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Das Seebad Mariendorf war ein Freibad das von 1876 bis 1950 im heutigen Berliner Ortsteil Mariendorf existierte Es gehorte zur Zeit seiner Errichtung zum Kreis Teltow und wurde erst 1920 nach Gross Berlin eingemeindet 1953 wurden die Badeeinrichtungen zugunsten einer Wohnbebauung beseitigt Es lag an der Sudseite der Ullsteinstrasse Haupteingang zwischen dem Mariendorfer Damm und der Rathausstrasse durchgehend bis zur Markgrafenstrasse Das Seebad wurde 1872 von Adolf Lewissohn gegrundet fast 30 Jahre vor dem Bau des 1906 eroffneten Teltowkanals Seebad Mariendorf Das Wohnhaus stand an der heutigen Ullsteinstrasse links neben ihm der Haupteingang Der baumumstandene Karpfenteich liegt rechts vor dem Wohnhaus und ist verdeckt Rechts vom Steg der Teil fur Schwimmer hinten Mitte der Sprungturm Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Geschichte 2 1 Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 2 2 Klagen auf Wiedergutmachung nach dem Zweiten Weltkrieg 2 3 Das Ende des Seebades 2 4 Ehrung und Erinnerung 2 5 Relikte 3 Literatur und Quellen 4 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Anzeige der Tempelhofer Eiswerke von Lowynsohn bei Mariendorf 1876 nbsp Im Juli 1881 wird im Berliner Tageblatt uber einen todlichen Badeunfall im Seebad berichtet nbsp Erwahnung der Bade und Schwimmanstalt von Lowisson 1887 zur Eroffnung der Pferdebahnlinie zwischen Tempelhof und Mariendorf nbsp Ebenfalls 1887 wurde uber den Diebstahl von 80 Badehosen und samtlicher Likorflaschen aus der Lewissohn schen Badeanstalt berichtet nbsp Das Wohnhaus der Lewissohns und weiter hinten der Eingang des Seebad Mariendorf von der Germelmannbrucke aus gesehen nbsp Die Reste der Steingrotte auf dem Gelande des Seniorenzentrums an der Ullsteinstrasse 2011 nbsp Der Zierteich auf dem Gelande des Seniorenzentrums an der Ullsteinstrasse 2011An dieser Stelle wie auch an vielen Stellen des spateren Teltowkanals befanden sich viele Tumpel und Teiche Im Jahr 1871 kaufte Salomon Lewissohn geb 5 August 1805 gest 18 April 1876 der Vater von Adolf Lewissohn das Grundstuck vom Rittergut Tempelhof Das Grundstuck am ehemaligen Grenzweg ab 1907 Burggrafenstrasse ab 1927 Ullsteinstrasse und wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Zastrowstrasse bis 1949 hatte eine Grosse von 9 5 Morgen dies entspricht etwa 2 4 Hektar rund 24 000 m Adolf Lewissohn geb 6 Juli 1852 in der Tempelhofer Dorfstrasse gest 14 November 1927 in Mariendorf liess 1872 die von seinem Vater gekauften Wiesen und Wasserflachen von Sumpfpflanzen reinigen und ausbaggern Er hat erheblich zur Eroffnung der Anlage beigetragen Um 1872 wurde ein zweigeschossiges Wohnhaus neben dem Grundstuck am Grenzweg errichtet und zu einem Restaurant ausgebaut Im Sommer 1876 wurde dann die Badeanstalt eroffnet Die dort befindlichen Teiche wurden in den Wintermonaten zur Eisernte genutzt das heisst es wurde Natureis auf Vorrat gehalten Wahrend der Eisernte waren die Lewissohnschen Eiswagen eine alltagliche Erscheinung im Berliner Strassenbild Als Hochstleistung sollen an einem Tag 500 Fuhren nach Berlin gerollt sein Adolf Lewissohn war auch kommunalpolitisch tatig Mehrere Jahrzehnte war er die erste Hand des