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Nerophis zapfei ist eine ausgestorbene Fischart der auch rezent noch existierenden Gattung Nerophis innerhalb der Familie der Seenadeln Syngnathidae Fossilfunde stammen aus den miozanen Leithakalken von Sankt Margarethen im Burgenland Osterreich und aus den Kuzhora Schichten der Republik Moldau Nerophis zapfeiNerophis zapfeiZeitliches AuftretenMittel Miozan Oberes Badenium bis Unteres Sarmatium 14 bis 12 Mio JahreFundorteOsterreich Republik MoldauSystematikStachelflosser Acanthopterygii Barschverwandte Percomorphaceae Seenadelartige Syngnathiformes Seenadeln Syngnathidae NerophisNerophis zapfeiWissenschaftlicher NameNerophis zapfeiBachmayer 1980 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte und Etymologie 2 Alterszuordnung der Funde 3 Merkmale 4 Palokologie 5 EinzelnachweiseForschungsgeschichte und Etymologie BearbeitenDie Erstbeschreibung der Seenadelart Nerophis zapfei erfolgte 1980 durch Friedrich Bachmayer auf Basis eines nahezu vollstandigen Exemplars aus den Leithakalken von Sankt Margarethen im Burgenland Der Holotypus liegt als Platte und Gegenplatte vor und wird unter der Inventarnummer NHMW 1978 2118a b am Naturhistorischen Museum Wien aufbewahrt 1 Weitere Exemplare vom selben Fundort folgten der Locus typicus blieb zunachst jedoch die einzige Fundstelle der Art 2 Erst 2017 wurde die Art auch aus den Kuzhora Schichten bei Naslavcea im Norden der Republik Moldau beschrieben Der relativ gut erhaltene Neufund erweiterte nicht nur die Kenntnisse zur raumlichen und zeitlichen Verbreitung von Nerophis zapfei sondern ermoglichte auch eine diagnostische Neubewertung der Art 3 Der Artzusatz zapfei ehrt den osterreichischen Palaontologen Helmuth Zapfe 1 Alterszuordnung der Funde BearbeitenDie osterreichischen Funde von Nerophis zapfei stammen aus der gebankten Fazies laminierte Mergelfazies der Leithakalke 2 Diese Ablagerungen konnen auf Basis der Foraminiferen Fauna der regionalen Bulimina Bolivina Zone und auf Basis von Nannoplankton der Zone NN5b zugeordnet werden Beide Befunde entsprechen dem Oberen Badenium der regionalen Gliederung der zentralen Paratethys und lassen sich mit dem Ubergang vom Langhium zum Serravallium der internationalen chronostratigraphischen Gliederung gleichsetzen was einem absoluten Alter von etwa 14 0 13 5 Ma entspricht 4 5 Der Fossilbeleg aus der Republik Moldau stammt aus geringfugig jungeren Ablagerungen Die Sedimente der Kuzhora Schichten lassen sich dem Unteren Sarmatium 3 Volhynium der regionalen Gliederung der ostlichen Paratethys 6 zuordnen Der Beginn des Sarmatiums in der zentralen Paratethys Sarmatium sensu stricto kann relativ gut mit dem Beginn des Sarmatiums in der ostlichen Paratethys Sarmatium sensu lato korreliert werden In beiden Fallen wird ein Absolutalter von 12 65 Ma angegeben Das zeitliche Ende des Unteren Sarmatiums Volhyniums lasst sich bislang nur grob abschatzen liegt jedoch noch vor dem Ende des Sarmatium sensu stricto der zentralen Paratethys 11 6 Ma 7 Merkmale BearbeitenDas grosste bislang bekannte Exemplar von Nerophis zapfei erreichte eine Lange von knapp 12 cm Der Korper ist langgestreckt und schmal und wurde wie bei allen Seenadeln durch einen Panzer aus ringformig angeordneten Knochenplatten geschutzt Die maximale Korperhohe betragt nur etwa 2 5 der Korperlange Der Kopf ist mit einer Lange von rund 6 der Gesamtlange relativ kurz 3 Bachmayer