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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Sudende Begriffsklarung aufgefuhrt Sudende ist eine Ortslage im Berliner Ortsteil Steglitz des Bezirks Steglitz Zehlendorf Das als Villenkolonie angelegte Stadtviertel wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollstandig zerstort und ab Ende der 1950er wieder aufgebaut Typische Wohnstrasse in Sudende Buhrowstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Gebaude 4 PaReSu 5 Personlichkeiten 6 Bevolkerungsentwicklung 7 Verkehr 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Ausdehnung von Sudende betragt ziemlich genau 1400 Meter in Nord Sud Richtung und einen Kilometer in West Ost Richtung Der niedrigste Punkt liegt 47 9 m der hochste 64 9 m u NHN Die historischen Grenzen Sudendes bilden im Norden das heutige Sommerbad am Insulaner im Westen eine beinahe gerade Linie die zunachst zwischen Oehlertring und Munsterdamm verlaufend zwischen den Grundstucken Hanstedter Weg 4 und 6 sowie Steglitzer Damm 69 und 71 hindurch die Borstellstrasse Benzmannstrasse und Stephanstrasse uberquerend bis zu den Grundstucken Brandenburgische Strasse 12 verlauft Von hier aus bildet die jeweilige Verlangerung der Mitte des Schunemannweges in beide Richtungen die Sudgrenze Sudendes bis sie in ostlicher Richtung in Hohe der Rottweiler Strasse auf das Maulbronner Ufer stosst Die Ostgrenze schliesslich bildet die Trasse der Dresdener Bahn GebietszugehorigkeitSudende war ursprunglich Teil der Gemarkung Mariendorf Kreis Teltow sudlich der damaligen Stadt Schoneberg Mit der Bildung von Gross Berlin im Jahr 1920 wurde Sudende als eigenstandiger Ortsteil dem zwolften Berliner Verwaltungsbezirk Steglitz angegliedert 1960 verlor Sudende seinen Status als Ortsteil und ist seitdem als Ortslage ein Bestandteil des Ortsteils Steglitz und gehort seit 2001 zum sechsten Berliner Bezirk Steglitz Zehlendorf Neben Sudende gibt es in Berlin noch Nordend als Ortslage in Niederschonhausen und Westend als Ortsteil im Bezirk Charlottenburg Wilmersdorf Der Osten findet sich als Ostendstrasse in Oberschoneweide statt Siedlungen wurden Gewerbe und Industrie angesiedelt vergl die Ausfuhrungen zu Ostend Geschichte Bearbeiten nbsp Steglitz Maihohe und ehemalige Sandgrube Sudende am Fuss der Rauen Berge die Testfluggelande Otto LilienthalsDas heutige Sudende war ursprunglich ein wildes sandig sumpfiges markisches Gelande Grossere Gewasser waren der Hambuttenpfuhl und der Kelchpfuhl In Karten war das teilweise hugelige Gebiet verzeichnet als Die Rauhen Berge 1 Es gab keine Gebaude In Ost West Richtung verlief der Weg von Steglitz nach Mariendorf sudlich an den Seen vorbei heute in etwa der Steglitzer Damm In Nord Sud Richtung verlief der Priesterweg 2 als Fussweg von Schoneberg nach Lankwitz westlich am Hambuttenpfuhl entlang Im Jahr 1841 wurde die Bahnstrecke der Anhalter Bahn in Nord Sud Richtung zwischen dem Hambuttenpfuhl und dem Kelchpfuhl hindurchgebaut Eine kleine Bahnwarterei entstand etwa an der heutigen Crailsheimer Ecke Lorracher Strasse Zum Kauf des Gelandes das bis 1872 zwei Mariendorfer Bauern gehorte wurde am 26 August 1872 die Terrain Gesellschaft Sudende als Konsortium aus Bank und Bahn gegrundet Die Hohe des