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Das Schloss Vechelde war ein Jagd und Lustschloss im ehemaligen Furstentum Braunschweig Wolfenbuttel in Vechelde bei Braunschweig Schloss Vechelde Kupferstich von Anton August Beck um 1760Der Ort ist heute Verwaltungssitz der Gemeinde Vechelde im Landkreis Peine in Niedersachsen Das Schloss ist nicht erhalten der ehemals barocke Schlossgarten ist der Offentlichkeit frei zuganglich Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Furstlicher Landsitz 1 2 Das Philanthropin 1 3 Gericht und Verwaltungssitz 2 Sehenswurdigkeiten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUm 1340 wurde eine Gerichtsstatte des Herzogs Otto der Milde 1292 1344 in Vechelde erwahnt 1 Zu jener Zeit bestand der Ort jedoch lediglich aus einem Gutshof Ende des 14 Jahrhunderts wurde auf dem Gelande des Gutshofs eine Wasserburg errichtet Die Burg sollte vermutlich die wichtige Handelsstrasse die heutige Bundesstrasse 1 zwischen den Stadten Braunschweig und Hildesheim an ihrer Furt uber das Flusschen Aue sichern und den Braunschweiger Herzogen als Gegenburg der westlich gelegenen Grenzburg Steinbruck des Stiftes Hildesheim dienen 2 Schon im Jahr 1392 verpfandeten die Herzoge von Braunschweig Wolfenbuttel Burg und Gut an die Stadt Braunschweig gegen einen Betrag von 900 Mark Silber Als in den folgenden Jahrzehnten die Stadt stadtische Unabhangigkeit gewann baute der Rat der Stadt die Wasserburg zur vorgelagerten Stadtbefestigung aus Bereits um 1420 wurde die Burgbesatzung mit Feuerwaffen ausgerustet und 1445 ein neuer Bergfried errichtet 3 1492 konnten Truppen des Herzogs Heinrich der Altere 1463 1514 in einer Fehde gegen die Stadt Braunschweig die Burg zwar nach kurzer Belagerung einnehmen der Herzog musste sie jedoch nach einem am 4 Juni 1494 geschlossenen Vergleich der Stadt wieder ubergeben 4 Unter der Verwaltung der Stadt Braunschweig blieb die Burg bis 1671 als ihr Status als unabhangige Stadt durch Ruckeroberung der Fursten von Braunschweig Wolfenbuttel beendet wurde nbsp Herzog Rudolf August um 1650 nbsp Rosine Elisabeth Menthe 1686 nbsp Furst Christian August von Anhalt Zerbst 1725 nbsp Furstin Johanna Elisabeth um 1752 Furstlicher Landsitz Bearbeiten Die Wasserburg liess Herzog Rudolf August 1627 1704 im Jahr 1695 wahrscheinlich durch den Baumeister Hermann Korb 1656 1735 zu einem barocken Landschloss umbauen und den Schlossgarten anlegen nbsp Prinz Ferdinand von Braunschweig 1721Der Herzog heiratete 1681 die gerade achtzehnjahrige Rosine Elisabeth Menthe 1663 1701 Tochter eines Barbiers und Wundarztes in morganatischer Ehe Die auch Madame Rudolfine genannte Herzogsgattin wahlte das Schloss zu ihrem Sommersitz und wurde zur Namensgeberin des Madamenwegs Diese Strasse die noch heute vom Braunschweiger Innenstadtbereich zum Raffturm fuhrt benutzten sie und der Herzog um von dem Grauer Hof genannten fruheren Braunschweiger Stadthof des Klosters Riddagshausen in dem sie wohnten zum Landschloss in Vechelde zu gelangen 5 nbsp Herzogin Elisabeth Sophie Marie 1747Ab 1712 diente das Schloss der Furstin Elisabeth Sophie Marie 1683 1767 als Wohnsitz der dritten Ehefrau des Herzogs August Wilhelm 1662 1731 Dazu liess die Furstin das Schloss erweitern und wahrscheinlich erneut durch Hermann Korb 6 einen weiteren Gebaudeflugel 6 sowie eine Schlosskapelle 7 errichten Dort heirateten am 8 November 1727 Furst Christian August von Anhalt Zerbst und Johanna Elisabeth von Schleswig Holstein Gottorf Aus dieser Ehe ging am 2 Mai 1729 Sophie Auguste Frederike von Anhalt Zerbst Dornburg hervor die spatere Zarin Katharina die Grosse Fur die Landarbeiter des Schlossgutes liess die Herzogin etwa einen Kilometer nordlich der Schlossanlage eine Tagelohnersiedlung errichten aus der sich der heutige Vechelder Ortsteil Vechelade entwickelte 1766 nahm Prinz Ferdinand von Braunschweig Wolfenbuttel 1721 1792 nichtregierender Herzog von Braunschweig Wolfenbuttel