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Sonnenflecken sind dunkle Stellen auf der sichtbaren Sonnenoberflache Photosphare die kuhler sind und daher weniger sichtbares Licht abstrahlen als der Rest der Oberflache Ihre Zahl und Grosse bilden das einfachste Mass fur die sogenannte Sonnenaktivitat Die Haufigkeit der Sonnenflecken unterliegt einer Periodizitat von durchschnittlich elf Jahren was als Sonnenfleckenzyklus bezeichnet wird Ursache der Flecken und der in ihrer Nahe auftretenden Ausbruche sind starke Magnetfelder welche gebietsweise den Warmetransport vom Innern an die Sonnenoberflache behindern Sonnenflecken im Vergleich zur Grosse der Erde Die grosste Fleckengruppe rechts gehort zum Typ F Mehrere Sonnenfleckengruppen mit Umbra und Penumbra 16 Mai 2000 grosse Sonnenfackeln rechts und untenEin Sonnenfleck entsteht Bundel von Magnetfeldlinien treten aus dem Inneren der Sonne aus Im Gegensatz zum optischen Eindruck im Fernrohr sind Sonnenflecken keineswegs schwarz sondern strahlen entsprechend dem Planckschen Strahlungsgesetz nur etwa 30 des normalen Sonnenlichts ab Dieser Wert folgt aus ihrer im Vergleich zu ihrer Umgebung um bis zu 1500 K niedrigeren Temperatur Die Gesamtflache der Sonnenflecken schwankt je nach Phase im elfjahrigen Zyklus zwischen 0 0 und maximal 0 4 der gesamten Oberflache 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Eigenschaften 2 1 Temperaturen und Magnetfelder 2 2 Sonnenflecken Gruppen 3 Zyklen 3 1 Dauer eines Zyklus 3 2 Beginn und Ende eines Zyklus 3 3 Dauer des An und Abstiegs nach Max Waldmeier 3 4 Breiteneffekt 3 5 Aktive Langengrade und Flip Flop Zyklus 4 Quantifizierung der Sonnenflecken 4 1 Sonnenflecken Relativzahl 4 2 10 7 cm Radio Flux Index 5 Klassifizierung 5 1 Waldmeier Klassifikation 5 1 1 Stadien der Entwicklung 5 1 2 Gruppe Typ E 5 1 3 Gruppe Typ F 5 2 Weitere Einteilungen 6 Geschichte 7 Aktuelles 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDa die Sonne aus heissen fluktuierenden Gasen besteht bewegt sich auch ihre Oberflache nicht einheitlich Die aquatorialen Regionen rotieren in etwa 25 Tagen wahrend jene der polnahen Breiten 30 oder mehr Tage fur einen Umlauf benotigen Dadurch kommt es im Laufe eines Zyklus siehe unten zu Verzerrungen des inneren anfangs bipolaren Magnetfeldes Es entstehen lokale Feldbogen die durch die Photosphare brechen und deren Materie hinaus in die Korona tragen die daraus resultierende Abkuhlung der Oberflache wird als Fleck sichtbar Wo die Feldlinien lotrecht stehen ist er am dunkelsten Umbra wo sie parallel zur Oberflache verlaufen ist er weniger dunkel Penumbra Da die Bogen jeweils einen Ein und Austrittspunkt haben treten Sonnenflecken paarweise auf Der vorauslaufende Fleck englisch leading spot liegt dem Sonnenaquator naher als der zuruckliegende englisch trailing spot diese Abweichung sinkt mit zunehmendem Abstand zu den Sonnenpolen Gesetz von Joy 2 Die Polaritat des vorauslaufenden Flecks entspricht jener der jeweiligen Sonnenhemisphare fur den zuruckliegenden gilt das Gegenteil Im weiteren Verlauf des Zyklus werden die Flecken immer haufiger und grosser Gruppenbildung Zuletzt sammeln sie sich am Aquator wo sie einander weitgehend neutralisieren der Rest der magnetisierten Gasfelder wird zu den Polen getragen Das Gesamtmagnetfeld der Sonne wird wieder einheitlich bipolar jedoch mit umgekehrter Polaritat Die genauen Eigenschaften des zugrundeliegenden sogenannten Sonnendynamos sind noch nicht umfassend geklart Sonnenflecken sind meist von Faculae oder Plages gesaumt heissen Regionen die energiereiche Strahlung abgeben Kommt es zu einem Kurzschluss der Feldbogen bricht das Magnetfeld unvermittelt zusammen und das anliegende Plasma wird freigesetzt die Folge ist ein koronaler Massenauswurf Eigenschaften BearbeitenTemperaturen und Magnetfelder Bearbeiten Die mittlere