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Der Reichstag zu Freiburg fand vom 28 September 1497 bis zum 4 September 1498 statt und sollte vor allem die noch strittigen Punkte der 1495 auf dem Reichstag zu Worms beschlossenen Reichsreform klaren Im altesten Rathaus Freiburgs der Gerichtslaube fand 1498 der Reichstag statt Inhaltsverzeichnis 1 Vorbereitungen 2 Warten auf den Konig 3 Teilnehmer am Reichstag 4 Aufnahme der Arbeit 5 Der Reichstagsabschied 6 Die Folgen des Reichstags 7 Literatur 8 EinzelnachweiseVorbereitungen BearbeitenNachdem die Stande im Fruhjahr 1497 zu einem Reichstag in Worms zusammengekommen waren bat Konig Maximilian die Versammlung nach Freiburg zu verlegen Am 7 August 1497 stimmten die Stande dem Konig zu eren und gefallen den Reichstag in eine habsburgische Stadt zu verrucken nur unter Bedenken zu 1 Im Wormser Reichsabschied vom 23 August heisst es die Stande oder ihre Botschafter sollen sich zugig nach Freiburg begeben um dort ab Michaelis 29 September die Eckpunkte der 1495 in Worms beschlossenen Reichsreform weiterzuverhandeln d h Landfriede Reichskammergericht und Gemeinen Pfennig sowie eine Reichssteuer Damit blieb den Freiburgern und ihrem Rat nur wenig Zeit zur Vorbereitung dieses Grossereignisses dessen Durchfuhrung fur die nur 6000 Einwohner zahlende Stadt eine grosse Herausforderung darstellte Vor allem fehlte ein geeigneter Versammlungsraum So beschloss der Stadtrat dem Reichstag seine Stube in der Gerichtslaube zur Verfugung zu stellen Daneben mussten noch Tagungsraume fur die verschiedenen Ausschusssitzungen gefunden werden Am 19 September 1497 verabschiedete der Rat eine abred unnd ordnung um Hochstpreise festzulegen und eine angemessene Beherbergung der Gaste sowie deren ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Futter fur die Pferde sicherzustellen 2 Warten auf den Konig BearbeitenAls der Reichstag am 29 September 1497 beginnen sollte hatten zwar die meisten Teilnehmer ihre Quartiere reserviert doch trafen die ersten Gaste nur mit grosser Verspatung in Freiburg ein Reichskanzler Berthold von Henneberg Erzbischof und Kurfurst zu Mainz ritt erst am 16 Oktober in die Stadt Am 19 Oktober schrieben die bisher versammelten Stande an Maximilian der mit seinem Hof in Innsbruck weilte er moge sich doch bitte nach Freiburg begeben Am 26 Oktober berief Kanzler Berthold von Henneberg die Reichsversammlung in die Gerichtslaube ein um die in Worms beschlossenen Punkte weiter zu beraten Mit der wachsenden Macht der stadtisch burgerlichen Stande die den deutschen Kaisern und Konigen nach und nach Privilegien abgetrotzt oder abgekauft hatten geriet das Lehnswesen mit seinen Vererblichkeitstendenzen von Herrschaft in deren Fokus Denn die Furstenhauser betrachteten ihre Territorien als Erbgut und geistliche Lehen als Pfrunden fur die Versorgung zweit oder drittgeborener Sohne oder von Tochtern etwa als Abtissinnen sodass solche Lehen haufig uber Generationen im Besitz ein und desselben Geschlecht verblieben Nun strebten die selbstbewussten Stande unter Fuhrung von Hennebergs mit dem Reichsregiment eine erweiterte Mitsprache in Reichsangelegenheiten an und hatten in Worms ein Reformpaket geschnurt welches auch die Einfuhrung einer Reichssteuer zur Finanzierung des Reichskammergerichts vorsah Maximilian wollte wohl gern das Geld des gemeinen Reichspfennigs nehmen doch lehnte er das Reichsregiment als Einschrankung seiner Macht ab So stellte er neben die Reichskanzlei Berthold von Hennebergs die Hofkanzlei unter der Leitung Konrad Sturtzels Das Reichskammergericht akzeptierte Maximilian zwar doch hohlte er dessen Befugnisse mit einer Aufwertung des koniglichen Kammergerichts zum Reichshofrat aus Nach dem Reichsabschied von 1495 waren die Fronten zwischen dem Konig und den Standen verhartet So spurte