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Die Schlacht bei Fehrbellin war eine Schlacht im Verlauf des Schwedisch Brandenburgischen Krieges in dem die mit Frankreich verbundeten Schweden aus ihren Besitztumern in Norddeutschland Pommern Rugen Bremen Verden vertrieben werden sollten Schlacht bei FehrbellinTeil von Schwedisch Brandenburgischer KriegSchematische Karte weitere Karten Datum 18 jul 28 Junigreg bis 19 jul 29 Juni 1675greg Ort FehrbellinAusgang Sieg Brandenburgs Ende der Bedrohung der Mark Brandenburg durch das schwedische HeerKonfliktparteienSchweden 1650 Schweden Brandenburg Preussen Brandenburg PreussenBefehlshaberFM Waldemar von Wrangel Kurfurst Friedrich WilhelmGeneralfeldmarschall Georg von DerfflingerTruppenstarke7000 Infanteristen 4000 Reiter 38 Kanonen 6000 Reiter 13 KanonenVerlusteca 4000 Tote Verwundete Gefangene Desertierte Folgetage mit einbezogen ca 500 Tote und VerwundeteSchlachten und Belagerungen desNordischen Krieges 1674 1679 Rathenow Nauen Fehrbellin Wismar Wolgast 1675 Wolgast 1676 Bornholm Oland Peenemunder Schanze Stettin 1677 Kogebucht Bergen Warksow Rugen 1678 Stralsund 1678 Greifswald Tilsit Splitter Telschi Porta Westfalica Georg von DerfflingerFahne einer der im Vorfeld der Schlacht mobilisierten Bauernkompanien der AltmarkKarte der Schlacht von FehrbellinKupferstich von Johann Gottfried Bartsch 1675 mit SchlachtbeschreibungDie von den Brandenburgern verteidigte Hohe Gemalde von Dismar DegenIn der Schlacht am 18 Junijul 28 Juni 1675greg trafen in und in der Nahe der Gemeinde Fehrbellin 60 km nordwestlich von Berlin 12 km sudlich von Neuruppin schwedische und brandenburg preussische Truppen aufeinander Die Schlacht war ein Ruckzugsgefecht bei dem die brandenburgischen Truppen die schwedischen Truppen schlugen die zuvor beim Schwedeneinfall 1674 75 Teile von Brandenburg besetzt hatten Gemessen an der Zahl der Beteiligten handelt es sich um eine Schlacht von eher geringer Grosse deren Ausgang jedoch von grosser Bedeutung war fur das Selbstbewusstsein der Brandenburger und fur den Verlauf der Geschichte von Brandenburg Preussen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Kampf um Rathenow 1 2 Gefecht bei Nauen 2 Verlauf 3 Folgen 4 Deutsche Rezeption 5 Erinnerungskultur 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten Hauptartikel Schwedeneinfall 1674 1675 nbsp Kurfurst Friedrich Wilhelm Portrat von Govaert FlinckKurfurst Friedrich Wilhelm befand sich im Verlauf des Hollandischen Krieges auf einem Feldzug gegen Frankreich im Elsass Dort hatte die Armee des Kaisers unterstutzt von brandenburgischen Truppen in der Schlacht bei Turkheim am 26 Dezember 1674jul 5 Januar 1675greg keinen Sieg erringen konnen Beide Heerfuhrer waren gezwungen den Ort zu raumen Schon am 15 Dezemberjul 25 Dezember 1674greg waren an der Ostseekuste schwedische Truppen unter dem Oberkommandierenden Generalleutnant Wolmar von Wrangel einem Halbbruder Carl Gustavs von Wrangel von Pommern aus in die Mark Brandenburg eingefallen Als Verbundeter von Frankreich beabsichtigte Schweden den brandenburgischen Kurfurst Friedrich Wilhelm zu zwingen seine Truppen vom Oberrhein abzuziehen Dies geschah auch auf Druck von Frankreich das seinen Verbundeten Schweden mit der Drohung die Subsidienzahlungen einzustellen und geschicktem Taktieren zu diesem Schritt gedrangt hatte In Erstein erfuhr Friedrich Wilhelm vom Einmarsch der Schweden in die Mark Brandenburg und fuhrte seine Truppen nach Breit in das Winterquartier Zum Ende des Winters brachen die brandenburgischen Truppen am 26 Maijul 5 Juni 1675greg in drei Kolonnen auf und erreichten Magdeburg am 11 jul 21 Juni 1675greg Dies war