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Der Piepenkopf ist eine im 3 Jahrhundert v Chr errichtete Wallburg auf einem sudwestlich verlaufenden Sporn des 360 m hohen Kleeberges in der Mitte des Lipper Berglandes Die in der keltischen La Tene Zeit erbaute Siedlung befindet sich in der Gemeinde Dorentrup Kreis Lippe und ist somit ein kulturhistorisches Bodendenkmal Erst 1933 wurden die Reste des Ringwallsystems als solche von beachtlicher prahistorischer Bedeutung identifiziert wahrend des Zweiten Weltkriegs 1941 unter Denkmalschutz gestellt und bis 1966 eingehend vom damaligen Leiter des Lippischen Landesmuseums Friedrich Hohenschwert archaologisch untersucht Im Sommer 2017 2018 und 2019 wurden erneut Ausgrabungen durch Archaologen der Cardiff University durchgefuhrt Die Ausgrabungen sollen in den nachsten Jahren fortgesetzt werden 1 2 PiepenkopfWallrest am sudostlichen Rand der WallburgWallrest am sudostlichen Rand der WallburgAlternativname n AmelungsburgStaat DeutschlandOrt DorentrupEntstehungszeit 3 Jahrhundert v Chr Burgentyp SpornburgErhaltungszustand Graben Walle und ErdwerkStandische Stellung keine ZuordnungBauweise Mit Holzpfosten eingefasstes Lesesteinmauerwerk und PalisadeGeographische Lage 52 3 N 8 58 O 52 043333333333 8 9688888888889 240 Koordinaten 52 2 36 N 8 58 8 OHohenlage 240 m u NHNPiepenkopf Nordrhein Westfalen Grabungskampagne 20193D Ansicht des digitalen Gelandemodells Inhaltsverzeichnis 1 Infrastruktur 1 1 Befestigungswerk 1 2 Geografische Lage im historischen Kontext 2 Archaologischer Befund 2 1 Vorromische Anlage 2 2 Sachsischer Ringwall 2 3 Weisse Quarzsanddune 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseInfrastruktur BearbeitenBefestigungswerk Bearbeiten Der 7 Hektar grosse an der Nordseite des Begatals und ostlich des Bachlaufes der Maibolte gelegene Ringwall besitzt eine Umwallung die sich ausgezeichnet an die Gelandegegebenheiten anpasst Die schutzbedurftigere Ostseite des Bergsporns ist zudem noch mit einem Vorwall ausgestattet der sich bis zum Fuss der Amelungsburg erstreckt Dadurch wird ein Berggrat mit in die Anlage eingefasst der einen Zugang zum alten Hohenwegsystem gebildet hat Diese einzige Burgbastion wird durch den kegelformigen Keuperberg Amelungsburg der eine hervorragende Wartefunktion mit weitem Ausblick erschliesst abgeschlossen In der Fliehburg ist die Wasserversorgung durch eine vormals eingefasste Quellmulde gesichert die den Sudwall durchstromt und anschliessend nochmals in einem jetzt versumpften Bassin aufgefangen wurde Dieses Bassin und die auch ausserhalb der Wallung befindlichen Terrassierungen lassen eine Nutzung des Gelandes als Weideflache fur das Vieh der Bewohner erkennen Begrenzt wird diese hangabfallende Flache im Westen und Suden durch die Maibolte An der nordseitigen Schlucht fehlt die Wallung da hier lediglich eine Holzpalisade als Abschirmung genugte Geografische Lage im historischen Kontext Bearbeiten Die Siedlung Piepenkopf der vorromischen Eisenzeit hat eine Mittelpunktfunktion inne wenn man die geografischen Verhaltnisse in Betracht zieht Sie liegt in der Mitte zwischen dem grossen Weserbogen und dem Osning In der damaligen Zeit ist sie also einen Tagesmarsch von diesen Barrieren entfernt Auch befindet sie sich im Zentrum der beiden Mittelgebirgsketten Wiehengebirge und Osning die parallel die Norddeutsche Tiefebene durchschneiden Diese Gegebenheiten sind umso beachtenswerter wenn man bedenkt dass in der La Tene Zeit