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Der Artikel 41 der Verfassung des Landes Hessen HV der so genannte Sozialisierungsartikel sieht Sozialisierungen in den Bereichen Bergbau Eisen und Stahl sowie Energie und Verkehr vor die jedoch nie vollumfanglich verwirklicht wurden Er war hoch umstritten und wurde in einer gesonderten Volksabstimmung beschlossen Art 41 HV gilt weiterhin ist aber durch das zwischenzeitlich in Kraft getretene Grundgesetz GG weitgehend gegenstandslos geworden Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und rechtliche Einordnung 1 1 Inhalt 1 2 Kontext der benachbarten Artikel 1 3 Rechtliche Einordnung 2 Hintergrund 3 Beratungen in der Verfassungberatenden Landesversammlung Gross Hessen 3 1 Die ursprunglichen Positionen der Parteien 3 2 Der 7er Ausschuss 3 3 Konfrontation und Einigung 4 Die Volksabstimmung 5 Die Umsetzung der Sozialisierung 5 1 Erste Ansatze der Umsetzung Der Hallstein Ausschuss 5 2 Auseinandersetzungen uber die Sozialisierungen 5 3 Die Verhinderung der Sozialisierung der Braunkohlewerke und die Rolle der amerikanischen Besatzungsmacht 5 4 Die Sozialgemeinschaften 5 5 Eskalation im Landtag 5 6 Der Sonderfall Buderus 6 Rechtliche Aufarbeitung 6 1 Urteile des Staatsgerichtshofs 6 2 Abschlussgesetze 7 Epilog 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseInhalt und rechtliche Einordnung BearbeitenInhalt Bearbeiten Art 41 HV regelt die Sofortsozialisierung Die Sozialisierungen erfolgten direkt mit Inkrafttreten der Verfassung Konkret sollten in Gemeineigentum uberfuhrt der Bergbau Kohlen Kali Erze die Betriebe der Eisen und Stahlerzeugung die Betriebe der Energiewirtschaft und das an Schienen oder Oberleitungen gebundene Verkehrswesen Art 41 Abs 1 Nr 1 HV vom Staate beaufsichtigt oder verwaltet die Grossbanken und Versicherungsunternehmen und diejenigen in Ziffer 1 genannten Betriebe deren Sitz nicht in Hessen liegt Art 41 Abs 1 Nr 1 HV Art 41 Abs 2 HV regelte den Gesetzesvorbehalt Das Nahere bestimmt das Gesetz Art 41 Abs 3 HV definierte die Rolle der Alteigentumer und Vorstande als Treuhander Wer Eigentumer eines danach in Gemeineigentum uberfuhrten Betriebes oder mit seiner Leitung betraut ist hat ihn als Treuhander des Landes bis zum Erlass von Ausfuhrungsgesetzen weiterzufuhren Art 41 Abs 3 HV Kontext der benachbarten Artikel Bearbeiten Art 41 HV steht im Kontext zu den benachbarten Artikeln Art 39 HV verbietet den Missbrauch der wirtschaftlichen Freiheit insbesondere zur monopolistischen Machtzusammenballung und politischer Macht Die Vorschrift Art 39 Abs 2 HV dass Unternehmen bei Verstoss in Gemeineigentum zu uberfuhren sei ist seit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes nicht mehr anwendbar 1 Art 40 definiert den Begriff Gemeineigentum Gemeineigentum ist Eigentum des Volkes Die Verfugung uber dieses Eigentum und seine Verwaltung soll nach naherer gesetzlicher Bestimmung solchen Rechtstragern zustehen welche die Gewahr dafur bieten dass das Eigentum ausschliesslich dem Wohle des ganzen Volkes dient und Machtzusammenballungen vermieden werden Art 40 HV Art 42 HV regelt eine Landreform und die Enteignung des Grossgrundbesitzes Auch diese Regelung steht dem Grundgesetz entgegen und ist nicht mehr