Kapitals betrug 800 000 Taler Ab 1873 entstand hier auf einer Flache von knapp 88 Hektar aufgeteilt in 427 Parzellen verschiedener Grosse die Villen und Landhauskolonie Sudende als Villenvorort im Landhausstil Endgultig festgelegt wurde der Name Sudende am 19 Juni 1873 offiziell und amtlich eingetragen am 27 August 1873 im preussischen Staatsregister Das gesamte Baugelande wurde schon 1874 an einen Herrn Christiani verkauft der eine neue Terraingesellschaft grundete 3 Im Jahr 1878 erlosch die Verantwortung der Terrain AG fur Sudende wegen finanzieller Schwierigkeiten infolge der grossen Grunderkrise Die Gesellschaft bestand bis zum 27 August 1941 weiter mit Sitz in Berlin und Karlsruhe und loste sich dann auf In den Jahren 1892 bis 1893 hatte der Luftfahrtpionier Otto Lilienthal die damalige Sandgrube Sudende am Fusse der Rauen Berge und die in der Nahe liegende Maihohe als Testfluggelande fur seinen sogenannten Sudende Apparat und den folgenden Maihohe Rhinow Apparat genutzt Ab 1900 entstanden mehr und mehr dreigeschossige Mietshauser Die Siedlung um den Langensteiner Weg wurde erst im Jahr 1930 errichtet 4 Im Jahre 1921 wurden Sudende mit seinen Sandgruben in den Rauen Bergen als Freiluftfilmstudio genutzt Der bekannte Regisseur Ernst Lubitsch drehte hier monumentale Wustenszenen fur seinen Spielfilm Das Weib des Pharao Die Filmarchitekten erbauten eine Kulisse die aus einer 29 Meter hohen Sphinx und einem 78 Meter hohen und 64 Meter breiten Pharaonenpalast bestand Im Zweiten Weltkrieg wurde Sudende durch alliierte Luftangriffe fast vollig zerstort hauptsachlich innerhalb weniger Stunden in der sogenannten Lankwitzer Bombennacht vom 23 auf den 24 August 1943 durch einen britischen Bomberverband Erst viel spater wurde nach der Freigabe der Kriegstage und Logbucher der Royal Air Force in London die genaue Ursache offengelegt der Bomberverband hatte nach starkem Flakbeschuss die genaue Orientierung verloren und zwei Stunden lang fast 2000 Tonnen Bomben die eigentlich das Regierungsviertel in der Wilhelmstrasse in Berlin Mitte treffen sollten uber Sudende und dem angrenzenden Lankwitz abgeworfen 5 Nach dem Krieg waren im gesamten Teil westlich der Anhalter Bahn aber auch im zentralen Bereich ostlich der Bahn Ellwanger und Hunefeldzeile sowie die Nebenstrassen die meisten der ehemaligen Hauser nur noch Trummerhaufen Hingegen hatten die Siedlung um den Langensteiner Weg sowie der sudostliche Bereich von der Attilastrasse bis zum Teltowkanal nur vergleichsweise geringe Schaden davongetragen 6 Noch Ende der 1950er Jahre als viele andere Teile West Berlins bereits wieder aufgebaut waren hatte sich in Sudende vergleichsweise wenig getan es gab noch zahlreiche Trummergrundstucke andere waren freigeraumt worden nur hier und da entstand ein neues Haus 7 Noch 1957 bezeichnete die Berliner Morgenpost Sudende als odes Trummerfeld 8 Erst in den 1960er Jahren wurden grosse Teile von Sudende neu bebaut Um moglichst preiswert bauen zu konnen und dabei den Platz fur die inzwischen geforderten Grunflachen Parkplatze und Spielplatze freizuhalten entstanden weit uber die ehemaligen Grundstucksgrenzen hinweg Siedlungen mit drei und viergeschossigen Hauserriegeln in aufgelockerter Anordnung Erst dadurch wurde das Stadtbild