eine sehr gute Marschleistung mit der man die Schweden uberraschen wollte Allerdings war die Kraftanstrengung mit einem Auseinanderziehen der Marschkolonne verbunden und hatte die Abwesenheit fast der kompletten Infanterie zur Folge die zwei Tagesmarsche zurucklag Bei den Schweden die noch nicht mit den brandenburgischen Truppen gerechnet hatten blieb deren Ankunft tatsachlich unbemerkt auch weil Kurfurst Friedrich Wilhelm Massnahmen zur Geheimhaltung ergriffen hatte um diesen Vorteil zu wahren Wahrenddessen verwusteten und plunderten aber die schwedischen Truppen weite Landstriche obwohl Brandenburgische Bauernkompanien die Luch Ubergange bei Oranienburg Kremmen und Fehrbellin besetzt hatten um den Schutz des Havellandes zu gewahrleisten Allerdings konnten diese Stellungen nicht gegen die Schweden gehalten werden so dass Havelberg Rathenow und Brandenburg an der Havel von schwedischen Truppen besetzt werden konnten Daraufhin fasste Kurfurst Friedrich Wilhelm den Entschluss das zwischen den beiden Orten Havelberg und Brandenburg gelegene Rathenow einzunehmen um so die schwedischen Truppen voneinander zu trennen Kampf um Rathenow Bearbeiten Hauptartikel Schlacht um Rathenow Am 13 jul 23 Juni 1675greg setzten sich die brandenburgischen Truppen uber Genthin in Bewegung und uberquerten in der Nacht vom 14 jul 24 Junigreg zum 15 jul 25 Junigreg nordlich von Rathenow die Havel um die Stadt von Suden her anzugreifen wahrend Reiter und Dragoner direkt uber die Brucken hinweg angriffen Die sechs Kompanien schwedischer Dragoner wurden vollkommen uberrascht Unter Fuhrung des Generalfeldmarschalls Georg von Derfflinger drangen die Brandenburger in den Ort ein und uberwaltigten nach zahem Kampf die Verteidiger Bis auf zehn Schweden wurde die gesamte Besatzung getotet oder gefangen genommen Zwischen 500 und 600 Pferde konnten erbeutet werden Der einzige von Brandenburgern unbesetzte Luch Ubergang war der bei Fehrbellin die dortige Brucke war durch ein brandenburgisches Kommando unter Oberstleutnant Hennigs zerstort und der Damm durchstochen worden Wrangel war bereits auf dem Weg von Brandenburg nach Rathenow als er vom Fall des Ortes erfuhr Daraufhin wandte er sich nach Nauen das er vor den kurfurstlichen Truppen erreichte Gefecht bei Nauen Bearbeiten Hauptartikel Gefecht bei Nauen In Nauen kam es am 17 jul 27 Juni 1675greg zwischen den Brandenburgern und der zur Verzogerung des brandenburgischen Vormarschs zuruckgelassenen schwedischen Nachhut Wrangels zu einem Gefecht um den Damm bei Nauen Es gelang den Kurfurstlichen den schwedischen Widerstand zu brechen und den Damm zu erobern In Nauen erbeuteten sie 2000 Rinder und verbrachten die Nacht dort Am 18 jul 28 Junigreg marschierten die schwedischen Truppen verfolgt von den Brandenburgern nach Fehrbellin um die dortige Brucke instand zu setzen und den Rhin zu uberqueren Verlauf BearbeitenUm ein Ruckzugsgefecht zu fuhren und den nicht beteiligten Truppenteilen sowie dem umfangreichen Tross von uber 1500 Wagen 1 einen ungehinderten Abzug zu ermoglichen stellte sich Wrangel etwas sudlich von Hakenberg mit 7000 Mann 2 in der deutschen Literatur 11 000 12 000 Mann 3 Seine 38 Geschutze hatte er bereits vorausgeschickt so dass er nur uber sieben eilig zuruckgeholte Geschutze verfugte Die schwedischen Krafte waren in acht Brigaden und 24 Schwadronen gegliedert Davor hatte sich die schwedische Streitmacht bereits dreimal in Schlachtordnung aufgestellt gab diese Aufstellung aber jedes Mal wieder auf 4 nbsp Verfolgung der schwedischen Armee durch die BrandenburgerAuf brandenburgischer Seite standen ungefahr 5000 Kurassiere und 600 Dragoner mit 13 Geschutzen 5 Die