beschreibt die Korperproportionen von Nerophis zapfei als vergleichbar mit jenen der Gefleckten Schlangennadel Nerophis maculatus 1 Die Fische zeigen nur eine Ruckenflosse Brust After und Schwanzflosse fehlen 3 Nerophis zapfei unterscheidet sich von Nerophis maculatus durch die kurze leicht nach oben gebogene Schnauze die langere Basis und hohere Anzahl an Flossenstrahlen der Ruckenflosse und durch die geringere Zahl an Knochenringen des Korperpanzers Von der Kleinen Schlangennadel Nerophis ophidion unterscheidet sich die fossile Art ebenfalls durch die relativ kurze Schnauze und die geringere Anzahl an Knochenringen Die Anzahl der Flossenstrahlen 43 entspricht etwa der bei Nerophis ophidion 32 44 die Basis der Ruckenflosse ist bei Nerophis zapfei jedoch kurzer und reicht vorne nur bis zum zweiten Knochenring des Brustpanzers Bei der Krummschnauzigen Schlangennadel Nerophis lumbriciformis ist nur die Anzahl der Knochenringe im Schwanzbereich hoher als bei Nerophis zapfei Die kurze leicht nach oben gebogene Schnauze ist mit der von Nerophis zapfei vergleichbar Die Anzahl der Flossenstrahlen 24 28 und die Basislange der Ruckenflosse sind jedoch geringer als bei der fossilen Art 3 Palokologie BearbeitenRezente Vertreter der Gattung Nerophis halten sich bevorzugt zwischen Seetang oder in Seegraswiesen auf 1 Sie sind Lauerjager die sich hauptsachlich von Kleinkrebsen Ruderfusskrebse Asseln Flohkrebse und kleineren Gastropoden etwa der Gattung Hydrobia ernahren 8 Die Leithakalke aus denen die osterreichischen Funde stammen sind Ablagerungen einer Karbonatplattform die sich wahrend des Badeniums im Westen der Zentralen Paratethys im Bereich der Inseln und Untiefen des heutigen Leithagebirges und des Fertorakos Ruster Hugellands bildete Die laminierte Mergelfazies eine Wechsellagerung aus hellgelben Kalkareniten und olivgrunen Mergeln wurde in kleinraumigen geschutzten Senken am Rand der Karbonatplattform abgelagert und enthalt eine reiche Fauna an fossilen Fischen und diversen marinen Wirbellosen darunter vollstandige Bryozoenkolonien Seeigel Brachiopoden und Kammmuscheln Als Besonderheit sei hier auch der Fund von Skelettresten eines Seetauchers Gavia schultzi erwahnt 4 Die reiche Fischfauna mit knapp 50 Taxa aus 37 Familien wird hauptsachlich von Heringsartigen der Gattung Spratelloides Laternenfischen der Gattung Diaphus und dem Skorpionfisch Scorpaena prior dominiert die zusammen mehr als die Halfte aller Individuen stellen In Bezug auf die einzelnen Taxa dominieren Formen mit benthonischer Lebensweise und Bodenfische der neritischen Zone neben Nerophis zapfei unter anderem auch Meerbrassen der Gattungen Boops und Dentex Leierfische der Gattung Callionymus der Papageifisch Calotomus priesli Falterfische der Gattung Chaetodon der Junkerlippfisch Coris sigismundi sowie mit Wainwrightilabrus agassizi und Symphodus westneati zwei weitere Vertreter der Lippfische 9 Zackenbarsche der Gattung Epinephelus der Gaidropsaride Gaidropsarus pilleri Seeteufel der Gattung Lophius Torpedobarsche der Gattung Malacanthus der Plattfisch Miobothus weissi Meerbarben der Gattung Mullus der Skorpionfisch Scorpaena prior der Dorsch Palimphemus anceps Grossaugenbarsche der Gattung Priacanthus Eidechsenfische der Gattung Synodus Petermannchen der Gattung Trachinus und der Kugelfisch Leithaodon sandroi 5 10 Eine zweite Gruppe von Taxa wie etwa Heringsartige der Gattungen Spratelloides und Sardinella