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Als Romidee wird in der historischen Forschung eine Vielzahl unterschiedlicher Vorstellungen bezeichnet nach denen der Stadt Rom eine universelle Vorrangstellung im politischen kulturellen und religiosen Bereich zukommt In der Antike stellte die Romidee zunachst die Herrschaftsideologie des Romischen Reiches dar nach der Rom von der Vorsehung dazu bestimmt sei der Welt Fuhrung Friede und eine bestandige Ordnung zu bringen Seit der Spatantike wurde sie zunehmend christlich umgedeutet und nahrte z B Vorstellungen von Rom als christlichem Haupt der Welt Vor allem im Mittelalter sind mehrere Stromungen der Romidee voneinander zu unterscheiden etwa die stadtische die kaiserliche und die kirchliche Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung bis zur Spatantike 2 Christliche Umdeutung 3 Entwicklung seit dem fruhen Mittelalter 4 Literatur 5 AnmerkungenEntwicklung bis zur Spatantike BearbeitenEine weltgeschichtliche Mission wurde Rom erstmals im 2 Jahrhundert v Chr von dem griechischen Historiker Polybios zugeschrieben In seinem Hauptwerk Historiai schilderte er das Zusammenwachsen der Oikumene unter der romischen Fuhrung Die romischen Dichter Horaz und Vergil verliehen dieser politischen Uberzeugung in augusteischer Zeit quasi religiosen Charakter In der spaten Kaiserzeit bildete die Romidee einen festen Bestandteil des altromischen Gotterglaubens Die Dea Roma galt als gottliche Personifikation der Stadt und des ganzen romischen Imperiums Die Anhanger der Idee vertraten eine teleologische Auffassung der Geschichte Danach war die Pax Augusta Kronung und Abschluss einer langen Entwicklung die nicht mehr weiterzuentwickeln sondern nur noch aufrechtzuerhalten war Dazu gehorte auch der korrekte Vollzug des Staatskults den man als Voraussetzung fur das anhaltende Wohlwollen der Gotter ansah Dies forderte eine ahistorische Weltsicht und einen gewissen allein an der Aufrechterhaltung des Status quo interessierten Konservativismus des stadtromischen Senatsadels Seine nicht christlichen Mitglieder gehorten daher in der Spatantike besonders nach dem Verlust der Hauptstadtfunktion Roms an Konstantinopel zu den vehementesten Verfechtern der Romidee wie sie etwa im Streit um den Victoriaaltar zum Ausdruck kam Stark ausgepragt war die Romidee auch bei Ammianus Marcellinus und Claudian wobei wenigstens Ammianus kein Christ war Auch beim Christen und beruhmten Dichter Prudentius ist die Romidee nun christlich tradiert fassbar 1 Christliche Umdeutung BearbeitenDemgegenuber hielten auch die christlichen Kaiser an dem Grundsatz der Bedeutung des Imperiums nicht zwingend der Stadt Rom selbst fest Der als frommer Christ geltende Kaiser Constantius II zeigte sich bei seinem Rombesuch noch immer beeindruckt von der Pracht der alten Metropole Rom wurde jedoch immer mehr zu einer Metapher fur die Grosse und die Bedeutung des Imperiums was schliesslich nicht mehr an der Stadt selbst festgemacht wurde Vor allem Eusebius von Caesarea kommt bei der Formulierung der christlichen Romidee grosse Bedeutung zu Mit der Privilegierung des Christentums durch Konstantin ging die Idee des Universalreichs und der Universalreligion eine Symbiose ein die pragend fur die byzantinische Romidee wurde Dabei nahm Konstantinopel nun den Platz Roms ein 2 Nach dem Fall Konstantinopels lebte die Idee im orthodoxen Russland weiter etwa indem Moskau als drittes Rom angesehen wurde 3 Entwicklung seit dem fruhen Mittelalter BearbeitenPapst Leo der Grosse legte das Fundament fur ein christliches Rom indem er erklarte dass Rom durch den Sitz des heiligen Petrus zum Haupt der Welt geworden sei Dies war der Anfang einer Entwicklung an dessen Ende der papstliche Grundsatz stand Rom ube ein Glaubensprimat uber alle christlichen Glaubigen aus 4 Dies fuhrte im Mittelalter teils zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Konigen des Heiligen Romischen Reiches die sich aufgrund der Translatio imperii Idee in der Nachfolge der romischen Caesaren sahen 5 Otto III in dessen Herrschaftskonzeption die Romidee eine wichtige Rolle spielte machte die Stadt kurzfristig zu seiner kaiserlichen Residenz Friedrich I Barbarossa wie auch sein Enkel Friedrich II betrachteten die Stadt Rom auch weiterhin als zum Imperium gehorig und bestritten damit den Anspruch der Papste auf die alleinige Kontrolle der Stadt 6 In diesem Kontext kam es auch zu Konflikten zwischen einzelnen Papsten und der Kommune von Rom die reprasentiert etwa durch Cola di Rienzo eine stadtische Romidee vertrat Die ideelle Uberhohung durch die katholische Kirche kommt bis heute in der Charakterisierung Roms als ewige Stadt zum Ausdruck Literatur BearbeitenArt Romidee In Lexikon des Mittelalters Bd 7 Sp 1007 1011 zur spatantiken und mittelalterlichen Romidee Manfred Fuhrmann Die Romidee der Spatantike In Historische Zeitschrift Bd 207 1968 ISSN 0018 2613 S 529 561 Michael Matheus Rom In Pim den Boer Heinz Duchhardt Georg Kreis Wolfgang Schmale Hrsg Europaische Erinnerungsorte Band 2 Das Haus Europa Munchen 2012 ISBN 978 3 486 70419 8 S 263 279 Jurgen Petersohn Kaisertum und Rom in spatsalischer und staufischer Zeit Romidee und Rompolitik von Heinrich V bis Friedrich II Hahn Hannover 2010 ISBN 978 3 7752 5762 6 Rezension Michael Seidlmayer Rom und Romgedanke im Mittelalter In Saeculum Bd 7 1956 ISSN 0080 5319 S 395 412 Jurgen Strothmann Kaiser und Senat Der Herrschaftsanspruch der Stadt Rom zur Zeit der Staufer Bohlau Koln u a 1998 ISBN 3 412 06498 X Archiv fur Kulturgeschichte Beihefte 47 Zugleich Bochum Univ Diss 1996 Anmerkungen Bearbeiten Vgl hierzu knapp zusammenfassend Richard Klein Symmachus Darmstadt 1971 S 99ff und S 140ff Art Romidee Sp 1009f Art Romidee Sp 1010f Art Romidee Sp 1008f Art Romidee Sp 1008 Siehe allgemein Strothmann 1998 Speziell zu Friedrich I siehe Kurt Zeillinger Kaiseridee Rom und Rompolitik bei Friedrich I Barbarossa In Federico I Barbarossa e L Italia Hrsg von I L Sanfilippo Bullettino dell istituto storico italiano per il Medio Evo e Archivio Moratoriano 96 1990 S 367 419 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romidee amp oldid 218964683