von Sudende nachhaltig verandert 9 Gebaude Bearbeiten nbsp Villa in der Grabertstrasse 4Das erste Haus in Sudende war das zwischen 1872 und 1873 errichtete Bergschlosschen ein ehemaliges Jagdschloss des Grafen Douglas das am Hang eines Berges gelegen war Heute steht auf diesem Grundstuck das Wohnhaus Oehlertring 33 10 In der angrenzenden Sandgrube unternahm 1892 der Flugpionier Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche Im Jahr 1883 waren 17 Grundstucke in Sudende bebaut Sie alle lagen im Bereich der heutigen Sembritzkistrasse und ihrer Seitenstrassen 11 Das einzige Gebaude darunter das den Zweiten Weltkrieg uberdauerte ist die 1873 von dem Bankier Eduard Mamroth errichtete spatklassizistische Villa in der Grabertstrasse 4 die von 1963 bis 2005 der Musikschule Steglitz Zehlendorf als Domizil diente und seit Juli 2008 wieder dient Diese ist heute nicht nur das alteste Gebaude in Sudende sondern auch eines der wenigen erhaltenen Beispiele fur die ursprungliche Villenbebauung nbsp Institut fur Pharmazie der FU BerlinDer einzige Industriebau Sudendes ist das ehemalige Scherk Haus ein auffalliger roter Klinkerbau im spitzen Winkel zwischen den beiden Bahnlinien Hier in der Kelchstrasse 31 wurde 1926 nach einem Entwurf von Fritz Hoger die Parfumfabrik Scherk errichtet Das Gebaude steht heute unter Denkmalschutz 12 und wird vom Institut fur Pharmazie der FU Berlin genutzt 4 PaReSu BearbeitenDas PaReSu Park Restaurant Sudende war in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen das zweitgrosste Ausflugslokal Berlins mit rund 2000 Platzen der mit 18 Bahnen grossten Kegelhalle Europas zwei grossen Tanz und Sitzungssalen sowie Ruderbootverleih und Badeanstalt direkt am zum Grundstuck gehorenden naturlichen Teich dem Hambuttenpfuhl Eine 1878 erbaute Villa wurde um 1900 von der Brauerei Haase gekauft und zum Gartenlokal umgebaut Spater wurde das Gelande vom Gastronomen Franz Eschstruth ubernommen und die Bebauung immer mehr erweitert Im Zweiten Weltkrieg wurde das PaReSu grosstenteils zerstort Lediglich ein Gebaude das in den 1930er Jahren entstandene Cafe Parkquelle am Steglitzer Damm wurde 1946 als grossstadtisch modernes Cafehaus wieder aufgebaut Es wurde bis 1997 genutzt zuletzt als Diskothek mit Bar Konzepte zur weiteren Nutzung scheiterten an der schlechten Bausubstanz des inzwischen verfallenden Gebaudes Nach Abriss der Reste des PaReSu eroffnete dort westlich der Anhalter Bahn nordlich des Steglitzer Dammes im Jahr 2003 ein Lidl Markt Personlichkeiten BearbeitenIn Sudende lebten unter anderem der Atlantikflieger Gunther Freiherr von Hunefeld 1892 1929 die Revolutionarin Rosa Luxemburg 1871 1919 der Komponist Arnold Schonberg 1874 1951 die Maler George Grosz 1893 1959 und Wassily Kandinsky 1866 1944 der Theologe und Schriftsteller Jochen Klepper 1903 1942 der Widerstandskampfer Adolf Reichwein 1898 1944 die Eltern des Physikers Manfred von Ardenne 1907 1997 der Journalist und ehemalige UN Botschafter Rudiger von Wechmar 1923 2007 die Architekten Otto Rudolf Salvisberg 1882 1940 und Alfred Grenander 1863 1931 der Bildhauer und Architekt Paul Rudolf Henning 1886 1986 der Zeichner Walter Trier 1890 1951 der Regisseur Manfred Durniok 1934 2003 die Nationalsozialisten Reinhard Heydrich 