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Die Kirche St Hilaire ist eine romisch katholische Kirche in Melle in der Region Nouvelle Aquitaine in Frankreich Die ehemalige Prioratskirche ist dem um 315 in Poitiers geborenen Hilarius von Poitiers gewidmet Im Mittelalter bildete die Kirche die wichtigste Pilgerstation der Stadt Bereits im Jahre 1914 wurde das Bauwerk als Monument historique ausgezeichnet 1 1998 als Teil des Weltkulturerbes der UNESCO Jakobsweg in Frankreich Ehemalige Prioratskirche Saint Hilaire in Melle Deux Sevres Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Westfassade 2 2 Nordportal 2 3 Innenraum 2 4 Chorhaupt 3 Bedeutung 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Grundriss HandskizzeDas im 11 Jahrhundert gegrundete Benediktiner Priorat von Melle gehorte zur etwa 50 km entfernten Abtei Saint Jean d Angely Wie das Mutterkloster lag Melle unmittelbar am sich immer starker entwickelnden Pilgerweg nach Santiago de Compostela Via Turonensis so dass die Pilgergaben reichlich flossen Man muss annehmen dass die heutige Kirche aus zwei Bauperioden stammt Chor und Querhaus sind wahrscheinlich im 2 Viertel des 12 Jahrhunderts entstanden das Kirchenschiff durfte gegen Ende des 12 Jahrhunderts errichtet worden sein und hat wohl einen kleineren Vorgangerbau ersetzt Die Kirche blieb glucklicherweise wahrend des Hundertjahrigen Krieges zwischen England und Frankreich wahrend der Hugenottenkriege und auch wahrend der Revolutionszeit weitgehend unbeschadigt Architektur BearbeitenDurch die Tonnengewolbe sind Mittelschiff und Seitenschiffe optisch starker voneinander getrennt als bei anderen Hallenkirchen nbsp WestfassadeWestfassade Bearbeiten Die durch vertikale Doppeldienste und horizontale Gesimse klar gegliederte Fassade verschwindet beinahe in einer Senke sie weist das typische Schema der poitevinischen Bauschule auf Im unteren Teil befinden sich drei Portale ohne Tympanon wovon die beiden seitlichen nur als Scheinportale ausgebildet sind Im Geschoss daruber folgt die Wiederholung dieser Dreiteilung mit drei Fensteroffnungen von denen die beiden seitlichen nicht exakt in der Mitte ihres Feldes stehen sondern etwas naher zur Mitte geruckt sind Die mittleren Bogen sind jeweils etwas hoher als die seitlichen so dass sich gleich ein doppeltes Triumphbogenschema ergibt Bei St Hilaire ist der mittlere Teil der Fassade ganz offensichtlich reicher ausgestaltet als der untere der durch die versenkte Lage der Kirche nicht so dominant wie ublich in Erscheinung tritt Die Fenster mit je zwei eingestellten Saulen mit reichen Kapitellen sind ausstaffiert wie Portale die vorspringenden Mauerecken dazwischen sind ebenfalls dekoriert In das schmucklose dreieckige Giebelfeld hinein setzen sich doppelte Dienste fort die nirgends ein Kapitell aufweisen Zu beiden Seiten des Giebeldreiecks stehen zwei kleine Turmchen mit Spitzhelm Die Westfassade ist jedoch nicht die Hauptschauseite denn diese liegt im schattigen Norden und zwar sicher aufgrund der ungewohnlichen Lage der Kirche in der Senke am Rande eines kleinen Flussarmes Nordportal Bearbeiten nbsp NordportalDie Nordseite ist die eigentliche Begrussungsseite mit einem majestatischen Portal Auch die Fenster der Langhauswand sind ahnlich sorgfaltig gestaltet und durch aufsteigende Dienstbundel getrennt wie das sonst nur in Innenraumen der Fall ist Die begleitenden Saulen der Fenster tragen Kampferblocke die sich als Wirtel uber die Dienstbundel weiterziehen Das abschliessende Dachgesims ruht