das Ballhaus anmietete wurden die Klagen der Orden zuruckgezogen Der grosse Einfluss des Fursten Thurn und Taxis am kaiserlichen Hof machte es 1783 sogar moglich das Ballhaus fur grosse Opern und Theaterauffuhrungen zu erweitern Erst im Marz 1804 wurde der Theaterbetrieb eingestellt das Gebaude an das furstliche Haus Thurn und Taxis verkauft und nur noch als Remise fur Kutschen und Wagen genutzt Nach dem Bau einer neuen Garagenanlage heute Furstliches Brauhaus und dem Helenentor in der dem Schloss westlich benachbarten Waffnergasse wurde das holzerne Ballhaus 1922 abgetragen und durch ein Wohnhaus fur furstliche Beamte ersetzt wie eine zeitgenossische steinerne Informationstafel an der Nordseite des heutigen Gebaudes festhalt 2 Nach 1700 Bearbeiten nbsp ehem Neues Deutsches Haus der DeutschordenskommendeZwischen 1720 und 1726 liess die Deutschordenskommende am sudostlichen Ausgang des Agidienplatzes zum Strassenzug Am Olberg Waffnergasse das sog Neue Deutsche Haus als Eckgebaude nach den Planen des Ordensbaumeisters Franz Keller errichten Das neue Gebaude war durch ein grosses Gartengelande abgetrennt von der Agidienkirche und den sich an die Kirche nach Westen und Suden anschliessenden Komturgebauden mit denen auch das Langhaus der Kirche uberbaut worden war Mit dem Reichsdeputationshauptschluss kamen 1803 das Grundstuck und die Gebaude der Deutschordenskommende Regensburg an das Furstentum Regensburg und damit in den Besitz von Furstprimas Karl Theodor von Dalberg Er verkaufte 1809 das Neue Deutsche Haus mit dem Gartengelande an den Freiherrn Alexander Ferdinand von Lilien Nach dessen Tod verkauften die Erben Gebaude und Gartengrundstuck an Johann Jakob Rehbach der dort die Bleistiftfabrik Rehbach aufbaute die bis 1934 bestand Die Fabrik war im 19 Jahrhundert die grosste industrielle Produktionsstatte in Regensburg wie es eine Inschrifttafel an dem Gebaude besagt 1837 kamen die Agidienkirche und die sie umgebenden Komtureigebaude des Deutschen Ordens in den Besitz des Regensburger Domkapitels Hier fand das katholische Josephskrankenhaus das bis dahin gemeinsam mit dem evangelischen Krankenhaus in der Ostengasse 27 untergebracht war einen neuen Standort bis 1929 das Krankenhaus der Barmherzigen Bruder im Westen der Stadt den Betrieb aufnahm Nach dem Auszug des Krankenhauses war in dem Gebaude das Altenpensionat St Josef untergebracht 1978 wurde mit einem modernen Neubau ein Pflegeheim sudlich des alten Komtureigebaudes geschaffen Seitdem ist auch die Kirche Teil des Altenheims 2 nbsp Ehemaliges Kgl Bayerisches Gymnasium1872 wurde auf dem Gelande sudlich des sakularisierten Dominikanerklosters ein 3 geschossiger 3 flugeliger Schulhausneubau mit Neurenaissancefassade erbaut Hier bekam ab 1875 das katholische Koniglich Bayerische Gymnasium ein neues Domizil das in Abgrenzung zu dem 1880 eroffneten evangelischen Neuen Gymnasium heute Albrecht Altdorfer Gymnasium Altes Gymnasium genannt wurde Das Gebaude wurde bis 1965 genutzt als die Schule umbenannt in Albertus Magnus Gymnasium einen Neubau im Westen der Stadt bezog 2 Fur einige Jahre wurde das Gebaude noch als Bibliothek der damals im Aufbau befindlichen Universitat Regensburg genutzt und ist heute eine Dependance der Regierung der Oberpfalz Einzelnachweise Bearbeiten Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 330 334 a b c d e Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 330 336 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 534 49 01701 12 09032 Koordinaten 49 1 1 2 N 12 5 25 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agidienplatz Regensburg amp oldid 223893659