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Scorpaena prior ist eine ausgestorbene Art der auch rezent noch existierenden Gattung Scorpaena innerhalb der Familie der Skorpionfische Scorpaenidae Fossilfunde stammen aus den miozanen Leithakalken von Sankt Margarethen im Burgenland Osterreich und moglicherweise auch aus Ungarn Scorpaena priorScorpaena prior Exemplar NHMW 1988 0140 49 aus der Grabung von 1987 Zeitliches AuftretenMittel Miozan Oberes Badenium etwa 14 0 bis 13 5 Mio JahreFundorteOsterreich Ungarn SystematikBarschverwandte Percomorphaceae Barschartige Perciformes Drachenkopfverwandte Scorpaenoidei Skorpionfische Scorpaenidae ScorpaenaScorpaena priorWissenschaftlicher NameScorpaena priorHeckel in Heckel amp Kner 1861 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Alterszuordnung der Funde 3 Merkmale 4 Palokologie 5 EinzelnachweiseForschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Johann Jakob Heckel nbsp Rudolf KnerDie Erstbeschreibung der Art auf Basis eines nur massig gut erhaltenen Exemplars wurde 1861 in den Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften veroffentlicht Die Abhandlung die Beschreibungen von mehreren fossilen Fischen aus dem Gebiet der Osterreichisch Ungarischen Monarchie enthielt war von Johann Jakob Heckel begonnenen worden durch seinen Tod 1857 jedoch zunachst unvollendet geblieben 1 Rudolf Kner ausserte sich zwar verwundert uber die scheinbar willkurliche Zusammenstellung an fossilen Fischen die keinen raumlichen zeitlichen oder systematischen Zusammenhang erkennen liess hielt es jedoch fur seine Pflicht das halbfertige Manuskript zu Ehren seines verstorbenen Kollegen am damaligen K u k Hof Naturalienkabinett fertigzustellen und zu veroffentlichen Im Vorwort zur Publikation erwahnte Kner dass er in Heckels Unterlagen fertige Zeichnungen aller zu beschreibenden Arten und auch bereits vollstandige Beschreibungen mehrerer Arten vorgefunden habe Scorpaena prior scheint in einer von Kner gegebenen Aufzahlung der fertigen Beschreibungen zwar nicht auf die Erstbeschreibung wurde von ihm dennoch Heckel zugeschrieben 1 Der Fundort dieses ersten Exemplars wird in der Erstbeschreibung nur sehr ungenau mit Leithaschichten der Wiener Tertiargebilde angegeben 1 Gemeint sind damit wahrscheinlich die Leithakalkvorkommen bei Sankt Margarethen im Burgenland theoretisch kommen jedoch auch entsprechende Vorkommen von Fertorakos bei Sopron im heutigen Ungarn in Frage Der Holotypus wird heute unter der Inventarnummer NHMW 1979 2127 am Naturhistorischen Museum in Wien aufbewahrt 2 3 Im Mai 1987 wurde unter der Leitung von Ortwin Schultz im Leithakalk Steinbruch der Firma Kummer bei Sankt Margarethen im Burgenland eine gezielte Fossilgrabung durchgefuhrt die neben zahlreichen anderen Fossilfunden auch mehrere Belegexemplare von Scorpaena prior erbrachte Die Neufunde erganzt durch zwei Exemplare aus einer Privatsammlung ermoglichten eine Neubeschreibung und Neubewertung der Art die 1993 veroffentlicht wurde Die Zuordnung zu einer eigenstandigen Art der Gattung Scorpaena konnte dabei im Wesentlichen bestatigt werden obwohl ein Bezug zur Gattung Scorpaenopsis nicht zur Ganze ausgeschlossen werden konnte 2 Alterszuordnung der Funde BearbeitenDie Funde von Scorpaena prior stammen aus der gebankten Fazies laminierte Mergelfazies der Leithakalke 2 Diese Ablagerungen konnen auf Basis der Foraminiferen Fauna der regionalen Bulimina Bolivina Zone und auf Basis von Nannoplankton der Zone NN5b zugeordnet werden Beide Befunde entsprechen dem Oberen Badenium der regionalen Gliederung der zentralen Paratethys und lassen sich mit dem Ubergang