alle Siedlungen dieses Typs Hohensiedlungen sind Diese Burggemeinschaften befinden sich auch in Westfalen auf den oben genannten Bergrucken Das Wiehen und Wesergebirge verfugt uber je funf solcher Ringwalle als Beispiel hierfur sei die Babilonie bei Lubbecke genannt Der sudliche Teutoburger Wald ist ebenfalls mit vier Hohenburgen vertreten wie dem Tonsberg Lager In direkter Nachbarschaft liegen im Lipper Bergland die Herlingsburg und die Rodenstatt in der Gemeinde Schieder Schwalenberg Sie alle bilden eine Enklave der keltischen Welt weil sich die nachstgelegenen Anlagen in etwa 150 km Entfernung im sudlichen Hessischen Bergland befinden Die Besonderheit des Piepenkopfes liegt nun in der Tatsache dass er als einzige westfalische Fluchtburg uber den Sichtkontakt zu all den anderen aufgezahlten Siedlungen verfugt Archaologischer Befund BearbeitenVorromische Anlage Bearbeiten nbsp Grundriss des 7 ha umfassenden PiepenkopfIn seinen erst 1711 herausgegebenen Schriften erwahnt der auch in Lemgo tatige lutherische Theologe und als Reformator Westfalens bekannte Hermann Hamelmann eine Hameleburg Amelungsburg in der Lemgoer Mark Wortlich Eine treffliche Feste auf der Hohe auf die noch Reste auf dem Berg und viele Umstande hinweisen 1933 wurde die Anlage als eisenzeitlich eingestuft und bis Kriegsanfang durch Grabungen am Wall und im Innern untersucht Die Grabungsergebnisse sind 1966 ausgewertet und vor Ort nachuntersucht worden Uberall im Innern der Anlage ist man bei den Grabungen auf eine sehr starke Brandschicht gestossen Bei den Untersuchungen am Wall fand man heraus dass die machtigen Wallpfosten nicht etwa im Boden des Befestigungswerkes verrottet sind sondern sie wurden gewaltsam nach aussen uber den vorliegenden Wallgraben gezogen Dieser Wallgraben ist so mit ehemaligem Wallwerk aufgefullt Es kann also von einer kriegerischen Auseinandersetzung die zur Ersturmung Brandschatzung und letztendlich zur konsequenten Schleifung der Befestigung fuhrte ausgegangen werden Die Zerstorungen waren so vollstandig dass der Piepenkopf nicht wieder bebaut und somit bewohnt worden ist was eine sehr gute Basis fur zukunftige Forschungen darstellt Im Innern des Piepenkopfes sind bei Probegrabungen Keramikfragmente von Vorratsgefassen Trinkbechern und Kochtopfen zum Vorschein gekommen die alle auf eine Besiedlung von Generationen umspannender Dauer schliessen lassen als auf eine nur bei Bedarf genutzte Fluchtburg Die gewaltigen Anstrengungen der Erbauer wurden der einer Fliehburg in qualitativen und quantitativen Ausmassen also nicht gerecht werden An dem Kohlenstoffgehalt der reichlich vorhandenen Brandreste wurde mit Hilfe der Radiokohlenstoffdatierung die Befestigung in das 3 bis 2 vorchristliche Jahrhundert bestimmt Die Keramikfragmente sind ebenso eindeutig La Tene zeitlich einzuordnen Sachsischer Ringwall Bearbeiten Sudwestlich des Warthberges Amelungsburg befindet sich ein 8 10 m im Durchschnitt messender Wallring und ein dazugehoriger Wallabschnitt Diese Erdwerke fallen in die Zeit der sachsischen Westfalen somit in einen 1200 Jahre wahrenden jungeren Zeitraum worauf auch der Name Amelungsburg hinweist Zwei ebenso La Tene zeitliche Hohensiedlungen die Grotenburg bei Detmold und die gleichen Namens sich bei Hessisch Oldendorf aufragende Amelungsburg im Suntel besitzen solche sachsischen Vorwalle die wahrscheinlich der Bewachung des Wegesystems dienten Der Name Amelung geht auf einen der beiden Stammvater des einflussreichen