Tempelhofer Burgermeisters Friedrich Mussehl geb 23 November 1855 in Lychen gest 24 Dezember 1912 in Tempelhof So gelang ihm zum Beispiel der Verkauf eines grossen Areals zwischen dem nordlichen Mariendorf und Sudende das sich im Besitz verschiedener Eigentumer befand an die Imperial Continental Gas Association die 1901 darauf das Gaswerk Mariendorf errichtete Dieses ubernahm die Versorgung des sudlichen Berliner Raumes und war ausserdem damit bis 1912 der grosste Steuerzahler Mariendorfs Durch diese Einnahmen konnten unter anderem in der Rathaus Ecke Kaiserstrasse 1905 das Rathaus zerstort im Zweiten Weltkrieg und 1911 das Eckener Gymnasium sowie Gemeindestrassen erbaut werden Ausserdem war Lewissohn behilflich beim Verkauf und der Erschliessung des Gelandes am Teltowkanal zur Industrieansiedlung Fast jedes Jahr wurden die Wasserbecken und die Parkanlagen erweitert oder umgestaltet Es wurde eine Sportbahn angelegt die eine Lange von 130 Meter hatte wie es den damaligen Wettkampfbestimmungen entsprach Ein Riesen Wasserbecken wurde gebaut und mit Beton umgeben Ausserdem wurde ein 60 Meter tiefer Brunnen angelegt Der Brunnen hatte eine elektrisch betriebene Pumpe was zur damaligen Zeit sehr beachtlich war Es konnte auch wahrend des Badebetriebes Frischwasser zu und verbrauchtes Wasser abgefuhrt werden Damals hiess es in der Werbung dies sei die grosste und schonste Badeanstalt von Gross Berlin mit standigem Zu und Abfluss Geschichte BearbeitenDas Seebad diente nicht nur dem Freizeitvergnugen es wurde auch von Schulen und Vereinen fur Schwimmunterricht und Schwimmtraining Kurse fur Rettungsschwimmer sowie Wettkampfveranstaltungen genutzt Die Deutschen Schwimmmeisterschaften 1911 wurden im Seebad ausgetragen am 2 Juni 1912 fanden hier Ausscheidungskampfe fur die Olympischen Sommerspiele in Stockholm statt Wahrend des Ersten Weltkriegs und danach bis zum Jahr 1919 wurden das neue Wohn und Restaurantgebaude als Kriegslazarett genutzt und durch den Bau von zusatzlichen Baracken gegenuber vom Seebad direkt am Teltowkanal konnten bei voller Belegung 400 Kranke und Verwundete versorgt werden 800 Insassen sollen wahrend der gesamten Zeit dort verstorben sein In den 1920er Jahren wurden an heissen Sommertagen taglich bis zu 4000 Badegaste gezahlt Die Restaurant und Saalbauten mit entsprechenden Kucheneinrichtungen ermoglichten die Durchfuhrung von Verbandsfesten mit bis zu 7000 Personen In den Teichen der Parkanlage waren neben riesigen Goldfischen auch bis zu 60 Jahre alte und 15 Kilogramm schwere Karpfen einige tummelten sich auch in den Schwimmabteilungen Auf dem Karpfenteich waren auch Enten zu Hause Die daneben angelegte Grotte und das sogenannte Freiwild Aquarium waren eine besondere Sehenswurdigkeit im Seebad Mariendorf Der Karpfenteich einschliesslich Grotte war durch einen breiten Holzsteg von den Badebecken abgetrennt die ihrerseits durch einen Holzsteg in Schwimmer und Nichtschwimmer unterteilt waren Die Wande der Schwimmbecken bestanden aus Beton der Boden aus Sand Es gab einen holzernen Sprungturm mit Drei Meter Brett und holzerne Umkleidekabinen Als Liegeflachen dienten Holzroste auf dem breiten Steg zum Karpfenbecken sowie eine viereckige Flache mit strandartigem Sand an der