anwendbar 2 Art 43 HV beschreibt das Ziel der Forderung der Klein und Mittelbetriebe sowie Art 44 HV die des Genossenschaftswesen Diese Zielbestimmungen waren in der politischen Debatte wesentlich Art 45 HV regelt das Grundrecht auf Eigentum In dem Kontext des Art 41 HV ist vor allen der Abs 2 wesentlich der eine angemessene Entschadigung bei Verstaatlichungen festschreibt Rechtliche Einordnung Bearbeiten Art 41 HV kollidiert mit Art 14 und Art 15 GG und ist daher seit Inkrafttreten des Grundgesetzes nicht mehr anwendbar Eine Enteignung oder Vergesellschaftung ist gemass Art 14 oder 15 GG gegen eine angemessene Entschadigung moglich Vor Inkrafttreten des Grundgesetzes vorgenommene Sozialisierungen gemass Art 41 HV werden aber durch das Grundgesetz nicht beruhrt und sind weiter gultig 1 Die Verstaatlichungen aufgrund Art 41 HV wurden im Urteil des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen HStGH vom 20 Juli 1951 3 und vom 6 Juni 1952 4 bestatigt Mit Abschlussgesetz zum Art 41 HV vom 6 Juli 1954 5 und dem Zweiten Abschlussgesetz zum Art 41 HV vom 19 Juni 1967 6 wurden die Enteignungen aufgrund Art 41 HV endgultig abgeschlossen Hintergrund BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland heftig um die kunftige Wirtschaftsordnung gerungen Wahrend direkt nach dem Krieg in allen Parteien sozialistische Vorstellungen vorherrschten setzten sich in den burgerlichen Parteien im Laufe der 1940er Jahre auch unter dem Eindruck der Spaltung Europas und der Gleichschaltung der demokratischen Parteien und Institutionen in der SBZ zunehmend wirtschaftsliberale Vorstellungen durch Die Geschichte des Art 41 HV folgt dieser Entwicklung Beratungen in der Verfassungberatenden Landesversammlung Gross Hessen BearbeitenDie Wahl zur Verfassungberatende Landesversammlung Gross Hessen am 30 Juni 1946 hatte der SPD die Rolle der starksten Fraktion zugewiesen Sowohl gemeinsam mit der KPD als auch mit LDP oder CDU verfugte die SPD uber eine Mehrheit Fraktion SitzeSPD 42CDU 35KPD 7LDP 6gesamt 90Die ursprunglichen Positionen der Parteien Bearbeiten Erich Altwein brachte fur die SPD den Entwurf einer Wirtschaftsverfassung ein die von der KPD unterstutzt wurde Danach sollten Bergbau Eisen und Stahlindustrie Baustoffindustrie Energiewirtschaft Banken Versicherungen Schienenverkehr pharmazeutische und chemische Grossindustrie Kinos Post und Rundfunk sofort verstaatlicht werden Daneben sollten Unternehmen die aufgrund ihrer Grosse oder Bedeutung wirtschaftliche oder politische Macht erlangen konnten sozialisiert werden Unterstutzung erhielt diese Position von SPD und KPD durch die Gewerkschaften Die CDU Hessen vertrat zu diesem Zeitpunkt ebenfalls sozialistische Vorstellungen der Wirtschaftspolitik wie sie spater im Ahlener Programm niedergelegt wurden Vor der Wahl zum Verfassungsgebenden Landesausschuss veroffentlichte der Landesvorstand der CDU Hessen Ende Juni 1946 die Leitlinien zur Verfassung Darin vertrat die CDU einen neuen Sozialismus aus christlicher Verantwortung Die CDU unterschied darin zwischen kleinen und mittleren Unternehmen und grossen Kapitalgesellschaften Nicht personlich gebundenes Eigentum wurde abgelehnt 7 Dennoch kritisierte die CDU den SPD Entwurf als viel zu weitgehend