Oberflachentemperatur der Sonne betragt etwa 5770 K da sie annahernd wie ein Planck scher schwarzer Korper bei einer Strahlungstemperatur von 6050 K strahlt Bei diesen Temperaturen liegt das Maximum der abgegebenen Energie im Bereich des sichtbaren Lichts Der Kernbereich eines Sonnenflecks die Umbra Kernschatten ist nur rund 4270 K heiss der ihn umgebende Hof die Penumbra Halbschatten etwa 5207 K Bei diesen niedrigeren Temperaturen sinkt die Strahlungsintensitat im sichtbaren Licht bereits deutlich ab in der Umbra auf etwa 30 Umbra und Penumbra erscheinen daher bei Beobachtung durch ein Sonnenfilter oder bei der Okularprojektion deutlich dunkler Ursache fur die Abkuhlung sind starke Magnetfelder welche die Konvektion und damit den Warmetransport aus dem Sonneninnern behindern Im sichtbaren Licht zeigen die Sonnenflecken daher die aktivsten Regionen auf der Sonne an Daruber hinaus kommt es bei einer hohen Anzahl von Sonnenflecken vor dass sich zwei benachbarte aber gegenlaufig gepolte Magnetfeldlinien neu verbinden Rekonnexion und die freiwerdende Energie in den Raum abgeben Eine sichtbare Variante sind die Flares Kommt es zu einem Strahlungsausbruch in Richtung Erde so kann dieser zu starken Storungen im Erdmagnetfeld fuhren und sogar den Betrieb von Satelliten oder elektrischen Anlagen auf der Erde beeintrachtigen Zudem erhoht solch ein Strahlungsausbruch die Wahrscheinlichkeit fur Polarlichter auch in gemassigten Breiten nbsp Typische Entwicklung einer grossen Fleckengruppe Typ A bis J nach Max Waldmeier Dissertation 1935Mit einem Messgerat des Solar and Heliospheric Observatory konnte die Schallgeschwindigkeit sowohl in der Umgebung von Sonnenflecken als auch bis in 24 000 km Tiefe gemessen werden Die Ursache der teils erheblichen Abweichungen ist bisher nicht geklart 3 In Jahren mit verminderter Fleckenanzahl verringert sich ebenfalls die Sonnenstrahlung um etwa 1 Die geringere Sonneneinstrahlung auf die Erde wahrend eines Fleckenminimums bewirkt eine Minderung der Oberflachentemperatur von bis zu 0 1 C 4 Regional konnen auch starkere Klimaschwankungen auftreten Die Jahre zwischen 1645 und 1715 das Maunder Minimum wahrend dessen keine Sonnenflecken beobachtet wurden fallen mit der Kleinen Eiszeit zusammen Neben verringerter vulkanischer Aktivitat und anderen Faktoren gilt die geringere Sonneneinstrahlung als Ursache fur die Abkuhlung jener Zeit 5 6 Mit der Schwankung der Sonnenaktivitat verandert sich auch die Ionosphare der Erde Dies hat Auswirkungen auf die Funkubertragung im Kurzwellenbereich Siehe auch Amateurfunk Sonnenflecken Gruppen Bearbeiten Sonnenflecken treten meistens in Gruppen auf beginnen aber als kleine Einzelflecken aus der Vereinigung mehrerer Konvektionszellen Granulen Sobald ein Einzelfleck wachst wird er zu einer magnetisch bipolaren Gruppe Typ B Manche Flecken wachsen weiter bilden die oben erwahnten Hofe Penumbra und werden dann als Typ C und Typ D bezeichnet Nach einigen Tagen bis Wochen bilden sie sich wieder zuruck Typ H und J Manche jedoch wachsen weiter und konnen sich als Typ E F oder G uber mehr als 200 000 km erstrecken Diese Riesengruppen konnen mehrere Monate bestehen bleiben und mit Flare Eruptionen einhergehen doch treten sie nur rund um die Zeit der Sonnenfleckenmaxima auf Anhand der Sonnenflecken kann man die Rotation der Sonne beobachten da sie sich auf der Oberflache mitbewegen Am Aquator rotiert die Sonne mit einer Umlaufdauer von 25 03 Tagen etwa 20 schneller als in Polnahe Dieses aus der Physik von Fluiden bekannte Phanomen heisst differentielle Rotation Die fur einen Beobachter auf der Erde scheinbare Umlaufdauer am Sonnenaquator betragt aufgrund des gleichsinnigen Umlaufs der Erde um die Sonne hingegen 26 87 Tage und wird als synodische Periode bezeichnet nbsp Sonnenfleck terrestrische Aufnahme nbsp Sonnenfleck aufgenommen von ALMA im