Grundstucksgrenze zur Markgrafenstrasse Am 14 November 1927 starb Adolf Lewissohn im 76 Lebensjahr nach langer und schwerer Krankheit Ebenfalls im November 1927 fand in den Festraumen des Seebades die Grundungsversammlung des Mariendorfer Reichsbanners statt Als Festredner sprach an diesem Tag der von den Nationalsozialisten spater ermordete SPD Landtagsabgeordnete Erich Kuttner Zu dem Festakt erschienen unter anderem auch der Tempelhofer Lokalpolitiker und spatere Burgermeister Otto Burgemeister und der ehemalige Berliner Polizeiprasident Wilhelm Richter Am 13 Dezember 1930 hielt der ehemalige Innenminister in Preussen und Berliner Polizeiprasident Albert Grzesinski eine umstrittene Rede 1 im Seebad Er hatte 1929 politisch als Innenminister den Blutmai in Berlin zu verantworten Zum 60 jahrigen Bestehen des Seebades wurde im Juli 1932 eine Festwoche durchgefuhrt Es gab allabendlich unter anderem Rundfunkdarbietungen und Kinderfeste Das Motto lautete Seebad in Flammen Der Grunder des Seebades hat dies nicht mehr erlebt Ihm zur Erinnerung war anlasslich seines ersten Todestages am 14 November 1928 im Privatpark der Familie ein Gedenkstein von seiner Tochter gewidmet worden Der Verbleib des Steines ist heute unbekannt Nach dem Jubilaum erschien am 12 August 1932 ein Artikel in der Tempelhof Mariendorfer Zeitung in dem erwahnt wurde dass auf Einladung von Helene Lewissohn geb 18 Juni 1874 gest 17 April 1957 der einzigen Tochter und Erbin von Adolf Lewissohn hundert altere und bedurftige Frauen aus Mariendorf kostenlos mit Kaffee und Kuchen im Seebad bewirtet wurden und dass es ihnen unmoglich war die gespendeten Kuchenberge und Kaffeemengen zu verbrauchen Diese hochherzige Tat hat ein bleibendes Denkmal in den Herzen der Eingeladenen geschaffen und die alten Damen dankten es ihr mit Tranen in den Augen Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 Bearbeiten Im Jahr 1933 begann der Prozess der Arisierung des Seebades Als erster Nutzer ubernahm der Reichsluftschutzbund RLB spatestens im September 1933 Raume auf dem Seebadgrundstuck und zahlte fur diese als Nutzung einer Bezirksluftschutzschule im Gegensatz zu den bisherigen Nutzern u a das ehemalige Polizeirevier 202 keine Miete Ab April 1934 war ein gerichtlich bestellter Zwangsverwalter fur das gesamte Grundstuck tatig Helene Lewissohn verkaufte im Juli 1934 an den Gastwirt Paul Hilgner ein rund 9300 m grosses Grundstuck den ostlichen Teil mit allen Baulichkeiten und Maschinen fur 115 000 Mark kaufkraftbereinigt in heutiger Wahrung rund 583 000 Euro Nach Abzug aller Verbindlichkeiten die aufgelaufen waren erhielt Frau Lewissohn einen Betrag von lediglich 151 25 Mark Hilgner wurde am 23 August 1933 in die NSDAP aufgenommen und war bis Anfang 1936 ordentliches Mitglied als er durch ein burokratisches Versehen nicht in der Zentralkartei registriert wurde Das Wiederaufnahmeverfahren zog sich aber so sehr in die Lange dass er 1937 nicht wieder aufgenommen wurde weil mittlerweile fur Freimaurer die Zugehorigkeit zur NSDAP ausgeschlossen wurde Bis November 1932 war Hilgner Mitglied der Logenvereinigung Blucher von Wahlstadt gewesen Als wesentlicher Urheber fur die Herabsetzung des Kaufpreises auf einen so niedrigen amtlichen Schatzpreis wird unter