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Pierre Leclerc 6 Oktober 1546 in Meaux in Frankreich auch Pierre le Clerc geschrieben im englischsprachigen Bereich auch Peter Leclerc latinisiert Petrus Clericus genannt war ein evangelischer Martyrer Von Beruf war er Wollkammer Er und die Personen die mit ihm zum Tode verurteilt wurden sind unter der Bezeichnung Vierzehn Martyrer von Meaux bekannt geworden Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Bischof Guillaume Briconnets Reformen 1 2 Evangelische Gemeinde in Meaux 1 3 Jean Leclerc 1 4 Zunehmende Verfolgung 2 Leben 2 1 Hauptpastor von Meaux 2 2 Festnahme 2 3 Prozess 2 4 Ruckfuhrung nach Meaux 2 5 Folter 2 6 Hinrichtung 3 Predigt gegen Leclerc und die anderen Hingerichteten 4 Weitere Hinrichtungen 5 Gedenktag 6 Gedenktafel 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenBischof Guillaume Briconnets Reformen Bearbeiten Der Bischof von Meaux Guillaume Briconnet ubernahm ab 1518 Gedanken von Erasmus von Rotterdam und von Jacques Lefevre d Etaples Unter dem Schutz der Margarete von Navarra fuhrte er in seiner Diozese kirchliche Reformen ein und berief Lefevre 1521 zum Generalvikar Dieser brachte nach Meaux eine Gruppe von Freunden und Schulern mit unter denen sich vom Bischof eingeladen auch Guillaume Farel befand Evangelische Gemeinde in Meaux Bearbeiten Um 1523 also nur etwa sechs Jahre nach Martin Luthers Thesenveroffentlichung entstand in Meaux eine kleine evangelische Gemeinde die erste auf franzosischem Boden Der Bischof duldete dies stillschweigend Das Wachstum der Gemeinde machte eine weitere Geheimhaltung schliesslich unmoglich Die wutenden Beschwerden einiger Monche drohten fur den Bischof gefahrliche Konsequenzen von staatlicher Seite her auszulosen So gab Briconnet seinen Reformkurs auf und zog die Predigterlaubnis fur Farel und seine Freunde die er ihnen gegeben hatte im Jahre 1523 zuruck Farel widersetzte sich als Einziger und musste nach Paris ausweichen Der Zirkel um Lefevre loste sich auf Dies verschlechterte die Situation der evangelischen Gemeinde in Meaux Jean Leclerc Bearbeiten 1524 gab Papst Clemens VII eine neue Ablassbulle heraus die Briconnet an der Tur der Kathedrale von Meaux und an anderen exponierten Stellen anbringen liess Mancherorts wurden die Plakate heruntergerissen stattdessen fanden sich an den Stadtmauern Aushange in denen der Papst als Antichrist beschrieben wurde Im Januar 1525 wurden romisch katholische Gebetsformulare in der Kathedrale mit Messer und Degenstichen zerstort was ein deutliches Zeichen der bei den Wollkammern und Walkern der Stadt durch das Lesen der Bibel immer starker werdenden evangelischen Uberzeugungen war Jean Leclerc Pierres alterer Bruder ebenfalls Wollkammer teilte ebenso wie sein Bruder diese Ansichten was dazu fuhrte dass er sich an den beschriebenen Aktionen beteiligte Jean Leclerc wurde an Ort und Stelle verhaftet und im Marz 1525 auf ein Dekret des Pariser Parlaments hin an drei aufeinanderfolgenden Tagen offentlich ausgepeitscht und vom Henker auf der Stirn gebrandmarkt in Anwesenheit seiner Mutter die ausrief Es lebe Jesus und sein Banner Er wurde verbannt und zog im Juli 1525 nach Metz wo er weiter in seinem Beruf arbeitete Spater beging er ein ahnliches Delikt Er horte von einer feierlichen Prozession die am nachsten Tag in der Umgebung der Stadt stattfinden sollte Blind vor Eifer ging er an den Ort an dem die Prozession stattfinden sollte und brach die Bilder von den Sockeln auf denen Weihrauch verbrannt werden sollte Auf dem Ruckweg in die Stadt wurde er verhaftet machte keinerlei