Millimeterwellenlangenbereich nbsp Sonnenfleck vom 13 Dez 2006 O 20 000 km aufgenommen bei ca 400 nm nbsp Magnetfeld in der Umgebung eines Sonnenflecks nbsp Simulation von Magnetfeldlinien auf der SonneZyklen Bearbeiten nbsp Rekonstruierte Sonnenfleckenaktivitat der vergangenen 11 000 JahreDer Sonnenfleckenzyklus bezeichnet die Periodizitat in der Haufigkeit der Sonnenflecken Er beschreibt einen Zeitraum von durchschnittlich elf Jahren welcher nach Samuel Heinrich Schwabe auch als Schwabezyklus bezeichnet wird Im Fleckenminimum sind oft monatelang keine Flecken zu sehen im Sonnenfleckenmaximum jedoch Hunderte Innerhalb dieses Zyklus verandern die Fleckengebiete ihre heliografische Breite und die magnetische Polaritat so dass sie tatsachlich einem 22 jahrlichen Zyklus folgen Hale Zyklus nach George Ellery Hale Dauer eines Zyklus Bearbeiten Der 11 jahrliche Sonnenfleckenzyklus ist nicht exakt regelmassig Obwohl der Durchschnittswert 11 04 Jahre betragt treten auch Zyklen von 9 bis 14 Jahren auf Auch der Durchschnittswert variiert uber die Jahrhunderte die Sonnenzyklen im 20 Jahrhundert waren zum Beispiel mit 10 2 Jahren im Durchschnitt kurzer als die der vergangenen Jahrhunderte Der Verlauf des Maunder Minimums und weiterer Minima legt eine Variation der Gesamtintensitat der Sonne auf einer Zeitskala von mehreren 100 Jahren nahe Dies ist noch unbelegt weil die Aufzeichnungen noch nicht lange genug erfolgen Aus der 10Be Verteilung im Gronlandeis Eiskerndatierung schliesst man auf mehr als 20 extreme Sonnenminima innerhalb der letzten 10 000 Jahre 7 Auch der Verlauf des Zyklus selbst ist nicht konstant Der Ubergang vom Minimum zum Maximum der Sonnenaktivitat erfolgt umso schneller je hoher das Maximum sein wird Dies wurde zuerst 1935 von dem Schweizer Astronomen Max Waldmeier 1912 2000 postuliert Anders als beim steilen Anstieg nimmt die Anzahl der Sonnenflecken beim Ubergang zum Minimum jedoch nur langsam ab Nur im Falle eines sehr niedrigen Maximums sind An und Abstieg ungefahr gleich lang 8 Beginn und Ende eines Zyklus Bearbeiten nbsp Orts und zeitaufgeloste Variation des Magnetfeldes auf der SonnenoberflacheDen Beginn eines neuen Zyklus leitete man in der Vergangenheit aus dem Tiefpunkt der Zykluskurve ab Dank verbesserter Messtechnik ist es heute moglich die Magnetfeld Polaritat der Sonnenflecken zu bestimmen Ein neuer Zyklus beginnt wenn sich die Polaritat zusammengehoriger Flecken auf der Sonnenoberflache vertauscht Die Auflosung der Abbildung rechts ist zwar zu gering um den Zeitpunkt des Wechsels ablesen zu konnen jedoch ist die Vertauschung der Polaritat zwischen benachbarten Phasen deutlich zu erkennen Die Zyklen erhielten durch Rudolf Wolf eine fortlaufende Nummerierung beginnend im Jahre 1749 siehe Geschichte Derzeit befindet sich die Sonne im 25 Zyklus Eckwerte der letzten Sonnenzyklen Zyklus Nummer Beginn Jahr Monat Maximum Jahr Monat Sonnenfleckenrelativzahl 9 18 1944 02 1947 05 20119 1954 04 1957 10 25420 1964 10 1968 03 12521 1976 06 1979 01 16722 1986 09 1989 02 16523 1996 09 2000 03 13924 2008 01 10 2014 02 10225 2019 12 11 Wie bereits oben erwahnt haben die beiden Flecken einer bipolaren Gruppe eine unterschiedliche magnetische Ausrichtung ebenso wie die vorauslaufenden Flecken auf der Nordhalbkugel eine entgegengesetzte magnetische Ausrichtung zu denen der Sudhalbkugel haben Innerhalb eines Sonnenfleckenzyklus andert sich aber die Polaritat der vorauslaufenden Flecken nicht Diese wechselt erst mit dem nachsten Sonnenfleckenzyklus so dass ein vollstandiger Zyklus 22 Jahre umfasst Hale Zyklus Im 19 Jahrhundert und bis etwa 1970 wurde vermutet dass es noch eine etwa 80 jahrliche Periode Gleissberg Zyklus nach Wolfgang Gleissberg geben konne der sich in niedrigen Werten der Relativzahl R von 1800 bis 1840 und weniger deutlich 1890 1920 ausserte Neuere Forschungen sind