Maximilian geringe Neigung sich in Freiburg weiter zu streiten Doch ohne Anwesenheit des Konigs kain fruchtbar oder erschiesslich arbeit oder handlung geschehen mag 3 Auch wegen der Abwesenheit fast aller Reichsfursten sie hatten nur ihre Botschafter nach Freiburg geschickt liessen sich keine Fortschritte bei der Losung der strittigen Punkte erzielen Ein Gesandter bemerkte uber den untatigen Reichstag Und liegen also handeln nichts dan verzeren vil geltz 4 Mehrmals standen die Reichsstande kurz vor der Abfahrt doch Maximilian fuhrte nicht nur immer neue Entschuldigungen fur sein Ausbleiben an sondern er provozierte die versammelten Stande mit der Bemerkung sie mochten sich doch wahrend seiner Abwesenheit um die Aufbringung des in Worms beschlossenen Reichspfennigs kummern Da die Steuern nur zogerlich eingingen brachte Maximilian so die meisten Reichsstande in Verlegenheit Teilnehmer am Reichstag BearbeitenAls am 7 April 1498 der franzosische Konig Karl VIII starb und sein Nachfolger Ludwig XII Anspruche auf das Herzogtum Mailand das Erbe von Maximilians Ehefrau Bianca erhob hatte es Maximilian plotzlich eilig Zunachst traf Bianca am 27 Mai in Freiburg ein Maximilian mit grossem Gefolge 20 Tage spater Dabei trug ihm der Kurfurst von Sachsen Friedrich der Weise in seiner Eigenschaft als Erzmarschall das Reichsschwert voraus Die koniglichen Gaste wurden im Predigerkloster untergebracht Folgende wichtige Personen haben am Freiburger Reichstag teilgenommen Romisch konigliche Mayestat in eigner person und Ir Gmahel Der Bebstlich Legatn Die Ertzbischeff Meintz Collen in eigner person Hertzog Friderich von Sachssen in eigner person Hertzog Georg in obern unnd nidern Beyern in eigner person Hertzog Albrecht unnd Hanns von Sachssen der Bruder Friedrichs von Sachsen in eigner person Hertzog Heinrich von Mecklenpurg in eigner person Margraff Cristoff von Baden in eigner person Die Bischoff zu Worms von Dalberg Wurtzpurg Lorenz von Bibra Eeystet Gabriel von Eyb Eichstatt Chur Heinrich von Hoven Cosstentz Hugo von Hohenlandenberg Konstanz Strassburg Albrecht von Pfalz Mosbach Augspurg Friedrich II von Zollern Basel Kaspar zu Rhein Brixen Melchior von Meckau in eigner person Es folgen noch Grafen Pralaten Abte und Reichsstadte Reichstagsprotokoll von 1498 5 Aufnahme der Arbeit BearbeitenDie erste Plenarsitzung des Reichstags in Anwesenheit Maximilians fand am 23 Juni 1498 in der Gerichtslaube statt Henneberg musste zugeben man habe bereits zu Worms den Reichspfennig auf vier Jahre bewilligt und dazu die Schatzmeister zu Frankfurt aufgestellt ihn aber seitdem bei weitem noch nicht eingebracht Der Konig verlange nun dass diejenigen welche im Ruckstande seien sich erklaren ob sie ihren Beitrag liefern wollen oder nicht damit er sich hernach zu richten wisse 6 Wahrend viele Stande Ausfluchte machten lehnten die Eidgenossen wie schon in Worms die Reichssteuer ab Ein weiterer Beratungspunkt war das in Worms beschlossene Reichskammergericht das ohne eine einheitliche Rechtsgrundlage rechtlich in der Luft hing Deshalb gab der Reichstag ein dringlich benotigtes allgemeines Gesetzbuch in Auftrag Auch das scherte die Schweizer wenig erkannten sie doch die Zustandigkeit des Reichskammergerichts nicht an So wurde es nichts mit der auf dem Reichstag zu Freiburg geplanten Einleitung eines Friedens mit den Schweizern Auch sonst gab es viele Zankereien Als Uff Freitag Margarethe virginis am 20 Juli eine Delegation des polnischen Konigs Johann I zum Turkenkrieg gehort werden sollte kam es zu einem Streit zwischen den Kurfursten und den Fursten um die Sitzordnung Die wollten nit zu der churfursten fussen sitzen dann es was ein ungeschickte Stube und ain bank gar viel hoher da die churfursten und ir botschafter oben sassen also das die andern fursten geistlich und weltlich