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Reformation und Gegenreformation waren widerspruchliche Entwicklungen in Frankreich im 16 und 17 Jahrhundert Jean Calvin Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Beginnende Verfolgung 3 Untergrundkirche 4 Hugenottenkriege 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAnfange Bearbeiten nbsp Franz I Um die Zeit als in Deutschland durch die Thesen Luthers die Reformation begonnen hatte 1517 gab es in Frankreich eine Situation in der das Luthersche Gedankengut auf fruchtbaren Boden fallen konnte Franz I der Frankreich seit 1515 regierte hatte zu dieser Zeit die katholische Kirche zunehmend zu einem Verwaltungsorgan des Staates aus und umgebaut Seit dem Konkordat von Bologna 1516 hatte er das Recht die hohen Amter der franzosischen Kirche nach eigenem Willen zu besetzen Er nutzte dies geschickt um den franzosischen Hochadel in den entsprechenden Positionen unterzubringen und ihn sich auf diese Weise zu verpflichten Die Infrastruktur der Kirche war fur Franz ebenfalls von Bedeutung Ihre Prasenz in allen Stadten und Dorfern die hohe Reichweite die die Pfarrer in ihren Gemeinden erzielen konnten und die Familienregister die die Pfarreien fuhrten waren Elemente die er fur verwaltungstechnische Aufgaben zum Beispiel die Veroffentlichung von Edikten einspannen konnte Insbesondere in Paris fuhrte diese Verweltlichung zu Widerspruch von humanistischen Kreisen insbesondere um Erasmus von Rotterdam Didier Erasme und Jacques Lefevre d Etaples Jakob Faber Um 1520 beginnt man in diesen Zirkeln die Thesen Luthers zu diskutieren die die heilige Schrift zum Massstab des Glaubens machen und die Trennung von Staat und Kirche einfordern Die theologischen Thesen Luthers werden zunachst auch vom Konigshaus eher positiv aufgenommen So waren die Schwester des Konigs Margarete von Navarra und der Bischof von Bayonne Jean du Bellay sowie dessen Bruder Guillaume Mitglieder der Gruppe um Lefevre Franz I ohnehin sehr aufgeklart und aufgeschlossen zudem wohl noch durch seine Schwester beeinflusst zeigte sich ebenfalls gegenuber den theologischen Aspekten der beginnenden Reformationsbewegung nicht abgeneigt So hielt er zum Beispiel uber Lefevre seine schutzende Hand als gegen diesen nach einer Abhandlung uber Maria Magdalena ein Prozess wegen Ketzerei angestrengt worden war Die Reform einer Kirche von innen heraus war zumindest was die theologischen Deutungen angeht nichts was Franz I hatte furchten mussen Zunachst einmal durfte also in der Zeit etwa um 1520 der reformatorische Gedanke auch in Frankreich Fuss fassen Von den Humanisten fand er auch rasch seinen Weg ins gehobene Burgertum wo die vorhandenen weitreichenden Handelsbeziehungen nicht nur Waren sondern auch Ideen schnell verbreiten halfen Beginnende Verfolgung BearbeitenSehr schnell setzte jedoch eine katholische Gegenbewegung ein Die Amtstrager der Kirche sahen ihre Lehren durch die aufkommende Bewegung gefahrdet 1521 wurde Luther vom Papst exkommuniziert die Pariser Universitat Sorbonne verdammte seine Lehren Franz I geriet dadurch zunehmend unter Druck und zwar aus zwei Grunden Der erste war innenpolitischer Natur Nach 1520 wurde schnell deutlich dass die Reformation eben nicht nur eine theologische Angelegenheit war die sich in den Studierzimmern der Gelehrten breit machte sondern dass die Thesen die bestehende klerikale und eng damit verbunden auch die weltliche Machtstruktur anzugreifen begannen Franz konnte kein Interesse daran haben dass die Reformer jetzt am Stuhl derjenigen Adeligen sagten denen er gerade kirchliche Amter Wurden und Einnahmequellen verschafft hatte und die eine wesentliche Stutze seiner Herrschaft uber Frankreich darstellten Zum zweiten befand sich Franz I zu dieser Zeit mit den Habsburgern genauer gesagt mit dem deutschen Kaiser Karl V in einem schweren Konflikt Frankreich war uber die Niederlande Deutschland und Spanien von den Habsburgern in die Zange genommen in Norditalien befand sich Frankreich im offenen Krieg mit den Habsburgern Hatte Franz der Reformation in Frankreich freien Lauf gelassen so hatte er auch noch Rom gegen sich gehabt und Karl V der 1521 uber Luther die Reichsacht verhangt hatte ware dann von Rom unterstutzt von einer Invasion