anderem das NSDAP Mitglied Carl Pollesch vermutet der seit Juli 1933 in Tempelhof Staatskommissar fur das bezirkliche Finanzwesen und ab 1937 Bezirksburgermeister war Die C Lorenz AG pachtete ab 1937 den Grundstucksteil von Paul Hilgner als Kameradschaftsheim und lagerte dort auch betriebliche Unterlagen des Konzerns ein Im Jahr 1939 wurde auch der bei Helene Lewissohn verbliebene westliche Teil mit dem Seebad am 28 Februar zwangsversteigert Kauferin des auf 50 000 Mark taxierten Grundstucks wurde Franziska Theuerkauf die zuvor zwei auf dem Grundstuck lastende Hypotheken mit hohem Damnum also zu einem wesentlich geringeren Preis erworben hatte Ihr Sohn der Kaufmann Friedrich Theuerkauf war bereits seit April 1933 bekennendes NSDAP Mitglied und sie bezahlte fur das 12 000 m grosse Grundstuck mit dem Seebad 60 000 Mark Das Gutachten eines Architekten im Jahr 1932 bezifferte den Wert noch auf 294 000 Mark Die C Lorenz AG gab 1942 das Kameradschaftsheim wieder auf und die Wehrkreisverwaltung richtete dort ein Reservelazarett ein Im Zweiten Weltkrieg diente das Seebad als Hilfskrankenhaus 2 fur das Reservelazarett 122 das heutige Wenckebach Krankenhaus wobei hier zusatzliche Verwundete der Abteilung fur Kieferverletzte untergebracht wurden Mit der Adresse Zastrowstrasse 163 befand sich auf dem Gelande des Schwimmbads ein Zwangsarbeiterlager 3 das bei einem Luftangriff am 1 Marz 1943 getroffen und beschadigt wurde Betreiber des Lagers war die 1925 gegrundete ORMIG Organisations Mittel GmbH die auf der anderen Seite des Teltowkanals in der Wolframstrasse 87 91 in Tempelhof ihren Sitz hatte Die Belegung des Lagers wurde mit 95 Personen sowjetische Zwangsarbeiterinnen und belgische Zwangsarbeiter angegeben mindestens drei Frauen aus dem Lager brachten in der Frauenklinik Neukolln Kinder zur Welt 4 Die Firma ORMIG bestand in Tempelhof noch weiter bis Ende der 1980er Jahre seit der Berlin Blockade unterhielt sie in Bad Oeynhausen eine Zweigfabrik und ein Auslieferungslager Dort wurde sie mit der ORMIG Organisationsmittel GmbH Werk Oeynhausen zusammengefuhrt und ist 1991 erloschen Klagen auf Wiedergutmachung nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Auf Antrag der ehemaligen Besitzerin Helene Lewissohn wurde 1948 von der Treuhandstelle fur judisches und polnisches Vermogen in Gross Berlin zur Abwicklung der laufenden Geschafte eine Verwalterin fur das Grundstuck der Hilgners eingesetzt Das Grundstuck fiel unter das Gesetz Nr 52 der Alliierten Kommandantur uber Vermogen das unter Zwang oder Drohung ubertragen oder dem Besitzer rechtswidrig entzogen wurde Der Einspruch der Hilgnerschen Rechtsanwalte dagegen scheiterte die Alliierten verwiesen auf die Entscheidung der insgesamt sechs Wiedergutmachungsverfahren zur Ruckerstattung die sich gegen vier Pachter oder Besitzer der Grundstucke nebst Nutzung und das Inventar des Restaurants bezogen Diese Verfahren richteten sich gegen den mittlerweile am 1 Marz 1947 verstorbenen Paul Hilgner und seine Ehefrau Margarete Franziska Theuerkauf Heinrich Ditze und Willi Gummelt 5 Anfang 1952 endete ein Wiedergutmachensverfahren das seit 1950 zur Ruckerstattung der Grundstucke und Bebauung gefuhrt wurde mit einem Vergleich uber 1000 Mark bevor es zu einem