gleich iren fussen sitzen solten das wollten syn nit thun Die Sitzung wurde also fur jenen Tag aufgehoben und alle Banke wurden alsbald gleich hoch gemacht 7 Der Streit ums Geld bestimmte alle weiteren Verhandlungen Maximilian forderte ihm den Kredit von 150 000 Gulden von dem ihm bisher nur der geringste Theil bezahlt worden war endlich vollstandig aus dem gemeinen Reichsschatz zuzuerkennen um gegen Frankreich gerustet zu sein denn so fuhrte er aus Von den Lombarden bin ich verraten von den Deutschen bin ich verlassen Aber ich will mich nicht wieder wie zu Worms beim Reichstag an Handen und Fussen binden und an einen Nagel henken lassen Den Krieg muss ich fuhren und will ich fuhren man sage mir was man wolle Ehe werde ich mich von dem Eide dispensieren den ich dort hinter dem Altar zu Frankfurt wahrend der Konigswahl im Kaiserdom St Bartholomaus geschworen habe denn nicht allein dem Reiche bin ich verpflichtet sondern auch dem Hause Osterreich Ich sage das und muss es sagen und sollte ich daruber auch die Krone zu meinen Fussen setzen und sie zertreten 8 Der Hinweis Maximilians auf das Haus Osterreich erwies sich als kontraproduktiv denn selbst als der Konig anbot fur den Turkenkrieg finanziell in Vorleistung zu treten antworteten die Stande Was aber das Anerbieten Maximilians betreffe zu diesem Kriege vorlaufig 60 000 Gulden darzuleihen die ihm dann aus dem Reichsschatze zuruckzuzahlen waren so wissen man im Grunde doch nicht was dieser vermoge zudem seien die Stande nicht vollzahlig genug und somit bate die Versammlung den Konig die ganze Verhandlung uber diesen Gegenstand auf den nachsten Reichstag zu verschieben Maximilian war ernstlich verstimmt und schimpfte Von den deutschen Fursten Thaten fur das allgemeine Wohl des Reiches hoffen heisst Trauben von Disteln erwarten 9 Der Reichstagsabschied BearbeitenDoch ging man nicht ganz ohne Ergebnis nach Hause So findet sich im Reichsabschied vom 4 September 1498 eine Kleiderordnung Bereits auf dem Reichstag zu Worms hatten die Stande ein gemein ordnung durch daz Reiche wegen der ubermessigen kleydung und anderer unzimlichen kostlichkeit auch von der spilleut betler und zigeuner wegen angemahnt Die in Freiburg verabschiedete Kleiderordnung fordert fur Rock und Mantel das er hinden und vorn zimlich und wol decken moge und gesteht Bauern und arbeytend leut keine gestuckelt kleyder wie Schlitzarmel sondern nur Kleider aus einfachem Tuch zu 10 Gegen Ende des 15 Jahrhunderts hatte das Bettelwesen uberhandgenommen Nun soll nach dem Willen des Reichstags nur mit Schwachheit oder Gebrechen belasteten Personen das Betteln gestattet sein Die Kinder werden den Eltern entzogen damit sie nit also fur und fur dem bettel anhangen und erhalten einen handwerkliche oder Dienstleistungs Ausbildung 11 Schliesslich verweist der Reichsabschied von 1498 die Zeigeiner aus deutschen Gebieten und erklarte sie als vogelfrei Wohl als wichtigstes Dokument findet sich im Reichsabschied das in Abwesenheit des verantwortlichen bohmischen Erzschenks von den Anwesenden beschlossene erste deutsche Weinmandat die ordnung unnd satzung uber die weyne Genau genommen handelte es sich hier um die Erneuerung und Verscharfung einer von Maximilians Vater Friedrich III bereits 1487 beforderten Weinordnung nachdem die Verboserung der Weine durch Zucker Schwefel oder gar mit Giften wie Silberglatte und antimonhaltigem Spiegelglanz nicht aufgehort hatte 12 13 Die Folgen des Reichstags BearbeitenDoch selbst fur den genossenen schlechten Wein konnte Maximilian seine Zeche nicht zahlen Als er die Stadt verliess liess er seine Frau Bianca als Pfand zuruck Sie musste drei Jahre in Freiburg ausharren bis wenigstens ein Teil der wahrend des Reichstags gemachten Schulden beglichen war 14 Noch nach zwanzig Jahren waren finanzielle Forderungen von