Frankreichs nicht mehr abzuhalten gewesen Auch diese aussenpolitische Uberlegung zwang Franz dazu sich mehr und mehr vom Protestantismus zu distanzieren So kam es zunehmend zu Repressalien gegen die Protestanten die sich zu einer Verfolgung zumindest des offentlichen Protestantismus ausweiteten Die erste Hinrichtung eines franzosischen Protestanten ist fur den 8 August 1523 belegt als der Augustinermonch Jean Valliere in Paris am Pfahl verbrannt wurde Untergrundkirche Bearbeiten nbsp Violett gefarbt sind im 16 Jahrhundert hugenottische Gebiete auf der Karte Frankreichs in den Grenzen von 1685 Hellviolett sind in franzosischen Religionskriegen umstrittene Gebiete Gelistet sind places de surete protestantes Blau gefarbt sind zumeist deutschsprachige lutherische Gebiete der Elsass die Frankreich 1648 annektierte Der Protestantismus wurde bis etwa 1530 zunehmend in den Untergrund gedrangt Ein Teil der Protestanten floh unter anderem in die reformierten Orte der Schweiz wo Ulrich Zwingli gerade dabei war die katholische Kirche komplett zu entmachten Ins politische Aus gedrangt traten die Protestanten aus dem Untergrund jedoch zunehmend provokativer auf Zu den ersten grosseren Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten kam es 1534 uber die Affaire des Placards bei der in Paris und vier weiteren Stadten antikatholische Plakate angeschlagen wurden Die Messe der Katholiken wurde darauf als Gotzendienst bezeichnet Verschiedene Marienstatuen wurden verunstaltet Nachdem die Verantwortlichen fur diese Aktion auf den Scheiterhaufen gebracht worden waren blieb das Verhaltnis zwischen beiden Seiten angespannt Etwa um 1533 schloss sich Johannes Calvin in Paris dem Protestantismus an Bis zu dieser Zeit ware auch er eher als katholischer Humanist denn als Reformierter zu bezeichnen Nach einer protestantisch gefarbten Rede von Nicolaus Cop dem Rektor der Universitat Paris die hochstwahrscheinlich unter Beteiligung Calvins entstand mussten beide aus Paris fliehen Doch trotz der Unterdruckung erhielt die Bewegung noch immer Zulauf Um 1523 bildete sich in Meaux die erste protestantische Gemeinde in Frankreich 1546 kam es dort zu den ersten Verbrennungen evangelischer Christen darunter Pierre Leclerc 1559 fand in Paris die erste Nationalsynode der reformierten Christen Frankreichs statt Man verabschiedete eine Kirchenordnung und die Confessio Gallicana 15 Gemeinden schickten ihre Abgesandten zu der nachsten die zwei Jahre spater stattfand waren schon etwa 2 000 Gemeinden vertreten Zu Beginn der 1560er Jahre hatten die reformierten Untergrundkirchen etwa zwei Millionen Anhanger was ungefahr zehn Prozent der franzosischen Gesamtbevolkerung entsprach Diese reformierten Gemeinden waren jedoch nicht mehr lutherisch gepragt Die Verfolgung hatte enge Bande der franzosischen Reformierten zu dem in Genf lebenden Calvin entstehen lassen Zwischen 1535 und 1560 durchdrang zunehmend der Calvinismus das franzosische Protestantentum und der Calvinismus war es der den Dissidenten Zulauf verschaffte So kam auch der Name Hugenotten auf Hugenottenkriege Bearbeiten Hauptartikel Hugenottenkriege nbsp Bartholomausnacht Gemalde von Francois Dubois nbsp Bartholomausnacht Kupferstich von Gaspard Bouttats nbsp Abjuration vom Heinrich IV Konig von Frankreich und Navarra am 25 Juli 1593 in der Kathedrale von Saint Denis1547 starb Franz I und sein Sohn Heinrich II bestieg den Thron Frankreichs Er setzte die Repression gegenuber den Hugenotten unvermindert fort Heinrich II wollte ahnliche Zustande wie im Heiligen Romischen Reich in jedem Fall verhindern Zunehmend hatten sich jetzt auch Adelige den Hugenotten angeschlossen und eine Ubereinkunft nach dem Augsburger Prinzip fur Frankreich hatte die unter Franz I erfolgreich verlaufende Zentralisierung Frankreichs schwer beschadigt Damit begann endgultig die politische Diskriminierung des Protestantismus in Frankreich 1 Eine neue Einrichtung und drei Edikte reichten um die Hugenotten mehr und mehr zu unterdrucken Da war erst einmal die Einrichtung der Chambre ardente in Paris einer Kammer die die hugenottischen Parlamentsabgeordneten verfolgte Diese Kammer richtete Heinrich bereits im ersten Jahr seiner Regentschaft ein Im Juni 1551 wurde dieses Prinzip im Edikt von