das Schloss zu seiner Residenz Ferdinand war zuvor Generalfeldmarschall in preussischen und kurhannoverschen bzw britischen Diensten und Heerfuhrer des Siebenjahrigen Krieges Ferdinand liess den Garten erweitern und zu einem englischen Landschaftsgarten umgestalten Er liess Fischteiche anlegen und die Pflanzungen mit Baumen und Strauchern aus Italien und Nordamerika erganzen 8 Friedrich II Konig von Preussen ein Schwager Ferdinands besuchte hier den Herzog zwischen 1772 und 1782 mindestens viermal 9 Der Herzog starb in Vechelde und wurde 1792 zunachst in einer Gruft im Schlossgarten beigesetzt Auf seinen Sarg liess er statt seiner furstlichen Titulatur lediglich den Titel Gutsherr von Vechelde gravieren nbsp Johann Peter HundeikerDas Philanthropin Bearbeiten Im Jahr 1804 uberliess Herzog Karl Wilhelm Ferdinand 1735 1806 das Gebaude dem Padagogen Johann Peter Hundeiker 1751 1836 der darin das Philanthropin einrichtete eine Schule nach dem Vorbild Johann Bernhard Basedows Philanthropinums Dessau Als Erziehungsanstalt fur hohere Stande konzipiert und von Hundeiker auch stets so beschrieben richteten sich die Lehrinhalte aber gerade an Schuler des Burgertums 10 und an Schuler auslandischer Herkunft So wurde das Institut auch von Schulern aus Russland England Schweden und anderen Landern besucht 11 Nach dem Tod des Herzogs am 10 November 1806 folgte die Periode des vom franzosischen Kaiser Napoleon Bonaparte geschaffenen Konigreiches Westphalen Als die westphalische Regierung beabsichtigte das Schloss Vechelde zu verkaufen und Hundeiker dadurch die Existenz seiner Schule gefahrdet sah erwarb er das Gebaude aus eigenen Mitteln Nach der Auflosung des Konigreichs Westphalen im Jahr 1813 und der Konstituierung des Herzogtums Braunschweig wurde unter der Regierung des Braunschweiger Herzogs Karl II 1804 1873 der Verkauf angefochten und die Ruckgabe des Schlosses gefordert Hundeiker akzeptierte einen gerichtlichen Vergleich ubergab dem Herzogtum Braunschweig das Schloss Vechelde gegen eine jahrliche Rente und loste im Oktober 1819 nach funfzehnjahrigem Bestehen die Erziehungsanstalt in Vechelde auf Gericht und Verwaltungssitz Bearbeiten nbsp Das an der Stelle des Schlosses 1880 errichtete Amtsgerichtsgebaude VecheldeAm 1 Oktober 1825 12 wurde im Landschloss Vechelde der Verwaltungssitz des Amts Vechelde eingerichtet ein Verwaltungs und Gerichtsbezirk des Herzogtums Braunschweig und des spateren Landkreises Braunschweig Das Amt umfasste ein Gebiet mit 34 Ortschaften und rund 12 000 Einwohner Im Jahr 1880 wurde das Schloss abgerissen und durch ein neoklassizistisches Gebaude ersetzt Bis zum 1 Januar 1972 12 diente es als Sitz des Amtsgerichts Vechelde Heute steht es unter Denkmalschutz und wird als Burgerzentrum genutzt 13 Der Park blieb erhalten Sehenswurdigkeiten BearbeitenDas einzige heute noch sichtbare bauliche Zeugnis des ehemaligen Schlosses ist das Schlosstor das als Solitar vor dem Hauptgebaude des Vechelder Burgerzentrums steht Herzog Ferdinand liess es 1770 errichten und mit seinem Initial F versehen Zu den Sehenswurdigkeiten des ehemaligen Schlossgartens der sich rechtsseitig des Flusschen Aue erstreckt zahlen eine Figurengruppe Hades beim Raub der Persephone aus barocker Zeit und eine Sonnenuhr in klassizistischem Stil Im Schlosspark befindet sich ein Monument zur Erinnerung an Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem Theologe und Mitbegrunder des 1745 gegrundeten Collegium Carolinum Vorlaufer der heutigen Technischen Universitat Braunschweig Das Denkmal wurde von Herzog Ferdinand gestiftet Im Jahr 1979 wurden Bronzebusten des Herzogs und des Padagogen Johann Peter Hundeiker aufgestellt die von Ben Siebenrock angefertigt wurden und ein Bronzerelief der Kunstlerin Ulla Lauer das an der Wand dahinter installiert ist einrahmen Beide Kunstler waren Studenten an der Hochschule fur Bildende Kunste Braunschweig der Mentor war Professor Siegfried Neuenhausen 14 