Anstalten seine Tat zu leugnen sondern gab sie voller Genugtuung zu Seine Strafe bestand darin dass seine rechte Hand abgehackt und seine Nase abgerissen wurde Seine Arme wurden mit Zangen gefoltert seine Brustwarzen wurden herausgerissen und sein Kopf wurde in zwei Ringe aus rotgluhendem Eisen geklemmt Wahrend Jean Leclerc noch den Vers Ihre Gotzen aber sind Silber und Gold von Menschenhanden gemacht aus Psalm 115 Ps 115 4 LUT rezitierte wurde er blutend und verstummelt auf das lodernde Reisig geworfen und lebendig verbrannt Jean Leclerc wurde damit zum ersten evangelischen Martyrer Frankreichs Zunehmende Verfolgung Bearbeiten Das Vorbild Jean Leclercs brachte die evangelischen Christen in Meaux dazu Farbe zu bekennen Der erste Martyrer der Gemeinde vor Ort wurde der junge Geistliche Jacques Pouent der lutherische Bucher ubersetzt hatte Briconnet erlaubte seine Verurteilung Pouent wurde auf der Place de Greve zur Verbrennung an einen Pfahl gebunden Seine Rede vor den Umstehenden entfaltete eine solche Wirkung dass Pierre Cornu der an der Sorbonne lehrte urteilte Es ware besser die Kirche hatte es sich eine Million in Golddukaten kosten lassen um die Rede Pouents an das Volk zu verhindern Der Tod dieses Menschen hat ihm so zahlreiche Nachfolger verschafft dass man sie niemals wird vollig ausrotten konnen Briconnet versuchte die gewaltsame Vorgehensweise des Franziskanerordens zu bekampfen Obwohl er seine Unschuld beteuerte musste er sich selbst vor dem Pariser Parlament das als Gericht fungierte verantworten Das Parlament befahl weitere Verhaftungen Zahlreiche evangelische Christen wurden von Meaux nach Paris gebracht und dort inhaftiert Es handelte sich um einfache Personen niederen Standes Einige Personen aus dem Umfeld Briconnets die eine indifferente Position zur Reformation eingenommen hatten sollten ebenfalls vor Gericht gestellt werden Jacques Lefevre d Etaples und der konigliche Hofprediger Roussel konnten mit Briconnets Hilfe nach Strassburg fliehen Andere aus ihrem Kreis gelangten nach Basel Die zunehmende Verfolgung der evangelischen Gemeinde in Meaux unter Bischof Briconnets Nachfolger Antoine Duprat brachte das Gemeindeleben fast vollig zum Erliegen Einige Gemeindemitglieder hielten aber an der evangelischen Lehre fest 1528 wurde in Meaux eine angebliche Bulle des Papstes angebracht in der zum Lesen und der Verbreitung der Schriften Martin Luthers aufgefordert wurde Guillaume Briconnet starb am 24 Januar 1534 in seinem Schloss zu Aimans Er hatte sich aus der Kirchenpolitik zuruckgezogen und zuletzt klar auf der Seite der romisch katholischen Lehre gestanden Sein Nachfolger wurde am 5 Mai Antoine Duprat der schon am 9 Juli 1535 ebenfalls starb Am 13 August folgte Jean XIV de Buz in dessen Amtszeit die im nachsten Kapitel beschriebenen Ereignisse um Pierre Leclerc fielen Leben BearbeitenHauptpastor von Meaux Bearbeiten Die kleine Gruppe die von der evangelischen Gemeinde in Meaux ubrig geblieben war nahm 1546 die von Johannes Calvin konzipierte Kirchenorganisation mit einem Altestenrat an Als Vorbild diente dabei die acht Jahre zuvor von franzosischen Fluchtlingen in Strassburg gegrundete Gemeinde die von Calvin geleitet wurde und zu der enge Verbindungen bestanden da auch die meisten evangelischen Christen aus Meaux dorthin geflohen waren Auf die Wahl des Hauptpastors das heisst des Predigers und Verwalters der Sakramente bereitete die Gemeinde sich mit einigen Tagen des Fastens und des Gebets vor Die Wahl fiel auf Pierre Leclerc der als unbescholten und bibelfest galt Die regelmassigen sonn und feiertaglichen