von dieser Hypothese wieder abgegangen bzw erklaren die Schwankungen durch eine Art Super Konvektion Andere Hypothesen sprechen nicht nur vom 80 jahrlichen Zyklus sondern noch von einem zusatzlichen 400 jahrlichen Zyklus Dauer des An und Abstiegs nach Max Waldmeier Bearbeiten Nach der von Max Waldmeier entwickelten Eruptions Theorie 12 dauert der Abstieg vom Fleckenmaximum bis zum Minimum umso langer je hoher das Maximum war Dieser Zusammenhang heisst Waldmeier Effekt 13 Hingegen ist der Anstieg zu einem hohen Maximum kurzer als im Durchschnitt das Integral uber die Zeit d h die Flache unter der Aktivitatskurve ist fast konstant Zwar wurde Waldmeiers Hypothese durch die Entdeckung der Magnetfeld Storungen bei Sonnenflecken obsolet die Statistik der An und Abstiege trifft jedoch bis auf seltene Schwankungen zu Breiteneffekt Bearbeiten nbsp nbsp Das obere Diagramm zeigt die raumliche Verteilung und Grosse der Sonnenflecken der untere Graph die Anderung der Gesamtflache der Flecken Zu Beginn eines Sonnenfleckenzyklus bilden sich die ersten Flecken in etwa 30 40 heliografischer Breite nordlich und sudlich des Sonnenaquators Im Laufe der nachfolgenden Jahre verschieben sich die Entstehungsgebiete immer weiter Richtung Aquator Nach der Halfte des Zyklus ist die Sonnenaktivitat am hochsten und die Sonnenflecken entstehen etwa in 15 Breite Die Anzahl und flachenmassige Ausdehnung ist jetzt am grossten Zum Ende des Zyklus bilden sich vereinzelte Flecken in etwa 5 Breite und der Zyklus endet Gleichzeitig bilden sich aber in den hohen Breiten die ersten Flecken des nachsten Zyklus Tragt man die Verteilung auf den Breitengraden und die Ausdehnung der Flecken in ein Diagramm uber die Zeit ein Sporers Gesetz so entsteht das Schmetterlingsdiagramm ahnlich den geoffneten Flugeln eines Falters Aktive Langengrade und Flip Flop Zyklus Bearbeiten Bereits seit Anfang des 20 Jahrhunderts suchte man nach ausgezeichneten Langengraden in denen Sonnenflecken bevorzugt entstehen aktive Langengrade jedoch blieb die Suche lange Zeit erfolglos die gefundenen Langengrade variierten je nach Auswertungsmethode sowohl in Anzahl als auch in ihrer Lage zudem waren sie nicht uber langere Zeitraume bestandig Zu Beginn des 21 Jahrhunderts scheint sich die Situation jedoch zu andern Usoskin und Berdyugina untersuchten den Ansatz wandernder Langengrade und fanden zwei um 180 versetzte aktive Langengrade die der differentiellen Rotation unterliegen und sich uber den untersuchten Zeitraum von 120 Jahren nicht veranderten 14 Nachdem die Ergebnisse der ersten Veroffentlichungen als mogliche Artefakte der verwendeten Auswerte und Filtertechnik angezweifelt wurden konnten die Ergebnisse mittlerweile auch an den Rohdaten ohne weitergehende Filterung nachgewiesen werden 15 Die beiden aktiven Langengrade sind nicht gleichzeitig aktiv Die Aktivitat wechselt innerhalb einer Sonnenrotation von einem zum anderen die durchschnittliche Periode betragt hierbei 3 8 Jahre auf der Nordhalbkugel und 3 65 auf der Sudhalbkugel etwa ein Drittel des Schwabezyklus Diesen Zyklus der ab 1998 bereits bei der Aktivitat von Sternen entdeckt wurde nennt man auch Flip Flop Zyklus Quantifizierung der Sonnenflecken Bearbeiten nbsp Graph uber die Sonnenaktivitat 1975 2006 Die blaue Linie kennzeichnet die Zahl der Sonnenflecken und der elfjahrige Zyklus ist deutlich zu erkennen Sonnenflecken Relativzahl Bearbeiten Die Haufigkeit der Sonnenflecken wird seit langem durch die Relativzahl auch Wolf sche Relativzahl genannt definiert von Rudolf Wolf respektive Zurich Sunspot Number nach der Eidgenossischen Sternwarte in Zurich 16 erfasst Man zahlt die Einzelflecken Zahl f und addiert dazu das Zehnfache der Gruppenanzahl g wobei auch Einzelflecken Typ A und I als Gruppe gelten Die Ergebnisse der Zahlungen hangen vom jeweiligen Beobachter und dessen Instrumenten