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Die Schlosskirche St Michael gehort zum Gebaudekomplex der Burg Harburg Sie ist eine evangelisch lutherische Schlosskirche oberhalb der gleichnamigen Stadt Harburg Schwaben im bayerischen Landkreis Donau Ries Sie war die erste evangelische Predigtstatte im Ries und dient als dynastische Grablege der Grafen und Fursten zu Oettingen Oettingen der erloschenen protestantischen Linie des Adelsgeschlechtes Oettingen St Michael wird in den Sommermonaten fur Gottesdienste genutzt 1 Schlosskirche St Michael mit Glockenturm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 2 Reformation 1 3 Barock 2 Baubeschreibung 3 Fresken 4 Orgel 5 Epitaphien 6 Furstengruft 7 Glocken 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Die Schlosskirche St Michael ist die alteste Kirche in Harburg 2 Im Jahr 1153 wird im Rahmen einer Schenkungsurkunde Siggerus sacerdos de Horreburg genannt der vermutlich damals Geistlicher auf der staufischen Reichsburg Harburg gewesen sein durfte Die Burg wurde 1299 an die Grafen zu Oettingen verpfandet Jedoch stand das Patronatsrecht von St Michael weiterhin dem Reich zu Durch Konig Ludwig IV ging dieses Patronatsrecht am 23 Mai 1315 an das Kloster Waldsassen uber 1418 an die Grafen zu Oettingen Am 30 September 1530 erwarb Graf Karl Wolfgang zu Oettingen den gesamten Besitz des Klosters Waldsassen in der Umgebung Harburgs von Abt Georg 3 Reformation Bearbeiten Graf Karl Wolfgang zu Oettingen begeisterte sich fruh fur die Lehre Martin Luthers Da er zusammen mit seinem Bruder Ludwig XV uber die Grafschaft Oettingen regierte fuhrte Karl Wolfgang in seinen Gebieten sudlich der Eger die Reformation durch An seine Residenz die Burg Harburg holte er 1524 als Hofprediger Paul Warbeck Die Schlosskirche St Michael war somit die erste evangelische Predigtstatte im Ries 1539 nach dem Bauernkrieg berief Karl Wolfgang eine Synode in Harburg ein auf der alle Pfarrer seiner Grafschaft uber den evangelischen Glauben diskutierten und schliesslich wurde die Augsburger Konfession eingefuhrt Sein Bruder Ludwig XV tat ihm dies in Alerheim gleich 4 Durch die Erbauung von St Barbara unter Graf Gottfried zu Oettingen Oettingen im Jahr 1612 wurde die heutige Stadtpfarrkirche die Hauptkirche von Harburg St Michael fand seither als Filialkirche fur die Bewohner von Schloss Harburg Verwendung und wird in heutiger Zeit nur in den Sommermonaten fur Gottesdienste genutzt Barock Bearbeiten Die heute vom Barock gepragte Schlosskirche entstand unter Furst Albrecht Ernst II zu Oettingen Oettingen 5 Die Umbauarbeiten erfolgten in den Jahren 1719 bis 1721 Dabei wurden die Deckenfresken von Matthias Zink geschaffen die verschiedene Darstellungen aus dem Neuen und Alten Testament zeigen Die Stuckaturarbeiten fuhrten Christoph Prugel und Johann Buhler aus Harburg aus 6 Nach Abschluss der Bauarbeiten erfolgte am 7 September 1721 die Einweihung der Schlosskirche unter Tobias Wasser dem furstlichen Generalsuperintendenten und Konsistorialrat zu St Jakob aus Oettingen 7 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Bauhistorischer Grundriss der SchlosskircheDie Schlosskirche ist ein einschiffiger Bau der auf einem kreuzformigen Grundriss errichtet wurde Der Rechteckchor im Osten ist aufgrund der darunterliegenden Gruft erhoht Dies wird vor allem im Inneren deutlich Die Querarme bilden halbrunde Abschlusse am sudlichen ist die Sakristei angebaut 8 Fresken BearbeitenDie Deckengemalde zeigen jeweils in den vier Kreuzarmen Szenen aus dem Leben Jesu Dabei werden drei heilsgeschichtlich wichtige Lebensphasen von typologischen Entsprechungen aus dem Alten Testament begleitet Die Achse des Langhauses bezieht sich thematisch in ihrer Anordnung auf die gottliche Natur von Christus Die menschliche Natur hingegen ist raumlich in den beiden Querarmen zu sehen Diese wird hierbei heilsgeschichtlich am extremsten in der Kreuzigung versinnbildlicht und ist raumlich systematisch konsequent in den beiden Querarmen des Kirchenkreuzes als Art Kreuzesbalken angebracht 9 Die Fresken wurden von Matthias Zink geschaffen der uberwiegend im Bereich des Hochstifts Eichstatt tatig war Achse des Langhauses Die gottliche Natur von Christus im Westen