Gottesdienste fanden in der Nahe des Marktes im Haus eines alteren Burgers namens Etienne Mangin statt Dort legte Leclerc die Schrift aus die Gemeinde betete sang Psalmen und geistliche Lieder Dort schworen sie romisch katholischen Praktiken ab die sie fur gotzendienerisch hielten wonach sie ein oder zweimal das Abendmahl entsprechend der biblischen Uberlieferung feierten Kern der kleinen Gemeinde waren 40 bis 50 Glaubige die auch an der Wahl Leclercs beteiligt waren Es handelte sich grosstenteils um einfache Leute beiderlei Geschlechts aber auch Burger Erstmals und auch letztmals in Frankreich flossen hier und in dieser Phase lutherische und calvinistische Stromungen zusammen Die gemeinsame Grundlage war die Bibel Luther lieferte die Anstosse Calvin die Gestaltung Die Gemeinde war stark jenseitsorientiert und betrachtete sich als erlost Unter Pierre Leclercs sorgfaltiger Fuhrung begann die Gemeinde wieder zu wachsen auch Personen aus den Nachbardorfern in einem Umkreis von etwa 20 km oder mehr horten die Predigten und feierten die Sakramente in Mangins Haus 20 Jahre nach Jean Leclercs Tod trafen sich dort zwischen 300 und 400 evangelische Christen beider Geschlechter und aus allen Altersstufen Dies fuhrte zu ihrer baldigen Entdeckung und Beobachtung durch gegnerisch eingestellte Personen Sie wurden in der Tat von Freunden gewarnt wachsam zu sein gegenuber den wohluberlegten Planen welche gegen sie geschmiedet wurden Die Antwort war dass selbst die Haare auf ihren Kopfen gezahlt seien und dass das geschehen werde was Gott wolle Vergleiche Mt 10 27 33 LUT und Lk 12 1 12 LUT Schliesslich wurden die Behorden aufmerksam Festnahme Bearbeiten Am 8 September 1546 einem Tag der von der romisch katholischen Kirche als Maria Geburt gefeiert wird kam um 7 Uhr morgens ein Informant zum Magistrat der erklarte dass die Gemeinde bereits dabei sei sich zu versammeln Als der Magistrat der Stadt diese Nachricht erhielt begab er sich zu dem Haus des Mangin in dem der Gottesdienst stattfand Auch der Propst mit seiner Eskorte und einigen Offiziellen ebenso wie der Offizier der fur die Uberwachung von Verhaftungen und Bestrafungen von Raubern im fraglichen Distrikt zustandig war kamen hinzu Auch er wurde von einer grossen Schar begleitet Das Haus wurde von der Gendarmerie umzingelt Zu diesem Zeitpunkt befand sich Pierre Leclerc in der Mitte der Gemeinde und legte einen bestimmten Abschnitt des ersten Briefs des Paulus an die Korinther aus Alle waren in einem Obergemach versammelt Die Begleiter des Offiziers die hier eintraten blieben fur eine Weile in einer stillen Gruppe wie vom Donner geruhrt stehen Der Examinator fragte ausfuhrlich was so viele Personen hier zusammengebracht habe und sie davon abgehalten habe ihre eigenen Gemeinden zu besuchen Hauptsachlich das was Du siehst antwortete Leclerc aber warte geduldig bis wir diese Verpflichtungen abgeschlossen haben Die anderen Offiziere des Magistrats entgegneten Nein sondern ihr musst ins Gefangnis gehen Lasst uns gehen sagte Leclerc wenn es Gottes Wille ist Im selben Moment wurde er gebunden und gefesselt Etwa 3 Kinder 19 Frauen und 41 Manner Leclerc mitgezahlt wurden verhaftet Die Festgenommenen leisteten keinerlei Gegenwehr Leclercs freundliches Verhalten wurde von den anderen ubernommen Eine junge Frau unter ihnen wohl noch zu jung um den Grad der Feindschaft zu verstehen mit dem der Verkundung hier begegnet wurde soll den Vorgang dem Magistrat gegenuber allerdings mit den Worten Wenn ihr mich in einem unzuchtigen Frauenhaus oder sonst einem unehrlichen schamlosen Ort wurdet gefunden haben so