ab Daher mussen sie durch einen individuellen Korrekturfaktor k vergleichbar gemacht werden 17 Die resultierende einfache Masszahl der Sonnenaktivitat R k f 10 g displaystyle R k cdot f 10 cdot g nbsp bewahrt sich seit uber 100 Jahren ebenso gut wie die aufwendige Flachenmessung der Sonnenflecken maximal Promille der Sonnenflache Durch die einfache Berechnungsweise lasst sich R displaystyle R nbsp bis 1610 dem Jahr der Erfindung des Fernrohrs zuruckverfolgen Die Zentrale der Observatorien und vieler Amateurastronomen die diese taglichen Masszahlen meldeten war bis Ende 1979 die Eidgenossische Sternwarte in Zurich Seitdem werden die Daten u a beim Observatoire royal de Belgique gesammelt Die dort ansassige Organisation heisst S I D C Solar Influences Data Analysis Center In einem Minimumsjahr liegt R displaystyle R nbsp im Mittel unter 10 de facto 0 bis 3 kleine Flecken zur Zeit des Maximums steigen die Monatsmittel auf 60 bis 200 durchschnittlich etwa 5 bis 10 grossere Fleckengruppen Da jedoch die Sichtbarkeit von Flecken mit der Grosse des verwendeten Fernrohrs zunimmt wurde die Zurcher Formel entwickelt die sich auf ein Normteleskop bezieht Dadurch kommen manchmal seltsame Relativzahlen zustande z B bei einem einzelnen Fleck R 9 displaystyle R 9 nbsp statt beobachtet R 11 displaystyle R 11 nbsp was aber dem Wert der Masszahl keinen Abbruch tut Bereits mit einem kleinen Fernrohr von 5 bis 10 cm Apertur lassen sich Sonnenaktivitat und zyklus Rotation Schmetterlingseffekt und anderes gut beobachten siehe auch Sonnenbeobachtung Naturlich darf man nie durch ein ungeschutztes Fernrohr in die Sonne sehen das kann schwere Augenschaden bewirken Als professionelle Hilfsmittel zur gefahrlosen Beobachtung kommen spezielle Sonnenfilter oder spezielle Optiken Herschelkeil H alpha Filter zum Einsatz Am einfachsten ist es das Bild der Sonne auf weisses Papier zu projizieren indem das Okular um einige Millimeter herausgedreht und das Papier ein paar Dezimeter dahinter gehalten wird Okularprojektion Auch die Nordrichtung lasst sich so einfach feststellen weil das Bild durch die Erdrotation genau nach Westen wandert 10 7 cm Radio Flux Index Bearbeiten Hauptartikel Solarer Flux Die Fleckenrelativzahl korreliert sehr stark mit der Radiowellenstrahlung der Sonne bei 10 7 cm Wellenlange Die Strahlungsstarke wird als Radio Flux Index F10 7 bezeichnet Die Strahlungsdichte wird in W m Hz gemessen manchmal in Jansky angegeben meist aber in Solar Flux Units sfu 1 sfu 104 Jy 10 22 W m HzDer solare Flux eignet sich zur Messung der Sonnenaktivitat besser als die Sonnenfleckenrelativzahl da diese von der subjektiven manuellen Zahlung der Sonnenflecken abhangt 18 Er kann in die Sonnenfleckenrelativzahl und umgekehrt umgerechnet werden Klassifizierung BearbeitenWaldmeier Klassifikation Bearbeiten Vom Schweizer Astronomen Max Waldmeier Dissertation um 1935 stammt die Idee einer Einteilung der verschiedenen Typen und Grossen von Sonnenflecken in ein Schema welches auch die zeitliche Entwicklung wiedergibt Vom kleinen Einzelfleck Typ A siehe Bild bis zu riesigen schattierten Gebieten Typ E und Typ F und der anschliessenden Ruckbildung Kleine Flecken A entwickeln sich aus sogenannten Poren grossere Zellen der Granulation verschwinden aber oft wieder nach wenigen Stunden Bestehen sie etwas langer werden sie magnetisch bipolar Typ B oder C und konnen sich manchmal zu D oder E F weiterentwickeln und mehrere Wochen als bis zu 250 000 km lange Fleckengruppe bestehen bleiben Meist geht aber die Ruckbildung von B oder C Flecken direkt zu den Typen H oder J Stadien der Entwicklung Bearbeiten nbsp Sonnenfleck Zyklus 24 2013 19 Die lokale Verstarkung des Magnetfeldes behindert wie oben erwahnt den Warmetransport einiger Konvektionszellen Die dunklere Kornung dieser Granulen etwa 1000 K kuhler entwickelt sich zu einem