Fur die CDU forderte Erich Kohler die Sozialisierung von Unternehmen aus Branchen die zu Monopolbildung neigen wurden Dies waren die Versorgungsunternehmen Bahn Post Grossbanken Versicherungen und Kohle und Stahlunternehmen Die LDP lehnte jede Festlegung der Wirtschaftsordnung in der hessischen Verfassung ab August Martin Euler verwies stattdessen auf die Notwendigkeit die kunftige Wirtschaftsordnung fur ganz Deutschland in einer kunftigen deutschen Verfassung zu regeln Grosse Teile der CDU sowie die hessischen Industrie und Handelskammern teilten diese Vorstellung 8 Der 7er Ausschuss Bearbeiten Die Fronten bezuglich der Sozialisierungsfrage verharteten sich zunehmend Um einen Konsens zu finden wurde ein 7er Ausschuss gebildet der versuchte in nichtoffentlicher Sitzung gemeinsame Wege zu finden Die CDU legte ein Dreistufenvorgehen vor Die Verstaatlichung sollte durch ein abgestuftes System ersetzt werden bei dem eine Staatsaufsicht eine staatliche Verwaltung oder ein Uberfuhrung in Gemeineigentum moglich war Unter der Voraussetzung dass die Uberfuhrung in Gemeineigentum der Standardfall sein solle konnte die SPD sich diesem Kompromiss anschliessen Weiterhin verzichtete die SPD auf die Forderung nach Verstaatlichung der Filmindustrie der Kinos der Chemieunternehmen und des Rundfunks und kam auch in der Frage der Entschadigung der Union entgegen Dieses Nachgeben war fur die SPD leicht da in Hessen keine national bedeutsamen Versicherungen und keine Grossbanken bestanden Sitz der Grossbanken war damals Berlin Frankfurt sollte erst durch die deutsche Teilung zum fuhrenden deutschen Bankenplatz werden In Hessen bestanden zwei grosse Chemiekonzerne Merck und Hoechst Beide waren jedoch durch das Kontrollratsgesetz Nr 9 der Alliierten vom 30 November 1945 bez das Gesetz der amerikanischen Militarregierung 52 der Verfugungsgewalt der deutschen Behorden entzogen 9 Der Kompromiss zur Wirtschaftsform war Teil eines Verfassungskompromisses in dem die CDU insbesondere in Fragen des Staatsaufbaus und die SPD in Fragen der Schulpolitik Entgegenkommen gezeigt hatten 10 Konfrontation und Einigung Bearbeiten Der im 7er Ausschuss gefundene Kompromiss konnte in der offentlichen Beratung nicht aufrechterhalten werden Erneut teilte sich die verfassungsberatende Versammlung in ein linkes und ein rechtes Lager SPD und CDU stellten konkurrierende Verfassungsentwurfe zur Abstimmung Diese Kampfabstimmung wurde mit den Stimmen von SPD und KPD zugunsten des SPD Entwurfs entschieden Innerhalb der SPD bestand grosse Sorge eine Mehrheit in der anstehenden Volksabstimmung uber die Verfassung zu erhalten Weiterhin sah man die Notwendigkeit fur kunftige Regierungsbildungen auch im burgerlichen Lager koalitionsfahig zu sein Auch die CDU strebte weiterhin einen Konsens der demokratischen Parteien an und bot erneut Gesprache an Am 30 September 1946 trafen sich nach einer Reihe von Sondierungsgesprachen Ludwig Bergstrasser Friedrich Caspary und Christian Stock von der SPD und Erich Kohler Karl Kanka und Georg Stieler von der CDU Der Kompromiss der auf den Vorschlagen des 7er Ausschusses basierte sah den Sozialisierungsartikel in der beschriebenen Form vor Am 9 Oktober nahm die amerikanische Militarregierung