formlichen Gerichtsverfahren kam Die inzwischen mittellose Frau Lewissohn beantragte zuvor zweimal erfolglos fur die Tatigkeit eines Anwalts das Armenrecht Das Kammergericht befand die Erfolgsaussichten des Ruckerstattungsantrages vor Urteilsfindung des Landgerichts als nicht hinreichend beurteilt Auch die anderen Verfahren um die Grundstucke Ullsteinstrasse 154 156 und 160 164 wurden 1953 durch Zuruckziehung des Erstattungsanspruchs oder Gerichtsurteil ohne Entschadigung beendet Im selben Jahr wurden dann noch erfolglos die Prozessgebuhren uber 166 10 Mark fur das Widerspruchsverfahren gegen das Kammergericht durch eine Zwangsvollstreckung bei Frau Lewissohn eingefordert sie hatte aber mittlerweile den Offenbarungseid geleistet Das Ende des Seebades Bearbeiten Nach dem Kriegsende ging der Bade und Schwimmbetrieb mit Unterbrechungen und verschiedenen Pachtern bis Anfang der 1950er Jahre weiter Das Reservelazarett und die Lorenz AG raumten das Gelande und die Gebaude des inzwischen stark heruntergekommenen Seebads bis zum 30 September 1945 Im Mai 1946 wird das Seebad Mariendorf als eines der vier wieder geoffneten Freibader im amerikanischen Sektor erwahnt 6 Am 20 Oktober 1946 gab es in Berlin seit uber 13 Jahren die ersten freien Wahlen zur Stadtverordneten und Bezirksverordnetenversammlung Am 13 Dezember 1946 fand die erste Bezirksverordnetenversammlung BVV statt und die 40 Mitglieder wahlten Jens Nydahl zum Burgermeister von Tempelhof Die ersten Sitzungen der Entnazifizierungskommission fur Tempelhof fanden ebenfalls hier statt Da das Rathaus Tempelhof Kriegsschaden aufwies wurden im Gelande des Seebades Abteilungen u a die Baupolizei und das Lebensmittelkartenamt untergebracht sodass die Badeanstalt erst einmal schliessen musste Anfang 1947 wurde zwischen dem Bezirksamt und der Frau des verstorbenen Besitzers Margarete Hilgner ein Pachtvertrag fur die Dauer von funf Jahren unterschrieben Ausserdem mietete der Orden Odd Fellows den ehemaligen Festsaal fur anderthalb Jahre auch Paul Hilgner war in der Loge Mitglied gewesen Das Amtsgericht Tempelhof Kreuzberg nutzte bis Mai 1947 das Restaurant und Veranstaltungsgebaude als Dienststelle da dessen Amtsgebaude in Berlin Kreuzberg schwere Kriegsschaden aufwies In den Jahren 1946 und 1947 fanden im Seebad Mariendorf auch Kunstausstellungen statt Im August 1946 zeigte das bereits Ende Mai 1945 von Cuno Fischer gegrundete Berliner Kulturkollektiv in Zusammenarbeit mit dem Tempelhofer Volksbildungsamt u a Werke von Otto Mueller Erich Heckel Franz Heckendorf Bertold Haag Horst Strempel und Lidy von Luttwitz 7 Im Oktober 1947 veranstaltete der Tempelhofer Bezirksausschuss des FDGB eine Ausstellung im Rahmen einer Kulturwoche und zeigte u a Werke von Sella Hasse Ottilie Ehlers Kollwitz und Bruno Skibbe 8 Im Juni 1950 wurde das gesauberte Bad durch Burgermeister Otto Burgemeister feierlich wiedereroffnet endete aber mit dem Abbaden des in Tempelhof beheimateten Schwimmvereins BSV Friesen 1895 e V im September 1950 Versuche es wieder zu eroffnen scheiterten Im Mai 1951 wurde im Tempelhofer Pohlezettel berichtet dass der Pachter die Auflagen zur Verbesserung der hygienischen Verhaltnisse wohl nicht erfullen kann und es somit keinen Badebetrieb mehr