vom Langhium zum Serravallium der internationalen chronostratigraphischen Gliederung gleichsetzen was einem absoluten Alter von etwa 14 0 13 5 Ma entspricht 4 5 Merkmale BearbeitenScorpaena prior erreichte eine Standardlange von bis zu 20 6 cm bei einer Gesamtlange TL von bis zu 25 5 cm 2 Scorpaena prior weist in allen bekannten Korpermerkmalen weitgehende Ubereinstimmung mit der Gattung Scorpaena auf Unklar ist lediglich ob das Gaumenbein bezahnt oder unbezahnt war Dieses wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen den sehr ahnlichen Gattungen Scorpaena bezahntes Gaumenbein und Scorpaenopsis unbezahntes Gaumenbein ist bei keinem der vorliegenden Exemplare erkennbar Die Zuordnung zur Gattung Scorpaena stutzt sich dementsprechend auf die Form der wie bei allen Barschartigen zweigeteilten Ruckenflosse Bei Vertretern der Gattung Scorpaenopsis sind die vordere und die hintere Ruckenflosse annahernd gleich hoch und im Vergleich zur Korperhohe insgesamt sehr niedrig wahrend zumindest einigen Arten der Gattung Scorpaena wie etwa Scorpaena normani eine deutlich erhohte vordere Ruckenflosse aufweisen 2 Die extrem hohe vordere Ruckenflosse von Scorpaena prior kann als arttypisches Merkmal gewertet werden Die dritten bis funften Stacheln der vorderen Ruckenflosse sind am langsten und etwa um ein Viertel langer als die Weichstrahlen der hinteren Ruckenflosse Das Verhaltnis zwischen Korperhohe und der Lange des langsten Ruckenflossenstachels liegt beim am wenigsten deformierten Exemplar von Scorpaena prior NHMW 1988 0140 29 bei nur 1 31 Beim Grossen Roten Drachenkopf Scorpaena scrofa einem typischen Vertreter der Gattung liegt das Verhaltnis bei 2 4 und lediglich Scorpaena normani zeigt mit einem Indexwert von 1 57 eine annahernd ahnlich hohe vordere Ruckenflosse 2 Flossenformel D XII 8 9 10 A III 5 6 2 Palokologie BearbeitenDie meisten rezenten Vertreter der Skorpionfische sind gut getarnte Lauerjager die sich hauptsachlich von Krebsen und kleineren Fischen ernahren 6 Rezente Vertreter der Gattung Scorpaena pflegen eine benthonische Lebensweise und halten sich bevorzugt in Kustennahe auf felsigem sandigem oder schlammigen Grund haufig auch in Seegraswiesen und in Wassertiefen bis maximal 800 m auf 2 Die Leithakalke sind Ablagerungen einer Karbonatplattform die sich wahrend des Badeniums im Westen der Zentralen Paratethys im Bereich der Inseln und Untiefen des heutigen Leithagebirges und des Fertorakos Ruster Hugellands bildete Die laminierte Mergelfazies eine Wechsellagerung aus hellgelben Kalkareniten und olivgrunen Mergeln wurde in kleinraumigen geschutzten Senken am Rand der Karbonatplattform abgelagert und enthalt eine reiche Fauna an fossilen Fischen und diversen marinen Wirbellosen darunter vollstandige Bryozoenkolonien Seeigeln Brachiopoden und Kammmuscheln Als Besonderheit sei hier auch der Fund von Skelettresten eines Seetauchers Gavia schultzi erwahnt 4 Die reiche Fischfauna mit knapp 50 Taxa aus 37 Familien wird neben Scorpaena prior hauptsachlich von Heringsartigen der Gattung Spratelloides und Laternenfischen der Gattung Diaphus dominiert die zusammen mehr als die Halfte aller Individuen stellen In Bezug auf die einzelnen Taxa dominieren Formen mit benthonischer Lebensweise und Bodenfische der neritischen Zone neben Scorpaena prior unter anderem auch Meerbrassen der Gattungen Boops und Dentex Leierfische der Gattung Callionymus der Papageifisch Calotomus priesli Falterfische der Gattung Chaetodon der Junkerlippfisch Coris sigismundi sowie mit Wainwrightilabrus agassizi und Symphodus westneati zwei weitere Vertreter der Lippfische 7 Zackenbarsche der Gattung