zum Entwurf Stellung Sie forderte das Sozialisierungsgebot des Art 41 HV durch das Wort may englisch sollte abzuschwachen und begrundete dies mit der Notwendigkeit einer Festlegung der gesamtdeutschen Wirtschaftsordnung durch eine gesamtdeutsche Verfassung Bis auf die LDP lehnten alle Parteien diesen Eingriff vehement ab Die SPD drohte damit ihren Anhangern eine Ablehnung der Verfassung zu empfehlen wenn der Sozialisierungsartikel abgeschwacht wurde Die Militarregierung stand in der Gefahr als Unterstutzer der Grossindustrie dazustehen General Lucius D Clay lenkte daher ein und genehmigte am 29 September den Verfassungsentwurf mit der Massgabe dass uber den Sozialisierungsartikel gesondert abzustimmen sei 11 Die Volksabstimmung BearbeitenAm 1 Dezember 1946 fand die Volksabstimmung uber die Verfassung statt die Wahler stimmten mit 76 4 fur die Gesamtverfassung und mit 72 fur den Art 41 HV Die Umsetzung der Sozialisierung BearbeitenErste Ansatze der Umsetzung Der Hallstein Ausschuss Bearbeiten Der kommissarische Wirtschaftsminister Hessens Werner Hilpert CDU begann die betreffenden Unternehmen zu identifizieren und setzte weisungsgebundene Treuhander fur diese ein Hierbei wurden weitaus uberwiegend die bisherigen Eigentumer und Vorstande als Treuhander eingesetzt Die Frage was Gemeineigentum bedeuten sollte war in der Verfassungsberatung ungeklart geblieben Hilpert setzte daher den Hallstein Ausschuss ein Unter dem Vorsitz von Walter Hallstein erarbeitete er gemeinsam mit Karl Kanka und dem SPD Regierungsdirektor Emil Walk ein Konzept das Regierung und Landtag vorgelegt wurde Gemass der Position seiner Partei versuchte Werner Hilpert dem Art 41 HV die Spitze zu nehmen und stand damit im Konflikt mit der SPD Auseinandersetzungen uber die Sozialisierungen Bearbeiten Nach der von der SPD gewonnenen Landtagswahl in Hessen 1946 wurde eine Grosse Koalition gebildet und im Kabinett Stock ubernahm Harald Koch SPD das Wirtschaftsressort und damit die Umsetzungsverantwortung uber Art 41 HV Bei der Umsetzung stiess Koch auf Gegenwehr der Kommunen Ein Grossteil der zu verstaatlichenden Versorgungsunternehmen waren Stadtwerke die im Eigentum der Gemeinden standen und zu einem Gutteil zu deren Einnahmen beitrugen Der hessische Stadte und Gemeindetag setzte durch dass in dem im August 1947 erlassenen Treuhandergesetz 12 die Gemeinden und Kreise als Treuhander ihrer eigenen Stadtwerke benannt wurden Die Verhinderung der Sozialisierung der Braunkohlewerke und die Rolle der amerikanischen Besatzungsmacht Bearbeiten nbsp Lucius D ClayDie Rolle der amerikanischen Besatzungsmacht bei der Umsetzung der Sozialisierungen wird in der Literatur kontrovers diskutiert Sozialisierungen standen im Widerspruch zu der liberalen Wirtschaftspolitik in den Vereinigten Staaten Bereits bei der Verabschiedung der Verfassung hatte es eine interne Diskussion in den USA gegeben inwieweit man den Deutschen in dieser Frage Selbstbestimmung gewahren sollte Der Position des US Aussenministeriums die im Interesse der Demokratisierung Deutschlands von Eingriffen der Besatzungsmacht abriet stand die Position Lucius D Clays gegenuber der zum einen fur die Sicherstellung der Versorgung der Bevolkerung verantwortlich war und