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Das Schatzkammer Evangeliar auch Karolingisches Evangeliar genannt ist eine karolingische Bilderhandschrift die Anfang des 9 Jahrhunderts an der Hofschule Karls des Grossen entstand Das Evangeliar gehort einer Handschriftengruppe an die als Gruppe des Wiener Kronungsevangeliars bezeichnet wird Es gehorte zum Kirchenschatz der Aachener Pfalzkapelle Karls des Grossen und ist heute in der Aachener Domschatzkammer Inv Nr 4 ausgestellt Das Schatzkammer Evangeliar ist neben dem ottonischen Liuthar Evangeliar somit die altere der zwei bedeutenden hier ausgestellten mittelalterlichen Handschriften Schatzkammer Evangeliar fol 14v Die vier Evangelisten Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Einordnung 1 1 Handschrift 1 1 1 Inhalt und Gestaltung 1 1 2 Evangelistenbild 1 2 Einband 2 Literatur 3 Anmerkungen 4 WeblinksBeschreibung und Einordnung BearbeitenHandschrift Bearbeiten Inhalt und Gestaltung Bearbeiten Der Codex besteht aus 280 Pergamentblattern im Format 30 1 23 3 cm Der Text des Codex ist einspaltig in karolingischer Minuskel in 20 bis 24 Zeilen geschrieben wogegen Titel und Uberschriften in Capitalis rustica ausgefuhrt sind Der Inhalt beginnt mit dem Hieronymusprolog fol 2r 5r und dem sogenannten Damasusbrief fol 5r 7v Dem Evangelienteil sind zwolf Kanontafeln fol 8v 14r und eine ganzseitige Miniatur mit der Darstellung der vier Evangelisten fol 14v vorangestellt Die Kanontafeln sind von Architekturrahmen umgeben die einzigartig in der karolingischen Buchmalerei den Gebalktypus aufweisen Es folgen die Texte der vier Evangelien jeweils mit den Vorreden Bis auf die Darstellung der vier Evangelisten und eine Zierseite mit dem in goldener und silberner Capitalis rustica gefassten Titel des Matthaus Evangeliums auf purpurnem Grund in einem Ornamentrahmen fol 19v findet sich in der Handschrift keine weitere Miniatur Die letzten Seiten des Evangeliars enthalten das Capitulare Evangeliorum ein Verzeichnis der an Sonn und Feiertagen im Gottesdienst zu lesenden Evangelienperikopen fol 258r 280v 1 Evangelistenbild Bearbeiten Die Miniatur auf fol 14v der Handschrift zeigt in einer fur die mittelalterliche Kunst hochst ungewohnlichen Darstellungsweise die Evangelisten mit ihren Symbolen gemeinsam in einer blauen Hugellandschaft Im Uhrzeigersinn sind dies Johannes mit dem Adler Lukas mit dem Stier Markus mit dem Lowen Matthaus mit dem Menschen Die Miniatur zeigt oben einen rosafarbenen Himmel mit Baumen Die heute wieder sichtbare Vorzeichnung des Bildes macht deutlich dass dort zunachst Mauern mit Zinnen vorgesehen waren Die Evangelisten mit ihren weissen Nimben und ihrer weissen Kleidung sind in der Tradition antiker Philosophenbilder dargestellt Sie verrichten sitzend unterschiedliche schreibende Tatigkeiten Obwohl sie voneinander abgewendet wiedergegeben sind so umfasst sie doch in dieser Darstellung eine gemeinsame spirituelle Einheit 2 Einband Bearbeiten nbsp Goldener Buchdeckel mit byzantinischem ElfenbeinreliefDer Handschrift des Evangeliars diente bis 1972 als Einband ein Buchdeckel aus ottonischer Zeit mit einem Goldschmiederahmen in dessen Mitte sich ein byzantinisches Elfenbeinrelief des spaten 10 Jahrhunderts mit einer Darstellung Marias mit dem Jesuskind befindet Eine vorangehende Nutzung als Einband des von Otto III fur die Aachener Kronungskirche gestifteten Liuthar Evangeliares ist wahrscheinlich zumal neben der ausserst kostbaren Ausgestaltung Entstehungszeit und Herkunft identisch sind zudem sind die Masse von Deckel und Buch Hohe 30 4 cm Breite 23 6 cm zusammenpassend 3 Daneben wird jedoch auch die Ansicht vertreten der Buchdeckel dessen Entstehung im Kloster Reichenau anzunehmen ist 4 konne moglicherweise Teil einer von Kaiser Heinrich II gestifteten Altarausstattung gewesen sein der auch die Pala d oro im Aachener Dom zugerechnet wird 5 Das Zentrum bildet die Elfenbeintafel welche die Gottesmutter als Hodegetria Wegweiserin zeigt Sie weist auf Christus als den Erloser 6 Das Relief welches ehemals das Zentrum