1904 1942 Martin Wulfing 1899 1986 Hans Weinreich 1896 1963 Eberhard Wolfgang Moller 1906 1972 der dem Widerstand um Stauffenberg zuzurechnende Wilhelm Canaris 1887 1945 der Autor und Verleger Wilhelm Ruprecht Frieling 1952 die Schauspieler Rolf Zacher 1941 2018 und Anita Kupsch 1940 sowie aktuell Jan Josef Liefers 1964 und Anna Loos 1970 Bevolkerungsentwicklung BearbeitenIm Jahr 1876 gab es 35 Haushalte in Sudende Die abseitige Lage an den eiszeitlichen Pfuhlen kleine Teiche war als idyllisch zu bezeichnen so dass hier im Jahr 1900 in 107 Hausern 1276 Menschen lebten 13 um 1912 waren es etwa 3350 bis 1920 wurden es 3690 13 1925 lebten gut 4200 1932 um 4500 und 1933 uber 5000 Einwohner in Sudende Der Hochststand war 1939 mit etwas uber 9000 Einwohnern erreicht 1945 hatte Sudende nur noch 2000 Einwohner bis 1962 stieg die Einwohnerzahl auf 7000 an Das Gebiet von Sudende bewohnen heute etwa 6500 Menschen Verkehr Bearbeiten nbsp Sudende Steglitzer Damm Der Mittelstreifen war bis zur Verbreiterung der Strasse in den 1970er Jahren der rechte Fahrbahnrand Inmitten der Ortslage befindet sich seit 1880 der S Bahnhof Sudende an der Anhalter Bahn S25 am ostlichen Rand der S Bahnhof Attilastrasse 1895 1992 Bahnhof Mariendorf an der Dresdener Bahn S2 Die Strassenbahn Linie von Steglitz zum S Bahnhof Sudende wurde 1895 eingerichtet 1913 bis Mariendorf verlangert 1942 durch Oberleitungsbusse ersetzt und wird seit 1961 mit Omnibussen betrieben heute Linie 282 Ab 1902 fuhrte eine weitere Strassenbahnlinie durch Sudende die zwischen Tempelhof und Lankwitz uber den heutigen Steglitzer Damm und die heutige Crailsheimer Strasse verkehrte wobei im Bereich Steglitzer Damm Dreischienengleise verlegt wurden da beide Linien unterschiedliche Spurweiten hatten Nach der Verbreiterung der Attilastrasse um 1930 verkehrte die Strassenbahn geradlinig uber diese heute Buslinie 184 14 Sudende wird vom Steglitzer Damm und der Attilastrasse durchquert Der Teltowkanal dagegen verlauft am Maulbronner Ufer nur wenige Meter sudlich an Sudende vorbei Siehe auch BearbeitenBerlin Westend Berlin NordendLiteratur BearbeitenW Holtz C Simon U Wiesmann Sudende Hauser Strassen Menschen Christian Simon Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 936242 13 3 Christian Simon Sudende ein historischer Uberblick Hrsg Gabriele Schuster Heimatverein Steglitz Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Berlin Sudende Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Holtz et al S 11 Priesterweg In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Holtz et al S 15 a b Ortsgeschichte Sudende Heimatverein Steglitz abgerufen am 2 Mai 2019 Holtz et al S 97 Holtz et al S 106 f Holtz et al S 106 ff Berliner Morgenpost 8 September 1957 Beilage zitiert nach Holtz et al S 111 Holtz et al S 111 Holtz et al S 21 Holtz et al S 26 Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste a b Eva Borsch Supan Helmut Borsch Supan Gunther Kuhne Hella Reelfs Kunstfuhrer Berlin 4 Auflage Philipp Reclam jun Stuttgart 1991 ISBN 3 15 010366 5 S 255 Holtz et al S 5752 44753 13 35658 Koordinaten 52 27 N 13 21 O Normdaten Geografikum GND 4571629 8 lobid OGND AKS VIAF 236115475 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sudende amp oldid 238988770