Chateaubriand dann auch auf die Provinzparlamente ausgedehnt Das Edikt von Compiegne folgte im Juli 1557 die Ordnung in irgendeiner Weise storende Protestanten wurden der weltlichen Gerichtsbarkeit unterstellt die Verurteilung wegen Haresie liess Heinrich noch in den Handen der Kirche Den Schlusspunkt setzte er dann am 2 Juni 1559 im Edikt von Ecouen Von nun an durften die Gerichte fur Haresie nur noch die Todesstrafe verhangen Kurz nach dem Edikt starb Heinrich Unter Heinrichs Sohn Franz II hielt die begonnene Vertreibung an 1562 uberfielen katholische Soldaten bei Vassy Protestanten wahrend eines Gottesdienstes Die Bartholomausnacht 23 24 August 1572 in Paris lost erneute zahlreiche Fluchtlingsstrome aus Wichtige protestantische Personlichkeiten wurden ermordet Die Zahl der Todesopfer betrug in Paris etwa 3 000 und auf dem Lande zwischen 10 000 und 30 000 Schliesslich brachte 1598 das Edikt von Nantes eine zeitweilige Beruhigung der Lage die jedoch nur bis zur Eroberung von La Rochelle 1628 anhielt Nach dem Tod Kardinal Mazarins ubernahm der Sonnenkonig Ludwig XIV 1661 die Regierung und leitete eine gross angelegte mit Bekehrungs und Missionierungsaktionen verbundene systematische Verfolgung der Protestanten ein die er aufgrund der einsetzenden Fluchtlingswellen 1669 mit einem Emigrationsverbot verband und die schliesslich in den beruchtigten Dragonaden 1681 ihren Hohepunkt fanden Trotz Verbotes verliessen im Laufe von etwa funfzig Jahren ca 200 000 Fluchtlinge ihre Heimat Im Edikt von Fontainebleau 1685 widerrief Ludwig XIV das Edikt von Nantes Wer nunmehr als Protestant erkennbar war wurde mit Haft oder Galeerenstrafe belegt Daraufhin begaben sich viele in eine Untergrundkirche und leisteten teilweise in den Cevennen Widerstand Camisarden Dort kam es in den Jahren 1703 bis 1706 zum Burgerkrieg worauf Ludwig XIV uber 400 Dorfer dem Erdboden gleichmachen liess Das Psalmensingen und Bibellesen wird mit hohen Strafen belegt Viele Menschen traten zwangsweise zum Katholizismus uber auch um den gefurchteten Dragonaden zu entgehen Aber der Protestantismus liess sich nicht ausrotten weil die verfolgten und bestraften Protestanten als Martyrer verehrt wurden Da die Angehorigen der protestantischen Oberschicht darunter die meisten Geistlichen ins Ausland flohen wurde die Kirche durch Laienpastoren geleitet die sich durch eine gottliche Eingebung berufen fuhlten Deshalb kamen prophetische und ekstatische Formen der Religiositat auf Sie wurden in der Bewegung der Inspirierten in ganz Europa wirksam In den Nachbarlandern fanden die besitzlos gewordenen Hugenotten die zur leistungsfahigsten Schicht der Gesellschaft zahlten bei den Herrschern bereitwillige Aufnahme Privilegien und Kredite was in der ubrigen Bevolkerung wiederum Unverstandnis Neid und Anfeindungen ausloste Zumal stiessen sie als Reformierte auf Lutheraner so dass sie wiederum eine religiose Minderheit verkorperten Zu den Landern die fur etwa 200 000 Hugenotten eine neue Heimat wurden zahlten die Schweiz die Niederlande England Deutschland und Amerika So wurden mit dem Edikt von Potsdam vom 29 Oktober 1685 die reformierten Hugenotten im lutherischen Preussen aufgenommen Sie sorgten fur eine Blute der Wirtschaft und besonders der Landwirtschaft und offneten fur das kulturelle und Geistesleben weite Horizonte Vor allem entwickelten sie massgeblich Textil und Seidenmanufakturen und gewerbe Seidenraupenzucht fuhrten den Tabakanbau ein schwerpunktmassig in der Uckermark mit dem Zentrum Schwedt Oder und waren in Schmuckanfertigung und handel tatig In Frankreich dagegen schuf erst unter Ludwig XVI das Toleranzedikt 1787 eine neue Moglichkeit protestantischen Lebens Literatur BearbeitenJacques Vienot Histoire de la Reforme francaise Fischbacher 2005 Philippe Wolff Hrsg Histoire des Protestants en France de la Reforme a la Revolution Privat Toulouse 2001Einzelnachweise Bearbeiten Zu den Auseinandersetzungen siehe auch Julien Coudy Hrsg Die Hugenottenkriege in Augenzeugenberichten Herausgegeben von Julien Coudy Vorworte von Pastor Henry Bosc und A M Roguet O P Historischer Abriss von Ernst Mengin Dusseldorf 1965 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reformation und Gegenreformation in Frankreich amp oldid 228906717