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Der Sarkophag des Kurfursten Johann Wilhelm von der Pfalz ist der barocke Prunksarkophag des Kurfursten Johann Wilhelm von der Pfalz im Mausoleum des Hauses Pfalz Neuburg an der Hofkirche St Andreas in Dusseldorf Der 1717 fertiggestellte Metallsarg gilt als das letzte Werk des Bildhauers Gabriel Grupello am Dusseldorfer Hof Sarkophag Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Anna Maria Luisa de Medici im Trauerkleid vor dem Bild ihres aufgebahrten Gatten 1717 gemalt von Jan Frans van DouvenBereits seit Herbst 1711 gesundheitlich angeschlagen und von seinen Leibarzten mit Aderlassen behandelt starb Kurfurst Johann Wilhelm von der Pfalz am Morgen des 8 Juni 1716 im Dusseldorfer Schloss Nachdem seine Witwe Anna Maria Luisa de Medici eine Kondolenzvisite abgehalten hatte wurde die Leiche arztlich geoffnet und untersucht ihre Eingeweide entnommen und der Korper einbalsamiert In ein Staatsgewand gekleidet und ausgestattet mit kurfurstlichen Insignien wie Hermelinmantel Kurhut und Orden wurde er drei Tage im Rittersaal des Schlosses aufgebahrt dann in einem Sarg verschlossen und in die Schlosskapelle gebracht Am Abend des 3 August 1716 uberfuhrte der gesamte Hofstaat den Leichnam des Kurfursten in einem feierlichen Trauerzug zur Hof und Jesuitenkirche St Andreas wo er zunachst in einem einfachen Metallsarg neben dort seit 1651 beerdigten Angehorigen in der Furstengruft unter dem Hochaltar bestattet wurde Uber den Tod seines alteren Bruders wurde der neue pfalzische Kurfurst Karl III Philipp damals Gubernator von Ober und Vorderosterreich zu Innsbruck durch ein Schreiben der kurpfalzischen Regierung zu Dusseldorf informiert In einem Testament hatte der Verstorbene bereits am 2 Mai 1693 verfugt dass fur ihn und seine in Dusseldorf bestatteten Angehorigen eine Totenkapelle erbaut werden soll Um diesen Wunsch zu erfullen billigte Karl III Philipp am 1 September 1716 den Bau des Mausoleums des Hauses Pfalz Neuburg an der Dusseldorfer Hofkirche Bis August 1717 wurde das barocke Gebaude nach Planen von Simon Sarto am Chor der Andreaskirche errichtet Dorthin wurden die Sarge von acht Angehorigen des Hauses Pfalz Neuburg umgebettet Parallel zum Bau des Mausoleums wurde nach einem Entwurf von Gabriel Grupello der Prunksarkophag fur Johann Wilhelm fertiggestellt Ihm wurde dabei der Ehrenplatz in einer breiten Nische an der Stirnwand gegenuber dem Eingang zum Mausoleum eingeraumt Der Kunstler war von vornherein daruber informiert wo und wie der Sarkophag in dem Raum zur Prasentation gelangen sollte Daher wahlte er eine Langsseite des Sarges als Schaufront fur den Betrachter Der einfache Metallsarg in dem der Kurfurst vorubergehend in der Furstengruft bestattet war wurde ins Mausoleum uberfuhrt und in den Prunksarkophag gesetzt Diese Umbettung fand vor dem Abschied der Kurfurstin Witwe aus Dusseldorf 10 September 1717 statt Am 13 September 1875 wurde der Sarkophag Johann Wilhelms im Zusammenhang mit einer Reinigung der Nische in der er stand von einem Anstreichermeister und dessen Sohn unnotigerweise geoffnet Es wurden Personen hinzugerufen um eine Aufnahme der entdeckten Uberreste des Leichnams und dessen Beigaben zu bezeugen unter anderem der Kuster Joseph Bieler und der Maler Franz Muller Sie fanden in dem Sarkophag der innen mit schwarzen Stoff ausgekleidet war einen Metallsarg ohne Deckel darin