wurdet ihr mich nicht also gebunden und von dannen weggefuhrt haben nach der Ubersetzung des Martyrbuches kommentiert haben Der Magistrat nutzte seine Autoritat um sie zum Schweigen zu bringen und befahl die gesamte Versammlung ins Stadtgefangnis bringen zu lassen Es war eine ungewohnlicher Anblick als so viele Personen beiderlei Geschlechts sich von einer vergleichsweise kleinen Gruppe widerstandslos wegfuhren liessen Wenn sie irgendeinen Willen zum Widerstand gezeigt hatten so hatten sie von ihren Verwandten und Nachbarn die sich in der Stadt befanden problemlos befreien lassen konnen Sie waren aber weit davon entfernt mit Gewalt oder Aufruhr vorzugehen Sie wirkten fast unbekummert und frohlich und sangen Psalmen insbesondere Psalm 79 Ps 79 1 13 LUT der von den Feinden Gottes handelt die in den Tempel eindringen Sobald sie im Gefangnis eingeschlossen worden waren wurden Ermittlungen gegen ihre pietatlosen Treffen und Konventikel wie ihre Gottesdienste tituliert wurden aufgenommen Unter anderen Anschuldigungen wurde als die schwerste gegen sie vorgebracht dass sie es gewagt hatten das Abendmahl zu feiern Allein die Vorstellung wurde als Angriff auf das Priestertum gewertet da hierdurch dessen Daseinsberechtigung in Frage gestellt wurde und dessen wohlgehutete Autoritat in die Hande von Laien zu entgleiten drohte Die Privilegien des Klerus hatten sich hierdurch in Rauch auflosen konnen Sobald die Ermittlungen sichergestellt hatten dass die Anklage nicht gefahrdet werden konnte wurden die Verhafteten auf Wagen gebunden und nach Paris gebracht Es gab nicht einmal so viel Strohabfall dass die Gefangenen darauf hatten ruhen konnen Die Reise erfolgte in grosser Eile es wurde keine Unterbrechung oder Erholung gewahrt Der Transport verursachte bei mehreren Gefangenen Knochenbruche Obwohl sehr viele von ihnen von Alter und Muhen gezeichnet und von den Strapazen und den Erschutterungen der Gefahrte geschwacht waren horten sie nicht auf sich auf dem Weg zu ermahnen und zu ermutigen Als sie in der Hauptstadt anlangten sangen sie auf dem Weg ins Palastgefangnis noch immer Psalmen wo sie nur empfangen wurden um weiteren schweren Qualen ausgesetzt zu werden Prozess Bearbeiten Die Verhandlung wurde vom Parlament durchgefuhrt Hauptanklagepunkt war die Feier des Abendmahls ohne Autorisation durch die romisch katholische Kirche und das Horen der offentlichen Bibellesungen Pierre Leclercs auf Franzosisch Einige der Angeklagten mussten offentlich widerrufen Es wurde mit grosster juristischer Harte vorgegangen besonders gegen 14 der Gemeindemitglieder deren Namen uberliefert sind und die als die Vierzehn von Meaux bekannt wurden allesamt Manner darunter wiederum Leclerc die sich im Bekenntnis ihres Glaubens als besonders standhaft erwiesen hatten und sich deshalb den schwersten Anschuldigungen ausgesetzt sahen Diese wurden am 4 Oktober wegen Ketzerei verruchter Gotteslasterung Konventikelwesen und verbotener Versammlungen Schisma und fehlbarer Handlungen zur schwersten Folter die das Gesetz erlaubte die sie trotz ihrer auf dem Transport erlittenen Verletzungen zu erdulden hatten verurteilt Danach sollten sie auf Geflechten zum grossen Marktplatz von Meaux nahe dem Haus Etienne Mangins geschleift und anschliessend dort offentlich bei lebendigem Leibe verbrannt werden Es handelte sich um folgende Personen Pierre Leclerc Etienne Mangin Jaques Bouchebec Jean Brissebarre Henri Hutinot Thomas Honnore Jean Baudouin Jean Flesche Jean Piquery Pierre Piquery Jean Matheflon Philippe Petit Michel Caillon Francois LeclercPersonen die weniger verdachtig hinsichtlich