auf Konsolen die als Kopfe geformt sind also insgesamt eine ungemein aufwandige plastisch durchstrukturierte Schauseite die auf einen starken Pilgerverkehr mit entsprechendem Spendeneinkommen fur die Abtei im Mittelalter schliessen lasst Die Eingangszone ist in drei machtigen Stufen gegliedert reicher Skulpturenschmuck und nicht nur Ornamente schmucken den Eingang drei eingestellte Saulen mit kannelierten Zwischenflachen bilden das Gewande Der innere Bogen mit seinen stilisierten Akanthusblattern ist zwar rekonstruiert aber die zum Teil sich vollplastisch vom Grund losenden Reliefs der beiden ausseren Archivolten zeigen Personifikationen der Tugenden und Laster Monatsarbeiten und Tierkreiszeichen also ein umfangreiches Programm wie es spater bei den gotischen Kathedralen besonders beliebt werden sollte Nach oben folgt allerdings ein deutlicher stilistischer Bruch Bekront wird die untere Portalanlage von einer grossen Nische in der sich eine fast mannshohe Reiterstatue befindet Der Legende nach soll es sich um den Grafen von Lusignan handeln bei seinem Aufbruch zum Kreuzzug Wahrscheinlicher aber ist die Deutung der Gruppe als Kaiser Konstantin der siegreich das Heidentum niederreitet was in Gestalt der kleinen Figur rechts unten wiedergegeben ist Naturlich ist auch diese Nische mit Saulen und Blattdekoration prachtig umrahmt Die etwas schlaffe Haltung des Ritters die bei naherem Hinsehen auffallt ist nicht dem mittelalterlichen Bildhauer anzulasten sondern den spateren Restauratoren Das Pferd ist deutlich rekonstruiert und macht einen sehr unromanischen Eindruck wenn man sich vor allem das Gesicht ansieht Sehr schon dagegen der Palmettenfries daruber der in fast mathematisch abstrakter Form grossere und kleinere Blatter miteinander verbindet In der Region finden sich weitere zum Teil arg zerstorte Reiterstandbilder an den Fassaden von St Pierre d Aulnay St Nicolas in Civray St Pierre in Parthenay le Vieux und der ehemaligen Abteikirche St Pierre in Airvault Innenraum Bearbeiten nbsp Blick in die ChorscheitelkapelleWie viele Kirchen im Sudwesten Frankreichs ist St Hilaire eine dreischiffige Hallenkirche mit Spitztonnengewolben Die Gewolbe des Mittelschiffs und der beiden Seitenschiffe sind annahernd gleich hoch die Joche werden von Gurtbogen getrennt Im Chorumgang finden sich Gratgewolbe Die machtigen Saulen des Chores sind aus grossen Steintrommeln zusammengesetzt die Stutzen des Mittelschiffs sind starker gegliedert und konnen schon als fruhe Bundelpfeiler aufgefasst werden Das Prinzip der Chorgliederung ist der Region entsprechend das der poitevinischen Bauschule Vierungsturm mit Querhaus Chorumgang mit anschliessenden Radialkapellen als Vorstufe des spateren Kapellenkranzes Der Innenraum ist sauber restauriert und bekannt wegen seiner grossen meist jedoch nur mit vegetabilischen und Flechtbandornamenten geschmuckten Kapitelle Das bekannteste Kapitell von St Hilaire zeigt eine Sauhatz eine ziemlich realistische Darstellung bei der wie noch im 19 Jahrhundert mit Speer und Hunden gejagt wird Auch im Suden besass die Prioratskirche einen Eingang der einstmals wahrscheinlich zum Kreuzgang und zum Klausurbereich fuhrte nunmehr aber vermauert ist Die Bogenlaibung der Eingangsinnenseite zeigt eine ganze Reihe merkwurdiger Tierwesen und abstrakter Ornamente Im Jahr 2011 wurde eine moderne vom franzosischen Designer Mathieu Lehanneur geschaffene Chorraumgestaltung eingeweiht 2 die jedoch nicht bei allen Kirchgangern und Besuchern Anklang findet Chorhaupt Bearbeiten