Einzelfleck Typ A Manche davon verschwinden innerhalb einiger Tage andere entwickeln sich zu einer bipolaren Zweiergruppe B Aus ihnen konnen sich grossere Gruppen Typ C bis D mit Penumbra entwickeln die vereinzelt das Stadium E F mit bis uber 100 Flecken erreichen Die Ruckbildung dieser bis 200 000 km grossen Fleckengruppen siehe Titelbild zu kleinen Doppel und Einzelflecken H I erfolgt innerhalb einiger Wochen oder Monate Nach dieser Klassifikation von Max Waldmeier um 1940 werden also nicht alle der Kleinflecken vom Typ A B zu grosseren Fleckengruppen des Typs C und hoher sondern allenfalls zu kleinen Poren mit Penumbra Stadium H oder I Nur wenn sie sich zu den grossten Typen D E bzw F entwickeln konnen sie bei der Ruckbildung dunkle Doppelflecken mit Halbschatten werden Solche Zweiergruppen sind immer magnetisch unterschiedlich gepolt und auf der anderen Hemisphare genau umgekehrt Dies ist ein Hinweis auf grosse langsame Stromungen im Sonneninnern die auch den 11 Jahre Rhythmus bewirken Gruppe Typ E Bearbeiten Eine Sonnenfleckengruppe vom Typ E ist die zweitgrosste Entwicklungsstufe von bipolaren Fleckengruppen Sie kann nur bei hoher Sonnenaktivitat das heisst bei vielen Sonnenflecken mehrmals monatlich auftreten Typ E hat zahlreiche Einzelflecken 20 100 und wie Typ D F und G deutliche Halbschatten Dort betragt die Temperatur des Sonnengases durchschnittlich knapp 6270 K nur etwas uber 5270 K gegenuber 4270 K in den dunkelsten Teilen der Umbra Eine typische E Gruppe hat Ausmasse von 10 Erddurchmessern die Erde selbst wurde in manchem Einzelfleck verschwinden Gruppe Typ F Bearbeiten Eine Sonnenfleckengruppe vom Typ F ist die flachenmassig grosste aber nicht sehr haufige Entwicklungsstufe von bipolaren Fleckengruppen Ein Beispiel ist auf dem obigen Foto zu sehen Nach der Klassifikation von Max Waldmeier entwickeln sich nicht alle kleinen Sonnenfleckengruppen vom Typ A oder B zu grosseren Fleckengruppen des Typs C bis E weiter Bei genugend grosser Sonnenaktivitat d h bei vielen Magnetstorungen und Sonnenflecken entsteht Typ F aber haufig aus dem Typ E und setzt diesen voraus Typ F hat die grosste Anzahl von Einzelflecken bis zu etwa 200 und die maximale Flache von Halbschatten der Penumbra Dort ist die normale Temperatur des Sonnengases nur um etwa 500 bis 1000 K verringert gegenuber 2000 K in den dunkelsten Teilen der Umbra Nach etwa 2 10 Wochen bildet sich die Gruppe uber den Typ G oder H bis zum Verschwinden als Einzelfleck Typ I zuruck Weitere Einteilungen Bearbeiten In der Zeit von 1875 bis 1997 fuhrte das Royal Greenwich Observatory umfangreiche Sonnenbeobachtungen durch Die Sonnenflecken wurden mit 10 Kategorien in einzelne Flecken Paare Gruppen und deren Kombinationen unterteilt 20 Geschichte Bearbeiten nbsp Ein mit blossem Auge sichtbarer SonnenfleckManche Sonnenflecken sind so gross dass man sie mit dem blossen Auge etwa bei einem Sonnenuntergang sehen kann Aufzeichnungen daruber gibt es seit uber 2000 Jahren Beobachtungen von Anaxagoras etwa 467 v Chr kann man nicht eindeutig zuordnen Theophrastos v Eresos 4 3 Jh v Chr spricht in seinen Wetterzeichen eindeutig von einem Fleck auf der Sonne Aus China stammen Aufzeichnungen aus den Jahren 165 und 28 v Chr 21 Ein Sonnenfleck sei im Jahr 807 fur acht Tage auf der Sonne zu sehen gewesen berichtete Avicenna 22 Eine Beobachtung aus dem Jahr 1128 von Johannes von Worcester blieb unbeachtet da sich das damalige Weltbild nur eine makellose Sonne vorstellen konnte Eventuelle Flecken mussten daher Objekte zwischen Erde und Sonne sein wie etwa unentdeckte Planeten Monde oder Wolken In verschiedenen Epochen tauchten jedoch auch Vorstellungen auf die in den Sonnenflecken dunkle Locher schwimmende Schlacken oder kuhlere Stellen sahen Nach der Erfindung des Teleskops begann die systematische Beobachtung der Sonnenflecken Die alteste