Geburt Christi begleitet von Moses mit dem brennenden Dornbusch und Jakob mit der Himmelsleiter im Osten Himmelfahrt Christi begleitet von Elias mit dem FeuerwagenQuerarme Die menschliche Natur von Christus im Norden Kreuzaufrichtung begleitet von Moses mit der ehernen Schlange im Suden Kreuzabnahme begleitet von der Opferung IsaaksOrgel Bearbeiten nbsp Orgel mit BarockprospektDie Schlosskirche St Michael besitzt auf der Westempore eine Orgel mit einem barocken Prospekt von Johann Ulrich aus dem Jahr 1721 Im Gehause ist ein Werk der Firma Steinmeyer aus dem Jahr 1911 eingebaut 10 I Hauptwerk C g31 Principal 8 2 Salicional 8 3 Gedeckt 8 4 Oktave 4 5 Traversflote 4 II Positiv C g36 Dulciana 8 7 Bourdon 8 8 Flauto Amabile 8 Pedal C d19 Subbass 16 Epitaphien BearbeitenDie Schlosskirche birgt zahlreiche Epitaphien der Grafen zu Oettingen aus dem 16 und 17 Jahrhundert Diese zeigen uberlebensgrosse Figuren welche die oettingischen Regenten zusammen mit den jeweiligen Gemahlinnen darstellen Daruber sind die verschiedenen Wappen der Adelsgeschlechter festgehalten 11 Unter der westlichen Empore befinden sich die Epitaphien von Graf Ludwig XV von Oettingen daneben seiner Ehefrau Salamone Grafin von Hohenzollern Elisabeth Landgrafin von Leuchtenberg zusammen mit ihrem Gemahl Graf Karl Wolfgang von OettingenUnter der nordlichen Empore befinden sich die Epitaphien von Margaretha Grafin von Lutzelstein erste Ehefrau von Graf Ludwig XVI von Oettingen daneben seine zweite Ehefrau Susanna Grafin von MansfeldUnter der sudlichen Empore befinden sich die durch den Bildhauer Michael Kern im Jahr 1620 geschaffenen Epitaphien von 12 Johanna Grafin von Hohenlohe Waldenburg erste Ehefrau von Graf Gottfried von Oettingen Oettingen daneben seine zweite Ehefrau Barbara von Pfalz Zweibrucken Neuburg Pfalzgrafin bei Rhein und Herzogin in BayernFurstengruft BearbeitenDer Eingang zur Gruftkapelle wird von zwei Kriegerstatuen bewacht und befindet sich in der Mitte des Kirchenschiffes unterhalb der Kanzel und erstreckt sich dort unter dem rechteckigen Chorraum 8 Sie ist nicht offentlich zuganglich In der Furstengruft sind von dem 1549 verstorbenen Graf Karl Wolfgang zu Oettingen bis zum letzten Fursten Albrecht Ernst II zu Oettingen Oettingen somit die meisten Mitglieder der protestantischen Linie Oettingen Oettingen vom Ende des 16 bis Mitte des 18 Jahrhunderts bestattet Anfangs wurden die Sarge in den Boden versenkt und uberwolbt spater wurde es dann ublich die Zinnsarge frei in der Gruft aufzustellen Insgesamt befinden sich zwolf Sarge in der Gruft 11 Friedrich 30 August 1608 2 April 1628 Sohn von Graf Ludwig Eberhard Margaretha Grafin zu Erbach 17 Mai 1576 23 Mai 1634 7 Mai 1598 Gemahlin von Graf Ludwig Eberhard und Tochter von Graf Georg III zu Erbach Ludwig Eberhard Graf zu Oettingen Oettingen 8 Juni 1577 24 Juni 1634 Anna Sibylla Grafin von Solms 1651 19 September 1635 5 Dezember 1638 Gemahlin von Graf Joachim Ernst und Tochter von Graf Heinrich Wilhelm von Solms Laubach Joachim Ernst Graf zu Oettingen Oettingen 31 Marz 1612 8 August 1659 Immanuel Prinz von Oettingen Oettingen 19 April 1674 7 Dezember 1674 Sohn von Furst Albrecht Ernst I Christine Friederike Herzogin von Wurttemberg 28 Februar 1644 30 Oktober 1674 28 29 Februar 1665 erste Gemahlin von Furst Albrecht Ernst I und Tochter von Herzog Eberhard III von Wurttemberg Albrecht Ernst I Furst zu Oettingen Oettingen 4 Mai 1642 29 Marz 1683 Eberhardine Catharine Herzogin von Wurttemberg 12 April 1651 19 August 1683 30 April 1682 zweite Gemahlin von Furst Albrecht Ernst I und Tochter von Herzog Eberhard III von Wurttemberg Albrecht Ernst Prinz zu Oettingen Oettingen 29 Juli 1689 Sohn von Furst Albrecht Ernst II Albrecht Ernst II Furst zu Oettingen Oettingen 8 August 1669 30 Marz 1731 Sophia Louisa Landgrafin von Hessen Darmstadt 6 Juli 1670 2 Juni 1758 11 Oktober 1688 Gemahlin von Furst Albrecht Ernst II und Tochter von Landgraf Ludwig VI von Hessen Darmstadt Glocken BearbeitenIm Glockenturm neben der Schlosskirche hangt ein vierstimmiges Glockengelaut Bedeutsam ist vor allem das Alter der einzelnen Glocken drei vor 1500 und eine von 1587 Jahrhunderte lang waren diese auf getrennten Kirchturmen untergebracht Als die Stadtkirche