nbsp ChorhauptDas Chorhaupt mit seiner mehrfachen vertikalen Staffelung der Bauteile die im hochaufragenden Vierungsturm endet gehort zweifellos zu den schonsten im Poitou Das Untergeschoss besteht aus funf Kapellen von denen die drei mittleren am Chorumgang ansetzen die beiden ausseren grenzen ans Querhaus Alle Kapellen sind aussen durch vertikale Dienste gegliedert und haben abgestuft nach ihrer Bedeutung ein zwei oder gar drei Fenster Der Vierungsturm hat ein vollkommen schmuckloses Untergeschoss Dagegen ist der obere Teil auf allen vier Seiten durch drei hohe Arkaden gegliedert von denen die mittleren als Schalloffnungen fur das Gelaut fungieren wahrend die seitlichen lediglich als Blendarkaden ausgebildet sind An Bearbeitungsspuren im Stein ist erkennbar dass das Dach des inneren Chorrunds einmal hoher und steiler aufragte Auf der Sudseite in der Ecke zwischen Langhaus und Querhaus findet sich ein kleiner Treppenturm mit rundem Spitzhelm er ermoglichte den Zutritt zu den Dachstuhlen und zum Vierungsturm Bedeutung BearbeitenDie ehemalige Prioratskirche St Hilaire ist eine durchgehend reich ausstaffierte Pilgerkirche Zusammen mit den Kirchenbauten von Notre Dame la Grande in Poitiers ca 60 km und St Pierre d Aulnay ca 30 km gehort sie zu den Hohepunkten romanischer Architektur im Sudwesten Frankreichs Galerie nbsp romanische Hallenkirche nbsp St Hilaire Kapitell Sauhatz nbsp St Hilaire Apsiden Uberschneidungen nbsp St Hilaire Kapitelle am HauptportalSiehe auch BearbeitenSt Savinien in Melle Romanische und fruhgotische ChorumgangeEinzelnachweise Bearbeiten Eglise Saint Hilaire Melle in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Melle neue Chorgestaltung in St Hilaire engl Melle neue Chorgestaltung in St Hilaire franz Literatur BearbeitenThorsten Droste Das Poitou Westfrankreich zwischen Poitiers und Angouleme die Atlantikkuste von der Loire bis zur Gironde DuMont Koln 1999 ISBN 3 7701 4456 2 S 150ff Dorothee Seiler Saint Hilaire in Melle und die romanischen Hallenkirchen des Poitou Tuduv Verlag Munchen 1993 ISBN 3 8316 7489 2 WHC Nomination Documentation PDF 88 9 MB Bewerbungsunterlagen fur die Ernennung zum Welterbe hier Abschnitt Melle Eglise Saint Hilaire Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Hilaire Melle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Melle Saint Hilaire Fotos Melle Saint Hilaire Fotos Kurztext franz Melle Saint Hilaire Fotos Text franz Melle Saint Hilaire neue Chorgestaltung Fotos Text franz Weltkulturerbe des Jakobsweges in Frankreich Via Turonensis Saint Jacques de la Boucherie Basilika im Kloster Saint Hilaire de Poitiers Kirche Saint Hilaire in Melle Dorfkirche Saint Pierre in Aulnay Konigliche Abtei Saint Jean Baptiste in Saint Jean d Angely Kirche Sainte Eutrope in Saintes Ehemaliges Pilgerhospital in Pons Basilika Saint Seurin Basilika Saint Michel und Kathedrale von Bordeaux Abtei La Sauve Majeure und Kirche Saint Pierre in La Sauve Abtei Saint Jean de SordeAuf dem Weg nach Paris Kathedrale Notre Dame von Amiens Pfarrkirche Saint Jean Baptiste in Folleville Pfarrkirche Saint Jacques in CompiegneAn der Atlantikkuste Kirche Notre Dame de la Fin des Terres in Soulac sur Mer Glockenturm Notre Dame in Mimizan Kathedrale Notre Dame von BayonneVia Turonensis Via Lemovicensis Via Podiensis Via TolosanaWeitere Bauwerke Basilika Notre Dame du Port Mont Saint Michel 46 2199 0 1498 Koordinaten 46 13 11 6 N 0 8 59 3 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Hilaire Melle amp oldid 237414201