gibt Gefordert wurden unter anderem die Bereinigung des Untergrunds und Zementierung oder Beschuttung mit Kies sowie die Erzielung einer genugenden Sichttiefe zur Rettung Ertrinkender und eine genugende Frischwasserzufuhr Von der Trennung des Karpfenteichs vom Schwimmbecken wurde aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Pachters Abstand genommen Ahnliche Anforderungen wurden auch an die Planschbecken gestellt durch die in grossem Masse Krankheiten ubertragen worden sein sollen auch die Kinderlahmungsepidemie 1948 1949 hatte dort ihren Anfang genommen Bereits im September 1949 hatte der Bezirk Tempelhof deswegen Kindern bis 14 Jahren das Baden im Seebad Mariendorf der Badeanstalt im Werner Werk Marienfelde und den Planschbecken des Bezirks verboten 9 Am 17 Juni 1951 fand im Garten des Seebades an den See Terrassen eine Modenschau statt die anliegende Geschafte und Firmen aus Tempelhof veranstalteten Zu diesem Anlass berichtete Der Tempelhofer davon dass wohl seit vielen Jahren das erste Mal wieder ein guter Besuch stattfand Im Jahr 1952 gab es durch den damaligen Jugendstadtrat Rudolf Dumchen den Versuch die Gebaude als Haus der Jugend zur Nutzung durch die Jugendforderung zu erhalten diese Plane wurden aber nicht realisiert Am 29 August 1952 fand die letzte Sportveranstaltung in den Raumen des Seebades statt der TSV Tempelhof Mariendorf hatte einen Wettkampf organisiert in der Amateur Boxer aus Berliner Vereinen in unterschiedlichen Gewichtsklassen kampften Das Technische Hilfswerk nutzte 1953 das Seebad als Ubungsgelande 10 Die Schwimmbecken und der Karpfenteich wurden zugeschuttet und die Bauwerke der Badeanstalt abgerissen Ab 1954 wurde das Gelande obwohl es noch genug Trummergrundstucke in Berlin gab die unbebaut waren mit mehreren Wohnhausern bebaut 11 12 und im einzig vom Seebad ubrig gebliebenen Wohnhaus der Lewissohns wurde am 23 Dezember 1954 das Hospital Margaretenheim eroffnet Das Hospital hatte 104 Betten hauptsachlich fur Frauen zur Verfugung die Mannerabteilung umfasste nur elf Betten Der Umbau erfolgte auch mit Hilfe offentlicher Mittel da das Bezirksamt Tempelhof an dem Unternehmen ein starkes Interesse hatte und es forderte um die Krankenhauser von Patienten in der Geriatrie zu entlasten 13 Am 17 April 1957 verstarb Helene Lewissohn die zuletzt ab vermutlich 1952 in einer Wohnung in der Pruhssstrasse 79 lebte im Wenckebach Krankenhaus in Tempelhof Beerdigt wurde sie im Urnengrab ihrer Eltern auf dem Friedhof Mariendorf II in der Friedenstrasse Das Grab wurde 30 Jahre nach ihrer Bestattung eingeebnet einen Hinweis auf die Familie Lewissohn sucht man jetzt im Bezirk Tempelhof Schoneberg oder dem Ortsteil Mariendorf vergeblich Das ehemalige Wohnhaus der Lewissohns wurde dann vermutlich spatestens Anfang der 1980er Jahre abgerissen als das Krankenheim Tempelhof auf dem Grundstuck Ullsteinstrasse 159 neu erbaut wurde Eroffnung 1983 Ehrung und Erinnerung Bearbeiten Es gibt seit 2016 eine Initiative den Bau des neuen Multifunktionsbades in Mariendorf am Ankogelweg nach Helene Lewissohn zu benennen 14 Am 13 September 2016 stellte die Fraktion der Linken gemeinsam mit der Fraktion der SPD in der BVV Tempelhof Schoneberg dazu den Antrag 15 Aufgrund dessen wurde in der