den nicht mehr gut erhaltenen Korper des Kurfursten verhullt in rotem Stoff Als Beigaben wurden notiert der goldene Hubertus Orden mit Diamanten schwer 162 gr Werth 250 Thaler ein Orden vom Goldenen Fliess Werth ca 30 Thaler mit silberner Kette mit einer Goldmunze im Werthe von ca 80 Thalern ein Rosenkranz dessen Korper aus Lapislazues durch Golddraht verbunden waren mit einem goldenen Herzchen eine Metalldose mit 8 grossen Schaumunzen und vier kleinen Munzen im ganzen ca 45 Thaler werth eine goldene Kette schwer 90 gr Werth ca 50 Thaler ein Kreuz aus Glas an den Fussen stehend Nach einem vom Pfarrer unterzeichneten Dokument wurden alle Gegenstande wieder an ihren Ort gelegt und der innere Sarg mit einer Schnur und dem Pfarrsiegel verschlossen Beschreibung Bearbeiten nbsp Kruzifix auf dem Sargdeckel nbsp MedaillonsDer Sarkophag besteht aus einer Blei Zinn Legierung die Reste einer fruheren Vergoldung zeigt und hat die Form einer barocken Sargtruhe Ihr Deckel ist mit einem vollplastischen Kruzifix geschmuckt An der Vorderseite des Sarkophages prangen drei ovale vollplastische Medaillons die uber einer Draperie eines Hermelinmantels so angeordnet sind dass sie den Deckel der Sargtruhe uberragen Die Ecken betonen Konsolen ausgebildet als barocke Voluten bekront mit je einem halbplastischen Lowenkopf der einen Tragering aus Bronze im Maul tragt Die Konsolen laufen nach unten in vollplastisch ausgeformte Lowenfusse aus auf denen der Sarkophag steht Die Lowenkopfe mit Bronzeringen wiederholen sich zu beiden Seiten der Medaillons und symbolisieren eine Aufhangung fur die Draperie Auch auf der Ruckseite des Sarges befindet sich ein Medaillon das als Datum der Fertigstellung die Jahreszahl MDCCXVII 1717 tragt Das mittlere Medaillon der Vorderseite zeigt im Halbprofil das Reliefportrat des lorbeerbekranzten Kurfursten in seiner Paraderustung dekoriert mit Ordensketten Das linke Medaillon prasentiert das kurfurstliche Staatswappen mit dem Reichsapfel als Herzschild einem Symbol des Reichsamtes des Erztruchsessen das ihr Trager 1706 in Auseinandersetzungen um die Causa palatina erhalten hatte umgeben von der Collane des Ordens vom Goldenen Vlies und dem Wahlspruch Dominus virtutem nobiscum Der Herr schenke uns Kraft Das rechte Medaillon zeigt als Allegorie zwei mit dem Sturm kampfende Schiffe und einen Leuchtturm mit der Umschrift Tandem portus post vitae procellas obtentus Nach den Sturmen des Lebens wurde endlich ein Hafen gefunden Hervorgehobene Buchstaben ergeben als Chronogramm die Jahreszahl 1716 das Todesdatum des Verstorbenen Die Draperie ist mit einer ausfuhrlichen lateinischen Inschrift versehen 1 Johann Wilhelm A P R M Joh Wilh Comes Palatinus Rheni S R I Archidapifer et Elector Bavariae Juliae Cliviae et Montium Dux Princeps Moersae Comes Veldentiae Sponhemii Marchiae et Ravensbergae Dominus in Ravenstein Philippi Wilhelmi Electoris et Elisabethae Amaliae Magdalenae Hassiae Landgr inclitus Filius Uxorem duxit primo Mariam Annam Josepham Ferd III Rom Imp Filiam secono Annam Mariam Ludovicam Cosmi III Magni Ducis Etruriae filiam superstititem moestissimam Pietate in Deum in Pauperes misericordia erga omnes humanitate conspicuus Germanici Imperii vindex fortissimus Saummae in rebus secundis moderationis invictae in adversis Constantiae Bonarum atrium cultor Patronusque minificentissimus Justitia Clementia mansuetudine Liberalitate caeterisque