Musketiere hatten mit dem schnellen Vormarsch der Reitertruppen nicht mithalten konnen und lagen einen Tagesmarsch zuruck 5 Der Mangel an Infanterie war ein Nachteil fur die Brandenburger Wrangel liess seine Truppen in zwei Treffen gegliedert in einer klassischen Formation Aufstellung nehmen Die Infanterie stand in der Mitte mit den Reitern an den Flanken Die acht Infanterie Regimenter wurden in sechs Brigaden zusammengefasst In den Zwischenraumen des ersten Treffens wurden die Geschutze aufgestellt 6 Die Schweden hatten Hakenberg im Rucken das Rhinluch zu ihrer Linken ihre rechte Flanke lehnte sich an ein Geholz die Dechtower Fichten an Ein Stuck vor ihrer rechten Flanke lag der Katharinenpfuhl Die Brandenburger lehnten sich mit ihrer linken Flanke an den Katharinenpfuhl mit der rechten an das Rhinluch Wrangel hatte es versaumt den Hugel an seiner rechten Flanke zu besetzen Dies nutzte Friedrich Wilhelm aus liess dort seine von zwei Dragonerregimentern gedeckte Artillerie in Stellung gehen und nahm die Schweden unter Flankenfeuer Wahrend die Brandenburger im Schutz von Fruhnebel und Regen die Hugel besetzten kampfte Friedrich II Prinz von Hessen Homburg auf der rechten Flanke der Brandenburger und lief Gefahr abgeschnitten zu werden Die Lage begann fur die Schweden gefahrlich zu werden als um 8 Uhr morgens die in Stellung gebrachte brandenburgische Artillerie das Feuer eroffnete und die schwedischen Linien bestrich Regen und Nebel waren inzwischen abgezogen und so erkannte Wrangel die vom Hugel drohende Gefahr Er befahl dem in schwedischen Diensten stehenden Oberstleutnant von Maltzahn einen Angriff mit der Kavallerie seines rechten Flugels und des Infanterie Regimentes Dalwig Es gelang den Schweden die Reiterreserve der Artilleriebedeckung in die Flucht zu schlagen und nur die fast zeitgleiche Ankunft des Kurfursten hielt sie auf Derfflinger hatte Verstarkung entsandt die nun unter dem herbeigeeilten Prinzen von Homburg und dem Kammerjunker von Buch den Schweden in die Flanke fiel und sie zum sofortigen Ruckzug zwang Da Wrangels linke Flanke nicht mehr durch den Prinzen von Homburg bedroht wurde entnahm er dort Krafte und erneuerte seinen Angriff auf die angeschlagenen Verteidiger der Geschutzstellung Der Angriff entwickelte sich zum Nahkampf in dem neben Karabinern auch Pallasche eingesetzt wurden 69 hochrangige Offiziere wie Derfflinger befanden sich im Getummel Derfflinger musste vom Prinzen von Homburg und Oberst Berend Joachim von Morner aus einer gefahrlichen Lage herausgeholt werden Hierbei kam Morner um und wurde durch Oberstleutnant Hennigs ersetzt der die Brandenburger zusammenhielt und den Schweden grosse Verluste zufugte Nach langem fur beide Seiten verlustreichem Kampf gewannen die Brandenburger die Oberhand und schlugen die schwedischen Reiter in die Flucht Dies fuhrte dazu dass das schwedische Infanterieregiment von Dalwig in eine isolierte Lage geriet und umzingelt wurde Das Regiment wurde vollstandig vernichtet nur 20 Mann gelang die Flucht 60 bis 70 Mann wurden gefangen genommen und Oberstleutnant Maltzahn wurde getotet Die Schweden hatten schwere Verluste erlitten ihre Kavallerie war in Unordnung geraten und es war ihnen nicht gelungen die Hohe zu nehmen Daruber hinaus gab es Berichte dass die Brandenburger kaiserliche Verstarkungen erwarteten Wrangel beschloss sich uber Hakenberg auf Fehrbellin zuruckzuziehen obwohl der dortige Ubergang noch nicht wiederhergestellt war Laut Bericht des Kammerjunkers von Buch verloren die Schweden 2100 Tote noch mehr Verwundete und 60 bis 70 Gefangene wahrend auf brandenburgischer Seite 218 Mann starben und 280 schwer verwundet wurden 7 Um