Sehenswurdigkeiten des Schlossparks nbsp Schlosstor nbsp Raub der Persephone nbsp Monument zur Erinnerung an Abt Jerusalem nbsp Buste des Herzogs Ferdinand von Braunschweig Wolfenbuttel Ben Siebenrock 1979 nbsp Buste des Johann Peter Hundeiker Ben Siebenrock 1979 nbsp Bronzerelief von Ulla Lauer 1979Literatur BearbeitenWilhelm Bornstedt Hrsg Chronik von Vechelde 973 bis 1973 2 Bande Verlag Dr W Bornstedt Stockheim bei Braunschweig 1973 Wilhelm Bornstedt Von Braunschweig uber die alte Landwehr beim Raffturm zur ehemaligen Wasserburg Vechelde spater Barocklustschloss heute Amtsgericht Vechelde nach Sievershausen dem alten Schlachtenorte vom 9 Juli 1553 Verlag Landkreis Braunschweig Braunschweig 1965 August Lambrecht Das Herzogthum Braunschweig Verlag A Stichtenoth Wolfenbuttel 1863 Hermann Durre Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter Gruneberg Braunschweig 1861 Digitalisat Karl H G Venturini Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwartigen Beschaffenheit Verlag C G Fleckeisen Helmstedt 1847 Georg Hassel Geographisch statistische Beschreibung der Furstenthumer Wolfenbuttel und Blankenburg Friedrich Bernhard Culemann Braunschweig 1802 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Vechelde Sammlung von Bildern Eintrag von Sandy Bieler zu Vechelde a d Aue in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Ehemaliges Schlossgelande ehem Amtsgericht Vechelde im Denkmalatlas Niedersachsen Burgerzentrum und Schlosspark Vechelde auf der Website der Gemeinde Vechelde abgerufen am 24 Mai 2010 Eintrag zu Schloss Vechelde in der privaten Datenbank Alle Burgen Garten und Parks im Braunschweiger Land Vechelder SchlossparkEinzelnachweise Bearbeiten Hans Friedrich Sudendorf Urkundenbuch zur Geschichte der Herzoge von Braunschweig und Luneburg Verlag Carl Rumpler Hannover 1859 S XL Wilhelm Bornstedt Die Hildesheimer Grenzburg Steinbruck Gegenburg zu Vechelde Verlag Landkreis Braunschweig Braunschweig 1970 Historischer Verein fur Niedersachsen Hrsg Die Befestigung der Stadt Braunschweig In Archiv des Historischen Vereins fur Niedersachsen Verlag Hahnsche Hofbuchhandlung Hannover 1850 S 14 C W Sack Hrsg Alterthumer der Stadt und des Landes Braunschweig Verlag Friedrich Otto Braunschweig 1861 S XLII Uwe Flake Westwarts durch Feld Wald und Wiesen In Braunschweiger Zeitung 3 Juli 2003 a b Friedrich Thone Wolfenbuttel Geist und Glanz einer alten Residenz Bruckmann Munchen 1963 S 140 Karl Georg Wilhelm Schiller Braunschweig s schone Literatur in den Jahren 1745 bis 1800 die Epoche des Morgenrothes der deutschen schonen Literatur Holle Wolfenbuttel 1845 S 249 Digitalisat Christian Cay Lorenz Hirschfeld Theorie der Gartenkunst Band 5 Verlag M G Weidmanns Erben und Reich Leipzig 1782 S 316 Lees Knowles Minden and the Seven Years War Simpkin Marshall Hamilton Kent amp Company London 1914 S 56 Konigliche Gesellschaft der Wissenschaften Hrsg Gottingische gelehrte Anzeigen Band 3 Gottingen 1806 August Lambrecht Das Herzogthum Braunschweig Verlag A Stichtenoth Wolfenbuttel 1863 a b Zur Geschichte des Gerichts Vechelde auf der Website des Amtsgerichts Braunschweig abgerufen am 16 Mai 2010 Hauptgebaude ehem Amtsgericht im Denkmalatlas Niedersachsen Nach 30 Jahren Kunstwerk erneut gewurdigt PAZ 13 September 2012 abgerufen am 13 Juni 2021 Residenzen der Herzoge des Furstentums Braunschweig Wolfenbuttel und des Herzogtums Braunschweig Schloss Antoinettenruh Schloss Bevern Bevernsches Palais Braunschweig Schloss Blankenburg Kleines Schloss Blankenburg Schloss Braunschweig Burg Dankwarderode Schloss Hedwigsburg Schloss Hessen Schloss Langeleben Schloss Neu Richmond Schloss Salzdahlum Schloss Vechelde Jagdschloss Walkenried Schloss Wolfenbuttel Kleines Schloss Wolfenbuttel Karte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap 52 261194444444 10 37875 Koordinaten 52 15 40 3 N 10 22 43 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Vechelde amp oldid 232111472