eines byzantinischen Triptychons aus dem zehnten Jahrhundert bildete ist zugleich auch Mittelpunkt der in der Langs und Querachse verlaufenden mit Edelstein und Zellenschmelzschmuck verzierten Stege die gemeinsam ein Gemmenkreuz bilden 4 wie man es haufiger bei karolingischen Vorgangern so beispielsweise dem Prachteinband des Codex aureus von St Emmeram findet in deren Tradition der Buchdeckel steht 7 Umrahmt wird die Hodegetria oben und unten von vier aus getriebenem Goldblech gefertigten Relieftafeln mit Szenen aus dem Leben Christi Geburt Kreuzigung Auferstehung und Himmelfahrt In der Grosse etwa eines Drittels dieser szenischen Darstellungen finden sich rechts und links der elfenbeinernen Tafel die vier Evangelistensymbole ebenfalls in goldener Treibarbeit Diese insgesamt acht Goldreliefs sind stilistisch eng mit denen der goldenen Altartafel des Aachener Doms verwandt weshalb die Entstehung in derselben Goldschmiedewerkstatt naheliegt die vermutlich in Fulda zu lokalisieren ist 8 Die aussere Rahmung bildet eine breite Borte mit reicher Ornamentik aus Edelsteinen und Filigranarbeit Zeitlich und stilistisch steht dem Buchdeckel der des Codex aureus Epternacensis am nachsten 9 Im 19 Jahrhundert wurde der Buchdeckel einer Uberarbeitung unterzogen Dabei wurden die Goldreliefs nachgetrieben sowie die Symbole von Matthaus und Markus vertauscht Literatur BearbeitenWilhelm Koehler Die karolingischen Miniaturen Bd 3 Die Gruppe des Wiener Kronungs Evangeliars Deutscher Verlag fur Kunstwissenschaft Berlin 1960 bes S 72 80 Frauke Steenbock Der kirchliche Prachteinband im fruhen Mittelalter Deutscher Verlag fur Kunstwissenschaft Berlin 1965 S 133 135 Ernst Gunther Grimme Text Ann Munchow Aufnahmen Der Aachener Domschatz Aachener Kunstblatter Bd 42 Schwann Dusseldorf 1973 Nr 4 S 8 10 Handschrift Nr 24 S 30 31 Einband Herta Lepie Georg Minkenberg Die Schatzkammer des Aachener Domes Brimberg Aachen 1995 ISBN 3 923773 16 1 S 19 20 Katharina Bierbrauer Schatzkammer Evangeliar In 799 Kunst und Kultur der Karolingerzeit Katalog der Ausstellung Paderborn 1999 Zabern Mainz 1999 ISBN 3 8053 2456 1 Bd 2 S 706 710 Ernst Gunther Grimme Der Goldene Buchdeckel In ders Der goldene Dom der Ottonen Einhard Verlag Aachen 2001 ISBN 3 930701 90 1 S 50 53 Kunibert Bering Kunst des fruhen Mittelalters Kunst Epochen 2 Reclam Stuttgart 2002 ISBN 3 15 018169 0 S 251 254 Herta Lepie Der Domschatz zu Aachen In Clemens M M Bayer Dominik M Meiering Martin Seidler Martin Struck Hrsg Schatzkunst in Rheinischen Kirchen und Museen Schnell amp Steiner Regensburg 2013 ISBN 978 3 7954 2827 3 S 121 137 hier S 132 134 Goldener Buchdeckel Fabrizio Crivello Schatzkammer Evangeliar In Peter van den Brink Sarvenaz Ayooghi Hrsg Karl der Grosse Charlemagne Karls Kunst Katalog der Sonderausstellung Karls Kunst vom 20 Juni bis 21 September 2014 im Centre Charlemagne Aachen Sandstein Dresden 2014 ISBN 978 3 95498 093 2 S 241 243 mit weiterer Literatur Anmerkungen Bearbeiten Detaillierte Beschreibung des Inhalts bei Wilhelm Koehler Die karolingischen Miniaturen S 74 76 und Herta Lepie Georg Minkenberg Die Schatzkammer des Aachener Domes S 19 20 Eine theologische Interpretation des Bildes bei Herta Lepie Georg Minkenberg Die Schatzkammer des Aachener Domes S 20 Vgl Ernst Gunther Grimme Der goldene Dom der Ottonen S 50 52 a b Ernst Gunther Grimme Der goldene Dom der Ottonen S 50 Herta Lepie Georg Minkenberg Die Schatzkammer des Aachener Domes S 62 Herta Lepie Ann Munchow Elfenbeinkunst aus dem Aachener Domschatz Imhof Petersberg 2006 ISBN 3 86568 000 3 S 18 21 Ernst Gunther Grimme Der goldene Dom der Ottonen S 52 Ernst Gunther Grimme Der Aachener Domschatz Schwann Dusseldorf 1973 S 10 Herta Lepie Georg Minkenberg Die Schatzkammer des Aachener Domes S 63 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schatzkammer Evangeliar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schatzkammer Evangeliar im Bildindex der Kunst und Architektur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schatzkammer Evangeliar amp oldid 232614501