ungefahr 10 Uhr begannen die Schweden in zwei Kolonnen geordnet ihren Ruckzug auf Fehrbellin Die Brandenburger begleiteten den schwedischen Ruckzug auf deren linker Flanke und hielten sie unter Artilleriefeuer das von den Schweden erwidert wurde Eine Kugel verfehlte den Kurfursten knapp und riss Stallmeister Emanuel Froben das rechte Bein oberhalb des Knies ab woraufhin er eine Stunde spater starb Eine Gelegenheit zum Angriff ergab sich jedoch nicht da die Schweden auf ihrer Linken starke Infanterie stehen hatten und auch das Gelande nicht gunstig war Es kam nur zu einem schwachen Angriff der sofort abgewehrt wurde Um die Mittagszeit erreichten die Schweden das zur Verteidigung vorbereitete Fehrbellin Die Erwagung seiner Offiziere den Ort zu beschiessen lehnte der Kurfurst ab Uber Nacht setzten die Schweden die Brucke notdurftig instand und so fand der Kurfurst am nachsten Morgen dem 19 jul 29 Juni 1675greg das Gros der Schweden auf der anderen Seite des Luchs vor Zwei Bataillone Musketiere des Regiments Gotha waren zuruckgeblieben um den Ruckzug zu decken Derfflinger griff sie mit 1150 Mann seiner Vorhutreiterei an und vertrieb sie nach hartem Kampf durch das Kreuzfeuer seiner Dragoner Vor ihrem Abzug hatten die Schweden ihre Pulvervorrate in Brand gesteckt Trotzdem erbeuten die Brandenburger funf Geschutze zehn Kugelwagen vier Munitionskarren neun Zentner Lunten und sieben Zentner Musketenkugeln Die Schweden zogen sich uber Neuruppin durch die Prignitz und Mecklenburg zuruck wobei viele Nachzugler von ergrimmten Bauern erschlagen wurden Der Kurfurst beendete in Wittstock die Verfolgung wegen volliger Erschopfung von Mann und Ross und um das Eintreffen seiner Infanterie und Artillerie abzuwarten Die Schlacht und Verfolgung hatten die Schweden 2400 Tote und 300 bis 400 Gefangene gekostet wahrend die Sieger insgesamt nur 500 Mann beklagten 8 Die Schweden verloren Oberst Adam Wachtmeister Oberstleutnant Maltzahn funf weitere Stabsoffiziere sechs Hauptleute der Reiterei einige Leutnants und Kornetts sowie samtliche Offiziere des Regiments Dalwig Unter den brandenburgischen Toten waren neben Morner Major von der Marwitz die Rittmeister von Asseburg Beyer Burgsdorff und Schonermark einige Leutnants und 218 Mannschaften Verwundet wurden unter anderen die Oberstleutnants Sydow Koller Strauss Hennigs und Hauptmann Buch Der Kurfurst beforderte Hennigs noch auf dem Schlachtfeld zum Obersten und adelte ihn 1676 mit einem auf den Tag von Fehrbellin datierten Adelsbrief auf den Namen Hennigs von Treffenfeld Die Brandenburger erbeuteten sechs Dragonerfahnen und mehrere Pauken in Rathenow acht Infanteriefahnen beim erbitterten Gefecht um die Hohe zwei Standarten und funf Geschutze Die meisten Gefallenen wurden auf dem Schlachtfeld selbst beigesetzt Folgen BearbeitenVon den Brandenburgern bis Wittstock verfolgt wuchs sich der Ruckzug Wrangels zu einer Katastrophe aus zumal Tausende seiner Soldaten desertierten Von anfanglich 12 000 Mann erreichten nur noch 4000 Demmin 8 Die Schlacht bei Fehrbellin war der erste eigenstandige Sieg der Brandenburger uber die Truppen einer Grossmacht und starkte das Selbstbewusstsein Brandenburg Preussens Als Folge dieses Sieges wurde Schweden militarisch weiter in die Defensive gedrangt und die Mark Brandenburg wurde danach von den Schweden bis zum Friedensschluss 1679 nicht mehr militarisch bedroht Eine weitere Folge des Sieges war dass die sich bis dahin unter fadenscheinigen Grunden aus dem Konflikt heraushaltenden Danen und das Heilige Romische Reich ihrer Bundnisverpflichtung nachkamen und Schweden den Krieg erklarten Dennoch brachten die Schlacht von Fehrbellin und die