sachsischen Geschlechts der Billunger mit Titel und Namen Graf Amelung 811 n Chr zuruck welche fortan die Nebenlinie der Amelungen bilden auf die moglicherweise im Nibelungenlied angespielt wird Weisse Quarzsanddune Bearbeiten nbsp Keltische Halskette mit Glasperlen und Bernstein aus dem TessinSeit dem Jahr 2000 dem Beginn der intensiven archaologischen Erforschung der La Tene zeitlichen Schnippenburg bei Ostercappeln im Wiehengebirge wird auch eine vorchristliche Glasherstellung im westfalischen Raum in Erwagung gezogen Seit Jahrtausenden wird zur Herstellung von Keramik Metall und unabdingbar fur Glas auf Quarz und Quarzit wegen der Harte und Verformbarkeit zuruckgegriffen Direkt am Piepenkopf tritt der Rohstoff Quarzit als eines der hartesten und verschleissfestesten Gesteine uberhaupt zu Tage Fur einfache Mahlsteine das perfekte und auch am meisten benutzte Material Die Stelle ist keine 30 m westlich zwischen Wall und der Maibolte gelegen Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden diese Vorrate auf Grund der Rohstoffknappheit in Deutschland im offenen Steinbruch abgebaut Dies geschah aber nicht ohne vehemente Proteste des Amtes Rosenberg Der gerade erst entdeckte Piepenkopf wurde fur einen Vorposten der freiheitsliebenden Cherusker gegen das Joch Roms ausgegeben und ein Quarzitabbau der eine Zerstorung der Hohensiedlung zur Folge gehabt hatte vom Kulturamt Rosenberg konsequent abgelehnt 3 Abgebaut wurde trotzdem wie der Grundriss zeigt zeitbedingt aber nicht ausloschend Ein zusatzliches Rohstoffvorkommen befindet sich 2 km weiter ostlich der Wallburg Es handelt sich um eine machtige reinweisse Quarzsanddune die sich mit den Eiszeiten auf den 2 Millionen Jahre alten Tertiar als Geschiebe abgelagert hat Geologisch sucht sie in Westfalen ihresgleichen auch werden Teile davon in vorchristlicher Zeit freigelegen haben Siehe auch SandkulturWeblinks Bearbeiten nbsp Dorentruper Sandgrube Abbau des QuarzsandesAm Rand der keltischen WeltLiteratur BearbeitenFriedrich Hohenschwert Der Kreis Lippe I Einfuhrende Aufsatze Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0427 6 Friedrich Hohenschwert Der Kreis Lippe II Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0428 4 Reden D v Linde R Hillentrup Kirchdorf und Bauernschaft Heimatverein Hillentrup 1994 ISBN 3 924481 06 7 Friedrich Hohenschwert Ur und Fruhgeschichtliche Befestigungen in Lippe Herausgegeben von der Altertumskommission fur Westfalen Munster 1978 ISBN 3 921428 21 1 Ian Dennis Oliver Davis Johannes Muller Kissing Excavations at the Grotenburg amp Piepenkopf hillforts Westphalia Germany An Interim Report In Cardiff Studies in Archaeology Specialist Report 38 Cardiff University 2018 ISBN 978 0 9568398 6 2 DigitalisatEinzelnachweise Bearbeiten Lippische Landeszeitung In Dorentrup untersuchen walisische Experten eine machtige Wallburg Landesverband Lippe Eisenzeitliches Leben in Lippe Internationale Erforschung zweier Wallburgen geht in die zweite Runde Uta Halle Vom irdenen Geschirre zum kriegswichtigen Produkt in Hillentrup Kirchdorf und Bauernschaft Wallburgen aus der Latenezeit in Westfalen Lippe Wiehengebirge und Wesergebirge Babilonie Dehmer Burg Nammer Lager WittekindsburgLipper Bergland Amelungsburg Herlingsburg Piepenkopf RodenstattTeutoburger Wald Grotenburg Hunenburg Schnippenburg Tonsberg Sachsenlager Sauerland Eresburg Hofkuhl Wilzenberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Piepenkopf amp oldid 227032639