dessen Vertrauen in die notwendige demokratische Reife der Deutschen geringer war 13 General Clay hatte bereits bei der Verabschiedung der Verfassung eine gesonderte Abstimmung uber den Sozialisierungsartikel durchgesetzt Die mutmassliche Hoffnung die Bevolkerung wurde ihn ablehnen hatte sich nicht erfullt Der vielfach erhobene Vorwurf die amerikanische Besatzungsmacht hatte die Umsetzung der Sozialisierungen verhindert wird in Bezug auf Hessen am Scheitern der Sozialisierung der Braunkohlebergwerke und der unbedeutenden Eisen und Stahl Industrie festgemacht Am 6 Dezember 1948 verbot die US Militarregierung die Sozialisierung dieser Betriebe Rechtsgrundlage dieses Verbots war das Kontrollratsgesetz Nr 75 zur Umgestaltung des deutschen Kohlebergbaus und der Eisen und Stahl Industrie vom 10 November 1948 14 Der Landesregierung wurde mit dieser Entscheidung ein Problem abgenommen Ende 1947 bestanden 33 Gruben mit 5000 Mitarbeitern und 200 000 to Monatsleistung Die grossten Betriebe waren die Grube Altenburg vorheriger Eigentumer war die PreussenElektra mit 1265 Mitarbeitern das dazugehorige Kraftwerk Borken lieferte ein Drittel der hessischen Stromproduktion und die Gewerkschaft Frielenburg mit 766 Mitarbeitern vorheriger Eigentumer war die Berliner BUBIAG Die Betriebe waren ausserst defizitar da der Strompreis und die Kohlepreise der Preisbindung unterlagen 15 Die Sozialgemeinschaften Bearbeiten Nachdem Branche um Branche aus der Sozialisierung herausgefallen war verblieben bis auf Buderus nur noch kleine und mittlere Unternehmen Die letzten grosseren Unternehmen waren die Kali Bergwerke in Nordhessen gewesen Da deren Sitz jedoch ausserhalb Hessens lag waren sie nicht betroffen Diese kleineren und mittleren Unternehmen waren nicht nur schwer zu kontrollieren da noch kein Durchfuhrungsgesetz erlassen worden war waren die bisherigen Eigentumer oder Vorstande seit 1946 Treuhander sondern schrieben auch noch Verluste Harald Koch entwickelte aufgrund dieser Situation die Idee die betreffenden Unternehmen zusammenzuschliessen und in der neu zu schaffenden Rechtsform der Sozialgemeinschaften zu betreiben Die Aufsichtsgremien dieser Sozialgemeinschaften sollten drittelparitatisch besetzt sein Ein Drittel sollten die Produzenten stellen Dies waren nach Kochs Vorstellung die Arbeitnehmer Eine Halfte der Mandate sollte von der Belegschaft die andere Halfte von den Gewerkschaften benannt werden Das zweite Drittel sollten die Konsumenten stellen Diese Mandate sollten durch die Kommunen die Konsumgenossenschaften und die Handelskammern beschickt werden Das dritte Drittel sollte die Landesgemeinschaft stellen Diese war ebenfalls drittelparitatisch geplant und bestand aus Vertretern von Land Gewerkschaften und Kammern Ein Vorstandsmitglied sollte als Sozialdirektor die Arbeitnehmerseite reprasentieren 16 Die CDU hatte auf ihrem Landesparteitag im November 1947 ihr Gegenmodell beschlossen Einen Zusammenschluss zu Grossunternehmen lehnte sie ab Stattdessen sollten die Einzelunternehmen in staatlichem Eigentum zu sozialen Musterbetrieben entwickelt werden Eskalation im Landtag Bearbeiten Entgegen dem Koalitionsvertrag der ein gemeinsames Vorgehen von SPD und CDU vorsah entschied sich die SPD den