Sitzung am 16 November 2016 gegen die Stimmen der AfD Fraktion beschlossen 16 sich beim Bezirksamt und den zustandigen Stellen dafur einzusetzen dass der Name der Familie Lewissohn eine offentliche Wurdigung in Mariendorf erfahrt 17 Am 20 Marz 2019 wurde ein weiterer Antrag zum Leben und Wirken der Familie Lewissohn in die BVV Tempelhof Schoneberg eingebracht durch eine Wanderausstellung zur Sportgeschichte in Mariendorf soll das Gedenken an Adolf und Helene Lewissohn wachgehalten werden 18 2021 wurde im Tempelhof Museum in der Sonderausstellung Kommt schwimmen Das Seebad Mariendorf 1876 1950 an die Geschichte des Seebads und an Adolf Lewissohn und seine Tochter Helene Lewissohn erinnert 19 Relikte Bearbeiten Einige alte Baume ein ubrig gebliebener Rest der von Adolf Lewissohn erbauten Grotte aus Findlingen sowie ein neu angelegter kleiner Zierteich sind noch auf dem Gelande des heutigen Seniorenzentrums an der Ullsteinstrasse vorhanden Im Eingangsbereich des Seniorenzentrums erinnert die grossformatige Replikation einer Postkarte von einer Fotografie Anfang des 19 Jahrhunderts an das ehemalige dort vorhandene Seebad Literatur und Quellen BearbeitenRudolf Szagun Das Seebad Mariendorf 1989 Matthias Heisig Vom Eiswerk Lewisson zum Krankenheim Tempelhof Das Seebad Mariendorf als Ort der Geschichte in Matthias Heisig Sylvia Walleczek Hrsg Tempelhofer Einblicke Berlin 2002 ISBN 3 932482 97 2 S 202 233 Krankenheim Tempelhof In Berliner Abendblatt 11 Juni 2003 Archiv des BSV Friesen 1895 e V Vom Margaretenheim zum Seniorenzentrum an der Ullsteinstrasse in Mariendorf 25 jahriges Jubilaum im Jahr 2008 S 10 Uta Maria Brauer Jost Lehne Baderbau in Berlin architektonische Wasserwelten von 1800 bis heute Berlin 2013 ISBN 978 3 86732 129 7 S 95 f Einzelnachweise Bearbeiten Albert Grzesinski Papers 1915 1937 International Institute of Social History Amsterdam Karl Schuchardt Leben und Werk Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Zahnmedizin Hamburg 2001 Lagerdatenbank Dokumentationszentrum NS Zwangsarbeit Tempelhof Lagerstandorte 35 Mariendorf Zastrowstr 163 Aktenzeichen 2 WGA 662 50 bis 2 WGA 666 50 und 8 WGA 1116 50 WGA Datenbank Wohin im Sommer In Neue Zeit 12 Mai 1946 S 5 Landschaft im Sommer Kunstausstellung des Berliner Kulturkollektivs in Berliner Zeitung 26 August 1946 S 3 Kunst in Tempelhof In Neues Deutschland 23 Oktober 1947 S 4 Kleine Berliner Chronik In Berliner Zeitung 1 September 1949 S 8 Technisches Hilfswerk Landesverband Berlin Historische Sammlung Bebauungsplan VIII 49 5 vom 15 Oktober 1961 PDF 996 kB Bebauungsplan VIII 111 vom 25 September 1969 PDF 728 kB Der Tempelhofer Pohlezettel Nr 28 vom 9 Juli 1955 Familie Lewissohn und das Seebad Mariendorf schwimm blog berlin de Antrag Neues Multifunktionsbad nach Helene Lewissohn benennen PDF Auszug Neues Multifunktionsbad nach Helene Lewissohn benennen Drucksache 1997 XIX Drucksache 1076 XX Gedenken an Adolf amp Helene Lewissohn wachhalten Sportgeschichte in Mariendorf erinnern Sonderausstellung Kommt schwimmen Das Seebad Mariendorf 1876 1950 19 Mai bis 10 Oktober 2021 im Tempelhof Museum52 45159 13 38227 Koordinaten 52 27 5 7 N 13 22 56 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seebad Mariendorf amp oldid 231044419