private Aufzeichnung aus dieser Zeit stammt vom 8 Dezember 1610 von Thomas Harriot Im Marz 1611 publizierte Johann Fabricius erstmals uber Sonnenflecken Langzeitbeobachtungen wurden unabhangig davon von Galileo Galilei und Christoph Scheiner durchgefuhrt Galilei schrieb im Jahr 1613 in seinen lettere solari von seinen in das Jahr 1611 zuruckreichenden Beobachtungen Scheiner entdeckte vom Turm der Heilig Kreuz Kirche in Ingolstadt am Vormittag des 21 Marz 1611 zusammen mit seinem Schuler Johann Baptist Cysat die Sonnenflecken Galilei vertrat schon fruhzeitig die heutige Ansicht dass die Flecken Strukturen der Sonnenoberflache seien nbsp Eine Darstellung der Sonne mit zahlreichen Sonnenflecken auf Seite 3 im ersten Kapitel des ersten Buches der Ars magna lucis et umbrae des Jesuiten Athanasius Kircher 1602 1680 in der in Amsterdam veroffentlichten ersten Ausgabe aus dem Jahr 1646 nbsp Veranderung der Haufigkeit von Sonnenflecken seit 1610Die Beobachtung von Sonnenflecken wurde danach wegen des Maunder Minimums von 1645 bis 1715 nur sporadisch durchgefuhrt Wahrend dieser 70 Jahre hatte die Sonne eine Phase geringer Sonnenfleckenaktivitat Etwa damals wurden die helleren Gebiete der Sonnenfackeln entdeckt Bereits im 18 Jahrhundert sprach der danische Astronom Christian Pedersen Horrebow die Vermutung aus dass manche Aktivitatserscheinungen in Bezug auf ihre Haufigkeit eine gewisse Periodizitat zeigen Im Goschen Bandchen Astrophysik von W F Wislicenus 1899 1 Auflage und 1909 3 Auflage von Hans Ludendorff uberarbeitet steht hierzu folgendes 1775 sprach Horrebow die Vermutung aus dass die Flecke in bezug auf die Haufigkeit ihres Erscheinens eine gewisse Periodizitat zeigen Diese Vermutung wurde im 19 Jahrhundert durch die Untersuchungen Schwabes bestatigt Christian Pedersen Horrebow 1718 1776 war wie sein Vater Peder Nielsen Horrebow 1679 1764 Direktor des Observatoriums in Kopenhagen welches bis 1861 im Rundetarn beheimatet war Die Anerkennung fur die Entdeckung der Zyklizitat der Sonnenfleckentatigkeit fiel jedoch dem anhaltischen Apotheker und Amateur Astronomen Samuel Heinrich Schwabe aus Dessau zu Aufgrund seiner alltaglichen Beobachtungen im Verlauf von 17 Jahren 1826 1843 bemerkte auch er dass die Haufigkeit der Sonnenflecken in einer rund 10 jahrlichen Tendenz periodisch schwankt 23 Schwabe unterbreitete daraufhin die Unterlagen und seine Schlussfolgerungen dem damaligen Direktor der Eidgenossischen Sternwarte in Zurich Rudolf Wolf der sie bestatigte nbsp Ein grosses Paar Sonnenflecken auf einer astronomischen Zeichnung des 19 Jahrhunderts Trouvelot 1881 Anhand Tausender weiterer Sonnenangaben und Bezeichnungen von Sonnenflecken aus dem Zeitraum vom 17 bis 19 Jahrhundert begann Rudolf Wolf damit die Periodizitat der Sonnenflecken uber das Jahr 1826 bis zu Galilei zuruckzurechnen Wolf rekonstruierte dadurch die statistische Entwicklung der Sonnenaktivitat von 1749 an genannt die Zurcher Zeitreihe Wolf nummerierte die Sonnenfleckenzyklen und wahlte als Startpunkt den 0 Zyklus mit seinem Maximum im Jahr 1749 Vorangegangene Zyklen erhielten negative Zahlen Aktuelles BearbeitenIm Oktober 2006 wurden die beiden STEREO Satelliten gestartet Mit ihnen konnte man die Sonne und die Wechselwirkung ihrer Teilchenausbruche und Felder mit der Magnetosphare der Erde erstmals dreidimensional beobachten Stereoeffekt Am 1 Oktober 2014 ging der Kontakt zur Sonde STEREO B nach einem Software Neustart verloren STEREO A ist Stand Mai 2022 weiterhin in Betrieb Ausserdem beobachten drei weitere Satelliten die Sonne seit 1995 das Solar and Heliospheric Observatory SOHO seit 2010 das Solar Dynamics Observatory SDO und seit 2020 der Solar Orbiter Siehe auch BearbeitenAstrophysik Sonnenfleckentheorie Erklarungsansatz der KonjunkturtheorieLiteratur BearbeitenJudit Brody The enigma of sunspots A story of discovery