Gesetzesentwurf uber die Sozialgemeinschaften gegen den Willen des Koalitionspartners CDU in den Landtag einzubringen Die CDU hielt dennoch an der Koalition fest Am 26 Januar 1949 erfolgte die erste Lesung im Landtag Auch der Bemuhung der Koalitionsparteien um eine Kompromisslosung geschuldet dauerten die parlamentarischen Beratungen fast zwei Jahre Wenige Wochen vor der Landtagswahl in Hessen 1950 entschied sich die SPD ihren Gesetzesentwurf mit den Stimmen von SPD und KPD gegen ihren Koalitionspartner CDU durchzusetzen Die Abstimmung im Landtag am 25 Oktober 1950 ergab jedoch eine Uberraschung SPD und KPD hatten 48 FDP und CDU 42 Stimmen im Landtag Allerdings hatten sich 4 Abgeordnete der KPD und einer der SPD krankgemeldet Ein KPD Abgeordneter hatte wegen Verstossen gegen die Geschaftsordnung des Landtags Hausverbot und ein FDP Abgeordneter war ebenfalls krank Daher war die Mehrheit von KPD und SPD auf eine Stimme geschrumpft Da Else Voos Heissmann SPD unentschuldigt fehlte 17 wurde der Antrag mit Stimmengleichheit von 41 zu 41 Stimmen abgelehnt 18 Der Sonderfall Buderus Bearbeiten nbsp Buderuswerk in StaffelDas einzige Grossunternehmen das von Art 41 HV betroffen war war Buderus das etwa 2000 Mitarbeiter beschaftigte Um die Auswirkungen der Verstaatlichung zu reduzieren teilte sich das Unternehmen in die Huttenwerke die Art 41 HV unterlagen und die Weiterverarbeitung die privat bleiben durften auf Die Huttenwerke erwirtschafteten in den Folgejahren Verluste 19 Rechtliche Aufarbeitung BearbeitenUrteile des Staatsgerichtshofs Bearbeiten In zwei Teilurteilen vom 20 Juli 1951 und 6 Juni 1952 entschied der HStGH uber eine Klage der FDP Gegen die uberwiegende Meinung der juristischen Literatur wurde die Gultigkeit der Verstaatlichungen aufgrund Art 41 HV als Vorkonstitutionelles Recht vom Staatsgerichtshof gebilligt Die Wirkung dieses Grundsatzbeschlusses wurde durch die Einzelbeschlusse faktisch ins Gegenteil verkehrt Die Verstaatlichung von Betrieben mit einem offentlichen Eigentum von 50 oder mehr wurde als unwirksam erklart dies betraf die Stadtwerke Die Aufspaltung von Buderus wurde fur wirksam erklart und vor allem Die Verstaatlichung von Klein und Mittelbetrieben wurde fur unwirksam erklart Der letzte Punkt war eine Abwagung des Art 43 HV Forderung der Klein und Mittelbetriebe gegen den Art 41 HV Sozialisierung ebendieser Das Gericht sah in Art 43 HV eine Lex specialis der Vorrang zu gewahren sei Damit waren faktisch alle Verstaatlichungen aufgrund Art 41 HV ausser Buderus aufgehoben 18 Abschlussgesetze Bearbeiten Nach den Urteilen des Staatsgerichtshofs blieb nur noch die Frage offen wie mit der Teilsozialisierung von Buderus politisch umzugehen sei Seit 1950 regierte die SPD gegen die CDU und war in dieser Frage unabhangig Mit Abschlussgesetz zum Art 41 HV vom 6 Juli 1954 und dem Zweiten Abschlussgesetz zum Art 41 HV vom 19 Juni 1967 wurde die Enteignung von Buderus aufgrund Art 41 HV endgultig abgeschlossen Zu diesem Zweck wurde 1954 die Hessische Berg und Huttenwerk AG gegrundet Das Land brachte in diese Aktiengesellschaft seine Anteile an den verstaatlichten Huttenwerken ein und zahlte den Alteigentumern dafur 15 Millionen DM in heutiger Kaufkraft 43 Millionen Euro