oder Hornhechte der Gattung Belone Makrelen der Gattung Scomber Stachelmakrelen der Gattung Trachurus und Barrakudas Sphyraena sp reprasentiert Fische des kustennahen Epipelagials Fische aus dem Pelagial des offenen Ozeans sind neben der Gattung Diaphus mit Einhorndorschen Seehechten und dem Riesenhai Cetorhinus parvus vertreten 10 In Summe sprechen die palaontologischen und sedimentologischen Befunde fur einen Ablagerungsraum in kustennahen Senken mit Wassertiefen von etwa 50 60 Metern mit ausgedehnten Seegraswiesen und Felsriffen im unmittelbaren Nahbereich aber auch freiem Zugang zum offenen Meer Das vorherrschende Klima lasst sich als subtropisch charakterisieren 5 Am Grund dieser Becken herrschten haufig hypoxische Bedingungen moglicherweise ausgelost durch Algenbluten von Coccolithus pelagicus und anderen Coccolithophorida in Folge von jahreszeitlich bedingtem erhohten Nahrstoffeintrag Das Sauerstoffdefizit am Grund der Becken forderte die Fossilbildung und erklart zumindest teilweise auch gelegentliche Massensterben von Fischschwarmen Seeigeln und anderen benthonisch lebenden Wirbellosen 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Friedrich Bachmayer Eine fossile Schlangennadel Syngnathidae aus dem Leithakalk Badenien von St Margarethen Burgenland Osterreich In Annalen des Naturhistorischen Museums Wien Band 83 1980 S 29 33 zobodat at PDF a b O Schultz Pisces In Catalogus Fossilium Austriae Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2013 ISBN 978 3 7001 7238 3 S 258 Digitalisat a b c d e Y A Popov First Record of the Pipefish Nerophis zapfei Bachmayer Syngnathidae Gasterosteiformes from the Middle Miocene of Northern Moldova In Paleontological Journal Band 51 Nummer 5 2017 S 533 541 Digitalisat a b c H P Schmid M Harzhauser amp A Kroh Hypoxic Events on a Middle Miocene Carbonate Platform of the Central Paratethys Austria Badenian 14 Ma In Annalen des Naturhistorischen Museums Wien Band 102 A 2001 S 1 50 Digitalisat a b c G Carnevale amp J C Tyler A new pufferfish Teleostei Tetraodontidae from the Middle Miocene of St Margarethen Austria In Palaontologische Zeitschrift Band 89 2015 S 435 447 Digitalisat B Studencka V A Prysyazhnyuk amp S A Ljul eva First record of the bivalve species Parvamussium fenestratum Forbes 1844 from the Middle Miocene of the Paratethys In Geological Quarterly Band 56 Nummer 3 2012 S 513 528 Digitalisat D V Palcu L A Golovina Y V Vernyhorova S V Popov amp W Krijgsman Middle Miocene paleoenvironmental crises in Central Eurasia caused by changes in marine gateway configuration In Global and Planetary Change Band 158 2017 S 57 71 Digitalisat S Gurkan T M Sever amp E Taskavak Seasonal Food Composition and Prey Length Relationship of Pipefish Nerophis ophidion Linnaeus 1758 Inhabiting the Aegean Sea In Acta Adriatica Band 52 Nummer 1 2011 S 5 14 Digitalisat G Carnevale Middle Miocene wrasses Teleostei Labridae from St Margarethen Burgenland Austria In Palaeontographica Abteilung A Band 304 Lieferung 1 6 2015 S 124 160 Abstract a b G Carnevale amp M Harzhauser The Badenian Fish Fauna of St Margarethen Eistenstadt sopron Basin Burgenland Central Paratethys Stratigraphy Paleoecology and Paleobiogeography In RCMNS 14th Congress Neogene to Quaternary Geological Evolution of Mediterranean Paratethys and Black Sea Abstractband 2013 S 75 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nerophis zapfei amp oldid 218764745