and scientific revolution Floris Books Edinburgh 2002 ISBN 0 86315 370 4 Michael Stix The Sun An Introduction 2nd edition corrected 2nd printing Springer Berlin u a 2004 ISBN 3 540 20741 4 John H Thomas Hrsg Sunspots Theory and observations Kluwer Dordrecht u a 1992 ISBN 0 7923 1852 8 NATO ASI series Series C Mathematical and physical sciences 375 John H Thomas Nigel O Weiss Sunspots and Starspots Cambridge University Press Cambridge 2008 ISBN 978 0 521 86003 1 Cambridge Astrophysics Series 46 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Sonnenfleck Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Sonnenflecken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Sonnenfleckenzyklen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Was sind Sonnenflecken und Sonnensturme aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 18 Juli 1999 Solar Cycle Progression and Forecast des NASA Space Environments Teams mit einer aktuellen Prognose zum 25 Sonnenfleckenzyklus Klassifikation nach Waldmeier VdS Fachgruppe Sonne weltweites Amateur Sonnenbeobachtungsnetz Elfjahreszyklus bestatigt Sonnenaktivitat fur fast 1000 Jahre rekonstruiertEinzelnachweise Bearbeiten J Bennett M Donahue et al Astronomie Die kosmische Perspektive Hrsg Harald Lesch 5 aktualisierte Auflage 1170 S Kapitel 14 Pearson Studium Verlag Munchen 2010 Jing Li Roger K Ulrich Long term measurements of sunspot magnetic tilt angles Four Years of SOHO Discoveries Seite 8 PDF 5 4 MB A P Schurer u a Small influence of solar variability on climate over the past millennium In Nature Geoscience 2015 doi 10 1038 NGEO2040 Mike Lockwood Solar Influence on Global and Regional Climates In Surveys in Geophysics 2012 Kap 6 doi 10 1007 s10712 012 9181 3 englisch link springer com Causes of Change in Large Scale Temperature over the Past Millennium In Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC Hrsg Funfter Sachstandsbericht AR5 2013 10 7 1 Solar irradiance and Grand Minima Memento vom 25 Mai 2009 im Internet Archive Joachim Herrmann dtv Atlas Astronomie dtv Verlagsgesellschaft Munchen 15 Auflage 2005 ISBN 3 423 03267 7 Sonnenfleckenrelativzahlen Solar Cycle 24 begins on January 4 2008 NASA abgerufen am 31 August 2009 Hello Solar Cycle 25 Analysis determines we are in Solar Cycle 25 NOAA 15 September 2020 abgerufen am 8 April 2021 M Waldmeier 1935 Dissertation an der ETH Zurich vgl auch Max Waldmeier Neue Eigenschaften der Sonnenfleckenkurve In Astronomische Mitteilungen der Eidgenossischen Sternwarte Zurich Band 14 1935 S 105 136 harvard edu Volltext online Ashok Ambastha Physics of the Invisible Sun Instrumentation Observations and Inferences CRC Press 2020 ISBN 978 1 00 076071 2 Kapitel 4 7 5 The Waldmeier Effect S 105 106 S V Berdyugina I G Usoskin Active longitudes in sunspot activity Century scale persistence A amp A 2003 405 1121 1128 S V Berdyugina I G Usoskin J Poutanen Preferred sunspot longitudes non axisymmetry and differential rotation A amp A 2005 441 347 352 Zurich Sunspot Number astronomy swin edu au Semper Sternwarte Collegium Helveticum Uber uns auf collegium ethz ch Hans Ulrich Keller Kompendium der Astronomie Einfuhrung in die Wissenschaft vom Universum Kosmos 2019 Kapitel 4 1 Die Sonne Seite 99 Measuring Energy from the Sun In Space Today Online Abgerufen am 31 August 2009 NASA Willis D M Davda V N Stephenson F R Comparison between Oriental and Occidental Sunspot Observations Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society Vol 37 1996 Jaques Gernet Die chinesische Welt Suhrkamp Frankfurt am Main 1997 S 574 Linton S 228 Sonnenbeobachtungen im Jahre 1843 Schwabe 1843 nbsp Dieser Artikel wurde am 29 Juli 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4181827 1 lobid OGND AKS LCCN sh85130491 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonnenfleck amp oldid 234014043 Zyklen