anschliessende Eroberung Schwedisch Pommerns sowie der ostpreussische Feldzug den Hohenzollern kaum greifbaren territorialen Zugewinn da 1679 im Frieden von Saint Germain fast alle aus der siegreichen Schlacht resultierenden Vorteile wieder ruckgangig gemacht wurden Deutsche Rezeption Bearbeiten Der Grosse Kurfurst ging mit Macht um Frieden zu erlangen Bald kam der Schwed aus Mitternacht Durch Frankreichs Geld getrieben Mit seiner Lapp und Finnenmacht Liess sehr viel Bosheit uben In dem Kur und Brandenburger Land Mit Kirchenraub und Plundern Es ward verjaget Mann und Weib Das Vieh ward durchgeschossen Man macht es dass nichts uberbleib Das vielen sehr verdrossen Bis dass zuletzt der grosse Held Sich plotzlich eingefunden Und seinen Namen in der Welt Noch hoher aufgebunden Neues Lied von der glucklichen Victorie 1675 9 Schon zum damaligen Zeitpunkt erregte die Schlacht bei Fehrbellin in ganz Europa Aufsehen Die brandenburgische Armee die noch niemals zuvor allein in die Schlacht gezogen war hatte die hervorragende schwedische Truppe aus dem Feld geschlagen 10 Daruber hinaus war fur das Reich durch diesen Sieg die vor allem von deutschen Zeitgenossen so wahrgenommene Gefahr gebannt worden wie schon im Dreissigjahrigen Krieg erneut zum Schauplatz franzosisch schwedischer Machtpolitik zu werden 11 Es war deshalb nicht ungewohnlich dass selbst im fernen Strassburg Lieder auf Friedrich Wilhelm gedichtet wurden die den Hohenzollern erstmals als Grossen Kurfurst feierten siehe Kasten rechts Noch einige Jahre spater dokumentierte 1682 auch das in Frankfurt am Main erscheinende Theatrum Europaeum diese Einschatzung Was vor frolocken uber diese Victorie in und ausserhalb Teutschland entstunde und wie dadurch die Veneration und estime so man vor Se Churfurstl Durchl allbereit hatte vermehret auch die Devotion und Liebe so dero Unterthanen und Lande deroselben zutrugen ergrossert wurden stehet nicht zu beschreiben Viele tausend weyneten darob vor Freuden und kusseten abwesend den Arm dieses Helden der so tapffer streiten lernen 12 Wahrend die schwedische Geschichtsschreibung dem Treffen bei Fehrbellin kaum mehr als die Bedeutung eines Ruckzugsgefechts beimass erkannte die deutsche Historiographie in ihm einen geschichtlichen Wendepunkt Folglich nahm der Reitertag von Fehrbellin bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1914 1918 einen besonderen Platz im Interesse deutscher Historiker ein die in dem brandenburgischen Sieg den Anfangspunkt fur den Aufstieg der preussischen Militarmacht sahen 13 Diese Sichtweise hat ihre Ursprunge bereits im 18 Jahrhundert Konig Friedrich II schrieb in seinen 1751 erschienenen Memoires pour servir a l Histoire de la maison de Brandebourg 14 bereits von einer beruhmten und entscheidenden Schlacht die mehr durch Mut als durch Klugheit herbeigefuhrt wurde Kurfurst Friedrich Wilhelm schlug mit einer kleinen und von langem Marsch ermudeten Kavallerie eine zahlreiche und ansehnliche Infanterie die durch Tapferkeit das Reich und Polen bezwungen hatte Seine Nachkommen halten dieses beruhmte Treffen fur den Ausgangspunkt der Grosse zu der das Haus Brandenburg seither aufgestiegen ist 15 nbsp Romantisierende Darstellung des Todes des Stallmeister Emanuel Froben aus dem Geschichtsbuch Bilder und Erzahlungen aus der deutschen Geschichte Fur die reifere deutsche Jugend Berlin 1863 Die spateren Historiker schlossen sich dieser Interpretation an dass der 28 Juni 1675 ein brandenburgisches Siegesdatum sei das den Ausgangspunkt des brandenburgisch preussischen Aufstiegs im Felde bezeichnete 16 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1939 1945 entfiel in dieser Sichtweise