der Standfestigkeit ihres evangelischen Glaubens waren erhielten geringere Strafen Dies betraf beide Geschlechter Funf wurden ausgepeitscht und verbannt zehn allesamt Frauen wurden freigelassen die ubrigen erhielten unterschiedlich abgestufte Bussstrafen Einige wurden dazu verurteilt dass sie bei den Hinrichtungen in schandlichen Positionen zusehen mussten Einer von ihnen sollte unter den Achseln aufgehangt werden mit dem Hals in einer Schlinge wahrend er bei den Hinrichtungen zusehen sollte Auch einige der Frauen sollten bei der Verbrennung der Manner zusehen Das Parlement stellte fest dass der Bischof sich straflicher Nachlassigkeit schuldig gemacht habe indem er solche Versammlungen erlaubt hatte Die Beweise zeigten an dass sich eine Unzahl an Lutheranern und Ketzern in Meaux befanden zusatzlich zu den Vorgefuhrten Sie alle sollten ausfindig gemacht werden Alle Bucher in der Stadt welche die christliche Religion betrafen sollten innerhalb von acht Tagen im Archiv niedergelegt werden Spezielle Predigten sollten gehalten und Suhneprozessionen abgehalten werden Das Urteil wurde in Paris veroffentlicht um die Erinnerung an den Vorfall zu verewigen Erster Prasident des Gerichts zu dieser Zeit war Pierre Liset Er brachte die ubrigen senatorischen Richter dazu die 14 Todeskandidaten voneinander zu trennen Sie wurden zunachst einzeln auf verschiedene Kloster verteilt Dort sollten sie widerrufen was durch die Isolation voneinander erleichtert werden sollte Sie verweigerten dies aber Das Haus welches ihren Versammlungen gedient hatte wurde entsprechend dem Beschluss des Parlements vollstandig abgerissen als ewiges Zeichen ihrer Pietatlosigkeit wie den Verurteilten gesagt wurde An seiner Stelle wurde eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Sakraments errichtet Dort sollte jeden Donnerstag eine Messe gelesen werden zur Verehrung der Hostie entsprechend der romisch katholischen Transsubstantiationslehre Diese Massnahmen wurden mit dem konfiszierten Besitz der Verurteilten finanziert Ruckfuhrung nach Meaux Bearbeiten Zur Vollstreckung der Todesurteile wurden die Gefangenen nach Meaux zuruckgebracht die Hinrichtungen sollten auf dem grossen Marktplatz stattfinden um die Bestrafung so nah wie moglich am Ort des Verbrechens durchzufuhren Bei der Uberfuhrung der Gefangenen nach Meaux ritten Maillardus und Picard zwei hochrangige Theologen die an der Sorbonne promoviert hatten auf Mauleseln mit diesen mit und versuchten sie von ihrem evangelischen Glauben abzubringen Als Leclerc dies zu viel wurde antwortete er Picard Pack dich von uns Satan und verhindere uns nicht in der Betrachtung der grossen Wohltaten die uns Gott durch seinen Sohn Jesum erzeigt hat an welchem uns viel mehr gelegen ist als an deinem Geschrei Wiederum nach dem Martyrbuch Auf Leclercs Frage was die Grundlage ihrer Transsubstantiationslehre sei und ob sie beim Verzehr des Brotes und Weines auch nur einmal andeutungsweise das Fleisch und Blut Christi geschmeckt hatten mussten sie die Antwort schuldig bleiben Im Dorf Couberon in der Nahe des Waldes von Livry ermunterte ein Leineweber die Todeskandidaten am 5 Oktober mit den Worten Bruder denkt an Den der im Himmel ist zum Martyrium Die Bogenschutzen welche die Eskorte bildeten ergriffen ihn und warfen ihn zu den Gefangenen auf den Karren die sich durch ihn der nun ihr Schicksal teilen sollte bestatigt sahen Folter Bearbeiten Ziel der als ausserordentlich bezeichneten Folter war dass die Verurteilten weitere evangelische Christen denunzieren sollten Keiner von ihnen konnte dazu gebracht werden Einer der