uber 20 000 Gulden offen 15 Maximilian konnte seine politische finanziellen Forderungen an die versammelten Stande nur bedingt durchsetzen In Freiburg wurde der auf dem Reichstag zu Worms zutage getretene Dualismus zwischen dem Reichstag und dem Konig mit seinem Hof nicht aufgelost sondern institutionalisiert 16 Eine Folge des Reichstags war die Ausbreitung einer neuen Krankheit die 1493 Kolumbus Seeleute aus der neuen Welt nach Neapel eingeschleppt hatten und die die Soldner Karls VIII bei ihrem Ruckmarsch von ihrem Italienfeldzug entlang ihrer Route verbreiteten Erste Falle der Franzosenkrankheit waren bereits 1496 in Freiburg aufgetreten doch breiteten sich die bosen Blattern Syphilis ab 1498 in Freiburg und Umgebung rasend aus Gegen Ende des Reichstags erkrankte auch Berthold von Henneberg an der neuen Pest Im folgenden Jahr versuchte Maximilian im Schwabenkrieg die aufmupfigen Schweizer die das Reichskammergericht ablehnten und den gemeinen Reichspfennig nicht zahlen wollten in die Pflicht zu nehmen Das Heer des Schwabischen Bundes erlitt in der Schlacht bei Dornach jedoch eine vernichtende Niederlage Da gleichzeitig der franzosische Konig Ludwig XII in Norditalien militarisch aktiv war und Mailand erobert hatte musste Maximilian die Schweizer rasch befrieden Mit dem Frieden zu Basel in dem sie ihre Ablehnung des Reichsgerichts und des gemeinen Pfennigs endgultig durchsetzten schieden die Eidgenossen 1499 de facto aus dem Reichsverband aus was de jure 1648 im Westfalischen Frieden bestatigt wurde Literatur BearbeitenHeiko Haumann und Hans Schadek Hrsg Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau Band 1 Konrad Theiss Verlag GmbH Stuttgart 2001 ISBN 978 3806216356 Hans Schadek Hrsgb Der Kaiser in seiner Stadt Maximilian I und der Reichstag zu Freiburg 1498 Koke Edition Verlag Freiburg 1998 ISBN 3 933056 64 0Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich P Ecker Organisation und Ablauf des Freiburger Reichstags in Schadek Seite 57 Ulrich P Ecker Organisation und Ablauf des Freiburger Reichstags in Schadek Seite 64 Ulrich P Ecker in Haumann Seite 284 Ulrich P Ecker in Haumann Seite 284 Aus dem Reichstagsprotokoll von 1498 folio 77 ff Stadtarchive Freiburg C1 Landessachen 1 Nr 8 Heinrich Schreiber Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau Verlag von Franz Xaver Wangler Freiburg 1857 Badischer Architecten und Ingenieur Verein Hrsg Freiburg im Breisgau Die Stadt und ihre Bauten Universitatsdruckerei und Verlagsanstalt H M Poppen und Sohn Freiburg 1898 Leopold von Ranke Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation Seite 69 Phaidon Verlag Wien 1920 Heinrich Schreiber Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau Verlag von Franz Xaver Wangler Freiburg 1857 Bernhard Oeschger Kulturgeschichtliche Aspekte der Policeygesetzgebung des Freiburger Reichstags in Schadek Seite 135 bis 137 Bernhard Oeschger Kulturgeschichtliche Aspekte der Policeygesetzgebung des Freiburger Reichstags in Schadek Seite 140 Friedrich Hefele Freiburg als vorderosterreichische Stadt in Der Breisgau Hrsg H E Busse Haus Badische Heimat Freiburg 1941 Karl Sudhoff Eine Verordnung Kaiser Maximilians betreffend die Weinbereitung vom Reichstag zu Freiburg am 24 August 1498 In Sudhoffs Archiv 1 1908 S 442 446 Clemens Joos Konig Maximilians I Freiburger Hochzeitsplane 1493 Vortrag im Breisgau Geschichtsverein Schau ins Land Marz 2007 Peter Kalchthaler Kleine Geschichte der Stadt Freiburg Eine kommentierte Chronik 2 erweiterte Auflage Rombach Verlag Freiburg 2004 ISBN 3 7930 9395 6 Dieter Mertens Der Freiburger Reichstag in der Geschichte der Hof und Reichstage des spaten Mittelalters in Schadek Seite 31Normdaten Veranstaltung GND 4508523 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichstag zu Freiburg amp oldid 231149807