Entschadigung Die Alteigentumer brachten den Weiterverarbeitungsteil des Unternehmens ein 1967 wurde der Staatsanteil verkauft und das Kapitel Art 41 HV endgultig abgeschlossen 20 Epilog BearbeitenEine Streichung des Verfassungsartikels wurde zuletzt im Rahmen der Beratungen der Enquetekommission Verfassungskonvent zur Anderung der Verfassung des Landes Hessen von den Fraktionen von CDU Grunen und FDP vorgeschlagen und von den Fraktionen von SPD und Linken abgelehnt 21 Diesbezugliche Gesetzentwurfe wurden nicht eingebracht 22 Literatur BearbeitenKarl Reinhard Hinkel Verfassung des Landes Hessen Kommentar 1998 ISBN 3 8293 0220 7 S 120 130 Wolf Arno Kropat Entnazifizierung Mitbestimmung Schulgeldfreiheit Hessische Landtagsdebatten 1947 1950 Eine Dokumentation Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Band 31 Wiesbaden 2004 ISBN 3 930221 13 6 Georg August Zinn Erwin Stein Hrsg Verfassung des Landes Hessen Kommentar Baden Baden Nomos Loseblattausgabe Stand 16 Lieferung 1999 Helmut Berding Hrsg Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1946 eine Dokumentation 1996 ISBN 3 922244 98 X Detlev Heiden Sozialisierungspolitik in Hessen 1946 1967 Vom doppelten Scheitern deutscher Traditionssozialisten und amerikanischer Industriereformer 2 Teilbande Sozial und Wirtschaftsgeschichte 4 Lit Verlag Munster 1997 ISBN 3 8258 3064 0 Harald Koch Die Sozialgemeinschaften Rechts und Staatswissenschaftlicher Verlag Hamburg 1948 Darstellung der Positionen des Ministers Harald Koch Weblinks BearbeitenVerfassung des Landes HessenEinzelnachweise Bearbeiten a b Karl Reinhard Hinkel Kommentar zur hessischen Verfassung S 122 Karl Reinhard Hinkel Kommentar zur hessischen Verfassung S 124 StAnz 1951 S 531 StAnz 1952 S 516 GVBl S 126 GVBl S 119 Wolf Arno Kropat Entnazifizierung S 14 Helmut Berding Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1946 S XXVI XXVII Wolf Arno Kropat Entnazifizierung S 29 Helmut Berding Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1946 S XXVI XXIX Helmut Berding Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1946 S XXIX XXXII Erstes Ausfuhrungsgesetz vom 25 August 1947 zum Art 41 der Verfassung des Landes Hessen vom 11 Dezember 1946 betr der Bestellung von Treuhandern des Landes GVBl Nr 12 vom 11 September 1947 S 72 ff Dorte Winkler Die amerikanische Sozialisierungspolitik in Deutschland 1945 1948 In Heinrich August Winkler Hrsg Politische Weichenstellungen im Nachkriegsdeutschland 1945 1953 1979 ISBN 3 525 36404 0 S 88 ff Wolf Arno Kropat Entnazifizierung S 181 ff Detlev Heiden Sozialisierungspolitik in Hessen S 329 ff Wolf Arno Kropat Entnazifizierung S 179 ff Ganz anders gekommen Der Spiegel Nr 44 1950 vom 1 November 1950 S 32 a b Wolf Arno Kropat Entnazifizierung S 183 Wolf Arno Kropat Entnazifizierung S 179 Wolf Arno Kropat Entnazifizierung S 185 Bericht der Enquetekommission Verfassungskonvent zur Anderung der Verfassung des Landes Hessen April 2018 In Hessischer Landtag Drucksache 19 6376 S 29 f Bericht der Enquetekommission Verfassungskonvent zur Anderung der Verfassung des Landes Hessen April 2018 In Hessischer Landtag Drucksache 19 6376 S 168 ff Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialisierungsartikel 41 amp oldid 238582171