St Barbara im Jahr 1960 ein neues siebenstimmiges Gelaut erhielt kamen die von dort stammenden Glocken 1 und 3 in den Glockenturm der Schlosskirche 13 Nr Bezeichnung Gussjahr Giesser Gussort Durch messer in cm Hohe in cm Schlagton Provenienz1 tiefe Glocke 1494 unbekannt Nordlingen 78 54 5 c Glocke stammt ursprunglich aus der Stadtkirche St Barbara Aufgrund des Alters muss sie bereits in derem Vorgangerbau der St Barbarakapelle gehangen haben 2 tiefere der beiden mittleren Glocken 1587 Wolf Neidthardt Ulm 62 5 64 5 f Altbestand der Schlosskirche St Michael3 hohere der beiden mittleren Glocken erste Halfte des 15 Jahrhunderts unbekannt Nurnberg 57 44 g Glocke stammt ursprunglich aus der Stadtkirche St Barbara Aufgrund des Alters muss sie bereits fur den Vorgangerbau der St Barbarakapelle bestellt und gegossen worden sein 4 kleinste Glocke 15 Jahrhundert unbekannt Nurnberg 42 32 d Altbestand der Schlosskirche St MichaelGestaltung der Glocken Glocke 1 s lucas s marcus s matheus s iohannes ihs maria 1494 Glockeninschrift zwischen einem Band von Zinnen und Kleeblattern die von Spitzbogen umrahmt werden KreuzigungsgruppeGlocke 2 ein Kopf im Profil Aus dem feur bin Ich geflossen von Wolf Neithardt zu Ulm wardt Ich gossen 15 87 Glockeninschrift zwischen einem Band von Zinnen und einem Fries aus Rundbogen die miteinander verschrankt sind und mit Knospen geschmuckt im Lorbeerkranz das Wappen der Grafen von Oettingen darunter die Stifterinschrift GOTFRID G Z OTING Glocke 3 Ankerkreuz ave Bild der Maria maria grazia plena dominus Bild des Johannes tecum benedicta Glockeninschrift zwischen einem Schmuckfries aus Zinnen Glocke 4 Inschrift nicht mehr lesbar Glockeninschrift zwischen Friesschmuck aus Zinnen und Kleeblattern die von Spitzbogen umrahmt werden Literatur BearbeitenKarl Martin Grass Die Harburger Schlosskirche St Michael Neue Uberlegungen zur Baugeschichte In Harburger Hefte Band 12 2013 S 140 157 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosskirche St Michael Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Pfarrei Harburg Offizielle Website der Burg Harburg Gemeinnutzige Furst zu Oettingen Wallerstein Kulturstiftung abgerufen am 25 September 2018 Angelika Dreyer Schloss Harburg In Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland 2021 abgerufen am 8 Juni 2022 Kunsthistorische Einordnung der Schlosskirche St MichaelEinzelnachweise Bearbeiten Evangelische Kirchengemeinde Harburg Schwaben Abgerufen am 31 Dezember 2021 Ernst Schafer Kurzgefasste Beschreibung von Harburg im Ries 1834 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 30 Dezember 2021 Anton von Steichele Das Bistum Augsburg historisch und statistisch beschrieben Die Landkapitel Dilingen Dinkelsbuhel Donauworth 3 Schmid 1872 google de abgerufen am 30 Dezember 2021 Meilensteine der Stadtgeschichte Stadt Harburg Abgerufen am 28 Februar 2021 Anton von Steichele Das Bistum Augsburg historisch und statistisch beschrieben Die Landkapitel Dilingen Dinkelsbuhel Donauworth 3 Schmid 1872 google de abgerufen am 31 Dezember 2021 Karl Martin Grass Die Schlosskirche in Harburg ist seit 300 Jahren barock In Augsburger Allgemeine Abgerufen am 31 Dezember 2021 Ernst Schafer Kurzgefasste Beschreibung von Harburg im Ries 1834 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 31 Dezember 2021 a b Denkmalliste fur Harburg des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege PDF Abgerufen am 30 Dezember 2021 Angelika Dreyer Schloss Harburg In Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland CbDD 2021 abgerufen am 9 Juni 2022 Informationen zur Orgel auf orgelbas nl Abgerufen am 30 Dezember 2021 a b Ernst Schafer Kurzgefasste Beschreibung von Harburg im Ries 1834 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 30 Dezember 2021 Werner Dettelbacher Zwischen Neckar und Donau Kunst Kultur und Landschaft von Heidelberg bis Heilbronn im Hohenloher Land Ries Altmuhltal und an der oberen Donau 5 Auflage DuMont 1976 S 197 Karl Martin Grass Die Glocken der Schlosskirche erklingen wieder In Harburger Hefte Band 11 2010 S 247 254 48 785081363359 10 68739691802 Koordinaten 48 47 6 3 N 10 41 14 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosskirche Harburg amp oldid 239241385