Gefolterten soll zu den Folterknechten gesagt haben Nur tapfer drauf auf diesen elenden Leib Verschont seiner nicht der dem Geist und seinem Schopfer manchmal so widerspenstig gewesen ist Siehe Martyrbuch Hinrichtung Bearbeiten Die Ehefrauen der Todeskandidaten und ihre nachsten Verwandten waren dazu verurteilt worden bei den Hinrichtungen am 6 Oktober auf dem Marktplatz anwesend zu sein Die Manner hatten barhauptig zu gehen die Frauen an deren Seite um die Ehefrauen und Verwandten von den ubrigen Zuschauern unterscheiden zu konnen Die funf zu Auspeitschung und Verbannung Verurteilten mussten die Hinrichtungen auf Parlementsbeschluss unter den Achseln aufgehangt verfolgen Die ubrigen Verurteilten mussten Stricke um den Hals tragen Die Todeskandidaten wurden um 14 Uhr aus dem Kerker geholt Etienne Mangin und Pierre Leclerc wurden auf Geflechten zu den im Kreis aufgestellten Pfahlen getragen die ubrigen wurden mit Karren zur Richtstatte gebracht Sechs der Todeskandidaten waren bereit bei einem Priester die Beichte abzulegen Dadurch entgingen sie der zusatzlichen Strafe welche den anderen zum Tode Verurteilten zuteilwurde Diesen wurde vor der Verbrennung die Zunge herausgeschnitten die ubliche Strafe fur jene die unbussfertig starben Bisweilen wird vermutet dass damit auch verhindert werden sollte dass die Zuschauer von den Worten der Hinzurichtenden verfuhrt werden konnten Als Erster wurde Etienne Mangin aufgefordert die Zunge herauszustrecken was er bereitwillig tat Es wurde behauptet Mangin habe nachdem ihm die Zunge herausgeschnitten worden war und er das Blut ausgespuckt hatte noch dreimal verstandlich sagen konnen Le nom de Dieu soit beni Zu Deutsch Der Name des Herrn sei gelobt Das Martyrbuch von Crespin und Corvinus zieht dabei den Vergleich mit dem altkirchlichen Martyrer Romanus von Casarea von dem Prudentius ebenfalls behauptet er habe nach Amputation seiner Zunge noch mit verstandlichen Worten den christlichen Glauben bekennen konnen ein legendarisches Motiv das als elinguis eloquentia bekannt ist 1 An ihre Pfahle gebunden konnten sie sich gegenseitig ansehen und Mut zusprechen So wurde Leclerc gemeinsam mit dem Leineweber und den anderen zum Tode Verurteilten lebendig verbrannt Es wurde berichtet dass einige von ihnen noch bis zum letzten Atemzug laut Gott lobten Gleichzeitig schrien gegnerisch eingestellte Zuschauer vor Wut und Priester sangen lautstark das O salutaris hostia und das Salve Regina womit sie die Verurteilten ubertonten Anschliessend erfolgte die Auspeitschung der funf dazu Verurteilten die danach inhaftiert wurden Die ubrigen Verurteilten mussten auf Parlamentsbeschluss um Vergebung fur ihr Verbrechen bitten und an einer Bussprozession teilnehmen Predigt gegen Leclerc und die anderen Hingerichteten BearbeitenPicard trat am 7 Oktober in einer prachtigen Prozession noch einmal bei schonem Wetter auf den Marktplatz auf dem die Reste der Scheiterhaufen noch schwelten und predigte unter einem Baldachin aus Goldstoff in einer Festpredigt zum Abschluss der Urteilsvollstreckung gegen die am Vortag verbrannten Personen Dabei soll er gesagt haben wer selig werden wolle musse glauben dass die Hingerichteten nun die Hollenstrafe zu erdulden hatten Selbst wenn ein Engel etwas anderes behaupte solle man ihm nicht glauben Gott ware nicht Gott wenn er die Verbrannten nicht verdamme Picards Rede soll auch auf Zuhorer die nicht der Reformation zuneigten nicht sehr uberzeugend gewirkt haben da seine Darstellung der Hingerichteten nicht dem Bild entsprach dass sich die Personen welche diese personlich gekannt hatten zu deren