zwar weitgehend die Glorifizierung des Militars doch die Schlacht an sich wird heute noch als ein geschichtlicher Wendepunkt anerkannt So schrieb 1998 der Historiker Heinz Schilling Mit Fehrbellin beginnen jene militarischen Bravourstucke von Hohenzollernfursten die unter Friedrich II zum Preussen Mythos werden sollten 17 Ein weiterer Aspekt der deutschen Historiographie zur Schlacht bei Fehrbellin stellte die Glorifizierung Kurfurst Friedrich Wilhelms und seiner Rolle wahrend des Kampfes dar Diese Fokussierung wurde verstarkt wahrend des 19 Jahrhunderts betrieben und erreichte im Deutschen Kaiserreich ihren Hohepunkt Borussianismus Das Ziel dieser Interpretation war die Etablierung eines Mythos um das Herrscherhaus der Hohenzollern weshalb sie besonders haufig in Schulbuchern zu finden war So ist zum Beispiel in einem Schulbuch aus dem Jahre 1905 zu lesen Er Friedrich Wilhelm sturzte sich an der Spitze einer Reiterschar ins dichteste Kampfgetummel und rief den schon weichenden Soldaten zu Getrost tapfere Soldaten Ich euer Furst und jetziger Hauptmann will siegen oder ritterlich mit euch sterben 18 Eine besondere Rolle nahm dabei die Legende vom Verhalten des kurfurstlichen Stallmeisters Emanuel Froben ein die wahrend des Militarismus ein Sinnbild fur die verlangte Pflichterfullung darstellte Ihr zufolge ritt der Kurfurst einen Schimmel und der Stallmeister bemerkte dass die Schweden auf diesen weit ofter schossen als auf die anderen Pferde Unter dem Vorwand das Tier wurde scheuen uberredete er den Kurfursten dazu den Schimmel gegen Frobens braunes Pferd zu tauschen Wenige Minuten danach wurde der Stallmeister durch eine Kugel getotet In den Schulbuchern des Kaiserreiches wurde die Tat Frobens oft als Ausdruck vorbildlicher Pflichterfullung dargestellt Der Kurfurst sturzte sich selber mitten ins Kampfgetummel An seiner Seite fiel sein Stallmeister Emanuel Froben wie die Sage berichtet als ein Opfer seiner Treue 19 Dies war ein Beispiel fur die Art und Weise wie den Heranwachsenden in jener Epoche die Parole vom Heldentod fur Kaiser Volk und Vaterland nahergebracht werden sollte Erinnerungskultur BearbeitenDie Schlacht bildet den Hintergrund fur das Drama Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin von Heinrich von Kleist geschrieben 1809 10 Erstveroffentlichung 1821 Die Handlung hat sehr wenig mit den historischen Ereignissen und handelnden Personen gemein Ebenso verhalt es sich mit der Oper Der Prinz von Homburg von Hans Werner Henze 1960 Das Neue Denkmal Siegessaule Hakenberg auf dem Kurfurstenhugel bei Hakenberg ist als Aussichtsturm ausgefuhrt Der zweigliedrige Sockel hat die Form eines Wurfels mit vier abgestumpften Kanten auf ihm ruht ein rundturmartiger Aufbau der in einer Hohe von 23 m eine umlaufende Galerie tragt Diese besteht aus einem eisernen Gitterwerk in dessen Mitte sich auf einem grauen Sandsteinkegel die spater vergoldete Bronzestatue der Siegesgottin Victoria erhebt auch Nike berlinerisch kleine Goldelse genannt ein Vorlaufermodell der grossen Goldelse auf der Berliner Siegessaule Im Sockelgeschoss ist aussen eine Inschrifttafel mit der Widmungsinschrift daruber eine uberdimensionale Blendnische mit der Kolossalbuste des Grossen Kurfursten eingelassen Das Denkmal geht auf eine Initiative des Kronprinzen Friedrich Wilhelm nachmals Kaiser Friedrich III zuruck der am 18 Juni 1875 auch die Grundsteinlegung vollzog Die Einweihungsfeier fand am 2 September 1879 am sogenannten Sedantag statt Der 1893 von Richard Henrion komponierte Fehrbelliner Reitermarsch gehort bis heute zu den beliebtesten Stucken im Repertoire von Militarkapellen und ist Regimentsmarsch verschiedener