eximiis regii animi dotibus prope modum singularis Equestris St Huberti ordinis restaurator ob mortem Josephi Caesaris vicariae S R I potestate egregie functus in Bello et pace praeclarissimus Princeps vere Optimus qui omnium amorem venerationem Lacrymas jure meritus extremum sui desiderium reliquit Natus est XIII kal Maji 1658 pie et impavide diem clausit VI Jd Junii 1616 A Regni XXXVIII Vixit Annos LVIII Mensem Unum Dies XIX Johann Wilhelm zum immerwahrenden Andenken Johann Wilhelm Pfalzgraf bei Rhein des Heiligen Romischen Reiches Erztruchsess und Kurfurst Herzog von Bayern Julich Kleve und Berg Furst von Moers Graf von Veldenz Sponheim Mark und Ravensberg Herr in Ravenstein des Kurfursten Philipp Wilhelm und der Landgrafin von Hessen Elisabeth Amalia Magdalena beruhmter Sohn In erster Ehe heiratete er Maria Anna Josepha Tochter des romischen Kaisers Ferdinand III in der zweiten Anna Maria Ludovica Tochter des Cosmus III Grossherzogs von Toskana die er als trauernde Witwe zuruckliess Ausgezeichnet war er durch Gottesfurcht durch Barmherzigkeit gegen die Armen durch Menschenfreundlichkeit gegen Jedermann ein tapferer Verteidiger des deutschen Reiches von ausserster Massigung im Gluck von unuberwindlicher Standhaftigkeit im Ungluck ein Pfleger und sehr freigebiger Beschutzer der schonen Kunste durch Gerechtigkeit Milde Sanftmut Freigebigkeit und andere vorzugliche Furstentugenden unubertroffen Wiederhersteller des Ordens des heiligen Hubertus wegen des Todes des Kaiser Joseph verwaltete er das Heilige Romische Reich mit Ruhm im Kriege und im Frieden ausgezeichnet Er war in der Tat ein trefflicher Furst von allen mit Recht geliebt verehrt und beweint schwer vermisst Er war geboren den 19 April 1658 und beschloss gottselig und furchtlos sein Leben den 8 Juni 1616 im 38 Jahre seiner Regierung Er lebte 58 Jahre 1 Monat 19 Tage Literatur BearbeitenBernhard Gustav Bayerle Die katholischen Kirchen Dusseldorfs von ihrer Entstehung bis auf die neueste Zeit Dusseldorf 1884 S 148 ff Digitalisat Susanne Conrad Viola Beier Thomas Becker Die Sarge im Mausoleum von St Andreas in Dusseldorf Untersuchungen und Konservierungsmassnahmen In Denkmalpflege im Rheinland Landschaftsverband Rheinland Rheinisches Amt fur Denkmalpflege 25 Jahrgang 2008 Heft 1 S 15 24 Jurgen Rainer Wolf Das Mausoleum Kurfurst Johann Wilhelms von der Pfalz an St Andreas zu Dusseldorf ein unbekanntes Werk von Simon von Sarto 1716 1717 In Elias H Fullenbach Antonin Walter Red St Andreas in Dusseldorf Die Hofkirche und ihre Schatze Zum 350 Geburtstag des Kurfursten Johann Wilhelm von der Pfalz Hrsg vom Dominikanerkloster Dusseldorf Dusseldorf 2008 ISBN 978 3 89978 090 1 S 65 83 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mausoleum des Hauses Pfalz Neuburg an St Andreas mit Sarkophagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wolfgang Kaps Dusseldorf St Andreaskirche Mausoleum Beschreibung der Sarge PDF im Portal pfalzneuburg de Das Mausoleum des Hauses Pfalz Neuburg Webseite im Portal dominikaner duesseldorf deEinzelnachweise Bearbeiten Karl Leopold Strauven Die furstlichen Mausoleen Dusseldorf s in der St Lambertuskirche der Kreuzbruder und Hof St Andreas Kirche Dusseldorf 1879 S 37 Digitalisat 51 227689 6 775137 Koordinaten 51 13 39 7 N 6 46 30 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sarkophag des Kurfursten Johann Wilhelm von der Pfalz amp oldid 238615983