Lebzeiten von ihnen gemacht hatten insbesondere deren Angehorige Weitere Hinrichtungen BearbeitenDie evangelische Gemeinde von Meaux war damit zunachst zerschlagen die Uberlebenden brachten die Reformation aber in andere Stadte Frankreichs und auch in Meux bildete sich wieder eine reformierte Gemeinde Im Jahre 1546 waren bereits funf weitere evangelische Christen in Paris verbrannt worden darunter der gelehrte Drucker Etienne Dolet weitere starben in den Provinzen 1547 folgten weitere Hinrichtungen der Politik Franz I entsprechend Gedenktag Bearbeiten6 Oktober im Evangelischen Namenkalender zusammen mit den anderen am 6 Oktober 1546 in Meaux verbrannten Mannern Ein inoffizieller Gedenktag fur Leclerc an einem anderen Datum findet sich bereits in C Goltwurms Kirchen Kalender von 1559 Der heute ubliche Termin wurde zunachst ebenfalls inoffiziell von Jorg Erb fur sein Buch Die Wolke der Zeugen Kassel 1951 1963 Bd 4 Kalender auf S 508 520 eingefuhrt Die Evangelische Kirche in Deutschland ubernahm im Jahre 1969 diesen Gedenktag in den damals eingefuhrten Evangelischen Namenkalender seitdem hat dieser evangelische Gedenktag offiziellen Charakter Gedenktafel BearbeitenAn der reformierten Kirche St Nicolas in der Rue du Faubourg in Meaux erinnert eine Gedenktafel an die 14 von Meaux 2 Literatur BearbeitenJean Crespin Christoph Corvinus Martyrbuch Denckwurdige Reden und Thaten viler H Martyrer Herborn 1698 Erstausgabe Verlag Corvinus Herborn 1595 Rudolph Huber Apophtegmata martyrum Joh Wilhelm Simler Zurich 1664 S 74f Paul Emil Henry Das Leben Calvins Zweiter Band Friedrich Perthes Hamburg 1838 S 333f Francois Pierre Guillaume Guizot A Popular History of France From The Earliest Times Band IV erschienen zwischen 1870 und 1879 S 188f Herbert Morris Bower The Fourteen of Meaux An Account of the Earliest Reformed Church Within France Proper Organized by Etienne Mangin and Pierre Leclerc Longman Green and co London 1894 Neuauflage Kessinger Publishing 10 September 2010 ISBN 116726195X und ISBN 978 1167261954 Arthur Augustus Tilley The reformation in France in A W Ward G W Prothero und Stanley Leathes Herausgeber begonnen von John Emerich Edward Dalberg Acton 1 Baron Acton The Cambridge Modern History Band 2 The Reformation The Macmillan Company New York 1904 Thomas M Lindsay A History of the Reformation Wipf amp Stock Publishers Eugene 1999 ISBN 1 57910 283 2 Buch III Kapitel IV 2 S 150f Erstausgabe durch Charles Scribner s Sons 1906 Joseph Chambon Der franzosische Protestantismus Sein Weg bis zur Franzosischen Revolution Christliche Literatur Verbreitung Bielefeld 2004 ISBN 3 89397 964 6 Erstauflage 1937 Frieder Schulz und Gerhard Schwinge Herausgeber Synaxis Beitrage zur Liturgik Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1997 ISBN 3 525 60398 3Weblinks BearbeitenPierre Leclerc im Okumenischen Heiligenlexikon Pierre Leclerc im Okumenischen Namenkalender Christine Grierson Our tribute to the French IsraelitesEinzelnachweise Bearbeiten Christianisme et Formes Letteraires de L Antiquite Tardive en Occident Fondation Hardt Genf 1977 Eberhard Gresch Die Hugenotten Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2009 ISBN 978 3 374 02260 1 S 218Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 14 April 2023 PersonendatenNAME Leclerc PierreALTERNATIVNAMEN le Clerc Pierre Leclerc Peter Clericus PetrusKURZBESCHREIBUNG franzosischer evangelischer MartyrerGEBURTSDATUM 15 Jahrhundert oder 16 JahrhundertSTERBEDATUM 6 Oktober 1546STERBEORT Meaux Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pierre Leclerc amp oldid 232818933