Verbande der Bundeswehr Seit dem Ende des Deutschen Kaiserreichs 1918 wird er als Gassenhauer mit der Zeile Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder haben gesungen und in diesem Zusammenhang als Kaiser Wilhelm Marsch bezeichnet Im landlichen erst 1920 nach Berlin eingemeindeten Wilmersdorf entstand 1892 der Fehrbelliner Platz 1913 wurde dort der U Bahnhof Fehrbelliner Platz eroffnet und der Platz nach 1934 hufeisenformig mit monumentalen Verwaltungsgebauden umbaut nbsp Denkmal von Fritz Schaper in Fehrbellin nbsp Siegessaule in Hakenberg nbsp Buste am Sockel der Siegessaule nbsp Kleines Denkmal in Hakenberg nbsp Denkmal fur den Grossen Kurfursten in Rathenow nbsp Berliner U Bahn Station unter dem Fehrbelliner PlatzSiehe auch BearbeitenListe der Kriege und Schlachten PreussensLiteratur BearbeitenCurt Jany Geschichte der Preussischen Armee Vom 15 Jahrhundert bis 1914 Band 1 Biblio Verlag Osnabruck 1967 Seite 239 243 Frank Bauer Fehrbellin 1675 Brandenburg Preussens Aufstieg zur Grossmacht Potsdam 1998 ISBN 3 921655 86 2 Martin Lezius Von Fehrbellin bis Tannenberg Dreihundert Jahre Deutsche Kriegsgeschichte Band 1 Ernst Steiniger Druck und Verlagsbuchhandlung Berlin 1936 J Mankell Svenskar och tyskar om slaget vid Fehrbellin Dt Eine schwedische Darstellung der Schlacht von Fehrbellin Militar Wochenblatt 1876 Nr 83 86 Ernst Opgenoorth Friedrich Wilhelm Der Grosse Kurfurst von Brandenburg Band 2 1660 1688 Musterschmidt Gottingen 1978 ISBN 3 7881 1687 0 Heinz Schilling Hofe und Allianzen Deutschland 1648 1763 Das Reich und die Deutschen Bd 6 Siedler Berlin 1989 ISBN 3 442 75523 9 Bilder aus der Brandenburgisch Preussischen Geschichte Vortrage und Aufsatze zusammengestellt zur zweihundertjahrigen Jubelfeier des Tages von Fehrbellin Wilhelm Schwartz Berlin 1875 E Book oder Reprint Potsdam 2010 ISBN 978 3 941919 66 2 Uwe Rolf Hinze Die Schlacht von Fehrbellin 1675 Edition Rieger Karwe 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlacht von Fehrbellin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Schlacht im Theatrum Europaeum PDF 232 kB Einzelnachweise Bearbeiten Bauer S 117 J Mankel S 19 Opgenoorth S 169 Bauer S 120 Bauer S 116 f a b Bauer S 120 Bauer S 124 Zitiert nach Lezius S 71 a b Bauer S 131 Zitiert nach Hermann von Petersdorff Der Grosse Kurfurst Berlin 1939 S 149 Der komplette Text findet sich in Frank Bauer Fehrbellin Brandenburg Preussens Aufbruch zur Grossmacht Potsdam 1998 S 137 f Barbara Beuys Der Grosse Kurfurst Der Mann der Preussen schuf Reinbek 1984 S 347 Heinz Schilling Hofe und Allianzen Deutschland 1648 1763 Berlin 1998 S 224 Theatrum Europaeum Bd 11 Frankfurt am Main 1682 S 720 Gerd Ulrich Hermann Georg Freiherr von Derfflinger Berlin 1997 S 166 S 149 151 Textarchiv Internet Archive Oeuvres S 89 90 friedrich uni trier de Friedrich II von Preussen Denkwurdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg Munchen 1995 S 105 vgl Volz S 76 78 friedrich uni trier de Hermann Stegemann Der Krieg Sein Wesen seine Wandlung Band 2 Stuttgart Berlin 1940 S 26 Heinz Schilling Hofe und Allianzen Deutschland 1648 1763 Berlin 1998 S 224 In ahnlichem Sinn auch Gerd Ulrich Hermann Georg Freiherr von Derfflinger Berlin 1997 S 167 H Sieber Geschichte Ausgabe fur evangelische Schulen Breslau 1905 S 51 f Dazu auch die romanhafte Darstellung in Hans Heyck Der Grosse Kurfurst von Brandenburg Berlin 1939 S 285 297 Friedrich Polack Geschichtsbilder Ausgabe B 17 Auflage Worbis 1894 S 256 nbsp Dieser Artikel wurde am 10 Januar 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4153844 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht bei Fehrbellin amp oldid 237655716