Epinephelus der Gaidropsaride Gaidropsarus pilleri Seeteufel der Gattung Lophius Torpedobarsche der Gattung Malacanthus der Plattfisch Miobothus weissi Meerbarben der Gattung Mullus die Seenadelart Nerophis zapfei der Dorsch Palimphemus anceps Grossaugenbarsche der Gattung Priacanthus Eidechsenfische der Gattung Synodus Petermannchen der Gattung Trachinus und der Kugelfisch Leithaodon sandroi 5 8 Eine zweite Gruppe von Taxa wie etwa Heringsartige der Gattungen Spratelloides und Sardinella oder Hornhechte der Gattung Belone Makrelen der Gattung Scomber Stachelmakrelen der Gattung Trachurus und Barrakudas Sphyraena sp reprasentiert Fische des kustennahen Epipelagials Fische aus dem Pelagial des offenen Ozeans sind neben der Gattung Diaphus mit Einhorndorschen Seehechten und dem Riesenhai Cetorhinus parvus vertreten 8 In Summe sprechen die palaontologischen und sedimentologischen Befunde fur einen Ablagerungsraum in kustennahen Senken mit Wassertiefen von etwa 50 60 Metern mit ausgedehnten Seegraswiesen und Felsriffen im unmittelbaren Nahbereich aber auch freiem Zugang zum offenen Meer Das vorherrschende Klima lasst sich als subtropisch charakterisieren 5 Am Grund dieser Becken herrschten haufig hypoxische Bedingungen moglicherweise ausgelost durch Algenbluten von Coccolithus pelagicus und anderen Coccolithophorida in Folge von jahreszeitlich bedingtem erhohten Nahrstoffeintrag Das Sauerstoffdefizit am Grund der Becken forderte die Fossilbildung und erklart zumindest teilweise auch gelegentliche Massensterben von Fischschwarmen Seeigeln und anderen benthonisch lebenden Wirbellosen 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b c J Heckel amp R Kner Neue Beitrage zur Kenntniss der fossilen Fische Osterreichs In Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Mathematisch Naturwissenschaftliche Classe Band 19 1861 S 49 76 10 Tafeln Digitalisat a b c d e f g h O Schultz Der Nachweis von Scorpaena s s Pisces Teleostei im Badenien von St Margarethen Burgenland Osterreich Revision von Scorpaena prior HECKEL in HECKEL amp KNER 1861 In Annalen des Naturhistorischen Museums Wien Band 95 Serie A 1993 S 127 177 Digitalisat O Schultz Pisces In Catalogus Fossilium Austriae Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2013 ISBN 978 3 7001 7238 3 S 259 Digitalisat a b c H P Schmid M Harzhauser amp A Kroh Hypoxic Events on a Middle Miocene Carbonate Platform of the Central Paratethys Austria Badenian 14 Ma In Annalen des Naturhistorischen Museums Wien Band 102 A 2001 S 1 50 zobodat at PDF a b c G Carnevale amp J C Tyler A new pufferfish Teleostei Tetraodontidae from the Middle Miocene of St Margarethen Austria In Palaontologische Zeitschrift Band 89 2015 S 435 447 Digitalisat S G Poss amp W N Eschmeyer Scorpaenidae In K E Carpenter Hrsg FAO species identification guide for fishery purposes and American Society of Ichthyologists and Herpetologists Special Publication No 5 The living marine resources of the western central Atlantic Vol 2 Bony fishes part 1 Acipenseridae to Grammatidae 2003 S 1233 Digitalisat G Carnevale Middle Miocene wrasses Teleostei Labridae from St Margarethen Burgenland Austria In Palaeontographica Abteilung A Band 304 Lieferung 1 6 2015 S 124 160 Abstract a b G Carnevale amp M Harzhauser The Badenian Fish Fauna of St Margarethen Eistenstadt sopron Basin Burgenland Central Paratethys Stratigraphy Paleoecology and Paleobiogeography In RCMNS 14th Congress Neogene to Quaternary Geological Evolution of Mediterranean Paratethys and Black Sea Abstractband 2013 S 75 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scorpaena prior amp oldid 219145548